Sextana Cathien
Alter: 25 Jahre
Spezies: Mensch
Größe: 1,69 Meter
Gewünschte Dialogfarbe: Diese hier (#ff6633)
Erscheinung: Sextana fiel unter den vielen Fischen im Meer sehr auf, denn ihre leuchtend rote Mähne war kaum zu übersehen – die Intensität der Farbe war verwundernd. Anders als ihr riinischer Vater war die junge Dame recht blass – neben der Haarfarbe etwas, was sie wohl ihrer goddarianischen Mutter zu verdanken hatte. Die Augen des Rotschopfs waren ebenso auffällig wie der Rest an Sextana, denn sie waren blass-blau und ließen ihren Blick manchmal wach, aber auch leer wirken. Das Gesicht der Frau war eher oval, trug hübsche, meist rot geschminkte Lippen in sich und eine weder sonderlich kleine, noch große Nase. Manchmal sah man Sextana an, dass es ihr gar nicht so lieb war, für andere aufzufallen. Sie wirkte dabei nicht unbedingt schüchtern, sondern abwesend. Ihre Augen musterten alles in ihrer Umgebung, manchmal blickten sie einfach durch andere Wesen hindurch – vielleicht ließ ihr Äußeres sie auch ab und an unnahbar wirken, als sei Sextana in einer anderen Welt. Ihre Körperhaltung war meist aufrecht, was sie allerdings auch nicht größer aussehen ließ. Ihre Kleidung stammte aus Goddar und waren Geschenke ihrer Mutter: Meist trug Sextana gemütliche Blusen in weiß oder schwachem gelb, an denen hübsche Knöpfe befestigt waren. Dazu meist ein Unterbrustkorsett in dunkleren Tönen, die einen schönen Übergang zu ihren ebenso dunkleren Röcken schufen. Auch wenn es eher unpraktisch war, trug Sextana gerne schwarze, offene Schuhe mit halbwegs hohen hacken, die sich über ihrem Fußknöchel mit Riemchen verschließen ließen. Wodurch die junge Dame gleich viel mehr auffiel, war das unglaublich durchtriebene Äffchen, das sie umgab und nicht selten an ihr hing, wie ein kleines Kind. Man sah der Frau an, dass sie keine große Kämpferin sein konnte. Ihre Statur war weiblich und nicht sehr muskulös.
Charakter:
Die junge Frau gestand sich gerne Fehler ein und das manchmal auch zu oft. Sie untertrieb gerne mal, wenn sie von ihren Fähigkeiten sprach, denn ihr Vater hatte sie immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass man seine Gegner nicht mit Schutzzaubern töten konnte. Sextana wusste, dass sie ein schwaches Weib in den Augen vieler war, doch sie gab sich viel Mühe, in Angesicht dessen ein halbwegs gesundes Selbstbewusstsein zu behalten. Der Rotschopf war eher schweigsam, auch wenn sie immer viele Einfälle hatte und manchmal auch ganz schön eigenartige Gedanken. Als introvertierter Mensch gefiel es ihr zu reisen und Orte kennenzulernen, statt andere Menschen. Durch ihre Fähigkeiten kam sie natürlich mit Wesen vieler Arten klar – das zeigte schon allein der Umgang mit ihrem anstrengenden Äffchen „Fräulein Karma“ - , aber tiefe Verbundenheit hatte sie noch nie für andere Leute empfunden. Während die junge Frau recht unbeholfen im sozialen Miteinander war, hatte sie allerdings eine große Begabung für die physischen Belange anderer. Manchmal wusste Sextana mit sich selbst nichts anzufangen, war anderen gegenüber manchmal sehr skeptisch und konnte sogar bissig sein, wenn sie in Bedrängnis geriet – oder auch einfach so. Das hieß nicht, dass Sextana ein schlechter Mensch sein musste, denn selten hatte sie böse Absichten mit ihrem Verhalten. Sextana legte etwas Wert auf ihr Äußerliches, was sich nicht damit vertragen wollte, dass sie sich manchmal recht ungehobelt ausdrückte.
Habseligkeiten:
Sextana besaß eine braune, lederne Umhängetasche. In ihr befand sich meist das Nötigste, um reisen zu können. Das alte Kapitänszertifikat ihres Vaters, etwas Proviant - Nüsse und Früchte für das Äffchen, der Goldbeutel, Fräulein Karma's kleiner Stein, Wechselkleidung und der Bogen für ihre Violine, die sie mit Riemen gesichert auf ihrem Rücken trug, wenn sie umherreiste. Ihre Violine war ein hübsches Stück der mittleren Preisklasse, die sie in Goddar einem Geigenbauer abkaufte, als sie begann das Instrument zu spielen. Ansonsten gab es dort noch ihren verzierten Eisendolch, der nicht sonderlich lang war und ebenso mit Riemen an ihrem Oberschenkel versteckt wurde. Ihren blauen Seidenumhang hatte sie meist entweder in der Tasche, trug ihn ohne Kapuze um ihre Schultern zugebunden, oder trug ihn, um sich gänzlich zu bedecken. Dies tat sie meist, wenn sie sich unter vielen Leuten befand und sich unbeachtet fortbewegen wollte.
Ihre meisten Besitztümer hatte Sextana zu großer Hitzebeständigkeit verzaubern lassen (dazu mehr in der Biographie).
Fähigkeiten:
Ihre Eltern hatten sich viel Mühe gegeben, um Sextana die nötige magische Ausbildung bezahlen zu können. Wenn es eines gab, was sich rentiert hat, dann dies.
+ Feuerwall: Die Magierin verstand sich in Schutzzaubern – es war ihr möglich, eine schützende Wand für einige Sekunden aufrecht zu erhalten, die nicht nur gegnerische Angriffe ausbremste, sondern bei Berührung - durch die unter Flammen stehende Schutzwand - brennenden Schaden auslöste.
+ Pakt der Lebenskraft: Ging jemand aufgrund von harten Schlägen, starken Verletzungen oder starker psychischer Belastung zu Boden, konnte Sextana diese Person in eine Trance der Kraft versetzen, die ihn vorübergehend weitermachen ließ und Energie lieferte, ohne dass ihm die Verletzungen zur direkten Bedrohung wurden. Voraussetzung dafür war, dass die verzauberte Person diese Kraft annahm. Nach einigen Minuten war diese Trance vorbei und der Bezauberte kehrte in die Ursprungssituation zurück.
+ Fundament der Heilung: Ihre magische Kraft konnte Sextana zum Heilen nutzen. Die Heilung erfolgte in Form von der Grundversorgung jeder Verletzung - so wurden Knochen wieder in ihre Ordnung geschoben und gehalten, Schnittwunden verschlossen und Entzündungen aus der Wunde gezogen. Was übrig blieb waren die Schmerzen, die (inneren) Schäden, das Zusammenwachsen von Knochen und der weitere Weg zur Genesung, zu dem Sextana nicht weiter beitragen konnte.
+ Magische Ausdauer: Sextana hatte eine recht beachtliche Ausdauer und ihre Kraft ließ nicht so schnell nach, wie bei manch anderen Magiern.
+ Gleichgewicht der Energien: Sextana hatte zwar kein Händchen für soziale Interaktionen, dafür aber ein sehr gutes Gespür, wenn es um körperliches Versagen ging. Sie konnte ziemlich gut einschätzen, wann jemand ihre Kraft und ihren Schutz gebrauchen konnte.
+ Klein aber fein: Schwache Gegner, die Sextana zu nahe kamen, konnte die Frau mit viel Glück vielleicht mit ihrem Dolch treffen.
+ / - Schmerz übertragen: Sextana konnte in die Aura eines anderen eingreifen, während er Schmerz empfand, um ihm diesen zu nehmen und auf sich selbst zu übertragen. Ein für Sextana ungünstiges Unterfangen, doch in manch einer Situation bestimmt hilfreich. Je nachdem wie groß der Schmerz ist, ist es der Magierin natürlich nicht möglich, sofort weitere Zauber zu wirken.
+ / - FASS-MICH-NICHT-AN!: Wurde Sextana wütend, konnte es zu unkontrollierten (magischen) Ausbrüchen kommen. Wenn sich Sextana's Augen zu rot verfärbten, sollte man das Weite suchen – oder sie zumindest nicht anfassen! Näherte man sich ihr in diesem Ausbruch, verbrannte man sich seine Körperteile, je nachdem, wie nahe man ihr kam. Ein halber Meter sollte die Grenze sein, ansonsten konnte Sextana für nichts garantieren. Ihr Körper heizte in diesem Zustand für kleine Zeiträume so extrem auf, dass man sich ernsthafte Sorgen um seine Gesundheit machen sollte. Andererseits konnte dieser Ausbruch auch Verbündete betreffen. Ihr Körper selbst blieb verwundbar für Schwerter, Pfeile und Bolzen, (besonders) Wasserzauber und vieles mehr. - War Sextanas Furcht größer, wurde diese Gabe blockiert. - Der Ausbruch war sehr kräfteraubend.
- Schwacher Körper: Sextana war mit ihrem Körper das extreme Gegenteil zu dem, was ihr Geist leisten konnte. Weder konnte sie schwer schleppen, noch konnte sie gut klettern und schon gar nicht konnte sie im Nahkampf Großes verrichten.
- Nicht sehr agil: Fernkampfmethoden waren Sextana sehr fremd, nicht oft hatte sie sich gegen sie beweisen müssen. Vor allem beim Ausweichen tat sie sich schwer, und griff dann lieber zu ihrem Schutzzauber.
- Gebrechlich: Stürzte Sextana, verstauchte, prellte oder brach sich die junge Frau leichter als andere Menschen ihre Knochen.
- Sozialer Tollpatsch: Sextana wusste oft nicht, was sie sagen sollte, was nett oder böse klang, womit sie jemanden verunsichert und womit nicht, und so weiter. Manchmal trat sie damit in ziemliche Fettnäpfchen, machte sich unbeliebt oder machte den Anschein, jemanden gut zu finden, den sie ganz grausam fand.
Profession:
Für Sextana war es vor allem von Interesse, die Länge, mit der sie Zauber aufrecht erhalten konnte, auszuweiten. Die junge Frau versuchte außerdem stetig, ihre magischen Ausbrüche unter Kontrolle zu bekommen, um sie effektiver nutzen zu können, was allerdings nicht leicht war und einige Zeit brauchen würde. Natürlich ergriff Sextana auch jede Möglichkeit, neue Zauber zu erlernen.
Besonderheiten:
Sextana konnte sehr gut Violine spielen, eines der Dinge, die Sextana in Goddar, bei ihrer Mutter gelernt hatte. Außerdem könnte man ihre Begleiterin, die sie liebevoll Fräulein Karma nannte, als eine Besonderheit bezeichnen. Es war ein Kapuzineräffchen, das einst ihrem Vater, einem der eher unbekannten Kapitäne Riins, folgte, und jetzt die allzeit bereite Freundin Sextana's war. Wer Fräulein Karma als Freund hatte, brauchte keinen Feind mehr, so sagte zumindest Sextana selbst immer scherzend, denn das Äffchen war Segen und Plage zugleich.
Biographie:
„Am besten fange ich dort an, wo mein Leben anfing. Ein riinischer Kapitän, der hat natürlich kaum Zeit für seine Liebschaften, und so fand es mit meinen Eltern statt. Mein
Vater Symar war viel auf Reisen, sein Schiff hatte viele Männer und auch Frauen an Bord. Auf ihn war Verlass, nur was seine Familie anging nicht – zuerst zumindest. Meine Mutter Estella Cathien gebar mich in Goddar, ihrer Heimat. Um genau zu sein in Port Raven, dort wo mein Vater sich ab und an blicken ließ. Manchmal dauerten seine Schiffsfahrten bis zu einem Jahr, und als er von meiner Existenz erfuhr, wollte er erst nichts von mir wissen. Pah. Männer, immer kriegen sie kalte Füße – sie können große Reden schwingen, ganze Schiffe versenken, Menschen ausplündern und die Welt umreisen, doch wenn sie hören, dass ihre Liebschaften
Früchte getragen haben, dann suchen sie das Weite. In meinem Fall hatte ich das Glück, dass mein Vater so etwas wie ein Gewissen besaß. Ob er es nach drei Jahren meines Lebens irgendwo an einer Bucht aufgestöbert hat, oder es bis dahin einfach in Tiefschlaf lag, weiß ich nicht. Immerhin wollte er das Kind, das meine Mutter Estella bisher allein durchbrachte, endlich kennenlernen und etwas Verantwortung übernehmen. Im Nachhinein sagte er, dass das die beste Entscheidung war, die er je getroffen hat. Er nahm meine Mutter und mich für einige Zeit nach Riin, und seit ich denken kann, ist Riin auch meine Heimat. Vielmehr aber das Meer, das Schiff meines Vaters. Die Besatzung war der Ersatz für richtige Familie – vielleicht bin ich deswegen heute ein wenig abnormal. Wenn ich unsere Schiffsleute mit den Leuten des Festlands vergleiche, ist es kein Wunder, dass ich nicht immer ganz wusste, wo ich gänzlich zuhause war.
Überall ist es anders. Überall sind die Leute anders. Mit den Leuten möchte ich eigentlich wenig zu tun haben, ich habe bereits mehr kennengelernt, als mir lieb ist. Nein, das ist nichts für mich, wenn ich ganz ehrlich bin. Aber die Länder in ihrer Vielseitigkeit, sie fragen dich nicht aus, sie erwarten nicht, dass du einen höflichen Knicks machst und dich vorstellst. Du weißt es entweder zu schätzen und siehst die Schönheit in der Welt, oder du übersiehst sie einfach und dein Leben ist nicht halb so reich, wie meines es geworden ist.
Als Kind schon floh ich von Ort zu Ort. Ich war kein einfaches Kind. Damals war ich wütend und aufbrausend, und wie meine Mutter mir sagte, hatte ich immer schon diese Begabung. Sie und auch ihre Mutter, die ich nie kennengelernt habe, hatten genauso magische Begabungen, aber ich bin mir nicht sicher, ob einem sowas schon in die Wiege gelegt wird. Meine Mutter ist ihrer Begabung nie gefolgt, aber meine Großmutter soll eine sagenhafte Magierin gewesen sein.
Aber ich.. Ich war nichts, und ich suchte immer nach einem Grund, ich fragte nach dem Warum.
Warum war ich anders?
Meine Wutausbrüche waren furchtbar. Ich verletzte die Menschen um mich herum..
Es ging nicht weiter so. Meiner Mutter bin ich dankbar, weil sie erkannte, dass mein Leben nicht erfüllt war. Ich lernte keine Kinder kennen und wurde nie ausgelastet. Mein Vater hätte mich am Liebsten zu seiner Besatzung gezählt, doch das war nichts für mich. Er hatte Angst, dass ich zu einer dieser „Landratten“ wurde. Trotzdem unterstützte er die Idee meiner Mutter, und dafür danke ich ihm heute noch. In Riin gab es die Alabasterakademie, in die mein Vater mich später schickte. Zum ersten Mal wurde ich für ein paar Jahre dorthin gebracht, als ich sieben war – da ich schon zu dem Zeitpunkt viel mit meinem Vater umhergereist war, war es ungewohnt, auf einen Ort festgenagelt zu werden. Es war klar was das bedeutete. Ich sah fortan meine Eltern kaum – meine Mutter reiste zurück nach Goddar, zog zu ihren drei Schwestern in Obitun und ging ihrem bisherigen Beruf nach: Sie schneiderte schickte, bunte Kleider und verdiente damit so einiges. Reich war sie ganz und gar nicht, aber zusammen mit meinem Vater erreichte sie, dass meine Unterbringung und Versorgung, als auch die Lehre in der Alabasterakademie bezahlt wurden.
Bei meinem ersten Aufenthalt in der Akademie beschäftigten sich viele Lehrmeister mit mir. Ich kam mir als kleines Kind mehr vor wie ein Testobjekt, als wie eine Schülerin der hohen Magie. Und mehr war ich auch nicht, vorerst. Als sie Zeuge meiner Ausbrüche wurden, suchten sie endlich nach einer Lösung. Dabei war es eigentlich gar keine Lösung – sie sagten, die gäbe es nicht. Ich müsste meine Kraft nutzen, mich an sie herantasten und lernen, sie zu kontrollieren. Sie hatten recht. Bisher hatte ich immer mit eiserner Unterdrückung versucht, diese Ausbrüche zu verhindern – das hatte alles nur schlimmer gemacht, gerade für mich als junges Mädchen.
Die Lehrmeister brachten mir bei, die Ausbrüche zu kontrollieren, und sie auf ein effizientes Minimum zu reduzieren. Dabei gelang es uns, die Quantität zu senken und die Qualität zu steigern.
Es hieß quasi: Meine Ausbrüche waren seltener, aber umso gefährlicher. Nicht unbedingt schlecht, denn dabei kam es auf die Situation an.
Bei meinem ersten Aufenthalt verbrachte ich vier Jahre anhaltend in der Akademie. Diese Stabilität war einerseits hilfreich, und andererseits befremdlich. Ich musste dort wieder heraus! Mit elf hatte ich eine sehr entwickelte Kontrolle über meine Ausbrüche und fühlte mich bereit, wieder hinaus in die Welt zu treten. Das tat ich auch, und mein Vater empfing mich mit offenen Armen.
Wieder begab ich mich aufs Schiff und lernte ferne Länder kennen. Ich verreiste so oft, dass ich mehr Zeit auf dem Schiff verbrachte, als auf Land. Wenn ich auf festem Boden stand, lernte ich es umso mehr zu schätzen. Die Länder lehrten mich viel über Vielseitigkeit und die Kreaturen dieser Welt. Dass mein Vater oft Dinge tat, die unmoralisch waren, ignorierte ich bestmöglich. Am Ende tat er nur das, was mir und meiner Mutter dazu verhalf, ein gutes Leben zu haben. Und das, obwohl er keinerlei Liebe für meine Mutter empfand!
Manchmal aber brachte mich mein Vater auch für einige Monate zu meiner Mutter. Der Weg führte uns hierbei stets erst einmal schnellstmöglich an den Hafen von Dujol, dies war noch immer um einiges schneller als der Schiffsweg vom Süden Riins.
Es war eigenartig: Obwohl meine Mutter mich nie verstoßen hatte, und mein Vater es war, der anfangs keine Bindung zu mir wollte, so war das Verhältnis zwischen Estella und mir kühl und distanziert. Ich wusste, dass sie mich liebt – sie zeigte es eben auf andere Weise, als mein Vater, der mir stets versuchte Freuden zu machen. Wenn ich in Goddar bei ihr und den Schwestern war, lernte ich immer unfassbar viele Dinge kennen. Dass ich nach den Monaten bei meiner Mutter einmal mit schicken Kleidern, und ein anderes Mal mit einer kostspieligen Violine zu meinem eher rauen Vater zurückkehrte, gefiel ihm nicht immer, aber selbst er erkannte, dass ich eben nicht sein Sohn, sondern seine kleine, süße Tochter war. Ich muss schon zugeben, dass ich sehr dankbar bin, und dass es mich mit meinen Eltern trotz meines eigenartigen Lebens sehr gut getroffen hat!
Einmal, in Goddar, kam es wieder zu einem magischen Ausbruch – ich konnte meine Kraft nicht bremsen, sie riss mich mit all meiner Wut mit. Auf den Straßen, vor all den Goddarianern, blieb ich stehen, weil mich die Jungen der Straße, in der meine Tanten und meine Mutter wohnten, mit Steinen bewarfen. Sie lachten mich aus, und ich wusste nicht wieso. Es machte mich wütend.. Ich vergaß mich! Wegen solch einer Nichtigkeit! Rückwirkend betrachtet war mein Wutausbruch peinlich.. Gerade mit dem, was dadurch ausgelöst wurde.
Die Wut in mir entfachte – im wahrsten Sinne des Wortes – wieder einmal. Da stand ich, meine Augen machten den jungen Angst. Sie standen dort wie gelähmt.. Und als es vorbei war, da.. da lachten sie!
Erst als ich wieder bei klaren Gedanken war, verstand ich, wie sie so schnell ihre Furcht vergessen hatten und abermals über mich lachten. Ich stand dort, wie mich meine Eltern geschaffen hatten! Auf dem Boden nur Asche und alles, was ich an mir getragen hatte, war nicht mehr dort. Diesen Tag werde ich nie vergessen!
Als mein Vater mich abholte und meine Mutter ihm davon erzählte, drehte der alte Kerl völlig am Rad. Mittlerweile war ich immerhin vierzehn und mein Vater hatte Angst, dass mir die pubertären Jungen Goddars etwas weggucken konnten. Ich war sein Goldschatz – und er musste mich um jeden Preis vor allem bewahren. Damals ging mir das gegen den Strich, doch heute macht es mich stolz. Kurzerhand beschloss Symar, unsere nächste Schiffsreise würde uns nach Qarean führen, um dort einen von vielen begabten Handwerkern und Verzauberern aufzusuchen. Damals habe ich mich in Qarean verliebt – die Zwielichter unter dem Berg Horum werde ich nie vergessen!
Dort ließ mein Vater meine Kleider und Habseligkeiten verzaubern – viele Jahre danach kehrte ich unter anderem auch an diesen Ort zurück, um die Verzauberung auf meine aktuelle Garderobe anzupassen. Diese Reisen waren mir schon immer eine Herzensangelegenheit.
Die Jahre gingen ins Land, und mit Fünfzehn kehrte ich wieder zurück zur Alabasterakademie. Ich hatte nicht erwartet, dass mein Vater bereit war, wieder für so lange Zeit meine dortige Unterkunft und Lehre zu bezahlen, doch er tat es – ein Zeichen seiner Liebe. Zwar wäre es ihm lieber, ich hätte den Kampf mit Schwert oder Dolchen gelernt, aber er unterstützte mich. Viele Jahre war die Akademie mein festes Zuhause und ich lernte Schutzzauber, unter anderem meine Kräfte zu teilen und außerdem, die Auren anderer intensiver wahrzunehmen und darauf recht gut reagieren zu können. Die Akademie schenkte mir etwas Selbstvertrauen, das mir lange gefehlt hatte. Und ich war gut, das sagten mir zumindest meine Lehrmeister. In den Jahren verreiste ich trotzdem, und das nicht allzu selten. Ich war mit allem bedient – mit den Reisen, die meinen Geist erweiterten, und der Lehre, die mein Wissen um Theorie und Praxis der Magie erweiterte. Nur meine Mutter, die sah ich immer seltener.
Als mein Vater starb, war er nicht so alt. Ich kann von Glück reden, dass ich bei ihm war, als ihn seine Lebenskraft endgültig verließ. Seinen letzten Kampf hatte er nicht gewinnen können. Wohl schien er schon lange in Zwist mit einem der anderen Kapitäne aus Riin, doch dass dieses Konkurrenzgehabe so ausarten würde, hatte ihr Vater nicht eingeplant. Als die Besatzung des „feindlichen“ Kapitäns sein Schiff überraschte, traf ihn ein vernichtender Schlag, von dem er sich nicht erholte. Ich hielt im Sterbebett seine Hand. Kaum zu fassen, doch die andere hielt ein Affe – ja, du liest richtig – ein Affe. Es war ein schlechter Witz, und ich war zuerst erzürnt, als mich Vater bat, mich um „Fräulein Karma“ zu sorgen. Er erzählte mir die Geschichte, darüber wie er Karma fand, wie er auf diesen eigenartigen Namen kam und wie furchtbar anstrengend ein Kapuzineräffchen sein konnte. Doch Karma brachte uns in dieser eigentlich traurigen Zeit zum Lachen, und das werde ich ihr nie vergessen. Mein Vater starb glücklich, mit seiner Tochter und.. einem Äffchen an seiner Seite. Ich kam mir ziemlich blöd dabei vor, dass ich dieses Äffchen überall mit hin nahm – doch es ist eben bis heute noch wie ein kleines Kind! Ich konnte Fräulein Karma kaum aus den Augen lassen. Doch es fühlte sich schön an, dieses Tier um sich zu haben, auch wenn es mich immer an meinen Vater erinnerte – aber das musste ja nichts Schlechtes sein!
Ich lernte dieses facettenreiche Tier kennen. Manchmal Fluch und Segen zugleich, machte sie mir das Leben oft schwer, aber ohne sie wäre es jetzt um einiges langweiliger.
Jetzt, jetzt sitze ich hier, an Deck.. Fräulein Karma und ich sind mit dem Leben davongekommen, gerade noch. In Port Raven habe ich mein Bestes versucht, um Menschenleben zu retten. Ich verstehe die neusten Ereignisse nicht, aber ich hoffe, dass ich bald schlauer werde. Und wenn ich mir die Gruppe genauer ansehe, die sich hier versammelt, geht es wohl nicht nur mir so. Ich weiß nicht einmal, wieso ich das schreibe – vielleicht aus Angst, ohne etwas hinterlassen zu haben zu sterben. Nach Port Raven bin ich mir nämlich nicht mehr so sicher, ob unser Dasein nicht schon gefristet ist.
Es wird Zeit, die nervöse Meute auf diesem Schiff wieder unter Kontrolle zu bekommen – es ist unfassbar anstrengend, diesen Mimosen zuzuhören. Was hilft da mehr, als ein schönes Stück auf der Violine?“
„Fräulein Karma“:
Ein Weißstirnkapuziner, das der Kapitän Symar auf seiner letzten Reise nach Rakatan erstanden hatte. Dass er das Äffchen Karma genannt hat, begründete Symar im Sterbebett damit, dass ihm nur noch schlechte Dinge passiert sind, seit dem er das Äffchen mitgenommen hatte. Er hielt das ganze für eine Art Strafe, die ihn ereilte, weil er sein Leben lang immer wieder Fehler begangen hatte, unmoralische Taten vollbracht hatte und schließlich seine Schuld aussitzen musste. Natürlich erzählte er diese Geschichte mit seinem Galgenhumor, ohne eine böse Intention gegen seine tierische Partnerin zu hegen.
Auch sollte der Affe ein sehr wechselhaftes Gemüt haben und einem manch einen Tag zur Hölle machen. Sextana lernte schnell, was es mit dieser Aussage ihres Vaters auf sich hatte, auch wenn dieser Formulierung eine sichtliche Übertreibung war.
Fräulein Karma bevorzugte als Nahrung vor allem Nüsse, die sie mit immer demselben Stein knackte – nahm Sextana ihr dies ab, konnte es zu Kratzern und Bissen kommen. Das hitzige Gemüt des jungen Kapuziners konnte anstrengend sein, manchmal war es allerdings auch einfach amüsant. Zu Karma's größten Ängsten schien es wohl zu gehören, sich lange Zeit auf dem nackten Boden zu bewegen. Ihre Lieblingsbeschäftigung war Nüsse-knacken und ihren Stein zu werfen. War Fräulein Karma's Laune besonders schlecht, vermochte nicht einmal das Geigenspiel ihrer Begleiterin Sextana zu helfen.