Nach dem Gespräch fühlte sich Eric erleichtert, dass auch das aus der Welt war. Die Situationen des heutigen Tages haben sichtlich an den Nerven des Vampir gezehrt. Es ging alles so langsam und zäh voran. Doch Gründlichkeit war wohl einer der Tugenden an die er sich halten musste, wenn er eine Gilde führen wollte, die über den ersten Kampf hinaus Bestand haben sollte. Eric schloss die Tür der Taverne hinter sich. Sein Blick wanderte zum Himmel. Der Mond war kaum noch zu sehen. Der Morgen dämmerte schon. Doch es war unbedingt noch etwas zu tun, bevor er diesen Tag abschließen konnte. Blut. Ein dunkles, leises Grollen erklang hinter dem Tuch über seinem Gesicht. Es brauchte einen Energieschub. Einen Energieschub in Form des Lebenssafts. Eric leugnete es nicht, was er war. Im Gegenteil. Ihm wurde Zeit seines Lebens.... seiner Existenz beigebracht, dass die Einstellung den Unterschied macht zwischen Bestie und untotem Krieger. Die Ausbildung beim Orden des silbernen Dreieckes und somit die Führung seiner Gedanken in festen Bahnen, war dabei entscheidend. Dennoch blieb ein kaltherziges Ungetüm tief in seiner seelenlosen Hülle übrig. Ab und an trat es hervor und forderte sein Recht auf Opfer. Jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen. Der Vampir rannte in die Nacht und verschwand buchstäblich, als er die ersten Schritte tat - dem Schattentänzer sei Dank.
Die Jagt verlief anfangs nicht sehr gut. Zu spät war er gekommen, um unvorsichtige Bewohner dieser großen Stadt aufzuspüren. Die meisten waren schon lange im Bett, andere noch nicht aufgestanden. Ein öffentliches Haus wollte er nicht betreten. Die Gefahr entdeckt zu werden war ihm zu groß. Doch Eric hoffte auf einige Kriminelle zu treffen, die ihn für ein leichtes Opfer hielten. Er verlangsamte seine Schritte und trat zudem aus den Schatten heraus. Außerdem wechselte er das Gebiet. Die sauberen Straßen wurden verlassen und die kleinen Gassen aufgesucht. Hier würde sich nur sehr selten eine Patrouille der Stadtwache hin verirren. Ja, es war im Grunde unmöglich. Das Gesindel der Stadt ging hier jedoch ein und aus, wie in einem Bäckerladen. Bald schon konnte er Stimmen hören. Auch wenn sich das Tier in ihm sehr freute, kam kein Lächeln über seine Lippen. Erics Mine blieb ernst, fast bösartig. Die Güte und Gelassenheit, die seine Augen sonst in der Öffentlichkeit ausstrahlen, waren gänzlich von ihm gewichen.
"Verdammter Drow! Dieser Dieb war ein fetter Fisch." Ein Brummen. Eric ging auf die Stimmen zu. Je näher er kam, desto mehr zog sich sein Gesicht unter seiner Kapuze zurück. "Er hatte ein gutes Tagesgeschäft gemacht und wir hätten ihn rupfen können." Eine Kiste wurde eingeschlagen. "Wenn ich daran denke, werde ich jetzt noch ganz sauer!" Jetzt erkannte Eric sie. Drei Männer. Groß. Üble Visage und noch schlimmerer Geruch, wie es schien. Es waren wohl Schläger. Der Eine mit einer großen Keule bewaffnet. Der Zweite mit einem Streitkolben. Der Dritte war wohl so etwas wie ein Anführer. Er hatte neben einem Dolch auch noch einen großen Zweihänder auf dem Rücken. Seine Rüstung bestand zudem zum Teil aus Ketten, was ein zusätzliches Zeichen darauf war, dass er angesehener war. Sonst hätten die anderen ihm schon längst beraubt. "HEY! Seht mal da!" Die anderen Beiden fuhren herum und starrten den Mann in den Schatten an. Sein Gesicht konnten sie nicht sehen. Dafür seine Gestalt. Er wirkte zwielichtig, besonders in dieser Gegend. "Kommt Jungs! Das ist unserer!", raunte der Anführer und die Drei rasten auf Eric zu. Dieser ging jedoch langsamen Schrittes weiter auf sie zu. Schnell hatten die drei ihn eingeholt und umstellten ihn sogleich. Der Anführer direkt vor Eric, die Spießgesellen zu beiden Seiten hinter dem Vampir. "Guten Abend der Herr, oder sollten wir besser guten Morgen sagen?" Er schaute nach oben. Die Sterne verschwanden allmählich unter dem herannahendem Sonnenlicht. Es würde nicht mehr lange dauern und die Sonne würde wieder über den Rand der Welt hervorkommen. "Du scheinst dich verirrt zu haben! Nun, dass war ein Fehler. Das hier ist unser Gebiet und du musst löhnen, wenn du die Abkürzung durch unserer Gassen nehmen willst!" Schweigen. Eric sagte nichts, tat nichts, stand einfach nur da. Sein Blick war leicht gesenkt. Der Bandenführer wurde mürrisch und versuchte das Gesicht seines potenziellen Opfers auszumachen. Doch er sah nur die Ansätze von einem Tuch. Alles andere verbargen die Schatten des wenigen Lichts was hier in die Gasse viel. Es waren lange Schatten. Eric musste sich beeilen, wenn er noch Jagen wollte, bevor die Sonne aufging. "Hey! Kannst du nicht hören? Dein Gold und Wertsachen, oder müssen wir grob werden!?" Hinter Eric wurden Waffen gezogen. "Oh ja bitte. Wir wollen grob werden." Der Andere hinter Eric lachte. Doch sie hatten immer noch ein stillstehenden Mann, der sie anschwieg. Jetzt wurde es dem Bandenführer zu bunt. Nach der Schlappe mit dem Dieb und der Drow hatte er weniger Geduld. "VORWÄRTS SCHLITZT IHM DIE KEHLE AUF!" Ein Grollen erklang aus Eric. Inzwischen knurrte er richtig. Danach ging alles ganz schnell.
Der Keulenschwinger und der Streitkolbenträger griffen an, während der Bandenführer seinen Zweihänder zog. In dem Moment, wo sie Eric erreichen sollten verschwand dieser in den Schatten, um hinter dem Streitkolbenträger wieder aufzutauchen. Er setzte keine Waffen ein. Es würde seine Kraft und seine Faust tun. Ein Schlag ins Rückgrat offenbarte einen dumpfen Schrei des Mannes. Er wirbelte herum, während sein Kollege erneut zum Schlag ausholte. Eric drehte sich um die eigene Achse und und setzte zum Handkantenschlag in den Nacken des Keulenschwingers an. Doch der Bandenführer war zu Stelle und stieß sein Zweihänder in Erics Richtung, auf das die Waffe ihn aufspießen möge. Dazu kam es nicht. Eric ging in eine tiefe Hocke, während er eine zweite Drehung an die Erste anschloss. Mit dem gestreckten Bein kegelte er dem Bandenführer den festen Stand weg. Als dieser im Fallen war, wich Eric erneut aus, um die Schläge der anderen Beiden nicht abzubekommen, in dem er zurücksprang und beim Aufkommen sofort einen Satz nach vorne machte. Er sprang genau auf den Keulenschwinger zu, dem er sein Knie aus vollen Sprung in die Magengrube rammte. Der Schurke spuckte und keuchte um Luft. Mit der Linken schlug Eric kurz danach geschwind auf das Schlüsselbein des Streitkolbenträgers. Es brach hörbar und der Mann schrie zum zweiten Mal auf. Erics Rechte kam wieder aus einer Drehung und traf den Verletzten, welchem es wie ein Hammer vorkam, der ihn da im Gesicht erwischte. Er flog in die Kiste, in welche er zuvor eingeschlagen hatte und blieb für den Moment besinnungslos liegen.
Doch der Angriff brauchte zu viel Zeit. Der Bandenführer hatte in seiner Wut einen Weg gefunden schnell wieder auf die Beine zu kommen und schlug ihm nun mit einem mächtigen Hieb seine Waffe von oben in Richtung Kopf. Der Vampir konnte nicht mehr ausweichen und fing den Schlag mit beiden Armschonern ab. Zum Glück waren diese aus Metall, sonst hätte das Schwert des Hünen ihm glatte die Arme abgeschlagen. Dennoch grub sich die Klinge in Erics Fleisch. Er spürte den Schmerz deutlich. Der Vampir ließ ein Knurren hören. Die Emotionslosigkeit beim Kampf wich der Wut und das hieß nur eins: Tod für diese da. Er ließ alle Vorsicht von sich fahren. Mit einem Tritt wurde der Bandenführer wieder auf die Bretter geschickt. Der Keulenträger hatte sich mittlerweile von seinen Magenschmerzen erholt. Eric jedoch würde ihm keine Chance zu einem weiteren Angriff lassen. Mit einmal folgen Kapuzenumhang und Tuch von ihm. Nun war es kaum noch leugnen wen, oder besser was sie da vor sich hatten. Der Bandenführer erkannte den Vampir zuerst. "Das.. das ist... AAAARGGH." Mit weit aufgerissenen Augen konnte er sich vor Schreck nicht rühren. Diese Sekunden nutze Eric um blitzschnell nach vorne zu schießen und dem Mann an die Kehle zu springen. Er wurde umgerissen von der Wucht des Vampirs und starb in wenigen Sekunden an Blutverlust. Das Blut linderte den Schmerz und schloss die Wunden an Erics Armen. Der Keulenträger wusste gar nicht wie ihm geschah. Erst die eindeutige Geste des Blutraub ließ ihn aus der Verwunderung aufwachen. "Ein... Vampir..." flüsterte er unter Todesangst. In diesem Moment drehte sich Eric zu ihm herum. Die Angst verlieh dem Schläger nun Flügel. Er machte auf der Stelle kehrt und rannte was seine Beine hergaben. Doch weit kam er nicht. Eric hatte den schwerfälligen Mann bald eingeholt und rammte auch ihm seine Zähne von hinten tief in die Kehle, während seine Hände Kopf und Schulter von einander fern hielten. Ein Todesschrei des zweiten Opfers erstarb ebenso wie die des Ersten.
Von den Lauten des Todes wurde der Benommene wach. Er hielt sich noch immer die Stelle wo Eric ihn getroffen hatte. Sein Blick wurde wieder klarer. Doch was er sah gefiel ihm nicht. Sein Anführer kreidebleich mit aufgerissenem Mund in seiner Nähe. Sein Kollege starr wurde von Dem verdeckt, den sie ausrauben wollten. Dann vielen ihm die Löcher im Hals des Anführers auf. Ob Spontanität, oder Aberglaube, doch er zog sofort die richtigen Schlüsse und rappelte sich hoch. Er wollte nur noch weg von hier. Der Vampir hörte den Erwachten und ließ vom Toten ab. Dieser viel wie ein nasser Sacke zu Boden. Der Streitkolbenträger war zu weit entfernt, als dass Eric ihn so in dieser Gasse erreichen konnte und er wollte nicht riskieren auf weitere Passanten zu treffen, die seine Taten beobachteten. So blieb nur ein Weg. Er fixierte den Fliehenden und zog geschwind einen seiner Shuriken. Aus dem Aufnehmen heraus pfefferte er dem Mann seinen Wurfstern entgegen. Der Mann hatte nur noch ein Gedanken. Flucht. So schnell und so weit wie es ging. Er wagte nicht sich umzudrehen. Plötzlich wurde sein Blick ganz gläsern und ein Zucken durchfuhr seinen Körper. Seine Hände verkrampften und er brachte nur noch ein Röcheln heraus.Der Shuriken hatte seinen Nacken erwischt. Mit wackligen Beinen drehte er sich um. Eric stand noch immer da, wo er ihn zuletzt ausgemacht hatte. Das Blut seiner Freunde lief noch immer über seinen Mundwinkel. Vor Schwäche konnte er sich nicht mehr rühren. Er fiel gegen eine Mauer und stützte sich mit Mühe daran. In diesem Moment wusste er, dass er sterben würde. Der Vampir raste auf sein Opfer zu und hielt erst dicht vor ihm inne. Sein Blick waren kalt und erbarmungslos. Der Schläger blickte ihn mit feuchten Augen an. Eric konnte sehen, dass er ihn gerade um Gnade anflehte. Ein stummes Beten um ein Stück mehr vom Lebensfaden. Der Vampir griff um ihn herum und zog den Shuriken mit einem Ruck heraus. Der Schmerz darüber ließ den Schläger einen stummen Schrei ausstoßen. Augen und Mund waren weit aufgerissen. Dann wurde alles Schwarz. Eric hatte auch ihm seine Zähne tief in die Kehle geschlagen und trank eiligst sein Blut. Er hätte zuvor aufhören können und dem Mann sein Leben schenken, auch wenn es fraglich war, wie lange dieser mit diesen Wunden noch leben würde. Doch er tat es nicht. Auch dieser Schläger erhielt bald darauf das bleiche Aussehen. Erics saugte ihm die ganze Farbe des Lebens aus dem Gesicht. Als er von ihm abließ, sackte der Schläger in sich zusammen. und blieb als totes Häufchen Elend an der Mauer zurück. Dann wurde es wieder still - gespenstisch still.
Die ersten Sonnenstrahlen erreichten die Gasse. Eile war für Eric geboten. Schnell steckte er seinen Wurfstern wieder weg und eilte zu Kapuzenumhang und Tuch, welches er sich wieder umband. Die Sonne schob sich unaufhörlich in die Gasse und erreichte Eric bald. Just kurz zuvor hatte der Vampir wieder seinen Umhang um und zog sich die Kapuze wieder tief ins Gesicht. Die Strahlen des Sonne nahmen die Gasse ein und zeichnete tiefe Schatten in den Weg. Eric stand mit den Rücken zur Sonne und sah zu Boden. Er selbst warf keinen Schatten. Doch zum Glück warf die Kleidung die er trug einen, und so war es nicht auszumachen, dass er ein Vampir war, solange er etwas an hatte. Langsam erwärmte der neue Tag die Steine der Gasse und Mauern. Doch Eric erwärmte sie nicht. Er war nach wie vor kühl. Ein kalter, untoter Jäger, der drei bleiche Opfer zurück ließ.