Sharavi schüttelte es, als Jar'ir von Folter sprach. Das kannte sie auch. Folter. Einst wurde sie von einem verrückten Hexer gefangengenommen, der mit Mitgliedern sämtlicher Spezies experimentierte...Schnell schüttelte Sharavi den Kopf und versuchte irgendwie den Kopf frei von dieser Erinnerung zu bekommen. Nachdem sich Jar'ir wieder gefangen hatte, begann Sharavi:"Nun dann bin ich jetzt wohl dran." sie grinste etwas hilflos, "Ein wenig habe ich euch ja schon erzählt. Meine Eltern gehörten zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Händlern meiner Heimatstadt. Also solche wollten sie das Handelshaus auch weiterleben lassen. Tja und mich traf es dann. Von klein auf wurde mir Wort wörtlich eingeprügelt, dass ich das Handelshaus übernehmen muss. Tag ein, Tag aus musste ich lernen. Sprachen, rechnen, Händlertricks. Einfach alles. Wenn ich nicht wollte, schlug mich mein Lehrer, mein Vater oder meine Mutter. Von irgendwem bekam ich immer eine Ohrfeige. Mein älterer Bruder hingegen, er war der Liebling meiner Eltern. Durfte machen was er wollte, lernen was er wollte, hingehen wo er wollte. Meine Eltern überschütteten ihn geradezu mit Zuneigung." Sie machte eine kurze Pause und wischte sich die Tränen aus den Augen.
"Aber ich bin ihm nicht böse, ist ja nicht seine Schuld. Außerdem war er der einzige der in meiner Familie dem ich etwas bedeutet habe. Immer konnte ich mich ihm anvertrauen. Er war auch der einzige dem ich von meinen Freunden erzählte und auch später dann auch von Ahranni." Sie hielt kurz inne und verlor sich für einige Sekunden in ihren Erinnerungen.
"Soviel zu meinen Eltern..." Wieder eine Pause, dann holte Sharavi tief Luft, "Der Tag an dem ich verbannt wurde, begann eigentlich wie jeder andere. Meine Eltern schnauzten mich an ich würde nicht genug machen, mein Bruder ging dazwischen, sagte ihnen er würde sich um mich kümmern. Sie glaubten ihm und gingen ihren Geschäften nach. Mich ließ er dann in die Stadt zu meinen Freunden gehen. Wir verbrachten den Tag wie immer, erzählten Geschichten, kletterten ein wenig auf den Hausdächern und klauten den reichen Säcken ihr Geld. Ich erzählte Ahranni, dass meine Eltern am Abend nicht daheim wären und wir beschlossen, dass wir uns bei mir treffen. Das taten wir auch. Damit die Hausdiener nichts bemerkten, kletterte Ahranni, wie schon so oft, heimlich in mein Zimmer. Was dann geschah, könnt ihr euch wohl denken." Sie versuchte zu lächeln, "Jedoch hörten wir so auch nicht, dass meine Eltern verfrüht nach Hause kamen, meine Mutter wunderte sich natürlich über die Geräusche, die aus meinem Zimmer kamen. Ungestüm wie sie nunmal war, riss sie die Tür auf und fand natürlich mich und Ahranni vor. Sie schrie mich und Ahranni an, fauchte wie eine wilde Bestie. Ich versuchte sie zu beruhigen, doch gab sie mir nur erneut eine Ohrfeige und stürmte aus dem Zimmer, lauthals nach meinem Vater rufend. Schnell zog ich mir etwas über und riet Ahranni schleunigst zu verschwinden. Dann ging ich runter, sofort fuhren mich beide an, ich sei eine Schande und all sowas. Mein Bruder kam, konnte aber diesmal nichts mehr für mich tun. Mein Vater griff mich und zerrte mich am Arm raus auf die Straße und warf mich in den Dreck. Seine Worte klingen mir noch heute in den Ohren: Geh! Geh zu deiner Hure! Ich will dich nie wieder sehen, du bist nicht länger ein Teil dieser Familie! Dann spuckte auf mich und lies mich, nur mit einem Hemd bekleidet, im Dreck und in der Kälte der Nacht liegen. Mühsam stand ich auf und schlurfte weinend zum Unterschlupf. Dort angekommen, fiel mir sofort Ahranni in die Arme, versuchte mich zu trösten. Doch ich saß nur da, regungslos. Ich konnte nicht fassen was gerade geschehen war."
Sie schluchzte kurz und fuhr dann mit schwacher Stimme und tränenden Augen fort: "Meinen Eltern war dies aber nicht genug. Am nächsten Morgen gingen meine Eltern zum Stadtherren und versuchten ihren Einfluss gelten zu lassen, damit man mich aus der Stadt zu jagt. Sie brauchten zwei Tage um ihn zu überzeugen. Die Stadtwache spürte mich auf, und warf mich aus der Stadt." Mit jedem Wort wurde Sharavis Stimme zittriger und immer mehr Tränen stiegen ihr in die Augen, "Ahranni wäre mir gefolgt, doch verblieb sie bei ihrer kranken Mutter. Es gab auch keine Möglichkeit mit ihr Kontakt aufzunehmen, die Wachen kontrollierten alles. Darum bin ich weg, in der Hoffnung irgendwann, irgendwie über die ganze Sache hinweg zu kommen." Nun konnte sie nicht mehr ansich halten und fiel Jar'ir weinend um den Hals.
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Geil, Wall of Text^^