Die weitere Zeit verbrachte Jar'ir eher schweigend an seinem Teller. Wie zuvor kümmerte ihn das Gespräch Keer-Mahs nicht, auch wenn er irgendwo wusste, dass er sich wohl besser im sozialen Rahmen um die Gildenmitglieder kümmern hätte müssen. Es war fraglich, ob er sich jemals darum kümmern wollte, doch in diesem Moment beschäftigte er sich gedanklich eher mit dem Jungen und dem Zettel. Noch in dem selben Augenblick nahm er sich vor, sich zumindest dafür Zeit zu nehmen und er kannte auch den pefekten Ort dafür.
Nachdem sein Mahl nun verspeist und sein Getränk geleert war, erhob er sich wie die anderen. Die Kaiserliche ist schon verschwunden, bevor er sich überhaupt richtig mit ihr auseinandersetzen geschweige denn unterhalten konnte, was zugegeben wohl auch an seinem Desinteresse gelegen hatte. Jedenfalls erhob sich auch der Argonier ohne wirklich ein weiteres Wort zu vergeuden. Ebenso wortlos beschaffte der Khajiit sich und seinen Gefährten ein Zimmer und somit obdach. Dennoch wollte er nicht zu Bett gehen und verabschiedete sich von Keer-Mah mit einem knappen "Gute Nacht.". Er selbst würde vorerst noch einen anderen Ort aufsuchen, dessen Existenz zwar jedem der Stadt bekannt, aber dennoch nicht wirklich für voll genommen wurde. Eine kleine Hütte am Rande der Stadt.
Mit bedächtigem Schritt verließ er die Taverne, trat hinaus in die kühle Nachtluft, welche er auch fast sofort einsog. Schon immer gefiel ihm die Kühle die besonders Nachts seine Nase umschmiegte. Trotzdessen dass er einst in Elsweyr aufwuchs, war ihm das eigentlich völlig andere Himmelsrand zu etwas wie einer Heimat geworden. Mit aufgesetzter Kapuze schritt er nun durch die Straßen Weißlaufs, die Wachen warfen ihm dabei die gewohnt misstrauischen Blicke zu.
Ein paar Minuten später erreichte er eine Seitegasse, die zu den schäbigeren Hütten der Stadt führte. Es waren nur wenige, weswegen der Kater schnell sein Ziel ausmachte und darauf zusteuerte, ebenso eilig war er auch schon dort. Die recht mitgenommene Holzhütte stand hier, wie er sie damals mit Sharavi verlassen hatte. Er wusste nicht wieso, aber irgendwas erwartete er dort zu finden, ebenso wenig war es ihm schleierhaft, was genau. Mit Elan und funkelnden Augen stieß er die Tür auf, doch augenblicklich erstarb die Hoffnung in seinen Augen, man konnte beobachten wie sein Gesicht zusammenfiel. In diesem Moment wurde ihm bewusst, was er vor seinem geistigen Auge hatte gesehen, dass ihn so erfreut hatte. Sharavi, mit Ahranni wie sie da saßen, auf ihn warteten. Seine beiden Geliebten. Sharavi mit ihrem verführerischen Lächeln und ihrem runden Bauch, in dem seine Kätzchen ruhte. Doch all dies war nicht. Lediglich ein modriger Geruch empfing ihn, die Möbel hier schienen schon recht verfallen. Durch das Fenster schien das Mondlicht herein, auf dessen Lichtstrahlen konnte man den Staub beim Zirkulieren beobachten. Mit recht traurigen Schritten betrat er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Sein Blick durchstreifte noch einmal stumpf den Raum, bevor er sich schließlich müde vor dem Fenster niederließ.
Seine durch die schmerzhaften Erinnerungen tauben Finger suchten sich den Weg um seine Tasche zu öffnen, in der der Brief ruhte. Kaum geschafft, zog er die Notiz hervor und entfaltete sie. Im Schimmer des Mondlichtes begann er zu lesen:
Werter Assassine,
Eure Aktivitäten sind vor uns nicht unentdeckt geblieben. Während unsere Schwester ihren Auftrag erfüllt, ließ sie Euch diesen Brief zukommen. Drum soll euch hiermit nur gesagt werden, dass wir am morgigen Abend in eurer Festung einfinden werden, wir raten Euch daher zugegen sein, oder das kleine Elflein, die Schwerverletzten und jeder Andere dort wird für euer Fehlverhalten bezahlen müssen.
Leise fluchte der Kater vor sich hin, es war nur Frage der Zeit gewesen. Nun hieß es, sich diesem Schicksal zu stellen und niemanden zu Schaden kommen zu lassen. Müde steckte er die Notiz wieder weg, seine Gedanken formten sich zu verworrenen Knäueln und schließlich fielen ihm die Augen zu. Die Müdigkeit, der emotionale Stress und Druck überwältigten ihn. Kaum eine Minute später schlief er in der unbequemen Positionen ein.
Warme Sonnenstrahlen kitzelten die Nase des Katers, als sie durch die schmutzigen Scheiben des Fensters fielen. Eine beachtliche Menge Staub hatte sich auf dem Fell des Katers abgesetzt. "Hatschi!", ertönte es, als er nieste, im gleichen Moment davon hochgeschreckt. Das Kitzeln verschwand aus seiner Nase, wich den schmerzenden Gefühl in seinen Gliedern, geschuldet der unangenehmen Position. Mit einem gequälten Gähnen erhob er sich wieder, streckte sich mühsam um die Schmerzen zu vertreiben, was ihm aber nicht wirklich gelingen wollte. Dieser Schlaf war nicht wirklich angenehm, sein Fell vollkommen zerzaust und er allgemein recht depremiert wirkend. Allmählich schleppte er sich zur Tür, sein Blick ging noch einmal durch den Raum, der so viel Bedeutung für ihn hatte. Es blieb zu diesem Moment fraglich, ob er diesen jemals wieder sehen sollte. Mit einer unbeholfenen Bewegung öffnete er die Tür und trat wieder hinaus.
Sein erster Weg führte ihn hinter die Hütte, er musste sich eines natürlichen Bedürfnisses annehmen. Als dies erledigt war, machte er sich auf direktem Wege zur beflaggten Mähre, wo mit Sicherheit seine Gefährten auf ihn warteten. Je mehr Schritte er tat, desto wacher wurde er zumindest. Sie mussten den Tag im Schnelldurchlauf bestreiten, wenn er nicht pünktlich in der Festung gewesen wäre, wäre dort jeder getötet worden. Eilig betrat er das Gebäude, schritt die Treppen hinauf und ging direkt zu dem gemieteten Zimmer. Ruckartig riss er die Tür auf, wobei er dann in das zähnestarrende Maul Keer-Mahs blickte. "Aufwachen!", sagte er ziemlich laut und schroff. "Wir haben heute viel zu tun und nur wenig Zeit. Also Bewegung!" Seine Züge wirkten verhärtet, seine Haltung schwach und müde, dennoch war da ein Funkeln in den Augen des Katers, welches Wut und Elan gleichermaßen verriet.