Leise schloss Jar'ir die Tür hinter sich, um Chira nicht aufzuwecken und schlafen zu lassen. Irgendwie ein seltsames Gefühl, dass eine Khajiitdame in seinem Bett schlief. Das erinnerte ihn doch sehr an Sharavi, wie sie immer friedlich schlummerte und ihr gelegentlich ein Schnurren entwich, wenn man sie am Bauch gestreichelt hatte. Diese schönen Erinnerungen, so absurd sie vielleicht für Außenstehende waren, wollte der Khajiit nie vergessen. Wie es ihr wohl ging? Nachdenklich schüttelte der Kater den Kopf als er die Treppe erreichte, seine Gedanken drifteten schnell ins Negative ab, weswegen es für ihn schnell hieß an etwas Anderes zu denken. Zum Beispiel die bevorstehende Begegnung.
Schnell erreichte er den untersten Absatz der Treppe und schaute sich noch einmal in der Eingangshalle um. Es war niemand dort, das konnte der Kater wunderbar nutzen. Vorsichtig und so leise wie möglich öffnete er die Tür, trat hinaus und schloss sie sogleich wieder, wobei ihm direkt eine Gewitterschauer eisig empfing. Der Platzregen ergoss sich über den Festungshof und gelegentliche Blitze spiegelten sich in den Pfützen und dem nassen Pflasterstein, dazu der Mond der hin und wieder durch die zahlreichen Wolken lugte. Die Stimmung und Atmosspähre schien schon bedrohlich genug, da erkannte er fünf Personen am Tor, schwarz gekleidet wie er selbst und bis an die Zähne bewaffnet. Außer der Robenträger in der Mitte, der wohl auch den Anführer symbolisierte. Er mochte harmlos erscheinen, aber die Illusions- und Zerstörungsmagie der Bruderschaftsmagier suchte seinesgleichen.
Die Gruppe der Assassinen erkannten Jar'ir sofort, schienen anhand ihrer Körperhaltung sogar recht überrascht. Vermutlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass er überhaupt erschien. Zwei der Assassinen legten sofort ihre Hände an den Griffen ihrer Schwerter, während die anderen beiden ihre Armbrüste hervorholten und vor dem Körper in Bereitschaft hielten. Einen offensiven Kampf würde der Kater sofort verlieren, dass stand fest. "Jar'ir, Kralle der schwarzen Hand, gefürchtetster Assassine Cyrodiils und gleichzeitig doch Verräter der Familie, die ihn einst großzog.", ertönte es unter der Kapuze des Robenträgers hervor. Seine Stimme war eindeutig männlich, tief und sehr unheimlich. "Was wollt Ihr hier? Mich töten? Der letzte Versuch ist ja kläglich gescheitert.", blaffte der Kater zurück, ihm missfiel die gesamte Situation sichtlich. Sofort stimmte die Fünfer-Gruppe ein Gelächter an, das dreckiger nicht hätte sein können. Verhöhnten sie ihn? "Aber, aber Katerchen. Dachtet ihr wirklich wir würden unsere erfahreneren Männer und Frauen an euch verschwenden? Niemals!" Einige Schritte trat der Älteste hervor, bis er nur noch einen Meter vom Khajiiten wegstand. Dieser wollte sogleich zu einem Dolch greifen, doch schon wurden die Armbrüste auf ihn gerichtet. "Ihr wart ein Bonuskopf, den wir die Rekruten als leckeren Bissen für den schnellen Aufstieg hinhielten, aber darum geht es nicht.", antwortete er weiterhin ruhig, aber dennoch bedrohlich. "Wir sind hier um euch zwei Botschaften zu bringen. Eine die euch betrifft, eine Andere für jemanden in der Festung." Fragend und zugleich zornig über den Aufmarsch der Bruderschaft blickte er den Ältesten vor sich an, sprach jedoch kein Wort, da es so oder so keinen Sinn gehabt hätte, mit ihnen zu diskutieren. "Wie ich sehe, habe ich eure volle Aufmerksamkeit. Gut." Mit seiner linken Hand suchte er in seinem rechten Ärmel nach etwas, zumindest sah es so aus. Tatsächlich zog er ein Amulett hervor, das der Kater noch nie gesehen hat. Weder kannte er dessen Bedeutung noch Sinn. "Ihr habt hier eine Khajiit, wie war ihr Name noch gleich?" Sichtlich angestrengt suchte der Mann vor ihm in seinen Gedanken, bis schließlich eine Assassinin von hinten den Namen "Chira" einwarf. "Ahh, genau. Chira war der Name. Ihr kennt sie, nicht wahr?" Sichtbar verwundert blickte der Kater den Ältesten an, streckte instinktiv die Pfote aus und ließ das Amulett in seine Pfoten gleiten. Selbst nach genauerem Betrachten war ihm dieses Schmuckstück völlig unbekannt, weshalb es ihm ein Rätsel blieb, was diese Chira mit der Bruderschaft zu tun hatte. "Braves Kätzchen. Es ist ein Erbstück der Khajiit, ihre Eltern sind tot, von uns ermordet, damals nahmen wir das Amulett mit. Scheinbar hat sie einen guten Freund in der Bruderschaft der unbedingt wollte, dass sie es zurückbekekommt." Völlig ungläubig steckte der Kater das Amulett in seine Tasche und blickte mit auffordernden Blick dem Mann vor sich entgegen. "Und Punkt Nummer zwei?", fragte er misstrauisch. "Gut das ihr darauf zurückkommt. Eigentlich ganz einfach. Ihr seid frei, kein Verräter mehr, müsst von uns nichts mehr befürchten." Jetzt war Jar'ir wirklich baff. Was sollte das denn? Ein Verräter wurde nicht einfach so freigesprochen. Doch die darauffolgende Antwort hatte er nicht erwartet: "Jemand hat für eure Fehler bezahlt. Es wurde Blut mit Blut zweier Leben beglichen." In diesem Moment sammelte er erneut etwas aus seinem Ärmel hervor, es war wieder ein Amulett, doch dieses Mal kam es ihm bekannt vor. Unter den grellen Blitzen tauchen zwei Konturen auf. Die Monde Secunda und Masser, an einer goldene Kette, in Silber verewigt. Ein Schlag in die Magengrube, das konnte nicht sein! Mit zitternder Hand ergriff er die Kette und sein Verdacht bestätigte sich. Die Kette Sharavis, gewaltsam von ihrem Hals gerissen. "Ihr seid wieder frei Jar'ir. Viel Spaß.", sprach der Mann, jedes Wort davon betonte er, sodass sich diese Worte in etwas Quälendes verwandelten. "DU DRECKIGER BASTARD!", schrie der Kater aus Verzweiflung heraus, zog einen Dolch und wollte zuschlagen, doch bevor er auch nur einen Treffer verbuchen konnte, spürte er zwei Objekte, die sich in seine Oberschenkel bohrten und eine sich ausbreitende Kühle von diesen. Er taumelte zurück, landete auf dem Rücken, spürte den Schmerz der beiden Bolzen erst Sekunden später. Verzweifelt und schmerzerfüllt schrie er auf, er spürte wie ein Gift durch seine Adern pumpte. Seine Augenlider wurden bleiern, es war ein hochwirksames Betäubungsgift, er spürte es, wie seine Glieder schlaff wurden, er aber dennoch seine Hand um die Kette klammerte. "Viel Spaß Jar'ir.", hallte als letztes durch seinen Kopf, ehe das Gift seine volle Wirkung entfaltete und ihn schließlich wegtreten ließ...