Von den Untoten
Eine Abhandlung von Doktor E. V. Bläulich
Einleitendes:
Zweifelsohne eine der größten und variantenreichsten Gruppe magischer Kreaturen, sind die Untoten von jeher ein Schwerpunkt meines Interesses gewesen, gleich nach den Endlosen, den Echsenvölkern, den parapsionischen Extrempolaritäten..
aber das würde jetzt zu weit führen, zurück zum Thema:
Definition:
Grundsätzlich wird jedes durch Magie, Psionik, oder göttliches Einwirken wieder in seine ursprüngliche Position im Rad des Lebens beförderte Wesen als untot definiert (vergleiche: "Equillibrum disturbatum - Wo das Gleichgewicht ins Stolpern kommt" vom selben Autor).
Kategorisierung:
Anerkannte Fachleute unterscheiden meist noch nach den Kategorien:
Körperlich/Immateriell, Beseelt/Seelenlos und Gebunden/Frei.
Während erstere wohl selbsterklärend ist, gestaltet sich die Erläuterung der zweiten Kategorie etwas komplizierter; professionelle Nekromanten gaben an, dass seelenlose Untote eigentlich eher in der Kategorie der Golemiden einzurordnen seien, da es sich bei diesen um nichtlebende Materie mit begrenztem Intellekt handeln würde, jedoch ist das nicht Gegenstand dieser kleinen Abhandlung. Ein beseelter Untoter ist im Grunde genommen der Körper einer einst belebten Kreatur, der zum Zeitpunkt der Klassifizierung verstorben ist und in welchem sich nichtsdestotrotz eine Seele beliebiger Art befindet und Kontrolle über ihn ausübt - teils die des ursprünglichen Besitzers, bisweilen aber auch eine völlig andere. Bei einem seelenlosen Untoten wird diese Komponente durch sogenannte Knochengeister, kleine künstliche Intelligenzen, die nur zu diesem Zweck geschaffen werden, ersetzt, was das Endergebnis naturgemäß intelektuell noch unterlegener macht, als es die meisten Untoten ohnehin schon sind.
Gebundene Untote sind für gewöhnlich das Produkt äußerer Einflussnahme, sie haben eine klar definierte, in Anbetracht mangelnder Intelligenz meist eher simple Aufgabe erhalten und führen sie nach besten Fähigkeiten aus, es ist ihnen unmöglich, dieser Aufgabe direkt zuwiederzuhandeln. Ungebundene Untote hingegen sind deutlich seltener, sie kommen nur vor, wenn bei der Beschwörung eines gebundenen irgendetwas schief gelaufen ist oder die Seele sich entschlossen hat, noch ein Weilchen zu bleiben - und in der Lage ist, diesen Wunsch durchzusetzen.
Physiologie:
Körperliche Untote besitzen einen irgendwann einmal belebten Körper beliebiger Herkunft, selbiger befindet sich zumeist in einem Zustand mehr oder weniger fortgeschrittenen Verfalls; dementgegen sind immaterielle Untote nicht mit einer Physiologie oder etwas vergleichbarem auf der materiellen Ebene ausgestattet, sondern verfügen zumeist über einen rudimentären Astralleib und vielleicht einen Klecks Ektoplasma in der stofflichen Welt.
Beispiele:
Skelett, das:
Das durchschnittliche Skelett bewacht den Turm eines unbedeutenden Nekromanten oder marodiert mangels Kontrolle von Seiten seines Meisters fröhlich durch die Gegend. Es verfügt für gewöhnlich über keine erkennbare Intelligenz und greift alles an, was sich bewegt - unter Umständen auch seinen Schöpfer. Bemerkenswert ist die Wahrnehmung von skelettierten oder anderweitig ihrer eigentlichen Sinnesorgane beraubten Untoten: Sie scheinen durch die Beschwörung mit einem rudimentären Gespür für energetische Ströme ausgestattet zu werden - ähnlich der Wahrnehmung eines
Kundigen unter dem Einfluss geeigneter Analysemagie. Dies erklärt, warum unintelligente Untote zuerst immer Zauberkundige angreifen, wenn sie die Wahl zwischen mehreren Opfern haben - diese können sie einfach besser sehen.
Zombie, der:
Zombies sind etwas seltener als Skelette, denn ihre Erschaffung ist zwar einfach, aber eben nicht ganz so einfach wie die eines Skelettes - nichtsdestotrotz sind sie überaus beliebt in nekromantischen Kreisen, denn sie sind logischerweise ein wenig stabiler als Skelette und eignen sich hervorragend als Kanonenfutter, denn häufig übertragen sie Krankheiten. Wer jedoch hofft, an dieser Stelle näheres über die gefürchtete "Zombiekrankheit" die durch den Biss eines Infizierten übertragen wird zu finden, muss mit Bedauern auf das Werk "Kompendium der Seuchen, Gesamtausgabe" von Yersiniea Pestrich, erschienen ihm Abyssinischen Staatsverlag, Erstausgabe gedruckt in der Zweigstelle Sigil verwiesen werden.
Die sogenannten Pyrozombies schöpfen das diesbezügliche Potential noch weiter aus, indem sie mit einem Leichendetonationszauber(näheres in "Totenbeschwörung für Dummies" von Nekrosius Kompost, Totschlag-Verlag, Erstausgabe ebenfalls in Sigil) belegt werden, der bei Vernichtung des Zombies ausgelöst wird.
In Sachen Intelligenz ist bei beiden Unterarten ähnlich weit her wie bei Skeletten, nämlich gar nicht.
Gespenst, das:
Gespenster entstehen eher selten durch Einfluss eines Totenbeschwörers, eignen sie sich doch wenig zur Verteidigung ihres Meisters: Alle Gespenster sind körperlos und besitzen einen eigenen Willen, da zur Schaffung eines Gespenstes zwangsläufig eine Seele benutzt werden muss - und mit Seele gehorcht es sich eben deutlich schwerer als ohne.
Stattdessen entstehen Gespenster häufig durch stures Verweilen der Totenseele in einer von Lebenden bewohnten Sphäre. Hierbei ist der lokale Energiefluss meist von entscheidender Bedeutung: Ist eine ausreichende Menge negativer Energie vorhanden, formt sich ein Astralkörper, das Gespenst ist geboren.
Gespenster verfügen ob ihrer übernatürlichen Natur häufig über das Talent der Telekinese, bei dessen Einsatz sie negative Energie in kinetische umsetzen. Über die Motivation von Gespenstern, länger als nötig im Leben zu bleiben, lässt sich keine allgemeingültige Aussage treffen, oft sind jedoch unerledigte Aufgaben ein Beweggrund.
Schreckgespenst, das:
Diese Untart des Gespenstes ist durch Hass motiviert: Es will einer bestimmten Person oder aber, häufiger, dem Rest der Welt im allgemeinen, möglichst großen Schaden zufügen. Schreckgespenster sind in der Lage, durch Willenskraft ihren ektoplasmischen Körper für kurze Zeit zu verhärten und somit körperlich zu werden.
Jammergeist, der:
Durch Trauer oder Sorge zum Verweilen motoviert, sind Jammergeister eher harmlose Gespenster, die meist leise vor sich hinjammernd in einer Ecke hocken und niemanden stören. Deshalb ist auch unklar, welche und ob sie überhaupt Kräfte sie besitzen.
Alp, der:
Alpe sind meist Jammergeister oder Schreckgespenster, die durch verschiedene, mit ihrer Motivation zum Verbleib zusammenhängende Ereignisse, etwa die Niederlage gegen den Gegenstand ihres Hasses bei Schreckgespenstern, eine Verwandlung durchlaufen und an Macht gewinnen.
Schreckgespenster erhalten dadurch die Gabe der Posession, mit der sie Sterbliche in Besitz nehmen können, um ihre Ziele zu erreichen, wohingegen Jammergeister nach der Verwandlung über eine empathische Projektion verfügen, um ihre Trauer auf Sterbliche zu übertragen.
Poltergeist, der:
Poltergeister sind eine besondere Form des Gespenstes, die jüngsten Erkentnissen zufolge aus vorlauten und/oder hyperaktiven Kleinkindern ensteht. Die Telekinese ist bei ihnen besonders stark ausgeprägt, häufig bringen sie in ihrer sinn- und zwecklosen Raserei ganze Häuser zum Einsturz.
Todesalp, der:
Entsteht in erster Linie aus Alpen, die weitere hundert Jahre nicht in der Lage sind, ihr Ziel zu erreichen. Der Todesalp besitzt alle möglichen Gaben eines Alps und die Manifestation des Schreckgespenstes in verstärkter Form und ist zusätzlich in der Lage, durch bloße Berürung einen Lebenden zu schwächen und zu töten, in extremen Fällen auch auf Entfernung durch Fingerzeig.
Alle Gespenster verfügen über Intelligenz und Reflexionsvermögen und sind somit ernstzunehmendere Gegner als andere Untote.
Todesfee, die:
Die Todesfee ist eine besondere Unterart des Alpes, welche ausschließlich und sehr selten aus um Familienmitglieder trauernden Frauen mit Hang zur Vergeltung entsteht; eine Erhebung durch ein Ritual gilt als ungemein schwierig und selbst für machtvolle Nekromanten als eigentlich unmöglich,
zumal das entsprechende Ritual nur in Querverweisen auf mittlerweise unauffindbare Bücher auftaucht. Die Kräfte einer Todesfee sind anscheinend darauf ausgelegt, ihre Familie zu rächen, es sind die folgenden:
-Extrem starke Telekinese
-Manifestation nach Belieben und ohne Kraftaufwand
-Kraftraubende oder tötende Berührung
-Empathische Projektion
-In seltenen Fällen: Wiederentstehung nach Vernichtung
Dazu die ausschließlich Todesfeen vorbehaltenen Gaben der Stimme, mit denen sie je nach Macht töten, lähmen, verwandeln, beherrschen, verzaubern oder verfluchen können.
Besonders alte Todesfeen entwickeln bisweilen an Erzmagier grenzende Kontrolle über Energieströme sowie Raum und Zeit.
Todesfeen heben sich von anderen Untoten durch ein vergleichsweise intaktes Gefühlsleben ab, einige sollen sich nach Vollstreckung ihrer Rache dem Schriftstellertum zugewandt haben.
Lich, der:
Ausschließlich durch rituelle Verwandlung schließlich entsteht der Lich, auch Leichnam genannt. Von schwächeren Nekromanten wie ein Halbgott verehrt, handelt es sich bei ihm um einen Lebenden, der ein arkanes Ritual zur Verwandlung in diese spezielle Form des Untodes durchgeführt hat, in dessen Verlauf seine Seele vom Körper getrennt und an einen speziellen Fokus gebunden wird, eine Klassifikation gestaltet sich also entsprechend schwierig.
In jedem Fall ist der Lich durch diesen Schritt gegen den endgültigen Tod, der anderen Untoten droht, gefeit: Wenn sein Körper zu stark beschädigt wird, lösen sich die Bande des Geistes und er hebt sich davon, frei, einen neuen Körper zu suchen. Eine Auflösung des Bindungsrituals, das die Seele festhält und somit den Geist am Übergang hindert, gilt als praktisch undurchführbar, da kein Lich eine entsprechende Zeremonie an sich dulden würde und auch verhindern kann, denn in körperloser Form verfügen sie über die Geistergaben der Telekinese und der tödlichen Hand und können geringere Zauber einsetzen,auch wenn sie ernsthaft geschwächt sind. Die mächtigste Gabe eines solchen Untoten ist und bleibt natürlich die ihm eigene Magie, jedoch ist anzumerken, dass die meisten von ihnen ob ihrer Unsterblichkeit sehr langfristig planen und meisterhafte Intriganten sind.
Die einzige Möglichkeit, einen Lich zu töten, ist die Zerstörung seines rituellen Fokus, der die arkane Energie des Bindungsrituals kanalisiert und manifestiert jedoch ist dieser häufig annähernd unauffindbar versteckt und durch mannigfaltige Bänne und Siegel geschützt.
Sollte dieser wagemutige Schritt dennoch gelingen, wird der Untote nach seiner nächsten Vernichtung entweder in ein Totenreich gerissen oder verwandelt sich bei ausreichender Energiekonzentration direkt in einen Alp mit dem Ziel, seinen Tod zu rächen und durch ein altes, blutmagisches Ritual neu zu entstehen, in dieser Form ist er jedoch wesentlich leichter zu überwinden als selbst in körperlosem Zustand.