Leichtsinnigerweise hatte sich Jason nicht gut genug festhalten können, da er lieber nachgedacht hatte, als über seine momentane Sicherheit nachzudenken. Er hatte lediglich kurz vor Ende des Countdowns nach einer Stange gegriffen, ähnlich eines Geländers. Doch sein Griff war nicht fest genug gewesen und so war es passiert, dass er gegen beim Abfall der Station gegen die Wand geflogen ist und beim Aufprall der Station auf den Boden gekracht ist.
Als Jason langsam wieder zu bewusstsein kam, spürt er den kalten, bekannten Wind. Zärtlich streichelte er Jasons Gesicht, wobei er Gänsehaut bekam und stetig immer wacher wurde. Jason spührte eine seltsame Gelassenheit in sich, als hätte man seine Welt verkleinert und sie ihm einfacher gemacht. Diese Gelassenheit wurde ihm jedoch sofort wieder geraubt, denn Iveta kniete bei ihm, sprach zu ihm und er meinte, eine unpassende und merkwürdige Seriösität in ihrem Blick wiederzufinden. Das machte ihm wieder den Ernst der aktuellen Lage klar. Er erinnerte sich wieder zurück, an die EMP-Notzündung und an die von Django beschriebenen Androiden.
Iveta drehte sich um, stammelte irgendwas zu den Söldnern, um sich dann wieder Jason zuzuwenden. "Sagen sie mir wo sie verletzt sind!", erklang Ivetas Stimme sachlich, ruhig und bedacht. Langsam aber stetig, gewann Jason sein Bewusstsein wieder, der Umfang der derzeitlichen Lage wurde ihm immer klarer.
Er richtete sich langsam auf. "Woher soll ich d-" ,doch ein stechender Schmerz in seinem Brustkorb stoppte seine Bewegung. <Oh nein...>, dachte er und tastete seinen Körper unter seinen Klamotten ab. Iveta schaute Jason ins Gesicht, halbwegs besorgt, halbwegs ruhig und gelassen.
Sofort erfühlte er eine größere Erhebung an seine Wirbelsäule und Erleichterung machte sich bei ihm breit. Als er versuchte erleichtert aufzuatmen, musste er sich selbst dazu anhalten, dies nicht zu tun. Denn er hatte sich eine Rippe, vermutlich sogar mehrere Rippen, aus der Fügung der Wirbelsäule gerissen, sie sich also ausgerenkt. Dies war nicht lebensgefährlich und würde selbst ohne menschliches Zutun von alleine wieder abheilen bzw. zurückrenken, doch die Schmerzen ließen einen schnell vermuten, dass etwas ernsteres vorliegen würde.
Jason stand mit Ivetas Hilfe wieder auf und erklärte ihr seine Verletzung. "Ich habe mir vermutlich beim Sturz eine oder mehrere Rippen ausgerenkt. Schmerzvolle Sache, doch im Grunde harmlos." Jasons Atmung war nur kurz, denn jeder Atemzug ließ ihn einen Dolch durch seinen Brustkorb fahren. "Sie müssen mir die Rippen wied-", Jason erblickte Ivetas Verletzung am Bein, ein Längsschnitt. "Vorerst müssen wir Ihre Wunde versorgen, Iveta.". Iveta schaute ihn zuerst verwundert an, fasste sich dann aber ans Bein und schaute an sich herunter. "Das ist egal, Sie müssen Kjell helfen!", sagte sie, wobei man ihr aufkommende Hektik anmerkte. Sie schien diese Wunde wohl nicht bemerkt zu haben. <Stress, Adrenalin und noch ein Haufen mehr... alles Stoffe die das Schmerzemfpinden verringern und die der Körper in solchen Momenten produziert.> "Keine Chance, wir werden zuerst Ihre Wunde versorgen, dann sehen wir weiter."
Ivetas Antwort ignorierend, suchte Jason nach seiner Tasche, in die er alle möglichen Versorgungsutensilien hineingepackt hatte. Glücklicherweise fand er sie zwei Meter vor sich. Er bewegte sich auf sie zu, doch jeder Schritt, jeder Atemzug tat ihm höllisch weh. <Es ist nichts ernstes. Es ist nichts ernstes. Es ist nichts ernstes. >, versuchte sich Jason selbst abzulenken und aufzubauen. Doch das Bücken zur Tasche hin ließ ihn doch etwas anderes Glauben, seine Zähne knirschten aufeinander, während sich sein Gesicht verzog. Er versuchte sich zu beeilen, denn je schneller die Bewegungen vollführt werden, desto schneller ist er mit dem verarzten fertig. <Und das ergibt in der Summe weniger Schmerz.>
Jason eilte zurück zu Iveta, kramte desinfiktionsmittel und einen Verband heraus und machte sich an die Arbeit. Leider wurde seine Arbeit durch die Verletzte selbst behindert, da sie offensichtlich ihren Willen durchsetzen wollte und Jason zum Helfen bewegen wollte. Sie zog andauernd ihr Bein weg und ließ Jason nicht an sich ran. Doch Jason setzte seinen Willen durch, weil er, von massive Schmerzen und Ivetas Verhalten genervt, einfach nach ihr Bein Griff, es schnell desinfizierte und anschließend verband.
"Eigentlich sollten Sie sich nicht bewegen, bis die Blutung stoppt. Aber sie müssen mir erstmal helfen.", Jason zog seinen Kittel aus und legte ihn neben sich.
"Das mit dem bewegen wird nichts, wir müssen helfen!", gab Iveta mit energischer Stimme zurück.
"Deswegen auch nur 'eigentlich'...", gab Jason zögerlich zurück.
"Was machen Sie da eigentlich? Das Schiff ist undicht, sie sollten sich nicht so leichtsinnig ausziehen!"
"Sie werden mir jetzt die Rippen einrenken", sagte Jason, während er sich mit dem Bauch auf den Boden legte, "das lässt sich schlecht machen, wenn ich meine Kittel anhabe, Sie müssen schließlich die richtige Stelle finden."
Iveta kniete sich zu ihm nieder. "Welche denn?", fragte sie, bereit anzufangen.
"Tasten sie zunächst meine Wirbelsäule entlang, wenn sie eine Erhebung fühlen, dann sagen sie mir Besch-". Und noch während er redete, legte Iveta ihre Hand auf die Erhebung und rammte ihren Handballen in seinen Rücken. Ein lautes Knacken war zu hören und man sah förmlich den stillen Schrei, den Jason mit schmerzerfülltem Gesicht herausbrachte.
"Vielen... Dank, Iveta.", Jason zog sich seinen Kittel wieder an. "Jetzt aber los! Wir müssen Kjell helfen.", sagte Iveta behaglich. "Wahrscheinlich nicht nur Kjell..." fügte Jason hinzu, während beide auf das Gitter zugingen, wo der Verunglückte begraben lag.