Ich erlaube mir nochmal, das auseinander zu nehmen und Ergänzungen meinerseits dran zu fügen, Elfenfan.
Meixi: Es gibt für mich auch eine ganz plausible Erklärung warum ich niemand umbringen würde, als einfach nur Moral.
Die plausible Erklärung würde immer lauten: Das Nichttöten nützt der mehr als das Töten, bzw. das Nichttöten fügt dir weniger Schaden zu, als wenn du tötest. Jede Form der Moral und des Gesetzes bringt lediglich die neue Komponente hinein, dass du, wenn du tötest, dir
a) den Zorn der Angehörigen und der Gesellschaft, gegen deren Moral du verstoßen hast, zuziehst (sofern diese Moral Tötung ablehnt)
b) du von den in einem Staat herrschenden Gesetzen belangt werden würdest, weil du gegen sie verstoßen hast (sofern diese Gesetze Tötung verbieten)
Moral ist dabei lediglich ein Zusatzfaktor im Aufrechnen "Was bringt es mir, zu töten oder nicht zu töten?", keineswegs das große Geschenk der Götter, welches die Zivilisation davon abhält, ins Chaos zu stürzen.
Das Gedankenexperiment, sich vorzustellen, man selbst sei ein Despot oder Diktator eines Landes, hat sich schön die Rangleiter hochgeputscht und hat nun mit politischen Dissidenten zu kämpfen. Foltere und töte ich die Dissidenten, um meine Ruhe zu haben, oder versuche ich, durch Verbesserung des Landesstatus die Grundlage ihrer Argumentation (der Despot, gegen den sie sind, sei böse und unfähig) zu entziehen?
Mal angenommen wir würden uns alle gegenseitig töten, beklauen und betrügen usw. Und das jetzt nicht nur aus krimineller Motivation, Krieg(der auch immer motiviert ist) oder Psychopathie.
Meiner Meinung nach gibt es gar keine anderen denkbaren Gründe für das gegenseitige Töten, denn wirklich jeder Grund, warum ein Mensch einem anderen an die Gurgel springt, passt in eine dieser drei Kategorien (wobei ich Krieg durchaus auch unter kriminelle Motivation packen würde und Psychopathie auch eine Motivation sein kann, zum Beispiel sexueller Lustgewinn durch das Töten). Also reicht es zu sagen:
Mal angenommen, jeder würde jedem an die Gurgel springen...
Dieses hypothetische Konstrukt lässt natürlich alle anderen sozialen Mechanismen, wie zum Beispiel die Fähigkeit, zu reden und seine Konflikte "diplomatisch" zu lösen.
Wir wären kaum noch in der Lage in Ruhe zu leben. Wir würden auch in Gefahr laufen uns selber auszurotten.
Können wir das etwa jetzt, in unserer tollen, fortgeschrittenen Zivilisation mit all der Moral und all den schönen Gesetzen? Eigentlich nicht. Arbeitslosigkeit, die ständige Bedrohung eines alles vernichtenden Atomkrieges, eine Frau als Bundeskanzlerin? Ich hoffe, man versteht die Ironie.
Alle Moral hilft nicht dabei, solche Dinge abzuschaffen. Es sind nur regulative Mechanismen, die der Mensch in Sprache fasst und die in der Tierwelt ihr Äquivalent in Form von Pheromonen (und bei den Bonobos in Form von Sexentzug) usw. findet.
Deshalb meinte ich auch, daß der Mensch nicht erst seit 2000 Jahren kapiert hat, wie er miteinander zu leben hat und auch selbst überlebt. Sondern das auch schon wusste(zumindest instintiv) als er sich gerade erst entwickelt hat.
Nicht: Wie er miteinander zu leben hat. Dieser Imperativ ist der erste Schritt aller totalitären Ideologien. Und die führen genau dort hin, wo der Mensch nicht mehr lange lebt.
Sondern: Wie er miteinander zum besseren Nutzen beider Parteien leben kann.
Übrigens: Ich lehne Mord und Totschlag ab, weil ich auch nicht ermordet oder totgeschlagen werden will. Ich sehe es nicht als mein Recht an, anderen das anzutun, was ich selbst nicht will. Ja, tatsächlich, der gute alte Egoismus. Obwohl ich dieses Vergeltungs-Prinzip hasse. Aber ich habe keinen Einfluss darauf, wie der Mensch tickt.
Aus dir spricht die
Goldene Regel, womit du eigentlich nur Meixi bestätigst.
In erster Linie sorgt das lediglich dafür, dass du ein weniger konfliktträchtiges Leben mit Leuten gleicher Einstellung findest. Das wird aber den Gangstahopper nebenan nicht davon abhalten, seine großen Brüder zu holen und dich platt zu machen, wenn es ihnen so passt.