Ich glaube, dann habe ich ihn genau so verstanden, wie du ihn verstanden hast. Kann aber sein, dass ich deinen letzten Post nicht ganz verstehe.
Ob das nun mehr eine "individuelle Ansicht" oder eine "kollektiv geprägte" ist, spielt für mich eher eine untergeordnete Rolle, da beides von sich behauptet Recht zu haben. Es gibt auch mehr als genug Atheisten, die den Anderen ihren Glauben aufzwingen, sprich "bekehren" wollen. Wer mir das nicht glaubt, kann ja einfach mal irgend ein christliches Forum besuchen.
Hm, ich verstehe deine Aussage. Bestes Beispiel dafür sind Sätze wie der folgende, Zitat nach Grum Ba Sharek.
Finde ich genauso lächerlich. Genauso wie ein Gläubiger wohl mit absoluter Gewissheit sagen dürfe, "seht her, ich weiß, dass es Gott gibt, weil ich an ihn glaube", könne wohl ein Agnostiker sagen, "seht her, ich weiß, dass es keinen Gott gibt, weil ich nicht an ihn glaube". Solipsismus.
Ich weiß zwar nicht wie viele Menschen genau Anhänger aller montheistischen Religionen (Polehtystisch kann man theroetisch auch dazu zählen) es gibt,diese rießige Menge an Menschen muss ja aber Beweis genug sein, das es Gott gibt und ich habe das (nicht das ich mich erinnern könnte) das noch nie angezwifelt.
Dieses Argument wäre nur mit Bauchschmerzen philosophisch akzeptierbar. Ist im übrigen eine der Fragestellungen der Neurotheologie, ein sehr interessanter, junger Zweig der Wissenschaft.
Naja, so leicht sollte ich es mir nicht machen aber letzten Endes erscheint mir die materielle Denkweise doch klüger.
Wenn ich einen Apfelbaum pflanze dann kann ich Früchte ernten weil ich sie mir erarbeitet habe und nicht weil Gott sie uns geschenkt hat. Den Baum hat schliesslich nicht Gott gepflanzt und der Baum kann froh sein dass er auf meinem Hofe wachsen darf ^^ Mir hat noch kein Gott irgendetwas geschenkt.
Der Mensch überlebt wohl weil er selbst für sich sorgt. Oder hat schon mal irgendein Gott einen Bräuler auf den Tisch gezaubert?
Das ist sogar aus theologischer Sicht (so zumindest der Theologe meines Vertrauens) eine sehr naive Vorstellung von "Gottesschenkungen". Wenn man erwartet, Gott käme in menschlicher Gestalt auf ein Bierchen vorbei, aber weil keines da ist, macht er halt welches, und wenn er nicht kommt, gibt es ihn nicht, ist genauso ein Zirkelschluss und argumentativer Unsinn wie das, was die Kreationisten beispielsweise fabrizieren.
Im übrigen, wenn man sich dauernd über die wörtliche Interpretation der biblischen Glaubenssätze aufregt, sollte man den eigenen Horizont auch mal darüber hinaus erweitern. Verschiedene christliche Religionsgemeinschaften haben bereits begonnen, die Bibel nicht mehr wörtlich nehmen zu wollen, sondern vielmehr als bildhafte Darstellung. Ganz davon abgesehen, dass die Bibel keineswegs vollständig ist noch perfekt. Es gibt sehr viele apokryphe (nicht verbotene, aber auch nicht öffentlich ohne weiteres zugängliche) Werke, mindestens ein gutzend Dutzend christlicher Evangelien, die genau so verschiedene Inhalte über das Leben und Wirken Jesu Christi liefern wie auch die vier kanonischen Evangelien, die aber von der katholischen Kirche bewusst nicht in die Bibel aufgenommen wurden. Es fand hier eine bewusste Manipulation des Bibelinhalts durch menschliche Politiker in der Kirche statt, wohl auch, um Druckkosten zu sparen *lol*, aber auch zum Beispiel, um ganz bewusst die Inhalte von Predigten in eine bestimmte Richtung zu lenken. Weitere solche Versuche (auf außerbiblische Weise) finden sich in den Laterankonzilen und anderen Kirchenräten. Die Lehre von Himmel und Hölle findet sich nur an wenigen Stellen in der Bibel wieder, wenn überhaupt, und diese Stellen reichen keineswegs aus, um in irgendeiner Weise die theologische Lehrmeinung dazu zu begründen. Die Inquisition gar lässt sich durch keine einzige Bibelstelle eindeutig begründen, wenngleich es natürlich viele gibt, die sich in irgendeiner Form gegen Andersgläubige ausspricht.
Um nochmal auf Shareks Problem zurückzukommen, möchte ich auf das Beispiel von Wasser zu Wein verweisen. Dieses findet sich ausschließlich bei Johannes' Evangelium, nicht aber in den drei anderen kanonischen Evangelien, und das lässt erstens entweder Unvollständigkeit der anderen vermuten, oder aber Manipulation durch die Kirche, das zusammenstellende Medium.
Johannes 2, 1-11: DIE HOCHZEIT ZU KANA
Joh 2. 1-11
1. Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die
Mutter Jesu war dort.
2. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
3. Als der Wein ausgegangen war, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben
keinen Wein mehr.
4. Jesus aber erwiderte ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine
Stunde ist noch nicht gekommen.
5. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
6. Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge, gemäß der
Reinigungsvorschrift der Juden; jeder faßte ungefähr hundert Liter.
7. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.
8. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem Tafelmeister. Und sie brachten es ihm.
9. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wußte nicht, woher
der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es. Da rief der Tafelmeister den Bräutigam
10. und sagte zu ihm: Jeder Mensch setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
11. Dies tat Jesus als Anfang der Zeichen in Kana in Galiläa und offenbarte
seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
Dort steht nicht ein Wort davon, wie das Zeug "plötzlich" zu Wein geworden ist. Es sieht aus wie ein chronologischer Bruch mittendrin, zwischen Vers 7 und 8. Ich halte es für eine durchaus denkbare Möglichkeit, dass, selbst wenn Johannes es nicht gewusst oder trotz Wissens selbst nicht aufgeschrieben hatte, Jesus hier nicht wirklich göttliche Magie angewendet hatte, sondern möglicherweise einen Gönner, einen reichen Weinhändler gehabt haben könnte, der hier lediglich unerwähnt blieb, und der Jesus aus was weiß ich für Gründen "einen schuldig geblieben" war. Ich halte das hier für eine mögliche Unterschlagung gewisser Teile der Story.
Überlegt doch mal: Wenn man zum Beispiel nen Schaden im Haus hat, mechanischer Art, und es kommt zufällig ein Freund vorbei, der Experte für solche Sachen ist, so denkt man sich doch auch ein sprichwörtliches "Dich schickt der Himmel". Warum sollte es hier anders sein? Es hätte ja wirklich so sein können, dass hier ein gewisser Zeitabschnitt "rausgeschnitten" wurde, indem Jesus zum Weinhändler ging, dort fragte: "Ey, haste mal 600 Liter Wein für mich und meine Homies? Denk doch mal an meine letzte Aktion, wo ich dir geholfen habe?" und die 600 Liter erhielt.
Shareks These beruht darauf, dass Gott wie ein guter Kumpel persönlich vorbeikommt und hilft. Ich halte diese Idee für unrealistisch. Vielmehr, so lautet auch die allgemeinere und mehr akzeptierte Interpretation, ist es so, dass Gott dadurch schenkt, dass er die Schöpfung bewirkt hat. Das heißt, er kommt nicht als menschliche Person vorbei und schenkt dir nen Apfelbaum, den er auf seinem Karren mitträgt, sondern er schenkt dir den Apfelbaum, weil er vor Jahrmillionen durch den Urknall den Grundstein gelegt hat, dass der Apfelbaum durch Evolution entstehen konnte, genauso wie der Urknall auch der Grund war, dass du durch Evolution entstehen konntest. Es ist also eine symbolische Schenkungshandlung, keine materielle Schenkungshandlung wie zum Beispiel das Schenken an Weihnachten. So würde ich es jedenfalls sehen.