RPG Die Gilde des Roten Stiers

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Die Minuten verstrichen. Grob geschätzt warteten sie ungefähr eine halbe Stunde, bis Fynn durch das Schlurfen langsamer Schritte und das leise, metallene Knarzen einer Laterne, die sich in ihrer Halterung bewegte, aufgescheucht wurde. Der fahle Schein fiel durch einige Büsche, dann bog eine gebeugte Gestalt gut sichtbar in sein Blickfeld und näherte sich der Hütte. Mit wachsender Erregung richtete sich der Halbelf aus seiner angelehnten Haltung auf und wartete, bis der Totengräber, um den es sich hier ganz offensichtlich handeln musste, auf Hörweite herangekommen war.
War der Mann lange fortgewesen? Fynn konnte es nicht sicher wissen. Anderseits deutete der starke Geruch von Bier und Tavernenrauch darauf hin, dass der Totengräber in den letzten Stunden mehr als nur einen längeren Spaziergang durch den Friedhof unternommen haben musste.
Fynn beschloss, es darauf ankommen zu lassen und trat aus dem Schatten der Hütte, während Ohlbert noch nach seinem Schlüsselbund kramte.
"Ihr seid spät dran", sagte er trocken und verschränkte die Arme.
Ein musternder Blick fixierte den Totengräber. Er war kleiner als Fynn und erweckte mit seinem dauernden Schniefen nicht den gesündesten Eindruck. Fynns Blick ruhte einen Moment auf der Spitzhacke, die der Totengräber bei sich hatte. Im Notfall würde sie wohl kaum eine ernsthafte Bedrohung darstellen, aber Fynn würde nicht den Fehler begehen, den Kerl vor sich zu unterschätzen. Ausserdem war er sowieso nicht ihr primäres Ziel und der Assassine hoffte inständig, dass die Situation entspannt blieb.
Viel mehr Sorgen machte er sich um das, was nach dem Totengräber kommen würde. Wie hatte Eric sich die Sache vorgestellt, nachdem Ohlbert ihn aus der Stadt gebracht hatte? Fynn kannte die Art von Mittelsmännern wie Ohlbert gut genug, und es war unwahrscheinlich, dass dieser von Schnupfen geplagte, alte Mann in irgendwelche näheren Pläne eingeweiht war. Seine und Castas Hoffnung bestand darin, dass ausserhalb der Mauern von Tiefwasser jemand auf sie wartete, den sie befragen konnten. Aber was, wenn dort mehr als nur einer auf sie wartete? Alleine hätte Fynn sich bestimmt aus der Sache retten können, aber wie stand es um Casta? Er wusste nichts über ihre Fähigkeiten im Kampf, und mit einem Schlag wurde im bewusst, wie vage diese ganze Mission eigentlich war. Aber es war zu spät, sich nun einfach in einem unbeobachteten Moment davonzuschleichen, das konnte er der Halbdryade nicht antun.
Eric und sich selbst für seine Lage innerlich verfluchend wartete er auf eine Reaktion des Alten.
 
Was war das denn jetzt? Die inoffizielle Ablehnung? Etwas verwirrt starrte Yuli Eric einen Moment an. Wenn jemand so offenkundig wie jetzt hinausbefördert wurde, war das bestimmt kein gutes Zeichen. Na egal, dann eben nicht. Insgeheim hatte sie sich ohnehin keine großen Hoffnungen gemacht. Mit einem leichten Schulterzucken wandte sie sich zur Tür und ließ diese genauso schwungvoll wieder hinter sich zufallen, wie zu Anfang. Draußen ließ sie erst einmal ausgiebig die angestaute Luft entweichen und verbannte alles aus ihrem Gesichtsausdruck, was auf den ziemlich eindeutig scheinenden Fehlschlag von eben hindeuten konnte.
Auf dem Weg nach unten lokalisierte die Seefahrerin auch schon den Tiefling an der Theke, nebst ein paar Flaschen Wein. Ob sie vielleicht…? Nein, besser nicht. Anstatt Kasheek jetzt einfach nur nach oben zu beordern, ging sie hinter ihn und verpasste ihm mit der flachen Hand einen harten Schlag auf den Rücken. “Hey Plappermaul, Ihr seid dran!“ Gewissermaßen steckte darin noch ein wenig Genugtuung für seine Aktion von vorhin. Kurzerhand ließ sich Yuli dann ebenfalls auf einen Platz an der Theke fallen. Wenn es etwas gab, dass sie jetzt aufheitern konnte, dann war das mit Sicherheit, den armen Wirt ein wenig zu ärgern. Ein viel sagendes Grinsen, das er nur allzu gut kannte, warnte den Mann hinter der Theke bereits gewissermaßen vor.
 
Beinahe. Beinahe hätte Kasheek den restlichen Inhalt seines Weinkelches verschüttet, so fest war der Schlag, der er von diesem Mannweib einer Piratin erhalten hatte. Er wollte bereits einen spitzen Kommentar auf den Lippen, verkniff sich den Spruch aber, da es nun Zeit für sein Einzelgespräch war. "Das wurde aber auch langsam Zeit", meinte der Barde und stieg von seinem Hocker. Er nahm seinen Kelch in die eine und eine neue Flasche Wein in die andere Hand und machte sich dann auf den Weg in das Separee. Der Tiefling pochte mit den Fingerknöcheln leicht gegen das Holz, dann trat er ein. "Seid erneut gegrüßt, werte Herrschaften." Eine leichte Verbeugung in den Raum hinein, dann ging Kasheek auf einen der Stühle zu und ließ sich darauf nieder. Bedächtig schenkte er sich den Wein ein. Er nahm einen Schluck, schlug die Beine übereinander und sah Eric dann lächelnd an. "Wenn Ihr soweit seid, dann können wir gerne beginnen. Ich brenne darauf, all Eure Fragen zu beantworten. Doch hättet Ihr zunächst die Güte, Euch vorzustellen? Ich glaube, bisher hatten wir die Ehre noch nicht. Und das gebührt doch schließlich die Höflichkeit, dass man den Namen seines Gesprächspartners kennt, nicht wahr?"
 
Der Schattentänzer ging zur Tür und schloss diese. Kasheek hatte es sich ja schon gemütlich gemacht. "Nun werter Kasheek, die Informationen wer ich bin und worum es hier geht obliegt nur uns. Solltet ihr im Nachhinein Fragen zu meiner Person, oder anderweitige Themen haben, sind diese Euch gestattet. Im Moment solltest ihr euch mit den Vornamen begnügen, da wir im Gegenzug auch nicht viel mehr von euch wissen. Ich bin Eric und dies ist Desideria." Er schaute den Barden streng an. Über seinem Tuch vor dem Gesicht funkelten ihn die roten Augen regelrecht an. "Damit wollen wir beginnen." Wie schaffte es dieser Barde nur, ihm einen Nerv zu rauben, bevor das Gespräch begonnen hatte. "Ihr habt euch als Barde vorgestellt. Recht ungewöhnlich für einen Bewohner der Höllen. Was hat euch zu diesem Schritt ermutigt? Gibt es außer euch noch mehr Barden ungewöhnlicher Rassen? Einen Sukkubus, oder einen Dämon vielleicht? Darüber hinaus würde mich interessieren, was euch antreibt, euch in Tiefwasser blicken zu lassen? Ihr könnt sicherlich froh sein, lebend im Gasthaus angekommen zu sein." Eric wanderte nicht herum und sogar die Arme waren nicht wie sonst entspannt auf dem Rücken verschränkt. Stattdessen wurden sie ablehnend vor der Brust verschränkt. Er hatte so ein Gefühl, dass das ein langes Gespräch werden würde.



Ohlbert setzte einen wütenden Blick auf. Er schnaubte kurz. "Ihr!... Wo bei Kelemvors Waagschale wart ihr so lange? Solltet ihr nicht direkt nach euer Arbeit zu mir kommen? Was hat so lange gedauert, das Auffinden, oder das Töten? Ich weiß ja nicht warum ihr hier seid, aber das nächste Mal könnt ihr euch einen anderen Kontaktmann suchen, der euch nach Hause schafft!" Er drehte das Schlüsselbund im Schloss und sperrte die Tür auf. Dann stellte er die Laterne auf dem kleinen Tischchen neben der Tür und warf den Mantel über den Stuhl, um zu einer Kommode herüber zu gehen. Er zog die oberste Schublade ruppig auf und kramte darin herum. "So viele Leute wuseln hier rum, aber ausgerechnet den alten Ohlbert musste sich euer Obermotz aussuchen und damit nicht genug, dann seid ihr auch noch unpünktlich und wie es scheint Naseweis dazu." Er holte zwei Feuersteine hervor. "Ich habe sicherlich Besseres zu tun, als dafür zu sorgen, dass ein naseweiser Kerl wie ihr seine Karawane erwischt. Wenn ihr Glück habt, sind die Händler noch da. Zur Zeit geht es ohnehin drunter und drüber mit diesen Handelszöllen und Standmieten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ihr da mit drin hängt, aber was geht's mich an." Eine zweite Laterne erhellte nun den Raum und so wirkte es schon wesentlich gemütlicher in der kleinen Hütte, die bis auf die bereits genannte Einrichtung nur noch einen Schrank und ein Bett beherbergte. "Jetzt sprecht, was hat euch aufgehalten? Ist alles gut gelaufen?"
 
Kasheek tat so, als würde er die ablehnende Haltung Erics nicht bemerken, sondern schenkte dem Schattentänzer ein freundliches Lächeln. Ihm war ein solches Verhalten nicht neu. Die meisten seiner Auftraggeber liebten zwar die Musik und den Gesang des Barden, doch mit einem Tiefling wollten sie nichts zu tun haben. Weshalb Kasheek meist hinter einem Vorhang oder auf einer Empore saß, wo ihn keiner der hohen Gäste sehen konnte. Ihm war Abneigung also durchaus nicht neu. "Jetzt ganz vorsichtig".
"Nun, Ihr habt natürlich recht. Ein Tiefling, der sich für das Leben eines Barden entschieden hat, ist mehr als ungewöhnlich. Ich bin auch nicht ganz freiwilig zu dieser Profession gekommen, wisst Ihr. Meine Eltern haben mich zum Dieb erzogen. Das passt schon besser in Euer Bild eines 'Höllenbewohners', hab ich recht?"
Genüsslich nahm Kasheek einen Schluck Rotwein, bevor er mit der Beantwortung fortfuhr: "Nach dem Tod meiner Eltern wurde ich von einer fahrenden Gaucklertruppe aufgenommen. Ich lernte das Jonglieren, Messerwerfen und Feuerspucken. Aber ein Tiefling, der Flammen speit, macht den Leuten Angst. Deshalb lehrte mich mein Mentor das Lautenspiel und den Minnesang. Man begegnete mir zwar immernoch mit Misstrauen, doch es war angenehmer für mich. Es dauerte etliche Jahre, bis ich für Händler und sogar Adlige spielen konnte. Das aber immer unter besonderen Voraussetzungen, die hohen Herren wollten ja keinen 'Höllenbewohner' in ihrer erlesenen Gesellschaft zeigen."
Wieder ein Schluck Wein. "Barden ungewöhnlicher Rassen? Nun, die gibt es sicher, doch bin ich bisher noch keinen begegnet. Wir Barden stehen in ständigem Wettstreit um die Gunst unserer Gönner, da wäre exotische Konkurrenz nicht gerade das, was ich mir wünschen würde. Nach Tiefwasser treibt mich das Geld. Meine Börse ist zwar noch voll, doch das ändert sich manchmal recht schnell. Deshalb bin ich hier. Und verzeiht, dass ich Eure geschlossenen Gesellschaft so rüde und dreist gestürmt habe, aber meist handelt es sich dabei um das Treffen von Adligen oder Kaufleuten. Und die sind immer auf der Suche nach Unterhaltung."
 
Vorsichtig warf der Halbelf einen schnellen Blick über seine Schulter, bevor er dem Alten in seine Hütte folgte. Er ging stark davon aus, das Casta selber auf die Idee kommen würde, sich nun möglichst nahe an die Hütte heranzuschleichen und zu verbergen.
Er trat ein und hätte am liebsten auf dem Absatz wieder kehrt gemacht, in Anbetracht der geruchlichen Ohrfeige, die ihm ins Gesicht schlug. Fynn verzog jedoch keine Miene und streifte seine Kapuze zurück. Das mürrische Gezänke des Totengräbers mit einem müden Lächeln schweigend hinnehmend, sah er sich in der schäbigen Hütte um. Bei dem Wort Karawane horchte Fynn auf. Standmieten, Handelszöllen... und dieser Markaresh hatte möglicherweise etwas damit zu tun? Nungut, Ohlbert wusste es ja - wie erwartet - nicht genauer. Womöglich nur unwichtiges Gelaber. Andererseits... was er flüchtig von der Unterhaltung Rhonins und des Wirtes im "20 Münzen" mitbekommen hatte, schien im Moment tatsächlich etwas los zu sein in Tiefwasser. Doch inwiefern dieses Etwas mit der Gilde und Markaresh zusammenhing, konnte Fynn unmöglich beurteilen. Es konnte wie gesagt genausogut nur dummes Gewäsch sein. Er beschloss jedoch, den Kommentar im Hinterkopf zu behalten.
"Was glaubt ihr denn? Meint ihr, ich bin da einfach reinspaziert und hätte versucht, alle abzustechen?" Fynn liess ein verächtliches Schnauben ertönen. Nicht nur wegen Ohlberts Frage, sondern auch wegen der Tatsache, dass sein unfähiger Kollege von Attentäter fast genau so vorgegangen war. Hätte der Idiot wenigstens bis zum Einzelgespräch gewartet! So wie Eric ständig auf und abstolziert war, wäre es ein Leichtes gewesen, ihn zu überraschen und ihm einen Dolch in den Rücken zu stossen, aber nein, der Elf hatte seine Tat ja lieber in dem vollen Separee vollzogen und sein Vorhaben auch noch hinausposaunt.
"Ich habe auf den richtigen Moment gewartet. Sowas...erfordert Geduld..." Fynn wählte die Worte bewusst langsam, als würde er sich verzückt an den Moment zurück erinnern. Er liess seinen Blick abwesend im Raum umherschweifen und zauberte sich dabei ein versonnenes Lächeln auf sein Gesicht. In Verbindung mit seinen Narben wirkte sowas immer besonders charmant und verlieh ihm hoffentlich einen etwas geisteskranken Touch. Etwas, was den Totengräber hoffentlich abhalten würde, nach noch mehr Details zu fragen.
"Um auf eure Frage zurückzukommen... ja, es lief alles nach Plan."
 
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Eine Entschuldigung. Eric hätte fast nicht mehr damit gerechnet, dass so etwas wie Anstand in diesem Barde steckte. Nun, er war froh nicht enttäuscht worden zu sein. Benehmen wurde sogleich erwidert. Die Strenge viel von ihm ab. Eric löste sogar seine abweisende Haltung und nahm stattdessen eine neutrale an und schenkte dem Barde lächelnde Augen. "Ihr habt es nicht leicht gehabt, wohl war. Doch nun habt ihr eine Chance euch ein zu Hause zu verdienen. Ich halte recht wenig von Vorurteilen und es liegt mir fern jemandem keine Chance zu geben." Der Vampir überlegte. Was wäre das Nächste, was es zu ergründen galt. "Nun, wie steht ihr zur Ordnung? Seht ihr einen Nutzen darin? Es sei euch ebenfalls die Frage gestellt, wie ihr zur Gruppenarbeit steht? Seht ihr euch als Einzelgänger, oder mehr als jemand, dessen Interessen sich der einer Zahl Gleichgesinnter unterordnen könnte?" Weiterhin wäre ich neugierig darauf zu erfahren, was euch gegenüber einem anderen Tiefling auszeichnet? Warum sollten wir euch nehmen? Warum auch keinen anderen Barden? Danach geht bitte etwas auf eure Schwächen ein. Es würde euch zum Vorteil gereicht, wenn ihr uns hier nichts verschweigt."



Ohlbert schniefte erneut. Schon bei der Hälfte hatte er nicht mehr richtig zugehört. Viel mehr kramte er unter den ganzen Sachen in seiner Schublade eine kleine Schatulle aus Holz heraus. "Ihr habt Glück, dass ich so gut bezahlt wurde, ansonsten wäre der Inhalt schon lange auf dem Müll gelandet. Er griff erneut nach seinem Schlüsselbund. Augenscheinlich passte keiner der Schlüssel in das winzige Schloss, welches von einigen Schnitzereien zu den Themen Tod und Wissen umringt war. Unverhofft schraubte er die Spitze eines Schlüssels ab. Fynn wurde Zeuge von einem kleinen Hohlraum im hinteren Zeil des Schlüssels. Ohlbert schüttelte diesen kurz und in seiner Hand landete ein kleinerer Schlüssel, der die richtige Größe zu haben schien die Schatulle zu öffnen. Der Totengräber fügte den Schlüssel ins Schloss. Einige Mal klickte etwas. Dann schimmerte eine gelbliche Aura um die Schatulle kurz auf und verschwand gleich wieder geräuschlos und explosionsartig. Der Deckel schwang wie von Geisterhand auf. Im Deckel befanden sich fünf, flache Fächer. Bis auf das Letzte waren alle leer. Im Fünften jedoch befanden sich zwei Zusammengefaltete Zettel. Ohlbert überreichte beide an Fynn. "Hier, der Passierschein für das Westtor. Sagt der Wache, dass euch der alte Ohlbert schickt und überreicht ihm den ersten Passierschein. Er wird euch durchlassen. Der Zweite ist für den Karawanenführer außerhalb des Tores. Wenn die Edelsteinhändler nicht schon weg sind, könnt ihr mit ihnen zurück nach Keczulla reisen. Sie werden keine unnötigen Fragen stellen und dafür sorgen, dass ihr als einer von ihnen durchgeht" Damit war das Geschäft für ihn erledigt. Ein letzter Blick auf die fünf Fächer, welche nun alle leer waren, dann schloss er die Schatulle wieder. "Eure vier Gefährten waren wesentlich schneller hier als ihr. Der erste ist schon lange wieder aus Tiefwasser raus. Scheint, als habt ihr das schwerste Ziel erhalten. Nun, alles Gute für euch. Ich hoffe wie sehen uns nicht so schnell wieder. Sagt eurem Boss, Priester, Oberkommandanten, oder was auch immer er sein mag, dass er das nächste Mal mehr springen lassen muss, als ein Säckchen Gold. Den Stress mache ich nicht noch Mal mit. Jetzt verschwindet!" Er machte eine hinaus scheuchende Handbewegung, während er sich von Fynn abwandte und die Schatulle wieder wegräumte. Zuletzt landete wieder der Schlüssel in seinem Geheimfach und der Schlüsselbund wieder am Gürtel des Totengräbers.
 
Das waren nicht ganz die erhofften Reaktionen. Geschweige denn überhaupt die erhofften Personen. Rhonin musterte den schwarzhaarigen Mann und die rothaarige Frau ausgiebig, als diese sich zu ihm umdrehten und versuchten zum einen zu beschwichtigen und zum anderen ihm die Hände abzubeißen. Zumindest wurde ihm damit auf äußerst charmante Weise gedroht, was den Magier doch ein wenig aus der Fassung gebracht hatte und ihn vorsichtshalber einen halben Schritt zurückweichen ließ. Die Beiden wirkten nicht wirklich wie übermütige Sprösslinge einer Adelsfamilie, wenn man alleine von der Kleidung ausging. Auch glaubte er nicht, dass ihm jemand aus solchen Kreisen damit drohen würde, ihm die Hände abzubeißen.

Die rothaarige Frau schien ganz eindeutig nicht von hier zu kommen, doch konnte er sie nicht so recht einordnen. Der Pelzmantel und die Tiere aus denen er wohl bestand, sprachen für nördlicher gelegene Regionen. Doch das Bild schien irgendwie nicht stimmig, schon alleine weil er sich nicht so recht vorstellen konnte, was jemanden wie sie nach Tiefwasser verschlagen könnte. Nun, er hatte ganz offensichtlich die falschen Personen vor sich. Und als der Wirt sich zu Wort meldete, wohl auch ganz offensichtlich die Falsche Situation, wie ein anderer unschöner Zufall, ihm sogar noch deutlicher bestätigte. Die Drow des roten Stiers, Ayu... Ve... irgendwas, war ebenfalls hier; was Rhonin mit unerfreulicher Verwunderung und erhobenen Augenbrauen registrierte. Sein Blick schweifte über alle Anwesenden. Dann verlor, von einem Moment auf den nächsten, das Metallstäbchen sein gelbes nebelartiges Glitzern und sank langsam auf die Hand des Magiers zurück. „ICH MUSS UM VERZ....“ Rhonin räusperte sich donnernd, als er merkte, dass seine Stimme immer noch magisch verstärkt war. „Ich Muss um Verzeihung bitten. Mir scheint, es handelt sich hierbei um ein Missverständnis meinerseits.“ Gab er ehrlich zu, hob beschwichtigend die Hände vor der rothaarigen Wilden und schob langsam das Kurzschwert zurück in die Schwertscheide. Auch das Metallstäbchen verschwand wieder in einer Tasche unter seiner Robe.

Dann erklärte sich Rhonin fairerweise, dabei hauptsächlich an Ismail gerichtet. „Meine Name lautet Rhonin Telverus. Ich wurde von eurem Freund...“ Er überlegte, doch musste sich wieder schändlich eingestehen, dass er entweder den Namen des Wirtes vergessen hatte, oder er diesen nie nannte. „...Dem Wirt des '20 Münzen' gebeten, hier mal nach dem Rechten zu sehen. Es zieht wohl eine Bande von hochwohlgeborenen Bälgern durch die Stadt und sorgt für Probleme bei den hiesigen Gasthäusern und Tavernen. Ein ziemliches Ärgernis. Ich Habe zugestimmt mich als Außenstehender darum zu kümmern. Ich habe wohl lediglich die Situation hier falsch eingeschätzt. Offensichtlich handelt es sich bei euch nicht um die Gesuchten und demnach, haben wir hoffentlich auch kein Problem.“ Ein hoffnungsvoller Blick glitt über die Anwesenden und haftete etwas länger auf der rothaarigen Wilden, die ihm zuvor damit drohte ihm die Hände abzutrennen. Abzubeißen um genauer zu sein. Er war sich zwar nicht sicher, wie sie das von Statten bringen wollte, aber er würde es nur ungern darauf ankommen lassen. Wilde von ihrem Schlag, waren unberechenbar für Rhonin. Er räusperte sich abermals und fuhr fort. Blickte dabei zu Ismail. „Jedenfalls. Ich würde mich gerne mit euch unterhalten, Ismail.“ Nach einer kurzen Pause wechselte sein Blick zu der Dunkelelfe. Sie hatte es zwar nur Vage angeschnitten, aber Rhonin nahm an, sie beide verfolgen das gleiche Ziel. Immerhin war sie, trotz ihrer und Rhonins kurzen Vergangenheit ein Mitglied der Gilde, der Rhonin ebenfalls beitreten wollte. Darum ergänzte er versöhnlich. „Und ich bin trotz gewisser... Zwischenfälle... bereit mit dir zusammenzuarbeiten, Drow.“ Wirkliche Freude empfand er dabei nicht und ließ auch keine große Begeisterung in seiner Stimme mitschwingen.
 
Im Schatten mehrerer Bäume verborgen hatte Casta die Hütte des Totengräbers und den Weg dorthin gut im Blick. Langsam näherte sich eine gebeugte Gestalt, die eine Laterne vor sich hielt. Er schien keine Bedrohung darzustellen, doch Casta blieb skeptisch. Wer wusste schon, ob das Schlurfen nicht nur eine Tarnung darstellte. Sie hielt ihr Blasrohr in der Hand, doch das Aufeinandertreffen von Fynn und dem Totengräber verlief ohne sichtbare Zwischenfälle. Als die beiden in der Hütte verschwanden, seufzte sie leise auf. Sie bat Cyra mit einem Keckern, vorzulaufen und sich einen Platz zu suchen, der es ihr ermöglichte, durch das Fenster das Geschehen in der Hütte zu beobachten. Sofern dies bei den ziemlich schmierigen Scheiben überhaupt möglich war, selbst das Licht der Laterne drang nur gedämpft nach draußen. Sollte Fynn in Bedrängnis geraten, würde sie dies durch Cyra erfahren. Währenddessen schlich sie im Schatten der Bäume und Grabsteine an die Hütte heran und verbarg sich hinter einem Busch. Die ganze Situation gefiel ihr nicht. Sie hatte keine Ahnung, was in der Hütte geschah, doch näher heran konnte sie nicht, ohne entdeckt zu werden, sobald jemand aus der Hütte heraustrat oder sich ihr näherte.
 
Als Eric die Arme vor der Brust nach unten nahm, musste Kasheek einen Schluck Wein nehmen, sonst hätte der Anführer der Gilde das breite Grinsen des Barden bemerkt. Alles lief besser, als es sich der Tiefling ausgemalt hatte. Gut, es war zwar erst der Anfang des Gespräches, doch Kasheek war guter Dinger. Umso leichter fiel es ihm, auf den nächsten Frageschwall zu reagieren: "Wie ich zu Ordnung stehe? Nun, da ich es bevorzuge, nicht in ständiger Angst um mein Wohlergehen leben zu müssen, bin ich schon ein Freund der Ordnung. Zuviel Ordnung ist aber auch langweilig, deshalb darf es ab und an auch ein bisschen Chaos sein. Intigen, Krieg und Attentate machen das Leben doch erst lebenswert, findet Ihr nicht? Im großen und ganzen zieh ich die Ordnung jedoch dem Chaos vor. So hat der Barde ein leichteres Leben." Während der Tiefling wieder zum Kelch griff, versuchte er, die Absicht hinter diesen Frage zu erkennen. Klar, sie zielten darauf ab, herauszufinden, ob Kasheek sich loyal gegenüber der Gilde verhalten würde. Aber konnte der Schattentänzer die Loyaliät an ein paar Antworten festmachen?
Mit einem innerlichen Schulterzucken fuhr Kasheek fort: "Ich bin zwar bisher immer als einzelner Barde durch die Lande gezogen, doch verschmähe ich die Arbeit mit anderen nicht grundsätzlich. Wie Ihr sicher bereits bemerkt habt, bin ich ein offener und geselliger Typ. Ich stehe Gruppenarbeit also nicht ablehnend gegenüber." Kasheek versuchte, möglichst unverbindlich zu antworten. Sollte Eric doch selbst herausfinden, wie der Tiefling diese Antwort gemeint hatte. "Andere Tieflinge hassen die Menschen", erklärte der Barde auf die nächste Frage, "Sie hegen genauso Vorurteile wie ihr gegenüber uns. Das gleiche gilt für Elfen, Zwerge und allerlei andere Rassen. Da ich in einer bunten Gauklertruppe aufgewachsen bin, sind mir solche Vorurteile fremd. Wenn man mir gegenüber nett und freundlich ist, ist mir die Rasse meines Gegenübers egal. Ich geh mit Angehörigen anderer Rassen also nicht anders um wie mit anderen Tieflingen."
"Wieso Ihr nicht einen anderen Barden nehmen solltet? Weil ich der Beste bin. Ich kenne mich ziemlich gut in den Strukturen von Adel und Handel des Kontinents aus. Ich kann gut Informationen beschaffen und erlange schnell Zugang zu den verschiedensten Kreisen."
Nun wollte Eric noch etwas von Kasheeks Schwächen wissen. Solche Fragen waren dem Barden nicht gerade lieb, er stellte sich ungern selbst ins schlechte Licht. "Schwächen...manchmal rede ich möglicherweise zu viel und auch verletztend. Das bringt mich in gefährliche Situationen. Ich bin nicht der beste Kämpfer und das einfache Volk misstraut mir sicher mehr, als dass es mir sein Vertrauen schenkt."
 
Ausgezeichnet. Fynn wusste, dass diese Art von Mittelsmännern vor allem das Geld vor Augen hatten, welches sie sich mit ihren Diensten verdienen konnte. Sich tiefer in die Angelegenheiten ihrer Kunden zu mischen, bedeutete für sie sowieso meistens nur Ärger. Der Totengräber hörte ihm gar nicht wirklich zu, sondern beschäftigte sich lieber mit einer kleinen, seltsam verzierten Schatulle. Ob die Schatulle bereits Ohlbert gehört hatte? Oder hatte er sie zusammen mit den Papieren erhalten? Wenn letzteres der Fall war, lieferten bereits die Verziehrungen auf der Schatulle womöglich Hinweise auf Markaresh. Fynn erkannte aber weder Symboliken noch ein Wappen, das er sich hätte einprägen können.
Schweigend sah er dem Totengräber bei seinem Tun zu und verstaute anschliessend schnell die Papiere in einer Tasche an seinem Gürtel. Aufmerksam hörte er zu, was Ohlbert ihn im Anschluss zu tun anwies. Er nickte dem Alten zum Abschied nur ausdruckslos zu. Dass er verschwinden sollte, brauchte der ihm nicht zwei mal zu sagen.

Eiligen Schrittes nahm Fynn den Weg zurück, den er gekommen war. Er lauschte darauf, ob Ohlbert ihm folgte und warf mehrmals einen Blick über seine Schulter, um sich zu vergewissern. Während er dem mit Kieselsteinen aufgeschütteten Pfad zum Ausgang des Friedhofs folgte, verinnerlichte Fynn die Informationen, an die er gekommen war. Er, beziehungsweise der Elf-Attentäter, war also nicht der Einzige gewesen. Wer waren die Ziele der anderen vier Assassinen gewesen? Die Gilde des roten Stiers stand also nicht alleine auf Markareshs Abschussliste. Hatte es etwas mit dieser Händlersache zu tun? Aber wo stand da wiederum die Verbindung zur Gilde? Wie dem auch war, es war nicht an ihm, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen oder zu entscheiden, was sie nun mit diesen Informationen anfingen.
Ihm kam ein weiterer, ihn auf persönlicher Ebene beunruhigender Gedanke: Keczulla.
Von allen Orten, die sich diese Markaresh-Typen hätten aussuchen können, musste es ausgerechnet ein Ort in Amn sein...

Fynn erreichte das Gittertor. Er konnte die patroullierende Wache nicht hören, daher öffnete er das Tor und huschte erneut schnellstens hindurch, nur um auf der anderen Seite sofort im Schatten der Häuser unterzutauchen. Er ging noch etwas weiter und wartete anschliessend in einer dunklen Seitenstrasse auf Casta.
 
„Die Freude ist ganz meinerseits Rhonin Telverus.“ , kommentierte die Drow des Magiers Aussage zuckersüß lächelnd ohne Anstalten zu machen ihm freundschaftlich die Hand zum Gruß darzureichen wie es unter Oberflächlern anscheinend üblich war. Sie hatte nicht vergessen, dass er sie als 'elende Attentäterin' betitelte und hielt es in anbetracht dessen nicht für besonders klug, hier eine peinliche Situation der Ablehnung für sie heraufzubeschwören. Allerdings hielt sie viel von seinen Reflexen als Magier, genauer gesagt ausgerechnet wegen diesem Satz und dem nachfolgendem Geschehen im 20 Münzen. Und auch sein Auftreten hier. Ja, er machte hier eine ziemlich passable Figur mit seiner Vorgehensweise. Auch in dieser Situation.

Und da war die Bereitschaft der Zusammenarbeit mehr, als sie erwartet hatte.

Während Ismail eifrig nickte und somit seine Zustimmung signalisierte darüber zu reden und auch schon in seinen Erklärungen ansetzte, kam die Dunkle hinter der Theke hervor und ging direkt auf die Tür zu. Dass sie dabei auch nahe an Sámur vorbei musste, der sich wohl leicht schützend vor Astrid gestellt hatte, kam ihr dabei nur Recht. Sie sah ihn nicht direkt an als die Tür leise ins Schloss fiel, doch ein Seitenblick und ein leicht abschätziges Lächeln wanderten dabei schon von oben bis unten über seine Statur.

„Ihr seid nicht unbedingt das, was die Gilde braucht, wenn ihr mit Panik in der Stimme euch unbewaffnet schützend vor ein ...“, Ayu’s Blick fiel kurz an Sámur vorbei in Astrids und dann wieder in des Wolfsmenschen Augen „bei allem Respekt für dich Astrid ... Mädchen stellt, die einem Magier die Hände abbeißen will.“, Ayu konnte sich ein leicht amüsiertes Lächeln mit hochgezogener Augenbraue zu Astrid nicht unbedingt verkneifen. Die überhebliche Arroganz der Drow allerdings, mit der sie ihre Worte bewusst wählte blieb als sie weitersprach jedoch bestehen: „Ich hörte allerdings etwas in ihrer Stimme, was ich bei Euch misste. Wie war doch gleich Eure Name? Sá?“, und schob ihn damit auch schon desinteressiert beiseite, sofern das möglich war, um Astrid näher in Augenschein zu nehmen. „Was habt ihr damit gemeint, ihr ‚beißt’ ihm die Hände ab?“, und falls sich Sámur auch nur einen Millimeter verabschiedend in Richtung Ausgang bewegen wollen würde, sollte er sich das noch einmal gründlich überlegen. Denn für Ayu, war er noch lange nicht aus dem Schneider, auch wenn sie desinteressiert an ihm wirkte.


Ismail unterdessen begann zu berichten. Er fühlte sich sicher genug, wenn dieser Mann von Gunnar geschickt wurde, denn auf seinen Freund konnte er sich immer verlassen... außerdem war ja auch noch Ayu da.

„Also, wenn Gunnar Euch schon um Hilfe bat, ääh... gehört ihr zur Gilde?“, begann er neugierig und auch unsicher lächelnd, Ayu hatte zwar die Zusammenarbeit mit Rhonin abgesegnet, doch besann er sich dann darauf Unschuldige nicht mit in die Sache hereinzuziehen. „Versteht mich nicht falsch, aber ein Mann alleine als Außenseiter reicht nicht aus, um... um sie ... nun... aufzuhalten. Und ich will nicht ... also ich hänge doch sehr an meinem Leben... wisst ihr? Wenn allerdings die ... die Gilde, also DIE Gilde... dann sähe das doch sehr... also ich bin dann eher zuversichtlich... denn an die Stadtwache kann ich mich nicht wenden.“ entschuldigte er sich sogleich und blickte wieder zur Drow, die die beiden Neulinge im Verhör hatte. „Wisst ihr, es hat auch schon Hartwig erwischt... und mit Vergewaltigung und Schmuggel, will ich nichts am Hut haben. Wie soll ich denn beweisen, dass ich’s nicht war? Hm?“ zischte er leise flüsternd in Richtung Rhonin und blickte besorgt in dessen Augen.
 
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"Intigen, Krieg und Attentate machen das Leben doch erst lebenswert, findet Ihr nicht?" Bei diesen Worten ließ Eric ein leise Grollen hören, ließ den Barden jedoch zuerst auf die anderen Fragen Antwort geben, bevor er darauf reagierte. "Ihr seid ziemlich weltfremd, wenn ihr die Ansicht habt Gefallen an Intrigen und Krieg zu haben. Habt ihr schon mal einen Krieg mitgemacht? Ihn überlebt? Ich kann euch sagen, dass dies auf mich zutrifft und das mehr als nur Einen." Er ging auf Kasheek zu. Wieder überließ er seiner vampirischen Aura die Dominanz, welche Eric umschlang und dann auf den Barden einströmte. Im Zusammenhang mit der tiefen, maskulinen Stimmen war es ein sehr überzeugendes Bild was Eric da abgab. Von Einschüchterung bis Faszination konnte alles auf den Gegenüber wirken.

"Die Schreie der Unschuldigen, Söhne, Väter, Ehemänner, nur auf das Wort eines Fremden warteten, der ihnen befahl das Leben Anderer auszulöschen, oder ihr Eigenes zu geben für die Sache. Welche Sache, frage ich euch, wenn doch nur der Sensenmann reiche Ernte an diesem Tag trägt! Die Angst der Familien. Ihre hoffnungsvollen Blicke aus Fenster und Türen, ob doch nicht das geliebte Familienmitglied endlich den Weg entlang kommt, wenn der Moment da ist, wann sie ihn wieder in ihre Arme schließen können. Viele warten vergebens. Nie wieder werden sie sein Gesicht sehen, nie wieder seine Stimme hören. Nein mein Herr, nein! Krieg hat nichts schönes an sich. Jeder geführte Krieg ist schon eine Niederlage, auch wenn die Törichten einen Sieg vom Schlachtfeld tragen. In der Nächsten werden sie wieder kämpfen und nur Oghma weiß, wer dann noch siegreich sein wird!" Ein kurzes, lautes Ratschen war das Zeichen, dass Eric beim Tisch angekommen war, der unter den Füßen des Tiefling ein Stück weit zu ihm geschoben wurde.

Eric schloss die Augen, fand seine Entspannung wieder. Er hat sich hinreißen lassen von vergangenen Tagen zu erzählen. Viele lagen schon lange zurück. Zulange als das man sie nicht ruhen lassen sollte. Er rieb sich mit zwei Fingern die Schläfe. "Zurück zum heutigen Tag. Es war nicht zu überhören, dass ihr sehr von euch überzeugt seid. Wahrscheinlich ist das euer täglich Brot. Lasst uns noch einmal auf eure Fähigkeiten kommen. Ihr meint, ihr kommt gut und viel an Informationen. Ich vermute mal, dass ihr als Tiefling nicht das direkte Gespräch sucht, oder? Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass ihr ohne Magie das Vertrauen der Fremden erlangen vermögt."
 
Fynn marschierte aus der Hütte hinaus und Sekunden später saß Cyra wieder in Castas Tasche und sie schlich ihm im Schutz der Bäume und Grabsteine hinterher. Ab und an versicherte sie sich, dass der Totengräber in seiner Hütte blieb. Ein Blick aus den Fenstern würde ihm nicht viel verraten, schmierig, wie sie waren. Blieb das quietschende Gittertor als Hürde, doch auch dieses überwand sie ohne von jemandem gesehen zu werden. Vermutlich waren die Wachen um diese Zeit weniger wachsam denn trunken. Sie sah Fynn gerade noch in eine Seitenstraße verschwinden und folgte ihm dorthin, neugierig darauf, was er erfahren hatte.
 
Ein argwöhnischer Blick traf die Dunkelelfe, als diese ihn so blumig antwortete und dann nach vorne schritt. Rhonin setzte sich, als hätte er ein stummes Signal dazu erhalten, zeitgleich mit der Drow in Bewegung und tauschte mit ihr die Plätze, ohne dabei eine nennenswerte Reaktion zu zeigen, außer dass sich seine Brauen etwas zusammenzogen, als sie sich auf halber Strecke passierten. Die beiden anderen Anwesenden waren erst einmal vergessen, da sich wohl ohnehin die Drow ihrer annahm. Sie interessierten ihn schließlich nicht, hatten sie scheinbar ja ohnehin nichts mit dieser Angelegenheit zu tun, die der Magier eigentlich so schnell wie möglich über die Bühne bringen wollte. Rhonin kam aber nicht drum herum, irgendwie Mitleid mit den beiden Unbekannten zu haben. Es war sicher alles andere als angenehm, so von der Drow Elfe taktiert und verhört zu werden.

Die Aufmerksamkeit des Magiers gehörte nun ganz Ismail und dem was er zu erzählen hatte. Auf die anfängliche Frage seiner Zugehörigkeit zur Gilde, schüttelte Rhonin verneinend den Kopf und entgegnete ein knappes „Noch nicht“, was den Wirt veranlasste, kurz seinen Blick abzuwenden und etwas verunsichert auf der Unterlippe rumzukauen, bevor er weitersprach. Alle weiteren Erzählungen nickte Rhonin nur ab, was mehr ein höfliches Zeichen seiner Aufmerksamkeit darstellte, als dass er tatsächlich Anteil an dem Erzählten nahm. Schließlich war es alles andere als informativ und auf den Punkt gebracht. Genau genommen war der Wirt nur am Jammern und nutzte den Magier förmlich als Kummerkasten. Rhonin konnte das durchaus verstehen. Ja, er hatte sogar irgendwie Mitleid für die Situation des Wirtes und nahm auch an, dass dieser sich unter einer Art Schock befand. Doch er hatte nicht viel übrig für zwischenmenschliches und wusste auch nicht genau, wie er nun darauf reagieren sollte. Den alten Mann tröstend in den Arm zu nehmen und ein obligatorisches ‚Alles wird gut‘ Singsang anzustimmen, schien ihm zumindest nicht angebracht. Nein, Rhonin entschied sich eher dazu, seine falsche Betroffenheit dadurch auszudrücken, dass er etwas betreten zu Boden starrte, die Lippen leicht aufeinander presste und verstehend einfühlsam nickte. Das sollte auch reichen, empfand der Magier und blendete, vielleicht etwas zu schnell, von Betroffenheit zu Tatendrang über. „Erzählt mir doch etwas über die, die das mit euch gemacht haben. Wie viele sind es, wer sind sie, sind sie gefährlich und noch viel wichtiger, wo könnte ich sie wohl finden?“
 
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Ismail lächelte freundlich und bedeutete Rhonin sich gerne ein Pinnchen zu nehmen und sich von der rötlich schimmernden Flasche vor oder besser gesagt zwischen ihnen stehend, zu bedienen. Auch alleine schon deshalb, weil er selbst noch einen haben wollte.

„Ich sagte schon zu Ayu, so dreist waren sie noch nie. Zuerst waren es nur ein paar harmlose Burschen, die ihren Spaß haben wollten.“, und schaute erwartungsvoll zu dem für ihn noch leeren Pinnchen bevor Rhonin ihm freundlicherweise einen einschenkte und wartete nicht ab, bis der Magier sich eventuell sogar selbst einen genehmigte.
„Nnghhaaachhh...“ erklang es aus des Wirtes Mund, als dieser seinen selbstgebrannten Schnaps in einem Zug geleert hatte und herunterschluckte. „Gunnar, der euch schickte, erzählte bislang immer nur von seinem guten Geschäft mit den Jungs. Sie waren harmlos.“ Ismail blickte Rhonin ernst an und sah dann zu Ayu und den anderen hinüber. „Glaubt mir, sie war baden, sonst hätten die nicht so leichtes Spiel mit mir gehabt.“, bevor er wieder auf die Theke starrte und sich dann seines chaotischen Lokals bewusst wurde, als er seitwärts von Rhonin abgewandt in den Schankraum blickte. „Es ist für uns alle eine prekäre Situation.“

Ein kurzes Schweigen, so, als besänne sich Ismail auf etwas bevor er fortfuhr.
„Es war untypisch für sie... heute noch mal aufzutauchen. Vor geraumen Mondzyklen begann alles ganz harmlos. Zuerst waren es nur Burschen, die Spaß hatten. Sie zogen durch die Stadt von Kneipe zu Kneipe. Waren oft in Frauenbegleitung und machten nie Ärger. Sie tranken hatten Spaß und verschwanden wieder.“ Ismail nickte zur Drow hinüber, bevor er an Rhonin gewandt und diesen wieder ansehend weiter fortfuhr: „Ich erzählte ihr schon, dass sich das Bild vor einem Mondzyklus änderte.“, seufzte der Wirt: „Gunnar vom zwanzig Münzen erzählte plötzlich, sie wären nicht mehr in Frauengesellschaft da gewesen, sondern trafen oft einen Mann in zwielichtiger Kleidung, der ihnen ein Päckchen rüberschob. Zuerst nichts ungewöhnliches, oder bedrohliches.“, machte der Geschundene erneut eine Pause. „Man hörte immer mal was von Vergewaltigungen oder Schlägereien, doch nie war einer von uns darin verwickelt gewesen.“ Er senkte den Blick auf die Theke und sah dann zu Astrid und Sámur hinüber, die mit Ayu beschäftigt waren.
„Dann traf es Hartwig als ersten. Seine Kneipe im Händlerviertel ist dicht. Es heißt er hätte Susanna vergewaltigt und Schmuggel betrieben. Als die Stadtwache dem auf den Grund ging, fanden sie ein Päckchen offen unter seiner Theke. Er war immer ein anständiger rechtschaffender Mann. Immer.“

Ismail sah verbittert in Rhonins Gesicht nachdem er endete. Doch der Magier konnte darin auch etwas flehendes sehen. Etwas, was ihm Angst machte. Und der Magier konnte wohlmöglich sogar Machtlosigkeit feststellen.
Der Wirt machte keinerlei Anstalten, die Namen vorerst freiwillig herauszurücken. Es sah fast so aus, als fürchtete er die Konsequenzen mehr, als des Magiers Hilfe. Doch dann sagte er nur auf seine Hand starrend: „Sie nennen sich die Goldfinger-Bande.“

Rhonin konnte an Ismail beobachten, dass es für ihn am unverfänglichsten war, diesen Namen zu nennen. Er konnte auch mit etwas Beobachtungsgabe feststellen, das Ismail genau vor Augen hatte, wer das war und wie gefährlich sie waren, als dieser seine gebrochene blaue Hand fixierte und wieder leicht anfing zu erschaudern, als fürchte er um sein Leben. Dann sah er mit einem Ruck zu Rhonin auf und fixierte diesen wütend mit seinen funkelnden Augen: „Haltet Euch da raus Fremder, wenn ihr nicht unser aller Leben in Gefahr bringen wollt! Ihr alleine macht die Sache nur noch schlimmer für uns!“ und begann schluchzend zu weinen. Es war fast so, als realisiere der Wirt jetzt erst – wo vielleicht auch der Schock und das Adrenalin nachließen – was genau mit ihm passiert war und wie sehr er doch in auswegslosen Schwierigkeiten steckte und es eigentlich nur noch den Weg der Flucht nach vorne gab.

Ayu hörte jedes Wort, welches zwischen Ismail und dem Magier gewechselt wurde und tat ungerührt, als sie auf die Antwort Astrids wartete. Und sie beschloss sich vorerst nicht der Sache zwischen Rhonin und Ismail zu widmen. Sie hatte vollstes Vertrauen, das der Magier Herr der Lage bleiben würde und herausfände, um was es hier ging. Denn, um was es hier ging, war für Ayu schon klar. Doch erst musste Ismail noch Vertrauen in dem Fremden fassen. Und bei der Prozedur der Hoffnungsgebung, konnte Ayu ve Nerva nun nicht helfen, vorerst zumindest nicht. Und so wartete sie mit gespitzten Ohren auf beiderlei Antworten: Auf die, wie Rhonin die Interessen der Gilde vertreten würde, der er ja nun schon eigentlich unwissenderweise angehörte indem er in den Fall hineingezogen wurde und auf der anderen Seite Astrid mit Sámur, wo sie sich noch nicht sicher war, ob es sich lohnte die beiden rekrutieren zu wollen, oder es auch zu können.
 
Kasheek war bemüht, einen selbstsicheren Gesichtsausdruck zu behalten. Doch wenn man auf seine Hand sah, die den Weinkelch umklammerte, konnte man das Zittern deutlich erkennen. Erics Moralkeule und der damit verbundene Auftritt, hatte dem Barden eine Heidenangst eingejagt. Und das kam durchaus nicht oft vor! >Bei den Göttern! Jetzt habe ich mich aber einen Riesenbrocken in den Weg gelegt. Ich muss das irgendwie glatt bügeln.< Der Tiefling schluckte ein paar Male und versuchte Eric wieder in die Augen zu sehen, denn zuvor hatte er den Blick wie ein Feigling abgewendet.
"Ich..." Kurz stockte Kasheek. "Ich habe es nicht so gemeint, wie Ihr es gedeutet habt. Ich will den Krieg nicht, ich will auch nicht, dass unschuldige Menschen getötet werden. Aber es ist nunmal leider so, dass der Krieg die größten Balladen schreibt. Heldentaten, Liebesgeschichten, Tragödien, all das entsteht zu Zeiten, in denen die Schlachten toben. Es tut mir leid, wenn Ihr das Gräuel eines Krieges miterlebt habt und möchte mich für meine äußerst unbedachte Äußerung aus tiefstem Inneren entschuldigen." Demütig neigte Kasheek den Kopf, um seiner Bitte um Verzeihung zusätzliches Gewicht zu verleihen.
Schnell ging der Tiefling dann zu den nächsten Fragen über: "Es kommt immer auf den Gegenüber an, ob ich mit oder ohne Magie zu Informationen komme. Aber Ihr habt recht: bei den meisten muss ich auf meine magische Fähigkeiten zurückgreifen. Vorallem das einfache Volk lässt sich stark von den Vorurteilen leiten."
 
Ein stockender Barde. Eric wurden immer neue Seiten an Kasheek gezeigt. Nun kam auch noch Demut hinzu. Für wahr, wenn man über die große Klappe hinwegsah und das Dauergrinsen nicht ganz so sehr auf sich wirken ließ, kam ein ziemlich netter Kerl zum Vorschein. Wer hätte das gedacht? Einmal mehr war der Vampir froh darüber keine Vorurteile zu haben. Sonst wäre ihm diese Art an Kasheek wohl möglich nie aufgefallen. Hinzu kamen die Informationen, nach denen er gefragt hatte. Magie und Auftreten waren es, welche den Leuten die Informationen entlockten. In der Tat sehr nützlich. Eric fielen sofort einige Situationen ein, wo ein Barde die bessere Wahl wäre, als ein Dieb, oder ein Spion. Allein nur den Faktor der Ablenkung, welchen Kasheek hervor zaubern konnte, würde nicht zuletzt hier und da einen großen Vorteil erschaffen. Ganz zu schweigen von den Momenten wo man mit Einschüchterung, oder Diplomatie nicht weit kam. Ja, Eric hatte durchaus Interesse gefunden an diesem hier. "Kasheek ich möchte euch für eure Offenheit danken. Mein Wissensdurst ist hier gestillt. Es obliegt nun Desideria weitere Fragen an euch zu richten, wenn sie welche auf dem Herzen hat. Falls nicht, möchte ich mein Versprechen vom Anfang in die Tat umsetzen und euch im Gegenzug gestatten, mögliche Fragen an uns zu stellen, sei es zu unserer Person, oder der Gilde selbst."
 
Astrid war im Moment der Anspannung wie elektrisiert und als Rhonin vernünftiger Weise beschloss, seine magischen und physischen Waffen wegzustecken, konnte sich die Wilde erst einmal wieder erden und verlor den Reiz und die Aggression, genauso schnell wie sie gekommen waren. Ihre Muskeln entspannten sich und mit einem statischen, ernsten Blick verschaffte sie ihrem Handeln wortlos Nachdruck. Sie hatte ihren Punkt klar gemacht, nochmals, so war Astrid sich sicher, würde sich der Zauberer nicht trauen ihr unvorbereitet glühende und Funken schlagende Magie ins Gesicht zu halten. Wie sie diese Arten der Magie hasste, die Wilde sah in ihr nichts als Schwäche. Alte gebrechliche Menschen hielten sich mit Magie am Leben, den Wahnsinnigen gab es Macht und den Königen festigte es ihre. Man versuchte der Natur und ihren Plänen zu trotzen, in Astrids Augen nicht mehr als ein lächerlicher Versuch sich gegen das Wilde im Inneren zu wehren. Und für die Arroganz das nicht einzusehen hasste Astrid Zauberer.

Beruhigt atmete die Wilde einige Male tief durch und versuchte zu fassen in was sie hier hinein geraten war. Und sie verstand nicht ganz. Die Städter beauftragten andere Leute dafür ihre Angelegenheiten zu klären? Wenn sich dieser Wirt und seine Freunde nicht wehren konnten, dann verdienten sie wohl auch ihre Kneipen nicht und wenn sie ihre Freiheit nicht zu verteidigen wussten, dann ganz sicher auch nicht diese. Die Natur pflegte hier eine einfache Regel zu lehren: Was du nicht behalten kannst ist auch nicht deins. Der Stärkste im Rudel frisst als erstes, das war schon immer so. Doch Astrid schob die Gedanken schnell beiseite. Als sie wehleidig nach Tiefwasser aufgebrochen war, hatte sie geschworen sich so wenig in die Angelegenheiten der Elfen und Menschen aus diesem unvergleichlichen Dreckloch einzumischen. Einer der viele guten Ratschläge die sie von Doreah gelehrt bekommen hatte und deren Befolgung sie soweit gut durchgebracht hatte, die Wilde wollte jetzt nicht mit Ausnahmen anfangen.
Ihre Aufmerksamkeit wurde ohnehin schnell von der Drow beansprucht. Astrid wäre wohl zu ihrem Plan zurückgekehrt, Ayu zu ignorieren und sich an Sámur zu halten so lange sie musste, doch als die Dunkle die Tavernentür schloss wurde die Nord nervös. Dieses altbekannte, beklemmende Gefühl kroch langsam über ihren Rücken und erinnerte den Rotschopf auf unangenehmer Weise daran, dass sie nicht sonderlich gut in zivilisierten Kreisen war. Geschlossene Räume, und diese gehörten zu ihrem Leidwesen zu den bevorzugten Hausstrukturen der urbanen Welt, waren eine Qual für sie. Astrid fühlte sich vom frischen Wind, der rauen Erde und den feuchten Wurzeln der Wildnis abgeschnitten und daraus resultierte eine nervliche Schwächung ihrerseits.

"Was habt ihr damit gemeint, ihr ‚beißt’ ihm die Hände ab?", Astrid stutzte und glotze die Drow fragend an. Erneut blieb Astrid an den roten Augen der fremden Elfe hängen und stellte zum ersten Mal fest, wie mächtig ihr Blick dadurch schien. Ob die Wilde selbst auch so wirkte? Sie kannte ihr Spiegelbild praktisch nur von stehendem Wasser, und wahrscheinlich hatte sie sich öfters mit einer kalten Hundeschnauze im Teich ihrer Wahl wiedererkannt, als mit ihrer kleinen Stupsnase. War sie hübsch? Eine unbeantwortete Frage.
"Nun", meldete sich Astrid schließlich zu Wort, sie redete sehr langsam und betonte jedes Wort als würde sie mit einem Kind reden. Wirklich, was war so schwer zu verstehen? "Ich meinte damit", fuhr sie fort, "ich nehme seine verdammten Hände, öffne meinen Mund, beiße zu und reiß die vermaledeiten Dinger ab! Was ist daran so schwer zu kapieren?" Die letzten Worte hatten wieder ihr altes Feuer in sich, diese Wildheit die ihre Worte zu etwas Endgültigem machten, etwas von dem klar war, dass Astrid es so meinte.
 
Der Dunkelelfe blieb nicht verborgen, dass Astrid an ihren Augen hing, denn zugegebener Maßen, war es für Ayu ve Nerva nicht minderkomisch in ebenso rote Augen zu blicken.
Nicht viele Menschen schafften das Ayu ziemlich verwirrt guckte doch, als ihr Gegenüber sich wahrheitsgemäß erklärte konnte die Dunkle gar nicht anders. Und so nickte sie bedächtig und fasziniert mit leicht geöffnetem Mund, so, als wolle sie noch etwas anfügen wusste aber nicht genau was sie sagen sollte. Da war wieder der Tonfall, den Ayu auch schon zuvor vernahm, als sie die Augen geschlossen hatte. Und dieses Mal, war sie in der glücklichen Lage ihre Mimik lesen zu können. Wie erwartet stand das durchaus nicht im Widerspruch, sondern war klar und deutlich für sie von Astrid vernehmbar.

Schließlich lächelte die Drow freundlich und offen. Sie hatte ihre innere Analyse über Astrid für ein vorläufiges Ergebnis abgeschlossen und ihr Verstand hatte die Wilde als wahr eingestuft. Für Astrid hieß das, sie brauchte sich keine Sorgen machen. Ayu hingegen schon. Es bedeutete zwar in ihrer Sichtweise, dass sie Astrid ganz genau anhand der Stimme identifizieren konnte und sich keine Sorgen um Intrigen zu machen brauchte, innerlich liefen jedoch in Ayus Kopf die Gedanken Sturm.

Einerseits war sie froh, dass sie nicht auf die kleinen Lügen die bei manch anderem Oberflächler, wo die Worte schwammig waren und nicht zur Mimik oder Stimmlage passten, zu achten brauchte. Andererseits, was allerdings noch nicht für sie deutlich wurde und dennoch klar herüber kam war, warum die Kleine nervös wurde und das gar nicht im Zusammenhang mit ihrer Stimme im Einklang stand. Ayu konnte es noch nicht so eindeutig identifizieren denn, sie selbst hatte ihr Gegenüber jedenfalls nicht durch ihr auftreten nervös gemacht und so schaute Ayu sofort und bedächtig zu der geschlossenen Tür, danach wieder zu Astrid. Ein leicht schiefgelegter Kopf mit fragenden Augen ihr gegenüber und Ayu ging wieder zu der Tür und öffnete diese immer noch schweigend um eine Reaktion darauf zu sehen. Bevor sie sich jeder anderen Tat widmen konnte, musste sie das erst für sich geklärt wissen.
 
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