Ich habe aber großen Respekt vor Leuten, welche sich als 'wahre Gläubige' (gleich welchen Glaubens) bezeichnen können.
Respekt? Wie kann man vor solchen Leuten Respekt haben? Wenn man Respekt als Sympathiegefühl für jemanden definiert, und diese Sympathie ihren Ursprung in einer Art von Leistung hat, die menschlich, kulturell, arbeitstechnisch oder sonstwie bewertbar ist, könnte ich es nachvollziehen. Aber ich sehe nichts davon in einer religiösen Haltung. Verwechselst du den Begriff "Respekt" in seiner eigentlichen Aussage mit "Toleranz" oder "Duldung"?
Ich weiss aus welchen Augen du die Welt siehst Oberscht, aber meiner Meinung nach hat JEDER, und zwar wirklich jeder Mensch mindestens soviel Respekt verdient um sich als 'Mensch' fühlen zu können OHNE auch nur irgend etwas dafür geleistet zu haben.
Hier die gleiche Frage. Verdient ein (hypothetischer) schmarotzender, arbeitsloser, von Sozialhilfe lebender Dauer-Computerspieler ohne Perspektive, Zukunft, Ausbildung und Hoffnung Respekt? Wofür? Bestenfalls Mitleid (was bei mir manchmal, aber nicht immer der Fall wäre, irgendwo hat mein Mitleid Grenzen), im modernistisch-westlich-demokratischen Fall Duldung und in einem totalitären System die schnelle Entsorgung seiner materiellen Daseinsrückstände durch irgendeine freakige Exekutionsmethode, wahlweise auch die Umerziehung zu einem hörigen Bürger des Systems, der nur für dieses arbeitet.
Gegebenenfalls ist eine solche Haltung, solltest du wirklich auf den Respekt unter der Präambel meiner persönlich abgegebenen Definition bestehen, so müsste ich dir gefährliche, egalitaristische Pauschalisierung attestieren (was ich selbst dann tun würde, würdest du einen solch "nutzlosen" (im Sinne einer Gesellschaftsordnung) Charakter dulden wollen).
Die Formulierung 'großer' (<-) war nicht 100%ig richtig gewählt, das muss ich zugeben, doch respektiere ich jede Religion&Gesinnung (mal von 'Spinnern' abgesehen, als welche ich z.B. einen Christ (keinen auf dem Papier!!!) absolut nicht abtuhe).
Hier das Gleiche in Grün. "Gefährliche egalitaristische Pauschalisierung".
Würdest du eine "Ich verprügel dich, weil ich deine Freundin geil finde, mit ihr pimpern will und ihr dafür zeigen muss, was fürn Schlappschwanz du bist"-Gesinnung "respektieren" können? Ich nicht, es ist ne intellektülle Schwäche. Würdest du es dulden können? Ich nicht, es wäre eine physische Bedrohung für mich.
Nächste Frage: Würdest du Faschismus respektieren oder dulden können?
Beantwortest du in jedem Falle zumindest die erste Frage in diesem Abschnitt meines Postes mit Nein, wärest du also gezwungen, deine Meinung von Respekt usw. gegenüber allem zu revidieren, wenn es nicht ohnehin in deine Definition von Spinnerei gehörte. Würdest du mit Ja antworten, wärst du aufgrund deiner Geisteshaltung eine Gefahr für dich selbst, da du zum Spielball anderer werden würdest, die deine offensichtliche Gutmütigkeit zu ihrem Vorteil und deinem Nachteil ausnutzten. Wobei ich nicht davon ausgehe, das letzteres zutrifft.
Im übrigen ist auch die Pauschalisierung "Christ" eine gefährliche. Persönliches Beispiel: Zwei Christen aus meinem Bekanntenkreis.
Der Eine: Ein Anwärter auf ein katholisches Priesteramt. Normaler Typ, fröhlich, gelassen, humorvoll. Einzige Makel sind die seltsame Einstellung zur Sexualität (nämlich, dass er sie aufgrund eines seltsamen Berufswunsches aufgeben will) und ein seltsamer Berufswunsch.
Der Andere: Ein Evangelikaler (einer von vielen >.<), jemand, der die Bibel wörtlich nimmt. Will Physik studieren, was sich mit seiner Bibelgläubigkeit schon gar nicht vereinbaren lässt. Ist ein Nervenbündel, aggressiv, ein Arschloch, so unchristlich, wie man nur sein kann, und nervt mich am laufenden Bande mit Bibelzitaten. Toll, er kennt die Bibel auswendig. Macht ihn das zu einem guten Menschen, wenn sein ganzes Verhalten zeigt, dass er nichts daraus gelernt hat, oder im Gegenteil, sogar sehr gut daraus gelernt hat, denn gerade das Alte Testament bietet eine Menge Stoff in Sachen Gewaltanwendung usw?
Man sollte nicht solche Labels erstellen wie "Christ". Ich erwische mich oft genug dabei, dass ich das tue und im Nachhinein damit auf die Schnauze fliege. Inzwischen habe ich angefangen, für wirklich jeden neuen Charakter eine eigene "Schublade" aufzumachen, denn das ist die eigentlich einzig wirkliche Möglichkeit geworden, einen Charakter einigermaßen objektiv und rational zu beurteilen. Wobei beurteilen das falsche Wort ist.
Außerdem neige ich ab und an dazu einen Menschen, welcher von sich behaupten kann wirklcih an etwas zu glauben (!), (mein bisheriger Eindruck von dir sagt mir das du das nicht kannst - ich kann mich irren, sicher - ich kann es aber selbst auch nicht) doch ein wenig zu hm.. beneiden erscheint mir wieder nicht ganz richtig, trotzdem wähle iches mal..
Hm... im Prinzip teile ich Gläubige in drei Untergruppen ein (wieder eine gefährliche Pauschalisierung, die nur in Teilen anwendbar ist und niemals hundertprozentig funktioniert, hier aber einmal zur Veranschaulichung meiner Sicht dienen soll). Die erste Gruppe übt sich gegenüber rationaler Argumentation oder Zweifelsäußerungen an ihrer Glaubensform in seliger Ignoranz oder dem Rezitieren von Passagen aus "heiligen Büchern", was ich in erster Linie als Argumentationsarmut wahrnehme und daher keineswegs bewundernswert oder beneidenswert finde. Die Mitglieder der zweiten Gruppe werden bei Zweifelsäußerungen recht schnell aggressiv, erwachsen also zur physischen Bedrohung für mich, was ich ebenfalls wenig bewunderns- oder beneidenswert finde, insbesondere dann nicht, wenn ich zur Selbstverteidigung dazu gezwungen werde, Knochen zu brechen. Die Mitglieder der dritten Gruppe fallen bei mir eigentlich gar nicht unter der Kategorie "Gläubige", sondern eher als jene mit einer außergewöhnlichen emotionalen Einstellung. Diese dritte Gruppe empfindet es nicht als Angriff, wenn man Zweifel an bestimmten Sätzen äußert, sondern ist diskussionswillig und lernwillig. Sie geht auf Argumente ein, bringt eigene Argumente und ist in der Lage, zu akzeptieren, wenn die eigene Argumentation nicht stichhaltig ist oder einfach nicht standhalten kann. Diese Gruppe ist nicht gläubig, sondern offen gegenüber Gegenhaltungen.
Ich kann nichts Bewundernswertes an (extremem) Glauben finden. Entweder, er wirkt sich geistig als Argumentationsarmut oder als sture Ignoranz gegenüber außerreligiösen Einflüssen aus (was in meiner persönlichen Wertung eine schlichte, intellektülle Schwäche ist, und an Schwäche finde ich generell nichts Bewundernswertes), oder er wirkt sich aggressionssteigernd und fanatisierend aus und entwickelt sich damit zu einer physischen Bedrohung für Zweifler, Skeptiker und Weltoffene (was in meiner persönlichen Wertung eine emotionale Schwäche ist, und wie ich schon sagte, halte ich Schwäche nicht für bewundernswert). Die dritte Gruppe jedoch wagt den Schritt zur rationalen Beurteilung, und erst da fängt für mich das Bewundernswerte, oder sagen wir besser, das Bemerkenswerte an, denn den Schritt schaffen nicht gerade viele Leute.
Also wird es mir weiterhin ein Rätsel bleiben, wie man Glaube oder dessen extreme Variationen bewundernswert oder respektabel finden kann.
Wenngleich ich dennoch nicht umhin kann, die denkbaren Implikationen einer Truppe von Fanatikern als nützliches politisches Instrument zu erkennen. Das Religion oder politische Religion ein praktisches Werkzeug sein kann, haben viele Herrscher und Diktatoren in 5000 Jahren Menschheitsgeschichte bewiesen. In der Fiktion gibt es genug schöne Beispiele dafür, mein Lieblingsbeispiel ist da mal wieder Frank Herberts Dune.
btw.: Oberscht, ich hab deine Sig imho noch nicht hundertpro verstanden. Auf welchen verurteilten Post genau bezieht der sich? (Den Gag mit der "scheiss Fäkaliensprache hab ich wohl schon verstanden ^^) Erklär ma bitte oder gib einen Verweis ^^