RPG Societas Narratorum

Status
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Solon

Freund des Hauses
Weltenregeln:
1. Die Gestaltung der Spielwelt ist für alle Spieler offen. Jedoch behält sich der Spielleiter vor, Änderungen an neu Eingeführten vorzunehmen.
2. Die Welt von Artreles ist mit dem europäischen Mittelalter vergleichbar, verfügt jedoch über eine weitaus höhere Anzahl an Inseln, wobei es nur einen festen Kontinent gibt, der von vielen Inseln umgeben ist.
3. Die Einführung neuer Fraktionen (Ritterorden, Religionen, Nationen usw.) müssen im Vorfeld mit dem Spielleiter abgesprochen werden.
4. NPCs dürfen frei erfunden, gesteuert und getötet werden solange dies keinen zu großen oder entscheidenden Einfluss auf den Charakter eines anderen Mitschreibers hat. (z.B: töten des Bruders von Charakter X)


Allgemeine Regeln:
1. Hier finden die allgemeinen Forenregeln Anwendung.
2. Auf korrekte Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion ist zu achten.
3. Es wird in der dritten Person und in der Vergangenheit geschrieben.
4. Der Spielleiter (Solon) wurde von den zuständigen Moderatoren bestätigt. Ihren Anweisungen ist Folge zu leisten.
Diese Regeln findet in folgenden Threads Anwendung:
- Diskussionsthread zu Societas Narratorum
- Lexikon zu Societas Narratorum
- RPG-Thread zu Societas Narratorum
5. Jeder RPG-Beitrag muss eine Mindestlänge von 150 Wörtern haben.

Die bereits bestehenden Charaktere findet ihr im Lexikon unter der Rubrik 4. Wichtige Charaktere.

Farbliche oder andere Formatierungen dürfen verwendet werden. Allerdings sind sie in solchen Maße einzusetzen, dass die Übersichtlichkeit nicht verloren geht.


Übersicht der bisherigen Teile:

Teil 1: Von Zufällen, dem Schicksal und einer ausgebrannten Ruine.
Teil 2: Der Weg nach Turuhn


Teil 1: Von Zufällen, dem Schicksal und einer ausgebrannten Ruine.


Hoch über Jargal schien der Mond hell und warf sein Licht auf das Schloss des Herrschers von Artreles. Außer dem Zirpen der Grillen und dem leisen scheppern der Rüstungen der sich ablösenden Wachen, war es ruhig. Sicher hätte niemand zu dieser Späten Stunde noch erwartet, jemanden durch die Gänge gehen zu sehen.

Die beiden Wachen am Tor zum Thronraum nahmen Haltung an und zogen ihre Lanzen an ihre Körper. Sie nickten den Mann, der stolz über den prächtigen Teppich der Vorhalle schritt respektvoll zu und öffneten für ihn, unter lautem Scheppern ihrer Rüstungen, das große Holztor und es eröffnete sich die Sicht auf den großen Thronsaal. Die kalten Steinmauern waren von Wandteppichen und Waffen verziert und vom Eingang bis zum Thron lag ein langer, edler Teppich ausgerollt.
Im hinteren Teil des Saales, leicht erhöht, stand er: der Thron des Königs. Reich verziert mit Gold und anderen edlen Materialien, umringt von einer Traube an Bediensteten.
Vor den Stufen sorgte ein Narr mit seinen Witzen und Albereien für Unterhaltung, während der König einem Diener gerade Anweisungen gab.
„Immanuel!“ rief er erfreut als er den Mann in edler, dunkelgrüner Robe bemerkte. Dieser nahm voller Demut seine Kapuze ab und kniete sich vor dem König auf dem Boden.
„Mein König….“ Sein Blick richtete sich auf die Stufen vor ihm und er erwartete die Erlaubnis, sich erheben zu dürfen.

„Immanuel, mein treuer Freund….“ Begann der König, als die Diener und der Narr den Saal verlassen hatten. „Was führt euch zu dieser späten Stunde noch zu mir?“
Der Mann, der von König Lehal Immanuel genannt wurde trat an den König heran und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sein Gesicht war von den ersten Altersfalten gezeichnet und seine Augen schienen im Schein der Kerzen feurig zu glänzen.
„Herr, ich komme wegen dem...’Problem’ welches uns in letzter Zeit Sorgen bereitet…“
Der König fing an zu lachen. „Ihr meint, welches EUCH in letzter Zeit Sorgen bereitet. Ich glaube, dass Ihr euch da zu viele Gedanken macht.“
Lehal lehnte sich zurück und griff nach einem Metallkelch, der auf einem Holztischchen neben dem Thron stand. „Meine Leute kümmern sich bereits um diese elenden Hexer….“ Sagte er und nahm einen Schluck aus dem Kelch „…und verbrennen jeden den sie fangen auf dem Scheiterhaufen.“
Plötzlich öffnete sich das Tor zum Thronsaal erneut und wieder trat ein Mann herein.
Seine metallene Rüstung schepperte bei jedem Schritt, doch trug er eine edlere als die Wachen am Tor.
„Ah, wie passend.“ Der König erhob sich und deutete dem Ritter an, dass er stehen bleiben konnte als er auf die Knie gehen wollte.
„Martin, wie passend Euer Erscheinen ist. Gerade eben sprachen wir über die Erfolge bei eurer Jagd nach magischen Abschaum.“
Der Ritter verneigte sich. „Bitte, es ist nicht meine Jagd, sondern die Eure und die des Volkes.“ Seine Stimme hatte plötzlich einen betrübten Unterton, welchen Immanuel misstrauisch hervortreten ließ.
„Mir scheint, als würdet ihr Trauern…“ sagte er und lief misstrauisch um Martin herum.
„Euer Misstrauen betrübt mich. Meine Familie dient schon lange dem König und ich würde nie…“ In dem Moment wurde er vom König unterbrochen. „Die Familie von Hellrich dient mir und meiner Familie seit Generationen und ist mir treu ergeben. Da macht auch Martin von Hellrich keine Ausnahme. Er ist mein bester Feldherr.“
„Ich danke für Euer Vertrauen.“ Antwortete Martin und verneigt sich. „Doch ich bin eigentlich aus einem anderen Grund hergekommen.“
Der König erhob die Hand und ging langsam die Stufen herab. „Nicht heute, Martin. Kommt doch bitte morgen wieder.“
Wieder verneigte sich der Ritter und verließ den Saal.

„Ich traue ihm nicht.“ Bemerkte Immanuel und reichte dem König den Arm, dass er sich an diesem festhalten konnte. Langsam schritten beide durch den Saal bis zum großen Eingangstor. „Ihr seid mein engster und treuster Vertrauter, Immanuel, und ich lege viel Wert auf euren Rat. Doch was Martin von Hellrich angeht, täuscht ihr Euch.“
„Trotzdem würde ich Euch um die Erlaubnis bitten, mich an der Ausrottung dieser Hexer zu beteiligen.“
Einen Moment lang dachte der König nach und befahl dann der Wache das Tor zu öffnen.
„Nun gut, tut was Ihr nicht lassen könnt. Ich lasse Euch freie Hand auch wenn ich der Meinung bin, dass Ihr Euch zu sehr sorgt.“ Dann verließ der König den Saal, gefolgt von seinen Wachen.
„Vielen Dank, mein Herr.“ Nun verließ auch Immanuel den Saal.

Die Sonne war schon seit Stunden untergegangen und die Stadt hüllte sich in nächtliches Schweigen. Die Händler hatten ihre Stände zusammengebaut und die Handwerker ihre Arbeit nieder gelegt. Selbst die Taschendiebe, die sich des Tages an den Beuteln fremder Leute bedienten legten ihre nächtliche Pause ein. Doch war wirklich überall Ruhe eingekehrt?


Tilman Fuchs:
Schon seit Tagen treibt Ihr Euch in der Nähe eines verlassenen Hofes, nahe der Hauptstadt Jargal herum. Euer Magen knurrt bereits vor Hunger, jedoch ist Euer Geldbeutel so gähnend leer wie die Schränke und Fässer der ehemaligen Wohnstätte.
Doch am späten Nachmittag scheint ein Wanderzoo zu beschleißen, die alten Gemäuer als vorläufigen Rastplatz nutzen zu wollen. Unentdeckt beobachtet Ihr, wie die Halunken einige klapprige Holzkäfige in dem alten Stall unterbringen. Nichts besonders eigentlich, wäre da nicht dieser große Behälter aus dem so wertvollem Glas, der auf einem Holzkarren in die Baracke gezogen wird.
In der Hoffnung einige weitere wertvolle Gegenstände zu finden beschließt Ihr zu warten bis die Nacht herein bricht. Besonderst dieser Glaskäfig hat Euer Interesse geweckt.


Ixtaqua Ek Chunah:
Nach langer Ohnmacht seid Ihr endlich wieder erwacht. Doch anstatt Euch in den endlosen weiten des Ozeans wieder zu finden, ist um euch herum alles dunkel und Ihr seit gefangen in diesem Raum, dessen Wände Ihr nicht sehen könnt. Mit aller Kraft versucht Ihr Euch zu befreien.


Vincent Dalacre
Eigentlich wolltet Ihr und Eure Begleitung nur einen kurzen Abstecher in die Hauptstadt Jargal tätigen, um einige Geschäfte mit Euren Handelswaren zu machen. Doch auf den Rückweg scheint es Probleme zu geben. Das Tor zu den Slums, durch die Euer Weg führt, ist verschlossen und der Weg durch die anderen Viertel würde zu viel Zeit beanspruchen. Denn schließlich wollt Ihr Rechtzeitig zu dem Treffen der Societas Narratorum, das in der alten abgebrannten Ruine der Familie von Lichtlingen stattfindet, eintreffen und Eure Ordensbrüder und – Schwestern mit Waren unterstützen.


Indigo Multanis
Seit Stunden steht Ihr und Euer Begleiter Dalacre am Stadttor von Jargal und wartet darauf, dass man euch eure Reise fortsetzen lässt. Inzwischen ist es schon Nacht geworden, doch noch immer wisst Ihr nicht, warum die großen Tore vor euch verschlossen bleiben. Nur zu gern würdet Ihr den Grund dafür herausfinden. Allerdings habt Ihr schon bei Zeiten gelernt, dass man als Fremder in Artreles nicht gerade freundlich behandelt wird, schon gar nicht als Frau.
Trotz Müdigkeit beschließt Ihr vorerst abzuwarten und derweil das Treiben am Stadttor zu beobachten.


Andreas von Alberca
Von einem seltsamen alten Mann wurdet Ihr dafür bezahlt eine Nachricht ins Beamtenviertel zu bringen. Das Siegel auf der Schriftrolle, ein Kreis mit einem Sechseck darin, habt Ihr vorher noch nie gesehen, was Euch sehr verwundert. Doch es gilt keine Zeit mehr zu verlieren. Die Nachricht soll noch heute Nacht den Empfänger erreichen. Doch mehr, als dass dieser am Brunnen sein soll, wurde Euch nicht gesagt. Außerdem liegt dieses Viertel am anderen Ende der Stadt, was nicht gerade ein Katzensprung ist.


Gerald von Lichtlingen
Morgen jährt sich der Tag, an dem Ihr Euer Heim verlassen und Eure Familie das letzte Mal gesehen habt. Aus diesem Grund wollt Ihr Eurem Elternhaus, oder was davon übrig ist, einen Besuch abzustatten. Jedoch müsst Ihr am Stadttor von Jargal feststellen, dass der Weg von den Wachen nicht frei gemacht wird. Erst nach langen Diskussionen und ewigen Nachfragen erfahrt Ihr, dass die Pest in den Slums auszubrechen droht. Ein Umweg kommt für Euch allerdings auf keinen Fall in Frage. Vielleicht lassen sich die Wachen ja irgendwie doch überreden.


Glaubensbruder Sadok
Im Großen und Ganzen war Eurer Spendengang erfolgreich. Die Klingeldose Eures Klosters ist beinahe voll als es dunkel wird und die Nacht Euch dazu zwingt, zurück zu kehren.
Leider ist die Welt außerhalb des Klosters noch weitestgehend unbekannt für Euch und nach einigen Stunden des Umherirrens müsst Ihr Euch eingestehen: Ihr habt Euch verlaufen.
Da entdeckt Ihr Licht in den Fenstern eines verlassenen Gehöfts und hofft dort Unterkunft für die Nacht zu finden. Allerdings macht das Gebäude nicht den Eindruck, als ob es bewohnbar wäre. Trotzdem beschließt Ihr, Euch umzusehen.

Anise (von) Hidrisburg

Da Ihr einige Dinge in der Stadt besorgen musstet, gewährte Euch ein Ordensmitglied der Societas Narratorum für eine Weile Unterschlupf in seinem Haus im Beamtenviertel von Jargal. Schon lange ist es her, seit dem Ihr das letzte Mal in solch edler Umgebung gewandelt seid. Nichts würde Euch mehr reizen als die wunderbaren Blumen und Pflanzen bei Tageslicht zu bestaunen doch leider geht das nicht. Zu groß wäre die Gefahr erkannt und ergriffen zu werden. Euch bleibt nur die Möglichkeit bei Nacht einen Schritt vor die Tür zu wagen.
Doch diese Nacht ist etwas anders als sonst. Euer Ordenbruder, ein alter, weiser Beamter, ist bereits am Morgen abgereist und meinte nur, Ihr solltet bei Einbruch der Dunkelheit am Brunnen warten.

Draco Valonius
Heute scheint Euer Glückstag zu sein. Zu später Stunde entdeckt Ihr am Stadttor einen abgestellten Warenkarren. Die Besitzer der Ladung, ein Mann und eine fremdländisch aussehende Frau, scheinen beide abgelenkt zu sein und auch die Wachen haben mit diesem Barden am Tor zu tun. Sicher würde es niemand bemerken wenn Ihr Euch eine kleine ‚Spende’ davon nehmt.
 
Zuletzt bearbeitet:
„Was habt ihr Vincent?“,ihre geschmeidigen Gesichtszüge legten sich zu einem besorgten Ausdruck nieder. Sie war eine wahre orientalische Perle,eine seltene Blüte der Wüste, doch sollte sie nicht hier sein. Als Frau,vorallem als ausländische hatte sie vorallem in diesem teil der Welt größere Probleme vor sich. Noch immer fragte er sich,warum sie an Stelle der Prinzessin an Bord gegangen war,doch es ließ sich kein logischer Schluss finden.
„Nun meine Teure,wie mir scheint ist unser Weg blockiert“,antwortete er beruhigt und deutete auf das außergewöhnlich stark bewachte Tor,das hinaus zu den Armenvierteln führte.
„Wählen wir einen anderen Weg“,lächelte sie und erntete damit einige herabwürdigende Blicke von dem Umstehenden;es gezierte sich nicht für eine Frau so laut und so viel zu sprechen.
Vincent zog sie dichter an sich heran.
„Das beansprucht zuviel Zeit,Zeit die ich nicht habe.Es geht um ein Treffen von äußerst wichtiger Bedeutung.“
Gabriel, Vincents rechte Hand trat von hinten an ihn heran. Er war in den vergangenen Stunden seit ihrer Ankunft im Namen seines Herren bei einigen alten Bekannten und Kollegen gewesen,hatte Verträge erneuert und sich um den Vertrieb der mitgeschifften Waren gekümmert. Vincent hatte sich eine gedankliche Notiz gemacht seinen Sold bei entsprechender Gelegenheit zu erhöhen.
Eine lächerlich unauffällige Gestalt nahm seine Aufmerksamkeit in Beschlag;sie schob sich durch die Massen und verharrte vor dem geschlossenen Tor;Vincent schmunzelte und widmete sich Gabriel.
„Was gibt es?“.
„Ich habe alles nach euren Wünschen erledigt. Braucht ihr mich noch?“
„Auch der spezielle Auftrag,den ich dir gab?“.
„Alle Waren sind an dem genannten Ort,sie werden sicherlich nicht gefunden werden.“
„Gute Arbeit“,sagte Vincent erfreut und klopfte dem vier Jahre jüngeren Mann auf die Schulter. Gabriel war ein recht großer und vorallem sehr gut aussehender Mann,mit einem feinen und dennoch markant geschliffenem Gesicht,das von einer herrlichen blonden Mähne umrahmt wurde.
Der geborene Händler.
„Du kannst gehen,danke auch der Mannschaft für ihre guten Dienste. Das übliche Wachprotokoll,der Rest hat frei.“
Gabriel verbeugte sich und kehrte um. Die Männer würden in guter Laune ausbrechen über die guten Neuigkeiten. Dennoch wussten sie auch,dass sie nicht übermäßig Feiern durften. Notfälle traten meist in solchen Situationen auf,und vor allem hier waren sie nicht selten.
„Und nun?“,leuchteten die Bergseen neben ihm auf.
„Nun lassen wir einige Münzen regnen“,lächelte er und schritt Richtung Wache.
 
Voll automatisch setzte sich ein Schritt vor den anderen. Seine Füße setzten leise von einem Pflaster zum nächsten auf. Nur begleitet vom Schnaufen und dem Schaben der Pfoten eines Hundes, der hastig über denselben Boden huschte, bewegte sich ein verhüllter Mann durch eine der vielen Gassen, die die Slums formten. Die Umstände waren Unklar, das Ziel seltsam und sein Hintergrundwissen gering. Ein Auftrag mit Brisanz dazu. Doch Andreas hatte gelernt nicht nachzufragen. Er gab zwar nichts auf leere Parolen, doch „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ finanzierte nun mal sein Lebensunterhalt. Was er tat, basierte auf Diskretion, nicht auf Redseligkeit.

Seine klaren, mattgrünen Augen suchten demütig die Umgebung vor ihm ab. Der Mondschein spiegelte sich kläglich in den Pfützen der unebenen Straße. Selbst das Licht schien diesen Ort nur unter Zwang besuchen zu wollen. Andreas hielt inne, als er auf der Grenze zu einer der größeren Straßen stand. Auch sein Begleiter stoppte in seinen Bewegung und lies sich, leicht erschöpft von dem langem Marsh, nieder. Fast beiläufig kraulte sich die Hand des ehemaligen Ritters durch die robusten Nackenhaare. In dieser Situation verharrten zunächst beide, bis der Vermummte begann in die Dunkelheit zu sprechen: „Sie haben die Durchgänge dicht gemacht. Ich brauche einen Weg. Noch heute Nacht. Es ist wichtig.“ Andreas hielt inne und nur das zirpen einiger Grillen in der Ferne schien die Ruhe zu brechen. Eine weitere Minute geschah nichts. Dann ertönte eine tiefe, kratzige Stimme und lies die Ohren des Hundes in Windeseile herumfahren. Mit einigen streichelnden Bewegungen beruhigte der Atreler seinen Begleiter wieder. Die Stimme schallte noch immer durch die Nacht und lies einen Schwarm Raben aufsteigen.

Mit einer ruckartigen Bewegung setzte sich Andreas wieder in Bewegung und überquerte die Straße zur anderen Seite. Seine Fortbewegung war diesmal wesentlich schneller und lies den Umhang, der seine Schultern zierte, flattern. Der Wind, der an ihm vorbei rauschte, das Wasser, das unter ihm laut spritze, als flüchtete es sich vor seinen Lederstiefeln und das Hecheln Vientos verhallten in der erdrückenden Dunkelheit der Nacht.
 
Tilman beobachtete aus dem Schatten einer Baumgruppe, wie einige muskelbepackte Kerle den großen, quadratischen Behälter auf einem Karren in den Stall zerrten. Im Inneren lag irgendetwas, doch mittlerweile war es zu dunkel, um Genaueres erkennen zu können. Seine gute alte Freundin, die Neugier, schlich sich durch irgendein Hintertürchen seines Unterbewusstseins in seine Gedankenwelt und flüsterte ihm kichernd zu, sich das Ganze etwas genauer anzuschauen. <Noch nicht>, dachte Tilman. <Ich muss noch auf…> Doch ein fast unhörbares Rascheln von Federn erübrigte den Satz: Instinktiv streckte Tilman den rechten Arm aus und Rasmus landete mit seinen scharfen Klauen auf dem harten Leder seines Ärmels, eine tote Ratte halb im Schnabel, die er nun genüsslich, aber zumindest lautlos verzehrte. Rasmus war klug, er wusste, wann er Krach machen durfte und wann nicht. "Rasmus", flüsterte er, "Muss das ausgerechnet jetzt sein? Ich hab sowieso schon Hunger, jetzt machst du es noch schlimmer!" Doch Rasmus ignorierte ihn und fuhr fort, die Ratte in schnabelgerechte Stücke zu zerkleinern.
Die Kerle, die vorher die Käfige und den Glasbehälter in den Stall getragen hatten, kamen nun plump aus demselben herausgestapft, um irgendetwas hinter dem Haus zu tun. Dem lauten, übertriebenen kollektiven Gähnen und den dumpfen Geräuschen nach zu urteilen hatten sie sich hinter dem halb ausgebrannten Stall schlafen gelegt.
<Gut, jetzt habe ich wohl keine Ausrede mehr. Und was kann schon passieren? Zur Not habe ich den Bolzen ja schon immer in die Armbrust eingespannt.> Tilman schmunzelte. Er hob den Arm, um Rasmus zu bedeuten, dass er sich woanders hinsetzen sollte, der sich daraufhin auf einem Ast im Baum über ihm niederließ und sich wieder seinem Abendessen widmete. Geduckt rannte Tilman über den moosigen Boden des Hofes zum Stalltor und schlüpfte hinein.
Das erste, was er tat, war eine Hechtrolle hinter einen Heuballen. Er lauschte einige Minuten lang, doch alles, was er hören konnte, waren die leisen Geräusche der Tiere in ihren Käfigen. <Gut. Teil eins des Plans ist immerhin schon ohne Komplikationen über die Bühne gegangen, kommen wir nun also zu Teil zwei…> Tilman spähte um den Heuballen herum; Im Halbdunkel standen kreuz und quer Käfige herum. Vielleicht war ja ein Huhn dabei, das er sich braten konnte? Oder Geld?
Langsam schlich er aus seinem Versteck hervor und beäugte die Tiere in ihren Käfigen. Einige kannte er, aber es waren auch merkwürdige Tiere dabei, die ihn mit großen Augen ansahen, die Zähne fletschten oder einfach nur schliefen. Geld war keins zu sehen, und ein Huhn würde mit Sicherheit lautstark protestieren, wenn er es aus seinem Käfig holen und zu braten versuchen würde. Was ihn aber eigentlich interessierte, war sowieso der Glasbehälter… Was zur Hölle bewahrte man in einem so großen, quadratischen Glasbehälter auf?
Da hinten stand er, ganz am Ende des Stalls, auf einem Karren im Halbdunkel. Tilman trat näher heran und strengte seine Augen an… Er sah nun, dass der Behälter fast bis oben hin mit Wasser gefüllt war… Und darin schwamm etwas… Es sah fast aus wie ein Mensch… Aber…
Als Tilman erkannte, was es war, konnte er gerade noch so einen Aufschrei unterdrücken. Ehe er es sich versah, hatte er schon die Armbrust vom Rücken genommen und einen Bolzen direkt in die Richtung des Kopfes des unheimlichen Geschöpfs abgeschossen, was da bedrohlich, gar grotesk in seinem Glasbehälter umherschlüpfte: Ein widerliches, schuppiges Etwas mit schwarzen Augen, über zwei Meter groß.
Das Glas knirschte, als der Bolzen darauf traf und sich vom Einschlagspunkt aus sternförmig Risse ausbreiteten.
 
Die Sonne erbrachte mit den letzten Kraftanstrengungen Strahlen über das Reich Artreles, bevor sie dem nächtlichen Treiben Platz machte. Zunehmend erschienen Sterne und Mond am Himmelszelt in ihrer friedlichen Pracht. Jargal hatte für die Tagmenschen nicht mehr viel zu bieten zu diesem Glockenschlag. Nur dort, zwischen den Häuschen des Armenviertels erschalten ein paar ruhige Töne der Abendmusik. Ein Pfeifen stimmt mit ein. Die Kerzen und Laternen offenbarten den Blick auf ein paar geschmückte Hosen, Hemden und einen Hut, welchen eine große, gelbe Feder zierte, die hier und da bläuende Stellen aufwies. Sie vermochte zweifelsohne einem exotischen Tier der Lüfte gehört haben. Der Barde setzte die linke Hand erneut um für die nächsten Melodien. Hier und da spähte er im Vorbeigehen seinen Weg nach Geschehnissen, Menschen, oder Dingen aus. Es war wahrlich ein viel zu wiederholtes Bild, wie sich Bettler, Halbbetuchte und der Wohlstand der Armen hier niedergelassen hatten. Er überquerte gerade einen kleinen, aber feinen Platz, als er ein Mütterchen sitzen saß. Ein altes Tuch hatte sie über ihr Lumpenkleid gehängt und eine Stoffhaube auf. Die Falten in ihrem Gesicht zählten zu den tieferen, jedoch verrieten sie dem Barden durch ihre Stellung an den Augen und Mundwinkeln, dass sie für sich ein frohes Leben geführt haben muss. Sie schmunzelte ihm zu.

Diese Einladung konnte sich der Spielmann nicht nehmen lassen und ging Laute spielend zu ihr, vollführte eine Drehung als kleinen Tanzschritt zum Abschluss der Melodie und ging fließend in eine Verneigung über. "Eurerseits sei gegrüßt Mütterchen. Genießt ihr den Abend?" Sie nickte strahlend. "Mit Verlaub gewährt mir eine kurze Aufwartung: Gerald von der Federlichtung nennt man mich, schöne Klänge schreibe, singe, spiele ich. Ob in Form des Verses, oder in Prosa wohlgenannt." Das Mütterchen lächelte etwas breiter und ließ ihre Falten deutlicher hervor treten. "Aaach, der Herr Spielmann von dem kleinen Fest vor ein paar Tagen? Meine Nichte sah euch spielen und auch meine Nachbarin konnte nur Gutes über eure Kunst erzählen. Sie reden heute noch davon. Euer Lied der kleinen Nachtigall soll reizend anzuhören sein." Gerald fühlte sich bestätigt und geschmeichelt. Mit einer weiteren, kleinen Verbeugung drückte er seinen Dank aus. "Eure Worten sind meines Spiels Lohn. Ihr vermochtet meiner Laute nicht zu lauschen? Hm, ein Barde ist stets bemüht die Leute zu erfreuen, so erlaubt mir euch zu dieser Stund das Lied der kleinen Nachtigall vorzutragen, damit auch euer Gehör jener Melodei lauschen darf." Gesagt, getan, sprang er geschickt auf den Rand eines kleinen Brunnens und lehnte sich an einen der Holzpfeiler des Zugmechanismus für den Eimer. Er ließ sein linkes Bein in den Brunnen baumeln und winkelte das Rechte auf seiner Sitzgelegenheit aus Stein an. So stützte er seine Laute darauf ab und begann das Spiel.

Das Mütterchen sollte nicht der einzige Gast sein, welcher das Ende dieses Liedchens hörte. Hier und da traten Leute heraus, oder öffneten die Fensterläden. Gerald genoss die freudigen und anerkennenden Blicke, welche Musik und Gesang von ihm bereitete. Zum Ende hin hielt er kurz inne um die Wirkung des Lächelns und des kleinen Applauses auf sich wirken zu lassen. Er sprang vom Brunnenrand und ging in eine tiefen Verbeugung über. "Habt dank ihr Leut', ihr seit zu freundlich zu einen Handwerker der Muse." Eigentlich wollte er nur seinen Respekt ausdrücken indem er seinen spitzen Hut abnahm, doch flog auf einmal eine Münze hinein. Dann wurden es zwei, drei und einige mehr. "Euer Tagewerk ist hart, so weiß ich sehr diese Spende hier zu schätzen." Der Barde verstaute die unerwarteten Münzen in seinem Beutelchen, schulterte seine Laute und setzte sein Hut wieder auf sein Haupt. Nach und nach verschwanden die Bewohner wieder im Inneren ihrer Häuschen, Lauben und Gemächer. "Wohin führt euch nun euer Weg Barde von der Federlichtung?", fragte die Alte. "Nach Süden und ein Stück nach Westen, sobald ich die Stadt verlasse." Dem Mütterchen wich die bisher so feste Freude aus dem Gesicht. "Ohje, dann seit gewarnt. Die Slums sind ein schlimmer Ort zu dieser Zeit. Die Wachen lassen nicht jeden passieren." Gerald strich sich über seinen Bart. "Nur bestimmte Leut' und die Mächtigen selbst kommen durch? Gut zu wissen, dennoch ist für mich gemächliche Eile geboten. Mein Weg führt von jetzt auf gleich durch dieses Tor. Somit verabschiede ich mich von euch." Er hob die Hand zum Abschiedsgruß und ging trällernd seiner Wege. Das Tor war nich weit.
 
Indigo war kalt und sie hatte sich einen Mantel mit Kapuze übergezogen, als sie darauf wartete, dass sich das große, fast riesige Tor vor ihr öffnete. „Sollten wir nicht lieber erstmal fragen, warum man uns den Weg versperrt?", fragte sie Vincent Dalacre und fröstelte leicht vor sich hin, als sie in den Schein einer Fackel trat. Mittlerweile war es Nacht geworden und der Fackelschein fiel auch auf ihre sonnengebräunte Haut, was die Wachen noch misstrauischer werden ließ. Indigo Multanis schaute hinauf auf die hohe Mauer und das große Tor vor sich. Bekam einige schiefe Blicke von den Wachen, auf Grund ihrer vorlauten Worte. Sie wurde dass Gefühl nicht los, angestarrt zu werden aufgrund solcher Frechheit einem Mann zu widersprechen und ihrer gebräunten Haut, und ihr blieb nichts anderes übrig als ein hilfloses Lächeln darüber. Innerlich summte sie ein Liedchen vor sich hin und ging einige Tanzschritte durch. Ihnen würde ja sowieso nichts anderes übrig bleiben, als hier zu warten und zu warten und zu warten, denn so wie diese Wachen aussahen, würde sich das Tor auch einige Münzenwechsel später noch nicht für sie öffnen lassen. Indigo trat wieder zurück in den Schatten, aus dem sie kam und überließ Vincent - sich innerlich fragend, warum das Tor überhaupt verschlossen war - die 'Verhandlungen' über jenes.
 
Es war schon spät und Jargal schlief schon, doch Draco wollte noch einen kleinen Spaziergang machen, da er am Vormittag lange geschlafen hatte und deshalb jetzt nicht einschlafen konnte. Er war schon eine ganze Weile planlos unterwegs, bis er an einem der Tore zu den Slums vorbeikam und dort vom Fackelschein der Wachen einige beleuchtete Gestalten sah, die offenbar durchs Tor wollten. Besonders zwei Personen und ihr Wagen, gefüllt mit Waren aller Art, weckte sein Interesse.
Wie gut, dass es Nacht war! Unauffällig ging der Junge weiter, bis er hinter einem leerstehenden Marktstand verschwand und in die Hocke ging, um ungesehen spähen zu können. Auf dem Wagen waren allerlei Dinge, doch war es schwer genau zu sagen was es war, mit Sicherheit konnte er am ihm zugewandten Ende mehrere kleine Beutel erkennen. Die Besitzer des Karrens, ein stattlicher Mann und eine fremdländisch wirkende Frau, unterhielten sich, die Situation schien günstig zu sein! Draco kroch im Schatten eines Hauses an den Wagen heran und lugte unter ihm hindurch, sodass er möglicherweise sehen konnte, wenn sich einer der Beiden umdrehen sollte.
Schnell griff er mit einer Hand in den Wagen, an jene Stelle, an der er die Beutel, die er für Geldbeutel hielt, gesehen hatte und zog seine Hand unbemerkt zurück, allerdings bemerkte er bereits, als er zugriff, dass der Inhalt kein Geld war. Nachdem er den Beutel geöffnet hatte, schaute er enttäuscht, denn drinnen war ein seltsames Gewürz, weshalb er den Beutel wieder zurücklegte und die anderen abtastete. Alle beinhalteten Ware ähnlicher Konsistenz, welche Gewürze dies waren, war ihm egal, ihn interessierten nur Waren, die er Problemlos Verkaufen konnte oder Geld selbst.
Da dieser Karren offenbar nichts davon beinhaltete, zumindest nich so, dass er einfach herankam, kroch er wieder in sein sicheres Versteck zurück, allerdings verweilte er dort und beobachtete die Situation weiterhin gespannt.
 
Immer und immer wieder warf sich Ixtaqua gegen diese unsichtbare Wand, die ihn in diesem engen Raum fest hielt. Seine Schulter schmerzte bereits als er ein letztes Mal eine Drehung schwamm und sein ganzes Gewicht gegen das bizarre Hindernis rammte. Doch es half nichts. Er war hier weiterhin gefangen, hier, in diesem engen Gefängnis, dass ihm gerade einmal genug Platz bot um einen Rückwärtssalto im Wasser zu schwimmen.
Verwirrt drückte der Sharak die Hände gegen die unsichtbare Wand. Er fand das alles sehr verwirrend. Vor Ihm sah er, leicht verzerrt, einige für ihn seltsam erscheinende Gerätschaften, in denen andere Wesen genau so eingepfercht waren wie er selbst. Allerdings war da kein Wasser. Ixtaqua selbst konnte aber die angenehm kühle Feuchtigkeit an seinem schuppigen Körper spüren. Wie konnte das also sein? Es sah auch kein Ufer oder eine Felswand, die das Land vom Wasser zu trennen vermochte.
Ratlos schwamm Ixtaqua nach oben und untersuchte noch einmal diese schwere Metallplatte, die sein Gefängnis vollkommen versiegelte. Egal wie viel körperliche Kraft er einsetze, es half nichts. Auch die Macht des Wassers konnte ihm nicht helfen. Scheinbar musste er es einsehen: er war unveränderlich hier gefangen.

Plötzlich sah Ixtaqua aus den Augenwinkeln heraus wie sich die Tür dieses Gebäudes öffnete und ein Mensch herein trat. Schon oft hatte er diese Wesen aus dem Wasser heraus beobachtet, wenn sie in ihren seltsamen Holzschalen, er glaubte sich zu erinnern dass sie Boote genannt wurden, saßen und über das Wasser glitten. Oder sie standen an den Klippen und an den Ufern. Jedenfalls hatte Ixtaqua mit dieser Rasse noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber auch keine guten.
In seinem Gesicht zeichnete sich Hoffnung ab und er schwamm so nah es ging an den Rand seines Gefängnisses. Mit der Faust klopfte er gegen die Wand und hoffte die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich ziehen zu können.

Was Ixtaqua nicht wusste war, dass das Glas was ihn umgab einige Zentimeter dick war und jeglichen Schall und alle Geräusche die von ihm kamen einfach verschluckte. Dazu kam, dass Menschen nicht so gut im dunkeln sehen können wie die Sharaki. Wahrscheinlich hatte der Mensch Ixtaqua bis her noch nicht einmal entdeckt.
„Schawakenapo! Hier herüber!“ rief der Fischmensch und schlug fester gegen das Glas. Da drehte sich der Mensch zu ihm herum, jedenfalls dachte Ixtaqua das.

Was folgte war einfach zu schnell, als das Ixtaqua es wirklich verstand. Jedenfalls hatte dieser Mensch für eine Schwachstelle im Glas gesorgt. Freudig begann Ixtaqua zu lächeln und schwamm ein wenig zurück.

Die Muskeln an seinen Armen spannten sich an, als er seine Arme nach hinten drückte und sie immer wieder abwechselnd auf den kleinen Riss im Glas zu drückte. Es hatte fast den Anschein als ob er zuschlagen wollte doch er war zu weit weg um zu treffen.
Doch trotzdem schien etwas das Glas zu erschüttern. Der Mensch vor dem Aquarium spürte jedes Mal eine leichte Druckwelle auf sich zu kommen, die den kleinen Riss dazu brachte sich auszuweiten.

Noch einmal konzentrierte Ixtaqua seine Kräfte und stieß ein letztes Mal zu. Diesmal mit beiden Armen gleichzeitig und tatsächlich: Der Riss wurde schlagartig immer größer, breitete sich rasend schnell über den Rest des Glasgefäßes aus und ließ es mit einem lauten Knall zerspringen!
Das ganze Wasser verteilte sich über den Boden und spülte Ixtaqua vor die Füße des Menschen, welcher eingeschüchtert zurück sprang.
Langsam richtete Ixtaqua sich auf. Seine Stacheln zuckten kurz zusammen als er an der Luft aufstellte. Seine Kiemenklappen legten sich an um zu verhindern dass die Luft die Keimen verkleben würden. Dann betrachte er den Menschen vor ihm, der wesentlich kleiner war als er selber.
„Iwenetoka Mensch. Danke für Eure Hilfe.“ Sagte der Fischmensch und legte seine Hand auf die Brust. „Ixtaqua Ek Chunah, ich bin Euch zu dank verpflichtet. Sagt, wisst Ihr wie ich zum Meer gelangen kann?“



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Das Geräusch von Pferdehufen drang durch die Nacht. Ein Mann eilte auf seinem Pferd über dem Weg zwischen dem Hause von Lichtlingen und dem Wald vor Jargal. Im Schein des Mondes zeichneten sich tiefe Altersfalten in seinem Gesicht ab und sein silbernes Amulett spiegelte das matte Licht des Mondes wieder. Sein Ziel war klar: die alte Ruine. Und er musste schnell dort ankommen. Die ersten würden den Treffpunkt bestimmt schon zum Morgengrauen erreicht haben.


Sachmé Megami
Wieder einmal ist es der Hunger, der Euch des Nachts zur Jagd durch den Wald vor Jargal treibt. In der Hoffnung ein Reh oder einen Hasen zu fangen schleicht Ihr Euch durch das Gebüsch und entdeckt letztendlich einige Schatten zwischen den Bäumen. Lautlos nähert Ihr Euch und greift an.
Doch zu spät realisiert Ihr, dass Euer Opfer nicht Ein Reh sondern ein Mensch war.
Der Geruch von Blut steigt Euch in die Nase und weckt in Euch die Gier nach mehr.

Michael Treske
Ihr und Eure Kameraden habt beschlossen euer Nachtlager am Rande des Waldes vor Jargal aufzuschlagen und dort die Nacht zu verbringen. Während einige die Umgebung sichern, Holz für das Feuer sammeln oder einfach nur herum stehen, versucht Ihr bereits Ruhe zu finden. Doch plötzlich lässt ein Schrei Euch und Eure Kameraden aufschrecken und aus dem Wald kommt einer der Männer die Feuerholz sammeln wollten gerannt. Hysterisch erzählt er Euch wie ein Monster ihn und seine anderen Begleiter gefallen und die Männer getötet hat. Zusammen mit fünf Eurer Kameraden betretet Ihr den finsteren Wald und wollt der Sache auf den Grund gehen.

Edward Tordur
Die Söldnergruppe der Ihr Euch angeschlossen habt, hat gerade ihr Nachtlager aufgeschlagen als Euch ein Schrei durch Mark und Bein geht. Einer der Holzsammelnden Männer kommt verängstigt auf Euch zu gestürmt und berichtet zitternd, wie seine Kameraden von einem Monster zerfleischt wurden. Spontan schließt Ihr Euch dem kleinen Suchtrupp um Michael an.

Aaron Aerdyneth
Euch hat eine Nachricht der Societas Narratorum erreicht in der man Euch bittet zu dem ehemaligen Familiensitz der Familie von Lichtlingen zu reisen und an einem geheimen Treffen teilzunehmen. Dieser Aufforderung kommt ihr natürlich sofort nach und macht Euch auf den Weg. Doch die Zeit ist knapp und der Weg noch weit. So kommt es, dass Ihr die Nacht durch reisen wollt.
Als Ihr jedoch kurz vor Jargal den Wald durchquert, hört Ihr den bitterlichen Schrei eines Mannes. Instinktiv ändert Ihr Eure Richtung uns sucht den Verursacher des Gebrülls.
 
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Michael musterte die Schatten zwischen den dicht stehenden Bäumen. Das Mondlicht verlieh den von einem Luftzug zitternden Blättern der Büsche etwas unnatürliches. Das Knirschen von kleinen Steinen verriet ihm, dass sich die 5 Männer hinter ihm postiert hatten. Wahrscheinlich suchten sie genau wie er nach einem Anzeichen von dem Wolf oder dem Bären der ihre Kameraden getötet hatte. Was sollte es denn auch anderes sein? Ein Monster, hatte Hektor gestammelt, doch das konnte ihm nur die Panik vermittelt haben.
>Das ich nicht lache... Wer glaubt denn noch an die Geschichten, die Mütter ihren Kindern erzählen um sie ruhig zu stellen?<
Michael wandte sich der kleinen Bresche zu, die Hektor und seine Kameraden beim Holzhacken geschlagen hatten. Irgendwo weiter hinten musste es passiert sein, dafür war der Schrei laut genug gewesen. Er drehte sich zu seinen Männern herum und musterte sie. Allesamt kräftige Gestalten die auf dem Schlachtfeld dem Feind mutig gegenüber traten, doch jetzt blickten sie allesamt ein wenig furchtsam drein. Zugegeben, der Schrei klang grausam und die Beschreibung ihres einzigen überlebenden Kameraden hatte die Situation nicht gerade verbessert. Ein einziger von ihnen zeigte jedoch keine Furcht. Der Mann studierte, genau wie Michael selbst, die Umgebung. Um seinen Hals baumelte ein Bronzehorn, welches durch das silberne Licht des Mondes zu leuchten schien.
>Edward heißt er glaube ich... Der ist doch erst vor wenigen Tagen zu uns gestoßen. Er hat sich soweit ich weiß bei den Männern schnell beliebt gemacht... Wozu das Glücksspiel doch gut sein kann.<
Michael trat einen Schritt an ihn heran und raunte: "Ich schlage vor, wir beide gehen vor, Brutus und Grant direkt hinter uns Fares sichert uns mit seiner Armbrust den Rücken. Einverstanden?"
Er zog leise seinen Katzbalger während im Hintergrund bereits die Männer Aufstellung nahmen, ohne erst die Antwort Edwards abzuwarten.
>Wenn er einen besseren Vorschlag hat, werden sie sich schon danach richten...<
Ungeduldig richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bresche und fragte sich, was wohl in der Dunkelheit lauern mochte. "Also?", fragte er, ohne Edward dabei anzusehen.
 
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Die Spinx versetzte in ihrem Rausch dem Mann einen Hieb mit den Krallen und sein Nacken sackte zur Seite.
Sie bleckte die Zähne und fauchte leise, sauer darüber dass ihr Spielzeug sich in die Bewusstlosigkeit verzogen hatte.
Ihre Sinne waren bis ans äußerste gespannt und es kostete sie den Rest ihrer Selbstbeherrschung den Mann nicht in Stücke zu reißen. Heißes Blut sickerte aus seinen Wunden und der metallische Geruch wirkte schlimmer als jede Droge. Behutsam setzte sie ihre Lippen an die Wunde und leckte mit der Zunge darüber.
Vorfreude, Enttäuschung und auch ein wenig Entsetzen stand in ihren Augen, wie jedes mal wenn der Rausch die Macht erlangte und wie jedesmal spürte sie die Macht die sie dadurch bekam.
Der Mondschein ließ ihr Haar weiß wirken und ihre Augen funkelten verräterisch als sie direkt zum Mond hochstarrte.
An ihren Krallen und an ihrem Mund klebte Blut, das sich langsam seinen Weg nach unten bahnte. Wie in Trance sah sie sich um.
Im Gegensatz zu den anderen war dieser hier noch größtenteils unverletzt. Sie hatte schnell handeln müssen und ihr Verstand hatte abgeschaltet.
Sie konnte sich nicht daran erinnern sie zerfetzt zu haben und genauso wusste sie das sie auch diese Nacht vergessen würde wie so vieles in ihrem Rausch.
Und damit verabschiedete sich der menschliche Teil und machte dem Raubtier Platz das hellauf begeistert und begnügt seinen Thron bezog.
All die Gefühle in ihren Augen wichen blinder Raserei und Knochen barsten, als sich ihre Zähne in die Brust des Mannes bohrten.
Sie hörte den schwachen Herzschlag in seiner Brust und den Puls der verdächtig schnell schwächer wurde. Ein enttäuschtes Knurren stahl sich in ihre Kehle und sie wurde wütend.
Ihre Krallen zerfetzten die Brust des Mannes und sie bemerkte nicht einmal dass sein Herz aufhörte zu schlagen.
Blut spritzte ihr ins Gesicht und benetzte ihre Haare mit feinen Tropfen die wie Silber schimmerten und sie in dieser Raserei so unschuldig wie einen Engel aussehen ließen. Plötzlich registrierten ihre Sinne etwas anderes.
Das verräterische Stampfen von näherkommenden Schritten und ihre Nase sagte ihr gleich, dass es sich um Menschen handelte.
Blutüberströmt wie sie war, kniend auf einem zerfetzten inmitten von Leichen drehte sie sich um und wartete auf die Neuankömmlinge.
Sie würde sie gebührend empfangen und bei diesem Gedanken strich sie sich mit den Lippen über die Fangzähne.
 
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Der Schrei der ohne jegliche Vorwarnung den Takt der nächtlichen Waldgeräusche unterbrach wurde von Geraschel und den Rufen aufgeschreckter Vögel gefolgt.
Dann trat für einen Moment eine gespenstische Stille ein in der Aaron nur seinen eigenen Atem hören konnte. Sogar der Hund war bewegungslos erstarrt und fixierte scheinbar einen Punkt im Dunkel des Waldes. Aaron schwenkte seine Holzlaterne in die Richtung aus der der Schrei gekommen war, genau konnte er diese aber nicht bestimmen.
Es war offenbar ein Mann gewesen der geschrien hatte, Aaron konnte nur raten was los war.
Auf jeden Fall bedeutete ein Schrei im nächtlichen Wald etwas Schlechtes.
Das Licht fiel auf die sie umgebenden Bäume und ihre Wurzeln die beinahe den gesamten Waldboden überzogen, aber zwischen den einzelnen Stämmen die kaum vier Meter von Aaron entfernt waren, konnte er nichts weiter erkennen.
Dennoch kehrte er augenblicklich um und begab sich in Richtung des gefühlten Ursprungs des Schreies.
Einem tonlosen Befehl seines Herren folgend begann Askan neben diesem herzulaufen und dabei den Boden abzuschnüffeln.
Nach einigen Schritten begann Aaron immer deutlicher männliche Stimmen wahrzunehmen und bewegte sich nun direkt auf diese zu.
 
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Beunruhigt spähte Anise die Straße entlang. Die Nacht war längst hereingebrochen, ein großer, weiß schimmernder Mond strahlte am Himmel und warf sein blasses Licht gen Erde und tauchte die breiten Straßen des wohlhabenden Beamtenviertels in ein kaum merkliches Licht. Doch genügte es, um zu sehen, insbesondere da hier und da noch warmes Licht aus einem der Fenster drang.
Anise fröstelte. Sie hatte ihren Umhang eng um ihren Körper geschlungen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass ihre Gesichtszüge unsichtbar im Schatten des Stoffes verborgen lagen. Es war nichts neues für sie, oft schon war sie in wesentlich kälteren Nächten als dieser umhergewandert, auf der Suche nach einer Höhle oder einer anderweitig geschützten Stelle, an der sie schlafen konnte, doch damals war sie in Bewegung gewesen. Hier stand sie nur vor dem Brunnen, zum Ausharren verdammt. Das orangefarbene Licht der Fenster, das einen warmen, gemütlich eingerichteten Raum suggerierte, machte es der jungen Frau nicht gerade einfacher.
Der Narrator, der sie angewiesen hatte, bei Sonnenuntergang hier zu sein, war weit und breit noch nicht zu sehen. War ihm vielleicht etwas zugestoßen? Anise seufzte und lehnte sich gegen das gemauerte Konstrukt, aus dem Tag für Tag die Menschen ihr Wasser schöpften. Sie sehnte sich danach, endlich wieder einmal durch die verwilderten Wiesen und den naturbelassenen Wald bei Hidrisburg zu spazieren, sehnte sich danach, das weiche Gras an ihren Knöcheln zu spüren, die Sonne warm auf ihrem Gesicht.
Seit sie in Jargal angekommen war, hatte sie den Drang verspürt, durch den Garten hinter dem haus des Narrators zu gehen, hier und da ein paar Blätter einzustecken, um sie für ihre Studien nutzen zu können.
Doch es half nichts, über so etwas nachzudenken, ihre Sehnsucht nach einem gemütlichen Sessel in einem warmen, von einem Feuer in einem gemauerten Kamin erleuchteten Raum, wurde dadurch nur noch mehr verstärkt.
Fast schon gewaltsam riss Anise ihre Gedanken zurück in die Realität der Gegenwart, schlang sich den Umhang noch enger um den Leib und wartete mit zusammengekauerte Gliedern am Brunnen auf das Zeichen eines anderen Narrators.
 
Den Wachen war langweilig. Dienst hier. Schicht da. Eine Patrouille nach der anderen durch Armenviertel, Schloss, oder Umgebung. Es war wirklich etwas, was mürrisch machen konnte. Gerade jetzt erst standen die beiden Wachen mit ihren Hellbarden mehr in Form eines Bogens, wobei der Körper als Pseudosehne fungierte, neben dem großen Tor. Es war deutlich, dass hier kein Durchkommen war, ohne in irgendeiner Form Kontakt mit den Soldaten aufzunehmen. Die Schritte des Barden waren bewusst keine Leisen. Gerald war gewohnt gesehen und gehört zu werden und so verhielt er sich auch, obgleich seine Statur ein Stampfen nicht wirklich zuließ, es sei denn, zur rhythmischen Untermalung seiner Lieder. "WER DA!?" rief die wohl kommandierende Torwache. Beide zückten ihre Waffen in Abwehrhaltung. Das müde Licht spuckte die Gestalt von der Federlichtung aus, was ein verdutzen Blick der Rüstungsträger zur Folge hatte. "Was wollt ihr?", brummte es zwischen dem Metall hervor. Gerald trat nahe an sie heran und setzte sein Spielmannlächeln auf. "Seit gegrüßt in dieser Nacht, durch welcher mich der Mond gebracht. Mit Verlaub möcht' ich euch sagen, hier eine Bitte vorzutragen. Des Wandrers Schritt mir in den Knochen sitzt, der Körper jedoch noch nicht erhitzt. Drum bitt euch mit Güte und Respekt, um Durchlass ohne das eurerseits sei aufgeschreckt. Mit Spiel, Musik und manchem Word, bekämpfe ich so manchen Groll. Auf das ich setzen kann meine Wanderschaft hier fort, durch zahlen jenes angebrachten Zoll. So sprecht ihr wackeren Soldaten, was hat dies große Tor da zugeschlagen?" Der spontane Reim hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Das Interesse an der Kunst des Barden wurde sichtlich geweckt und ihm wurde aufmerksam Gehör geschenkt.

Dementsprechend begegneten ihm die Soldaten gleich viel freundlicher, jedoch durchweg pflichtbewusst. "Die Slums beginnen hinter diesem Tor. Es ist zu gefährlich für die Bürger dort hindurch zu Wandern. Es gibt daher keinen Weg für euch... jedenfalls durch dieses Tor!" Gerald blickte an Besagtem empor. Seine Hand strich sich über den Bart. "Die Slums, von welchen an jenem Ort Gefahr ausgeht? Welch' mag dies sein frag ich mich, bin ich doch schon jetzt zu spät, dass ich verspät' mich fürchterlich." Der Soldat setzte eine disziplinierte Miene auf. "Dort ist die Pest ausgebrochen. Wir können euch keinen Durchmarsch gewähren." Gerald beugte sich zu den Männern vor. "Ich bitt' euch, lasst Gnade walten in dieser Zeit, nur der Mond sei Zeuge von eurer großen Tat, und ich versprech' euch ich bin bereit, hier zu sehen meine Saat. Das mein Talent im Bardentum ich nutzen werd', auf dass sich durch mein Mundwerk euer Ruhm hier mehrt! Ein Lobeslied ich komponieren, singen, spielen werde, es verbreiten in Orten fern und nah, dass jedes Wesen wissen soll: ein Heer wie die jargaler Wache ward' noch niemals da! Die Größe werde ich besingen, und spielend beschreiben eure Treue zu unsrer Majestät. So soll´s alsbald aus aller Munde klingen, welch tolle Recken leisten Dienst zu des Volkes Wohl von früh bis spät!" Diese Aufwartung kam überrumpelnd plötzlich für einfache Soldaten. Denn die Aussicht auf Ruhm war für jeden Mann im Militär verlockend, besonders, wenn sonst nur wieder ewiges rumstehen und einheitliches Gelatschte durch Gassen und Straßen als Zukunft winkt. Die Hellbardenträger sahen sich an.

Es war nicht viel dabei die Tore zu öffnen, da weder die Fallgitter unter waren, noch sonst jemand das Tor bewachte, mit Ausnahme der nächtlichen Patrouille vielleicht, welche aller halbe Stunden einmal, wie eine Kompanie Glühwürmchen mit ihren Fackeln, hier vorbeimarschiert kamen. Gerald schaute sie immer noch eindringlich an. "Und... hier würdet wirklich dieses Lied für uns schreiben?" Ein fast zu deutlich gespielter Schock fuhr dem Spielmann durch Mark und Bein. "Mein Treu, darauf mein Wort! Sowie die Bekanntmachung dieses an jedem Ort!" Die Wache zögerte. "Nun ja, es ist in diesem ja keine Bestechung....dafür müssten wir dich einbuchten Klimperspieler!...Aber.... es gilt mehr als Tauschgeschäft... ohne Geld... nicht wahr!?" Eine tiefe Verbeugung des Barden bekam er als Antwort: "Euren Scharfsinn wünsch ich jeder Mutter Sohn. In mein Lied soll er mit einfließen, als wohlverdienter Lohn!" Die gepanzerte Hand es Soldaten Griff zum Türhebel. "Das ihr mir diesen Punkt ja nicht vergesst!" Er zog ihn auf und sogleich an der Tür selbst. Ein Spalt öffnete sie sich. "Habt Dank für euer Einsehen, so kann ich meines Weges gehen." Gerald wollte gerade zwischen den Wachen hindurch, als ihm ohne Vorwarnung eine Hellbarde, den eben freien Weg versperrte. "STOP. Eines hätte ich fast vergesse:. Euren Name Barde, damit ihr mir keinen Unfug macht und mit trügerischer Zunge gesprochen habt!" Gerald nahm seinen Hut ab und senkte den Kopf. "Gerald von der Federlichtung, Lobesliedspielmann zu euren Diensten." Die Wache grinste und zog seine Waffe wieder an sich heran. "Gerald von der Federlichtung... wir werden ihn nicht vergessen!" Der Barde erwiderte das Grinsen, als er durch das Holztor schritt. Der Weg war frei.
 
Das Tor ächzte und knarrte,als es sich hinter dem Barden erneut verschloss und den Weg zu den Slums verriegelte.
<Ein geschickter Schachzug>, dachte Vincent und verstaute den Münzbeutel wieder in seinem Gewand. Der Barde hatte ihm einen großen Dienst erwiesen, in dem er darauf aufmerksam gemacht hatte, dass diese beiden Soldaten nicht bestechlich waren. Nun müsste es auf anderem Wege gelingen, das massive Tor hinter sich zu lassen.
„Indigo?“,sagte er leise. während er zurückschritt und sich vor die orientalische Schönheit stellte.
„Ja?“,blickte sie etwas ängstlich auf. Die Umgebung war ihr sichtlich unvertraut und unangenhem.
„Siehst du das Haus dort drüben?!“,lenkte er ihren Blick auf ein altes Gasthaus einige Hundert Meter weiter.
Ein leichtes Nicken zierte ihre Antwort.
„Nimm dies und sag wer dich schickt. Lasse dir Decken geben und komme schnell zurück!“.
Vincent zog den Ring von seinem Finger und verschloss ihn in der zierlichen Hand der Tänzerin.
„Schaffst du das?!“,fragte er besorgt ob sie dieser Aufgabe gewachsen war.
Indigo spannte sich an und nickte,sie würde es schaffen das war sie sicher. Wie sollte sie in der Welt zurecht finden, wenn sie vor solchen einfachen Aufgaben zurückschreckte. Sie musste langsam aber sicher akzeptieren,dass sie die sicheren Gefilde des Palastes verlassen hatte. Mit galanten Schritten machte sich auf den Weg.
Vincent hingegen schritt zurück zum Karren,überprüfte die Waren und Halteriemen,ging um den Karren herum und sprang dann über die kleine Mauer,in das dahinterliegende Gezweig.
Der Junge,vermutlich ein Dieb,fuhr herum und blickte auf den Mann,der ihm eine hand auf den Mund hielt.
„Ich will dir nichts,du sollst mir nur bei etwas helfen,wofür ich dich mit barer Münze belohnen werde. Können wir still und leise verhandeln junger Freund?!“.
Der Junge nickte und langsam löste sich der Griff von den Lippen,er holte tief Luft.
„Was wollt ihr von mir?!,gaffte er ein wenig erbost.
„Ich möchte deine Fähigkeiten erwerben. Du bist ziemlich geschickt,ich hätte dich vorhin beinahe nicht bemerkt,aber der Knauf deines Dolches spiegelte sich im Licht des Mondes. Auf solche Details musst du achten,wenn du ein großer Dieb werden willst!.
Draco wusste nicht was er von dem Mann handeln sollte. Er war misstrauisch gegenüber Fremden,vorallem jenen die förmlich nach Geld stanken. Doch er machte keinen bösen oder überheblichen Eindruck,es machte ihm nicht einmal was aus,dass er versucht hatte seien Waren zu stehlen. Im Gegenteil,er lobte ihn sogar dafür; er war ganz anders,als die anderen Reichen und Adligen.
„Was soll ich für euch tun?“.
„Warte hier einige Minuten,dann wirst du laute Stimmen hören,einen Streit. Du wirst außerdem sehen,das ich den Karren,dann Richtung Tor geschoben haben werde,und ich und meine Begleitern unter alten Decken wandern. Komme heraus und stehle etwas. Wem oder was soll deiner sein.“
„Warum sollte ich das tun? Das ist viel zu gefährlich auf offener Straße.“
„Nun,ich muss durch dieses Tor, aber die Wachen werden mich nicht lassen. E sei denn,die ....“
„Die Wachen verfolgen mich. Das ist sehr riskant,was springt für mich dabei raus?!“
Vincent zog einen kleinen Beutel Münzen hervor und warf ihn dem Jungen zu.
„Er ist deiner,egal ob du es tust oder nicht. Ein zweiter und größerer wartet auf dich,wenn du die Wachen weglockst und es ebenfalls durch das Tor schaffst.“
Mit diesen Worten erhob sich der Händler und schritt zurück auf die Straße,Idigo suchte bereits verzweifelt nach ihm.
Schnell hüllten sich beide in die Decken und zogen mit dem Karren Richtung Tor;kurz davor hielten sie inne und fingen lauthals an zu diskutieren. Sie Schubsten sich gegenseitig hin und her und beschimpften sich mit wüsten Worten.
Die Wachen wurden schnell darauf aufmerksam und schritten mit fest umklammerten Hellebarden auf den vermeintlichen Pöbel zu.
„He ihr da,streitet euch woanders.“,blaffte der vordere Wachmann und baute sich zu voller Größe vor ihnen auf.
„Verschwindet hier oder ich...“.Ein heller Schrei übertönte seine Worte und ließ alle hinter sie blicken,ein junge Frau in Begleitung ihres alten Vaters wimmerte und deutete auf eine kleine Gestalt dir weg rannte.
„Er hat den Geldbeutel meines Vaters,der elendig Dieb,so haltet ihn doch“.
Angespornt von den Lobpreisungen des Barden ergriffen die Wachen ihre Hellebarden und nahmen die Verfolgung auf.
„In Namen des Königs bleib stehen“.brüllte der Wachsoldat durch die Gasse.


Vincent und Indigo sahen ihnen lachend nach und vollendeten die letzten Schritte zum Tor, das ohne herabgelassenes Fallgitter keine große Hürde darstellte. Vincent hatte zwar einige Mühen,schaffte es jedoch mit größter Kraftanstrengung das Tor zu öffnen.
„Was ist mit dem Jungen?“,fragte Indigo beherzt.“Wird er es schaffen?“.
„Der Junge ist gewitzt,ich denke wir werden ihn schneller wieder sehen als wir denken.
Aber nun fort von hier, wir können das Tor nicht schließen und die Wachen könnten schnell zurück sein.“ Eilig verschwanden sie in der Dunkelheit der Slums.
 
„Iwenetoka Mensch. Danke für Eure Hilfe.“ Tilman nahm die mit tiefer, kehliger Stimme gesprochenen Worte, die er da hörte, gar nicht recht wahr. Diese Begegnung war so aberwitzig, so grotesk, dass er an seinem eigenen Verstand zweifelte. Erschrocken stellte er fest, dass man es sogar in Betracht ziehen konnte, dass er vom Teufel besessen war. „WAS bist du?!“, schrie er und wich erneut einige Schritte zurück. Eigentlich wusste er, was es war, doch wollte er diese Wesen, die er bisher nur aus Geschichten kannte, nicht wahrhaben.
<Das kann doch einfach nicht wahr sein! Diese Fischmenschen sind doch nur Mythen, wie könnten… Ich verstehe es nicht…>
Der Fischmensch starrte ihn aber nur an und blieb genau da, wo er sich aufgerichtet hatte. Sein Blick wirkte nicht einmal unfreundlich, soweit man das bei seinen tiefschwarzen Augen erkennen konnte…
„Ich meine… äh… gern geschehen…“ Tilmans Schlagfertigkeit hatte sich sonstwohin verzogen. „Aber wer… oder was… bist du? Ich habe Geschichten gehört, aber ich hätte es nie für möglich gehalten…“
„Ixtaqua Ek Chunah, ich bin Euch zu dank verpflichtet. Sagt, wisst Ihr wie ich zum Meer gelangen kann?“ „Zum Meer?“ Tilman musste fast gegen seinen Willen grinsen. Fats vergaß er sein Misstrauen und sein loses Mundwerk meldete sich wider zurück: „Das Meer ist weit entfernt, da würdest du einige Zeit laufen müssen, mein Freund…“
 
Ein lautes Klopfen pochte durch die Nacht und erdrückte die Stille im Ansatz. Erst nach dem viermaligen wiederholen des Geräusches eroberte das Silentium die Dunkelheit zurück. Ein alter Mann öffnete die Tür gegen die eben noch mit Kraft geklopft worden war und lies den verhüllten Mann hinein. „Danke“, murmelte dieser und betrat das kahle Haus, in dem nicht ein einziges Möbelstück stand. Auch die Fassade war kaputt, ungepflegt und selbst vom letzten guten Geist verlassen. „Damit sind wir quitt. Wir schulden dir keinen Gefallen mehr“, sagte der Alte und entsandte erneut die tiefe, kratzige Stimme in die tief schwarze Umgebung. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren setzte er sich in Bewegung und öffnete dem verhüllten Mann eine Tür.

Alles was dahinter zu sehen war, war eine Leiter die nach oben führte. Jemand hatte alles daran gesetzt dieses Holzkonstrukt zu tarnen und zu verstecken. Es mochte unscheinbar aussehen, doch es war zu diesen Zeiten wie eine Straße aus Gold.

Die Stelle an der Andreas stand war die einzige an der man das Tor unbemerkt umgehen konnte. Denn an einigen Stellen der Slums war es dem König zu teuer gewesen eine durchgehende Mauer zu errichten, dazu noch eine bewachte und so ergaben sich einige Stellen an denen man über die Dächer in die anderen Stadtteile gelangen konnte. Es war eine Art Pass für all die Zwielichtigen Gestalten geworden, die ihre Geschäfte ausweiteten oder einfach mal raus mussten ohne gesehen zu werden.

Die Bande, die ihn im Moment kontrollierte war Andreas noch einen Gefallen schuldig gewesen und nun war es an der Zeit ihn einzulösen. Mit sicheren Schritten lief er die Leiter empor, die fast wie eine Rampe quer durch den Raum zu einer Luke in der Decke führte.
Nach einigen Minuten landete er wie sicher auf der anderen Seite und Viento neben ihm. Andreas blickte kurz zurück und sah die Gestalt des Alten wieder in der Dachluke verschwinden. Das Mondlicht, das zögerlich auf sein Haupt schien tauchte seine Gestalt in ein unheimliches Licht.

Der Punkt, der für die Übergabe angegeben worden war, war der Brunnen des Bürgerviertels. Der ehemalige Ritter kannte sich hier lange nicht so gut aus, wie in den Gefilden seiner neuen Heimat, doch das Zentrum war meistens der Punkt an dem der Brunnen zu finden war. Schnell strich er seinen Mantel wieder glatt, zog die Kapuze tief ins Gesicht und lief in seinen langsamen, sicheren Schritten los. Er hatte selten Verwendung für Eile. Es war ein Akt der Unruhe und der Hektik und keines dieser Attribute traf auf den Gefallenen zu.

Die harte Unterseite Seiner Stiefel verhallte lautlos in dem Hinterhof durch den er schritt. Seine Muskeln waren angespannt und seine Augen starrten scharf in die Nacht. Viento lief dicht an seinem Bein und hielt ständig Kontakt zu ihm. Andreas spürte wie auch er angespannt durch die Straßen lief.



Die Frau am Brunnen fröstelte. Die kühle Nachtbrise setzte ihr zu. Jede Sekunde die verging, verging zu langsam und sie schien schon Stunden auf ein Zeichen zu warten. Jedes Geräusch das es zu ihr schaffte, fasste sie leicht ängstlich auf fuhr auch das eine oder andere Mal herum. „Waren das Schritte? Ist da jemand? Ist es der Narrator?“, fuhr es der jungen Frau immer wieder durch den Kopf. Ein weiteres Mal drehte sie sich erschrocken zu einer der Gassen um, die zu diesem Platz führten. Doch nichts als matte Dunkelheit war zu sehen und jegliche Geräusche waren wieder verstummt. Erleichtert drehte sie ihr Haupt wieder in eine normale Position und plötzlich waren da … Augen?

Es war schneller gegangen als Anise sich beherrschen konnte, die eiskalt blauen Augen eines herumstreunenden Hundes hatten sie so erschreckt, dass sie beinahe in den Brunnen gefallen war. Erneut stark erleichtert, dass es sich nur um ein Tier handelte, bückte sie sich zu ihm herunter und schaute auf sein zufrieden hechelndes Gesicht und den leicht schiefen Kopf. Ihre Hand fuhr über seinen Kopf und begann ihn zu graulen. Sie wusste nicht warum aber eine gewisse Sicherheit ging von dem stolzen Tier aus. „Anise von Hidrisburg?“, erneut überschlug sich ihr Herz und sie war erschrocken aufgefahren. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Anise gedacht es wäre der Hund gewesen, der gesprochen hatte. Doch es war ein in einen dunkelgrünen Umhang gewickelter Mann, dessen Pupillen sie aus der sicheren Dunkelheit der Kapuze anschauten.
 
Nachdenklich kratze Ixtaqua sich am Kopf. „Nun, das ist ungünstig. Ich hatte gehofft, dass ich mich während meiner Ohnmacht nicht zu weit vom Meer entfernt hätte.“
Ixtaqua erinnerte sich, wie der gefährlich schnelle Leviathan ihm und seinen Brüdern aufgelauert hatte und Ixtaqua verfolgte. Nur Dank des engen Korallenriffs konnte Ixtaqua sein Leben retten. Er hatte lediglich einige Kratzer an den Armen und Beinen.
„Könnt Ihr mir denn stattdessen sagen, wo der nächste Fluss ist? Er wird sicher irgendwann im Meer münden!“ Irgendwie ging Tilmans Spaß an Ixtaqua vorbei.

Auf einmal wurde Ixtaqua Blick auf seine Umgebung gelenkt. Überall eingepferchte Wesen und Tiere, denen man teilweise einfach nur ein Steinhorn aufgesetzt hatte damit sie seltsam erschienen. Ixtaqua zog nur ungläubig die Augenbrauen zusammen. Scheinbar machte es dieser Rasse spaß, sich an dem Leid anderer Wesen zu ergötzen und sie zu verspotten.
Jedoch erschien das Exemplar vor ihm vernünftig zu sein.
Aufgrund Ixtaquas überraschend ernster Antwort war Tilman leicht verwirrt und wich etwas zurück. Ixtaqua selbst war auch verwundert. Aus der Ferne erschienen ihm diese Menschen immer größer. Doch nun, da er direkt vor einem stand, bemerkte er wie klein sie doch eigentlich im Gegensatz zu ihm waren.
„Würdet Ihr mir eventuell den Weg zum nächsten Gewässer zeigen? Ich kenne mich an Land nicht aus und der Geruch von Wasser wird hier von zu vielen anderen Gerüchen überdeckt. Ganz sicher wäre ich nur erneut das Opfer einiger herrschsüchtigen Individuen Eurer Art.“
Da stellten sich die Stacheln auf Ixtaquas Kopf auf, wodurch er noch größer erschien.
„Wo wir gerade dabei sind: Leider kenne ich mich mit Eurer Rasse genau so wenig aus, wie mit dem Leben an Land. Ist es denn unter Eurer Rasse üblich, Namen zu vergeben?“
Etwas verwirrt begann Tilman zu nicken. „J…Ja….“ Er zögerte kurz. „Mein Name ist Tilman…“
Ein freundliches Lächeln huschte über Ixtaqua Lippen bevor er plötzlich aufhorchte.
„Nun, Tilman, ich schlage vor dass wir diesen Ort verlassen. Sicher werden Eure Artgenossen den Krach bereits bemerkt haben."
 
"Also?", fragte Michael und blickte in die Runde.
"Gehen wir" sagte Edward nur. Mehr gab es nicht zu sagen. Vorsichtig gingen die fünf auf die Bresche zu. Fares hielt seine Armbrust auf den Waldrand gerichtet, damit er jederzeit schießen konnte. Er sah ängstlich aus. Genau wie Brutus und Grant. Hoffentlich rennen sie nicht beim ersten Geräusch weg, dachte Ed. Er hatte schon drei mal nächtens im Wald Kämpfe ausgetragen. Wenn man sich zu sehr aufteilte, konnte es passieren, dass man gegen seine eigenen Leute kämpfte, ohne es zu merken. Sie errecihten das Ende der Bresche. Es war ein Gemetzel. Leichenteile lagen verstreut auf dem Boden. "Das war kein Wolf" flüsterte Fares. "Dann war es eben ein Bär", antwortete Tohawk, "Er hat sich warscheinlich verletzt und greift nun aus Schmerzen alles an, was sich Bewegt." Vorsichtig sahen sie sich um.
"Kommt mal her, ich habe etwas gefunden." rief Brutus. Sie kamen zu ihm und auf dem Boden war ein Abdruck, der ganz sicher keinem Bären gehörte.
 
„Im Namen des Königs bleib stehen“, rief der Hauptmann der Wache ihm nach, doch Draco war viel schneller, aber irgendetwas schien das Selbstvertrauen der Wachen gesteigert zu haben, denn sie verfolgten ihn weiterhin., obwohl sie ihn bald aus den Augen verloren hatten. Seine Fluchtweg führte durch viele enge und dunkle Gassen und sollte wieder am Tor zu den Slums enden, wo der seltsame Händler auf ihn warten wollte, um ihm den Rest der Bezahlung zu überreichen. Die ganze Situation war seltsam, aber dennoch hatte er dem Angebot des Mannes zugestimmt, während dieser mit der Frau stritt, hatte er ganz offensichtlich etwas aus dem Karren genommen, eine kleine Schatulle, reich verziert und bestimmt wertvoll, doch jetzt musste er erst mal zurück zum Tor. Er streckte den Kopf um die Ecke und hatte freie Sicht auf den erleuchteten Platz vor dem nun offenstehendem Tor, Wachen waren keine zu sehen und die Gier trieb ihn weiter, doch von links erschallte plötzlich eine von Zorn erfüllte Stimme, „Jetzt krieg ich dich, elender Dieb!“
Draco war zu unvorsichtig gewesen und jetzt war der Hauptmann der Torwachen schon wieder hinter ihm her, diesmal aber viel dichter hinter ihm, sodass er sich wohl nicht so leicht würde abwimmeln lassen! Zweifel kamen dem Jungen, ob es eine gute Idee war, dem Fremden zu trauen und sich in solch eine gefährliche Lage zu bringen, doch jetzt musste er sich überlegen, wie er die Mauer überwinden sollte, welche die Slums vom Rest Jargals trennte; viele gute Möglichkeiten fielen ihm ein, doch waren sie alle zu weit weg, also musste er improvisieren, nichts neues für ihn, doch bedeutete es jedes Mal ein großes Risiko. Diesmal sollte es nicht anders werden, er nahm das Seil mit dem Enterhaken vom Gürtel und bog in die schmale Gasse ein, welche entlang der Mauer verlief, denn er wusste, dass auf der Mauer ein Wehrgang verlief und in regelmäßigen Abständen Fahnen aufgestellt waren, die von eisernen Stangen gehalten wurden und das war seine Chance. Da es auf dem Wehrgang keine Fackeln gab, war es schwer die Fahnen zu erkennen, doch zum Glück schien weiter vorne aus einem Fenster ein fahles Licht, doch war es hell genug, um die Fahne schräg gegenüber zu erleuchten. Draco nahm das Seil und begann es neben sich im Kreis zu schwingen. Sein Verfolger hatte wohl erkannt, dass er nur noch wenige Meter hatte, um den Dieb zu fangen, bevor dieser ihm entwischen würde, also steigerte er nochmals das Tempo, obwohl er bereits erschöpft war und die Rüstung seine Glieder behinderte. Inzwischen war die Fahnenstange schon in Reichweite des Entehakens und Draco wusste, dass dies die einzige Chance war, also warf er den Haken, sodass er in einem weiten Bogen in Richtung seines Zieles flog und drum herum flog und sich verhakte. In diesem Moment setzte der Hauptmann zum Sprung an, doch der Junge war bereits ausgewichen, kletterte auf einen Stapel aus Kisten und Fässern und schwang sich elegant über die Mauer.
Der erste Teil war geschafft, jetzt galt es den Händler und seine Begleiterin aufzusuchen, denn der Mann schuldete ihm noch etwas!
 
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Sie hatte die Lichtung längst verlassen als Edward und die anderen dort eintrafen.
Ihre Nase nahm den feinen Geruch von weiteren Personen wahr und schon bald stieß sie auf die erste Wache. Er nahm sie erst war als ihre Krallen sich in seinen Hals bohrten und seine Kehle regelrecht zerfetzten. Ein irres Grinsen umspielte ihre Lippen und sie leckte über ihre Krallen. Der Geschmack des Blutes berauschte sie nur noch mehr.

Wie ein Schatten verschwand sie im Unterholz und näherte sich dem Feuer. Sie hörten sie nicht kommen und reagierten auch nicht schnell genug um sie abzuwehren.
Geschmeidig landete sie neben dem ersten und er war noch nicht mal dazu gekommen zusammen zu zucken da hatte sie seinen Kopf schon vom Hals getrennt.
Eine Fontäne des Blutes schoss aus seinem Leib hervor und besudelte einen in der Nähe schlafenden der sich müde die Augen rieb. Kurz darauf war er hellwach und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Ihre Zähne bohrten sich in seine Kehle und sein Mund verzog sich zu einem stummen Schrei. Dann wurden seine Augen leer.

Die anderen waren mittlerweile aufgesprungen und hatten ihre Waffen gezogen. Wild riefen sie durcheinander und zielten mit Armbrüsten auf sie. Sie glaubten nicht was sie sahen: Ein Wesen aus den Legenden stand direkt vor ihnen, von Blut besudelt und die Aura eines Raubtieres flackerte um sie. Mit einem Lächeln verschwand sie im Dunkeln und pirschte zur anderen Seite. Sie drehte einem der zu nah an den Schatten stand den Hals um und das knirschende Geräusch ließ ihr Blut kochen.
Adrenalin schoss in ihr empor und beflügelte sie geradezu.
Die Männer vor ihr waren nun keine Menschen mehr. Sie waren ihre Beute ihre Lämmer und sie der Jäger, der Wolf der zum Vergnügen tötete.
Ihr Herz pulsierte geradezu als sie in die Mitte der Lichtung sprang.
Sie lachte und wirbelte wie ein Tornado durch die Reihen der Söldner, die ihr nichts entgegenzusetzen hatten. Ein par erwischten sie mit ihren Schwertern, aber der Rausch hatte sie fest im Griff und sie spürte den Schmerz nicht.

Es wurde zu einem tödlichen Ballet an dessen Ende nur noch einer stehen konnte.
Ihre Krallen tanzten förmlich zu einer Musik die niemand außer ihr wahrnahm. Ein Tanz des Blutes im Mondschein. Es hätte sie nicht gewundert wenn heute Vollmond war.
Sie tanzte erbarmungslos und die Wachen kamen aus dem Wald zurück. Fassungslos starrten sie sie an, dann die Leichen um sie herum. Sie grinste und stürzte sich auf sie. Ohne Mühe riss sie einem von ihnen den Arm ab und ein anderer büßte seine Beine ein. Sie war so sehr in dem Rausch das sie ihre Opfer förmlich in der Luft zerriss. Am Ende stand nur noch ein Söldner der angsterfüllt zurück trat. Die Angst in seinen Augen ließ sie vor Erregung zittern und sie ließ ihn schreien bevor sie seinem Leben ein Ende setzte. Ihr ganzer Körper war blutüberströmt und dennoch wollte sie mehr.

Doch in all dem Geruch von Blut roch sie das anscheinend einige noch am Leben waren.
Dann kletterte sie über die Leichen und verschwand erneut im Dunkeln.
Fares hörte ein Knacksen hinter sich und meinte einen Schatten wahrzunehmen. Ohne nachzudenken wandte er sich von den anderen ab und folgte der Spur die Sachmé ihm vorgab. Hinter ihm sprang sie von einem Baum und rammte ihre Klauen durch seinen Rücken. Sie riss seine Eingeweide heraus dann brach sie ihm das Genick. Brutus und Grant wurden nervös, das roch sie deutlich. Auch ihre Haltung sprach Bände. Und dann begangen sie einen Fehler. Sie lehnten sich ängstlich an den Baum hinter dem sie stand. Blitzschnell hatte sie ihre Kehlen gepackt und herausgerissen. Sie sanken zu Boden und Fontänen von Blut tränkten den Boden.

Lautlos ging sie zurück zu dem Feuer und suchte nach jemandem der noch atmete.
Und tatsächlich sie fand einen der noch nicht tot war.
Lachend kniete sie sich auf ihn und biss ihm in die Schulter.
Gierig trank sie von dem heißen Blut und riss ein Stück Fleisch heraus, das sie kaute.
Es schmeckte zwar etwas komisch und war zäh, aber es war besser als nichts…
 
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