Gestern habe ich nach einer laaangen Pause wegen einem Test kurz Skyrim wieder aufgestartet. Sieht ja mit Mods alles hübsch aus, aber ich empfand nicht den Hauch einer Lust, weiter zu zocken, wie ich mir im Hinterkopf erhoffte.
Vorab, Bethesda hat mit Skyrim den Job erfüllt, immerhin habe ich es über 800 Stunden gezockt und sogar noch mehr Zeit im Creation Kit verbracht.
Ich sehe das aber als Vielspieler, der auf grosse Spiele mit hunderten Stunden Dauer steht und eine gewisse Repetition in Kauf nehmen kann. Fallout 3 habe ich mindestens doppelt solange gezockt und zwar etwa die Hälfte davon noch auf der XBox.
Das sind meine persönlichen Gründe, wieso Skyrim einen relativ geringen Wiederspielwert bietet:
Kampf: Ich stehe auch auf Hack und Slay oder Run and Gun aber das macht Skyrim nicht so gut, dass es für sich alleine stehen kann. Wie etwa Red Faction: Guerilla, das ich gerade wieder angefressen zocke, das man einfach nur einlegen kann, weil es so eine schöne Herausforderung mit sauberer Bedienung ist.
Spielwelt: Die Freude an der Entdeckung wird jederzeit von Fallout 3 überboten. Die Dungeons sind zwar hübsch und sogar weniger generisch als in Fallout 3, aber trotzdem gibt es kaum noch Wow-Momente, wenn man mal jeden Typ drei Mal gesehen hat. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mir in Fallout 3 die persönliche Aufgabe stellte, den hinterst und letzten Dungeon und Metro-Teilstück zu sehen. Oder das letzte Skillbuch zu finden und sämtliche Unique-Items zu besitzen. Dagegen kratzten mich weder die Thane-Prügel noch das Schwert des roten Adlers oder so. Auch weil man in Skyrim nichts finden kann, was die eigenen überpowerten Prügel übertrifft. Man findet auch kaum was wie etwa in Fallout 3 die unterirdische Rennstrecke mit einem Skelett an der Decke über der Schanze, die mich still stehen liessen , um mir das vorzustellen.
Beziehungen: Ich spiele Rollenspiele so, wie es meinem Charakter entspricht, d.h. ich klaue nichts, ich tue nichts Böses, usw. Und dies selbst, wenn mich die Charaktere und Fraktionen sowenig kratzen, wie in Skyrim. Ich habe mehrere "Durchgänge"gemacht, ohne mit den Parteien zu reden, nichts ist dringlich, nichts berührt mich. Der eine Questgeber wartet solange im Schnee, bis ich zufällig in der Nähe bin und gerade Lust drauf habe. Und seltsamerweise mag ich Eola als Begleiter relativ gesehen am meisten, der meinem widerspricht, vielleicht weil sie zufällig ein wenig Charakter mehr hat, als die anderen Abziehbildchen.
Ich habe mal in Fallout 3 der Achievments wegen einen bösen Durchgang gemacht und der hat mich richtig geschmerzt, ich musste mehrere Pausen einlegen, weil ich so geflasht war. Hier hingegen muss ich auch für die relativ Guten Schutzgeld eintreiben und für die Bösen lächerlicherweise einen Bettler erledigen, damit war für mich die Bruderschaft gestorben. Es hat mich nicht ernsthaft geschmerzt, es war für mich nur sinnlos. Schlussendlich tue ich nichts, weil mir ein Charakter oder eine Fraktion was bedeutet, es ist nur eine XP-Jagd auf Hack und Slay-Art. Es geht mehr um Zahlen, als eine Rolle zu spielen.
Technik: Hier hat sich Bethesda wie üblich mit keinem Ruhm bekleckert. Ich fand es im Gegenteil eine Frechheit, wie das Spiel am 11.11. ausgeliefert wurde. Und bis Patch 1.5 blieb es für mich eine üble Beta, die ohne Hacks und externe Tools nicht lauffähig war und dabei spreche ich alleine von der Engine. Die Quests und sonstigen Records sind eine Sache für sich, ich würde mal die Hälfte aller Records als zwischen "unfertig" bis "grob mangelhaft" bezeichnen. Vieles merkt man vielleicht nur, wenn man mit dem Rechner durchs Spiel läuft oder sich diese Records anlässlich eines Overhauls ansieht. Wenn ich aber dafür verantwortlich wäre, würde ich mir z.b. die Jungs vom Schmiedesystem zur Brust nehmen. Man kann solche flächendeckenden Fehler nicht mal mit Zeitdruck erklären, dafür aber mit mangelnder Aufmerksamkeit und Interesse.
Grafik: Zumindest auf PC stösst es mir sauer auf wie schon in den beiden neueren Fallouts, dass keiner den Finger zum Allerwertesten rausgenommen hat, um das Spiel zumindest für einen Durchschnitts-PC zu optimieren, selbst die Ini ist aus der Box eine Frechheit(wie gehabt).
Ich verlange ja nicht eine High-Res-Version für PC, aber eine minimale Qualität. Das High-Res-Paket selbst ist total nutzlos, habe einzig die Textur für die Abgeschworenen-Rüstung extrahiert und den Rest gelöscht, ich meine für was brauche ich vierfach aufgelöste Texturen mit Block-Artefakten. Aber auch sonst hat sich seit den Fallouts nichts getan, immer noch die selben Bugs und Einschränkungen der Engine, deren LOD-Darstellung immer noch eine Zumutung ist. Und das selbst wenn man alle lumpigen LOD-Texturen mit Konsolen-Auflösung ersetzt hat.
Das Art-Design ist an sich top, vom Dungeon über die Städte oder Waffen bis zum NPC, aber die Umsetzung ist einfach durchwachsen und schreit danach, das letzte Mesh und Textur zu ersetzen(wenn ich z.B. die Amidianborn-Replacer der Stahlplatten-Rsütung ansehe, frage ich mich, wieso eigentlich der nicht bei Bethesda angestellt ist.). Und ich muss mich zurück halten, um nicht ausfällig zu werden und berufliche Fähigkeiten in Zweifel zu ziehen, wenn ich an Blocky Faces denke.
Die Welt ist wirklich detailliert ausgestattet, ein positiver Punkt, aber eben nur in nächster Nähe. Und Städte wie Markarth und Windhelm sind einfach nur hundslausig texturiert und auch noch mit einer hundslausigen Schnee-Technologie mit hundslausigen Texturen bedeckt.
Modding: Da bin ich auch in die Tiefe gegangen, habe gemoddet und gescriptet, was das Zeug hält. Grundsätzlich bin ich Bethesda dankbar, dass man es überhaupt in der Form tun kann. Verbessert wurde für den Modder aber alleine das Scripting für sich, sprich Papyrus, fast alles andere ist nur mühsamer. Und als Mod-Nutzer betrachte ich einige neue Aspekte als die regelrechte Hölle. Es gab zwar ein paar feine Anstrengungen, einige Bereiche kompatibler zu machen aber insgesamt ist um Längen mühsamer als etwa in Fallout 3, verschiedene komplexere Mods und Community-Patches miteinander zum laufen zu bringen. Und das Krönchen ist aus meiner Sicht das völlige Fehlen einer internen Behandlung von deinstallierten Scripten. Ich kann noch nicht mal ein offizielles Addon deaktivieren, ohne dass das Spiel regelrecht zur Sau ist.
Fallout 3 ist eigentlich auch absolut ausgezockt und trotzdem modde ich es noch, auch weil ich die Herausfoderung mag, mit der schmalen Script-Sprache das selbe zu machen wie in Skyrim. Aber auch, weil meine Beziehung zu Fallout 3 auch jetzt noch besser ist als zu Skyrim. Und in Skyrim habe ich wie in Fallout NV das nagende Gefühl, dass es kein Mod entscheidend besser machen kann. Es kann sich nun mal kein Modder eine flächendeckende Neu-Vertonung und ein Neu-Schreiben der Dialoge von Skyrim leisten. Okay, UNP-Hupen sind besser als Vanilla, aber das ist nicht der Punkt. Es kam mir immer mehr vor, wie wenn ich da eine Puppenstube mit Hack und Slay-Elementen zocken würde.
Ich finde, dass Skyrim eine Fleiss-Arbeit ist, der aber in allen Bereichen das gewisse Etwas fehlt und die Bereiche Grafik und Technik sind für mich die unwichtigsten darunter(da ich sie teilweise fixen kann). Vor allem im Bereich Beziehungen versagt das Spiel am meisten. Skyrim ist haarscharf an einem Monument vorbei gegangen und aus meiner Sicht völlig unnötig und weil man die falschen Prioritäten gesetzt hat. Wäre mir lieber gewesen, die Welt wäre um ein paar Quadratmeter kleiner gewesen und hätte dafür bei den Charakteren zugelegt. Ein paar wenige sinnvolle Dialoge und Conditions mehr und es wäre über die Schwelle gekommen, wo einem die Charaktere nicht egal sind. Dann vielleicht weniger Radiant und mehr Quests, die einem Helden angemessen sind.Ein wenig mehr musikalische Inszenierung hier(z.B. die Beerdigung in Weisslauf) und vielleicht auch noch irgend eine Szene, in der ich als Retter der Welt gefeiert würde und man würde sich eher Teil von Himmelsrand fühlen. Ich finde es symptomatisch für das Spiel, dass man nach der Rettung der Welt so Sprüche zu hören kriegt, wie "Ihr seid auch nicht so blöd, wie Ihr ausseht." Aber nicht mal ein lumpiges vorgerendertes Video am Ende des Spiels, wie es selbst Red Faction: Guerilla bietet.
Ich finde es schade, dass sich gerade die Bereiche, die mich am meisten schmerzen, nicht per Mod fixen lassen. Und ich finde es überhaupt schade, dass ich ein so grosses Spiel auf der Platte habe, das mir keinen Grund gibt, es zumindest solange wie Fallout 3 zu zocken. Und Skyrim macht mir Angst vor Fallout 4.