"... und genau aus diesem Grund habe ich den Kerl einfach sauber in der Mitte durchtrennt. Der ging mir sowas von auf die Nerven, das glaubt ihr gar nicht." Ein lautes Gelächter brach um das Lagerfeuer aus, als die vier Söldner lauthals lachten und sich über das eigentlich düstere Schicksal eines Bauern belustigten. "Das passiert eben, wenn man sich uns in den Weg stellt. Er hätte nur hören müssen, dann hätte er überlebt." Die Nacht war bereits herangebrochen und die Vier genossen die Wärme des Feuers, ihre ausgelassene Stimmung und hörten den Geschichten der anderen zu. Eorur hatte vor kurzem einen Bauernhof ausgenommen und als die Bauern nicht freiwillig zahlen wollten, hatten sie es sofort bereut. Pech gehabt. Er hätte ihnen nur das Essen und den Met freiwillig geben müssen, sonst hätte nicht mit seinem Leben bezahlen müssen.
Auf einem Baumstumpf saß der junge Nord, hatte es sich gemütlich gemacht, während Blutjägerin es sich auf seinem Schoß gemütlich gemacht hatte, einen Arm um seinen Hals, der andere hielt den Krug voll Met. "Du bist einfach ehrloser Bastard, weißt du das eigentlich Reißer?" Hades hatte sich grinsend zur Wort gemeldet, darauf einen Schluck trinkend, während alle in der Runde nun ihre Gesichter mal wieder vor Lachen verzogen. Die Stimmung war vollkommen ausgelassen, alle hatten schon etwas intus und es wurde selbst über die schlechtesten Witze gelacht. Eigentlich ziemlich hohl wenn man bedachte, dass sie noch vor kurzem eine Thalmorstreife in der Nähe sahen, aber ihnen war das egal, warum sollte man sich solch einen Abend versauen lassen. Der Alkohol stimmte, das Fleisch brutzelte genüsslich über dem Lagerfeuer und die Nacht war mit angenehmer Gesellschaft verbracht. Falke hatte sich einfach quer hingelegt, er nutzte nicht einmal einen Schlafsack sondern schlief immer auf dem Boden. Was stimmte mit diesem Idioten nur nicht? Dagegen hatte Hades es sich schon gemütlicher auf seinem Schlafsack, um den meist verstreut sein Hab und Gut lag. Alles immer griffbereit. Jasmin hingegen drohte gerade damit, dem jungen Nord vom Schoß zu rutschen und ihr wertvolles Met zu vergießen. Noch im letzten Moment fing er den Krug und dann die eingeschlafene Rothwardone auf, ein Akt der Verrenkung, aber er schaffte es irgendwie. Dabei musste Eorur einmal nur genervt stöhnen, so war es nicht das erste Mal, dass das passierte. Sie sollte nicht so viel trinken, wenn sie nicht so viel vertrug und direkt einschlief. Also gab es diese Nacht wohl kein Beischlaf.
"Verdammt!", zischte es zwischen den Zähnen des Nords auf seine Feststellung hervor. Die anderen beiden lachten sich einfach nur kaputt, was da vor ihnen geschah und konnten sich kaum am Riemen reißen. Vollidioten. Vorsichtig stellte er ihren Krug auf dem Boden ab und hob sie kurz darauf hoch. Ihren ruhenden Körper legte er schließlich auf ihrem Schlafsack und deckte sie anständig zu, als ob es für ihn das Normalste der Welt wäre. Im Hintergrund war schon verkniffenes Gelächter zu hören und ein fast im Duett gedudeltes "Ohhh wie süüüß!" war zu hören. "Ich kann euch gern eure Ärsche aufreißen, wenn ihr das wollte." Ein süffiges Grinsen zeichnete sich jetzt einmal auf den Lippen des Nords ab, der sich dann einmal streckte und herzhaft gähnte. "Ich geh noch eben pissen, dann will ich das Ruhe ist." Die anderen beiden verleierten die Augen, aber sie mussten weiter und dementsprechend früh heraus. Doch die wollten es nicht, sondern lieber am nächten Morgen darüber jammern, wie verkatert sie wären. Manchmal war es wirklich schwer mit solchen Leuten unterwegs zu sein, aber er konnte sich auf sie verlassen und noch haben sie keine Dummheiten gemacht. "Pass du auf, dass du nicht mit unseren Sachen abhaust!", wurde ihm noch hinterher gerufen, darauf wieder Gelächter.
Also wanderte Eorur erst einmal ganz gelassen zum nahegelegenen Fluss, die Nacht war schon beinahe hereingebrochen und drohte das Land in seine Finsternis zu tauchen. Besser war, wenn er sich doch ein wenig beeilte. Ihm war immer so unwohl, nachts ohne Licht irgendwo zu sein, wo man ihm leicht auflauern konnte. Dementsprechend eilte er schnellen Schrittes voran zum Fluss, zog sich die Hose ein Stück hinunter und ließ dem Ruf der Natur in den Fluss freien Lauf. Sein Atem begann sich bereits vor seinem Gesicht zu Nebel zu formen, als es auch allmählich merklich kühler wurde. Vermutlich wieder noch so eine Nacht, in der er sich seinen Hintern abfror und es niemanden scherte, wo sie doch hätten wesentlich früher in einem gemütlichen Haus hätten sein können. Falke und Hades mussten ja unbedingt einen Wettbewerb daraus machen, wer zuerst ein aufgescheuchtes Kaninchen erledigen könne. Also eine weitere Nacht in der Kälte. Da zog er sich gerade wieder die Hose zurecht und wollte sich zum Gehen abwenden, so sah er einen Schemen am Ufer, keine 10m weg von ihm. Es wirkte wie eine Person die dort auf dem Boden lag, doch bei der einsetzenden Dunkelheit war beinahe nichts genaueres auszumachen. Für einen Augenblick schaute Reißer einfach nur auf die Stelle und versuchte auszumachen, ob sich etwas bewegte. Allerdings schien sich nicht einmal ein Kieselchen zu bewegen, nur das Rauschen des Flusses war zu hören. Dementsprechend näherte er sich langsam dem unbeweglichen Ding, jedoch passierte noch immer nichts und umso näher er kam, umso sicherer war er, dass dort wirklich eine Person lag. Neugierig blickte er sich um, sie schien bewusstlos und sonst war niemand in der Nähe. Ist sie angespült worden? Seltsam bei einem Fluss, vielleicht hatte sie Glück. Im schimmernden Mondlicht sah er auch nun, dass Wasser auf dem leblosen Körper schimmerte, genau so wie Blut sich dem Bilde anschloss. Immer noch keine Regung.
Nun schritt er gänzlich an die Gestalt heran und sah er ist im nächsten Moment, dass nahe dieser eine weitere Gestalt auf dem Boden lag. Doch man konnte schon von hier aus sehen, dass sie wesentlich übler zugerichtet war, zumindest dem ganzen Blut und dem Schmutz nach zu urteilen, der genau so wie der Körper vor ihm das Mondlicht auf eine unheimliche Art und Weise zurückwarf. Zuerst beugte er sich hinab, kniete sich neben die leblose Gestalt zu seinen Füßen und fasste ihr an den Hals. Es war noch ein schwacher Puls da. Gut. Jetzt erkannte er auch an der Figur des Menschen vor ihm, dass sie eine Frau sein musste. Mit Gepäck, Stab und allem dazu. Vielleicht hab es ja etwas zu holen, doch sie musste für einen Moment warten. Zuerst huschte der Nord noch herüber zu dem anderen Körper und bestätigte seine Vermutung mit einem Griff an der eindeutig männlichen Leiche. Tot, ausgeblutet wie es schien. Zudem war er offenbar ein Gefangener, er hatte keine Habseligkeiten außer Kleidern am Leib. Was wohl die Frau damit zu tun hatte? Das konnte man ja noch herausfinden. Erst einmal packte er sie und schulterte den leblosen Körper, ehe er sich mit ihr zurück ins Lager begab.
Kaum dort angekommen, wurden die Augen der anderen Männer groß, ihr Gerede und Gelächter verstummte augenblicklich. "W- ... Was?", stammelten sie beide im Chor. Sie hatten irgendwie ein Talent dafür. Ohne Umschweife legte Eorur die Frau neben dem Feuer ab, sie war klitschnass und ihr Körper unterkühlt. Wenn sie ihm jetzt erfror ohne nützlich zu sein, wäre es nur zu schade drum. Doch im nächsten Moment wurden seine Augen schon groß, als er erblickte, dass diese junge Dame gar nicht mal so unattraktiv war. Auf dem ersten Blick wirkte sie wie eine durchaus fähige Kriegerin. Auch wenn er zugegebener Maßen seinen Blick kaum von ihr abwenden konnte, so durchsuchte er sie vorrangig. Eine Ledertasche, ein Stab. Unter den Bärenpelz an den Gürtel gegriffen, noch einen Goldbeutel und eine Handaxt. Den Stab warf er achtlos beiseite, während das Gold in seine Tasche wanderte. Die Tasche kippte er neben ihr aus und es kam für ihn nur unnützer Schrott heraus, den er wohl kaum brauchte. Achtlos warf er auch dies beiseite . Sie hatte fast nichts Wertvolles bei sich. Dann auch noch schlichen sich Falke und Hades von hinten heran, schauten ihm über die Schulter, hatten fragende Blicke aufgesetzt. "Reißer, warum kriegst eigentlich immer nur die hübschen Weiber?" Ein Grinsen zeichnete sich auf den Lippen des Söldners ab, als er über seine Schulter sprach: "Weil deine Bettgeschichten die Runde machen und niemand mit dir in die Kiste will. Ganz einfach." Während Falke das nicht so lustig fand, so war er doch gemein, musste Hades ein Lachen unterdrücken. Doch schon im nächsten Moment stellte dieser fest: "Reißer, die ist verletzt. Was willst du überhaupt mit ihr? Wenn dich Jasmin mit ihr sähe, würde sie dir den Kopf abreißen." Was in einer gewissen Weise stimmte, sie war aus irgend einem Grund schnell wütend, wenn sich Eorur auch nur ansatzweise einer anderen Frau näherte. Letztendlich war das auch gerade egal. "Am besten versorgen wie sie, sie hat nichts wertvolles dabei, aber vielleicht ist sie für jemanden wertvoll. Da wäre es doch schade, das Fundgeld zu vermindern.", meinte Reißer nur nebenbei, als er bereits dabei war Wasser, Heilsalbe und einen Verband zu holen. "Macht ihr ein Seil fertig, damit wir sie fesseln können."
Darauf begann auch schon die grundlegende Behandlung der Wunde der Frau. Zuerst spülte er sie mit Wasser aus, dann legte er seine Hände auf sie und wirkte ein wenig Heilmagie, um den die startende Wundheilung ein wenig zu beschleunigen. Darauf war es ein leichtes, die Heilsalbe aufzutragen und den Arm einigermaßen zu verbinden. Kein großer oder komplizierter Akt, der auch nicht viel Zeit in Anspruch nahm. Im nächsten Moment schon brachte Hades ein kurzes Seil, womit sie der Bretone die Hände hinter ihrem Rücken fesselten. "Wer will auf sie auf-..." Sofort schoss Falkes Hand in die Höhe und Hades seufzte nur genervt. Irgendwas dachte er sich wohl dabei, aber auch Eorur war sich sicher, dass Falke sich die Fremde nur als Vorlage einprägen wollte. Auch er schüttelte nur stumm mit dem Kopf, ließ es aber geschehen. Die junge Frau war vor dem Lagerfeuer platziert, nah genug um sie warm zu halten, aber natürlich nicht zu nah. Eorur war müde genug und wenn Falke unbedingt auf sie aufpassen wollte, dann sollte er das tun. Er selbst legte sich zu Jasmin in den Schlafsack und schaute noch mit einem letzten Blick auf die gefundene Frau, neben der sich Falke gesetzt hatte. Er schien geistesabwesend, in Gedanken. Er würde seinen Job schon machen.