Kerbal Space Program
Es wird wieder mal Zeit für ein kleines Review. Diesmal gehe ich zur Abwechslung mal ins andere Extrem. Nach REviews von Spielen aus der Computerspielsteinzeit, gibt es diesmal eines von einem Spiel, dass sich noch in der Alpha-Phase befindet, also eigentlich eher ein Preview. Aber ich halte das Spiel für weit genug, um mal ein wenig darüber zu schreiben.
Kerbal Space Program ist seit Sommer letzten Jahres als Early Access auf Steam zu haben (oder schon länger auf der Projektseite ohne Steam). Der Preis schwankt zumindest bei Steam teilweise recht ordentlich, man kann durchaus Deals bekommen, bei denen das Spiel noch knapp über 10 Euro gekostet hat (da habe ich es mir gekauft). Was ist das Besondere am Spiel? Vielleicht mal ein kleiner, lustiger Fakt am Rande: KSP hat mal einige Tage die Verkaufcharts auf Steam angeführt, für ein Spiel im Alpha-Status ziemlich beeindruckend.
In KSP geht es, wie der Name vermuten lässt, darum ein Raumfahrtprogramm für die Rasse der Kerbals auufzuziehen. Das Spiel ist dabei eine Mischung aus Sandkastenspiel, Physiksimulation, Flugsimulator und dem guten alten Manager (letzterer Teil wird durch die aktuellen Updates gerade nach und nach freigeschaltet). Das Spiel ist in einem fiktiven Sonnensystem angesiedelt, dass stark an unser Sonnensystem erinnert. Kerbin ist die Heimatwelt der Kerbals und der dritte Planet ihres Systems. Abgesehen von den unterschiedlichen Namen (Eve = Venus, Kerbin = Erde, Duna = Mars, ...) gibt es noch andere Unterschiede, die von kosmetisch (Eve ist lila) bis ziemlich tiefgreifend (Kerbin hat zwei Monde) reichen. Derzeit gibt es 7 Planeten, 9 Monde und zufällige generierte Asteroiden. In späteren Releases sollen noch mindestens 2 Planeten und über 20 Monde hinzukommen. Aber auch jetzt schon ist das System groß genug zum Toben.
Ein Ziel hat das Spiel nicht wirklich, aber man kann so ziemlich jede Mission der menschlichen Raumfahrt nachspielen oder komplett eigene erfinden. Dabei könnt ihr aus hunderten Teilen eure eigenen Raketen, Flugzeuge, Rover, Sonden oder Raumstationen bauen, bemannt oder unbemannt, alles möglich. Dabei müsst ihr fast alle Probleme der heutigen Raumfahrt lösen. Fluchtgeschwindigkeit erreichen, Orbitalmanöver, Docken, Ressourcenmanagement, Transferfenster, Außenbordaktivitäten. Und das meisten davon müsst ihr selbst steuern. Das Spiel hat eine unglaublich steile Lernkurve. Ein suborbitaler Flug auf Kerbin ist noch kein Problem, aber bereits mit dem Nachspielen der Sputnik-Mission oder des Flugs von Juri Gagarin muss man sich schon sehr anstrengen (und zumindest solche Dinge die Delta-v und Orbitalzündungen verstehen) oder ein gutes Tutorial suchen, wenn man seine Kerbals lebend zurück bringen möchte. Wenn dann solche Dinge wie Reaction Control Systems, Hohmann-Transfers und Aerobracking hinzukommen, kann man danach wahrscheinlich eine Klausur in Orbitalmechanik bestehen.
Derzeit gibt es drei Spielmodi. Im Sandbox-Modus hat man von Anfang an Zugriff auf alle Teile und keinerlei Beschränkungen durch Geld, Wissenschaft oder Ansehen. Man kann einfach sofort alles bauen. Die erste Mission gleich ein bemannter Flug zu den Monden der Gasriesen? Klar, möglich, ob man es ohne Erfahrung schafft, steht auf einem ganz anderen Stern.
Der zweite Modus ist der Science-Modus. In diesem startet man mit nur wenigen Teilen. Mit diesen muss man dann wissenschaftliche Experimente durchführen (z.B. medizinische Berichte der Crew in verschiedenen Flugsituationen, Untersuchungen der oberen Atmosphäre von Kerbin, ...) und kann mit den so gesammelten Wissenschaftspunkten neue Technologien und Teile erforschen. Mit denen man dann wieder komplexere Missionen stemmen kann (Bodenproben vom Mond, Materialstudien an der Sonnenkorona, ...).
Der dritte Modus ist die Karriere. Hier startet man genauso wie im Wissenschaftsmodus, nur dass man sich zusätzlich Geld verdienen muss. Für bestimmte Wissenschaftsmissionen bekommt man Budgets, ansonsten kann man Aufträge aus der Wirtschaft zum Test neuer Produkte annehmen oder Rettungsmissionen fliegen (weitere Auftragarten sollen hinzukommen). Erst dadurch bekommt man genügend Geld um sich seine Raketen für komplexere Missionen zu leisten.
Das Spiel hat den Charme des typischen Sandkastenspiels, verbindet diesen aber gleichzeitig mit einem wissenschaftlich und technisch sehr interessanten Setting. Durch den Schwierigkeitsgrad kommt richtig Freude auf, wenn man es geschafft hat eine neu designte Rakete in den Orbit zu bringen, eine Kerbal seine ersten Schritte auf dem Mun tun lässt oder nach Dutzenden Kurskorrekturen endlich die beiden ersten Module seiner Raumstation gedockt zu haben. Oder wie wäre es damit sich seinen eigenen Asteroiden einzufangen und in einen Orbit um Kerbin zu steuern? Hinzu kommt der (vom mir noch überhaupt nicht gespielte) Teil der Flugzeuge/Raumgleiter, in dem man eben auch solche konstruieren und fliegen kann. Vereint wird das ganze mit einer sehr aktiven Moddercommunity, die schon viele neue Features eingebaut hat. Gleichzeitig befindet sich das Spiel auch noch in der Entwicklung und mit jedem Update (derzeit so alle paar Wochen) kommen neue Features im Spiel hinzu.
Der Haken an der Geschichte liegt in der Natur als Sandkastenspiel begründet. Es gibt keine Geschichte, wer sich nicht selbst beschäftigen kann, wird mit diesem Spiel nichts anfangen können. Ansonsten braucht man wie gesagt etwas Ausdauer. Die erste Rakete wird nicht funktionieren, die zweite auch nicht, auch nicht die dritte. Ab dem zehnten Start passiert dann vielleicht mal langsam das, was ihr euch vorgestellt habt
Aber denkt immer daran, der Weg ist das Ziel!
Für mich ist KSP schon jetzt eins der unterhaltsamsten Spiele mit einem süchtig machenden Spielprinzip. Hier wurde etwas Neues versucht und dabei gleich richtig gut umgesetzt.