Ukraine - Berichterstattung durch die West-Brille
Kann diesen kurzen Beitrag von Zapp nur empfehlen. Ich hatte die Redaktion aus eigenem Interesse in einer E-Mail mal darum gebeten, sich bitte die deutsche Berichterstattung zur Ukraine unter die Lupe zu nehmen - offenkundig hatten sie das auch vor, das Ergebnis ist relativ klar. Die Berichterstattung ist ausgesprochen einseitig und parteiisch. Auf dieser medialen Grundlage eine Einschätzung der Situation vorzunehmen finde ich schwer. Am Ende ist es das übliche "
Russland ist böse" und "
Der Westen will nur das beste für die Ukrainer" - dass das ziemlich simpel gestrickt ist, wird wohl niemand bestreiten.
Eine Deeskalation der Situation, da stimme ich Gregor Gysi zu, kann nur ein Außtensteher leisten. Sowohl die EU und USA sowie Russland haben zu stark in den inneren Angelegenheiten der Ukraine interveniert um in irgendeiner Form als glaubhafte Gesprächspartner fungieren zu können; beide haben mit ihren Machtspielchen den inneren Konflikt der Ukraine zu einem äußeren Konflikt deeskaliert. Ich wäre froh, könnte man ein Personal wie z.B. Kofi Annan dazu bewegen sich vermittelnd in den Konflikt einzubringen. Auch die Idee Gerhard Schröder ggf. einzubeziehen wäre nicht unklug - er steht qua seiner Biographie wohl zwischen beiden Seiten. Einerseits ex-Bundeskanzler und andererseits Vertrauter von Putin. Seine geringe Glaubwürdigkeit in Deutschland sollte man dabei nicht zum Maßstab nehmen.
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FFreak
Eine Nuklearmacht hätte Russland wohl kaum angegriffen.
Recht hast du da ohne Frage. Aus dem Grund hat auch Nordkorea die Atombombe. Die wollen damit allerdings nicht Russland sondern uns, insbesondere die USA abwehren. Fairerweise muss man dann etwa auch Nordkorea die Atombombe als legities Mittel der Selbstverteidigung zugestehen. Weiß aber nicht, ob das auch jeder andere so sieht ...
Wobei ich nicht sicher wäre inwiefern die Bürger der Krim das Eingreifen Russlands als Drohung sehen. Die Mehrheit der Bevölkerung dort besteht aus Russen und fühlen sich Russland wohl auch zugehörig. Bei so einer Konstellation vermute ich, dass das Wahlergebnis sehr klar ist; ob mit oder ohne russisches Militär vor Ort. Ich hoffe dennoch, dass Russland seine Truppen abzieht. Ich vermute nicht, dass es irgendeine Auswirkung auf das Wahlergebnis hat, allerdings wird es ein idealer Vorwand sein um das Wahlergebnis am Ende als illegitim, verfälscht oder ähnliches zu brandmarken. Unabhängige Wahlbeobachter sollten dabei sein.
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FFreak
Einmal wüsste ich nicht, inwiefern wir großartig die Aufstände unterstützt hätten. Ist ja nicht so, als hätten wir die Leute bezahlt da zu stehen und zu protestieren.
Klitschko wurde bzw. wird von der CDU-nahen Konrad Adenauer-Stiftung unterstützt und hat gut 80% der Berichterstattung in Deutschland geprägt. Unterstützt haben wir sie dadurch, dass wir den Demonstranten eine einseitige, mediale Bühne boten wodurch sie international an Reputation gewinnen konnten. Die Medien und Politik hat sich sehr klar mit den Demonstranten verbrüdert. Janukowitsch ist wohl nicht nur wegen den Demonstranten sondern auch wegen dem internationalen (westlichen) Druck am Ende abgetreten. Dass die Oppositionspartei von Klitschko wohl deutscher Gelder erhalten hat, davon kann man bei seiner Nähe zur CDU-nahen Stiftung durchaus ausgehen. Da bereits auch die USA im geleakten Tonmitschnitt über die Besetzung des neuen Parlamentes berieten kann man auch hier davon ausgehen, dass sie ihrerseits Maßnahmen ergriffen um eine Absetzung Janukowitschs zu befördern. Hier ein kurzer Auszug über etwaige Aktivitäten der USA in Hinblick auf Regime Changes:
Convert USA foregin regime change actions
Anzunehmen, die USA hätten nicht auch in der Ukraine aktiv angegriffen ist naiv. Ein Einmarsch ist kein anderes Kaliber; es ist eine andere
Methode - die Zielsetzung ist aber völlig identisch.
Beides ist falsch - Putsch, Umsturz oder Einmarsch; es ist doch nicht nötig (Wirtschafts-)Imperialismus auf einer Skala von
nett bis
böse zu graduieren. Über die Methodik werde ich nicht streiten, weil schon die Zielsetzung falsch ist. Dann können die Methoden kein gutes - d.h. für die Betroffenen gutes - Resultat erzielen. Sobald es Informationen gibt werde ich den Wiki-Artikel zu den US Regime Changes gerne um den Eintrag
Ukraine erweitern.
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FFreak
Klitschko ist seit Jahren in der Politik. Nicht erst seitdem Janukowitsch das EU-Abkommen gekippt hat.
2006 hatte seine Partei 0,04% der Stimmen erhalten. Klitschko mag lange in der Politik sein, aber er war bis dato keine große Nummer in der Ukraine. Die Berichterstattung in Deutschland stilisiert ihn zu einer medialen Figur, die seiner Rolle in der Ukraine überhaupt nicht angemessen ist. Und durch diesen internationalen Rückhalt erhält er in der Tat sehr viel Einfluss. In Kiew auf Lokalebene ist sein Einfluss größer, das stimmt: aber es geht nicht um Kiew sondern um die Ukraine. Dort hatte seine Partei bis dato gar keinen.
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FFreak
Bisher gabs keine Probleme. Ist wohl nicht so, dass die russische Bevölkerung da bisher Grund zur Klage hätte.
Bisher war auch keine faschistische Partei in der Regierung. Mit der Swoboda stellt nun aber eine NPD-nahe Partei u.a. die Regierung. Es ist bezeichnend, dass eine der ersten Aktionen der Übergangsregierung darin bestand, z.B. Russisch als Amtssprache aushebeln zu wollen. Russen im Land haben da allen Grund zur Sorge, was da noch folgen mag.