Dämonologie
Die dritte der sieben Schwarzkünste ist wohl die verrufenste und auch am häufigsten falsch eingeordnete Ausprägung magischer Kraft überhaupt. Der Volksmund neigt dazu, jegliche als schädlich beurteilte Zauberei als Dämonenbeschwörung einzuordnen, den Ausübenden als Beschwörer, was jedoch schlicht falsch ist. Keine der anderen Schwarzkünste beruft sich so unmittelbar auf eine extraplanare Macht wie die Beschwörung dämonischer Mächte. Doch was macht dämonische Mächte überhaupt aus? Die Grenze zwischen Klerus und Magierschaft verschwimmt an dieser Stelle stark, und die einander wiedersprechenden Aussagen sind keine Hilfe beim Versuch einer Einordnung. Dennoch kann man die Grundmethode der Dämonologie ermitteln, die Invokation. Üblicherweise im Rahmen eines Rituals wird die Grenze zwischen den Welten überbrückt und ein als Dämon klassifiziertes Wesen herbeigerufen.
Hierbei gibt es etwa zwei verschiedene Gruppen von Wesenheiten, wenngleich sich nicht jeder Beschwörer des Unterschiedes bewusst ist: Urdämonen (in hermetischen Kreisen Abexordiale genannt), die 'schon immer' als den Göttern gegenübergestellte Mächte existiert haben und deren Ursprung in den Dunkeln der Zeit verborgen liegt, sowie Gefallene, die durch den Einfluss urdämonischer Mächte oder anderer Gefallener verwandelt wurden. Klassisches Beispiel für diese beiden Gruppen sind der Urdämon Lilith und der Gefallene Samael, beide hochrangige Herrscher der Dämonen.
Was nach vollzogener Anrufung einer dieser beiden Dämonenarten geschieht, hängt vom Beschwörer ab. Einige verfügen über genügend Macht und Wissen, um dem Dämon durch bindende Zirkel und andere Werkzeuge Dienste abzuzwingen, während geringere Invokatoren den Gerufenen einen Handel anbieten. Welche Methode verwendet wird, hängt sowohl vom jeweiligen Beschwörer als auch der Macht des Dämonen ab - während ein wahrhaft mächtiger wohl noch in der Lage wäre, den oben genannten Samael zum Dienst zu zwingen, müsste wohl jeder, der nicht die unmittelbare Macht einer Gottheit aufbieten kann, Lilith zum Opfer fallen. Jeder Dämonenherrscher gebietet über eine bestimmte Art von Ereignissen oder okkulte Konzepte, manche, insbesondere die Urdämonen vereinen mehrere - beispielsweise ist Lilith Herrscher über Versuchung, Spiegel, den plötzlichen Tod von Kindern und die Bewohner der Tiefsee, während Samaels Domäne nur das Gift umfasst. Einige Machtkreise werden von mehreren Dämonen beherrscht, wie etwa das Wetter oder die Nacht. Hierbei kontrollieren die einzelnen Herrscher meist nur Teilaspekte oder die Bezeichnungen sind ambivalent.
Unter den Herrschern stehen ihre mannigfaltigen Diener und Gehilfen, ihnen in Macht und Vielseitigkeit klar unterlegen und somit eine hervorragende Gelegenheit für jeden Beschwörer, der beispielsweise eine einzelne Nacht verlängern will, jedoch weise den direkten Kontakt mit Lilith vermeiden möchte. Er kann Catach-Sombra anrufen, der in Liliths Vertretung über die langen Nächte herrscht. Auch kann die Macht unpersonifiziert beschworen werden, als rohe dämonische Energie, ist in dieser Form jedoch nur mit äußerst elaborierten Ritualen oder gewaltiger Willensanstrengung zu kontrollieren und zu formen.
Die direkte Invokation ist der häufigste, aber bei weitem nicht einzige Weg zu dämonischer Macht. Gerne inplementieren Beschwörer auch andere Zauberformeln mit einer abgekürzten und fixierten Anrufung, die anstelle des Dämons nur ein Fragment seiner Macht in die Welt bringt - manch ein Feuerball trägt die versengende Macht Beliars in sich, um seine Zerstörungskraft zu stärken. Einige Effekt werden dadurch für Magier überhaupt erst praktikabel. Letztlich ist es möglich, höllische Mächte in Gegenständen, Orten sowie Körper, Geist oder Seele eines denkenden Wesens zu binden. Orte und Körper werden in diesem Prozess unweigerlich verwandelt und tragen eine physische Spur der Hölle, mal mehr, mal weniger offensichtlich. Geist und Seele als Behälter extraplanarer Macht zu verwenden, ist ein typisches Kennzeichen Wahnsinniger, setzt es das Gefäß doch dem ständigen Einfluss dämonischer Sphären aus.
Jeder Dämon ist hochgradig resistent oder immun gegen Effekte, die er selbst hervorrufen kann. Sie altern nicht, und Krankheit und Gifte befallen sie nur mit magischer Macht. Physische Gestalt und Denkweise sind von Dämon zu Dämon verschieden - die meisten niederen imitieren die Eigenschaften ihres Herrschers. 'Klassische' Dämonen, also solche mit feurigen Hufen, tierhaften Zügen und blutroter Haut, sind meist der Fraktion der Gefallenen zuzuordnen, ihre Herrscher sind ehemalige Naturgeister und Götterdiener orthodoxer Natur. Die Urdämonen und ihre Diener sind vollkommen fremdartig in Wesensart und Körperbau, viele haben eine Affinität zu den niederen Schleimwesen in der Tiefsee.
Die Mächte der Dämonen sind vieseitig und in der Tat groß, doch es gibt verschiedene Effekte, vorrangig im Bereich der weißen Magie, die Dämonen nicht oder nur verzerrt vollbringen können - bis zum heutigen Tag ist kein Bewohner der Höllen bekannt, der wahrhaftig und aus sich selbst zu heilen vermag oder über Mächte des Lichts gebietet.
Beschwörer haben in allen Zeiten den Versuch gemacht, das Pandämonium zu kategorisieren und ihre Studienobjekte mit einer komplexen Rangfolge und Titulatur versehen - ob sterbliche Geister überhaupt in der Lage sind, diese Muster zu begreifen, so es sie denn überhaupt gibt, sei dahingestellt.
Wenig weiß man über die Motive der Dämonen. Sie scheinen ihren Herrschern wenn nicht in Treue, dann in Furcht ergeben und führen generell deren Anweisungen aus, was meist auf die Etablierung von Höllenkulten und Angriffe auf die Kirchen des Lichts beinhaltet. Berichte über dämonische Renegaten existieren zwar, aber ihr Wahrheitsgehalt ist zweifelhaft.
Trotz anderslautender Gerüchte führt die Beschwörung dämonischer Wesenheiten nicht direkt zu moralischem Verfall - zumindest nicht mehr als andere Formen der Magie. Zwar sind gewisse Geschöpfe bekannt dafür, ihren Beschwörer zu Übeltaten anzustiften, aber übernatürliche Kontrolle kann der Dämon aus seiner gebundenen Position im Beschwörungsritual nicht dazu verwenden - gefährlich wird es allerdings für jene, die höllische Mächte in Geist und Seele tragen (s.o.). Die Fähigkeit zur Beschwörung geht häufig mit der zum Exorzismus einher, und richtig beherrscht vermag ein Höllenwesen auch vieles zum Guten zu wenden..
Niemals darf jedoch vergessen werden, dass Beschwörungen das Risiko bergen, einen Einwohner der Höllen frei in die Welt zu entlassen. Dämonen denken nur selten in menschlichen Kategorien und ihre Macht stammt zumindest teilweise aus gefangenen Seelen, die in den Höllen gefangen sind - wehe dem Beschwörer, der seinem dienstbaren Geist einen solchen Preis versprochen hat!
Das wäre mein Entwurf im Moment, über Meinungen würde ich mich sehr freuen