Wie ein Geist huschte Dranas durch das Lager, bemühte sich hauptsächlich darum, nicht im Weg zu stehen und von irgendjemandem über den Haufen gerannt zu werden. Bis jetzt schien ihn niemand groß zu beachten, entweder weil alle viel zu beschäftigt waren, oder weil sie ihn konsequent ignorierten. Auch gut. Sollte ihm recht sein. Bis jetzt hatte er sich auch noch nicht dazu entschlossen, jemanden anzusprechen. Bei Azura, ich habe keine Ahnung, was ich hier überhaupt soll. Sehe ich aus wie ein Heiler? Hilft denen jemand, der nur noch mehr schlechte Laune verbreitet? Das ganze Lager hatte was von einem Ameisenhaufen, in den jemand einen riesigen Stein geworfen hatte. Nur das Ameisen nicht so viel Geschrei von sich gaben, und nicht so viel Blut.
Ich muss hier raus. Ich gehe einfach, heimlich, still und leise, das wird keinem auffallen. Er wich ungeschickt ein paar Kindern aus, die an ihm vorbeirannten und hatte gar keine Zeit, verächtlich zu gucken, weil dann ohne Vorwarnung jemand von hinten in ihn hineindonnerte. „Oh Verzeihung,“ murmelte eine abwesende Stimme nur, nachdem sich das fremde Gewicht von Dranas‘ Rücken entfernt hatte. Er beschimpfte das fellige Etwas – ganz eindeutig eine Katze – undeutlich, rappelte sich wieder hoch und klopfte den Dreck von seiner Robe. Großartig. Mein ganzer Rücken ist voll mit diesem Blut. Das sieht aus, als hätte ich jemanden umgebracht. Als Dranas sich umdrehte, blickte er in das überraschte Gesicht einer Khajiit, die von oben bis unten mit Blut verschmiert war. Offenbar hatte diese erst jetzt gemerkt, dass es weder ein Nord, noch ein Artgenosse gewesen war, welchen sie da gerade umgerannt hat. Dranas setzte einen säuerlichen Miesepeter-Gesichtsausdruck auf.
„Wer seid Ihr? Und was wollt ihr?“ fragte die Katze.
„Das weiß ich auch nicht so genau,“ entgegnete er möglichst zerstreut und fing sich damit einen noch verwirrteren Blick ein. „Mein…“ er überlegte, welches Wort es wohl treffen würde, „mein… Anführer,“ nein, ganz eindeutig falsches Wort, „war der Ansicht, dass wir hier unbedingt helfen sollen. Nun ja. Da ich weder über Heilerkenntnisse, noch über besondere praktische Erfahrung mit derlei Dingen verfüge, habe ich keine Ahnung, was ich hier überhaupt soll. “ Das stimmte zwar nicht ganz, aber mit etwas Glück würde ihn die Katze nun wegschicken und er musste sich nicht auf eine sinnlose Diskussion mit Lord Fellknäul einlassen.
Kätzchen starrte ihn an, schien zu überlegen. Na komm schon. Ich will hier raus.
„Wir könnten wirklich etwas Hilfe gebrauchen“, meinte sie. Nein, vergiss es. „Es gibt genug einfache Dinge, die Ihr tun könnt. Ich kann es Euch schnell zeigen.“
Putz dir doch lieber mit deiner Zuge den Hintern. Nerv jemand andern.
„Ah ja?“ meinte Dranas eine Spur zu ernst. Such dir einen andern Idioten. „Na da bin ich ja froh.“ Aber die Feinheiten der Ironie kamen bei der Katze offensichtlich nicht an, denn sie warf ihm einen erfreuten Blick zu, lief vorraus und winkte ihn dann hinter sich her.
Wenn Blicke töten könnten.
Denk dran. Du willst nicht jetzt schon wieder rausgeworfen werden. Nicht jetzt, wo du dich grade häuslich eingerichtet hast.
Leise fluchend ging Dranas hinterher und ließ die Erläuterungen der Katze über sich ergehen.
Warte nur, Lord Fellknäul. Dafür werde ich mich noch rächen.