RPG Societas Narratorum

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Sie legte etwas verwundert den Kopf schief. Sie wollten rasten? Waren sie wirklich schon so lange gelaufen? Dem Lauf der Sonne nach zu urteilen nicht, allerdings war sie sich auch nicht sicher wann sie losgegangen waren.

Es könnten Stunden gewesen sein…ihr Zeitgefühl war in diesen Wäldern grottig…sie sehnte sich nach den Schneeverwehten Ebenen…dort war es so viel einfacher als hier. Sie hörte den Hund bellen, schrill hallte es in ihren Ohren wieder, so dass sie sie bestürzt anlegte und rein aus Reflex den nächsten Baum erkletterte, wo sie sich duckte.

Sie mochte Hunde nicht…Hunde waren keine Wölfe, nein Hunde waren dumme Wesen, die spurten wenn man es ihnen sagte und dafür nichts verlangten. Innerlich fragte sie sich, wie ein Tier so tief sinken konnte. Einer Katze würde so etwas nie passieren. Nein sicherlich keiner Katze…obwohl es einige dämliche Exemplaren gab. Sie war froh über so etwas zu stehen.

Das Gebell der Hunde – mittlerweile zwar etwas weiter weg – hallte unsanft in ihren Ohren, wie ein hohes Pfeifen und sie fauchte, so als ob sie hoffen würde ihn so los zu werden. Aber Fehlanzeige. Sie war kurz davor die Hunde einfach zu fressen…aber sie beherrschte sich.

Das Blut würde sie nur aus der Fassung bringen und das konnte sie jetzt nicht gebrauchen…nicht zweimal an einem einzigen Tag, das wäre nun wirklich zu viel des Guten. Sie konzentrierte sich auf die Gerüche des Waldes, in der Hoffnung das Gebell verdrängen zu können.

Es roch nach Blättern..nach Laub, nach dem angenehmen Duft von feuchter Erde…dann roch es nach Menschen, penetrant und fürchterlich und dann waren da Gerüche, die sie nicht deuten konnte…es roch ein wenig nach Ziege…allerdings dürfte es hier wohl keine Bergziegen geben und sie bezweifelte das eine Hausziege hier umher strotzte.

„Sinnestäuschung.“ Murmelte sie leise und machte es sich in der Baumkrone bequem. Die Sonne wärmte ihren Oberkörper, erhitzte das goldene Fell und ließ sie schläfrig werden.

Sie beobachtete das junge Mädchen eine Weile beim Schwertkampf – bemerkte das Menschen eindeutig erbärmlich waren, wenn sie Waffen zum Kämpfen brauchten – sie hatte noch nie ein Mädchen mit einem Schwert kämpfen sehen.

Sie schwang es – in Sachmés Augen – gekonnt, aber irgendwie war es ihr suspekt sie mit diesem Ding rumfuchteln zu sehen, also wandte sie sich ab. Sie gähnte herzhaft – wobei sie ihre Reißzähne und ihre raue Katzenzunge entblößte – und schloss dann die Augen um zu dösen…
 
Sadok beobachtete die Pflanze ausgiebig. Er hatte sie schon oft gesehen. Schließlich wuchs sie massenhaft im Klostergarten seines Ordens. Aber dies war nicht weiter wunderlich. Es kamen viele Menschen in Klöster die Heilung suchten und man konnte diese Heilessenzen teuer verkaufen um Papier einzukaufen.
„Nunja, es ist recht praktisch, aber es gibt in dieser Gegend weitaus bessere Kräuter für diese Zwecke. Allerdings ist keines davon so leicht zu züchten wie dieses hier.“ Forschend blickte er um sich und versuchte andere Kräuter zu erhaschen, aber scheibar gab es hier in der näheren Umgebung kein Kraut dessen Erwähnung sich lohnen würde.
Vielleicht waren einige Teesorten dabei. Vielleicht auch einige Kräuter dabei die man zu einer Creme verarbeiten konnte, aber Heilkräuter? Das war wirklich unwahrscheinlich. Auf so kleinem Raum konnten unmöglich mehrere Heilkräuter wachsen. So etwas kam nur im kultiviertem Anbau vor. Aber die Natur war zu unglaublichem Fähig. Alles um sie herum war eine Schöpfung des Allmächtigen. Warum sollte er nicht einen Ort geschaffen haben an dem viele Heilkräuter wuchsen?
„aber aus welchem Grund habt ihr ihr es euch beigebracht?“ begann der Priester. „die wenigstens Menschen haben die Zeit ums ich ausgiebig mit der Pflanzenkunde zu beschäftigen. Der Herr hat den Tag leider zu Kurz gemacht als das der Mensch an einem Tag viel erreichen kann.“
 
Anise lachte kurz auf. »Warum ich mich damit beschäftigt habe?« Sie lachte erneut. »Ich denke, Ihr unterschätzt die versteckten Kräfte in den Pflanzen. Ich könnte jederzeit ein Gift herstellen, das mindestens ebenso tödlich ist wie eine Klinge. Oder eine kleine Dosis eines meiner Extrakte im Getränk der richtigen Person und schon ist ein ganzes Bataillon gelähmt und unfähig zu kämpfen, weil der Anführer unter Wahnvorstellungen leidet. Dadurch kann man in feindlichen Reihen wesentlich effektiver Schaden anrichten, als ein bewaffneter Spion es vermag. Aber die Natur stellt auch unglaubliche Heilmittel bereit, die auch allgemein als unheilbar anerkannte Krankheiten in wenigen Tagen kurieren können. Ihr habt zwar Recht, an einem einzelnen Tag kann man nicht viel erreichen, doch ich hatte das Glück, in einer sehr reichen Familie aufzuwachsen. So musste ich nicht bei der Arbeit helfen und hatte seit vielen Jahren Zeit, mich mit der Pflanzenkunde auseinanderzusetzen. Und ich denke, inzwischen kann ich mit Recht behaupten, Unglaubliches mit Kräutern bewirken zu können.«
Sie seufzte leise und fragte sich, ob es wohl wirklich klug wäre, weiter zu sprechen. Immerhin redete sie gerade mit einem Vertreter der Kirche, deren Anhänger sie der Hexerei beschuldigten. Doch dieser junge Bruder schien seinen Gauben anders zu verstehen als die meisten seiner älteren Kollegen. Immerhin schien er auch keine Abneigung gegen die beiden Fabelwesen zu verspüren, die sie begleiteten.
»Offenbar jedoch zu Unglaubliches für Viele … deswegen wurde ich in meiner Heimat der Hexerei beschuldigt und musste fliehen.«
Mit einem Mal packten sie erneut Zweifel, ob das gerade eben nicht vielleicht doch ein gewaltiger Fehler war. »Wie dem auch sei«, sprach sie weiter und begann bereits damit, ihr Notizbuch wieder zu verstauen. »Ich denke, wir sollten weiter.« Sie sagte das nicht, weil sie wirklich schon wieder gehen wollte, im Gegenteil, ihr gefiel dieser Ort. Und eigentlich wusste sie, dass sie erst sehr kurz hier rasteten. Aber sie wollte fürs erste vom Thema ablenken, aus Angst, der Mönch könnte es vielleicht doch falsch verstehen.
 
Kylari steckte nach einigen Minuten des Übens ihr Schwert zurück in die lederne Scheide. Sie war froh darüber, ihrer liebsten Tätigkeit wieder einmal nachgekommen zu sein, und somit ließ sie sich erschöpft auf die Erde nieder, neben ihren Gefährten.
Gespannt lauschte sie der Unterhaltung.
Es ging nach wie vor um Kräuter und Pflanzen, und die junge Dienerin war sehr erstaunt, als sie von der gefährlichen Wirkung mancher Pflanzen hörte.
Wenn sie daran dachte, dass man mit einer kleinen Mischung eine Armee besiegen könnte, fuhr ihr ein kalter Schauer über den Rücken, und sie fragte sich, wieso dies nicht einfach jede Armee bei der gegnerischen tat. Doch nach einigem Überlegen wurde ihr bewusst, dass sie wahrscheinlich nicht genug von Krieg und Schlachten wusste, um diese Methode beurteilen zu können. Wahrscheinlich ging es einfach nicht, oder die Pflanze war zu selten.
Sie lauschte weiter dem Gespräch.
Die Frau namens Anise erzählte, dass sie aus ihrer Heimat fliehen musste, weil man sie als Hexe ansah. Dies war also der Preis, den man für das mächtige Wissen zahlte.
Doch Kylari dachte angestrengt nach. Auch sie würde sich niemals wieder länger an einem Ort aufhalten dürfen, solange sie sich in der Nähe ihres Hofes befand. Man würde auch sie jagen, doch aus einem anderen Grund: sie hatte das erste Mal in ihrem Leben Ungehorsam gezeigt.
Nun wurde ihr das erste Mal wirklich bewusst, dass sie vielleicht nie wieder einen festen Wohnsitz haben könnte, sich niemals irgendwo niederlassen könnte.
Doch es trübte ihre Stimmung nicht. Vielleicht würde sie unter ihren Gefährten noch einige wahre Freunde finden, und dann würde sie gewiss nichts lieber tun, als mit ihnen durch die Lande zu ziehen.
Entschlossen schaute sie kurz in die Ferne, dann lauschte sie weiter dem Gespräch.
 
"Kannst du...", der Mensch zögerte, "Kannst du sprechen?"
„Ich…“ Ewan räusperte sich, weil er seine Stimme lange nicht benutzt hatte, „ich kann sprechen.“ Dabei ließ er seinen Blick weiterhin zwischen den beiden Hunden hin und her gleiten. „Wir wollen dir helfen.“ Die Stimme klang irgendwie erleichtert, doch Ewans ganze Konzentration war auf die Tiere gerichtet.
Da auch nach einigen Sekunden keine erkennbare Reaktion auf das Angebot kam, versuchte sich der Mensch der gesprochen vorsichtig zu nähern. Dabei versuchte er beruhigend auf den Faun einzureden. „Wir tun dir nichts, ich möchte nur die Falle von deinem Bein lösen. Also halt still und ich werde….“
Ewan zuckte mit einem Aufheulen zurück, als auch der Hund, welcher der Mensch bei sich hatte, sich in seine Richtung bewegte. Durch die abrupte Bewegung und der Laut brachten die Hunde sofort dazu ihre Lefzen hoch zu ziehen und zu knurren.
„Nein!“, Ewan sah zum ersten mal den Mensch kurz an, wies auf die Tiere und fixierte selbige gleich wieder, „do chú, deine Bestie, lass sie nicht näher kommen!“
„Do chú?“, wiederholte der Mensch, nicht wissend, dass Ewan nur das Wort der Faune für Hund kannte. Doch Ewans Reaktion war eindeutig gewesen, so dass er die Hunde wieder zur Ruhe brachte und weiter einen Schritt auf ihn zu machte.
Der Faun rückte auch vor ihm leicht zurück, „woher soll ich wissen, dass du mich nicht zu deinen Menschenfreunden bringen und mir Schmerzen zufügen wirst, weil ich für dich `Teufel` bin?“ Ewan sprach das Wort mit einer Mischung aus Faszination und Unwissenheit aus. Er hatte nie erfahren, was es bedeutete, doch da man ihn deshalb fast ermordet hatte, war es ihm immer im Gedächtnis geblieben.
Offen sah er den Menschen an, der für ihn aus sah wie jeder andere auch, neugierig und immer noch in höchster Alarmbereitschaft, wartete er auf eine Reaktion.
 
„Teufel?“ fragte Ixtaqua verwirrt und trat zwischen dem Gebüsch hervor. Sie hatten nun dieses Wesen entdeckt. Es war definitiv kein Mensch, das erkannte der Sharak. Allein wie das Geschöpf ängstlich auf den Boden lag zeigte das. (Abgesehen davon dass es sich anatomisch stark unterschied)
„Ist Teufel ein Wort für Eure Rasse?“ der Fischmensch hockte sich vor dem Faun auf den Boden und betrachtete ihn neugierig mit seinen dunklen Augen. Am Blick des Faune erkannte man, dass er nicht jeden Tag einen Sharak sehen würde.
Ixtaqua legte seine rechte Hand auf die Brust und begrüßte den Ziegenmenschen. „Schawakenapo, Freund. Ich bin Ixtaqua, Angehöriger des Stammes der Whatanauu. Ein Sharak.“ Er legte den Kopf leicht schief und dachte kurz nach. „Ich bin ein Monster.“
Noch immer war Ixtaqua der Meinung, dass dieser Begriff, den Tilman ihn vor den Kopf geworfen hatte, der wirkliche Begriff unter den Menschen für die Sharaki war. Dass Vincent und die beiden Söldner hinter ihm, teilweise schmunzelten und teilweise irritiert waren, bekam er nicht mit.
„Ihr braucht keine Angst zu haben. Diese Menschen tun uns Elementaren nichts. Wartet, ich helfe Euch…“
Und mit diesen Worten packte Ixtaqua die Falle und zog sie, als wäre es nichts, auseinander. Das Blut des Fauns klebte noch daran, doch das ließ sich nicht vermeiden.



In der Zwischenzeit hatte Immanuel sein Ziel erreicht. Ein unscheinbarer Höhleneingang mitten in einer schwer zu erreichenden Kerbe des gewaltigen Gebirgszugs.
Sein Pferd hatte er bereits am Angrenzenten Wald festgemacht und legte den Rest des Weges zu Fuß zurück. Eine ganze Stunde bahnte sich der Mann den Weg an den steilen Felsklippen vorbei, bis er endlich vor seinem Ziel stand.
Was er hier wollte? Scheinbar wusste er das selber nicht. Denn sein ganzer Körper zitterte als er auf den Eingang zu lief. Was auch immer in dieser Höhle war, es wäre wohl zu wertvoll gewesen als dass sich Immanuel Verstärkung mitgebracht hätte…
 
Sie schlug die Augen wieder auf, als der Geruch wieder in ihre Nase stach. Er war penetranter, näher und diesmal war sie sich sicher, dass sie ihn sich nicht eingebildet hatte. Es war ein seltsamer ihr unbekannter Geruch, aber er trug die Nuancen einer Ziege in sich. Und er war näher jetzt. Blitzartig waren ihre Sinne wieder hellwach. Dieser Geruch war auf eine gewisse Weise verlockend…allein die Verlockung.

Aber sie schüttelte diesen Gedanken ab. Ziegen waren zwar recht lecker – sofern sie weiblich waren – aber dieser Geruch war nicht nur der einer Ziege. Er war seltsam und das verwirrte sie ungemein. Sie hatte nie so etwas gerochen und das machte ihr auf seine Art Angst. Und dann roch sie etwas, was sie zwangsläufig zusammenzucken ließ. Es war Blut…frisches Blut und ihre Sinne waren bereits wieder am durchgehen.

Sie spürte die Jagdlust, die sich ihren Weg bahnte, aber der Geruch war noch entfernt…war kaum mehr als ein schwacher Hauch im Wind. Das war alles andere als gut. Etwas panisch sah sie sich um…suchte nach einer Möglichkeit, das nahende zu verhindern. Ihr Blick blieb schließlich an Anise hängen. Der Geruch von Kräutern haftete an ihr. Der Mönch war bei ihr, aber das bemerkte sie nur am Rande.

Mit einem einzigen geschmeidigen Satz landete sie direkt vor der jungen Frau, die im ersten Moment etwas überrascht dreinblickte. Sachmé sah ihr ein wenig panisch in die Augen.

„Ihr kennt euch mit Kräutern aus, oder? Kennt ihr ein Kraut, das meine Sinne betäubt? Oder wenigstens meine Nase so sehr einnimmt, dass ich nichts mehr wittere?“ fragte sie nicht ohne gewisse Scheu, es war ihr unbehaglich so nah bei einem Menschen zu stehen. Aber sie wollte nicht wieder in einen Rausch verfallen, nicht zweimal am selben Tag…
 
Es jagte Anise erst einmal einen Heidenschrecken, als plötzlich die Katzenfrau direkt vor ihr landete. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie sich genähert hatte. Dass sie dann so unvermittelt auftauchte und sie ansah, wäre sie fast einen Schritt zurückgewichen. Aber dann sah sie Sachmé in die Augen und erkannte nicht de Spur einer Bedrohung. Viel mehr schien sie sich vor etwas zu fürchten.
»Kennt ihr ein Kraut, das meine Sinne betäubt? Oder wenigstens meine Nase so sehr einnimmt, dass ich nichts mehr wittere?«
Einen Moment lang schwieg Anise, bis sie die Frage endlich vollständig realisiert hatte. Einen weiteren Augenblick dachte sie nach.
»Ja, ich denke, ich kann euch helfen.« Sie beugte sie tief über ihren Beutel und suchte darin sorgfältig ein paar Blüten heraus. Sie legte sie in ihren Mörser und begann damit, die Gewächse zu zerstampfen und zu zermahlen. Allmählich verwischten die ansehnlichen Blüten ihre äußere Form und entwickelten sich zu einer dünnen Schicht einer von grünen Pigmenten durchsetzten weißlichen Masse. Irgendwann war sie mit diesem Zwischenergebnis zufrieden.
Sie nahm ihren kleinen Kessel und ging damit zu dem Teich. Einen Moment später träufelte sie vorsichtig einige Tropfen des Teichwassers aus dem Kessel in ihren Mörser. Dann rührte sie noch ein paar Mal mit dem Stößel um, zerstampfte das ganze noch einmal rasch. Eine dicke, helle Paste hatte sich gebildet.
»Haltet bitte einen Moment still«, wies sie Sachmé an und trug eine Schicht ihrer Paste unter ihre Nase. Sie verrieb es ein bisschen, bis die helle Farbe des Gemischs fast nicht mehr auffiel. »Das sollte jetzt einen recht starken, aber angenehmen Duft entwickeln. Ich hoffe, das entspricht dem, was Ihr Euch vorstellt.«
Den Rest ihrer Paste strich sie in eine kleine leere Büchse, die sie sorgsam verschloss. Sie wusste zwar nicht genau, weshalb Sachmé ihren Geruchssinn überdecken wollte, doch es konnte wohl nicht schaden, das Übrige aufzuheben.
 
Kylari schaute entsetzt die Katzenfrau an, doch sie wich nicht zurück, als diese nur einige Meter entfernt von ihr landete.
Ein sichtliches Zeichen dafür, dass sich die ehemalige Dienerin nun wahrhaft an die seltsamen Dinge dieser Welt gewöhnt hatte - zumindest die Dinge in diesem Teil der Welt.
Wieder lauschte sie den Unterhaltungen und sie hörte, wie die Katzenfrau nach einem Mittel gegen Spührsinn und Witterung fragte.
Und dann sagte die Frau namens Anise, dass sich wohl ein Mittel zubereiten könnte, ehe sie sich an die Arbeit machte. Dieser Gedanke behagte Kylari nicht. Sie war, obgleich sie noch nicht lange der Gruppe angehörte, froh darüber, dass diese aus Mitgliedern mit besonderen Fähigkeiten oder außergewöhnlichem Aussehen bestand, denn somit würde vielleicht auch kein Feind wagen, sie anzugreifen. Außerdem konnte man mit Witterungsfähigkeiten Gegner aufspüren die noch weit entfernt waren. Wozu sollte man so eine hilfreiche Fähigkeit ausschalten wollen ?
Doch Kylari war sich sicher, dass sie den Sinn darin noch nicht verstehen würde, dies würde noch einige Zeit dauern.
Generell wusste sie so wenig über ihre Gefährten, wie man nur wissen konnte. Grade einmal die meisten Namen lagen in ihrem Gedächtnis.
Gespannt schaute sie zu, wie Anis das seltsame Sekret unter der Nase der Katzenfrau verrieb, welche sich dann abwand, und kurz einige Meter umherspazierte.
 
Ein Monster, dachte Ed, wahrlich und wahrlich.
Er schmunzelte. Monster und Teufel. Warscheinlich werden wir am Ende von einem Drachen gefressen.
"Tja, ich habe schon einige Wunden gesehen. Wenn wir diese nicht schnell verbinden, verblutet es uns und wir werden Ziegenbraten zu Essen haben."
Er lächelte das Wesen an, um ihm zu zeigen, dass er nicht wirklich vor hatte es zu Essen.
Schnell ging er in die Hocke, nahm seinen Rucksack ab und begann darin zu kramen. Nach kurzer Suche zerrte er ein weißes Wollhemd heraus, riss einige Streifen ab und näherte sich vorsichtig.
"Wenn du still hälst wird es nicht ganz so sehr schmerzen.", versuchte er Ewan zu beruhigen.
 
Anise entging es nicht, dass die junge Frau sie offenbar genau beobachtete. Bislang hatte sie etwas abseits von den anderen gegen unsichtbare Feinde gefochten, doch jetzt stand sie einfach da und sah sie an.
Der junge Mönch schwieg die ganze Zeit über. Es wurde Anise allmählich unbehaglich, dass er kein Wort sagte. Womöglich rangen gerade in seinem Inneren zwei Parteien darum, was er von der Kräuterhexe halten solle.
Äußerlich beobachtete sie Sachmé, wie sie offenbar ihr Extrakt ausprobierte, doch eigentlich dachte sie nach. Langsam wollte sie wirklich weiter …
»Ich werde einmal nachsehen, was die anderen tun«, sagte sie schließlich laut genug, dass auch Sachmé und die andere Frau es hören konnten und wandte sich in die Richtung, in die vorhin die anderen gegangen waren.

Sie war sich nicht sicher, ob sie in die richtige Richtung ging, aber solange sie im Wald war, bezweifelte sie, dass sie sich wirklich verlaufen könnte. Und nach wenigen Momenten hörte sie bereits leise in der Ferne Stimmen, denen sie folgen konnte.
Sie bemühte sich zwar nicht weiter, leise zu sein oder gar zu schleichen, aber trotzdem waren einige der anderen ziemlich überrascht, als Anise sich von hinten näherte. »Wir sollten allmählich weiter«, setzte Anise an.
Eigentlich wollte sie noch weiter sprechen, aber dann hatte sie bereits zu ihnen aufgeschlossen und ihr Blick fiel auf dieses … Wesen und es verschlug ihr im ersten Moment die Sprache. Es dauerte jedoch nur wenige Sekunden, bis sie sich wieder gefasst hatte und sich langsam näherte. »Ihr seid verletzt«, bemerkte sie schließlich und wiederholte damit das, was ohnehin bereits alle wussten.
Behutsam, um zu verdeutlichen, dass sie dem Wesen nichts Böses wollte, kniete sie sich neben dem Söldner auf den Boden. Offenbar wollte er gerade die blutende Wunde verbinden.
»Wartet einen Moment«, sagte Anise und streckte ihre Hand aus, um ihn aufzuhalten. Dann legte sie ihre Tasche neben sich auf den Boden und zog eine kleine Dose hervor. Darin bewahrte sie eine Salbe auf, eines ihrer Standardrezepte. Eine einfache Mischung, die die Wunde vor einer Infektion schützen sollte. Mit einem Tuch tupfte sie das Blut um die eigentliche Wunde herum etwas ab. »Das wird womöglich gleich etwas schmerzen«, warnte sie den Ziegenmensch und strich dann etwas von ihrem Mittel um die Wunde herum.
»Jetzt könnt Ihr fortfahren«, sagte sie zu Ed und räumte ihre Sachen wieder ein.
 
Vorsichtig verband Ed die Wunde und hob die kleine Gestallt auf.
Langsam, um Ewan keine unnötigen Schmerzen zu bereiten, stand er auf.
Michael nahm derweil Edwards Rucksack auf und bald gingen alle gemeinsam zum Lagerplatz zurück.
Beruhigend redete er auf das Wesen ein und erfuhr, wer und was sie war. Er hatte in der letzten Zeit wirklich zu viel erlebt, um sich noch über irgendetwas zu wundern.

Sadok lehnte sich derweil an einem Baum und entspannte sich. Ich bin so weite Fußmärsche einfach nicht gewohnt, dachte er sich. Außerdem kann es eigentlich nicht Gottgefällig sein, mit Monstern zusammen zu reisen. Herr sende mir ein Zeichen. Plötzlich hörte er ein wenig rechts von der Stelle, an der er stand einige Äste knacken. Er drehte sich um, in der Erwartung, die Anderen zurückkommen zu sehen, aber was er sah, war mehr als das. Es war schrecklich. Hörner und Ziegenfüße, ganz so wie es geschrieben stand.
„Der Teufel!“, schrie er, „lasset ab von dem Dämon! Er wird euch verzehren!“
Jetzt wurde ihm alles klar. Es war ein letztes Zeichen, das der Herr ihm sandte.
So schnell ihn seine Füße trugen floh er in den Wald. Fort von den Dämonen und auf seine wahre Heimstatt zu. Zum Kloster.

Verdutzt sah Ed den jungen Glaubensbruder wegrennen. Ich hatte Recht damit, ihm zu Misstrauen, dachte er. Wahrscheinlich wird er uns noch in so manche Schwierigkeit bringen, wenn er seine Geschichte erzählt. Auffordernd sah er seine Begleiter an und sprach: „Wir haben noch einen weiten Weg zu gehen. Ich habe vor, ihn bis zum Ende zu beschreiten. Unsere kleine Pause ist vorbei. Lasst uns weitergehen!.“
 
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