Name: Tamira, kurz: Tam
Alter: 28
Volk: Bretone
Größe: 1,75 Meter
Sternzeichen: Das Schlachtross
Wie ich mir Tam vorstelle:
Hier und
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Aussehen:
Tamira war eine Bretone von recht athletischem Körperbau, hatte klar definierte Muskeln an Bauch, Armen, Beinen und Rücken. Besonders auffällig waren die helleren, blauen Tätowierungen an Armen und sogar im Gesicht. Das Gesicht der Bretone war weder schmal, noch wirklich rundlich. Mit vollen Lippen, einer kleinen Nase und normalgroßen, sehr hellgrauen Augen war ihr Gesicht recht hübsch, selbst wenn Tam öfter unbeeindruckt schaute. Das hellblonde Haar trug Tam sehr lang, mit einem Lederband hochgesteckt, ab dem ihr das Haar als lange, dicke Dreads bis zur Brust fiel. Nur ihr Pony hing ihr ab und zu im Gesicht. Die blonden Dreads schmückte Tamira mit selbst geschnitzten, langen Holzperlen. Auch ihre Ohren trugen selbstgeschnitzte, hölzerne Plugs, während ihre Nase ein eisernes Septum zierte. Tam machte sich nicht viel daraus, besonders damenhaft auszusehen, achtete aber sehr darauf, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen.
An der Lederrüstung, die sie eigentlich nur zum Waschen auszog, trug sie zahlreiche Schmuckstücke, die sie selbst erschaffen hatte, doch auch ein warmes Tierpelz und eine angenähte, blaue Kapuze hatte sie ihrer Rüstung beigefügt.
Auf Außenstehende wirkte Tam recht schroff und abgebrüht, zeigte sie doch nur stellenweise einmal Interesse an etwas. Ihre Körperhaltung war allerdings aufrecht und selbst wenn sie unbeeindruckt dreinsehen konnte, sah es in ihr oft ganz anders aus und man merkte trotz allem immer ein gutes Stückchen Geistesgegenwart.
Persönlichkeit:
Tam wurde ihrem Sternzeichen ziemlich gerecht, denn unter einer Maske verbarg sie oft die Rastlosigkeit, die sie in Wirklichkeit verspürte. Sie musste viel reisen und erkunden, um auf Dauer nicht unglücklich zu werden. Die Natur war ihr lieb, bediente sie sich doch auch oft daran, sofern sie es brauchte. Städte und Dörfer konnte sie allerdings auch gut leiden, hauptsächlich wegen ihrer Tavernen, in denen sie gerne Bier trank. Dauerhaft mit einem Dach über dem Kopf leben zu müssen konnte trotzdem eine große Herausforderung für sie sein. Die Bretone war für Freundschaften nicht sonderlich aufgeschlossen, deswegen brauchte sie meist einen Vertrauenbeweis und/oder Zeit, um aufzutauen. Oberflächliche Kontakte konnte sie noch leicht handhaben, diese zu pflegen und wachsen zu lassen fiel ihr aber schwer. Hatte man Tam für sich gewonnen, war sie zwar trotzdem noch oft abgebrüht, empfand aber durchaus den Willen zur Fürsorglichkeit und je nach Person sogar einen starken Beschützerinstinkt.
Auf sie war (entgegen ihrer Selbsteinschätzung) Verlass, Mut verließ sie nur selten und wenn es eines gab, in dem sie gut war, so war es Kraft aus Hass und Schlechtem zu ziehen, um etwas Nützlicheres, Besseres daraus zu wandeln. Tam hatte die ein oder anderen Leidenschaften, wie zum Beispiel das Schnitzen von Holz und das Singen und Summen. Meist tat sie Zweiteres aber nur, wenn sie alleine oder sicher war, dass ihr die Meinung der Anwesenden dazu egal war. Die Bretone hatte unausgeschöpfte und nicht geförderte Führungsqualitäten, zu denen sie allerdings ungern stand, weil es ihr lieber war, wenn man ihr sein Leben nicht anvertraute. Tam wählte nicht gerne zwischen Seiten und tat dies trotzdem, wenn sie es für das Richtige hielt - auch, wenn sie für ihre eigene Überzeugung das Leben eines Menschen oder Mer nehmen musste. Vor allem zur Zeit des Bürgerkriegs war Tamira recht aufgeschmissen, irrte sie doch recht ahnungslos durch das Lande und bekam nie so wirklich mit, was auf der Welt um sie herum geschah.
Stumm hasste Tam Teile ihrer Selbst, Teile, die sie hinter einer Maske und ihren etwas positiveren Eigenschaften begrub und versteckte. Nach außen hin wirkte sie dadurch stärker, als sie es vielleicht war. Auch sollte man sich nie von ihrer scheinbaren Gleichgültigkeit täuschen lassen, denn was Tam zeigte und was sie fühlte, das waren oft unterschiedliche Dinge.
Besitztum:
- Ein Stab der Zerstörungsmagie, genauer gesagt der Blitze. Er hat recht spitze Enden auf beiden Seiten und ist besonders robust. Die Verzauberung muss wie bei jedem Stab durch gefüllte Seelensteine aufgeladen werden, wenn Tam die Zauber des Stabes oftmals angewendet hat.
- Rüstung aus Leder, die aus festen Lederhosen, einem ledernen Oberteil, langen Armschutzen und praktischen Stiefeln besteht. Daran befestigt eine blaue Kapuze aus hübschem Stoff, die mit vernähten kleinen Knochen geschmückt ist.
- Ein warmes Bärenpelz, welches mit schmuckhaften Ketten zusammen um die Hüfte gebunden ist. Ein fester Ledergürtel, an dem sie unter dem Pelz versteckt ihren Geldbeutel fest angebracht trägt. Außerdem eine kleine Handaxt, die dazu dient, dickere Äste zu zerhauen
- Eine Umhängetasche aus dunklem Leder, in der sie ihr Schnitzwerkzeug gut eingewickelt in einem Lederetui aufbewahrt, außerdem meist etwas zu trinken, Feuersteine und kleine Holzreste.
- Auf großen Reisen ohne Rast in Dörfern oder Städten sogar ein kleiner Topf, den sie zum Wasserreinigen braucht
Fähigkeiten:
Tamira war gut in der Zerstörungsmagie, hatte sie es doch früh bis zum Lehrling mit der Spezialisierung auf Blitzzauber geschafft. Mit viel Begeisterung war sie allerdings nicht so lange dabei geblieben, wie zuerst geplant. Blitze zu erschaffen war ihr ausgefeiltester Zauber. Kurzgesagt war Tam zwar lernfähig, hatte dieses Potenzial allerdings nicht ausgeschöpft. Deswegen führte sie auch gerne ihren robusten Stab mit sich, sodass sie nicht stets auf ihren Magickahaushalt zurückgreifen musste. Der Stab diente ihr aber auch anderweitig.
Nachdem Tamira schon im jungen Alter zusammen mit ihrem Bruder verschiedenste Kampftechniken ausprobierte und einübte, hatte sie dies nach Jahren zu einer selbst im Ernstfall brauchbaren Methode entwickelt. Mit ihrem Stab lernte sie das Kämpfen, und wie sie ihn mit Schlägen, Tritten und Ausweichmanövern praktisch kombinieren konnte. Es war ungewöhnlich, funktionierte allerdings in den darauffolgenden Jahren hervorragend, wenn Tam jemand zuleibe rückte. Es war wichtig, dass sie ihre Muskeln soweit stählte, dass sie agil blieb und ihre besonders beachtliche Gelenkigkeit nicht verlor, doch kräftig genug ihre Schläge effizient auszuführen und vielleicht sogar bleibende Schäden anzurichten – selbst ohne Stab. Abgesehen von einem ungewöhnlichen Kampfstil - nur mit Stab als Waffe oder gleich gar keiner Waffe - , der Geschicklichkeit und Schnelligkeit forderte, lernte Tamira erst nach ihren Jahren in der Akademie, wie sie in der Wildnis zurechtkommen konnte. Provisorische Lager und Feuerstellen waren mittlerweile recht schnell erbaut und konnten ein Segen nach langer Reise ohne Rast sein. Nützlich um kleines Gold zu verdienen, aber vor allem schöner Zeitvertreib war das Schnitzen schöner Dinge, wie etwa Perlen, Ohrschmuck, Anhänger und vieles mehr.
Vor- und Nachteile:
+
Besondere Agilität - Klettern und Rennen waren durch Agilität ein Leichtes, Agilität prägte ihren Kampfstil stark und machte diesen sogar aus
+ Äußerst nützliche, gute Verbindungen zur Akademie von Winterfeste – sogar zum Erzmagier
+
Überleben in der Wildnis - Schützende Lager und Feuerstellen aus dem wenigen was sie hatte zu erschaffen, war für sie Alltag.
+ Beruhigender, wohlklingender Gesang oder einfaches Summen (sozial vielleicht nützlich)
+ Schwamm und tauchte sehr ausdauernd, konnte reiten
+ / -
Ausgewählte Zerstörungsmagie - Blitze konnten die magische Energie anderer Magier entziehen, aber vor allem Lebenskraft. Allerdings hatte Tam einen schwachen Magickahaushalt, der ihr nur ein bis zwei eigene Magiestöße erlaubte, bevor sich ihr Magicka erst wieder erholen musste – deswegen ihr Stab
+ / - Guter Orientierungssinn in Himmelsrand, politisch allerdings weitestgehend ahnungslos
- Schlecht gewappnet gegen schwer gerüstete Gegner – Kaum Angriffsmöglichkeiten
- Wenn von schweren Waffen getroffen, sehr schnell ernst verletzt (Kaum Rüstung)
- Manchmal zu verschlossen, um von ihrer Seite Kontakte zu knüpfen
- Keinerlei Heilkenntnisse, weder magisch, alchemistisch oder sonstwo
- Was ihr in der Wildnis fehlte, war das Jagen – sie war auf Besuche in Dörfern/Städten oft angewiesen
- Schiffe waren für sie eine einzige Bestrafung (Seekrank)
Vorgeschichte:
Tamira wuchs als Kind in Winterfeste auf.
Alles schien sehr gut zu laufen – Tamira bekam im Alter von drei Jahren einen kleinen Bruder, sein Name lautete Samiel. Die Zeit verging wie im Flug und früh lernte Tamira von ihrer Mutter, dass sie eine Zukunft als Magierin haben sollte. Ihre Mutter Senna war stets eine ziemlich ärmliche Frau gewesen, die Leder gerbte, Tag für Tag – doch den Traum, ihre Tochter auf die Akademie zu schicken, den konnte man ihr nicht nehmen. Jahrelang sparten Vater und Mutter, um ihren Kindern später eine einfachere Zukunft zu gestalten. Tam's Vater verdiente als Jäger dazu und verkaufte zusammen mit seiner Frau Lederkleidung und -Rüstung, aber auch Fleisch an die hiesige Taverne, und so erhöhte sich stetig auch das versteckte, angesparte Gold.
Die Zeit in Winterfeste war die Zeit, an die Tamira manch ein mal gerne zurückdachte, wenn sie an ihre Eltern und ihren Bruder dachte. Doch sie fand ein jähes Ende.. Und das Gefühl, dass Tam Schuld daran war, ließ sie lange nicht mehr los.
Sie war nur ein törichtes Kind. Als die Jugendlichen in Winterfeste sie damit aufzogen, dass sie alte Lumpen trug und arm war, da rutschte es ihr heraus.. Ganz unbedacht, nichtsahnend. „Wenn ihr euch auf der Straße noch den Po abfriert und keine Kleidung oder Essen mehr habt, dann werde ich längst eine mächtige Magierin sein! Ihr werdet sehen, meine Eltern haben jahrelang dafür gespart, und was tun eure Eltern?!“, hatte sie ihnen entgegengesetzt. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich stark gegenüber den anderen Menschen und Mer gefühlt, doch welch ein Irrtum das war..
Fünf Tage nach diesem Ereignis kam Tam gerade mit ihrem kleinen Bruder vom Spielen heim, als die Haustür offenstand und der Wind durch das Holz pfiff. Wütende Stimmen drangen aus der Hütte und lautes Poltern war zu hören, aber Tam ließ sich nicht beirren und ging weiter auf die Hütte zu.
Damals stürmten drei fremde Männer aus dem Haus. Sie grollten etwas wie „Wenn sie sich nicht gewehrt hätten!“, „Von den Kindern hat mir niemand etwas gesagt!“, und verschwanden dann in der Ferne. Die billigen Versuche, ihre Tat zu mildern mit halbherzigen Worten, sie hatten schon verraten, was Tam nicht wahrhaben wollte. Ihr Herz schlug damals so wild, dass Tam Angst hatte, es hörte jeden Moment auf, zu schlagen. Und ein Stückchen war es so,.. Denn als sie die Hütte betrat, war der Holzboden mit Blut getränkt, dem Blut ihrer Eltern. Erst als sie die Kinderhand in Ihrer spürte, zittrig, wurde ihr wieder bewusst, dass ihr Bruder neben ihr stand und die Leichen seiner Eltern anstarrte. „Das sollst du nicht sehen.“, hatte Tam apathisch gesagt und ihren Bruder mitgezerrt. „Tamtam, wieso haben die Männer das getan?“, hatte Samiel tränenüberströmt gefragt, doch an dem Tag ging Tamira einfach hinaus in den Schnee mit ihm.
Sie hatte ihre Eltern getötet.
Nachdem sie ihre Hütte verließen und die Wachen nicht mehr taten, als die Leichen zu beseitigen und das Dorf auszufragen, hielten sich Tamira und Samiel weiter in Winterfeste auf. In der Taverne wurden sie zwar bemitleidet, denn jeder wusste was geschehen war, doch mehr als ein einmaliges Abendessen brachte ihnen das nicht ein. Tam konnte nicht einen Moment lang vergessen, dass sie den Tod ihrer Eltern herbeigeführt hatte. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon dreizehn, sie hätte es besser wissen mussen!
Langsam kehrten ihre Gefühle zu ihr zurück, nach und nach, doch fühlte Tam nur noch Hass und Trauer. Sie hegte Gedanken, die Jugendlichen aufzusuchen, mit denen sie gesprochen hatte, doch sie sah sie nie wieder. Auch die drei Männer wurden nie gefunden, wenn die Wachen sie überhaupt gesucht hatten.
In der Hütte stank es nach Blut, Verderben und Tod. Trotzdem mussten sie in ihr Zuhause zurückkehren. In Trauer und Verzweiflung erinnerte sich Tam daran, was ihre Eltern für sie vorbestimmt hatten – sie sollte eine Magierin werden, die Akademie besuchen und die Wünsche ihrer Mutter in Ehre halten. Am selben Abend suchte Tamira alleine die Akademie auf, doch ließ man sie nicht eintreten. „Du bist zu jung.“, sagten sie ihr, „Dein Bruder ist noch jünger, und ihr könnt nicht erwarten, dass wir euch durchfüttern!“ Tamira wollte etwas sagen, doch ging die Frau einfach und ließ die junge Bretone im Schnee zurück. Sie durfte nicht aufgeben, sie musste standhalten! Bis zum nächsten Morgen saß sie deswegen im Schnee und wartete, bis die Frau zurückkehren würde. „Habe ich dir nicht gesa-“, wollte sie anfangen, als sie das junge Mädchen sah. Frierend saß Tam da und blickte mit den unschuldigsten Kulleraugen, die sie zu bieten hatte, zu der Frau in Robe empor. „Sag mal, warst du die ganze Nacht hier?“, hatte die Magierin gestaunt, „Du meinst es wohl wirklich ernst..“ Tam wusste, dass es der Moment war, in dem sie die Magierin endlich davon überzeugt hatte, dass sie es ernst meinte. „Ich werde auch arbeiten, mein Bruder hilft! Wir werden sehr nützlich sein!“, bettelte Tam.
Das war der Tag, an dem Tamira und Samiel in die Akademie eintraten und zusammen ein Zimmer bezogen. Fortan ging es ihnen besser. Sie fegten, schrubbten und reinigten, um sich jedes Essen, Kleidung und das Zimmer leisten konnten. Es dauerte somit auch eine Weile, bis Samiel und Tamira ihre Roben erhielten, mit denen sie schließlich auch in die erste Lernstunde gingen. Während Tamira ihre Begeisterung anfangs in der Zerstörungsmagie fand, fand Samiel sie in der Beschwörung und ebenso in der Zerstörung.
Schnell merkte Tam, dass die Lehrstunden ihr nicht wirklich gaben, was sie brauchte. Es frustrierte sie sehr, dass sie nicht dem Bild entsprach, das sich ihre Mutter von ihr gemalt hatte, als sie noch lebte. Ein Punkt, der die Schuldgefühle Tamira's oft verstärkte. Samiel aber machte rasende Fortschritte in der Zerstörung und auch in der Beschwörung war er recht gut. Seine magischen Kräfte waren unvorstellbar gut für einen einfachen Jungen. Tam machte es zwar traurig, nicht das zu sein, was sich Senna gewünscht hatte, aber umso stolzer, dass Samiel so begabt war.
Deswegen entschloss sich sich auch, die Ausbildung bis zum Lehrling fortzuführen und danach einzig und allein den Fortschritt ihres Bruders zu fördern, der so eifrig und begeistert jede Stunde besuchte, die in seinen Tagesplan passte. Als Tamira den Zauber des Blitzes erlernt hatte, hörte sie auf, ihre Lernstunden wahrzunehmen und putzte, sang und bediente die Magier und Zukünftigen. Es machte Tam nicht traurig, denn sie wusste, dass sie es ihrem Bruder schuldete.
Als Samiel und Tam eines Tages gleichzeitig ihre Freizeit hatten, kamen sie auf die Idee, auch einen nützlichen Kampfstil für Tamira zu suchen. Samiel hatte das dringende Bedürfnis, auch seine große Schwester, die so fleißig für ihn sorgte, glücklich zu sehen. Oft bekriegten sie sich künstlich auf dem Hof der Akademie, manchmal auch mit den gefundenen Freunden, prügelten sich manchmal sogar eines Streits wegen, bis sie Tamira's Besenstangen zum Einsatz brachten.
Es machte ihnen zuerst einfach nur Spaß, den jeweiligen Gegner damit aus dem Spiel zu nehmen, doch bald wurde mehr daraus. Tag und Nacht fochten Samiel und Tam ihre kleinen Kämpfe aus, teils auf kreativste Weisen. Es wurde ihnen nie langweilig, deswegen nutzten sie beinahe jede freie Pause dazu, Sieg und Niederlage auszumachen.
Tamira war glücklich, hier eine Inspiration für ihren Bruder zu sein. So gelenkig und schlank sie war, so gut war sie eine Kampfkünstlerin ihrer ganz eigenen Art, als sie nach Jahren dasselbe Spiel fortsetzten. Selbst der Erzmagier wurde auf ihre kleinen Kämpfe im Hof aufmerksam und zollte ihnen nach Jahren seinen Respekt, nachdem er sie einst auf dem Hof beobachtet hatte. An dem Tag waren Samiel, der zu dem Zeitpunkt schon siebzehn war, und Tam, die zwanzig war, ziemlich aufgeregt – es war eine Ehre, wenn der Erzmagier seine Zeit damit zubrachte, zwei kämpfenden, einfachen Geschwistern zuzusehen.
Tatsächlich waren diese Kämpfe aber nicht mehr simpel und mittlerweile sogar sehr koordiniert. Tam hatte gelernt, anhand der Körperhaltung ihres Bruders zu erkennen, wohin er als nächstes schlagen wollte, und reagierte schnell wie der Blitz, den sie mittlerweile sogar sehr gut beherrschte. Der Erzmagier stand dort, hielt inne mitten in seinem geschäftigen Treiben und sah den langsam erwachsen gewordenen Geschwistern zu. Am Ende des Kampfes, als Tamira ihren Bruder sanft mit dem Stab zu Boden geworfen hatte, applaudierte er langsam. Ganz aus der Puste half Tam ihrem Bruder noch auf, als der Erzmagier wortlos davonschritt und sich seinen Geschäften widmete.
Umso größer war die Überraschung, als der Erzmagier ihnen vor der Pilgerreise, die sie Wochen später mit einigen anderen befreundeten Schülern und Lehrmeistern machten, zwei hölzerne Stäbe übergab. Samiel übergab er einen abgerundeten, reichlich verzierten Stab, einen Stab der Feuerblitze. „Ihr habt ein großes magisches Talent. Nutzt es, um Euch und die Euch Nähesten zu beschützen.“, sagte der Erzmagier ihm. Als er Tamira einen festen Stab, der auf beiden Seiten furchtbar Spitz war und ohne jegliche Zierde, übergab, da sagte er ihr: „Eure Bestimmung sucht nur Ihr selbst Euch aus. Seid nicht erzürnt, enttäuscht oder traurig darum, dass sich die Wünsche anderer nicht in Euch widerspiegeln. Erweist denen, die an Euch glauben, einen Dienst indem Ihr lebt, was Ihr - ganz allein - fühlt.“ Danach wünschte der Erzmagier der Reisetruppe eine gute Pilgerreise und hinterließ Tamira sprachlos. Worte, die so wohl auserwählt waren, so treffend und erleichternd, dass Tam noch lange darüber nachdachte.
Am Ende der Pilgerreise, während der die Reisetruppe sogar den Hals der Welt bestieg und den Graubärten ihre Gaben darlegte, kehrten die Geschwister mit den anderen zurück zur Akademie. Schon lange waren sie beide geschätzte Mitglieder der Akademie und so kam es, dass Samiel sich viele Freunde gemacht hatte. Tam hatte auch gute Verbindungen zur den Lehrmeistern und Schülern der Akademie, fand aber keine dauerhaften, privaten Verbindungen zu den anderen Menschen und Mer. So lange hatte sie darüber nachgedacht, den Erzmagier zu sprechen, ihn zu fragen, woher er sich so sicher gewesen war, dass sie der Anerkennung ihrer verstorbenen Mutter hinterherhechtete.
Doch davor musste sie selbst sich einer anderen Frage stellen.
Eines Tages kehrte Samiel spät in das Zimmer der Geschwister ein, nachdenklich – sie hatten seit einigen Wochen nicht mehr so ausgiebig wie sonst miteinander gesprochen. Tam war sicher, es würde eine der vielen Nächte sein, in denen sie einfach stumm zu Bett gehen würden und sich ignorieren.
„Ich bin alt genug, es zu erfahren, Tamtam. Ich möchte es jetzt erfahren.“, tönte es allerdings von der anderen Seite des Zimmers. Tamira drehte sich auf die andere Seite, wollte im Dunkeln ihren Bruder erkennen. Schemen bewegten sich auf dem Bett, bis eine Flamme aus der Hand Samiels die Kerze am Nachttisch entzündete. „Unsere Eltern sind des Goldes wegen gestorben.. So war es doch, oder?“, hakte Samiel nach, als er sich an den Rand seines Bettes setzte.
„Ja, so war es.“, gab Tam zu, als sie es ihm gleichtat. „Wieso hast du nie über sie reden wollen? Sie waren unsere Eltern!“, platzte es aus Samiel heraus. Tamira unterdrückte die Tränen, die hervorkommen wollten, setzte sich auf das Bett ihres Bruders und wuschelte ihm durch das hellbraune Haar. „Du bist so erwachsen geworden.. Wohin ist nur die Zeit verschwunden..“, murmelte sie. „Wer waren die Männer, die Vater und Mutter töteten?“, wich Samiel seiner Schwester damals aus. „Du hast nie nach Antworten gesucht. Warum nicht?“, sprach er weiter.
Tam schluckte schwer und sah zum Boden. „Ich weiß nicht, wer die Männer waren, Samiel. Doch ich habe große Fehler gemacht, als ich jung war.“, brachte sie kaum hervor. Tränen rollten ihr vereinzelt über die Wangen, Tränen die sie vor ihrem kleinen Bruder jahrelang versteckt hatte, denn Mitgefühl hatte sie nicht verdient. „Du erinnerst dich an die vier frechen Jugendlichen, die uns beim Spielen so oft geärgert und geschlagen haben?“, hakte Tamira nach. Natürlich hatte Samiel sie nicht vergessen, wie konnte er auch? „Ich habe ihnen gegenüber einmal, als sie mich wegen unserer Armut aufzogen, ungewollt das Ersparte unserer Eltern erwähnt.“, sagte sie. Tam schämte sich so sehr, dass sie ihre Hand von der Schulter ihres Bruders zog und eine Faust ballte. Sie hasste sich so sehr dafür, so gedankenlos gewesen zu sein. „Du.. Du hast es ihnen gesagt?“, wiederholte Samiel schockiert. „Wieso hast du das getan! Wir waren immer arm, wir hatten nie ein Problem damit, es ging uns gut! Wieso, denkst du, hast du das Recht, unser Leben zu zerstören?!“, schrie er sie an. Das Gesicht in den Händen vergraben ignorierte Tam die Rufe der anderen Schüler, dass sie leise sein sollten. „Es tut mir so Leid, ich wusste ni-“, wollte sie flüstern, doch Samiel fiel ihr ins Wort. „Es ist besser, wenn du jetzt schlafen gehst, ich muss morgen früh mit Meister Gestor an meiner Beschwörung arbeiten.“, wies er sie ab.
Wochen danach redeten Tam und Samiel noch seltener miteinander, als sonst, und ihre Trainingseinheiten mit dem Stab und Faustkampf wurden geladener und gefühlsintensiver. Tam fühlte sich, als müsste sie sich in ihren Kämpfen vor den Vorwürfen ihres Bruders verteidigen, ließ dadurch aber immer öfter ihren Bruder gewinnen. Ihr Gewissen zwang sie immer öfter in die Knie, und mit der Zeit lernte sie ihre Bestimmung kennen. Als sie auf das Alter von zweiundzwanzig Jahren zu ging, entschloss sie, dass sie ganz Himmelsrand bereisen wollte und sich nicht länger einzig und allein an die Akademie von Winterfeste und ihr schlechtes Gewissen klammern. Zu der Zeit war Samiel neunzehn und im Gespräch dafür, einer der Gehilfen des Erzmagiers Savos Aren zu werden, was eine unglaubliche Ehre für ihn darstellte. Was daraus wurde, wusste Tam selbst Jahre danach nicht ganz genau, denn davor noch reiste sie ab. Sie packte ihre Sachen, die wenigen die sie besaß, und verabschiedete sich von den Lehrmeistern und Schülern.
Als sie sich von ihrem Bruder verabschiedete, lernte sie das letzte große Wunder kennen.
„Ich vergebe dir.“, sagte er ihr. Samiel umarmte sie an diesem Tag fest und vergoß eine Träne. „Wenn ich könnte und das Leben mir diesen Weg aufgetragen hätte, dann würde ich mit dir kommen, jetzt sofort. Doch ich bleibe hier.“, sprach er, „Und wenn du glücklich bist, wenn du die Welt bereist, dann soll das so sein. Ich werde jedoch nie vergessen, dass du den Tod unserer Eltern herbeigeführt hast. Erst wenn der letzte Atemzug der Mörder unserer Eltern getan wäre, dann würde ich mich jemals frei fühlen.“
Tamira nickte dankbar, jedoch auch betrübt dessen, dass sie ihren Bruder wohl für eine lange, lange Zeit nicht wiedersehen würde, und drehte sich zum Gehen um.
Die Jahre danach gestalteten sich vielseitig und doch entspannt, denn Tam konnte schließlich ihrer eigenen Bestimmung folgen. Sie konnte nicht jahrelang an einen Ort gebunden leben, das wusste sie endlich. Zwar plagten sie oft Gewissensbisse, die an ihrer Selbstliebe knabberten, doch hatten die Worte der Vergebung ihres Bruders und auch die Worte des Erzmagiers Savos Aren's etwas Positives in ihr ausgelöst. Es war ein Stückchen Erlösung, die sie erlangt hatte und durch jeden Wald Himmelsrands mit sich trug, während sie fortan durch die Wildnis und die Tavernen vieler Städte streifte. Dabei lernte Tam viel über sich selbst, doch auch darüber, wie sie in der Wildnis auf ihre eigene Weise überleben konnte. Sie verdiente sich hier und da mit ihren Schnitzereien etwas Gold dazu, nicht viel, doch genug, um ab und an etwas Fleisch, Gemüse und Bier kaufen zu können. Ihr Leben war simpel, doch ihre Gedankenwelt war es nicht, und die Zukunft machte dies nicht besser – das Schicksal führte sie schon bald zurück auf alte Pfade, denn das Kapitel des verlorenen Bruders, der sich seinen Namen in der Akademie machte, hatte sich vielleicht noch nicht ganz geschlossen..
Sonstiges:
- Tam konnte gut singen und summte zur eigenen Beruhigung oft etwas Angenehmes
- Eigentlich sehr minimalistisch unterwegs, bis auf ihren Stab würde sie auch im Ernstfall alles stehen und liegen lassen
- Hatte sich nie große Moralfragen gestellt, solange sie von ihrer Seite überzeugt war
- Kleine Schwäche für Bier und Hochprozentiges
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