Verdammt, war das kalt! Am ganzen Körper schlotternd zog Aramia ihren Mantel noch enger um sich und lehnte sich noch tiefer auf ihr Pferd, um dem beißenden Wind weniger Angriffsfläche zu bieten und dankbar das bisschen Wärme aufzusaugen, das sie vom Rücken ihres Reittiers bekommen konnte. Der Schneesturm nahm ihr inzwischen immer mehr die Sicht, und bis auf ein paar Bäume in unmittelbarer Nähe tauchte nichts in dem Wirbel aus Schnee und Eis auf. Inzwischen sah sie ein, dass es keinen Sinn hatte. Die völlig überhetzte Flucht war eine schlechte Idee gewesen.
Noch nie hatte sich die Magierin so gegruselt wie in den letzten zwei Tagen, seit sie in Einsamkeit beinahe einer Truppe Thalmor in die Arme gelaufen wäre. Zuerst hatte sie sich in die hinterste Ecke ihrer Unterkunft verkrochen und kaum gewagt zu atmen. Ständig damit gerechnet, von einer Gruppe Aldmeri-Magier erwischt zu werden. Bekanntlich gingen die ja mit Deserteuren nicht gerade zimperlich um… Nach zwei schlaflosen Nächten war sie dann schließlich Hals über Kopf aus der Stadt getürmt und wollte erst mal in Morthal Unterschlupf suchen. Denn da würde sich bestimmt keiner von denen hin verirren. So gut die Idee vielleicht gewesen war, endete das alles in diesem fürchterlichen Schneesturm. Inzwischen gestand sich Aramia ein, dass sie sich hoffnungslos verirrt hatten. Oder doch nicht? Für ein paar Sekunden flaute der Wind ab und sie konnte in der Entfernung die Umrisse einer Festung ausmachen.
Ein Unterschlupf! Plötzlich wieder von Hoffnung erfüllt, trieb sie ihr Pferd an und hielt auf das Bauwerk zu. Vor lauter Kälte war ihr alles egal. Selbst wenn es dort doch Feinde gab, würde sie sich den Weg eben notfalls freikämpfen… Vor der Eingangstür sprang sie ungeschickt aus dem Sattel und musste sich sehr konzentrieren, um mit den tauben Füßen nicht zu stolpern. Trotz allem brauchte sie drei Anläufe, bis sie endlich schaffte, die Tür aufzubekommen. Drinnen empfing sie eine wohlige Wärme. Ohne dass Aramia etwas dagegen tun konnte, oder vielmehr wollte, drängte sich ihr Pferd hinter ihr ins Warme und befreite sich innen erst mal von einem riesigen Schneehaufen. Vage Erinnerungen kamen derweil in der Magierin hoch, bis sie sich ganz sicher war, hier schon einmal gewesen zu sein. Das war doch die Festung dieser ominösen Gilde! Dann hatte sie hier keine Feinde zu erwarten. Glück gehabt… Dann wäre es wohl besser, sich erst mal etwas bemerkbar zu machen. „Hallo? Jemand zuhause?“