„Ich hatte mich verloren Ria. Wie du weißt suchte ich damals in den Trümmern und wurde von einem herabstürzenden Balken fast erschlagen. Er traf mich hart, schlug mich bewusstlos und der Göttin sein Dank, war der Boden schon morsch und ich fiel tief verschüttet in den Keller. Als ich wieder erwachte, in rauchiger Dunkelheit, hatten sich meine Gedanken zu Todessehnsucht bis zur vollkommenen Verschlossenheit, Lethargie und Selbstgeißelung, unter Verfolgungswahn und Alpträumen verfinstert und so floh ich voller Panik und Wahnvorstellung aus dieser Stadt.
In verwahrlostem Zustand und völlig ausgemergelt, fand mich dann ein Mitglied meines Ordens der Shinibaran in der Nähe seines Schreines und peppelte mich mühsehlig körperlich einige Tage lang wieder auf. Geistig jedoch blieb ich ihm stets verschlossen, schien jedoch zu Eilistraee stets nie die Verbindung zu verlieren. Meditierend und betend dankte ich ihr ununterbrochen noch einige Tage und Wochen und versuchte zu verstehen, warum ich abermals überlebte. Ich erhielt Antwort und begab mich erneut auf Wanderschaft. Sucht euch erneut. Die Bedeutung meiner Reise zu erkennen war eines der Ziele und ich fand sie jetzt.“ Ayu sah Ria wieder an. Zuvor sah sie an einen weiten Punkt in die Ferne. Nach einer Pause führte sie weiter aus: „Es bedurfte erst einer Auseinandersetzung mit Eric um mich wieder zu erden und zu orientieren. Ich traf ihn heute Morgen in einer Gasse, nachdem er... Die Waffen stammen daher und sollten entweder zu Geld für die Gilde gemacht werden, oder als Ausrüstung für die Bande da drinnen. Geldlich sieht es wohl im Moment eher nicht so gut für die Gilde aus.“, Ayu verstummte und Ria wusste warum. Es bedurfte keiner weiteren Worte mehr darüber. „Es tut mir leid, ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen und das werde ich auch nicht mehr.“, Ayu sah über ihre Schulter zu der verschlossenen Taverne. „Ich werde mich nun nicht mehr meinen Pflichten entziehen. Sie haben keine Ahnung worauf sie sich einlassen und das werden sie auch erst, wenn sie bemerken mit was sie es zu tun bekommen. Ich wusste es auch nicht, bis ich es erlebte.“, Ayu lächelte, als sie an ihre erste Begegnung mit Ria dachte. Es brauchte viel Führung, bis sie zu dem wurde was sie heute war und leider verstarb Estarine zu früh, oder vielleicht sollte sie nun sagen, Der Göttin sein Dank? Sie lächelte. Sanft sah sie Ria an. Sie hatte ihre Freundschaft einer schweren Belastung ausgesetzt und durfte froh sein, wenn Ria ihr verzeihen würde.
„Als ich hier ankam, war es schwer für mich anzuknüpfen, alles war verloren, nur wenige von den alten Kontakten überlebten. Ich vermisse zudem meine alten Gefährten sehr, Ria. Der Haufen da drin ist so voll von Nichtigkeiten. Wenn ich da den Raum betrete, habe ich das Gefühl zu ersticken, hab das Gefühl ich müsste besonders aufpassen was ich sage und tue.“ sie blickte auf den schnüffelnden Rigo, dann gerade aus, in die Gasse. „Und auch das neuste Mitglied ist nicht gerade loyal, wenn ich mir ihre Worte zu Gemüte führe. Rhonin ist ein vollkommener Eigenbrödler. Zugegeben ein fähiger Magier, aber er vertraut in keinster Weise und zieht voreilige Schlüsse. Yuli da drin, ist selbstsüchtig und verbittert. Irgendetwas quält sie und sie muss es an jedem auslassen, der sie auch nur schief anguckt. Der einzige der mir vernünftig ruhig und kompetent erscheint ist der Halbelf mit der Narbe. Man merkt, dass er schon mit dem Tod gearbeitet hat.“, Ria wird wieder angesehen.
„Weißt du, wenn man so viel Leid wie wir sieht, so viel Blut und soviel unschuldiges Leben, was einfach ausgeblasen wird, wie eine Kerze, wird man schnell so ruhig wie dieser Halbelf. Man hat es nicht mehr nötig sich mit Prügelnden oder Großmäulern herumzuschlagen und dennoch – man sieht in ihnen Potentiale die zu großem fähig sind.“ Ayu blickt auf ihre Hände und betrachtet ihre Finger, während sie weiterspricht. „Man gibt ihnen eine Chance... immer wieder wenn sie fehltreten. Entschuldigt die Unannehmlichkeiten für sich und sagt sich, das wird schon. Ich weiß nicht, vielleicht braucht es Regeln um sie zu bändigen, oder wirklich eine Prügellei zwischen ihnen und mir um die Hierarchie zu klären. Ich habe das Gefühl in meiner eigenen Gilde nicht mehr willkommen zu sein und soll mir meinen Platz neu erkämpfen, obwohl ich es nicht mehr nötig habe.“ Ayu lächelt Ria an und blickt ihr in die Augen.
„Sie hören noch nicht mal mit Respekt auf dich. Nur auf Eric. Und es kommt mir vor, als stecken sie in ihrem eigenen kleinen Gefängnis und sind nicht willens, über den Tellerrand zu sehen oder einen einmal eingeschlagenen Weg auch wieder zu verlassen. Neugierig, auf das, was sie geboten bekommen und fähig, zu lernen. Ich habe das Gefühl ich bin für sie wie eine Feind und mir wird jedes Recht auf Existenz hier oben bei Euch von ihnen abgesprochen. Das macht es nicht gerade leichter für mich. Bei Euch, fühl ich mich sicher, bei ihnen, bin ich auf der Hut und komme kaum gedanklich zur Ruhe. So, als ginge es um Auge und Zahn und man wartet nur auf Fehltritte von mir. Eigentlich hab ich das nicht mehr nötig Ria. Und weder du noch ich noch Eric haben das. Ich hoffe das wird den Anwärtern schnell bewusst und sie ändern ihre Haltung. Sonst haben wir ein riesengroßes Problem da draußen!“ und nickte in Richtung Sonne und die mittlerweile belebte Gasse vor sich.