Eins vorweg: der Film ist mMn deutlich besser als der vierte Teil, was - provokant gesagt - aber an sich ja auch keine wirkliche Kunst ist, war der vierte Teil wie von diversen Vorpostern schon angesprochen der Tiefpunkt der Reihe. Es konnte also nur besser werden. Die Frage ist daher eher: kann sich der Film mit der ursprünglichen Trilogie messen?
Und ACHTUNG, im folgenden sind auch Plotspoiler enthalten. Wer den Film also noch nicht gesehen hat, sollte ggf. nicht weiterlesen!
Kurz zum Plot des Films: gut, machen wir uns nichts vor, plottechnisch ist der Film leider nicht allzu anspruchsvoll, was leider auch daran liegt, dass vieles einfach zu oberflächlich gehalten ist. Das fängt schon beim eigentlichen Hauptcharakter Henry Turner an. Seine Signifikanz in dem Film (wie auch die seines Plots) ist so oberflächlich, dass ich am Ende des Films schon fast vergessen habe, dass da ja noch was war. Auch der ganzen Chose um den Dreizack fehlt so ein bisschen der Tiefgang, das wirkt alles so aufgesetzt und hätte deutlich besser mit ein bisschen mehr Hintergrund aufgeklärt werden können. Auch wurden viele offene Themen aus dem Film und dem Vorgänger unbeantwortet gelassen: was ist mit dem Sack voller Schiffe aus Teil 4? Oder der Voodoopuppe? Was hat es mit der Hexe (nein, nicht Carina) auf sich? Und so weiter, und so fort.
Wie der eigentliche Film endet könnte man meinen (und vielleicht auch hoffen), dass es das mit der PoC-Reihe gewesen ist, aber das Post-Credit-Ende
als die schlafenden Will und Elisabeth von Davy Jones besucht werden, wobei ich mich frage, wie das bitte gehen soll, aber egal - lässt anderes vermuten. Vermutlich werden wir in ein paar Jahren die Ankündigung zu Teil 6 erhalten.
Zu den Charakteren gibt's leider auch nicht allzu viel zu sagen. "Captain" Jack Sparrow, der wie im vierten Teil wieder den trotteligen Sidekick-Hauptcharakter-Mischmasch geben darf, verkommt wie sein Alter Ego im Real Life nur noch zur peinlichen Witzfigur, was auch im Film selbst an manchen Stellen thematisiert wurde. Die beiden Hauptcharaktere Henry und Carina sind eher blass, wobei zumindest Carina und ihre Geschichte noch einigermaßen interessant gestaltet waren. Will und Elisabeth bekommen ihr Happy End, was aber irgendwie nicht so richtig reinpasst.
Nur zwei Charaktere konnten mich in dem Film so richtiggehend überzeugen und begeistern. Zum einen der Antagonist Salazar, der von Javier Bardem wirklich toll portraitiert wurde und auch eine interessante Hintergrundgeschichte hatte, die in einen phänomenalen Flashback gepackt wurde. Und zum anderen Hector Barbossa, mein absoluter Lieblingscharakter in den PoC-Filmen neben Davy Jones. Geoffrey Rush ist einfach ein unglaublich genialer Schauspieler, und das zeigt er auch dieses Mal wieder mit seiner Darstellung von Jack's altem Rivalen.
Highlight des Films war für mich der bereits angesprochene Flashback zu Salazars Geschichte, welcher vor allem durch eines glänzte: den "alten" Jack Sparrow. Hier sah man ihn noch einmal, den Piraten, der in Teil 1-3 so geglänzt hatte. Wieso konnte man das nicht den ganzen Film über machen?
Ansonsten: humortechnisch hatte der Film ein paar Szenen zum Schmunzeln, neben einigen Kalauern und Slapstickeinlagen, die so
na ja waren. Die Effekte konnten sich hingegen definitiv sehen lassen, ebenso der Soundtrack (gut, der könnte sich eher hören lassen
).
Im Großen und Ganzen kann ich daher sagen: der Film ist in Ordnung. Er ist wie eingangs schon erwähnt besser als Teil 4, aber er kommt nicht an die Ursprungstrilogie ran, was vor allem am seichten Plot und den Charakteren, allen voran
the drunken Sparrow liegt. Was schade ist, denn der Film hätte von seinen Voraussetzungen alles gehabt, um ein wirklich guter Piratenfilm zu werden, der an die Teile 1-3 hätte anknüpfen können. Leider hat man das verschenkt, wobei gewisse Dinge (Salazar, Barbossa, Flashback) zumindest Hoffnung machen, dass sollte es einen sechsten Teil geben dieser - hoffentlich - mehr in diese Richtung und weniger "Captain Slapstick Sparrow" geht. Meiner persönlichen Meinung nach sollten sie's aber bitte sein lassen, fünf Filme sind genug und die Story wäre (vom Post-Credit-Ende abgesehen) schön abgeschlossen. Aber gut, dass dachte man auch nach Teil 3...