*Thread hervorholt*
Es gibt einige wesentlichen grundsätzlichen Ansichten, die ich über alle Religionen gleichermaßen hege:
- Keine Religion/Ideologie ist absolut richtig, aber keine Religion/Ideologie liegt auch absolut falsch, solange sie nicht den direkten oder indirekten Schaden eines anderen Menschen oder einer anderen Gruppe zum Ziel hat. Allerdings scheiden für mich aus diesem Grunde die meisten Religionen und Ideologien aus.
- Ich bin bereit, jede Religion zu tolerieren und mich mit ihr auseinanderzusetzen, solange sie auch anderen Religionen und Gedankengängen diese Bereitschaft gegenüber bringt. Wenn ich mir jedoch den Einzigartigkeitsanspruch vieler Religionen ansehe, zum Beispiel den der katholischen Kirche, scheiden hier ebenfalls viele Religionen für mich aus.
Ich bin von meiner persönlichen Überzeugung her das, was man einen Transhumanisten nennt, eine Begrifflichkeit, die häufig gern als Verteufelung im Zusammenhang mit Gentechnik und anderen technologischen Fortschritten genannt wird.
Ich glaube nicht an Gott im herkömmlichen Sinne. Ich persönlich fühle mich auch keiner Religion/Konfession zugehörig, ich bin auch nicht getauft, obwohl ich quasi-evangelisch erzogen bin und auf ehrenamtlicher Basis bei dem örtlichen Ev. Kirchenkreis mitarbeite, weil ich viele Projekte der Kirche für eine gute Sache halte. Ich bin eher auf einem Sinnsuche-Trip, frage mich also gern, welchen Sinn unsere Existenz und unsere Taten in diesem Universum haben. Da ich zu der Ansicht gelangt bin, dass ich aufgrund der Nichtbeantwortung von Fragen offenbar noch nicht in der Lage bin, eben jene Antworten zu erfassen und zu verstehen, denke ich, dass der Mensch als Individuum wie auch als Gruppe noch einen weiten Weg in seiner intellektuellen, emotionalen und teilweise auch physiologischen Weiterentwicklung zu machen hat. Nicht zuletzt deshalb beschäftige ich mich viel sowohl mit philosophischer, religiöser wie auch naturwissenschaftlicher Literatur und führe nur zu gerne Gespräche mit Gleichgesinnten, um mich mit den Gedanken anderer zu beschäftigen und mein eigenes Wissen dadurch zu erweitern. Wer mich besser kennt, wird einen gewissen Einfluss Nietzsches in meinen Gedankengängen ausmachen können, da ich in der Hinsicht einen gewissen Nihilismus ausgeprägt habe und auch ich auf der Suche nach dem Übermenschen bin.^^
Religion ist im gewissen Sinne eine Manifestation, ein Ausdruck des menschlichen Wunsches nach einem mitfühlenden, größerem Wesen im Universum, dass die Menschen vor ihren teilweise kindlichen Fehlern beschützt. In diesem Sinne gilt für mich grundsätzlich die Aussage: Gott (bzw. eine gottähnliche, transzendente Wesenheit, egal welchen Namens) existiert, weil es Menschen gibt, die an ihn glauben und mit dieser Wesenheit Wünsche, Hoffnungen und auch Ängste verbinden. Grundsätzlich jede Religion begründet sich daher als allererstes aus sich selbst heraus. Die Begründung einer Religion kann also nicht notwendigerweise in irgendeiner Wissenschaft existieren, obwohl eine physische oder metaphysische Existenz einer Gottheit dadurch nicht ausgeschlossen ist. Zu sagen, dass Gott nicht existiert, weil kein wissenschaftlicher Beweis für seine Existenz vorhanden ist, ist respektlos, intolerant und in diesem Sinne auch falsch. Wahrnehmung und Gedanken eines jeden Menschen sind subjektiv. Wenn für einen Menschen die verehrte Gottheit eine reale Wesenheit ist, ist sie in diesem Sinne real, und dieses Gebilde darf nicht durch pure eigene, subjektive Ablehnung zerstört werden.
Eine Anmerkung, bevor ich hier mit meiner persönlichen Einleitung Schluss mache: Wie ich selbst oben sagte, liegt grundsätzlich jede Religion nicht absolut falsch, die nicht den Schaden anderer Menschen oder Gruppen zum Ziel hat. Da ich fest damit rechne, dass wenigstens ein einziger Forenuser damit kontert, dass ich den Islam für keine richtige Religion halten könne, weil dieser ja zur Gewalt gegen Ungläubige aufrufe, den muss ich enttäuschen: Ihr interpretiert den Islam mindestens genauso falsch, wie es die extremistischen Islamisten tuen. Der Islam ist von der Grundvorstellung nicht gewalttätiger als das Christentum und das Judentum, und ist von der Religionsausübung her "fröhlicher" als die teilweise sehr ernsthaften Kirchen und die Juden, und das sehen selbst orthodoxe Moslems in meinem Bekanntenkreis so.
Nimmt man sich ein Beispiel an den Taliban (Taliban bedeutet ins Deutsche übersetzt "Schüler" oder "Student", in diesem Sinne Schüler des Glaubens), muss man sagen, dass es beklagenswert ist, dass sie offenbar den Koran zu lesen nicht in der Lage sind. Das göttliche Gesetz des Islam schreibt in grundlegender Weise eine Gleichberechtigung von Mann und Frau in den Basisbereichen des Lebens vor, und wenn ich bedenke, dass Mohammed selbst mit einer erfolgreichen und einflussreichen Geschäftsfrau verheiratet war, frage ich mich, wie man solche Sachen derartig fehlinterpretieren kann, wenn man es nicht mit Absicht tut :roll: