E
Special: Alles zum Schlagabtausch von Activision und Infinity Ward
Seit Beginn des Jahres beschäftigt die Medien der Gamesbranche die Schlammschlacht zwischen Infinity Ward und Activision. Fast täglich erreichen uns neue Meldungen von Kündigungen, Anklagen und gegenseitigen Vorwürfen. Wie ist der Stand in der Auseinandersetzung? Was hat Konkurrent Electronic Arts mit dem Streit zu tun? Und wie geht es weiter mit Modern Warfare? Wir geben euch einen Überblick, so dass ihr auf dem aktuellen Stand seid.
Hervorragende Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren
Beide Unternehmen arbeiteten in der Vergangenheit sehr produktiv zusammen und zeichnen sich für die erfolgreiche Call-of-Duty-Reihe verantwortlich. Doch nach Call of Duty - Modern Warfare 2 kam der Bruch: Intrigen, Unterstellungen, Gerichtsverfahren und Entlassungen - Schlagworte, die immer öfter im Zusammenhang mit Activision und Infinity Ward fallen.
Activision ist einer der größten Publisher in der Gamesbranche, wurde 1979 von enttäuschten Atari-Programmierer gegründet und ist seitdem auf dem Konsolenmarkt tätig. Nach Erfolgen, die vor allem durch Guitar Hero und Modern Warfare begründet sind, verschmolz der Publisher mit Vivendi Games. Hauptbestandteil dieses Deals war die Übernahme von Blizzard, das unter anderem hinter Diablo, Starcraft und World of Warcraft steckt. Robert Kotick ist der aktuelle CEO von Activision Blizzard, aber beileibe nicht unumstritten. Seine strikte Politik führte schon zu mancher Schließung von Entwicklungsstudios. Trotzdem blieb der Erfolg konstant: mit der von Infinity Ward entwickelten Call-of-Duty-Reihe setzte der Publisher nach eigenen Angaben insgesamt 3 Milliarden Dollar um.
Infinity Ward wurde 2002 von Vince Zampella und Grant Collier gegründet. Beide waren ebenfalls mit ihrem damaligen Arbeitgeber, 2015 Inc., nicht zufrieden und gründeten mit weiteren Kollegen ihr eigenes Studio - Infinity Ward. 2015 Inc. zeichnet sich übrigens für das von EA vertriebene Medal of Honor Allied Assault verantwortlich. Activision griff dem neu gegründeten Studio zu Beginn finanziell unter die Arme. Nachdem 2003 der erste Teil von Call of Duty durch Infinity Ward auf den Markt kam, kaufte Activision das Entwicklungsstudio auf und verpflichtete die Mitarbeiter mit Arbeitsverträgen für sich.
Unterschiedliche Pläne für Call of Duty führen zum Bruch
2009 verließ Infinity Wards Gründungsmitglied Collier das Unternehmen und arbeitet seitdem direkt für Activision. Vince Zampella und Jason West agierten derweil als Chefs von Infinity Ward. Nach der Veröffentlichung von Call Of Duty 4 - Modern Warfare und dem damit verbundenen Erfolg einigten sich Infinity Ward und Activision noch über eine langjährige Kooperation. Doch danach begann es bereits zu kriseln.
Das Entwicklungsstudio und der Publisher Activision hatten unterschiedliche Ansichten über die weitere Zukunft von Call of Duty. "Nach Call of Duty 2 fanden wir das Thema rund um den Zweiten Weltkrieg verbraucht", gibt Zampella in einem Interview zu bekennen, "doch Activision wollte daran festhalten. Also schlossen wir einen Kompromiss und entwickelten wieder einen Shooter im Zweiten Weltkrieg, im Gegenzug erhielten wir die neueste Entwicklungstechnologie." Er betont dabei: "Activision wollte Modern Warfare nicht. Sie empfanden dieses Spiel als zu riskant. Sie zeigten uns immer wieder Marktforschungen, die unsere Absichten als falsch auswiesen." Jason West bekräftigte seinen Kollegen: "Wir mussten für alles kämpfen. Activision wollte Call of Duty 4 wieder im Zweiten Weltkrieg platzieren."
Auch die Bezeichnung der Neuauflage von Call of Duty sorgte für Zündstoff zwischen Publisher und Entwickler. Activision wollte die Verbindung zu Call of Duty deutlicher machen, während Infinity Ward mit Modern Warfare eine eigenständige Marke anstrebte. Robert Bowling von Infinity Ward äußerte sich damals zur Veröffentlichung von Modern Warfare 2: "Wir nennen das Spiel einfach Modern Warfare 2. Für unsere Anhänger machen wir damit klar, dass es der Nachfolger von Modern Warfare ist." Das Spiel erschien dann unter zwei Bezeichnungen: Die Standardvariante trug den Beinamen Call of Duty, während die Premiumvariante nur als Modern Warfare 2 in die Läden kam. Exemplarisch für den aufkeimenden Streit ist auch, dass erste Versionen vom Spielcover ohne die Benennung von Activision verkauft wurden.
Öffentlicher Schlagabtausch zwischen Infinity Ward und Activision
Infinity Wards Bosse, keine Kinder von Traurigkeit, schossen auch auf einer Veranstaltung im Rahmen der Veröffentlichung von Modern Warfare 2 gegen Activisions CEO Kotick. Dieser gab vorher ein Statement ab, das ihnen die Basis für öffentliche Kritik bot: "Ich glaube wir konnten zeigen, dass auch in einer Wirtschaftslage wie heute, die von Skeptik, Pessimismus und Furcht gekennzeichnet ist, etwas zu schaffen ist." Die Demo auf dem Event zeigte dann Charaktere, die als Skeptik, Pessimismus und Furcht benannt wurden.
Kotick reagierte darauf ebenfalls öffentlich und erklärte während der Entwicklermesse DICE im Februar 2010: "Activison ist wirklich eine tolle Gesellschaft, die ihren Entwicklern kreative Freiheit und einen kreativen Prozess ermöglicht." Doch mit erhobenen Zeigefinger fügte er hinzu: "Ein gewisses Maß an Egomanie ist gesund, aber zuviel seines eigenen Egos sollte man nicht mit in die Arbeit einfließen lassen. Wie Hillary Clinton einmal sagte 'Es braucht ein kleines Dorf um ein Spiel zu machen. Wenn du glaubst, du könntest alles allein machen, dann bist du ganz schnell der Dorftrottel.'" Drei Wochen später kam es dann zur Eskalation.
Status Quo: Der Höhepunkt der Krise
Am 1. März 2010 wurden Jason West und Vince Zampella von Activision entlassen. Wenige Tage danach verkündete der Publisher bereits eine neue Strategie der Call-of-Duty-Marke. Sledgehammer Games wurde mit ins Boot genommen und statt purer Action wurde die neue Ausrichtung als "Action-Adventure" benannt. West und Zampella zogen daraufhin vor Gericht und verklagten ihren ehemaligen Arbeitgeber auf insgesamt 36 Millionen Dollar und forderten "ausstehende Zahlungen" ein. Activision zeigte sich indes empört und versuchte im Gegenzug darzustellen, dass im Hintergrund bereits geheime Verhandlungen mit Electronic Arts im Gange wären - der Arbeitgeber, den Zampella, West und ein Großteil von Infinity Ward vor knapp 10 Jahren verließen. Also verklagte nun der Publisher auch West und Zampella und unterstellte damit den Diebstahl geistigen Eigentums. In Folge der gerichtlichen Auseinadersetzungen verließen weitere Führungsmitglieder von Infinity Ward Activision. Todd Alderman, der sich unter anderem für den Multiplayerpart in Modern Warfare verantwortlich zeichnet und der leitende Software-Entwickler Francesco Giliotti nahmen ihren Hut. Insgesamt 13 Leute verließen in der Zwischenzeit Infinity Ward.
Währenddessen blieben West und Zampella nicht untätig und bestätigten eine Kooperation mit EA, das auch ihr neu gegründetes Entwicklungsstudio namens Respawn Entertainment fördert. Die Auseinandersetzung mit Infinity Ward geht nicht spurlos an der Aktiengesellschaft Activision Blizzard vorbei: Der Kurs der Aktie bewegt sich seit dem Streit langsam aber sicher in den Keller. Trotz allem scheinen die Fans von Modern Warfare 2 davon wenig beeindruckt, denn zuletzt verkaufte sich das aktuelle Map-Pack für den Shooter sehr gut.
Nach all den Ereignissen ist aber immer noch nicht klar, wie es nun mit Call of Duty oder auch Modern Warfare weiter geht. Wir können aber konstatieren: Es wäre schade um die Shooter-Reihe, wenn sie nicht mehr in der Qualität fortgesetzt würde, in der wir sie mittlerweile kennen.
Quelle
Mir egal, seit BFBC2 raus ist, ist CoD sowieso gestorben für mich
Ich versteh immer noch nicht, warum man Steam als Vertriebs- und Sicherungsplattform wählte. Steam ist viel, viel einfacher zu knacken als andere Systeme, schützt nicht halb so gut vor Cheats und Hacks wie andere Systeme (Punkbuster ist ein tolles Beispiel) und ist dazu - wie ich finde - auch noch ungeheuer lästig.