RPG Societas Narratorum

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Ixtaqua nahm den Arm wieder herunter und versuchte Sachmès Frage zu verstehen. Sie sprach sehr leise und dass das Hörvermögen des Sharaks nicht das Beste war, musste sich Ixtaqua schon mehr als einmal eingestehen. Doch Sachmè stand zum Glück relativ nah, sodass er sie halbwegs gut verstehen konnte.
„Ich…weiß es nicht.“ Gestand er. „Scheinbar noch ein Mensch und sein Weibchen… Vielleicht auch nicht. Die Gewohnheiten der Menschen sind so seltsam…“ Bei diesen Worten drehte er sich fragend zu Sachmè um und zog fragend die Augenbrauen hoch. „Allein dass sie alle so winzig sind…“

Ob es wirklich so gut war, diesen Fremden einfach zu verraten wohin die Reise der Gruppe führen sollte, konnte Ixtaqua im nachhinein nicht mehr so Recht einschätzen. Er hatte sowohl hilfsbereite, als auch hinterhältige und gefährliche Vertreter dieser Art kennen gelernt und konnte einfach nicht einschätzen wie sich die beiden Exemplare vor ihm verhalten würden. Aber angesichts der Tatsache, dass sich dieses Weibchen hinter seinem Begleiter versteckte, glaubte er nicht dass sie irgendwie gefährlich sein könnte. Trotzdem müsste die Gruppe in Zukunft vorsichtiger sein!

Vorsichtig lehnte Ixtaqua sich zur Seite und betrachtete besagte Frau. Kein großer äußerlicher Unterschied, war seine erste Einschätzung. Der Blick des Sharaks wanderte an ihr auf und ab. Diese Menschen hatten alle dieselbe Farbe…nur wenige Unterschiede. Ganz im Gegensatz zu den Sharakiweibchen. Gedanklich schwiff Ixtaqua wieder zu seiner Frau ab. Dass Heinrich sie…oder wenigstens den Namen, den sie auch trug erwähnt hatte, brachte seine ganze Gefühls- und Gedankenwelt durcheinander.

Letztendlich verwarf er mit einem leichten Kopfschütteln seine Gedanken und ergriff erneut das Wort. „Wir sollten endlich weiter. Wenn wir hier noch länger herum stehen kommen wir nie an!“


Ewan Kerr

Voller Freude wandert Ihr im Licht der neu erwachten Morgensonne durch den friedlichen Wald. Die Natur erwacht und das herrliche Gezwitscher der Vögel dringt an Euer Ohr. Dieser wunderbare, einsame Wald, der so fern ab der Menschheit liegt... Nur dieses alte, zerfallene Mauerwerk am Waldrand stört das Bild. Doch dieses ist Gott sei Dank verlassen, sodass ihr keine Furcht vor Menschen haben müsst. Sorglos streift Ihr also zwischen den Bäumen entlang und lauscht den Geräuschen des Waldes.
 
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Über Aarons Angebot musste Michael nicht lange nachdenken. Acht Gulden waren zwar das, was ihm jeder Söldnerführer für seine Dienste zahlen würde, doch wurde dieser Sold selten voll ausgezahlt, geschweige denn regelmäßig. Nicht das das in der Vergangenheit ein ernsthaftes Problem gewesen wäre, schließlich gab es nach einer Schlacht immer noch die Möglichkeit, die Toten auszuplündern.

Mit einem Nicken akzeptierte er schweigend das Angebot, ebenso wie Edward, dessen Augen in Erwartung des Lohns freudig aufblitzten. Die Federstein-Insel interessierte ihn zwar nicht wirklich, aber er würde auch das ertragen, zumal sein Auftrag im Grunde keine nennenswerten Gefahren in Aussicht stellte, von der Kirche mal abgesehen. Sie würden sich von allen Städten und Ortschaften fern halten müssen, um diesem Gegner zu entgehen und genau das würde wohl das Problem dieser Reise sein. Bis zur Küste war es sehr weit und in jedem noch so kleinem Weiler konnte ein Priester hocken, der die Bewohner gegen jede Art von Magie aufstachelte.

>Seltsam, bis heute habe ich nicht mal an Hexen und dergleichen geglaubt und jetzt mache ich mir Gedanken darüber, wie man magische Wesen am besten vor der Inquisition verstecken könnte...<
Ihm behagte auch überhaupt nicht, dass sich der junge Priester der Gruppe angeschlossen hatte, die inzwischen einer jungen Frau in Richtung Waldrand folgte.
Michael und Edward hielten sich indes in der Nähe ihres neuen Dienstherren, nicht wirklich damit rechnend, dass etwas passieren könnte. Seinen Helm hatte Michael trotzdem wieder aufgesetzt, schließlich schränkte er das Sichtfeld nicht ein, so wie es ein Topfhelm eines Ritters tun würde und er war sowieso lieber vorsichtig, selbst wenn alles friedlich wirkte.
Die kleine Prozession stoppte, noch bevor sie den eigentlichen Wald erreichten, der gerade mal einen kurzen Bogenschuss entfernt war, als ein Mann und eine junge Frau die Lichtung betrat. Die Laute in seiner Hand passte so gar nicht zu den herrschaftlichen Worten, die aus seinem Mund quollen.

"Pah, verarmter Adel." murmelte er leise genug, als dass kaum einer ihn verstehen konnte. "Immer ich auf solche Leute getroffen bin, haben sie sich aufgespielt als wären sie der König höchstselbst, obwohl ihnen in Wirklichkeit nichts mehr bleibt außer ihrem Titel. Und ihren Floskeln."
Dass der Mann sich offensichtlich auch noch als Barde sein Brot verdiente, machte die Sache nicht gerade besser. Er selbst hatte noch nie einen Barden gesehen, der die Grausamkeit einer Schlacht beschrieb, dafür aber umso mehr von ihnen, die jedem Krieg etwas heldenhaftes und glorreiches gaben.
Das alles spielte zu diesem Zeitpunkt aber eher eine untergeordnete Rolle, denn schließlich wusste er nicht, wie der Neuankömmling auf Ixtaqua und Sachmé reagieren würde, die er beide anscheinend noch nicht bemerkt hatte.

Das ganze erübrigte sich allerdings, als Ixtaqua hervortrat und vor dem Grafen Aufstellung nahm. Den Ausdruck auf dem Gesicht des Betroffenen konnte er wegen dem hohen Wuchs des Fischmenschen nicht erkennen, doch bemerkte er, dass die junge Frau hinter dem Rücken des Barden hervorlugte und die große Runde beobachtete, die sie inzwischen alle gebildet hatten.
Innerlich machte er sich bereits bereit, den Mann außer Gefecht zu setzen, doch würde er warten, bis Aaron entsprechende Anweisungen gab. Dies entsprach schließlich seiner neuen Position.
Das er diesen Befehl jedoch jemals bekommen würde, bezweifelte er spätestens ab dem Moment, in dem Ixtaqua bereitwillig verriet, was das Ziel ihrer gerad begonnen Reise war.
>Ich beginne, ernsthaft an meinem Entschluss zu zweifeln... Fischmenschen, sprechende Katzen, Adlige, die Kirche... Und das für gerade mal acht Gulden jeden Monat."
 
Ewan tippelte vergnügt durch den Wald und freute sich an den schönen klaren Sonnenstrahlen, die goldene Flecken auf den Waldboden warfen. Hier wäre einer seiner Lieblingsplätze gewesen, wenn nicht immer dieses grässliche Menschending dort im Sichtfeld gewesen wäre. Nun gut dort lebten schon lange keine Menschen mehr, deshalb kam er überhaupt hier her, aber das hieß nicht, das es ihn nicht trotzdem etwas beunruhigen konnte. Zu seinem Lieblingsplatz konnte der Ort jedenfalls so auf gar keine Fall werden, fand der Faun überzeugt.
Das Beste an diesem Platz war sowieso der wundervolle Beerenstrauch, der die leckersten Beeren des ganzen Waldes tragen würde, aber vorher musste er ab und zu hier her kommen und dem Strauch eines seiner Lieder vorspielen, das machte die Früchte umso üppiger. Nicht nur er würde im Spätsommer und Herbst hier naschen, auch die Vögel freuten sich immer über diese Gaben. Und nicht zuletzt mochten auch die Bäume und Ranken sein Lied und würden irgendwann so hoch sein, dass auch die letzten Reste des Menschendinges aus seinem Blick verschwunden wären.
So egoistisch und rational das Klang Ewan wollte weder direkt die Beeren für sich oder das die Ruinen aus seinem Blickfeld verschwanden, er merkte nur, dass die Natur sich freute über seine Melodien und gab sie ihr gerne. Das sie ihm es dankte durch Wachstum erfreute sein Herz, auch wenn nur noch Blätter den Strauch geziert hätten und keine Frucht seine Magen gefüllt hätte.
So setzte er seine geliebte Flöte an den Mund und begann sanft und verträumt ein Lied zuspielen, welches von der Wärme der Sonne und dem Grün der Blätter erzählte.
 
Ruhig wie ein die Oberfläche eines gefrorener Sees saß Andreas da und beäugte mit einer leichten Spur Abwesenheit das Geschehen in dem unscheinbaren Hinterhof der Ruine. Anfangs hatte er Probleme Viento davon abzuhalten, Hals über Kopf auf Anise los zu rennen und auf seine spielerische Weiße an ihr hochzuspringen und seine Ganze Freude über ihre Anwesenheit in wildem Wackeln mit seinem Schwanz zu äußern. Doch der Hund war schon zu lange mit Andreas zusammen um nicht zu merken, wann es an der zeit war die Füße still zu halten. Nach kurzer Zeit beruhigt er sich deutlich und saß etwas geknickt neben Andreas und starrte ihn hin und wieder mit großen Augen an. „Nein, jetzt nicht“, flüsterte er ihm zu und es schien als würde der Hund verstehen.

Ängstlich versteckte sich Marisol hinter den breiten Schultern des Kriegers und musste beim Erscheinen der Fabelwesen mit aller Kraft einen Schrei unterdrücken. Nur ein leises Wimmern entfuhr ihrer trockenen Kehle. Die Drei blieben weiter in der dunklen Ecke sitzen und beobachteten neugierig was weiter geschehen würde.

Dann forderte Anise eine Entscheidung. Andreas schaute unentschlossen in die träumerischen, eisblauen Augen Vientos und fasste dann innerhalb einer Sekunde einen Entschluss. „Viento, du magst sie oder?“, er wartete kurz und flüsterte dann weiter, „ja sicher magst du sie. Ich möchte, dass du ihnen folgst und wir folgen dann dir. So kann ich Marisol im Schutze des Konvois sicher zum Hafen bringen.“ Die Augen des wilden Hundes schienen einen Zwiespalt zwischen Lust, Liebe und Gehorsam abzuzeichnen. Andreas lachte kurz auf: „Du bist mir so einer.“

Nachdem Viento aus der Dunkelheit der Ecke verschwunden war und quer durch die Halle nach draußen lief, schaute Andreas seine Begleiterin durchdringend an. Sie schaute mehr als verwirrt und eingeschüchtert. Solche Wesen, wie die Tierähnlichen Geschöpfe eben, waren zu viel für ihr zartes Gemüt. Doch auch der ehemalige Ritter war nicht minder erschrocken, er ließ es sich nur nicht sonderlich anmerken. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen nahm er die Frau an der Hand und zog sie durch eins der Löcher in der Wand auf die Außenseite der Ruine.

Die stille und frische Nachtluft fegte durch seine Synapsen und schuf erneut Klarheit und Bestätigung für seinen Entschluss. Es war an der Zeit die Slums zu verlassen. Es war an der Zeit sich etwas wieder zu holen,dass er vor langem als unbrauchbar vergraben hatte. Es war Zeit zu gehen.
 
Seit längerer Zeit durchstreifte die Gruppe den Wald, nahe des Hauses von Lichtlingen. Immer tiefer liefen sie in den Wald hinein, die Bäume reihten sich immer enger und das durchdringende Licht wurde immer weniger. Genug noch, um zu sehen aber nicht genug um sich sicher zu fühlen. Oft hörte man Märchen und Geschichten von Wölfen und anderen bösen Wesen, die im dunkeln Wald Menschen rissen. Im Grunde alles nur Schauergeschichten um kleine Kinder davon abzuhalten, alleine den Wald zu betreten und sich wohlmöglich zu verlaufen. Inzwischen hatten die Gruppenmitglieder aber doch lernen müssen, das an allem etwas Wahres dran ist. Jedenfalls konnte man Sachmè und Ixtaqua nicht als Fantasiegestalten alter Tratschweiber bezeichnen.
Auf Ixtaquas Anweisen und Anises Unterstützung hin, hatte sich die Gruppe endlich wieder in Bewegung gesetzt. Im Grunde war es egal, ob Gerald und Kylari ihnen folgte oder nicht. Sie wussten zwar von der Sphinx und dem Sharak doch was nütze ihnen das? Ein Barde und eine Dienstmagd – der eine, dazu geboren um sich Geschichten auszudenken und die andere, welche kaum Gehör geschenkt bekommen würde. So hart und respektlos diese Gedanken waren, so wahr waren sie leider.

„Wie tief wollt Ihr uns noch in den Wald führen?“ protestierte Indigo und drängte sich an Vincent. „Wir müssen den Wald durchqueren um in die nächste Grafschaft zu kommen. Von dort gelangen wir besser nach Turuhn.“ War Anises Antwort. Im Grunde waren Indigos Proteste berechtigt. Um den Wald herum und auf der Straße entlang wäre sicher einfacher und angenehmer gewesen. Aber in Begleitung der beiden Elementaren, war das Risiko einfach zu hoch entdeckt zu werden.
„Und nun, beruhigt Euch.“ Fuhr Anise fort. „Wir werden wohl kaum auf noch ein Fabelwesen treffen. Das wäre wirklich mehr als Zufall.“
 
Sodak folgte den anderen schweigend und ordnete sich am Ende der Gruppe an, wo er alle beobachten konnte, auch wenn seien Aufmerksamkeit nicht der Gruppe galt. Vielmehr beschäftigte ihn der Wald. Er konnte endlich wieder frei Atmen und sich wohl fühlen. Bisher hatte er sein gesamtes Leben in Wäldern verbracht und er glaubte nicht, dass sich das so schnell ändern würde. Abgesehen von diesem Ausflug, der ihn an einen noch unbekannte Ort bringen würde, aber er konnte viel lernen. Vor allem von Ixtaqua und Sachme. Er musste später mit ihnen sprechen, es gab so viel dass er sie fragen musste.
„Noch ein Fabelwesen? Nein, das wäre sehr seltsam, aber auf der anderen Seite sind die Wege des Herren unergründlich.“ gab Sodak von sich. Er war sich nicht sicher, ob ihn überhaupt wer hörte, irgendwie war es ihm aber auch egal. Viel wichtiger für ihn war, dass sie endlich die Ruine verlassen hatten. Er war ein Priester des heiligen Vaters. Ein Priester des Lebens und als solche sollte er in lebendigen Gefilden umher ziehen und nicht an Orten des Todes, wie einer Ruine herum lungern.
 
Vincent gab Acht, dass Indigo immer nahe bei ihm war. Er hatte außerdem dem kleinen Jungen aufgetragen nicht von ihrer Seite zu weichen, sollte er selbst einmal an anderer Stelle benötigt werden. Der Wald, so herrlich er war, strahlte etwas beunruhigendes aus. Durch seine vielen gerade gewachsenen Bäume, erhielt er eine unheimliche Dichte. Man sah sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wie irrsinnig konnte es sein, gerade hier auf Räuber oder gar andere Feinde zu treffen, doch Vincent hatte auf seinen Reisen schon so viel erlebt, dass er immer wachsam war und nie das Unmögliche herausforderte, indem er zu unvorsichtig war. Dazu kam, dass er die meisten hier nicht einmal kannte, vorallem bei Söldnern konnte das gefährlich werden. Es gab generell zwei Arten von Söldnern,. Die Ehrenhaften, die auch über den Rand einer Münze hinaus schauen konnten, und dann diejenigen, die sich immer nur nach dem Preis richteten und ihre Herren bei der erst besten Gelegenheit töteten. Er hoffte inständig, dass es sich bei den hinter ihm laufenden Söldnern um Vertreter der tugendhaften Kategorie handelte.
„Draco?“. Der Junge horchte auf und war zugleich einen Schritt neben ihm.
„Ich werde eine Zeitlang weiter hinten sein, pass auf Indigo auf. Führe sie am besten ein wenig nach vorne und sorge dafür, dass sie mit jemandem spricht. Das wird ihr gut tun und die Angst nehmen“. Draco nickte still und gesellte sich zu Indigo.
Vincent hingegen ließ sich zurückfallen bis er auf Höhe der Söldner war.
„Nun meine Herren, die Reise ist lang und fad. Ihr habt doch sicherlich gar spannende Geschichten auf Lager?!“.
 
Erleichtert trat sie in die Baumreihen. Das Grün war um einiges schöner, als diese seltsamen Höhlen in denen Menschen lebten. Sie nahm die verschiedensten Gerüche auf, die Furcht der Waldbewohner vor den Menschen, den Geruch von Waldbeeren und den Geruch von Moos, das angenehm duftete. Eigentlich ein schöner Wald, aber die Menschen schadeten dem Bild.

„Wenn wir durch ein Gebirge gehen würden, würde es noch schöner seien.“ Murmelte sie seufzend, beinahe flehend. Wie sehr sie sich nach Steinen sehnte! Nach dem ewigen Fels. Nur dort war sie zuhause, nur dort war ihre Heimat. Sie ließ sich ein wenig zurückfallen und kletterte leichtfüßig auf einen der Bäume. Sie musste sich erst einmal mit dem Gedanken abfinden nun mit Menschen zu reisen. Und solange würden ihr Misstrauen und ihre Angst bleiben. Menschen waren laut und sie stanken…aber das war bei weitem noch nicht das Schlimmste! Nein sie redeten so laut, dass selbst ihr Flüstern in Sachmés Ohren laut klang.

Ein Glück, dass sie ihre Ohren an den Kopf anlegen konnte, dass dämpfte die Geräusche. Aber sie musste es wohl oder übel. Immerhin war unter ihnen scheinbar niemand der sich dieses seltsame Zeug auf den Körper schmierte, dass für die Menschen wohl schön sein sollte. Sie fand diese gefälschten Gerüche einfach nur abartig. Sie folgte ihnen indem sie von Baum zu Baum sprang, auf allen vieren wie eine Katze. Ihre Rute nutzte sie zum ausbalancieren und ihre Krallen hinterließen tiefe Furchen in den Bäumen. Aber irgendwann wurde das langweilig. Sie sprang und landete direkt hinter dem Sharak und beschleunigte dann, bis sie neben ihm war.

„Du kommst also aus dem Meer?“ fragte sie. „Wie ist es dort? Ich meine es dürfte doch ziemlich nass sein oder?“ fragte sie und bei dem Wort nass schauderte sie.
 
Ixtaqua schmunzelte bei Sachmès Anblick. Allein der Gedanke an etwas Nasses schien ihr nicht zu gefallen. Für Ixtaqua nicht nachvollziehbar, war Wasser doch ein recht angenehmes Gefühl. Besonders nachdem man schon so lange an Land war, wie er bisher.
„Ja es ist nass.“ Antwortete der Sharak. „Überall ist Wasser. Es umspült einem die Kiemen und hält die Schuppen feucht. Überall schwimmen Fische herum. Einige im seichten Gewässer, andere im tiefen. Es ist kühler als hier an Land. Ehrlich gesagt ist es mir hier etwas zu warm, seitdem der Tag angebrochen ist. Bei uns gibt es auch Tag und Nacht. Allerdings besteht bei uns da kein großer Unterschied. Unsere Städte liegen so tief, dass dort kein Licht mehr durchdringt.“
Ixtaqua sprach mit einer Begeisterung über seine Heimat, dass er schnell merkte wie sehr sie vermisste. Er vermisste Das Wasser, die Kühle sowie die Dunkelheit in den Städten.
„Aber dann seht ihr ja gar nichts…“ bemerkte Sachmè, worauf hin Ixtaqua den Kopf schüttelte. „Doch. Unsere Augen sind an das Dunkle angepasst. Wir sehen sogar sehr viel. Notfalls haben wir noch leuchtende Muscheln. Einige Fische können sogar Licht erzeugen! Unsere Kinder spielen gerne mit ihnen.“

So viel Ixtaqua über seine Heimat redete - über sich selbst, seine Vergangenheit, seine Familie, was er gemacht hat, bevor er an Land kam…über all das verlor er kein einziges Wort. Ihm kamen Gedanken dazu in den Kopf aber er behielt sie für sich. Ab und an drehte er lediglich sein Amulett mit der Hand hin und her. „Ab und an fallen Gegenstände von den Menschen zu uns herunter. Meist wissen wir nichts damit anzufangen. Deshalb lagern wir sie an abgelegenen Orten und bald bilden sich Korallen und andere Polypen daran.“
Voller Begeisterung erzählte er mehr von dem Leben unter Wasser, doch irgendwann wechselte er das Thema.
„Verzeiht, wenn ich mir Eure Art nicht merken konnte…Aber ihr seid eine Art Katze?“ er schluckte „Fressen Katzen denn für gewöhnlich nicht Fisch?“
 
Kylari war sich nicht sicher, ob man bemerkte, dass sie der Gruppe folgen wollte - doch alles andere hätte sie auch verwundert.
Der Gedanke, nicht beachtet zu werden, schadete ihr nicht, ganz im Gegenteil. Vielmehr half er ihr und bewahrte sie vor gefährlichen Situationen.
Gerade wollte Kylari Gerald am Arm hinter sich herziehen, weil dieser sich schwerfällig damit tat, der Gruppe zu folgen. Eigentlich seltsam, denn für gewöhnlich hatte der Barde doch die Absicht, Kylari die weite Welt zu zeigen.
Verwundert wandte sich die Dienerin dem Barden zu und sah ihn ungläubig an.
,,Was habt Ihr ? Ist Euch nicht gut ?"
,,Mir ist etwas eingefallen Kylari", gab er zurück, und Kylari hatte ein ungutes Gefühl.
,,Ich muss dringend etwas im Wohnsitz meiner Familie erledigen".
Die Dienerin war zutiefst verwundert. Wieso viel dem Barden plötzlich ein, dass er noch etwas zu erledigen hatte ? Er klang seltsam nachdenklich, so als ob er etwas zu verschweigen hätte. Dann fuhr er fort, und verwirrte Kylari noch mehr.
,,Schließt Euch vorerst der Gruppe an, ich werde nachkommen, sobald ich alles erledigt habe". Mit diesen Worten und einem Lächeln wandte er sich um und ging bedächtigen Schrittes zurück in Richtung des Landsitzes.
Einen Moment blieb sie stehen und sah ihm nach, dann bemerkte sie, dass die Gruppe bereits ein Stück vorausgeeilt war und sich unterhielt.
Unsicher machte sie einen Schritt auf die Fabelwesen und deren Gefährten zu, die sich weiter und weiter entfernten. Sie hatte das ungute Gefühl, dass sie, sobald sie einen Schritt zuviel in diese Richtung tat, den Barden Gerald nie wieder sehen würde.
Hin und hergerissen starrte sie erst auf den entfernten Landsitz, und dann auf die Gruppe.
,,Es ist Zeit, um erwachsen zu werden, Kylari Arkenyion", sagte sie zu sich selbst, und lief der Gruppe entgegen.
 
Zugegeben, es war ein ziemlich dummer Einwand und jedes Wesen, welches nicht völlig naiv war, hätte es auch bemerkt. Doch Gerald tat sich schwer damit einer Gruppe zu folgen, welche nach festen Kriterien agierte, wie die eines Ordens. Die kurze Begegnung mit den Elementen hatte seine Muse wahrlich angespornt und es würde auf jeden Fall einen Abschnitt darüber geben, wenn er in den Chroniken über Artreles dazu kam.

Langsam wurde sein Schritt langsamer. Die Ruinen waren doch nur noch Trümmer. Viele Erinnerungen wurden mit einem Stück Zaun, dem Umrissen eines Mauersims, oder einer Hausfassade verbunden. In der lebhaften Fantasie des Spielmanns änderte sich das Wetter auf einen freundlichen Sommertag. Der Ruß wich dem herrlichen Mauerwerk und der edlen Meisterhandarbeit eines geschickten Steinmetz. Der Zaun baute sich wieder auf und auf einmal stand Gerald mitten auf dem Gehweg des Vorgartens vor sich ein prächtiges Landhaus, wie es die Grafenfamilie seit Jahrhunderten bewohnte. Er drehte sich langsam um die eigene Achse, betrachtete sein Heim. Die warme Stimmung wurde noch von freundlichem Vogelgesang und einer kräftigen Sonne unterstützt. Kinderlachen. "Den kenne ich.. ein Falke, und sie mal da, ein paar Sperlinge in den Bäumen." - "Sehr schön Sohnemann. Und wie heißt dieser kleine grüne mit den gelben Federn?" - "Ähhhm, das ist ein Pirol." - "So ist es. Ein Pirol." - "Der ist wirklich schön.. so kräftige Farben und wie schön er singen kann..." Wieder lachte der kleine Gerald, der auf dem Gut mit seinem Vater Vögel beobachte. Das Echo des Lachens brannte sich in Geralds Kopf. Es wurde dunkler. Die Atmosphäre wechselte von gelb und grün, zu blau und schwarz. Es nahm der Situation die ganze Wärme. Zurück blieb die Ruine.

<Ein kleinen Vers.. über den Pirol... eine gute Idee> Gerald hatte gerade die ersten Reime im Kopf als eine brummige Stimme zu ihm sprach. "He da, Wanderer. Lauf doch mal etwas am Wegesrand. Ich komme sonst mit meinem Heuwagen nicht vorbei!" Der Barde schüttelte den Kopf. Ganz in Gedanken versunken hatte er nicht bemerkt, wie seine Füße ihn ein gutes Stück die Straße weiter getragen haben, fort von seinem ehemaligem Heim. "Oh verzeiht tüchtiger Heuwagenfuhrmann..." Der alte Mann, dem die brummige Stimme gehörte, lachte vergnügt. Er war in die Lumpen eines Bauern gehüllt und etwas dicker, als es sein Arzt gutheißen würde, wenn er einen gehabt hätte. "Kein Problem. Ihr funkelt ja durch die bunten Farben wie ein Vogel zur Balzzeit." Gerald verneigte sich in Bardenmanier. "Ich fasse eure Worte als Kompliment auf. Sagt, wohin fahrt ihr?" - "Hm? Ich fahre zu unserem Gut nach Norden. Wieso fragt ihr?" - "Nun, würdet ihr, für einen Dienst in Unterhaltung während des Trottegang eures Zossen, einen einzelnen Spielmann auf eurem Wagen mitnehmen?" Der Bauer lachte wieder. "Wenn ihr nicht vom Heu fallt." Kurz darauf kletterte der bunte Mann auf den Heuhaufen und machte es sich gemütlich. So bewegte sich ein musizierender Haufen Heu langsam den kleinen Weg nach Norden, bis er irgendwann hinter einer Biegung verschwand.
 
Die letzten Takte seiner Flöte verklangen seufzend im Wald und hinterließen eine wohlige Waldstille. Keine absolute, denn es gab immer etwas zu hören, ein Rascheln, ein Knacken, ein Flattern oder ein süße Melodie vorgetragen von einem vorwitzigen Vogel. Ewan lauschte seinen letzten Noten nach, bis sie sich unwiederbringlich mit den kleinen vertrauten Geräuschen seine Heimat vermischt hatten. Er war sah flüchtig zum Himmel, der durch die Bäume so gut wie nicht zu sehen war und daher keinen Aufschluss über den Sonnenstand gab.
Ich sollte mir etwas zu essen suchen und wieder Richtung Heimat aufbrechen, dachte er bei sich. Schon war der erste Strauch mit reifen Heidelbeeren gesichtet und Ewan stürzte sich begeistert in die Aufgabe möglichst schnell möglichst viele Beeren ab zu flücken und in seinen Mund zu befördern. Nach kurzer Zeit lief ihm der süße Saft am Ziegenbart hinab und verklebte diesen hoffnungslos.
Die Zeit verging und nichts was um den Faun herum geschah nahm er bewusst war. Bis zu dem Augenblick als er den Hund bellen hörte. Ewan erstarrte, verschluckte sich gar vor schreck an den Beeren und fing fast sofort an zu husten. Der Hund war nicht sehr nah, aber in jedem Falle ZU nah und so lief Ewan durch die Tränen, die ihm in die Augen getreten waren, blind und in panischer Angst vorwärts.
Er hustete immer noch, jedoch gezwungen gedämpft, als er in des nächste Gebüsch hinein raste und ihn plötzlich höllischer Schmerz in empfang nahm. Das zuschnappende Geräusch hatte er gar nicht wahrgenommen, aber er konnte nicht mehr weiter gehen, der Fuß, durch den der Schmerz zuckte, zog ihn brutal zurück und er viel mit einem vernehmbaren Protestschrei auf den Boden.
Sein Bart war nun voll mit Blättern und Erde, die an dem süßen Saft klebten und in seiner Panik versuchte der Faun eine Fuß durch zerren los zu bekommen und wieder aufzustehen, aber es ging nicht. Zögernd wendete er seinen Blick von der gewählten Fluchtrichtung ab und erblickte einen Fuß, um dessen Knöchel eine alte rostige Bärenfalle zugeschnappt war und ihn an diesen Ort fesselte.
Hilfe! Hilfe! Was soll ich tun? Was soll ich tun? WAS soll ich tun??????????? schoss es ihm durch den Kopf und versetzte ihn in noch größere Panik, als er das Hundebellen noch einmal vernahm.
Trotz der Schmerzen begann er an der Falle zu rütteln, um sich irgendwie zu befreien, aber er saß fest. Rasend begann er nun Blätter über sich zu häufen und Erde über ihn zu breiten, damit man ihn nicht so schnell entdecken würde, dann lag er flach am Boden, zitterte wie Espenlaub und hoffte, der Hund möge einen weiten Bogen um ihn machen.
 
Einen kurzen Moment blieb Anise stehen. Sie warf den kopf in den Nacken und sog einen Augenblick die frische, reine Waldluft ein. Die war noch immer sehr kalt und brannte etwas in der Nase, doch das war ihr im Augenblick egal. Nach der ganzen Zeit, in der sie versteckt in irgendwelchen Häusern verbringen musste, war es eine wahre Befreiung, endlich wieder in der freien Natur wandern zu können. Noch dazu tagsüber.
Ein weiteres Mal sog sie die Düfte des Waldes ein, genoss den harzigen Geruch der Bäume um sie herum, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte und wieder zu der Gruppe aufschloss.

Eine Zeit lang machte sie sich einen Spaß daraus, möglichst alle Pflanzenarten, die sie entdeckte, zu benennen. Immer wieder entfernte sie sich ein paar Meter von den Anderen und betrachtete ein Gewächs etwas genauer, betrachtete die Blätter, die Blüten, pflückte ein paar Exemplare und steckte sie für ihre Studien in ihre Tasche.

Der Morgen hatte die Luft etwas erwärmt und die eisigen Winde hatten sich gelegt, sodass Anise den Umhang nun locker an ihren Schultern herabhängen ließ. Immer wieder erspähte sie Spinnennetze zwischen zwei besonders nahen Baumstämmen, die der späte Tau in eine glitzernde Skulptur verwandelt hatte. Es war diese wunderbare Unberührtheit, die Anise so an diesem Naturwunder faszinierte und sie dazu veranlasste, diesen recht finsteren Wald jeder Stadt vorzuziehen, auch wenn er auf andere vielleicht eine ganz andere, unheimliche Wirkung hatte.

So schmolz die Zeit für Anise nur so dahin. Der Wald wurde zuerst immer dichter und dunkler, doch nach einer ganzen Weile änderte sich das und allmählich lockerte sich der Wald. Der Abstand zwischen den bäumen vergrößerte sich. Nicht stark, aber doch genug, um immer mehr Licht und damit Wärme der Sonne hindurch zu lassen.
Und irgendwann trat Anise zwischen zwei Bäumen hervor und stand auf einer kleinen Lichtung. Ein Bach hatte sich seinen Weg zwischen den starken, alten Wurzeln der Bäume gesucht und speiste einen kleinen Teich auf der Lichtung.
»Vielleicht sollten wir für ein paar Minuten hier rasten«, verkündete sie den anderen. Nicht, dass sie selbst im Moment eine Rast nötig hatte, doch sie dachte dabei vor allem an Indigo, die vermutlich keine besonders langen Fußmärsche gewohnt war. Zumindest ließ ihre Erscheinung das vermuten.
Anise selbst hob den Riemen ihrer Umhängetasche über ihren Kopf und setzte sich in unmittelbarer Nähe des Wassers in das Gras. Hier gab es keine dichte Schicht von Baumkronen, die die Sonne vom Boden abhalten könnte, weshalb der Boden wesentlich wärmer war als zwischen den ganzen Bäumen. Mit wenigen Handgriffen holte Anise ihren Mörser, ein kleines, mit Erde verschmiertes Notizbuch und ein paar ihrer neuen Pflanzen hervor, baute alles ordentlich vor sich auf und begann damit, die ersten Wurzeln mit dem Stößel zu zerreiben.
 
Einen Moment sah sie ihn verwundert an. Es schien ihn Überwindung zu kosten, das zu fragen. Hatte er etwa Angst? Angst davor, dass er in ihr Beuteschema passen würde?

Einen Moment sinnierte sie noch darüber, dann lachte sie los. Verwirrt sah der Sharak sie an. Das erheiterte sie nur noch mehr, ja fast schien es, als hätte der Sharak einen Scherz gemacht, den er selbst nicht verstand. Aber sie verstand ihn und so erheiterte es sie, dass er es nicht bemerkte.

„Ich fresse keinen Fisch.“ Sagte sie grinsend, als sie sich wieder gefangen hatte. „Wir alle fressen keinen Fisch.“ Fuhr sie fort.
„Wir hassen das Wasser und für Fisch müssten wir es berühren. Nein, nein wir fressen lieber Huftiere und Vögel, die machen wenigstens satt. Außerdem haben die keine Gräten, die man sich aus den Zähnen puhlen müsste.“ Sie schauderte bei dieser Vorstellung.
„Außerdem gibt es dort wo wir leben genug zu fressen, als dass wir Fisch fressen müssen. Fisch schmeckt nicht, ist zu klein und ist zu nass und glitschig.“ Sie sah ihn einen Moment lang an ehe sie begriff was sie da eben gesagt hatte.
„Das heißt aber nicht, dass ich etwas gegen dich habe, nur weil du ein äh….Fisch bist…und äh….fressen…werde ich dich sicher nicht….es gibt eindeutig leckeres auf dieser Welt….so wie Reh….Reh schmeckt köstlich.“ Sagte sie schnell, in der Hoffnung den Sharak nicht verärgert zu haben….nur weil sie keinen Fisch mochte.

Sie hielten auf einer kleinen Lichtung…sie war der Lichtung so ähnlich…auf der sie so viele getötet hatte. Diese Lichtung hier war friedlich, aber alles war ihr dennoch so fremd…so anders, als die Nadelwälder ihrer Heimat. Sie hatte noch immer den Menschengeschmack in ihrem Mund…er fiel eindeutig in die Kategorie: essbar, aber nicht wirklich schmackhaft.

O wie sehr vermisste sie Elche und Rentiere….die Schneehasen und Murmeltiere, all das gab es hier nicht, würde es niemals geben. Sie sehnte sich so sehr nach ihrer Heimat…
 
Langsam nahm Edward den Blick vom Wald zu ihrer Rechten.
Er und Michael hatten sich darauf geeinigt, dass jeder von ihnen den Wald auf einer Seite der Gruppe beobachten sollte, um Gefahren im Voraus zu bemerken.

Er hatte diesen Mann schon im Innenhof bemerkt. Die meisten Leute, die sich farbige Kleidung in dieser Qualität leisten konnten, hatten stets einige Wachleute um sich. Er jedoch trug stattdessen zwei Krummschwerter und einen Dolch. Ein zweiter Blick verriet ihm, dass der Mann einen Dolch im Stiefel hatte. Es war offenkundig, dass er seine Waffen zu gebrauchen verstand. Er hatte nur noch ein Auge, was ihm im Kampf hinderlich sein würde.

Ansatzlos begann Edward eine Geschichte, in der er, von einem Wirt in der Stadt Simur einen Wirt vor ein paar Schlägern beschützen sollte, am Ende aber den Kopf des Wirts, der unter anderem Namen als Hehler gesucht wurde, den Wachen übergab, das Lösegeld einstrich und danach den Schlägern das Wirtshaus verkaufte.

Als sie auf der Lichtung ankamen verabschiedete er sich und ging ein Stück in den Wald, um Wasser zu lassen. Als er gerade an einer breiten Linde seine Beinlinge herunterließ, bemerkte er Aarons Hund, der schnüffelnd und bellend eine Spur verfolgte. Er würde den Hund zurückbringen, wenn er fertig war.
Er schloss die Augen und entspannte sich.
 
Sadok hieß die Pause wirklich willkommen, so langsam hatte er genug vom Wandern und er ließ sich nahe des Baches nieder. Er saß dort mit angewinkelten Beinen, so das er auf den Schienbeinen saß.
Es war zwar keine sonderliche bequeme Position, aber so würde er der Wiese unter ihm am wenigsten schaden. Er atmete mehrmals tief ein und genoss die Frische Luft, die Geräuschkulisse und die Gerüche. Der junge Priester würde Stundenlang so sitzen bleiben können.
Aus den Augenwinkeln beobachtete er immer wieder Anise, wie sie dort saß und arbeitete. Er hatte nicht viele Frauen gesehen, aber er war sich ziemlich sicher, das diese Frau dort drüben gut aussah. Jedenfalls sah sie besser aus als die meisten anderen Frauen, die er bisher gesehen hatte. Jedoch waren die Frauen, die er bisher gesehen hatte Bäuerinnen.
Zu seinem Erstaunen schien sie etwas von der Natur zu verstehen, Anscheinend sogar recht viel. Wenn er aber dem glauben schenkte, das seine Glaubensbrüder ihm über Frauen erzählzt haben, dann konnte es nicht sein. Vor allem die Alten meinten immer dass Frauen Dumme Bestien wären, die nur auf das Geld der freischaffenden Männer aus waren.
Dunkel erinnerte sich der Priester an seine Mutter. Diese war aber keien Bestie und sie war auch nicht dumm. Sie war eine Liebevolle Mutter, die ihn liebte. Soweit konnte er sich noch erinnern. Auch seinen Vater schien sie zu lieben.
Außerdem war der Tonfall der anderen Priester recht seltsam. Man könnte meinen sie würden nur Scherze machen, aber warum sollten sie das tun? Sie hatten doch gar keinen Grund dazu.
Er war sich sicher, dass es das beste wäre, wenn er mit ihr reden würde. Doch was ist, wenn sie wirklich eine solche Bestie war? Er musste es einfach wagen. Doch er schien aus irgend einem Grund weiche knie zu bekommen. Er hatte noch nie mit Frauen geredet.
Zwar waren sie auch Menschen, doch waren sie irgendwie anders. Sie benahmen sich völlig anders. Sie rochen anders, sie waren anders gebaut. Doch er hatte schon öfters Bauern von Frauen schwärmen hören. Er sollte wirklich mit ihr reden. Denn wenn er weiter mit dieser Gruppe reisen wollte müsste er nach und nach alle kennen lernen.
Der Priester erhob sich und schritt langsam auf Anise zu. „Entschuldigt wenn ich euch störe, aber würde es euch etwas ausmachen, wenn ich mich zu euch geselle?“ sagte er leise und seien Unsicherheit war deutlich zu hören. „Natürlich nur dann, wenn ich euch nicht störe.“ fügte er noch rasch hinzu.
Er wartete noch kurz die Antwort ab und setzt er sich dann neben die Frau. Nach einigen Momenten des Schweigens fragte er: „Ihr scheint euch gut mit Kräutern aus zu kennen, woher habt ihr dieses wissen?“
 
In gewisser Weise atmete Ixtaqua aus, als Sachmè von dem wohl abartigen Geschmack von Fisch erzählte. Wahrscheinlich würde Ixtaqua sich gut gegen die Sphinx verteidigen können aber es tat dem Gruppenzusammenhalt sicher nicht gut, wenn sich zwei Mitglieder aufgrund der Nahrungskette ständig…jagen würden.

Plötzlich hieß Anise zur Rast auf. Von oben kam Sonnenlicht durch die Bäumen herab. Scheinbar waren sie an einem ort gelangt, den die Menschen „Lichtung“ nannten. Ixtaqua wusste nicht mehr, in welchen Zusammenhang er dieses Wort gelernt hatte aber er wusste noch, was sich dahinter verbirgt.
Eigentlich unterschied sich die Sprache der Sharaki enorm von der, die die Menschen und Sachmè sprachen.
Er selbst wusste nicht, warum er die Sprache beherrschte. Von einigen wenigen aufgeschnappten Worten, kann man wohl kaum eine ganze Sprache können. Allerdings verstanden ja auch die Kraken die Sharaki, obwohl sie selber anders kommunizierten.
Ein Erbe ihrer Vorfahren vielleicht? Ixtaqua hatte keine Ahnung und ehrlich gesagt im Moment auch keine Ambitionen, sich weiter darüber Gedanken zu machen.

Eine Pause würde sicher auch Ixtaqua gut tun. Er setze sich auf einen Findling und stemmte seinen Speer in den Boden. Der Marsch an Land war anstrengend. Wie froh würde der Sharak sein, wenn sie einen Fluss oder gar das Meer erreichen würden.
Plötzlich schlug irgendwo ein Hund an. Dieser eine Narrator hatte doch einen Hund oder? Aber seltsamerweise war er nicht bei seinem Herren.
Seufzend stand Ixtaqua auf und wendete sich an den anderen.
„Ich werde einmal nachsehen, woher das Gebell kommt. Vincent…“ Er meinte sich an diesen Namen erinnern zu können. „ …und Michael. Würdet ihr mich sicherheitshalber begleiten?“

Die 3 zogen los und verließen für kurze Zeit die Gruppe. Natürlich ließen sie Indigo, Kylari, Anise, Sadok und den Jungen nicht völlig allein in dieser Lichtung. Aaron war noch da um aufzupassen.
Sie waren einige Meter gegangen, als sie Edward und Aarons Hund antrafen. Edward schaute die Gruppe etwas betröpelt an.
„Hat der Hund angeschlagen?“ fragte Vincent und deutete auf das kleine Tier, dass neben Edward zwischen den Bäumen herum schnüffelte.
„…Nein…“ war die Antwort. Er war eigentlich ruhig.
Fragend sahen sich Vincent und Michael an.

„Dann kommt es von wo anders…“ Was für eine Schlussfolgerung von Ixtaqua. Er deutete den Männern an, ihm zu folgen. Wenn sie den Weg gehen würden, aus dem das Geräusch kam, würden sie den Hund vielleicht finden. Etwas ironisch war es schon, dass Ixtaqua mehr oder weniger führte, hörte er doch so schlecht wie ein Fisch an land laufen kann….Mehr oder weniger.
Nicht, dass es wichtig gewesen wäre das Tier unbedingt zu finden. Aber Ixtaqua war neugierig, wenn auch vorsichtig.

„Dort vorne.“ Michael deutete auf einen Ort zwischen den Büschen, wo ein weiterer Hund kräftig bellte.
„…Wartet mal, ist das nicht der Hund des Boten, der Anise begleitet hat?“ fragte Vincent obwohl weder Ixtaqua noch Michael davon wissen konnten.
„Ja, das ist er! Aber warum bellt er?“
Als die Gruppe schließlich das Gebüsch weg schob, stockte ihnen der Atem. Den Menschen jedenfalls. Ixtaqua sah angesichts dieses Ziegenwesens mehr verwirrt drein.
 
Sie war gerade dabei, eine kleine Zeichnung des Blattes anzufertigen, das sie gerade untersuchte, als Anise die unsichere Frage eines jungen Mannes vernahm. Sie kannte die Stimme zwar, doch sie konnte sie nicht sofort einem bekannten Gesicht zuordnen.
Dennoch nahm sie sich die Zeit und schwieg ein paar Sekunden, in denen sie die letzten Linien zog. Erst dann sah sie auf und blickte in das Gesicht des jungen Mannes, der wohl ein Priester zu sein schien.
»Nein, natürlich nicht, setzt Euch nur«, antwortete sie dann und lächelte den Priester freundlich an. »Keine Sorge, ich werde Euch schon nicht vergiften«, fügte sie noch hinzu, als er trotzdem noch einen Moment zögerte, und lachte kurz auf.
Der Priester folgte schließlich ihrer Aufforderung, doch er sagte zuerst nichts. Wie es aussah, wollte er sie lediglich eine Weile bei ihrem Schaffen beobachten.

Anise wandte sich wieder dem Papier zu und begann damit, ihre soeben fertig gestellte Skizze zu beschriften. »Ihr scheint euch gut mit Kräutern aus zu kennen, woher habt ihr dieses wissen?«, fragte Sadok, noch bevor Anise sich wieder wirklich auf ihre Arbeit konzentrieren konnte.
Sie richtete sich auf, doch ihr Blick richtete sich nicht sofort zu Sadok. Einen Moment betrachtete sie die sanften Wellen, die eine leichte Brise auf dem kleinen Teich vor sich her schob. »Als Priester kennt Ihr sicher das Schriftwort von dem jungen Schreiner: „Und da sagte Marius dem ihm: Der Herr gab euch Augen zum Sehen und Ohren zum Hören. Sie sind Werkzeuge deines Verstandes, darum nutze sie.“ Genau das habe ich getan.« Es war keine eindeutige Antwort, doch Priester verfügten für gewöhnlich über eine wesentlich bessere Bildung als die meisten anderen, normalen Menschen, er würde also vermutlich verstehen, was sie meinte.

Sie legte kurz ihren Stift weg und nahm sich stattdessen einen Ableger einer Pflanze, die sie irgendwann mal eingesteckt hatte. »Dieses Gewächs zum Beispiel«, setzte sie an und reichte sie dem Priester, damit dieser sie genauer betrachten konnte. »Es wächst beinahe überall in dieser Region, viele haben vermutlich sogar den einen oder anderen Spross davon in ihrem Blumenbeet. Dort wird sie als Unkraut empfunden und entfernt. Durch etwas herumprobieren habe ich allerdings herausgefunden, dass man eine Paste aus den geriebenen Blättern herstellen kann, die offene Wunden ausgezeichnet reinigt und verhindert, dass sie sich entzünden. Die Heilung kleinerer Schnitt- oder Schürfwunden geht außerdem mit ein paar Behandlungen damit wesentlich rascher von statten.«
Sie beobachtete den jungen Mann dabei, wie er die kleine Pflanze in den Händen drehte und war gespannt, wie er reagieren würde.
 
Michael starte verblüfft auf das Wesen, dass sich flach auf den Boden ins Moos gepresst hatte und von dort verschreckt zu ihnen heraufschaute.
Als er Ixtaqua zusammen mit Vincent tiefer in den Wald gefolgt war hatte er vielleicht mit einem verwundetem Reh gerechnet aber ganz sicher nicht damit, dass ihnen schon wieder eines von diesen Wesen über den Weg laufen würde; langsam fing er an, an einen regelrechten Fluch zu glauben.

Das angesprochene Wesen rappelte sich in diesem Moment auf und wich mit einigen schnellen Schritten seiner behaarten Ziegenbeine zurück, wobei es die beiden knurrenden Hunde misstrauisch beäugte. Erst jetzt bemerkte Michael die Bärenfalle, die sich in mit dem rostigen Schnappmechanismus fest um den Knöchel des Fabeltiers geschlossen hatte. Weit kam es nicht mit seinem verletzten Fuß, ehe ein breiter Eichenstamm in seinem Rücken ihm den Weg abschnitt und ein weiteres zurückweichen verhinderte. Das Knurren von Aarons Hund wurde noch etwas lauter, als das Fabelwesen sich langsam um den Stamm herum schieben wollte. Die Fingerknöchel des verängstigten Wesens, welches eine zierliche Flöte umklammerte wurden weiß während sich der panische Ausdruck auf seinem durchaus menschlichen Gesicht noch verstärkte.

Ganz langsam nahm Michael die Hand von seinem Schwert, welches er unbewusst gepackt hatte, um den verängstigten Waldbewohner nicht noch mehr zu verschrecken. Ebenso ruhig ging er daraufhin in die Hocke, damit er Aarons Hund im Nacken kraulen konnte - immerhin schien es dem Tier zu gefallen, denn sein knurren wurde leiser und verstummte schließlich ganz. Glücklicherweise schein Vincent der gleiche Gedanke wie ihm gekommen zu sein, denn auch der andere Hund beruhigte sich unter der ruhigen Hand, die ihn streichelte.
Während der ganzen Zeit hatte Michael das Ziegenwesen nicht aus den Augen gelassen, damit es nicht den Eindruck von Unachtsamkeit bekam und versuchte zu fliehen. Neben der bloßen Panik mischte sich jetzt auch so etwas wie Wachsamkeit und eine gewisse Furcht in dessen Gesicht und auch die langen Ohren, die vorher immer wieder leicht gezuckt hatten, schienen sich zu beruhigen.

"Bitte bleib jetzt ruhig.", sagte Michael leise aber eindringlich zu dieser Mischung aus Mensch und Ziege, "Ich verspreche dir, dass wir dir nichts tun und dir auch diese Falle da abnehmen werden." Irgendwie kam er sich dumm vor, so etwas zu diesem Wesen zu sagen, doch gleichzeitig hoffte er, dass seine Worte wirken würde, obwohl reden und Einfühlungsvermögen alles andere als seine Stärken waren.
"Kannst du...", er zögerte, "Kannst du sprechen?"
 
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Kylari genoss den Moment der Rast und schwieg - wie sie es immer tat.
Sie war sich nach wie vor nicht sicher, wo ihr Weg sie ohne Gerald hinführen würde, doch sie war fest entschlossen, ihn zu meistern. Sie würde sich bestimmt in dieser Gruppe einleben können, auch wenn es schwierig werden würde.
Neugierig spähte sie herüber zu der Frau, die sie als "Anise" in Erinnerung behalten hatte.
Sie malte etwas auf ein Blatt, und obwohl Kylari nicht wusste, worum es sich handelte, schaute sie gespannt zu. Wenn es ein paar Sachen gab, die Kylari gut beherrschte, dann waren es Gehorsam und ein gutes Gedächtnis.
Sie kannte fast alle Namen der Gruppe bereits, auch wenn sie bei einigen Komplizierteren, wie zum Beispiel Ixtaqua, ein wenig Zeit brauchte um ihn wieder vollends in ihr Gedächtnis zu rufen.
Der Fischmensch war zusammen mit Michael und Vincent aufgebrochen, um etwas nachzusehen, und die junge Frau wollte gar nicht erst wissen, was es war. Aus Angelegenheiten, mit denen man nichts zu tun hatte, sollte man sich raushalten.
Doch Kylari wurde mit jeder verstrichenen Minute in dieser Gruppe klar, dass diese Taktik auf Dauer nicht immer funktionieren konnte.
Schweigend betrachtete sie nach wie vor das Blatt, auf dem die Skizze gemalt wurde.
Dann hob die Frau namens Anise eine Pflanze hoch und zeigte sie Sadok, dessen Namen Kylari ebenfalls im Kopf behalten hatte.
Anise erklärte etwas über die Wirksamkeit dieser Pflanze, und Kylari hörte gespannt zu, auch wenn sie anscheinend nicht bemerkt wurde.
Sie selbst dachte, dieses Kraut schon einmal gesehen zu haben, es musste wohl auf dem Hof der Arkenyions wachsen.
Diese Frau schien wirklich Ahnung von Kräutern zu haben, was Sadok schließlich auch aussprach.
Als ihr Gespräch sich einem anderen Thema zuwandte, suchte Kylari nach einer Beschäftigung. Zuerst dachte sie an Schlafen, doch dann fiel ihr ein, dass sie sich seit ihrem Aufbruch nicht dem Schwertkampf gewidmet hatte.
Unter den Falten ihres Kleides versteckt befand sich die Schwertscheide, und sie erhob sich und entfernte sich einige Meter.
Der Mann namens Aaron, welcher auf die übriggebliebenen aufpasste, schaute kurz in ihre Richtung, doch als er sah, dass sie sich keine fünf Meter entfernte, setzte er eine beruhigtere Miene auf.
Dann zog Kylari blitzschnell ihr Schwert und ließ es durch die Luft wirbeln.
Sie hätte nie gedacht, dass sie den Schwertkampf so sehr vermisst hätte, doch nach der ungewohnten Wanderung war dies ein hervorragender Ausgleich.
Eine ganze Weile kämpfte die ehemalige Dienerin gegen unsichtbare Monster und probierte neue Kniffe aus, mit denen sie einen Feind unerwartete treffen konnte, und achtete nicht darauf, ob ihr jemand zusah oder alle ihren Beschäftigungen nachgingen.
 
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