Thema Bildung: Dem stimme ich zu, aber wie willst/würdest Du das genau umsetzen? Hauptschulen als Bsp. komplett abschaffen, weil nicht mehr zeitgemäß? Mehr Ganztagsschulen bzw. mehr Fördermaßnahmen der Lern-Schwächeren? Kostenersparnis auch wenn es brutal klingt, Abschaffung des Beamtentums bei Lehrern, wäre eine Möglichkeit. Sicherlich nicht die Beste, allerdings wenn es zu Streiks kommt, läuft auch keine Bildung mehr.
Als Lehramtsstudent bin ich natürlich strikt gegen die Abschaffung der Verbeamtung von Lehrern :ugly:
Spaß beiseite. Eine jede Maßnahme benötigt ihre Rechtfertigung, und gerade hier sehe ich sie nicht. In Sachen Bildung bin ich sehr eigen, ich nenne mich nicht umsonst einen Bildungsoptimisten und glaube, dass Wohl und Wehe des Staates auch in Zukunft von der Qualität der Bildung abhängen. Ich glaube, hier den Beamtenstatus abzuschaffen, würde einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, von dem aus der Schritt nicht mehr weit ist bis zur Privatisierung des Bildungssektors ist, so abenteuerlich es klingen mag. Ich meine, bei der Post war es ganz ähnlich... oder ist es diesmal wirklich infame Unwissenheit, die mich im früheren Titel des
Postbeamten tatsächlich Beamtentum vermuten ließe?
Der Bildungssektor ist derjenige, der unter keinen Umständen in private Hände gegeben werden sollte, denn dann wird Bildung wirklich Luxus, der nur noch für die vermögende Oberschicht zugänglich ist. Das momentane System sichert im wenigsten auch Kindern aus Familien, die keine Steuern zahlen können, Bildung und die Chance auf eine Zukunft zu. Haben diese Kinder jedoch keine Zukunft in einem Beruf, weil ihnen aus Kostengründen die Bildung verwehrt bleibt, gehen irgendwann auch die Steuereinnahmen zurück; der Staat bringt sich erneut in die Bredouillie.
Davon abgesehen, dass gerade private Bildungsinstitutionen einen ****** auf die Leistung ihrer Schüler zu geben scheinen. Bei mir vor Ort gibt es ein privates Internat, für dessen Besuch die Eltern einer Bekannten monatlich einige hundert Euro hinblättern. Das Mädel ist strohdoof, kommt aber gleichzeitig mit den dümmsten Arbeiten bei guter bis sehr guter Benotung durch. "Amtliche" Lehrer bescheinigen, dass die "Arbeitsproben" besagter Person unter aller Würze sind; durch kommt sie, weil sie von ihren Eltern teuer durchgeprügelt wird.
Was die Strukturierung des Bildungssektors an sich anbelangt: In NRW sieht es zum Beispiel so aus, dass es den Bachelor/Master vermittlungswissenschaftliches Profil gibt, der den Lehramtsanwärter gleichermaßen befähigt, an Haupt- wie Realschulen zu unterrichten. Die Wirtschaft selbst ist immer stärker an Schülern mit Realschulabschluss interessiert, Hauptschüler erhalten kaum noch eine Chance. Langfristig macht die Unterscheidung keinen Sinn mehr. Meine Bekanntschaften unter den Psychologen sind zudem mehrheitlich der Meinung, dass es gerade die Bedingungen, die durch eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen bzw. Schülern entstehen, sind, die einen Leistungsanreiz darstellen (und somit das Lernen und den Schulbesuch interessant machen), wohingegen die momentane Strukturierung eher für Enttäuschung, Perspektivlosigkeit und daher den Drang zur Kriminalität und eine Tendenz zur Arbeitslosigkeit, die uns allen verhasst ist. Auf Wunsch lasse ich mir mal die entsprechenden Materialien geben, dann versuche ich das mal in aller Kürze wiederzugeben.
Obwohl der Grundgedanke der Privatisierung an sich eine gute Sache ist. Altlasten und unwirtschaftliche Dinge werden entweder veräußert oder durch private Hände zukunftsfähiger gemacht.
Leider ist die Privatisierung ein Glücksspiel, nicht immer gerät man dabei an die Richtigen, die das Geschäft auch verstehen und es wirklich besser machen. Bei der Bahn erlebe ich zum Beispiel leider eine gewisse Tendenz zur Monopolisierung auf Teilstrecken; da gewisse Teilstrecken von einem einzigen Anbieter kontrolliert und gefahren werden, kann er dort den entsprechenden Preis diktieren ... und leider gibt es genug Leute, die nicht mit dem Auto fahren können (so wie ich [ich habe keins und kann gegenwärtig keines finanzieren; nicht, dass ich nicht fahren könnte :ugly:]) und daher auf Bus und Bahn angewiesen sind, die immer teurer bei gleichbleibender (niedriger?) Qualität des Service sind.
Auf der anderen Seite ist die Privatisierung mit das einzige Mittel, Ausgaben abzugeben (und damit den Haushalt zu entlasten) und gleichzeitig einen Betrieb "irgendwie" zu erhalten und dessen "Produkt" dem Dienstleistungsempfänger S. Taatsbürger zukommen zu lassen. Ein Teufelskreis ... und auch wenn die Aussage "Vorsichtiges Taktieren" unbefriedigend ist; munter drauflos privatisieren löst das Problem bestimmt nicht.
Thema Militär:
Bestehende Auslandseinsätze können wir höchstwahrscheinlich nicht ohne weiteres beenden. Es sei denn, daß wie in Afghanistan das Mandat abgelaufen ist. Aber ich denke, dort sollten sie stationiert bleiben, die Taliban warten doch nur auf sowas. Pirateneinsätze könnte private Sicherheitsunternehmen übernehmen oder das Problem könnte natürlich auch direkt an den Wurzel gepackt werden, direkt im Land mit mehr Wirtschaftshilfe u. U.
Ich sehe eher das Problem in dieser Verpflichtung an sich. Natürlich ist Entwicklungs- und Aufbauhilfe schön und gut. Aber im Endeffekt schaden wir uns selbst noch mehr als wir denen helfen; so zumindest ist meine Wahrnehmung, und deshalb halte ich eine zeitliche Aussetzung dieser "Hilfen" bzw. der Militäreinsätze für gerechtfertigt.
Wir sind nicht von großer Hilfe, wenn wir selbst am ***** sind. Davon abgesehen, dass das Volk es will :ugly:; bisher hat fast jede Umfrage gezeigt, dass die Mehrheit sich gegen "unsere" Beteiligung am Afghanistankonflikt ausspricht.
Thema Gesundheit: Das allergrößte Problem. Mehr Eigenverantwortung würde so manches Problem von vornherein lösen. Pflegeheime wird es wohl immer geben, auch in Zukunft. Wir werden immer älter, viele sind Singles, ob gewollt oder nicht. Großfamilien wie früher existieren bei uns nicht mehr. Demzufolge ist dort niemand später für dessen Betreuung.
Zwangsheiraten vielleicht? :ugly:
Gesundheit ist noch ein ganz anderes Thema, ich wüsste hier kaum, wie ich es angehen sollte. Paradoxerweise sind Raucher und Fettleibige gut für die finanzielle Bilanz, da sie eher abnippeln und statistisch gesehen weniger Geld in kürzerer Lebenszeit kosten; andererseits widerspricht es meinem moralischen Empfinden, dass zu belohnen. Ich müsste mir dazu noch mal nähere Gedanken machen; leider habe ich in meinem Bekanntenkreis keine Mediziner, die mich mit Berichten und Statistiken zu solchen Themen versorgen könnten. Ich bin eine Maschine, ohne Daten kann ich zu keinen Schlüssen und Entscheidungsvorschlägen kommen :>
Schanktisch-Thema: Einschnitte bei den Abgeordneten. Ich denke, einiges könnte man da schon tun, es würde von den Einsparungen sicherlich nicht viel bringen. Aber gewisse Dinge sollten man schon gravierend überarbeiten. Damit das Wort Volksvertreter wieder einen gewissen Sinn macht, Anreize um das zu machen, kann man auch anders geben. :roll:
Man muss es zweierlei sehen: Auf der einen Seite ist Parlamentarier ein Fulltimejob, wenn man nicht gerade einen "Beraterposten" für Gazprom oder Leo Kirch erhält, hat man keine Nebenverdienste und ist tatsächlich vom Parlamentariergehalt abhängig. Andererseits muss ja an der öffentlichen Wahrnehmung, die Parlamentariergehälter seien zu hoch, etwas dran sein. Ich mag hier kein pauschales "Senkt die Gehälter" ausrufen, aber eine gründliche Überprüfung und Abänderung muss sein, allein schon um des Haushaltes willen :>
Vor allem aber müssen Volksvertreter verantwortlich gemacht werden für den ******, den sie fabrizieren; die Parlamentarier genießen während ihrer Amtszeit eine politische bzw. juristische Immunität, die so nicht zu tolerieren ist und zur Korruption einlädt. Generell muss auch hier gelten, dass die Korruption wesentlich stärker zu ahnden ist; ein paar fisselige Geldstrafen machen vllt eine Partei wie die NPD platt, nicht aber einen Riesenkomplex wie die CDU, die auf "Spender" aus allen Wirtschaftsbereichen zählen kann. Eine offensichtlich korrupte Partei wiederum darf nicht so schnell wieder aufstehen und in der Politik mitmischen; jedes bisschen Korruption schadet, und wer einmal korrupt war, wird es schnell wieder werden.
In älteren Demokratiekonzepten (und bei John Locke, dessen Philosophie maßgebend für unseren Republikanismus ist) ist eine Verantwortlichkeit der Abgeordneten gegenüber den Bürgern Standard, bei uns wird sie aber ausgehöhlt, in den seltensten Fällen ist es möglich, einen offensichtlich korrupten Parlamentarier vor der Wahl zur nächsten Legislaturperiode abzusetzen. Hier müssten die abgeordnetenrechtlichen Mittel zu Gunsten der Wähler gestärkt werden; ein schlechtes Vertrauensverhältnis sorgt für Politikverdrossenheit, die der Demokratie und dem, worauf wir eigentlich so viel Wert legen (unsere Grundrechte und unser Eigentum) nie gut tun.
Deine Pläne sind allemal gut, ich frage mich wirklich, ob jemand unserer Vertreter auch den Mut hat, sowas umzusetzen. Die Intelligenz, das sie um die Probleme selber wissen, traue ich denen zu. Nur die Quereleien, das Machtgehabe untereinander depremiert mich Tag für Tag zusehens.
Das Beispiel Frau von der Leyens zeigt dies recht deutlich. Hier ist pure Sturheit besagter Persönlichkeit und ihrer Komparsen schuld, dass ihr Gesetz wahrscheinlich durchkommt. Die Kritik wird ungehört abgeschmettert, obwohl diese sogar eines der Hauptargumente ("Die KiPo wäre ja so schwer zu löschen") untergraben hat; private Initiativen zeigen, dass er sehr wohl möglich und nicht allzu schwer ist, mit Providern in Kontakt zu treten, die KiPo-Händler hosten und diese löschen zu lassen. Ich muss mal den Artikel rauskramen.
Und genau diese Sturheit (die an dieser Stelle nicht mehr eine starke Persönlichkeit, sondern einen negativen Charakterzug bezeichnet) ist in vielerlei politischen Entscheidungsprozessen das Problem; deshalb müssten ganz andere Leute (und d.h., vor allem mal andere Parteien) an die Reihe kommen. Seit über sechzig Jahren regiert der gleiche hohle Komplex aus SPD, CDU und FDP und hat seine Zeit zum Wurzeln schlagen in überkommenen Denkweisen genutzt, denen es an der Flexibilität mangelt, einer Krise zu begegnen. Die Phrase vom Jungen Blut mag hier peinlich und rhetorizistisch erscheinen, aber genau hier hat sie ihre Berechtigung.