RPG Die Gilde des Roten Stiers

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Ayu schlich vorsichtig an die nächste Ecke heran. Sie hatte sich über ein paar gestapelte Kisten und einer kleineren Mauer hinweggesetzt und folgte nun der sehr schmalen Gasse zwischen zwei Hauswänden. Ihre Haltung hatte sich komplett gewandelt. Aus der erotischen Domina ist ein verschlagenes Miststück geworden, welches nur eines im Sinn hatte – Schrecken und Angst zu verbreiten und jenen somit eine Lektion zu erteilen, die meinten einen Dieb ausrauben zu können indem sie ihn fast zu Tode prügelten. Zugegeben, es waren nicht gerade lohnenswerte Ziele und in Anbetracht einer viel größeren bevorstehenden Gefahr, die schon vermutlich auf die Gilde wartete auch nicht der Rede wert, doch die Drow hatte so etwas wie innere Unruhe. Irgendetwas lauerte da draußen – die Bestie Nacht schützte es und Ayu wäre keine Drow, wenn sie das nicht nur noch mehr anspornte. Sie hatte schon lange, viel zu lange, nicht mehr so einen Jagdinstinkt entwickelt und genoss jeden Atemzug davon. Sich anschleichen, aufspüren, die Angst des Opfers sehen, die eigene Überlegenheit herausputzen und die Beute wimmernd in eine Ecke zu treiben, bevor man vernichtend zuschlägt, mhhhh, es war so verlockend.

Ayu glitt an einer Hauswand in die Hocke und lugte verstohlen um die nächste Ecke ins schummrige Laternenlicht der etwas breiteren Gasse. Sie hatte den nicht zu verfehlendem Weg der Schläger bis hierher eingeschlagen und verfolgt. Hier ergab sich allerdings eine Teilung und so stand sie nun vor der quälenden Entscheidung: Rechts oder Links. Die Gasse war ruhig, zu ruhig um genau zu sein und etwas machte sie daran unruhig. Es war zuviel Licht und trotz ihrer angeborenen Dunkelsicht konnte sie nicht alle Ecken einsehen. Etwas, was es perfekt für einen Hinterhalt machte. Auf der anderen Seite, warum ausgerechnet hier? Das würde keinen Sinn machen. Die Schläger rannten doch nicht weg nur um eine Spur bis hier her zu legen und ihr dann aufzulauern oder? Dennoch... irgendetwas stimmte hier nicht – und so wartete sie vorerst ruhig in ihrer Deckung auskundschaftend in Kauerstellung.
Und waren da nicht sogar schon Stimmen?
 
Da seine Begleiterin scheinbar doch noch sehr beschäftigt war und sich in die Menge mischen wollte - wogegen Sam selbstverständlich nichts einzuwenden hatte - beschloss er nun doch langsam sein Zimmer zu beziehen. Von der Furie, die genau so heftig die Taverne stürmte, wie sie sie verlassen hatte, hielt er sich besser fern. Er wollte dem wild um sich schlagendem Weib nicht in die Quere kommen, sie war ja völlig von Sinnen.

Ihm fiel auf, dass Astrid ihren Zimmerschlüssel auf dem Boden hat liegen lassen, ging hinüber und hob ihn auf. Kurz orientierte er sich wieder, und ging dann noch einmal zu der Wilden hin und – auch wenn er eventuell nun das Gespräch unhöflicherweise in einem stillen Moment unterbrach, so händigte er ihr den Schlüssel mit den Worten: „Der hier ist für dein Zimmer, dort kannst du übernachten.“ aus. Ob er auf Nummer sicher gehen sollte, das sie auch Begriff, was genau er meinte? Sam überlegte nicht lang, und befand, dass sie klug genug war. Zur Not sahen die anderen Gäste auch ganz hilfsbereit aus – auch wenn er dem Tiefling, der gegangen war, kurz nachdem Sámur mit Astrid die Taverne betreten hatte, vermutlich nicht über den Weg trauen würde.

Nachdem er schon so unhöflich in das Gespräch geplatzt war, verabschiedete er sich nun, und nickte Ria und der Wilden höflich zu, als er Ihnen eine erholsame Nachtruhe wünschte, und nun selbst die Treppen zu den Zimmern erklomm. Morgen konnte er sich noch immer mit der Gilde bekannt machen. Der Vorteil daran war, dass wenn die Gilde – oder auch Sámur feststellte, dass sie sich nicht einig wurden, er immerhin hier kostenlos seine Nacht verbringen konnte. Er orientierte sich kurz anhand der Nummer auf dem Schlüssel, wo sein Zimmer war, und nachdem er zuerst den falschen Weg eingeschlagen hatte, fand er sein Zimmer dann doch recht zügig. Als er sich gewaschen hatte, ließ er sich dann in seinem Bett nieder und fand schnell die nötige Ruhe.
 
Zu ihrer eigenen Überraschung musste Ria gar nicht lange überlegen, ehe sie Astrid ihre Erlaubnis gab. Sich nach ihrer längeren Trennung nicht wieder zu sehr an sie zu gewöhnen würde Rigo sicher gut tun. Außderdem war er ja nicht allein. Wenn er der Druidin vertraute, konnte sie das wohl auch.
"Warum nicht? Er scheint Euch zu mögen. Sucht Euch draußen ein schönes Plätzchen. Ich bin übrigens Desideria Keltana, für Freunde einfach Ria." meinte sie.
Nachdem Astrid reagiert hatte, wandte sich die Halbelfe wieder ihrem Patienten zu. Ein in kaltes Wasser getränktes Tuch legte sie ihm in den Nacken, das andere gab sie ihm in die Hand.
"Das hier wird die Blutung stoppen." erklärte sie ihm. "Und mit dem hier könnt Ihr Eure Nase vorsichtig kühlen, um den Schmerz etwas zu lindern. Es sieht nicht so schlimm aus wie ich befürchtet hatte. Eure Nase ist zwar gebrochen, aber so wie es aussieht nicht verschoben, sie sollte also problemlos heilen. Trotzdem solltet ihr morgen zur Sicherheit einen Heiler aufsuchen."
Dann wandte sie sich wieder dem Jungen zu. "Da Ihr auch Mahlzeiten anbietet, habt Ihr in der Küche doch sicher ein paar Kräuter? Auch Rosmarin? Kennt Ihr den? Gut. Junge, geh bitte und koch aus einem Löffel zerkleinertem Rosmarin einen Tee, sei so gut." schickte sie ihn wieder in die Küche. Ihrem Patienten erklärte sie: "Rosmarin wirkt schmerzlindernd. Sobald Eure Nase nicht mehr blutet, trinkt davon. Dann geht es Euch bald etwas besser." versprach sie sanft.
 
San machte sich auf den Tee zuzubereiten. Vorsichtshalber machte er einen respektvollen Bogen um den Magier am Tresen. Er war ihm nicht Geheuer. Der Koch war schon zu Bett gegangen, doch etwas einfaches wie ein Tee aus Rosmarin war für den Küchenjungen kein Problem. Währenddessen kam Eric wieder herunter in den Schankraum. Es schien alles wieder ruhig zu sein. So konnte er sich ganz auf Rhonin und den Wirt konzentrieren. Er ging zu Gunnar herüber und schaute auf die kalten Tücher. "Geht es such besser? Habt ihr genügend Kraft euch der Problemlösung zu stellen?" Der Schankwirt schaute zu dem Mann mit den roten Haaren herüber und musste schlucken. Doch es half nichts, wenn er eine Erklärung wollte, musste er da durch - und immerhin war der vermummte Mann ja auch noch da. Er schien Yuli ganz gut in den Griff bekommen zu haben. Zumindest hörte er keinen Radau von oben. Gunnar nickte Eric zu und erhob sich dann mit einem Dank an Ria für die Verarztung. Der Schattentänzer ging zur anderen Seite des Tresens, dicht gefolgt von Gunnar. Rhonin schien nicht erbaut zu sein ihn hier zu sehen und Eric rechnete dem wilden Magier durchaus genügend Grips zu, um auch ohne Worte zu wissen worum es nun gehen würde. Dennoch blieb er wieder ganz gelassen. "Seid gegrüßt. Es ist euch sicher nicht entgangen, dass wir einen Gastwirt mit gebrochener Nase haben. Er ist sich sicher, dass ihr dafür gerade stehen müsst. Schlägereien mit Unschuldigen kann ich nicht dulden. Doch auf der anderen Seite halte ich euch für einen fähigen Mann, der seinen Kopf auch zum Nachdenken, statt nur als Hort für Magie nutzen kann. So bitte ich euch zu erklären warum dieser Wirt hier Schmerz und Blut auf sich nehmen musste, um eure Laune zu bessern. Er erzählte von einem Problem mit dem Adel, um welches ihr euch kümmern wolltet? Was ist passiert?" San brachte in diesem Moment einen Krug mit dem Tee und stellte ihn vor seinem Chef auf den Tresen, um sich dann schnell wieder zu verziehen. Der Wirt dankte es dem Jungen und pustete schon mal. Hoffentlich würde er ihn bald trinken können. Jedoch überließ er vorsichtshalber das Gespräch erst einmal Eric.
 
Astrid fiel ein kleiner Stein vom Herzen, als ihr Ria so bereitwillig zustimmte. Sie lächelte die Halbelfe erleichtert an und entschwand mit einem kurzen aber herzlichen "Danke" vom Tisch, an dem der Wirt, die Waldläuferin und die Wilde gesessen waren. Sekunden später hockte Astrid wieder auf dem Boden und streichelte dem Wolf sorgsam über den Kopf. Es schien als würden sie sich unterhalten, wechselten letztlich aber nichts außer Blicke und ein paar zarte Gesten. Astrid begann sich zu überlegen, wie sie den nächsten Tag angehen wollte. Es sollte definitiv ihr letzter in einer Stadt sein, sonst würde sie hier noch eingehen. Sie hatte ohnehin schon wieder so viel zu verarbeiten und zu überlegen, manche Eindrücke des Tages konnte sie noch immer nicht richtig einordnen. Zum Beispiel diese ganze Sache mit der dunklen Frau, die Sámur 'Drow' genannt hatte. Oder warum hier alle Wirte ständig verprügelt wurden. War es einfach üblich für menschliche Schwächlinge eine Kneipe zu eröffnen oder warum war ausgerechnet dieser Berufszweig so unfähig sich zu verteidigen? Dem Rotschopf schlich ein süffisantes Lächeln über das Gesicht, sie hatte für Schwäche nicht viel außer Spott übrig. Und an dieser Stelle soll angemerkt sein, dass sie Stärke nicht zwingend mit körperlicher Kraft gleichsetzte, denn das tat die Natur auch nicht. Überleben würde immer der, der sich am besten an sein Lebensumfeld anpasste, der seine Fressfeinde mit List oder kämpferischem Geschick in die Flucht schlug und wer seine Familie vor Rivalen und Raubtieren zu beschützen wusste.

Astrid erhob sich, um es Rigo gleich zu tun und trottete hinter dem Rüden die Treppe hinauf. Er schien zu wissen, wo er schlafen sollte und ihr war es egal, solange es dort ein wenig frische Luft und sein warmes, kuschliges Fell gab. Die beiden schlichen durch die Gänge im oberen Stockwerk, bis der Wolf vor einer der Türen stehen blieb. Sie öffnete sich unter einem leichten Quietschen und gab den Blick auf das heimelige Zimmer frei, dass sich dahinter befand. Astrid öffnete das Fenster so weit es die alte Konstruktion zuließ und zog so viel frische Luft ein, wie es ihre Lungen zuließen. Tiefwasser war von der Nacht verschluckt worden, nur das silbrige Mondlicht legte sich als erhellender Schleier auf die Dächer der Stadt. Unbeeindruckt wendete Astrid ihren Blick ab. Sie war müde und die kalte Luft und das dunkle Zimmer erinnerten sie noch einmal daran wie sehr. Sie musste gähnen und dann überkam sie einfach der Reiz ihre Augen zu schließen. Sie verwandelte sich in einen silbrigen Stubenkater und gähnte erneut. Sie tapste zu ihrem Beschützer herüber und streckte ihre Nase seiner entgegen bis sie sich kurz berührten und die Katze ihren Hals schnell wieder einzog. Die beiden Tiere beschnüffelten sich noch kurz, dann erkannte der Wolf wer sie war und einen Augenblick später schliefen die beiden bedächtig in einander gerollt.
 
Die Stimmen entpuppten sich als turtelndes Liebespaar, welches lachend und miteinander spielend die Gasse entlang zog. Immer wieder nahmen sie die Schatten in Anspruch, um sich unsittlich zu berühren, oder auch zu küssen und Ayu guckte schon ganz skeptisch, wie sich das Liebespaar verhielt, welches sich nun immer weiter in ihre Richtung bewegte. Schließlich musste sie sogar mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze in ihrer Gasse bis an die Mauer die sie überwand zurückweichen nur um nicht entdeckt zu werden. Als das Paar auch noch anfing es ungeniert miteinander zu treiben, war zumindest ihr jetzt auch klar, dass diese da vor ihr unbeobachtet und die Gasse somit menschenleer war. Wie ärgerlich.

Ayu rollte mit den Augen und verschränkte abwartend die Arme bei dem Gestöhne. Natürlich sah sie zu und vielleicht konnte sie auch so noch etwas über das oberflächlerische Paarungsverhalten von Menschen und deren Vorlieben lernen. Wann hatte sie mal solch eine Gelegenheit? Doch es entpuppte sich im Vergleich zu den Unterweltlern als viel kürzer und sie vermisste noch zusätzlich die Dominanz des Weibchens. Da war kein Gekreische oder Blut von zerkratzten Rücken, kein Spiel um Macht. Es war geradezu langweilig leise und langsam, denn das begattete Weibchen tat nichts als ihre ... Lust herauszustöhnen. Irritiert fragend verzog die Dunkle ihre Mimik zu einem angewiderten Ausdruck der Verabscheuung menschlicher Paarungsriten. Das Männchen stieß noch nicht einmal annähernd so heftig, wie ein paarungsbereiter Drow zu, um sie zum Höhepunkt zu stimulieren. Es war noch nicht einmal laut genug, um andere Männchen auf den Plan zu rufen, die um das Weibchen rivalisieren würden.

Mit aller größter Mühe musste sie ein widerlich lautes ‚Bäh!’ unterdrücken, als beide erschöpft atemlos nach ihrem vollzogenen Akt an der Mauer hinabsanken und sich in den Armen lagen. Sie überhörte geflissentlich das Gesülze von Weibchen und Männchen und war tief enttäuscht. Nein. Ein menschliches Paarungsverhalten, kam für sie nun absolut nicht mehr in Frage und auch nicht mehr, annähernd menschlich sein zu wollen. Liebe bedeutet nichts und erst recht nicht, wenn sie verloren ist. Aus welchem Grund, spielt dabei auch keine Rolle mehr. Es bleibt nach ihr nichts als Leere und ein zu bemitleidendes schwaches Wesen zurück.

Ayu schloss die Augen, als sich beide wieder anzogen und senkte den Kopf. Sie bemerkte nicht mehr, wie sie wieder verschwanden, denn fast unhörbar leise zitierte sie die Lehren ihrer Göttin um einigermaßen zur Ruhe zu kommen:

„Sei immer freundlich, jedoch wachsam im Kampf gegen das Böse. Stifte überall Freude. Lerne bereitwillig neue Lieder, Tänze und den fließenden Tanz des Schwertkampfes, gebe das Wissen aber auch bereitwillig weiter. Stifte Harmonie zwischen den Völkern. Freunde dich mit Fremden an, biete Heimatlosen Obdach, gebe den Armen und Hungrigen. Begegne Unhöflichkeit mit Höflichkeit. Begegne Gewalttätigkeit mit rascher Gewaltanwendung, so dass jene, die gewalttätig sind, rasch bestraft werden. Helfe Drow in der Not und gib an sie die Botschaft der Herrin weiter: Ein rechter Ort erwartet Dich in den Reichen da oben, in dem Land des Großen Lichts. Komme in Frieden und lebe wieder unter der Sonne, wo Bäume und Blumen wachsen., und sank danach wie leer an der Mauer im Schatten zu Boden und starrte auf die nun menschenleere dunkle Gasse vor sich.

War es nicht genug für heute? Tiefwasser war zu groß, um auf Banditenjagd wegen Ungerechtigkeit zu gehen. Zumal die Übeltäter schon über alle Berge waren und es nahezu unmöglich sie erneut aufzuspüren, würde nicht ein unglaublicher unrealistischer Zufall dafür sorgen, dass sie diese JETZT wiederfände. Stattdessen sah sie sich wieder mit den Schwächen von Oberflächlern konfrontiert und haderte mir ihrer eigenen Gesinnung. Eilistraee lehrte das Gute und an dieses zu glauben, doch nichts als tiefen Schmerz und Versagen erfuhr Ayu in genau diesen Lehren. Sie hatte alles verloren und ihr wurde alles genommen, weil sie genau wie Eilistraee es vorschrieb, höflich und freundlich war. Weil sie Vertrauen lernte ist sie jetzt so schwach und desorientiert. Weil sie liebte ist sie jetzt am Rande ihrer Existenzfrage angelangt. Die Lehre die sie daraus zog, bedeutet nichts als Schmerz und Schwäche.
Weil sie liebte, war sie jetzt schwach und verletzlich, weil sie vertraute empfand sie nun Mitleid – und Angst. Schwache menschliche Eigenschaften und sie hasste sich selbst dafür, denn sie konnte sie nicht mehr so einfach abschütteln.

Die Dunkle fasste sich an ihr Dekoltee, als sie dort eine Regung auf Grund ihrer Gedanken spürte und entschuldigte sich sofort leise dafür.
„Du hast Recht. Anstatt zu Zweifeln, sollte ich voller Hoffnung sein.“ , und so raffte sie sich schwerfällig auf, um an ihren zuvor auserkorenen Schlafplatz langsam zurückzukehren. Traurig ihres Weges ziehend tröstete sie sich damit, wenigstens dem Dieb das Leben gerettet zu haben.
 
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Ferryani hatte sich auch schon seit geraumer Zeit auf ein Zimmer verzogen und bekam so den Tumult im Schankraum garnicht mit. Sie wusste nicht warum aber sie musste seit dem sie sich ins Bett gelegt hatte ständig an ihr Heimatdorf denken. Vorallem an ihren Lehrmeister und an einen Jungen der ständig bei ihm im Haus war. Er war kaum älter als sie selbst, Deralean hieß er soweit sie sich noch erinnern konnte. Keine Ahnung warum sie sich ausgerechnet jetzt an ihn erinnerte aber er war nicht wie die anderen Jungen aus dem Dorf. Er ärgerte sie nicht, verspottete sie nichteinmal. Saß nur tagein, tagaus vor einem Tisch und schrieb etwas in ein Buch. Der alte Magier hielt sie immer wieder davon ab zu ihm hinüber zu gehen... Sie sollte ihn nicht bei seiner Arbeit stören, hieß es. Doch eines Tages:

Ferryani hat sich im aus von Evan, dem alten Dorfmagier versteckt. Sie beobachtete den Jungen von ihrem Versteck aus schon eine Weile. Seltsam, er machte nichts anderes als in sein Buch zu kritzeln. Einmal stand er kurz auf um sich eine Karaffe mit Wasser zum trinken zu holen. Plötzlich drehte er sich zu ihr um, starrte direkt in ihre Richtung und begann zu lächeln. „Du musst dich nicht da verstecken, du kannst gerne zu mir herkommen.“ Im ersten Moment zuckte die Drow zusammen, wie hat er sie nur gesehen? Doch dann fasste sie all ihren Mut zusammen und ging zu ihm hinüber. „Ich bin Deralean. Und du bist?“, „Ferryani.“, gab sie knapp und etwas kleinlaut von sich. >Komisch... er ist garnicht wie die anderen...< Wieder lächelte der Junge. „Dich interessiert doch schon vom ersten Moment an als du mich gesehen hast was ich hier mache. Habe ich Recht?“ Ertappt! Er winkte Ferryani das sie endlich ganz herüber kommen soll. „Hast du schonmal sowas gesehen?“ Die junge Drow blickte auf anatomische Zeichnungen von allerlei Monstern. Sie schüttelte den Kopf. „Ich jage sie. Das sind böse Kreaturen!“, dabei tippte der Junge auf eine der Zeichnungen. Diesmal konnte Ferryani nicht anders und begann zu kichern „Duuuu?“, etwas verlegen rieb sich der Junge am Hinterkopf. „Naja noch nicht ganz, ich studiere sie im Moment. Ihre Schwachstellen. Aber ich werde sie Jagen. Und ich werde Gut darin sein!“....

Was aus dem Jungen jetzt wohl geworden ist?
Naja jetzt konnte sie sowieso nicht schlafen. Ein Sparziergang durch die Stadt und etwas frische Luft würden sicherlich helfen. So verließ sie das Gasthaus und wunderte sich noch beim hinausgehen über das Chaos im Schankraum
 
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Nach dem Gespräch fühlte sich Eric erleichtert, dass auch das aus der Welt war. Die Situationen des heutigen Tages haben sichtlich an den Nerven des Vampir gezehrt. Es ging alles so langsam und zäh voran. Doch Gründlichkeit war wohl einer der Tugenden an die er sich halten musste, wenn er eine Gilde führen wollte, die über den ersten Kampf hinaus Bestand haben sollte. Eric schloss die Tür der Taverne hinter sich. Sein Blick wanderte zum Himmel. Der Mond war kaum noch zu sehen. Der Morgen dämmerte schon. Doch es war unbedingt noch etwas zu tun, bevor er diesen Tag abschließen konnte. Blut. Ein dunkles, leises Grollen erklang hinter dem Tuch über seinem Gesicht. Es brauchte einen Energieschub. Einen Energieschub in Form des Lebenssafts. Eric leugnete es nicht, was er war. Im Gegenteil. Ihm wurde Zeit seines Lebens.... seiner Existenz beigebracht, dass die Einstellung den Unterschied macht zwischen Bestie und untotem Krieger. Die Ausbildung beim Orden des silbernen Dreieckes und somit die Führung seiner Gedanken in festen Bahnen, war dabei entscheidend. Dennoch blieb ein kaltherziges Ungetüm tief in seiner seelenlosen Hülle übrig. Ab und an trat es hervor und forderte sein Recht auf Opfer. Jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen. Der Vampir rannte in die Nacht und verschwand buchstäblich, als er die ersten Schritte tat - dem Schattentänzer sei Dank.

Die Jagt verlief anfangs nicht sehr gut. Zu spät war er gekommen, um unvorsichtige Bewohner dieser großen Stadt aufzuspüren. Die meisten waren schon lange im Bett, andere noch nicht aufgestanden. Ein öffentliches Haus wollte er nicht betreten. Die Gefahr entdeckt zu werden war ihm zu groß. Doch Eric hoffte auf einige Kriminelle zu treffen, die ihn für ein leichtes Opfer hielten. Er verlangsamte seine Schritte und trat zudem aus den Schatten heraus. Außerdem wechselte er das Gebiet. Die sauberen Straßen wurden verlassen und die kleinen Gassen aufgesucht. Hier würde sich nur sehr selten eine Patrouille der Stadtwache hin verirren. Ja, es war im Grunde unmöglich. Das Gesindel der Stadt ging hier jedoch ein und aus, wie in einem Bäckerladen. Bald schon konnte er Stimmen hören. Auch wenn sich das Tier in ihm sehr freute, kam kein Lächeln über seine Lippen. Erics Mine blieb ernst, fast bösartig. Die Güte und Gelassenheit, die seine Augen sonst in der Öffentlichkeit ausstrahlen, waren gänzlich von ihm gewichen.

"Verdammter Drow! Dieser Dieb war ein fetter Fisch." Ein Brummen. Eric ging auf die Stimmen zu. Je näher er kam, desto mehr zog sich sein Gesicht unter seiner Kapuze zurück. "Er hatte ein gutes Tagesgeschäft gemacht und wir hätten ihn rupfen können." Eine Kiste wurde eingeschlagen. "Wenn ich daran denke, werde ich jetzt noch ganz sauer!" Jetzt erkannte Eric sie. Drei Männer. Groß. Üble Visage und noch schlimmerer Geruch, wie es schien. Es waren wohl Schläger. Der Eine mit einer großen Keule bewaffnet. Der Zweite mit einem Streitkolben. Der Dritte war wohl so etwas wie ein Anführer. Er hatte neben einem Dolch auch noch einen großen Zweihänder auf dem Rücken. Seine Rüstung bestand zudem zum Teil aus Ketten, was ein zusätzliches Zeichen darauf war, dass er angesehener war. Sonst hätten die anderen ihm schon längst beraubt. "HEY! Seht mal da!" Die anderen Beiden fuhren herum und starrten den Mann in den Schatten an. Sein Gesicht konnten sie nicht sehen. Dafür seine Gestalt. Er wirkte zwielichtig, besonders in dieser Gegend. "Kommt Jungs! Das ist unserer!", raunte der Anführer und die Drei rasten auf Eric zu. Dieser ging jedoch langsamen Schrittes weiter auf sie zu. Schnell hatten die drei ihn eingeholt und umstellten ihn sogleich. Der Anführer direkt vor Eric, die Spießgesellen zu beiden Seiten hinter dem Vampir. "Guten Abend der Herr, oder sollten wir besser guten Morgen sagen?" Er schaute nach oben. Die Sterne verschwanden allmählich unter dem herannahendem Sonnenlicht. Es würde nicht mehr lange dauern und die Sonne würde wieder über den Rand der Welt hervorkommen. "Du scheinst dich verirrt zu haben! Nun, dass war ein Fehler. Das hier ist unser Gebiet und du musst löhnen, wenn du die Abkürzung durch unserer Gassen nehmen willst!" Schweigen. Eric sagte nichts, tat nichts, stand einfach nur da. Sein Blick war leicht gesenkt. Der Bandenführer wurde mürrisch und versuchte das Gesicht seines potenziellen Opfers auszumachen. Doch er sah nur die Ansätze von einem Tuch. Alles andere verbargen die Schatten des wenigen Lichts was hier in die Gasse viel. Es waren lange Schatten. Eric musste sich beeilen, wenn er noch Jagen wollte, bevor die Sonne aufging. "Hey! Kannst du nicht hören? Dein Gold und Wertsachen, oder müssen wir grob werden!?" Hinter Eric wurden Waffen gezogen. "Oh ja bitte. Wir wollen grob werden." Der Andere hinter Eric lachte. Doch sie hatten immer noch ein stillstehenden Mann, der sie anschwieg. Jetzt wurde es dem Bandenführer zu bunt. Nach der Schlappe mit dem Dieb und der Drow hatte er weniger Geduld. "VORWÄRTS SCHLITZT IHM DIE KEHLE AUF!" Ein Grollen erklang aus Eric. Inzwischen knurrte er richtig. Danach ging alles ganz schnell.

Der Keulenschwinger und der Streitkolbenträger griffen an, während der Bandenführer seinen Zweihänder zog. In dem Moment, wo sie Eric erreichen sollten verschwand dieser in den Schatten, um hinter dem Streitkolbenträger wieder aufzutauchen. Er setzte keine Waffen ein. Es würde seine Kraft und seine Faust tun. Ein Schlag ins Rückgrat offenbarte einen dumpfen Schrei des Mannes. Er wirbelte herum, während sein Kollege erneut zum Schlag ausholte. Eric drehte sich um die eigene Achse und und setzte zum Handkantenschlag in den Nacken des Keulenschwingers an. Doch der Bandenführer war zu Stelle und stieß sein Zweihänder in Erics Richtung, auf das die Waffe ihn aufspießen möge. Dazu kam es nicht. Eric ging in eine tiefe Hocke, während er eine zweite Drehung an die Erste anschloss. Mit dem gestreckten Bein kegelte er dem Bandenführer den festen Stand weg. Als dieser im Fallen war, wich Eric erneut aus, um die Schläge der anderen Beiden nicht abzubekommen, in dem er zurücksprang und beim Aufkommen sofort einen Satz nach vorne machte. Er sprang genau auf den Keulenschwinger zu, dem er sein Knie aus vollen Sprung in die Magengrube rammte. Der Schurke spuckte und keuchte um Luft. Mit der Linken schlug Eric kurz danach geschwind auf das Schlüsselbein des Streitkolbenträgers. Es brach hörbar und der Mann schrie zum zweiten Mal auf. Erics Rechte kam wieder aus einer Drehung und traf den Verletzten, welchem es wie ein Hammer vorkam, der ihn da im Gesicht erwischte. Er flog in die Kiste, in welche er zuvor eingeschlagen hatte und blieb für den Moment besinnungslos liegen.

Doch der Angriff brauchte zu viel Zeit. Der Bandenführer hatte in seiner Wut einen Weg gefunden schnell wieder auf die Beine zu kommen und schlug ihm nun mit einem mächtigen Hieb seine Waffe von oben in Richtung Kopf. Der Vampir konnte nicht mehr ausweichen und fing den Schlag mit beiden Armschonern ab. Zum Glück waren diese aus Metall, sonst hätte das Schwert des Hünen ihm glatte die Arme abgeschlagen. Dennoch grub sich die Klinge in Erics Fleisch. Er spürte den Schmerz deutlich. Der Vampir ließ ein Knurren hören. Die Emotionslosigkeit beim Kampf wich der Wut und das hieß nur eins: Tod für diese da. Er ließ alle Vorsicht von sich fahren. Mit einem Tritt wurde der Bandenführer wieder auf die Bretter geschickt. Der Keulenträger hatte sich mittlerweile von seinen Magenschmerzen erholt. Eric jedoch würde ihm keine Chance zu einem weiteren Angriff lassen. Mit einmal folgen Kapuzenumhang und Tuch von ihm. Nun war es kaum noch leugnen wen, oder besser was sie da vor sich hatten. Der Bandenführer erkannte den Vampir zuerst. "Das.. das ist... AAAARGGH." Mit weit aufgerissenen Augen konnte er sich vor Schreck nicht rühren. Diese Sekunden nutze Eric um blitzschnell nach vorne zu schießen und dem Mann an die Kehle zu springen. Er wurde umgerissen von der Wucht des Vampirs und starb in wenigen Sekunden an Blutverlust. Das Blut linderte den Schmerz und schloss die Wunden an Erics Armen. Der Keulenträger wusste gar nicht wie ihm geschah. Erst die eindeutige Geste des Blutraub ließ ihn aus der Verwunderung aufwachen. "Ein... Vampir..." flüsterte er unter Todesangst. In diesem Moment drehte sich Eric zu ihm herum. Die Angst verlieh dem Schläger nun Flügel. Er machte auf der Stelle kehrt und rannte was seine Beine hergaben. Doch weit kam er nicht. Eric hatte den schwerfälligen Mann bald eingeholt und rammte auch ihm seine Zähne von hinten tief in die Kehle, während seine Hände Kopf und Schulter von einander fern hielten. Ein Todesschrei des zweiten Opfers erstarb ebenso wie die des Ersten.

Von den Lauten des Todes wurde der Benommene wach. Er hielt sich noch immer die Stelle wo Eric ihn getroffen hatte. Sein Blick wurde wieder klarer. Doch was er sah gefiel ihm nicht. Sein Anführer kreidebleich mit aufgerissenem Mund in seiner Nähe. Sein Kollege starr wurde von Dem verdeckt, den sie ausrauben wollten. Dann vielen ihm die Löcher im Hals des Anführers auf. Ob Spontanität, oder Aberglaube, doch er zog sofort die richtigen Schlüsse und rappelte sich hoch. Er wollte nur noch weg von hier. Der Vampir hörte den Erwachten und ließ vom Toten ab. Dieser viel wie ein nasser Sacke zu Boden. Der Streitkolbenträger war zu weit entfernt, als dass Eric ihn so in dieser Gasse erreichen konnte und er wollte nicht riskieren auf weitere Passanten zu treffen, die seine Taten beobachteten. So blieb nur ein Weg. Er fixierte den Fliehenden und zog geschwind einen seiner Shuriken. Aus dem Aufnehmen heraus pfefferte er dem Mann seinen Wurfstern entgegen. Der Mann hatte nur noch ein Gedanken. Flucht. So schnell und so weit wie es ging. Er wagte nicht sich umzudrehen. Plötzlich wurde sein Blick ganz gläsern und ein Zucken durchfuhr seinen Körper. Seine Hände verkrampften und er brachte nur noch ein Röcheln heraus.Der Shuriken hatte seinen Nacken erwischt. Mit wackligen Beinen drehte er sich um. Eric stand noch immer da, wo er ihn zuletzt ausgemacht hatte. Das Blut seiner Freunde lief noch immer über seinen Mundwinkel. Vor Schwäche konnte er sich nicht mehr rühren. Er fiel gegen eine Mauer und stützte sich mit Mühe daran. In diesem Moment wusste er, dass er sterben würde. Der Vampir raste auf sein Opfer zu und hielt erst dicht vor ihm inne. Sein Blick waren kalt und erbarmungslos. Der Schläger blickte ihn mit feuchten Augen an. Eric konnte sehen, dass er ihn gerade um Gnade anflehte. Ein stummes Beten um ein Stück mehr vom Lebensfaden. Der Vampir griff um ihn herum und zog den Shuriken mit einem Ruck heraus. Der Schmerz darüber ließ den Schläger einen stummen Schrei ausstoßen. Augen und Mund waren weit aufgerissen. Dann wurde alles Schwarz. Eric hatte auch ihm seine Zähne tief in die Kehle geschlagen und trank eiligst sein Blut. Er hätte zuvor aufhören können und dem Mann sein Leben schenken, auch wenn es fraglich war, wie lange dieser mit diesen Wunden noch leben würde. Doch er tat es nicht. Auch dieser Schläger erhielt bald darauf das bleiche Aussehen. Erics saugte ihm die ganze Farbe des Lebens aus dem Gesicht. Als er von ihm abließ, sackte der Schläger in sich zusammen. und blieb als totes Häufchen Elend an der Mauer zurück. Dann wurde es wieder still - gespenstisch still.

Die ersten Sonnenstrahlen erreichten die Gasse. Eile war für Eric geboten. Schnell steckte er seinen Wurfstern wieder weg und eilte zu Kapuzenumhang und Tuch, welches er sich wieder umband. Die Sonne schob sich unaufhörlich in die Gasse und erreichte Eric bald. Just kurz zuvor hatte der Vampir wieder seinen Umhang um und zog sich die Kapuze wieder tief ins Gesicht. Die Strahlen des Sonne nahmen die Gasse ein und zeichnete tiefe Schatten in den Weg. Eric stand mit den Rücken zur Sonne und sah zu Boden. Er selbst warf keinen Schatten. Doch zum Glück warf die Kleidung die er trug einen, und so war es nicht auszumachen, dass er ein Vampir war, solange er etwas an hatte. Langsam erwärmte der neue Tag die Steine der Gasse und Mauern. Doch Eric erwärmte sie nicht. Er war nach wie vor kühl. Ein kalter, untoter Jäger, der drei bleiche Opfer zurück ließ.
 
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Die Vögel zwitscherten fröhlich vor sich hin und liefen tippelnden Schrittes auf dem alten Holzdach des angrenzenden Hauses auf der Suche nach Würmern oder Maden, Spinnen oder Käfern. Unter dem alten durchhängende Zeltdach wagten es Mäuse und Ratten ebenfalls nach einigen Leckerbissen zu suchen, wurden jedoch von einer auflauernden Katze gestört und vertrieben. Mit dementsprechendem Geschrei, welches die zuvor noch sanft schlummernde Drow doch recht lautstark aus dem Schlaf träge aufwachen ließ. Sie war noch müde und hob dementsprechend verschlafen den Kopf, um zu sehen was da unten vor sich ging und ob Gefahr drohte. Unter sachtem Stöhnen, welches verlauten ließ das sie eigentlich noch gar nicht bereit zum Aufstehen war, sank ihr Kopf dann wieder Richtung Zeltplane und sie blinzelte in den anbrechenden Tag. Sie hatte nach der Schlappe mit den Schlägern eine recht bequeme Nacht verbracht und streckte sich nun ausgiebig.

Nach einem ausgiebigem letzten Strecker des Erwachens in liegender Position, setzte sie sich auf und schwang die Beine über die querbebalkte Halterung des Zeltdaches und ließ sie baumeln. Die Piepmätze flogen nun endgültig davon, die Katze hatte sich schon lange davon gemacht und die Drow bemerkte nun ihren eigenen Hunger. Mit einem einzigen Satz, sprang sie aus ihrer nächtlichen Hängematte und klopfte sich ab. In einer nebeligen Schmutzwolke fielen Staub, Moos und alten Blättern an ihr herab, während der sachte Morgenwind der ebenso die Gassen wie Ayu fegen wollte, ihre Haare leicht streichelten und das trockene Blattwerk dazu tanzte.

Jetzt wurden ihre Äuglein gerieben und ihre Haare zurechtgezupft. Hoffentlich hatte sie sich keine Läuse geholt, was allerdings nicht verwunderlich wäre. Sie schmunzelte, als sie dabei an Ria dachte, wie sie Rigo entlausen müsste und versuchte sich nun erst mal zu orientieren.
Sie war gestern Abend und des Nachts ja recht planlos umhergezogen und so wurde es Zeit, sich mal gründlich umzusehen hier. Und so machte sich Ayu auf, die schmale Sackgasse zu verlassen und zu gucken, ob sie etwas essbares finden würde – ohne vorerst im ‚20 Münzen’ einkehren zu müssen, um Bericht abzugeben.
 
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Als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen, begann Cyra sich zu regen. Ihre Nase zuckte, dann ihre Schwanzspitze. Vorsichtig öffnete sie erst das eine Auge, dann das andere. Sie räkelte sich, setze sich auf und sah zu Casta hinüber. Diese schien tief zu schlafen. Cyra überlegte kurz, dann schlug sie der Halbdryade mit ihrem buschigen Schwanz ins Gesicht, sprang vom Bett und keckerte eifrig. Casta setze sich mit einem Ruck auf, fluchte leidenschaftlich und sah sich genervt nach Cyra um, die in sicherer Entfernung auf dem Schrank saß. Dann stand sie mit einer fließenden Bewegung auf und ging zur Tür. Dort stand ein Krug mit frischem Wasser. Sie nahm die Schüssel mit dem Schmutzwasser des Vorabends, ging zum Fenster, öffnete es und sah kurz hinaus. Danach kippte sie den Inhalt der Schüssel schwungvoll aus dem Fenster. Unten blieb alles ruhig. Sie goss etwas von dem frischen Wasser in die Schüssel und wusch sich. Danach trank sie einige Schlucke aus dem Krug, sah zu Cyra hinüber, die sich eifrig putze und überlegte kurz, ob sie ihr den Rest über den Kopf gießen sollte. Aber das Fellvieh saß noch auf dem Schrank und außerdem war es ja richtig, dass sie sie so früh weckte. Seufzend füllte sie stattdessen eine kleine Schale und schob diese zu dem Eichhörnchen, das etwas davon trank. Währenddessen zog Casta sich an, rieb kurz über ihr Armband, packte alles Notwendige zusammen und verließ das Zimmer. Unten verabschiedete sie sich kurz von dem Wirt, zahlte ihm dabei einen kleinen Obolus, damit er einige ihrer Sachen aufbewahrte und verließ die Taverne.

Auf dem Weg zum '20 Münzen' fanden zwei Äpfel und ein Stück Brot den Weg in ihre Tasche. Nachdem sie um die nächste Hausecke gebogen war, verzehrte sie ihr Frühstück und gab Cyra einen Teil ab. Sie war gespannt, was dieser Tag bringen würde. Und in welchem Zustand sie die Taverne und deren Bewohner vorfinden würde. Immerhin stand das Gebäude noch. Sie öffnete die Tür und sah sich in dem Schankraum um. Zu sehen war niemand. Sie ging zum Tresen und rief nach dem Wirt. Aus dem Hintergrund hörte sie es rumoren. Doch zunächst erschien niemand. Sie setzte sich an einen Tisch und wartete, während Cyra sich auf ihrem Schoß zusammen rollte.
 
Ein lautes Hämmern an die Zimmertür liess Fynn zusammenschrecken und aus seinem dämmrigen Halbschlaf hochfahren. Eine feste, weibliche Stimme sagte irgendwelche Worte, die nur gedämpft zu ihm durchdrangen, danach hörte er den tönernen Klang eines Gegenstandes, der auf den Boden gestellt wurde und anschliessend sich entfernende Schritte. Der Halbelf liess sich in sein Bett zurücksinken und rieb sich die Augen mit einer Hand. Er brauchte einen Moment, um richtig wach zu werden. Die wenigen Stunden Schlaf waren alles andere als erholsam gewesen, ein Umstand, an den er sich mittlerweile gewöhnt hatte. Etwas träge setzte er sich auf und streckte sich. Ein kurzer Blick aus dem Fenster. Der Himmel hellte bereits deutlich auf, wenngleich die Sonne noch nicht aufgegangen war. Fynn gab sich einen Ruck, stand auf und ging zur Tür. Er öffnete sie einen spaltbreit und linste hinaus, doch der Flur war leer, bis auf eine Schüssel mit Wasser und einem Tuch vor seiner Türschwelle. Verwunderung machte sich auf seinem Gesicht breit. Die letzten beiden Tage hatte der Gastwirt derlei Service missen lassen. Die Schüssel wurde erstmal auf der kleinen Kommode neben dem Bett abgestellt. Dann ging Fynn zu seinen allmorgentlichen Dehn- und Turnübungen über, um seinen Bewegungsapparat in Form zu halten. An Tagen wie diesen empfand er es als notwendiges Übel, zu dem er sich fast zwingen musste. Das Licht der ersten Sonnenstrahlen erschien auf der Hausmauer gegenüber des Gasthauses, als der Assassine sein Morgenritual beendete. Er trat zu der Kommode um sich zu waschen und anzuziehen. Sein Blick blieb kurz an dem stellenweise angelaufenen, fleckigen Spiegel über dem Möbelstück hängen. Was er darin sah, erinnerte Fynn daran, wie gut er einige ruhige Tage gebrauchen konnte. Nachdenklich betrachtete er kurz die dunklen Ringe unter seinen Augen, die durch seinen hellen Teint umso mehr auffielen. Dann fuhr er sich mit den nassen Händen durch seine Haare und zog sich fertig an.
Nachdem er seine Habseligkeiten zusammengepackt und umgeschnallt hatte, machte er sich umgehend auf den Weg. Unten im Schankraum stand die Gattin des Wirtes bereits hinter dem Tresen und überprüfte die Einnahmen des letzten Tages. Fynn legte ihr den Schlüssel auf den Tresen, und nachdem er von der mürrisch dreinblickenden, jedoch gutherzigen Dame ein Brötchen vom Vortag geschnorrt hatte, verliess er das Gasthaus.
Die Sonne gewann mehr und mehr an Kraft, während der Halbelf nordwärts zum "20 Münzen" schlenderte. Er nahm es etwas gemütlicher. Das Leben in der Stadt erwachte erst gerade, und Fynn glaubte nicht, dass Eric und der Rest der Gilde bereits so früh mit dem Auswahlverfahren weitermachen würden, so lange, wie sich das Prozedere gestern mit der zusätzlichen Mission zu dem Totengräber hingezogen hatte. Er betrat das Gasthaus und sah sich um. Casta sass bereits mit Cyra an einem Tisch, ansonsten schien der Schankraum leer. Der Anflug eines Lächelns huschte über Fynns Gesicht und er nahm gegenüber der Halbdryade Platz.
"Morgen!"
 
Der Tag war im Gang. Der Vampir in Eric legte sich zur Ruhe - für den Moment. Es gab heute vieles zu tun. Die Aufnahme stand an. Ein erster Auftrag würde angenommen und ein altes Gildenmitglied würde kontaktiert werden. Dies waren die Aufgaben, die sich Eric vornahm. Energie dafür hatte er genügend. Doch just in dem Moment kam etwas dazwischen. Gerade noch war er weit und breit allein, als er sehr bald Schritte hörte. Zugegeben, sie waren nicht besonders laut, doch der von der Nacht noch feuchte Boden und der Schmutz in den Gassen tat das Übrige, damit man Schritte zu hören bekam, auch ohne Elfenohren. Eric blickte auf die Leichen. Es kam sehr leicht zu Komplikationen, wenn sie entdeckt werden würden. Die Frage nach dem Mörder würde schnell auf ihn fallen. Der Schattentänzer entschied sich Problemen aus dem Weg zu gehen. Eric hielt im Schritt inne, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss. Vielleicht müsste er erneut eingreifen, um seine Taten zu vertuschen. Zumindest, bis er weit genug entfernt sein würde. Die Morgensonne zeichnete genügend Schatten in die Gasse, in denen ein Schattentänzer seinem Tagewerk nachgehen konnte. So vermischten sich Erics Konturen mit dem Hintergrund und die Schatten fraßen ihn förmlich auf. Dort wartete er auf den ahnungslosen Passanten, der hier des Weges kam. Eine Hand war dabei am Griff eines Dolchs. Der Blick war angespannt, aber nicht verkrampft. Er machte sich bereit zuzuschlagen, wenn die Person vor Schreck versuchen würde aufzuschreien. Jegliche Aufmerksamkeit musste vermieden werden. Dann kam eine Kontur um die Ecke.
 
Ayu reckte und streckte sich noch auf dem Weg durch die Gassen. Nein, hier war sie noch nie zuvor gewesen und fast schien es so, als hätte sie die Orientierung verloren. Hier war weit und breit nun keine Menschenseele mehr, Fensterläden geschlossen, Türen teilweise von außen verbarrikadiert... ihr war schnell klar, dass sie im Armenviertel gelandet sein musste. Schmutz und Gossenwasser auf dem Pflaster dämpften ihre Schritte und manchmal war sie sich nicht sicher, worein sie treten würde, falls sie den Blick vom Boden aufhob, um sich umzusehen.

Ayu’s Aufmerksamkeit richtete sich auf einen an einer Gassenkreuzung liegenden Dolch. Er schien dort wie vergessen und sah zu wertvoll für dieses Viertel aus. Schnell wurde ihr klar, dass er nicht dort hingehörte und wurde vorsichtig. Sie runzelte die Stirn und sah sich nach allen Richtungen um, doch keiner war hier. Auch als sie sich umhörte, ihre Lauscher aufsperrte, konnte sie nichts an verdächtigem Geräuschwerk vernehmen. Es war fast so, wie ausgestorben. Sie ging auf den Dolch zu und erwartete schon eine Falle, doch es sollte anders kommen.

Sie näherte sich der Kreuzung zwar vorsichtigen, aber nicht unlauten Schrittes und blieb vor dem Dolch stehen. Erst nach einigen Sekunden entschied sie sich, ihn aufheben zu wollen, als sie unverhofft nach rechts in die größere Seitengasse blickte und eine Augenbraue hochzog.
Der gute Stahldolch verschwand in ihrem linken Stiefelbund und misstrauisch sah sie sich nun um, als sie langsam und bedächtigen Schrittes auf die Liegenden der Gasse zuging. Zwei waren nah beieinander, einer lehnte an der Wand, der andere lag in der Gasse doch der Dritte, war weit weit entfernt. Die Waffe auf die sie zuerst traf, und einsam verstreut herumlag wies keine Blutspuren auf und als sich die Drow soweit genähert hatte, um die Liegenden zu betrachten, zuckte sie zuerst zusammen und wurde dann ganz ruhig.

Weit aufgerissene glasige Augen und Münder, ließen Todesangst vermuten und stumme Schreie zeugten vom hereingebrochenen Übel. Bleich wie der Tod selbst, waren es nur noch leblose Hüllen die wie ausgestopft wirkten. In ihr kam ein Gefühl auf, dass auch sie hätte an deren Stelle sein können, doch bei genauerer Betrachtung und einiger Vorstellungskraft verzog sich ihre Mimik zu einem verwegen spöttischem Grinsen.
Nocheinmal sah sie sich um, sah an den Hauswänden hinauf, die Gasse links und rechts entlang und tat dann das einzig Richtige. Sie durchsuchte die Leichen nach allen Habseeligkeiten, die sie finden konnte – immer mit einem Ohr auf die Gasse und etwaige Schritte oder Geräusche gerichtet. Die Leichen waren zu schwer, um sie irgendwohin verschwinden zu lassen, doch das war auch nicht nötig. Sollten die Leute sehen, was mit Schlägern und Banditen in ihren Gassen geschah und als abschreckendes Beispiel gelten.

Die Drow fand noch einige Goldmünzen, einen Ring aus Silber und einen kleinen für sie wertlosen Talisman aus geschnitztem Holz. Er stellte wohl so eine Art Katze dar, oder anderes komisches Tier. Achtlos warf sie es fort und begann, Streitkolben sowie Keule aufzuheben. Als sie jedoch zu dem Zweihänder hinüberging und diesen am Schwertgriff aufhob, stutzte sie.

Sie überkam urplötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Sich langsam aus ihrer Hocke wieder aufrichtend, verharrte sie kurz an Ort und Stelle und wartete lauschend eine Weile.
Was, wenn der Täter noch hier war? Er könnte es ihr sehr wohl in die Schuhe schieben.
Dann sah sie sich noch einmal um und ging auf die an der Wand lehnende Leiche zu. Den schweren Zweihänder hatte sie dabei über die rechte Schulter gelegt und hockte sich zum Toten hinab. Sein Gesichtsausdruck flehte um Gnade ... und dann fiel es ihr auf ...

... die Bisswunden am Hals.

„Ein Vampir..., flüsterte sie leise und musste arg schlucken.
 
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Erics Augen mussten ihn täuschen als er sah, wer dort um die Ecke bog. Doch halt! Es könnte jede Drow sein. Warum ausgerechnet sollte Ayu ve Nerva hier sein? Er schlich sich näher an sie heran. Die Drow begann die Leichen zu fleddern. Sehr typisch für eine Drow, oder eine arme Frau, die nicht viel hatte. Ohne das es die Dunkelelfe merkte, hockte sich Eric gegenüber der einen Leiche die gerade um ihr Hab und Gut gebracht wurde. Er wollte ihr ins Gesicht sehen. Schließlich gelang es beim Aufstehen. Es war tatsächlich Ayu. Die Anspannung sank und Erics Hand ließ den Griff vom Dolch los. Doch noch verharrte er in den Schatten. Seine Neugier war geweckt. Was würde Ayu tun. Sah sie nicht, dass alle drei Tote Bissspuren hatten? Er folgte ihr zum nächsten seiner Opfer. Wieder wurden Taschen und Kleidungsstücke durchsucht. Bei dem Gedanken war Eric nicht ganz wohl. Immerhin gehörte sie zur Gilde, doch irgendwie war es auch nur natürlich. Wenn nicht sie, würde der Nächste in diesem Viertel die Habseligkeiten an sich nehmen und er konnte sich durchaus vorstellen, das Ayu ve Nerva damit Besseres anfangen würde, als ein Obdachloser, oder Schurke, der hier vorbei kam. Eric hockte sich wieder neben Ayu und sah ihr zu. Für einen Moment war für ihn nichts interessanter, als dieser Drow zuzuschauen, wie es ihr langsam dämmerte, was hier vorgefallen war. Zu seinem Glück war er nahe genug an ihr heran, sonst hätte er gar nicht hören können, was Ayu sagte. Bei ihrem Flüstern musste er lächeln und stellte sich wieder auf, machte jedoch keine Anstalten Abstand zu gewinnen. Er ging nicht davon aus, dass sie trotz ihres Wesens einen Angriff auf ihn startete. Dann kam der Moment wo er sich zu erkennen geben würde. "Ein Vampir den du kennst...", sprach er zu ihr aus den Schatten und nahm wieder sichtbare Gestalt an. Langsam ließen die Schatten von ihm und neben Ayu erschien Eric und schaute sie freundlich, aber bestimmt an.
 
Es war mehr Reflex als wirkliche Angst, mehr Überraschung aus Unvorsicht, doch Ayu ließ den Zweihänder los, der wohl scheppernd zu Boden fallen würde und schreckte einen großen Schritt rückwärts auf Abstand und ging in Abwehrhaltung. Erst dann nahm sie die Gestalt wahr, erkannte Erics Kleidung und hörte die dazu vertraute Stimme. Doch sein Blick war ... anders als sonst.

Ayu seufzte erleichtert auf und entspannte sich zuerst sichtlich. Mit hochgezogener Augenbraue vernahm sie doch sehr zu ihrer Beunruhigung, dass der von ihr fallengelassene Zweihänder nicht im geringsten ein Geräusch verursacht hatte, weil die Hand Erics um seinen Griff lag. Jene Hand, die auch schon zuvor die Drow festen Griffes am Boden hielt.
Der Blick vom Griff des Zweihänders wurde auf Erics sie anblickende Augen gerichtet und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
Sich beherrschend fragte sie mit eigentlich unsicherem Unterton: „Gut gefrühstückt?, trat dann jedoch bestimmten Schrittes wieder nah an den Gildenmeister heran und sah ihm von unten in die Augen. Sie bemühte sich um Fassung, obwohl sie genau wusste das er ihr nichts anhaben würde und satt war, war es immer wieder für sie ein berauschendes Erlebnis, wenn sie ihn auf ‚frischer Tat’ ertappte. WENN sie ihn denn mal ’ertappte', was zugegebener Maßen zum ersten Mal vorkam.
Leicht in ein Grinsen verfallend wechselte dann jedoch diese Haltung und schaute sich in der Gasse um, ob sie noch alleine wären, auch weil sie diesem Blick ausweichen wollte.
Er machte sie ... unruhig.
 
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Eric lehnte den Zweihänder an die Mauer. Er war nicht interessiert an diese Waffe. Wenn Ayu sie haben wollte, aus welchen Gründen auch immer, konnte sie sich bedienen. Ihm ging es vor allem darum möglichst wenig Aufmerksamkeit auf diesen Ort zu lenken. Ayu sah ihn nicht mehr an. Eric schaute ebenfalls in die Gasse hinein. Sein Blick blieb kurz an den toten Schlägern hängen. "Sie waren selbst Schuld ... und ich musste meinen Hunger stillen." Seine tiefe, markante Männerstimme drang ruhig und durchdringend an Ayu ve Nervas sensibles Gehör. "Ich habe ich mich schon gefragt wo du abgeblieben bist und ob ich dich suchen müsste." Er legte eine Hand auf ihre zierliche Schulter. "Nun habe ich dich ja gefunden... oder du mich?" Er musste kurz lachen. "Zumindest erspart mir das ein langes Suchen." Er musterte die Schwertmagiern von unten nach oben und zog kurz beide Augenbrauen hoch. "Was hast du so getrieben in der Zeit, wo wir uns mit den Anwärtern unterhalten haben? Du scheinst kein großes Interesse an neuen Mitgliedern zu haben."
 
Die Berührung ihres Körpers durch seine Hand ging der Dunklen wie ein Schauder durch Mark und Bein. Sie hörte seine Worte, doch sie interessierten sie nicht. Ob die Schläger schuld waren oder nicht, war ganz nebensächlich. Viel interessanter war, was mit ihr innerlich passierte, als er weiter zu ihr sprach und sie berührte.

Ayu war wie erstarrt. Da war sie wieder, die Bestie die unkontrolliert über sie hereinbrach und sie wieder in die Tiefe reißen wollte. Er hatte sie gefunden, nicht sie ihn, er hatte ... er... er alleine.

>Er weiß es!<

schoss ihr wie wild durch den Kopf und ihre Gedanken wurden von seinem Lachen unterbrochen. Ayus Herz schlug wie wild. Er berührte sie. Er darf das nicht, darf er das?
Sie spürte ihr Herz wild unbeherrscht schlagen.

>Ayu er spürt es!<

versuchte sie sich wieder zu beruhigen.
Es war wieder nur ein kurzer Moment, doch ganz genau dieser Moment war es, wo sie sich wieder nicht sicher war, was sie mehr ärgerte, seine Berührung oder die Tatsache, das sie diese abermals zuließ.
Ihr wurde Beherrschung beigebracht, absolute Beherrschung und nun?
Ihr Herz raste jetzt förmlich, es war erneut kaum zum aushalten. Wieder krabbelte er in ihr hoch, der uralter Trieb. Der, den sie lange unterdrücken konnte, doch jetzt... nein, das konnte doch gar nicht sein, das durfte nicht sein. Ihr starrer Blick aus funkelnd roten Augen krallte sich förmlich an irgendeinen x-beliebigen fernen Punkt in die vor ihr liegende Gasse und sah doch nur wieder die Bilder vor Augen. Begehrliches, Verbotenenes, Situationen von Dominanz und ...

„Ich…”

Ayus Stimme versagte. Ihr Körper erfuhr ein begehrliches Schaudern und sie hatte Mühe sich zu kontrollieren, sich zu Beherrschen.
Langsam drehte die Drow den Kopf. Was hatte er noch einmal gefragt? Ihre Lippen waren entspannt, als sie sah wie er sie von unten nach oben musterte und kurz beide Augenbrauen hoch zog. Ihr Blick wurde verachtlich, als er auf seiner Hand auf ihrer Schulter ruhte. Sie konnte nichts dafür, es überkam sie einfach. Der Trieb war einfach zu stark in ihr, sie war wie er zuvor, total ausgehungert. Langsam hob sie den Blick in Erics Augen. Es war der Blick eines Drow-Weibchens, welches ein Männchen nur mit diesem Blick dominieren wollte. Doch ihre Körpersprache war eher gegensätzlich anders. Ihr Körper genoss die Berührung und machte sie wild auf ein Spiel. Ein Spiel, welches sie schon lange nicht mehr spielte, spielen konnte und so sagte sie ruhigen Tonfalls, ohne den Blick von Eric abzuwenden:

„Mein … Interesse… scheint im Moment ganz woanders zu liegen.”

Ayu ve Nervas Mimik verzog sich nun zu einer stummen Aufforderung. Da war er. Eric. Ihre größte Leidenschaft und versuchte sie zu dominieren, sie, Ayu ve Nerva, eine Drow.
Nur mit äußerster Mühe unterdrückte sie ein aufforderndes Fauchen in seine Richtung und somit das damit verbundene auffordernde Balzritual mit gebleckten Reißzähnen.
Er war dafür verantwortlich, er alleine... er.
Er vernebelte ihre Sinne bis auf’s Äußerste, sorgte bei ihr für eine Gefühlsregung, die sie nie wieder zu empfinden glaubte und legte tatsächlich nun auch noch seelenruhig seine Hand auf ihre Schulter.

Sie war sich nicht sicher, was er von ihr erwartete?

Ihre Fingerspitzen wurden eisigkalt, denn sie hatte die allergrößte Mühe sich ... zu ...

beherrschen!
 
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Ayu ve Nervas Reaktion war ganz anders, als Eric sie kannte. Was war passiert mit dieser Freundin, die er hatte, dieser Gefährtin, die sich für die Gemeinschaft aufopferte. Ihr Augen sagten eine Menge aus. Doch noch mehr tat es ihr Herzschlag. Eric fühlte ihn, spürte ihn durch seine Hand hindurch. Nein.. nicht ihr Herz. Ihr Leib! Ihr ganzer Körper bebte minimal. Langsam wechselte die Drow den Blick von seiner Hand zu seinen Augen. Erics wurden langsam zu verwunderten Schlitzen. Seine Gedanken streckten sich zu ihr aus. Versuchten zu ergründen, was in diesem Kopf unter den weißen Haaren mit den schwarzen Strähnen vorging. Ayu hatte sich gewandelt. Sie war so... wild. Ihre Aura war fast aggressiv. Was war vorgefallen in der Zeit wo er sie nicht gesehen hatte? Hatte er einen Fehler gemacht? Hatte er etwas übersehen? War Ria ebenfalls anders geworden? Oder hatte sich nur Eric geändert? Nein. Er drückte diese Fragen beiseite. Er war sich sicher! Ayu ve Nerva hatte sich verändert.

"Was ist los mit dir? Du wirkst so ... unvorhersehbar." Seine Hand zog sich langsam zurück. Eric war auf alles gefasst. Wenn es sein musste, würde er auch handgreiflich werden. Etwas stimmte nicht mit der Ayu ve Nerva, die er kannte. Sie machte viel mehr den Eindruck .. als habe sie sich wieder den anderen Vertretern ihres Volks angenährt. Bösartig, machthungrig, loyalitätsfremd. Erics Blick bot ihr Parole. Seine Stellung erlaubte es nicht, dass er sich von ihr abwand. Seine roten Vampiraugen durchbohrten sie regelrecht. So als wollte er sie zwingen preiszugeben was sie dachte. Langsam und mit Nachdruck kam schließlich eine weitere Frage über seine Lippen: "Woran besteht denn dein Interesse?" Seine Augenbrauen zogen sich tief zwischen seine Augen als er sprach. Er konnte die aufkommende Spannung regelrecht fühlen. So als könnte man sie mit einer scharfen Klinge durchschneiden. Doch Eric tat nichts. Er ließ allen Kräften, die in der Drow gärten, ihren freien Lauf ... noch.
 
Ayu unterdrückte ein starkes Schlucken und tiefes Durchatmen. Auch wurde sie sofort sichtlich entspannter, als Eric seine Hand von ihr nahm. Nun hatte sie wieder Freiraum und fühlte sich nicht mehr so unter Druck gesetzt. Sein Blick hielt dem ihren durchaus stand, doch ihrer nicht seinem. Schon gar nicht nach der Frage worin ihr Interesse zur Zeit bestände.
Sie konnte ihm doch unmöglich erzählen, was und wie er was bei ihr auslöste.

Doch er war hier. Stand bei ihr in nächster Nähe und war doch so weit entfernt, dass sie ihn nicht greifen konnte.

„Es ist Nichts.“, bemerkte sie fast desinteressiert kühl und griff rechts neben ihm nach dem an der Wand angelehnten Zweihänder.
Und stoppte, als sie ihm erneut so gewollt ungewollt nah kam, wie niemals zuvor. Ihre Haare fielen rechtsseitig über ihre Schulter und baumelten frei, während vereinzelte schwarze Strähnen ihrer sonst weißen Haare sanft am Hals ihrer ebenholzfarbenen Haut auf ihren Brustbereich fielen.

Sie wandte den Blick vom Zweihänder ab und sah schräg zu ihm hoch.

„Es wird demnächst noch ein Typ im ‚20 Münzen’ auftauchen. Sa... Sa… irgendwas. Dunkle Haare, schulterlang. Ist in Begleitung einer rothaarigen Kleinen. Hübsches Ding aber komisch. Wenn sie denn noch bei ihm ist. Ich traf sie in Ismails Taverne. Ebenso wie den hochverehrten Magus Rhonin Telverus...“, Ayu konnte eine abfälligen Tonfall bezüglich des Magus nicht unterdrücken, fügte dann jedoch an; den Zweihänder vor sich nun endgültig ergreifend und zwischen ihn und sich mit der Spitze gen Boden gerichtet abstellend:
„Ein fähiges Kerlchen. Sehr ... nunja, sagen wir mal... willensstark.“, und nickte kurz bestätigend. Eric dabei vom Gürtel an aufwärts bis zu seinen Augen stark musternd; und als diese sich trafen, war sie es, die nun in ablehnender Haltung ihm gegenüber eine Augenbraue hochzog.

Sie hatte ihm Rechenschaft abzulegen, da gab es nichts dran zu rütteln. Nach und nach ihre Beherrschung wiedererlangend strich sie sich nun ihre zuvor über die Brust gefallene Strähne hinter die Schulter und meinte dann recht desinteressiert wirkend:
„Was meinst du? Eher Rechts oder Links die Gasse entlang?“, doch wer Ayu ve Nerva wirklich kennt, weiß, dass das Desinteresse das perfekte Spiel für sie ist.

Innerlich kochte sie immer noch schäumend. Warum verstand der Vampir vor ihr sie nicht? Konnte er denn nicht ihre Leidenschaft für ihn spüren? Musste er sie denn unbedingt als ’unvorhersehbar’ betiteln? Als sie nach der Frage erneut in seine Augen blickte, war ihr Blick ruhig aber bestimmt auf ihn gerichtet.
 
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Ayu heuchelte Desinteresse. Dafür kannte Eric sie zu lange. Sie wich seinen letzten Fragen aus, indem sie seine Ersten beantwortete. Ein Grund mehr. dass sie etwas zu verbergen versuchte. Eric konnte nicht umhin das aus ihr herauszukitzeln. Trotzdem hörte er ihr aufmerksam zu, als sie ihre Meinung über Rhonin aussprach. Danach fuhr er mit den Neuankömmlingen fort."Sámur heißt er. Die Rothaarige erwähnte seinen Namen. Ihren weiß ich noch nicht. Sie haben im Gasthaus übernachtet, nachdem sie erwähnt haben, dass sie von dir kommen." Zu Rhonin sagte er nichts. Ihn interessierte viel mehr was mit Ayu los war. Er legte seine gekrümmte Hand mit der Seite des Zeigefingers von unten an ihr Kinn und zog es leicht zu sich hoch. Zusätzlich beugte er sich etwas zu ihr herunter, um näher an ihrem Gesicht zu sein. Sein Blick wurde nun keine Sekunde mehr von ihren großen, weiblichen Augen genommen. Jede Regung sollte erspäht werden. Alles was ihm half herauszufinden, was mit Ayu ve Nerva los war. Es war Eric deutlich zu spät, wenn er es erst mitbekam, wenn sie von Feinden umringt waren. Sein Blick war gestochen scharf. Aus seiner Kehle wich ein leises Grollen Ayu ve Nerva entgegen. "Ich bin's Eric. Du weißt wer ich bin. Sag mir was mit dir los ist. Jetzt!" Sollte sie sich wirklich mehr zu einer 'normalen' Drow gewandelt haben, würde es wenig bringen Ayu um etwas zu bitten. Vielmehr musste sie in Zugzwang kommen und mit einer Forderung geschah dies ganz fantastisch. "Sag's mir!"
 
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