In völlige Dunkelheit und Leere getaucht, schwerelos und eisig fühlte Idril den Griff des Todes. Sie hatte nichts entgegenzusetzen, nichts zu verlieren und nichts mehr zu geben. Und genau das machte sie frei. Sie war Alles und Nichts in diesem Moment und gerade das ließ sie sein. Bedingungslos und frei. Es gab kein Licht, kein Schatten keine Liebe, keinen Haß und keine Angst. Völlige Stille herrschte um sie. Sie fragte nicht mehr wo sie war, wer sie war und was sie gerne sein wollte. Friede erfüllte sie. Sie gab sich völlig hin und genau das gab ihr Kraft, alles zu sein, was sie sein konnte. Ließ sie lieben wen und was sie wollte, ließ sie hassen wen und was sie wollte und ließ sie Licht und Dunkelheit sein – bedingungslos.
Sie brauchte sich nicht mehr finden, sich nicht mehr verbiegen und sich nicht mehr verpflichtet fühlen. Sie durfte sich nur nicht verlieren. Nicht verlieren.
Sie fühlte einen sanften Windhauch, der sie sacht wie eine Umarmung umfing. Voller Wärme. Und es tat so gut in dieser eisigen Kälte um sie herum. Einfach nur gut. Völlig losgelöst von jeglichem Zwang, war sie bereit zu erfühlen, was sie umfing. Sie vernahm ein Streicheln über ihrem Haar, so sacht und zart, wie sie es noch nie vernahm. Es glitt sacht über ihre Schultern an ihren Armen entlang und fasste ihre Hände. In dem Moment legt sie ihren Kopf in den Nacken und spürt einen sanften Atem auf ihren Wangen. Das Gefühl glitt wieder an ihren Armen hinauf zu ihren Schultern und wurde wieder zu dem Windhauch der sie umfing.
Die Wärme blieb, sie tat so gut. Einfach nur gut.
Dann berührte der Windhauch ihr Gesicht, erkundete ihre Augen, ihre Nase, strich über ihre Lippen. Glitt an ihrem Hals hinab.
Die Wärme blieb. Umfing sie. Glitt an ihrem ganzen Körper hinab und wieder hinauf. Es tat so gut. War so warm, so rein, so unverwechselbar pur.
Doch dann drangen Stimmen an ihr Ohr, liebevoll und wie aus weiter Ferne und Schmerz durchfuhr sie. Zerrte an der Wärme und wollte sie ihr entreißen. Sie schrie, doch es war ein stummer Schrei. Ungehört, im Nichts verhallend. Das einzige was sie brauchte war die Wärme. Mehr brauchte sie doch nicht.
Wieder drangen Worte an ihr Ohr, bestimmende Worte, Worte die neben ihr standen und forderten. Sich in ihren Geist bohrten. Sie zurückhaben wollten. Doch sie wollte nicht. Sie wollte sie nicht hören.
Wo war die Wärme geblieben, die ihr so gut tat? Sie war wieder den Schmerzen gewichen. Sie schrie, schrie vor Schmerzen. Stumme schreie die nicht gehört wurden.
Dann erklangen Worte der Tiefe an ihrem Ohr. Sie sprachen ihre Sprache, sanft und genauso bedingungslos wie sie selbst sich fühlte. Sie beruhigte sich wieder, doch die Wärme kehrte nicht wieder zurück, doch war ihr auch nicht mehr kalt. Stattdessen sah sie eine kleine Flamme in einiger Entfernung vor sich. Ein Lichtschein, der die Dunkelheit durchbrach.
Langsam glitt dieser unaufhaltsam auf sie zu. Ohne Angst, bedingungslos betrachtete sie diesen, als er vor ihrem dritten Auge stoppte. Sie schloss die Augen und in dem Moment drang diese kleine Flamme in ihr Bewusstsein und ließ sie schwer werden. Sie hatte das Gefühl unendlich zu stürzen, doch war es nicht unangenehm. Sie merkte, wie alles um sie herum still wurde. Sie fühlte sich bleiern und entglitt in einen tiefen Schlaf. Einen traumlosen Schlaf, einen stillen erholsamen Schlaf. Der sie nie wieder vergessen lassen würde und doch alles vergessen ließ, was war.