RPG Die Gilde des Roten Stiers

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Die Ereignisse schienen sich plötzlich etwas zu überschlagen. Zuerst riss Yuli die Türe auf, schlug sie wieder zu, dann betrat Rhonin noch immer wutentbrannt das Schankhaus, und als Astrid die Tür erneut öffnete, lief Sámur direkt in die Arme eines maskierten Mannes, was ihn ein wenig erschreckte.

Sein Plan, Astrid mit in die Taverne zu lotsen hatte überraschend gut funktioniert, doch hatte er das Gefühl, dass sie die Rolle der Beschützerin nun doch wichtiger nahm, als es Sam vielleicht lieb war. Das perfide an dieser ganzen Situation war, dass er eigentlich sie schützen wollte, und ihr nun irgendwie weiß gemacht hatte, dass er ihres Schutzes bedurfte. Eventuell sollte er nächstes Mal direkt sagen, was er dachte, doch wollte er nicht unbedingt, dass Astrid dies in den falschen Hals bekam, denn eigentlich waren Sam seine Hände ganz lieb. Dennoch – was musste die doch eher zierlich wirkende Frau nun von ihm denken? Sollte er sich später darum kümmern und einfach darauf hoffen, dass sie ihre Rolle als Beschützerin nicht übereifrig durchführte, indem sie einfach jedem der Sam auch nur dumm anguckte, den Kopf abriss.

Sam blickte zu dem großen maskierten Mann auf. Warum verschleierte er sein Gesicht so? Ob er etwas zu verbergen hatte? Da kam ihm die wahrscheinlichste Antwort auf seine Frage in den Sinn: Er musste der Türsteher sein. Ein ziemlich miserabeler, denn der Magier war auch direkt hineingestürmt. Dies konnte jedoch auch andere Gründe haben.
„Guten Abend.“, grüßte Sam „Mir ist durchaus bewusst, dass es sich hierbei um eine geschlossene Gesellschaft handelt.“ Er nickte kurz dem Schild entgegen, auf dem dies auch noch einmal vermerkt war. „Ich habe zwar keine direkte Einladung, doch bin ich auf Empfehlung einer Dunkelelfe namens Ayu von ..“ Sam stockte. Er war nie besonders gut darin, sich Namen zu merken. „Ayu von .. Nerva?“, fragte er vorsichtig. Da fiel ihm ein, dass er mit dem Türsteher sprach. „Eventuell könntet ihr in der Taverne nachfragen, falls euch der Name kein Begriff ist.“, bat Sámur nun direkt. Eventuell würde diese ganze Aktion hier ja auch im Sande verlaufen. Bisher hatte er schließlich nur verrückte Leute gesehen. Aber auf seine ganz eigene Art und Weise war Sam selbst ja auch verrückt, nur zeigte er es nicht so deutlich nach außen hin.
 
Überrascht gewahrte Fynndarael das Eichhörnchen neben sich, das plötzlich auf dem Tisch aufgetaucht war und dessen Schwanz auf und ab hüpfte, während es den Kopf schief legte und leise keckerte. Er drehte den Kopf zur Treppe und sah Casta auf sich zukommen, sowie Ria mit ihrem Wolf und Eric, die gerade die letzten Stufen hinunterstiegen. Noch bevor die Halbdryade ihn erreicht hatte, ging die Tavernentür erneut auf und Rhonin stürmte herein, hielt direkt auf den Tresen zu und verschwand dann in den hinteren Räumlichkeiten. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Magiers verhiess nichts Gutes. Fynn fragte sich, was der unglückselige Wirt wohl getan haben mochte, um Rhonins Zorn auf sich zu ziehen. Der arme Küchenjunge schaute ihm verzweifelt hinterher, wagte es aber nicht, dem aufgebrachten Mann zu folgen.
Mit einem Seufzen wandte Fynn sich an Casta, die mittlerweile neben ihm stand und ihn anlächelte.
"Ihr wollt jetzt noch aufbrechen?"

Der Halbelf überlegte kurz. Eric war inzwischen an ihnen vorbeigeschritten und hatte zwei weitere Neuankömmlinge an der Tür in Empfang genommen. Der Wolf von Desideria folgte dem Gildenmeister, blieb jedoch in einigem Abstand vor den Fremden stehen, nur um sich dann unter einem Tisch zu verkriechen. Fynn musterte die beiden Gestalten in der Tür kurz. Abgesehen davon, dass die Frau auffallend rote Haare hatte und ihre Kleidung wesentlich besser in den hohen, eisigkalten Norden gepasst hätte, war an den beiden nichts auffällig oder verdächtig. Auch Desideria schien sich auf das Verhalten ihres Tieres keinen Reim machen zu können.
Von weiter hinten im Gasthaus erklang eine zornige Stimme - zweifelsohne die von Rhonin - gefolgt von einem Poltern und dem Klirren von Glas. Fynn war zwar mittlerweile unendlich müde, doch die Aussicht, dem mit aller Wahrscheinlichkeit gleich aufkommenden Tumult hier zu entfliehen, liess ihn nicht lange zögern.
"Klingt eigentlich vernünftig."
Er stand auf und wandte sich mit einer entschuldigenden Geste an den Tieflingsbarden.
"Ähm... ich werde dann mal wieder verschwinden."
meinte er und konnte nicht widerstehen, Kasheek verschwörerisch zuzuwinkern, als letzter Seitenhieb auf die Schlappe mit der Seefahrerin. Er hoffte jedoch inständig, dass Casta dies nicht mitbekommen hatte. Andernfalls würde Fynn es verstehen, wenn sie ihm draussen vor dem Gasthaus im Anschluss eine reinhauen würde. Cyra huschte mit einem für Fynn undeutbaren Quicken auf Castas Schulter und diese wandte sich wortlos zum Gehen.
>Wehe du verpetzt mich, Flusenkugel...<, dachte der Halbelf und folgte Casta nach draussen, Eric und den Neuankömmlingen im Vorbeigehen nur kurz zunickend.
 
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"Ayu ve Nerva. Ein Mitglied meiner Gilde in der Tat. Gestatten, Eric Wicem Gildenführer der Gilde des Roten Stiers." Er verbeugte sich zur Vorstellung kurz vor den Beiden und erwiderte das Nicken von Fynn, bevor er weiter an die Neuankömmlinge fortfuhr. "Wenn es eine Empfehlung von ihr gibt, müsst ihr sie auf die eine, oder andere Weise überzeugt haben." Er machte eine viertel Drehung um die eigne Achse und machte eine einladende Handbewegung in die Taverne. "So seid willkommen in der Runde. Wenn euch die Gilde des roten Stiers interessiert, dürft ihr euch gerne am Kamin aufwärmen. Eine Mahlzeit und ein Zimmer mit einem Bett warten auch auf euch. Macht euch mit den anderen bekannt, lasst euch nicht hetzten. Wir werden uns heute wohl nicht mehr unterhalten. Dafür ist die Nacht zu weit fortgeschritten und wir hatten heute schon genügend Gespräche für einen Abend. Der Wirt wird euch einen Zimmerschlüssel geben. Ich sage ihm dass wir zwei mehr sind." Zugegeben bei dem Attentäter im oberen Stock müsste Eric eigentlich mehr Vorsicht walten lassen was Fremde anging. Aber er warf hier alle Obacht über Bord, hatte er ja nicht nur sehr fähige Leute in diesem Haus, sondern auch selbst die eine, oder andere unangenehme Überraschung in der Hinterhand, falls es ungemütlich werden würde. Gerade wollte er zum Tresen herüber gehen und den Wirt aufsuchen, als Rigo unter dem Tisch abwechselnd zu fiepen und knurren begann. Er sah Ria an. "Was ist los?" Dann viel sein Blick auf den Bogen, den die Meisterschützin von der Schulter geholt hatte. Die Spannung stieg förmlich von Sekunde zu Sekunde. "Stimmt etwas nicht?" Er drehte sich zu Astrid und Sámur um. "Verzeiht. Anscheinend scheint den Wolf meiner Gefährtin etwas an euch zu stören."
 
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In ihrer blinden Wut stürmte Yuli nach draußen und nahm überhaupt keine Notiz von den beiden Leuten direkt hinter der Tavernentür, noch irgendwelche Rücksicht auf den Magier, den sie beinahe umgerannt hätte. Wenn ihr jetzt irgendjemand, ganz egal wer oder was, krumm kam, würde sie ihn vermutlich auf der Stelle zu Kleinholz verarbeiten. Das durfte ja wohl alles nicht wahr sein! Keine Worte könnten beschreiben, was gerade in ihr vorging. In der Dunkelheit hetzte sie förmlich von Straße zu Straße, um ja so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diese Taverne voller Irrer zu bekommen. Sie brauchte dringend etwas, um sich abzureagieren, egal was. Insgeheim hatte sie ja gehofft, die kalte Nachtluft würde sie wieder zu Sinnen bringen, aber das erwies sich leider als Irrtum. Irgendwann blieb sie fluchend stehen. “Das darf doch nicht wahr sein!“ Das kleine, verfluchte Ding, das den ganzen Trubel verursacht hatte. Es war nicht mehr da. Angestrengt ging Yuli die vergangenen Augenblicke durch. “NEIIIN!!“ Sie hatte es ja dem Tiefling gezeigt. Und dann war sie mit all ihrer blinden Wut abgehauen und hatte das Mistding von einem Dolch dort liegen lassen. Die Seefahrerin schrie ihre ganze Wut und Verachtung in die Nacht hinaus. Sie musste wohl oder übel noch einmal umdrehen. Noch einmal zurück in die Spelunke von „20 Münzen“ und ihren Schatz wieder mitnehmen. Im Umkreis wurden bereits die ersten Fenster aufgerissen, und ziemlich schlecht gelaunte Leute beschwerten sich über die verlorene Nachtruhe. Aber Yuli war das egal. Sie machte direkt auf dem Absatz kehrt und preschte immer noch äußerst geladen wieder den gleichen Weg zurück, den sie gekommen war. Und wehe dem, der in der Zwischenzeit auch nur einen einzigen Finger an den Schlangenzahn gelegt hatte!
 
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Wäre Casta nicht irgendwo zwischen der Aufregung zu Scriba zu gehen und der Anstrengung des Abends gefangen, würde sie sicherlich mehr Aufmerksamkeit auf die gesamte Situation gerichtet haben. So jedoch registrierte sie zwar, dass der Magier sich im hinteren Bereich der Taverne mit dem Wirt herum stritt und dabei wer weiß was zu Bruch gehen ließ und das Rigo nervös auf die beiden Neuankömmlinge reagierte. Doch da Eric und Ria sich der Situation annahmen, verfolgte sie ihre eigene Mission unbeirrt weiter. Zudem auch Fynn froh zu sein schien, die sich wieder füllende Taverne verlassen zu können. Auf Cyras Quieken reagierte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue. Natürlich würde ihr Eichhörnchen Fynn verraten, schließlich hatte er keine Trauben mehr und somit gehörte ihr Cyras ganze Loyalität. Innerlich über Männlichkeitsrituale schmunzelnd machte sie sich gefolgt von Fynn auf den Weg zu Scriba. Dabei schaute sie irritiert auf den etwas unbeholfen wirkenden Torbogen, den es dort auf einmal in einer Mauer gab.

"Wisst ihr, es ist besser, wenn Scriba nichts von dem Assassinen erfährt. Er ist ein alter Freund von meinem Vater und mir und sieht in mir gerne noch das Mädchen, dass ich einst war." Sie seufzte kaum hörbar. "Aber er ist guter Schreiber und manchmal imitiert er die eine oder andere Handschrift, so dass sie selbst ein geübtes Auge nicht vom Original zu unterscheiden vermag." Während sie sprach, führte sie Fynn durch mehrere kleine Gassen bis sie nach einem 15minütigen Fußweg vor einem kleinen unscheinbaren Häuschen ankamen. Sie klopfte sacht einen Rhythmus an die Tür und diese öffnete sich kurze Zeit später. Ein kleiner Mann mit ergrautem Haar begrüßte sie lächelnd. Dann sah er über ihre Schulter den Halbelf an und seine Augen verengten sich, als er die Narben in dessen Gesicht erblickte. Doch kurz darauf hatte er seine Mimik wieder unter Kontrolle und er bat die Beiden herein. Casta stellte sie einander vor und kam dann gleich auf die Dokumente zu sprechen, die sie an Scriba weiterreichte. Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, da ihm wohl auffiel, dass sie nichts zu deren Herkunft gesagt hatte. Doch dann kramte er seine Sehhilfe hervor und schaute sich die Siegel genauer an. Dabei murmelte er beständig vor sich hin. Casta kannte dieses Verhalten schon und setzte sich gemütlich auf einen Stuhl und deutete auf einen anderen, für den Fall, dass Fynn sich ebenfalls setzen wolle. Nach einiger Zeit sah Scriba hoch. "Worauf hast Du dich nur wieder eingelassen?", seufzte er. "Passierscheine, die der Rat der Fürsten ausgestellt hat? Oder es ist eine solch meisterhafte Fälschung, dass selbst mein Auge sie nicht zu erkennen vermag." Während er sprach, hatte Cyra sich zu ihm gesellt. Auf ihr eifriges Keckern und Zwitschern erwiderte er nur: "Ach, meine Kleine, ich wünschte, ich könnte Dich verstehen. Du würdest mir mehr erzählen, als Casta, nicht wahr?" Dann kramte er eine Nuss hervor, die er dem Eichhörnchen reichte. Dieses setzte sich auf die Hinterfüße und knabberte zierlich an der Nuss. Casta blickte entschuldigend zu Scriba und sagte: "Es ist, um ein paar Bekannten zu helfen. Und du weißt doch, seit Vater..." Sie unterbrach sich und blickte zu Boden. Kurz darauf hatte sie sich wieder gefasst und lächelte ihn an. "Alles ist gut. Mach Dir keine Sorgen." Nun schaute Scriba erst recht besorgt drein, doch er wusste, dass sie ihm nicht mehr sagen würde. Also nickte er nur. Dann schaute er zu Fynn hinüber: "Und ihr seid einer dieser Bekannten?"
 
Es war doch auf einmal so einfach und gar nicht schwer. Plötzlich sah alles so, anders aus hier in Tiefwassers Straßen. Langsam lief sie durch seine Gassen, denn schlafen konnte sie ohnehin nicht sonderlich gut. Doch sie sah nicht mehr das, was sie zuvor sah und wahrnahm in jener Nacht. Einfache Gassen mit einfachen Individuen. Jetzt, lief sie an Oberflächlern vorbei und es waren primitive Rassen, die der Führung bedurften und die es nicht wert waren ohne diese zu leben. Sie sah in den Gassen Lustobjekte, die es nicht anders verdienten gezüchtigt zu werden zu ihrer eigenen bereichernden Belustigung.

Ihre zarten krallenbewährten Fingerkuppen der rechten Hand kratzten leise an den Mauern der Häuser entlang, als sie wie in Trance durch die Straßen zog. Einfach so, wie eine Raubkatze ihr Revier durchstreift auf der Suche nach Beute.
Langsam und geradezu bedächtig wurde dabei ein Schritt vor den nächsten mit der Eleganz eben dieser Raubkatze gesetzt. Lässig, kraftvoll und bewusst feminin.
Die Drow wirkte nicht nur arrogant hochnäsig, sie war es auch und strahlte dabei noch so eine Gefahr aus, dass man um sie einen großen Bogen machte, wenn sie auch nur in irgendeine Nähe eines Lebewesens kam. Egal ob menschlich oder nicht.

Sie schritt an Wachen vorbei, die sie argwöhnisch begutachteten und sie sah nichts als schwache Männchen die nicht in der Lage waren sie zu bändigen, wenn sie es drauf anlegte gefährlich zu werden. Sie schritt wie eine Domina in hohen geleckten Lackstiefeln, die eine lange Peitsche hinter sich herschliff, oder ein in ketten gelegtes Männchen an den Haaren hinter sich herzog bevor sie es vernaschen würde – und ebenso gnadenlos lustvoll war ihr Blick.

Es war also nicht verwunderlich, das sie lauschend belustigt stehenblieb, als sie den Krach in einiger Entfernung hörte und es klang wie Musik in ihren Ohren. Da wurde jemand gequält und es lag ganz in Ayu ve Nervas Geschmack, dieses Geräusch. Ohne Hast und ohne Eile machte sie sich auf den Weg dem näher nachzugehen und etwas Zerstreuung zu finden.

Ihre Waffen hatte sie nicht bei sich, aber die brauchte sie auch nicht. Sie?

Sie wollte nur spielen!
 
Fynn hatte die ganze Zeit über vor allem geschwiegen, während Casta und der alte Scriba in vertraulichem Ton miteinander redeten. Er hatte sich auf Castas Wink hin ebenfalls gesetzt, die Ellbogen auf den Knien aufgestützt. Bei Scribas Enthüllung, dass auch er nichts Genaues über die Papiere sagen konnte, strich sich Fynn nachdenklich mit eine Hand übers Kinn. Sein Blick blieb an Cyra hängen, die genüsslich an ihrer Nuss nagte. Sie bemerkte ihn und hielt einen Moment inne, ihr Schweif zuckte einmal auf und ab. Dann fuhr sie unbeirrt mit ihrer Knabberei fort. Es dauerte einen kurzen Moment, bis er registrierte, dass Scribas letze Frage ihm gegolten hatte.
"Nicht direkt", antwortete Fynn.
"Casta und ich sind Anwärter bei einer Gilde, wir kennen uns erst seit ein paar Stunden. Das hier ist sozusagen unsere erste Mission."
Er sah rasch zu Casta rüber, doch sie nickte nur bestätigend.
"Also eine Art Gefährte, hm?"
Scriba fixierte den Halbelfen währenddessen mit einem stechenden Blick. Dieses fahle, vernarbte Spitzohr war ihm nicht geheuer. Und er sah Casta nicht gerne in solch zwielichtiger Begleitung. Fynn konnte ihm sein Misstrauen nicht verübeln und erwiderte das Starren des Alten mit gelassener Miene. Eine unangenehme Stille breitete sich in dem kleinen Zimmer aus, und für eine Weile waren die flackernden Flammen der Kerzen und das unbekümmert nagende Eichhörnchen die einzigen Dinge im Raum, die sich bewegten.
"Nun gut, Liebes, ich kann dir leider nicht mehr über die Papiere sagen", sagte Scriba plötzlich an Casta gewandt, wieder in freundlichem, fast väterlichem Tonfall.
"Schade. Aber nichts zu machen, trotzdem vielen Dank für deine Hilfe Scriba."
Der Alte begleitete sie raus zur Tür.
"Gib auf dich Acht, Casta. Und ihr", er schlug Fynn auf die Schulter, bevor dieser über den Türrahmen trat, "als ihr... "Gefährte", passt mir auf sie auf!"
Fynn musste sich ein Grinsen verkneifen. Scriba meinte es jedoch ernst und sah ihn eindringlich an.
"Ich tu mein Bestes!" versprach er, um einen aufrichtigen Tonfall bemüht.
Die Antwort schien den Alten nicht zu überzeugen. Er umarmte Casta noch einmal und ging dann zurück in sein Haus. Casta warf Fynn einen halb entschuldigenden, halb belustigten Blick zu, während dieser nur vielsagend die Brauen nach oben zog.
"Gut... ich denke, hier trennen sich unsere Wege? Meine Taverne liegt am anderen Ende hier im Handelsviertel."
Der Assassine lächelte kurz gequält, als er an den längeren Marsch dachte, der ihm jetzt noch bevor stand.
"Meine liegt in einer weniger einladenden Gegend... Ich würde ja ohne Zögern Erics Angebot im "20 Münzen" annehmen, aber mein halbes Hab und Gut ist noch unten am Hafen. Und hoffentlich noch da, wo ich es heute Morgen zurückgelassen habe."
Welch Ironie, wenn ausgerechnet er beklaut worden wäre. Doch selbst wenn, es wäre nicht sonderlich tragisch gewesen, handelte es sich ja lediglich um Ersatzkleidung, eine Decke und seine Reisetasche. Ärgerlich aber nichts desto Trotz, sollten sich besagte Gegenstände nicht mehr in seinem Zimmer befinden.
Sie verabschiedeten sich und gingen ihrer Wege.

Seine Kapuze wieder tief ins Gesicht gezogen marschierte Fynn bereits eine gute halbe Stunde durch Tiefwasser. Je näher er dem Hafenviertel kam, umso aufälliger wurde, wie die Häufigkeit der Stadtwache ab-, die Zahl der Gestalten auf den Gassen und Strassen gleichzeitig zunahm. In vielen Etablissements dieses Stadtteils herrschte schliesslich um diese Uhrzeit Hochbetrieb, während die braveren Bürger Tiefwassers bereits ihren gut befederten Matratzen horchten. Der Salzgeruch in der Luft wurde intensiver und Fynn vernahm bereits das leise Platschen des Wassers, das gegen den Kai und die Schiffswände schlug. Er erreichte das schummrig beleuchtete Gasthaus ohne nennenswerte Zwischenfälle und trat ein. Ihm schlug dichter Pfeifenrauch und der eine oder andere misstrauische Blick entgegen, als er die Tavernentür hinter sich wieder schloss und sich kurz umsah. Die meistens grobschlächtigen Gestalten, vermutlich mehrheitlich Matrosen, verloren schnell das Interesse an ihm und das muntere Plaudern und gelegentliche Johlen ging weiter. Der Wirt am Tresen erkannte ihn wieder, nachdem er sich die Kapuze vom Kopf gezogen hatte.
"Bleibt Ihr noch eine Nacht oder holt Ihr bloss Euren Krempel ab?"
Als Antwort legte ihm Fynn denselben Geldbetrag vor die Nase, den er auch für die letzte Nacht bezahlt hatte. Dem zufriedenen Grunzen des Wirts folgte sein Zimmerschlüssel, und Fynn verliess den Schankraum umgehend, nachdem er den Wirt darum gebeten hatte, ihn etwa eine Stunde nach Anbruch der Dämmerung zu wecken. Müde schlüpfte der Halbelf durch die Tür zu seiner spärlich eingerichteten, nur vom Mondlicht beleuchteten Kammer. Er wollte einfach nur noch seine Ruhe haben. Erfreulicherweise lag seine Tasche immernoch unberührt unter dem Bett. Auf eben jenes liess Fynn sich anschliessend fallen, nachdem er seine Kleidung fein säuberlich auf dem Stuhl neben seinem Bett gestapelt hatte. Es dauerte nicht lange, bis er, eingewickelt in seine Decke, trotz des gedämpft zu ihm durchdringenden Tavernenlärms in einen unruhigen Schlaf hinüberglitt...
 
Astrid stand unruhig in der Tür, während Sámur das Reden übernahm. Sie fühlte sich nicht sehr wohl in der Anwesenheit dieses seltsam vermummten Türstehers und sie brauchte eine ganze Weile zu verstehen wieso. Er roch nach nichts. Kein Schweiß, keine Hormone, nicht einmal ungewaschene Haut oder Seife konnte sie heraus deuten, ihre Nase blieb unberührt als wäre er gar nicht da. Würde die Wilde ihre Augen schließen, so hätte sie Probleme ihn überhaupt zu registrieren, er wäre praktisch unsichtbar für ihre Wahrnehmung und das war ein unbekanntes, ihr unwohles Gefühl. Doch all die dunklen Gedanken und Emotionen verfolgen in Windeseile, als Astrid Rigo erspähte. "Oi! Was für ein prächtiger Wolfsrüde!", rief sie noch während der Gildenmeister redete. Wie konnte sie ihn nicht bemerkt haben? Immerhin war er das natürlichste und unverfälschteste Wesen, dass die Rothaarige bisher in Tiefwasser getroffen hatte, doch sie war von all den Eindrücken die sie in ihrem kurzen Aufenthalt in diesem Dreckloch gesammelt hatte, so überwältigt, dass ihr langsam die Ressourcen ausgingen um jedem Geruch und jeder Duftnote hinterher zu hecheln. Astrid musste feststellen, dass große Städte tatsächlich auch einen größeren Teil ihrer Kräfte verbrauchten. Sie musste sich sogar Müdigkeit eingestehen, zu einer Uhrzeit in der ihr animalischer Geist sonst erst jagdhungrig wurde.

Nun war sie aber unbeeindruckt von dessen Knurren, begeistert auf Rigo zugelaufen und plumpste kurz vor ihm auf den Boden um mit dem stolzen Rüden auf Augenhöhe zu sein. Sie sagte nichts, sondern schaute nur mit verständnisvollen, ruhigen Augen in das Gesicht des Wolfes. Es war ein Blick, von solcher Zuneigung und sozialer Wärme, wie kein Mensch ihn jemals von Astrid erfahren würde. Sie sah in ihm einen Artgenossen und durch ihre druidische Magie und ihr wildes, natürliches Antlitz sollte sich ein ähnliches Gefühl bald auch in dem Männchen breitmachen. Langsam streckte sie ihm ihre Hand entgegen; Angst dass er sie beißen würde hatte der Rotschopf keine, es war eher ein Zugeständnis dem Rüden gegenüber. Sie wusste nur zu gut wie angsteinflößend oder herausfordernd unerwartete Bewegungen auf Tiere wirken konnten, da behandelte sie den Wolfshund lieber, wie sie selbst das auch wollen würde. Astrid wirkte wirklich erfüllt, wie sie da auf dem Boden saß und ihre Umwelt schneller vergessen hatte wie eine Fliege, dass sie soeben gegen eine Scheibe geflogen war. Ihre Finger erreichten nun das Nackenfell des verunsicherten Rüden und verfingen sich sofort darin. Kraulend meinte sie: "Scheint so, als würdest du Sámur ähnlich interessant finden wie ich." Es schien der Wilden offensichtlich, dass der Wolf nicht auf sie reagiert hatte. "Aber mach dir nichts draus", säuselte sie weiter in die hochgestellten Ohren, "er tut dir nichts."
 
Als Scriba sie umarmte, spürte Casta etwas in die Tasche ihres Umhanges gleiten. Sie ließ sich nichts anmerken und verabschiedete sich herzlich von ihm. Wie immer war er sehr besorgt um sie und mahnte sie zur Vorsicht. Sie versprach es ihm und kreuzte dabei sicherheitshalber die Finger auf dem Rücken. Damit es keine irgendwie gearteten Missverständnisse gab, hielt sie die Verabschiedung von Fynn recht knapp und machte sich auf den Weg zu ihrer Taverne. Obwohl man von ihr als Halbdryade anderes erwarten mochte, hatte es sie nie gereizt, ein eigenes Haus zu besitzen. Vermutlich weil sie ständig mit ihrem Vater herum gereist war. Sie mochte das Gefühl, jederzeit aufbrechen zu können. Da sie jedoch jedes Mal dieselbe Taverne bezog, wenn sie in Tiefwasser war, begrüßte der Wirt sie entsprechend. Sie teilte ihm mit, dass sie am nächsten Morgen abreisen würde und er nickte nur bedächtig, war er diese plötzlichen Aufbrüche doch von ihr gewohnt. Sie ging nach oben in ihr Zimmer und schaute zunächst in ihre Tasche, neugierig was Scriba ihr gegeben hatte. Sie fand dort ein Knäuel mit einem sehr dünnen und äußerst stabilen Seil. Irritiert drehte sie dieses in der Hand. Er schenkte ihr ein magisch verstärktes Seil? Sie schüttelte leicht den Kopf und steckte das Seil in eine ihrer Taschen. Danach zog sie sich aus, wusch sich schnell und schlief ein, sobald ihr Kopf das Kissen berührte auf dem Cyra sich bereits zusammen gerollt hatte. Sie musste sich keine Sorgen machen früh genug aufzuwachen, dafür würde Cyra schon sorgen.
 
Wieder einmal machte sich die Fassungslosigkeit in Sam breit, als Astrid unhöflich an Eric vorbeilief, um den Wolf weiter hinten in der Taverne zu streicheln, dem Sam bis dahin keine Beachtung geschenkt hatte. Wieder blickte er zu dem hochgewachsenen Mann auf. „Habt Dank, wir nehmen euer großzügiges Angebot gerne an.“, erwähnte Sámur. Als dann jedoch der Wolf zur Ansprache kam, wurde das mit einem Schulterzucken abgetan, um sich nichts anmerken zu lassen. „Eventuell liegt das an ein paar Kräutern, die ich in meiner Tasche dabei habe.“ Um sich nicht weiter in ein intensiveres Gespräch verwickeln zu lassen, schob auch er sich nun an Eric vorbei in den Schankraum, ohne dass er dem fremden noch großartig die Wahl ließ, antworten zu können. Er bemerkte den Halbelfen und die Frau zwar, doch bevor er auf ihr Nicken reagieren konnte, waren sie schon in die Nacht verschwunden. Sam machte sich kurz einen groben Überblick über die Gesamtsituation. Er erblickte eine weitere Drow, was ihn leicht überraschte. Er stellte fest, dass er sie nicht gut auseinander halten konnte. Die wesentlichen Merkmale stachen ihm einfach zu sehr ins Auge, als dass er sie gut differenzieren konnte. Die Frisur machte das jedoch einfacher für ihn. Als nächstes fiel sein Blick auf den Tiefling. Er erschrak bei diesem Anblick leicht. Zuvor hatte er noch nie einen Tiefling gesehen, würde er draußen in der Wildnis auf ihn treffen, so würde Sam ihn nicht von einem Monster unterscheiden können. Er wusste zwar um die Existenz jener Wesen, doch konnte er nicht auf eine bisherige Erfahrung zurückgreifen. Von ihm schien jedoch keine Gefahr auszugehen, sonst würde er nicht so einfach an der Theke sitzen. Er warf einen kurzen Blick auf Astrid und den Wolf, dann blickte er hinüber zu Ria. Er bemerkte nicht, dass sie leicht angespannt war, und ordnete dem Bogen in ihrer Hand auf die Schnelle auch keine weitere Bedeutung zu.

Er ging hinüber zur Theke. Ein Wirt war hier nicht zu sehen, stattdessen nur ein Junge. Dieser war jedoch ebenfalls dazu bereit, ihm die Schlüssel auszuhändigen. Dennoch schien er etwas zerstreut zu sein, Sam wusste nicht warum. Entschlossen ging er hinüber zu Astrid, wenn auch vorsichtig. Er hatte den Entschluss gefasst, direkt sein Zimmer zu beziehen, und überreichte Astrid ihren Schlüssel. Sam ging wieder an die Theke heran, unsicher, ob er auf Astrid warten sollte. Er könnte sich ja doch noch etwas zu trinken genehmigen, doch war der Junge nun verschwunden, und von dem Wirt fehlte weiterhin jede Spur. Keine lobenswerte Gastronomie. Nach einer kurzen Wartezeit schüttelte er dann ungläubig den Kopf, scheinbar wollte der Wirt nicht an ihm verdienen.
 
Kasheek blieb noch einige Minuten alleine an seinem Tisch sitzen. Die Medizin, die er von Fynn erhalten hatte, tat wirklich gute Dienste. Der Schädel drohte ihm nicht mehr zu zerspringen und auch der Schwindel war weg. Erst jetzt bemerkte der Barde, dass ihm ein dünnes Rinnsal Blut von der Stirn lief. "Wenn ich meine Kleidung beschmutze, wird die Piratin dafür zur Rechenschaft gezogen werden", murmelte Kasheek vor sich hin und drückte dann ein Tuch auf die Wunde. Als er den Kopf hob, sprang etwas in sein Blickfeld: Yulis Schlangenzahn! Sie muss ihn in ihrem Zorn liegen gelassen haben. Das alte Lächeln kehrte auf Kasheeks Gesicht zurück. Mit spitzen Fingern griff er sich den ungewöhnlichen Dolch und verstaute ihn in einer seiner unzähligen Mantel-Innentaschen.
Dem Barden war bewusst, dass Yuli ihn auf der Stelle umbringe würde, wenn sie erführe, dass er den Dolch genommen hat. Doch Kasheek war der Meinung, dass die Piratin eine Wiedergutmachung dafür leisten müsste, dass sie ihm beinahe den Schädel zerschmettert hatte. "Wir bringen dich mal woanders hin", flüsterte der Barde dem verstauten Schlangenzahn zu. Dann erhob er sich und ging auf das Zimmer, das für ihn eingerichtet worden war. Er hatte den Wirt bereits vorhin gefragt, wo sich das Gemach befindet.
Auf dem Zimmer angekommen förderte Kasheek den Dolch zu Tage und versteckte ihn unter der Strohmatratze. Dort würde er vorerst sicher sein. Mit einem Seufzen ließ sich der Barde auf das Bett fallen und schloss die Augen. Fast auf der Stelle überkam ihn der Schlaf.
 
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Gunnar hätte gerne die eine, oder andere Münze von Sámur erworben. Doch der Schmerz über seine Nase hatte zwangsweise Priorität. Er wusste gar nicht was passiert war, so schnell und heftig hatte der Mann ihn erwischt. Er war froh überhaupt erkannt zu haben, dass es der Magier war, welchen er auf die Reise geschickt hatte das Problem mit der Goldfingerbande zu beheben. Behutsam fasste er sich erneut an die Nase. Doch sie brannte so stark, dass sie gebrochen sein musste. Der Wirt hielt seine Hand darüber, um das Nasenbluten in Grenzen zu halten. Erst jetzt konnte er sich die Szene ins Gedächtnis rufen. Was hatte der Magier ihm zugerufen, bevor ihn der Schlag traf? Die einflussreichste Familie? Die Familie Goldfinger war in der Tat eine angesehene Familie. Doch gab es viele diesen Standes im Nordviertel. Die Gutbetuchten ließen sich mit Freude hier nieder. Der Magier muss etwas falsch verstanden. Es dämmerte ihm langsam, dass ihn keine Schuld traf. Er hatte unberechtigter Weise eine gebrochene Nase abbekommen. Aber sollte er wirklich diesen Magier damit direkt konfrontieren? Gunnar erschauderte bei dem Gedanken was der Zauberer dann mit ihm anstellen könnte. Immerhin war er nicht ohne Grund ein Magier. Er musste schlucken bei dem Gedanken von einem dieser Energiekugeln getroffen zu werden, die am frühen Abend schon einmal durch sein Gasthaus folgen. Es musste eine andere Lösung geben. Der Wirt quälte sich nach oben in eine wackligen Stand - immer das Regal im Rücken. Die Fächer dienten ihm als Stütze. Die kaputten Flaschen auf dem Boden waren zum Glück nur ein kleiner Verlust. Er würde San später anweisen hier sauber zu machen. Schließlich war dieser sein Untergebener. Untergebener! Das war es! Dieser vermummte Mann hatte diese Taverne doch gemietet. Er müsste ihm helfen können aus der Misere herauszukommen, ohne weitere Schmerzen zu bekommen. Vorsichtig schaute er den Gang entlang. Der Magier schien schon wieder im Gasthaus zu sein. So folgte er ihm wieder nach vorn. Dort angekommen versuchte er keinesfalls den wild gewordenen Zauberer anzusehen. Stattdessen suchten seine immer noch verschüchternden Augen den verhüllten Mann, der sich ihm sogar vorgestellt hatte, wenn er sich recht entsann. Eric hieß er wohl. Er fand ihn am Eingang. Der Mann schien ihn nicht zu bemerken. Stattdessen war sein Blick auf die Halbelfin gerichtet, die mit ihm heute Mittag hier ankam.

Der Vampir war erleichtert, dass sich die Situation zu entspannen schien. Die rothaarige Frau war ihm auf seltsame Weise sympathisch. Auch wenn sie ihm irgendwie ... sehr einfach vorkam. Es würde genug Gelegenheit geben dem noch auf den Grund zu gehen. Vielmehr kümmerte er sich nun um Ria. Er ging zu ihr herüber und legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter. "Alles ist gut. Schau! Rigo scheint sich langsam wieder zu beruhigen." Er schenkte ihr einen lächelnden, sanften Blick. Eine seltsame Stimme riss ihn aus den Gedanken."Verzeiht, genn ich störe, aber ich gnuss mit euch reden." Die gebrochene Nase verzehrte Seine Stimme. Eric schaute neben sich und sah einen verschüchterten Wirt, der sich die Nase hielt. "Was ist denn mit euch passiert guter Mann?" Gunnar war froh, dass Eric sich um ihn zu Sorgen schien, statt ihn einfach wegzuschicken. "Nun, einer euer Gäste... der Gagier..." Er suchte nach einem Namen, fand jedoch keinen. "Der Gann git der dunkelblauen Robe und dem Schwert am Gürtel. Er suchte gich auf und brach gir ohne Vorwarnung die Nase. Ich weiß gicht gas geschehen ist." Der Schankwirt hoffte inständig, dass Eric ihm glaubte. Dieser zog jedoch nur die Augenbrauen zusammen. "Welchen Grund sollte Rhonin haben euch das Gesicht zu verunstalten?" Gunnar schluckte. Eric musste ihm einfach helfen, sonst wusste er nicht was er sonst für eine Wahl hatte als sie zu bitten sein Gasthaus zu verlassen. "Ich habe ihn gebeten sich um ein Problem zu kümmern gas einige von uns hier haben. Eine Bande von Söhnen der Adeligen des Nordviertels verlangen Speis' und Trank auf unsere Kosten. Genn gir uns geigern, gürden sie uns den Landen dicht gachen." Vorsichtig versuchte er seine Nase loszulassen, ohne das ein Schwall Blut herauskam. Es schien zu funktionieren. "Ich bitte euch, es sollte keine große Sache sein. Nur ein klärendes Gespräch mit den hohen Herrschaften. Leider... weiß ich nicht, was vorgefallen ist, aber euer Magier scheint sich über etwas sehr zu ärgern, was ich ihm verschwiegen haben soll. Ich wage es nicht, ihn anzusprechen. Seht was er mit meiner Nase gemacht hat" Gunnar hob das Kinn, um Eric eine besseren Blick darauf zu geben. "Bitte geht zu ihm und sprecht mit ihm. Ich bitte euch. Ich möchte keine Streit. Besonders nicht mit so gut zahlenden Gästen." Der Gildenführer hörte zu. Die ganze Geschichte erschien ihm sehr merkwürdig. Er schätzte Rhonin bisher nicht so ein, dass er spontan zu Gewaltakten fähig ist. Vielleicht das Gemüt eines wilden Magiers? Er nickte dem Wirt beschwichtigend zu. "Kommt mit mir Herr Wirt. Ich nehme mich euer Sache an." Gemeinsam gingen sie auf Rhonin zu. Der Wirt immer zwei Schritte hinter Eric.
 
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Als die Drow um die letzte Ecke kam, hörte sie nicht mehr nur deutlich dass es sich um einen Überfall handeln musste, denn wo sie zuvor nur dumpfe Tritte und Gestöhne hörte, sah sie es jetzt:
Drei Männer, ein liegend Verletzter gekrümmt auf dem Boden.

Sie setzte ein wahrlich zierlich süßes Lächeln auf, als sie mit seitlich ausgestreckter Hüfte im eleganten Damenstand einfach dazu gesellte und die Verbrecher mit lustvollen Augen ansah:

„Hallöchen!“, hauchte sie erotisch fast noch keck zuwinkend. Die drei perplexen Täter waren sichtlich irritiert. Erstens darüber, das sie eine Drow auf den Plan riefen und dann noch darüber, das sie gar nicht aggressiv auftrat sondern erotisch säuselte. Deshalb tuschelten sie auch wohl noch kurz und suchten dann, anstatt sich mit ihr anzulegen, lieber gleich das Weite. Ihre Beute auch noch glatt auf dem Boden vergessen liegenlassend.

„Naaach, ich hab heute kein Glück.“, seufzte sie und trat mitleidig auf den armselig halb bewusstlos geschlagenen Verletzten zu und kniete sich zu ihm herunter. Mit hochgezogener Augenbraue begutachtet sie den doch recht jungen Mann in einfacher Lederkleidung und kam zu dem Entschluss, dass es sich hier um einen ertappten Dieb handeln musste. Auch eine kurze Inspektion der Beute zeigte dies. Edelsteine, Geschmeide und Goldmünzen förderte sie hervor. „Du wohl schon, hm?“, redete sie auf ihn ein und verstaute das Diebesgut wieder dahin, woher sie es hatte. „Ärger dich nicht, es ist zu deinem Besten!“, setzte sie den vor sich hinmurmelnd Benommenen an die Hauswand im schummrigen Laternenlicht, legte offenkundig den Beutel in seine Hand und bediente sich doch nun großzügig an den vielen Goldmünzen, bevor sie ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte und ihn wieder verließ.

Als der arme Dieb wieder zu sich kam, weil er Klopfer an seinem Fuß bemerkte, wusste er gar nicht so recht wie ihm geschah. „Iiich bin überfallen worden, von ... einer Bande und eine Frau hat mich gerettet... ehrlich, das gehört nicht mir, sie ...“ „Jaaa ja, erzähl das dem Richter Dieb. Vermutlich erzählst du uns jetzt noch eine Drow ist gekommen um Dich zu retten, hm? Haa haaaa“, lachten die Wachen dem armen Burschen entgegen, der nun aufgehoben und in Gewahrsam genommen wurde. „Ehrlich, ich ich sage die Wahrheit... es war eine Frau...“

Ayu ve Nerva schmunzelte nur als sie aus ihrem sicheren Versteck heraus zusah, wie sich die Lage entwickelte und der kleine Dieb sich versuchte aus der Affaire zu ziehen. Leise in sich hineinlachend wirbelte sie die letzte verbliebene Goldmünze aus ihrer Hand in die Luft und fing sie wieder auf, bevor sie in ihrem Ausschnitt verschwand. Sie wusste die Wachen würden der Goldmünzenspur bis zum Dieb folgen und grinste verwegen.

„Und um euch kümmere ich mich auch noch... hier, ist MEIN Revier zum Spielen Jungs!“, zischte sie leise im Flüsterton und furchte die Augen zu Schlitzen, als sie sich umblickte und an die Täter dachte. Leider hatte sie keine Ahnung, wo sie zu finden waren, aber es würde nicht lange dauern sie aufzuspüren. Sie war sich sicher, sie würden heute noch einmal zuschlagen und zog sich wieder in die Schatten zurück, als der letzte Wachmann sich noch einmal zu dem Tatort umsah. ‚Vielleicht hatte der Dieb ja doch recht’, stand in seinem Gesicht geschrieben, wenn man es hätte sehen können, denn einer stolzierenden Drow waren sie heute Nacht ja schon begegnet, bei ihrer Wachrunde.
 
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Eigentlich hatte Ria sich gerade der Druidin, die sie an ihrer Kleidung als solch erkannt hatte, zuwenden wollen, doch der Wirt lenkte sie ab. Gerade noch hatte sie beobachtet, wie ihr einstiger Zögling sich sichtlich entspannte und neugierig an der Hand der Druidin schnupperte, um dann den Kopf auf die Pfoten zu legen und sein Gegenüber erwartungsvoll anzusehen. Sie kannte diesen Blick, auch wenn Rigo ihn seit seiner Welpenzeit nicht mehr aufgesetzt hatte. Meister Wolf wollte gestreichelt werden.
Aber Ria blieb nichts anderes übrig als zu hoffen, dass die Fremde das übernehmen würde. Jetzt musste sie sich um den Verletzten kümmern und hoffen, dass er nicht die Gilde für das Geschehen verantwortlich machen würde. Sie wandte sich zuerst an den eingeschüchterten Knaben, der in der Ecke stand und seinen Arbeitgeber anstarrte.
"Junge, bring mir eine Schüssel kaltes Wasser und ein paar saubere Tücher!" wieß sie ihn an. Wenn sie schon nicht viel für den Wirt tun konnte, konnte sie doch wenigstens die Nase etwas kühlen, um den Schmerz zu lindern.
"Und Ihr", sagte sie nun zum Wirt, "setzt Euch dorthin, ich möchte mir das einmal ansehen. Keine Angst, ich bin sehr vorsichtig. Wenn der Junge mit dem Wasser wieder da ist, nehmt Ihr die Hände da weg, ja?" bei den letzten beiden Sätzen klang ihre Stimme sehr sanft.
 
Wie gut, dass die Tür der Taverne schon offen stand, sonst hätte sie Yuli jetzt womöglich noch aus den Angeln gerissen. Ihr schneidender Blick ging kurz durch die Taverne, von Eric über Ria zum Wirt, und etwas länger zu der seltsamen Frau, die sich mit einem überdimensionierten Straßenhund beschäftigte. Wie viele Verrückte gab es denn noch hier in der Taverne? Wenigstens konnte sie den Tiefling nicht mehr entdecken. Wutschnaubend stapfte sie auf den Tisch von vorhin zu, nur um dann festzustellen, dass der Schlangenzahn auch nicht mehr da war. Weder auf- noch unter dem Tisch liegend. “VERDAMMT!“ Warum war sie nicht eher darauf gekommen? Denn außer diesem vorlauten Barden hätte wohl keiner der Anwesenden hier den Dolch mitgenommen. >Ich hätte ihn für schlauer gehalten.< Hatte sie etwa doch fester zugeschlagen als gedacht? Warum sonst würde Kasheek auch nach der Aktion von vorhin noch so etwas riskieren? >Diesmal bringe ich ihn um.< Yulis ganze Wut brannte wie Feuer. Ein wildes, loderndes Feuer, das jeden Moment unkontrolliert nach außen ausbrechen konnte. >Ich reiße ihn in Stücke. Diesmal kommt er mir nicht davon…< Und selbst wenn es wider Erwarten doch nicht der Barde gewesen war, einen Sündenbock konnte sie jetzt gut gebrauchen. Und am besten IHN.
Wohl oder Übel nahm Yuli jetzt allerdings erst einmal mit dem Stuhl vorlieb, auf dem Kasheek eben noch gesessen hatte. Ein, zwei wütende Tritte von ihrer Seite später, gaben die Stuhlbeine mit einem leisen knacken nach und ließen den Rest des Möbelstücks auf den Boden scheppern. Allgemein in den Raum hinein, schrie sie nun förmlich ihre Frage, allerdings nicht wirklich erwartend, auch eine Antwort zu bekommen. “Wo steckt dieser verdammte Dieb von einem Möchtegern-Barden?! In ihrem Zorn warf sie nun auch noch lautstark den Tisch um. Ihr war alles egal. “WO IST ER?“ Inzwischen könnte der Barde ja sonst wo sein, obwohl sie sich mit dem Rückweg so sehr beeilt hatte. Gar nicht so dumm von ihm, sich jetzt zu verstecken. Aber sie würde ihn kriegen. Egal wann, egal wie. Und sobald sie ihn in die Finger bekam, würde nicht mehr viel von dem Tiefling übrig bleiben, dass noch jemand verarzten könnte.
 
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Der Wirt folgte Ria zum Tisch herüber, an welchem sie sich nieder ließ. Er war angenehm überrascht, dass es so liebenswerte Wesen in dieser Gruppe gab. Nicht nur Narren die sein Keller leer trunken, oder Raufbolde die ihm die Nase brachen. "Bitte..." gab er beim Setzen etwas verschüchtert von sich. "...seid bitte vorsichtig. Diese Schmerzen sind unerträglich." Eric wandte sich vom Schankwirt ab und ging nun allein zu Rhonin herüber. Ehe er ihn jedoch erreichen konnte, war es die Seefahrerin die deutlich nach Aufmerksamkeit rief, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Stuhl brach, ein weiterer Tisch wurde von ihr umgeworfen. Sie richtete ein heilloses Durcheinander an. Ihre Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben. Gunnar machte sich noch etwas kleiner, als er diese Zerstörungswut sah. Eric hingegen wurde es allmählich zu bunt. Ein jeder übte ihr Eigenjustiz, wo es ihm gerade passte. Egal ob an Angestellten der Taverne, oder ihrem Eigentum. Das würde aufhören. Sofort! Er ließ für den Moment den Klärungsbedarf mit dem Magier ruhen und ging stattdessen zu Yuli herüber. "Ihr seid sichtlich erzürnt über etwas, was mit Kasheek zu tun hat, oder? Wollt ihr davon berichten? Wir können die Sache sicher aus der Welt schaffen." Seine Stimme klang sanft und hilfsbereit. Er ließ ihr Gelegenheit sich zu erklären bevor er drastisch werden würde. So stellte er sich neben die aufgebrachte Frau und verschränkte die Arme wieder hinter dem Rücken. "Und bitte lasst den Rest der Möbel stehen." Mit diesen Worten schubste er mit einem leichten Seitentritt einen weiteren Stuhl in Yulis Nähe von ihr weg. Dieser glitt auf allen vier Füßen über den Holzboden und blieb am nächsten Tisch stehen.
 
Yuli ballte wütend die Fäuste. Eric. Der hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt. Wahrscheinlich müsste sie ihm sowas ähnliches wie Respekt entgegenbringen, aber er musste sich jetzt eben damit zufrieden geben, von der zornigen Seefahrerin keine gefangen zu bekommen. Mehr aber auch nicht. “Dieser verdammte Mistkerl hat mir meinen…“ Beinahe hätte sie ‚Schatz‘ gesagt, aber sie korrigierte sich im allerletzten Moment, “etwas gestohlen, was mir SEHR wichtig ist. Und das will ich UNBEDINGT wiederhaben! Also sagt mir WO KASHEEK STECKT!“ Sie musste sich sehr zusammenreißen, um eine halbwegs vernünftige Antwort zusammenzubekommen, ohne ihren Gesprächspartner dabei nur anzubrüllen. >Ich kriege dich schon, Barde... Du kommst nicht davon...< Sie warf noch einen kurzen Blick auf den Stuhl, den er vor ihrer Wut in Sicherheit gebracht hatte, funkelte kurz Eric an und entschied sich dann dafür, die Hände ebenfalls hinter den Rücken zu nehmen. Nicht, dass sie damit jetzt noch etwas wirklich Dummes damit anstellte. Vielleicht reichte das auch erst mal als kleines Friedenszeichen gegenüber der Taverneneinrichtung? Einen Versuch schien es ihr zumindest wert zu sein.
 
Triumphierend stolzierte Rhonin aus dem Gang zurück in den Hauptraum der Taverne. Ein Abstecher hinter den Tresen, brachte ihn auch wieder in den Besitz seiner Reisetasche, deren Inhalt einmal grob überflogen wurde. Sicher hatte der Magier alles Wichtige am Mann, aber es wäre doch schade um das ein oder andere Stück in seiner Tasche. Bei diesem findigen Wiesel von Gasthausbesitzer, kann man ja nie wissen. >Meinst du nicht, du hast ein ganz klein bisschen überreagiert? Das könnte dich immerhin den Eintritt in die Gilde kosten.< Meldete sich Andars Gedankenstimme in seinem Kopf. Rhonin setzte sich an die Theke und entgegnete ein ins Leere gerichtete. „Könnte es…“ Sodass es wirkte, als würde er nur laut nachdenken. „Vielleicht hätte ich es nicht machen sollen.“ Schloss er mit einem unbekümmerten Schulterzucken und ließ eine Traube in Andars Tasche kullern. Die dazugehörige Rebe befand sich schließlich immer noch auf der Theke. Andar empfing die Beere glücklich und versenkte seine kleinen spitzen Zähne in der Frucht. >Du bist ab und zu vielleicht etwas kurzsichtiger, als gut für dich wäre. Deine Spontanität bringt uns noch mal um.< Immerhin hinderte ein volles Maul nicht daran in Gedankensprache zu reden. Leider, wie Rhonin dachte und darauf lediglich mit einem „Hmpf“ reagierte, was wohl keine ersichtliche Bedeutung besaß. Andar gab sich jedoch damit zufrieden und verfiel in Schweigen.

Die Realität kehrte langsam auch wieder zu Rhonin zurück, als eine Frauenstimme sich lautstark über irgendwas aufregte und dabei das Mobiliar des Gasthauses etwas in Mitleidenschaft zog. Ein Umstand der Rhonin irgendwie erfreute. War es ja schließlich Gunnar, dem der Schaden zugefügt wurde und jeder zerbrochene Stuhl, jede Kerbe in den Tischen und jedes kaputte Glas, befand sich somit in einer harmonischen Synergie mit Rhonins guter Laune. Ja, die Raserei des Mannsweibs, zauberte Rhonin ein erfreutes Grinsen aufs Gesicht. Leider schritt Bereits der vermummte Gildenleiter auf den Plan, in dem Versuch die Situation zu klären.

Gunnar selbst war ebenfalls wieder im Schankraum. Irgendwer hatte wohl die Güte sich um seine Nase zu kümmern, die nun nicht mehr so blutig wirkte, wie Rhonin sie zurückgelassen hatte. Außerdem schien der Mann irgendwie verunsichert und eingeschüchtert. Vielleicht dank Rhonin. Vielleicht aber auch dank des mannsweibigen Berserkers, der drauf und dran war Gunnars Einrichtung kurz und klein zu hauen. Wahrlich kein angenehmer Tag für den Wirt. Er wird sich bei dem Gildenleiter wohl über Rhonin beschweren oder es vielleicht sogar schon getan haben. Die Chancen standen gut, dass darauf wieder eines dieser elendig langweiligen und langwierigen Verhöre folgen wird. Die Vorfreude entlockte dem Magier ein gequältes Seufzen und er schnippte sich geistesabwesend eine Traube in den Mund, was zu einem leicht säuerlichen Ausdruck auf seinem Gesicht führte.
 
Der Gildenführer versuchte Ruhe in die Situation zu bringen. Abgesehen davon, dass er noch eine andere Situation am Tresen klären musste. Rhonin musste warten - für den Moment. "Ich kann euch wohl nicht nicht auf verbale Weise wieder beruhigen. Daher gebe ich eurem Wunsch nach. Folgt mir. Kasheeks Zimmer ist nicht weit." Eric wusste, dass diese Ausrede Yuli nicht gefallen würde, doch der Zorn sollte sie unvorsichtig genug machen, dass es ihr egal sein würde, wenn er dabei wäre. So führte er sie de Treppen empor und die Beiden entschwanden in einem anderen Seitengang der zur Rechten und Linken einige Zimmer beherbergte. Alle waren diesen Nacht für die Anwärter gebucht. Das meiste Gold aus seiner Tasche ging dafür drauf. Doch es war Eric wichtig alle Anwärter beisammen zuhaben. Schließlich würden die, welche aufgenommen werden würde, sehr bald immer zusammen sein müssen. Manchmal sogar über eine Nacht am selben Feuer, bzw. im selbem Raum. Das Verhalten konnte sich bei dieser Konstellation schon einmal leicht verinnerlichen lassen, auch wenn es so schien, als würden nicht alle das Angebot annehmen. Fynn und Casta kamen gar nicht mehr wieder und auch Ayu war verschwunden. Oben angekommen bog er auf einmal zur Rechten ab und klopfte. Danach wurde das Zimmer geöffnet, ohne dass Eric eine Antwort abwartete. Vermutlich wollte er einfach Yuli zuvor kommen, welche die Tür ohne Vorwarnung eingetreten hätte.

"Kasheek? Yuli möchte mit euch reden." Er blieb in der Tür stehen und ließ die Seefahrerin passieren. Im Zimmer war es stockdunkel. Verständlich, waren doch keine Kerzen mehr an, wenn man hier schlafen wollte. Die Betonung lag auf 'wenn', denn tatsächlich war niemand in diesem Zimmer. Es war leer. Der Grund, warum es offen stand, war einfach zu erklären: Es war Erics Zimmer. Er mochte nicht, was er nun tat, doch die Situation verlangte es. Zur Schonung der Gildenkasse und der Ruhe in diesem Hause wartete der Vampir, bis Yuli wütend an ihm vorbei ins Zimmer stürmte, um ihr dann mit seiner vampirischen Kraft einen gezielten Handkantenschlag ins Genick fahren zu lassen. Ohne Vorbereitung war es durchaus sehr wahrscheinlich, dass dieser Treffer Ohnmacht hervor rief, was auch zu erkennen war. Die Kraft und Schnelligkeit eines Vampirs ließen der armen Yuliane hier keine Chance. Sie sackte in sich zusammen und wäre dumpf auf den Boden aufgeschlagen, wenn Eric sie nicht mit dem anderen Arm aufgefangen hätte. "Verzeih mir Yuli..." murmelte er noch in sich hinein, während er sie unter dem Hals und den Kniekehlen schnappte und zu seinem Bett herüber trug. Er würde es heute ohnehin nicht brauchen. Die Seefahrerin wurde hineingelegt und etwa bis zum Bauch zugedeckt. Ein Seufzen kam aus seinem Mund. Eric hoffte dass ihre Wut über Kasheek bis zum Morgen abgeflaut wäre, auch wenn er sich nun ihre Wut aufhalsen würde. Der Gildenführer konnte damit leben. Er würde es wieder gut machen... irgendwie. Daraufhin verließ Eric das Zimmer und schloss den Raum mit seinem Zimmerschlüssel ab - sicher, war sicher. Daraufhin machte er sich auf, die Sache mit Rhonin und dem Gastwirt zu klären. Hoffentlich konnte Ria inzwischen dessen Nase etwas verarzten.
 
Astrid fühlte sich erstaunlich wohl. Sie war so sehr mit Rigo und seinem flauschigen Fell beschäftigt, dass sie für den Moment gar nicht mehr an den geschlossenen Raum dachte, in dem sie sich befand. Wie wild kraulte sie den Rüden hinter den Ohren, am Bauch und am Nackenfell und vergeudete so keine Sekunde seinem Wunsch nach Streicheleinheiten nachzukommen. Der Schlüssel den sie von Sámur erhalten hatte lag neben ihr auf dem Boden, Astrid hatte keine Ahnung wozu er gut war. Doch unbeirrt dessen, kümmerte sie sich liebevoll um den Wolf und überlegte wo und wie sie diese Nacht verbringen wollte. Astrid musste in dieser Stadt schlafen, denn an diesem Tag noch den Elfen zu finden war unmöglich. Die Städter schienen Nachts wohl nicht mehr zu arbeiten und wo sie ihn finden konnte, hatte die Wilde ja noch nicht einmal herausgefunden. Für den Moment war sie hier um Sámur zu beschützen und Rigo zu liebkosen. Dem Rotschopf war nicht einmal ganz klar, wo sie hier überhaupt gelandet war. Sie hatte noch nie von einer Gilde gehört und konnte sich auch nichts unter dem Namen vorstellen. Doch ihr wurde angeboten hier zu schlafen und wenn sie bei dem Wolfsrüden bleiben könnte, würde sie sicherlich auch beruhigt eindösen können, wenn ihr schon in der Stadt richtig tiefer Schlaf meist verwehrt blieb. Ja, sie würde gerne hier übernachten und müde war sie langsam ohnehin. All die Gerüche, Eindrücke und der Lärm Tiefwassers nahmen ihre Sinne und ihren Geist so sehr in Anspruch, dass Astrid sich geistig erschöpft und körperlich matt fühlte. Sie konnte auch Müdigkeit in Rigos Augen sehen und das brachte sie letztlich zu dem Entschluss sich an Ria zu wenden.
Astrid verstand, dass der Wolfsrüde wohl zu ihr gehörte und dass sie das zu einer Waldläuferin machte. Eine der wenigen Professionen denen die Wilde Respekt gegenüber brachte. Sie verstanden meist die Regeln und Gesetzte der Natur und bedurften keiner Erklärung zu jedem Vorgang im Urgefüge der Umwelt. Sie verstanden Astrid meist am ehesten und allein dafür mochte sie sie. Die Druidin klopfte sich die Hundehaare von den Händen und setzte sich Desideria gegenüber. Kurz schaute sie zu, wie diese sich sorgsam um den verletzten Wirt kümmerte. Das Ausschenken in einer Taverne schien ein gefährlicher Beruf in Tiefwasser zu sein, hatte Astrid seit ihrer Ankunft nicht einen gesunden Wirt gesehen. Unbeirrt dieser Erkenntnis setzte sie zum Reden an. "Seid gegrüßt", adressierte der Rotschopf die Waldläuferin und setzte ein ehrliches, unschuldiges Lächeln auf, "einen prächtigen Rüden habt ihr da. Ein sehr schönes Tier, und noch so jung." Ihr Blick wanderte noch einmal kurz zu dem Tier und traf dann wieder die grünen Augen der Halbelfe. "Ich wurde eingeladen hier zu schlafen, aber…" Astrid stockte kurz. Sie gab nicht gerne Schwächen zu, ließen sie sie irgendwie schlecht dastehen. Die Wilde mochte einen starken, überzeugten Auftritt, immerhin war Einschüchterung einer der besten Wege das eigene Wohl zu sichern. "Nun ich fühle mich in engen, geschlossenen Räumen sehr unwohl. Du bist doch eine Waldläuferin, oder? Du kannst vielleicht verstehen, dass ich mich dann von der Natur abgeschnitten fühle und das macht mich schrecklich nervös. Was ich dich nun fragen wollte, ist ob ich bei Rigo schlafen kann. Er ist so eine schöne, freie Seele, er gibt mir das Gefühl von Sicherheit und Ruhe. Könnt ihr das nachvollziehen?" Astrid schaute etwas gequält drein, musste sie sich nicht nur überwinden das zu erzählen, sondern hieß ein Nein auch, dass die Wilde einen neuen Plan brauchte eine Nacht in dieser Stadt zu überstehen.
 
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