RPG Die Gilde des Roten Stiers

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Bei der Verkündung der Abwesenheit des Talona-Priesters ließ Eric ein Seufzen hören. Noch einer, der zu wenig Interesse für die Gilde hatte. "Nun, so haben wir alle gehört." Er sah abwechselnd zu Casta und Ria. "Dann können wir mit der Entscheidung beginnen. Ich würde gerne hören was ihr zu den Anwärtern meint. Wer euer Meinung nach eine Chance verdient hat und wer nicht. Um vielleicht das Gespräch etwas anzustoßen werde ich mit meiner Meinung zu den unten Versammelten beginnen." Er räusperte sich "Rhonin ist meiner Meinung ein fähiger Magier und aufgrund der wenigen magischen Unterstützung, die sich für uns interessiert, würde es fast ein Fehler sein, ihn deshalb nicht zu nehmen. Allerdings ist er mir ein Rätsel und ich weiß nicht recht, ob wir ihm vertrauen können. Abgesehen davon steht er nicht auf Kriegsfuß mit dem Gesetzt, was ihn für unsere Sache interessant macht. Das er sich nicht immer daran hält ist mir sogar ganz lieb. So offenbaren sich in seinen guten Absichten mehr Möglichkeiten. Die Drow-Hexe hat viel durchgemacht. Dafür und für ihre Rasse ist sie erstaunlich nett. Ich bin mir darüber im Klaren, dass Mitglieder ihres Volkes auf Fremde kein gutes Licht auf unsere Gilde werfen, doch darüber sollten wir uns nicht wirklich Gedanken machen. Auch Ayu ve Nerva gehört der Gilde an und ist eine Drow. Für Ferryani spricht vor allem, dass sie keine Angst vor Problemen hat und mir als offenherzig erscheint. Dann wäre da Fynndarael. Wir hatten schon Gelegenheit ihn in Aktion zu sehen. Vielleicht könnte Casta uns was darüber sagen, da sie dabei war. Abgesehen davon weiß er wovon er redet und was er tut. Als Schurke wäre er eine echte Alternative zu Ayu. Ich schätze seine Art mit den Dingen umzugehen. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass er uns im Bezug auf Athkatla nicht alles gesagt hat. Vielleicht ein Grund ihm nicht zu sehr zu trauen. Was meint ihr?" Er machte eine Pause nach diesen dreien, um den anderen Beiden auch die Möglichkeit zu geben etwas zu sagen.
 
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"Der Magier verheimlicht uns etwas, da bin ich sicher. Und ich glaube, dass wir vorhin ziemlich nah dran waren, es herauszufinden. Er wurde plötzlich nervös, als fürchtete er, wir könnten etwas bemerken, das uns dazu bringen würde, ihn abzuweisen. Trotzdem stimme ich dir zu. Einen Magier in der Gruppe zu haben kann durchaus kampfentscheidend sein, wie wir schon oft genug erfahren durften. Meine Stimme hat er. Und vielleicht ist sein Geheimnis ja gar nicht so schlimm wie er fürchtet. Das wird sich zeigen, wenn er erst Vertrauen in die Gilde gefasst hat." stellte Ria fest. "Ferryani möchte ich auch gern in der Gilde haben. Auch sie hat magische Fähigkeiten, die sicher nicht zu unterschätzen sind. Außerdem wird es auch ihr selbst nicht schaden einen Platz zu haben, an dem sie sich zumindest anerkannt fühlen kann. Und es ist sicher auch gut für Ayu, wenn sie nicht mehr die einzige Drow in der Gruppe ist. Außerdem sieht man Ferryani an, dass sie nicht zu den bösartigen Angehörigen ihres Volkes zählt. Das habe ich in ihren Augen gesehen. Ich bin für ihre Aufnahme. Was nun Fynndarael betrifft, er hat seine Sache sehr gut gemacht. Ich halte es für wichtig mehrere Gildenmitglieder zu haben, die auch schleichen können und sich mit Fallen und Schlössern auskennen. Welche Probleme er auch immer in Amn zurückgelassen hat, wenn wir ihn aufnehmen, werden sie womöglich zu Gildenangelegenheiten. Aber ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen. Immerhin ist er nicht der erste, der Altlasten mit in die Gilde bringt. Und ein guter Verbündeter mit Problemen kann immer noch besser sein als gar kein Verbündeter."
Dann fiel ihr auf, dass Eric zwei Anwärter außer Acht gelassen hatte.
"Was ist mit der Seefahrerin und dem Barden? Yuli mag grob wirken, jähzornig sein und Schwierigkeiten zu haben sich unterzuordnen, aber ich hätte sie trotzdem gern in der Gilde. Sie wirkt wie jemand, dessen Vertrauen man sich erst verdienen muss, doch das sind am Ende oft die treusten Freunde. Außerdem kann man nie genug gute Kämpfer haben, und sie scheint ausgezeichnete Reflexe zu haben, wenn sie Ayu ausweichen konnte. Wobei ich Ayu ve Nervas Geschick mit dem Bogen noch nicht sehr gut beurteilen kann. Aber wenn sie damit nur halb so gut ist wie mit ihren Dolchen, dann alle Achtung." Ria zögerte einen Moment, ehe sie weitersprach. "Ich bin mir nicht sicher, woran wir bei dem Barden sind. Im Gespräch schien er einigermaßen ehrlich zu sein, aber er versteckt sich gern hinter seinen Worten, und in seinen Augen ist ein leicht verschlagener Zug, habe ich den Eindruck. Trotzdem kann es gerade sein Geschick mit Worten sein, das die eine oder andere Tür zu öffnen vermag. Ich bin mir nicht sicher, was ich von ihm halten soll." schloss sie ihren Bericht.
 
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Yuli lachte leise. Der Barde war nicht auf den Kopf gefallen. Aber trotzdem hatte sie ihn jetzt wohl genau da, wo sie ihn haben wollte. Mit einem kurzen Blick nahm sie von der Rückkehr des Halbelfen Notiz, aber der interessierte sie im Moment nicht. Ihr eigentlicher Fokus lag noch immer auf Kasheek. Sie ließ sich wieder viel Zeit beim Sprechen. Nur nichts überstürzen… >Das wird bestimmt lustig…< Wenn er an der Echtheit dieser Waffe zweifelte, könnte er sich gerne selbst von der immer noch vorhandenen, wenn auch abgeschwächten Wirkung des Seeschlangen-Gifts überzeugen. “Ach, wisst Ihr…“ Die Seefahrerin lehnte sich nun ebenfalls ein Stück auf dem Tisch nach vorne, „…irgendwie ist mir gerade so gaaar nicht danach, diese ellenlange Geschichte zu erzählen. Ein… anderes Mal vielleicht?“ Yuli zog beide Augenbrauen einen Moment lang vielsagend hoch und grinste verschlagen. Bewusst etwas länger Luft holend und auf die Betonung achtend, fuhr sie fort. “Und außerdem… was hätte ICH denn davon, wenn ich mir jetzt hier den Mund fusselig rede, nur damit Ihr Euch mit einer – nein, mit meiner, wahren - Geschichte bereichern könnt?“ Mal sehen, ob ihr Plan aufging und sie den Spieß umdrehen konnte...
 
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"Verstehe..." Die Piratin wollte also ein kleines Spielchen spielen? Nur schade für sie, dass Kasheek gerne und oft Spielchen spielte und ziemlich gut darin war. "Ich verstehe, weshalb Ihr mir Eure Geschichte nicht erzählen wollt. Wahrscheinlich ist sie voller Lügen und Unwahrheiten, so bei den Haaren herbeigezogen und aus den Fingern gesaugt, dass nicht mal Ihr selbst sie glaubt. Bestimmt habt Ihr Eure ach so tolle Waffe bei einem Krämer erstanden, wie ich es vermutet habe. Bestimmt hat er Euch so über's Ohr gehauen, dass Ihr Euch dafür schämt und jetzt den größten Seemansgarn spannt, um den Schlangenzahn als mächtiges Artefakt anzupreisen. Das Pulsieren ist wohl doch nur ein billiger magischer Taschenspielertrick. Ihr enttäsucht mich, Yuli. Einen armen Barden so eine Lügengeschichte auftischen zu wollen. Ich bin äußerst empört." Um seiner Empörung Ausdruck zu verleihen, schüttelte der Tiefling theatralisch mit dem gehörnten Haupt. Diese kleine Spottrede sollte die Seefahrerin entgültig aus der Reserve locken. Kasheek konnte sich nicht vorstellen, dass Yuli die Anschuldigung, sie sei eine Lügnerin, auf sich sitzen lassen würde.
Ein inständiges Hoffen schoss durch den Geist von Kasheek. Ein Hoffen, dass Yuli für diesen dreisten Monolog nicht in kleine handliche Fetzen zereißen würde. Lächelnd und mit schräg gelegten Kopf wartete der Tiefling gespannt auf eine Reaktion der aufbrausenden Dame.
 
So, das war´s jetzt. Und zwar endgültig. Bis jetzt hatte Yuli sich noch zurückgehalten, aber jetzt war das Maß voll bis oben hin. Erst ihr Schiff, dann sie selbst und jetzt auch noch ihr Schatz, es reichte. Das freche Grinsen würde dem Barden jedenfalls ganz schnell wieder vergehen. Wenn der Schlangenzahn nicht hochgiftig wäre und Kasheek deshalb bei einem richtigen Treffer elendig vor sich hin krepieren würde, würde sie ihm jetzt mit Freuden damit das Gesicht umgestalten. Stattdessen sprang sie auf und stieß mit aller Kraft, die sie hatte, den Tisch zu Kasheek hin, sodass dieser ihn wie ein Geschoss voll in der Magengegend erwischte. Fast gleichzeitig war sie auch schon neben dem Tiefling, packte ihn grob am Haarschopf und knallte seinen Kopf hart auf die Tischplatte. Jetzt war ihr alles egal, so zornerfüllt wie sie war. “DAS MUSS ICH MIR NICHT BIETEN LASSEN!!!“ So, als wollte sie ihm jetzt auch noch sämtliche Haare ausreißen, zog sie ruckartig seinen Kopf wieder hoch, starrte ihm direkt in die Augen und schleuderte ihm ihren ganzen Hass allein mit ihrem Blick entgegen. “Bleibt mir aus den Augen!“ Genauso plötzlich, wie die ganze Aktion gekommen war, ließ sie den Tiefling wieder los, stürmte zur Tür raus und donnerte diese dabei dermaßen hinter sich zu, dass noch hinter der Theke ein paar Gläser ins Wackeln gerieten.
 
Das plötzliche, laute Scharren eines Tisches, der unsanft verrückt wurde, liess Fynn zusammenzucken. Ein kurz darauf folgendes Knallen von etwas Hartem auf Holz liess ihn anschliessend herumfahren.
"Im Ernst jetzt...?"
Dem Wirt war wieder alle Farbe aus dem Gesicht gewichen.
"Tut was!" presste dieser flehend hervor.
Dem Halbelfen entfuhr ein schweres Seufzen. Er sah zu, wie Yuli den Tiefling anschrie und seinen Kopf unsanft hochriss. Fynn wollte schon aufstehen, um die Situation zu schlichten, als die Seefahrerin auch schon von Kasheek abliess und wutschnaubend den Schankraum verliess. Die knallende Tür liess Fynn erneut zusammenzucken.
"Ach herrje..."
Der Halbelf erhob sich schwerfällig und ging zu dem mehr als perplexen Tiefling, der sich den schmerzenden Kopf hielt.
"Dumme Frage, aber... alles klar bei Euch?"
Fynn schnappte sich ungefragt einen der Stühle und setzte sich verkehrt herum rittlings darauf, die Arme auf der Rückenlehne ruhend, das Kinn gemütlich aufgestützt. Obwohl er versuchte, einen mitfühlenden Ton anzuschlagen, strafte das leicht schadenfreudige Grinsen auf seinem Gesicht seine Worte Lügen. Er musterte Kasheek weiter mit unschuldiger Miene, und da dieser ausser einem leisen Stöhnen noch nichts gesagt hatte, beschloss Fynn, noch einmal verbal nachzutreten.
"Und dabei habt ihr zwei so schön miteinander geturtelt, hätte man meinen können..."
 
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Kasheek hatte ja mit allem gerechnet, trotzdem kam Yulis Ausbruch ziemlich überraschend für den Tiefling. Der Aufprall des Tischs in seinem Magen war schon hart, doch als sein Kopf Bekanntschaft mit der Tischplatte machte, gingen bei dem Barden für einige Sekunden die Lichter aus. Das nächste was Kasheek zu Gesicht bekam, waren die irren Augen der Piratin. Erst als Yuli nach draußen verschwunden war, wagte es Kasheek, seinen Kopf wieder zu heben. Und in diesem Moment war auch schon der Halbelf Fynn zur stelle. Mit schadenfrohem Blick fragte er nach dem Wohlergehen des Barden.
"Ich schlage Euch einmal ein Möbelstück in den Magen und zerschmettere Euch dann den Schädel auf einem massiven Holztisch. Mal sehen, ob es Euch dann gut geht." Kasheek warf dem Halbelfen einen giftigen Blick zu. Für dumme Kommentare war er im Moment ganz und gar nicht aufgelegt. "Ah...mein Kopf..." Die Zähne aufeinander gepresst und die Augen geschlossen hielt Kasheek sein dröhnendes Haupt. "Ich hab ja gewusst, dass die Gute jähzornig ist, aber das sie gleich so an die Decke geht." Naja, der Barde hatte den Bogen vielleicht ein kleines Stück zu weit gespannt, aber das musste Fynn ja nicht unbedingt wissen.
"Geturtelt?" Er warf Fynn einen kurzen Blick zu. "Bevor ich mit diesem Mannweib turteln würde, würde ich mir lieber einen Skorpion in die Beinkleider stecken."
 
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Als wolle sie ebenfalls einen Beitrag zu der Beurteilung ableisten, baute sich Cyra auf Castas Schulter auf und keckerte leise während ihre Knopfaugen funkelten. Casta antwortete leicht verhalten: "Wenn ich mir die schnell geschrumpfte Runde der Anwärter so ansehe, muss ich feststellen, dass wir scheinbar nicht wirklich wählerisch sein können, was unsere Mitstreiter angeht." Leicht entschuldigend sah sie Ria und Eric an. Dann fuhr sie fort: "Die Vorstellung des Magiers war durchaus interessant. Ich gebe Euch Recht, dass er uns sicherlich nicht alles erzählt hat. Doch trotzdem würde ich ihn gerne in der Gilde sehen. Ferryani, nun sie hat ehrlich zugegeben, dass ihr Wissen über Magie begrenzt ist. Diese Offenheit schätze ich an ihr. Doch es war auch etwas an ihrem Auftreten, das mich störte. Ähnlich wie Ihr, Ria, Rhonin nicht ganz über den Weg traut. Doch ich werde mich ihrem Beitritt zur Gilde nicht verwehren. Zu Yuli und Kasheek kann ich kaum etwas sagen, da ich ihre Vorstellung nicht miterlebt habe." Mit einem Schmunzeln fügte sie hinzu: "Kasheeks Art zu reden ist, nun, nicht ganz mein Stil. Doch gerade dies kann eine mächtige Waffe darstellen. Und so, wie ihr Yuli beschreibt, wird die Gilde damit alle Facetten abdecken. Die Kunst wird vermutlich darin bestehen, aus all diesen Individuen eine sich ergänzende Gruppe zu bilden. Doch hierin habt ihr vermutlich hinlänglich Erfahrung. Um noch auf Fynndarael zu sprechen zu kommen: Er hat die Mission sehr zielgerichtet ausgeführt und es war ihm anzumerken, dass er Erfahrung in taktischem Denken hat. Auch wenn er uns nicht alles aus seinem früheren Leben erzählt haben mag, ist er derjenige, den ich bitten werde, mich zu meinem alten Freund zu begleiten. Sollen wir gleich aufbrechen?" Cyra keckerte wieder leise vor sich hin, vermutlich war sie müde.
 
"Ich sag ja schon nichts mehr."
Beschwichtigend hob Fynn die Hände, grinste dabei jedoch weiter. Kasheeks bissiger Kommentar beeindruckte ihn nicht im Geringsten, dafür hatte er selber zuviele Kneipenschlägereien miterlebt. Und so schlimm schien es um den Barden nicht zu stehen. Mehr als eine Beule würde er wohl nicht davontragen. Fynn stellte sich den Anblick einer solchen zwischen zwei Hörnern allerdings lustig vor.
Auch Kasheeks Konter bezüglich der Turtelei entlockte dem Halbelfen lediglich ein amüsiertes Schnauben.
Irgendwas an Kasheeks Art, wie er so angeschlagen da sass, erregte wohl irgendwo in einer Ecke von Fynns Gewissen einen Hauch Mitleid. Jedenfalls veranlasste es ihn dazu, an einer grösseren Tasche an seinem Gürtel zu kramen und eine kleine Phiole herauszuziehen. Ein kurzer, absichernder Blick auf das Etikett. Ja, es war das Richtige. Er stellte das kleine Fläschen vor Kasheek neben dessen Weinkelch.
"Kippt euch zwei bis drei Tropfen davon in euren Wein. Schwächt die Kopfschmerzen ab, wird euch aber auch etwas benebeln. Sofern ihr das durch den Wein nicht ohnehin schon seid.
Er bemerkte Kasheeks ungläubigen und misstrauischen Blick.
"Hey, nehmt es oder lasst es, ist nur ein freundlich gemeintes Angebot meinerseits."
Fynn nahm seine bequeme Position auf dem Stuhl wieder ein und schaute den Barden abwartend an.
 
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Sámur war also kalt? Astrid musste schmunzeln, als sie ihrem flüchtigen Freund zuhörte - er hatte keine Ahnung was kalt für sie bedeutete. Wenn ihm dieses Wetter schon zum frösteln brachte, so dachte sich die Wilde, würde er ja nicht einmal den Sommer im Norden überstehen. Doch das war jetzt nicht Bestand ihres Gesprächs, denn der Rotschopf war etwas irritiert. Man wollte sie als Unterstützung? Das war neu für Astrid, sie war keine Gefährten gewöhnt und hatte nie einen Hang zur Arbeit in Gruppen gehabt. Was er von ihr verlangte war noch am ehesten mit dem Jagen im Rudeln oder den Gefühlen die eine Mutter ihren Frischlingen entgegenbrachte zu vergleichen, und irgendwo dazwischen würde sie Sámur einordnen müssen. Astrid legte ihren Kopf schief, erwiderte aber weiterhin den Blick des Werwolfs. Irgendwie war er ja ganz putzig wie er sie so um Hilfe bat, und in der Tat, sie hatte seine Agenda in der heiklen Situation in der Kneipe von eben als nicht sehr aggressiv eingeschätzt. Vielleicht war er wirklich wehrlos und bedarf ihres Schutzes, da fühlte sie sich unwohl ihn allein ziehen zu lassen. Immerhin war er ihr ähnlicher als jeder andere Mensch den sie bisher getroffen hatte. Sam konnte sich, wie sie selbst, in einen Wolf verwandeln und er hatte eine wilde, freie Seele wie sie, nur schien Sámur sich für sie zu schämen. Ein Zustand den Astrid nur schwer akzeptieren konnte. Entschlossen, drehte die Wilde ihren Kopf wieder gerade und lächelte Sámur erneut an. Es war wohl das liebevollste Lächeln, dass ihr Gesicht hervorzaubern konnte, denn sie fühlte sich schlagartig, auf eine warme, nahe Art und Weise zu ihm hingezogen. Astrid kannte diese Emotion, die in ihr aufkeimte und wenn sie nicht alles Täusche, dann nannten sie die Menschen Verantwortung. Ja, sie fühlte sich irgendwie für den Wolfsmenschen verantwortlich, ihn zu beschützen, ihn zu belehren, unmöglich konnte sie ihn ziehen lassen. Schien wohl, als hätte sie den Wolf eher bei den Muttergefühlen einsortiert.
"Ich komme mit", verkündete sie schlagartig, noch bevor Sámur zu ende geredet hatte, "dir wird nichts passieren, solange ich an deiner Seite bin!" Das war ein Versprechen und ein solches nahm Astrid sehr ernst. Sie würde es nicht brechen, für niemanden. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stiefelte sie los, trat mit etwas Vorsicht durch den künstlichen Torbogen, nur um vor der Tür des "20 Münzen" nahezu von einer Frau umgerannt zu werden. Sie war so schnell an Astrid vorbeigerauscht, dass dieser nichts blieb als der Geruch der Fremden, der die kalte, städtische Nachtluft mit einem dominant angenehmen Duft durchschnitt. Anerkennend warf sie der stürmischen Seefrau einen langen Blick hinterher. Eine Frau mit Biss, vielleicht war diese Gilde interessanter als sie dachte, wenn es da Charakter ihres Schlages gab. Astrid öffnete die Tür zur Taverne und zog die stickige Luft von Innen in ihre Lunge. Da war es wieder - geschlossene Räumlichkeiten - ihr alter Feind. "Nach dir", meinte sie zu Sámur, denn die Wilde würde als letztes durch die Tür gehen um sie offen stehen lassen zu können.
 
Misstrauisch nahm Kasheek das Fläschchen zwischen die Finger. Sollte er wirklich ein mysteriöses Elixier von einem noch mysteriöseren Halbelfen annehmen? Aber was sollte Fynn schon für einen Grund haben, ihn zu vergiften. In Ordnung, vielleicht war Kasheek ein wenig nervig gegenüber Fynn gewesen, aber das würde doch noch lange keinen hinterhältigen Giftmord rechtfertigen. Oder etwa doch? Vorsichtig entkorkte der Barde das kleine Fläschchen und schnupperte an der Flüssigkeit. Sie roch bitter, aber nicht wie Gift. >Bin ich bescheuert? Ich weiß doch gar nicht, wie Gift riecht!<
"Danke sehr." Der Barde entschloss sich, das Risiko einer möglichen Vergiftung einzugehen. Behutsam träufelte er also drei Tropfe in seinen Weinkelch und füllte dann von der dunkelroten Flüssigkeit nach. Mit geschlossenen Augen kippte der Tiefling den Cocktail hinunter. Der Geschmack des Weines hatte sich durch Fynns Elixier gänzlich verfälscht, Kasheek war zum speien übel. Einige bange Minuten vergingen. Kasheek saß noch immer aufrecht auf seinem Stuhl, was er als gutes Zeichen dafür sah, nicht vergiftet geworden zu sein.
"Habt Dank, werter Fynn. Ich stehe in Eurer Schuld. Zwar nicht mit meinem Leben, aber dennoch. Ich gewähre Euch ein Lied umsonst. Ihr könnt dies jederzeit fordern. Kein Verfallsdatum."
 
Der Halbelf sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu, wie sich Kasheek mit einem deutlich angewidertem Gesicht als nötig seinen präparierten Wein hinunter leerte. Man konnte sich aber auch anstellen. Fynn kannte seine eigene Medizin gut genug, um zu wissen, dass sie so schlimm nicht schmecken konnte. Zugegeben, in Verbindung mit Wein hatte er es selbst nie versucht. Der Barde sass eine Weile nur schweigend da, scheinbar genaustens in sein Inneres horchend, ob irgendwas nicht stimmte. Offenbar kam er irgendwann zu dem Schluss, dass Fynn ihn nicht vergiftet hatte.
Auf Kasheeks Dankesworte und sein grosszügiges Angebot hob dieser abweherend die Hände.
"Äh, nichts zu danken, nicht dafür."
Ihm kam gleichzeitig ein etwas gemeiner Gedanke.
"Aber gut dass ihr das Wort Verfallsdatum erwähnt habt..."
Er griff mit gespielt sorgenvoller Miene nach der kleinen Phiole und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen das Etikett. Als er Kasheeks Blick bemerkte, grinste er nur und verstaute das Fläschchen zurück in der Tasche.
 
Eric musste schmunzeln als er das Eichhörnchen sah, welches offenbar ebenfalls um Gehör bat. Castas Ausführungen ergänzten gut Erics Bild von den Anwärtern, besonders das des Halbelfen. "Nun, dann scheint dies beschlossen. Dennoch. Ich werde mit einer endgültigen Entscheidung bis zum morgigen Tag warten. Für heute soll die Arbeit beendet sein. Wir sitzen schon viel zu lange in diesem Kämmerlein." Er stand vom Tisch auf und streckte sich. Dabei konnte man gut sehen, wie groß Eric eigentlich war. Fast zwei Meter maß seine Körperlänge, die seiner impilturianischen Herkunft geschuldet waren. Bei ihm waren alle Einheimische groß, mussten sie auch die harten Winter und den kalten Winden des Gebirges trotzen. In der Tat war das Klima in der Wildnis Impilturs recht rau. Man mochte überrascht sein zu sehen wie zivilisiert dafür die Orte waren. Nicht zuletzt vermochte der Handel, von welchem Impiltur fast ausschließlich seinen Reichtum hatte, diese Zivilisation in die Orte zu bringen. Man fand viele Mischungen in Architektur und Verhalten aus anderen Ländern dort, mögen sie auch noch so weit entfernt liegen. "Wir sollten den Rest des Abends genießen und uns mal wieder die Beine vertreten. Wenn ihr euch wach genug fühlt so sucht euren Freund auf werte Casta. Schaut, ob ihr Fynndarael für euch gewinnen könnt. Von meiner Seite aus spricht nichts dagegen. Ich für meinen Teil werde einen langen Spaziergang durch Tiefwasser machen, bevor ich mich zur Ruhe lege. Wer weiß welche neue Straßen es schon alles in der Stadt gibt." Eine erheiternde Übertreibung ganz ohne Zweifel. "Ich danke euch, dass ihr hier oben mit mir so lange ausgeharrt habt. Vor allem dir Ria. Es muss schrecklich für eine Waldläuferin sein, solange still zu sitzen." Damit machte er eine einladende Handbewegung zu Casta und Ria mit ihm den Raum in die neugewonnene Freiheit zu verlassen.
 
Casta bedankte sich bei Eric und erklärte ihm und Ria, dass sie noch heute bei ihrem Freund Scriba vorbei schauen würde und bat Eric um die Dokumente, die sie ihm dann am folgenden Morgen wieder gäbe. Nachdem Eric ihr die Dokumente ausgehändigt hatte, ging sie vor den beiden die Treppe hinab.
Unten angekommen sah sie Fynn bei Kasheek sitzen. Sie atmete kurz durch und wappnete sich gegen die redselige Art des Tieflings, bevor sie sich den beiden näherte. Doch vielleicht blieben ihr die vielen Worte erspart, denn Kasheek sah etwas angeschlagen aus. Eventuell hatte er dem Wein oder anderen geistigen Getränken mittlerweile zu sehr zugesprochen. Sie klackte kurz mit der Zunge und Cyra sprang zu Fynn und baute sich neben ihm auf dem Tisch auf. Wobei das Eichhörnchen genug Abstand von Kasheek hielt, so dass er sie nicht berühren konnte. Der Wirt sah herüber und sein Gesicht gewann wieder eine leicht rötliche Färbung. Dann schüttelte er resigniert den Kopf. Er würde sich an diesem Abend nicht mehr über Tiere in seinem Lokal aufregen, solange er sie nicht in seinen Fässern fand.
Casta stand nun neben Fynn und sah ihn mit einem leichten Lächeln an: "Wenn ihr wollt, könnt ihr Cyra und mich begleiten. Ich möchte zu einem alten Freund, der uns hoffentlich mehr über die Echtheit der Dokumente sagen kann."
 
Desideria streckte sich.
"Ich sollte Rigo noch einmal rauslassen ehe ich zu Bett gehe. Nicht, dass ihm noch ein Missgeschickt passiert, das den Wirt verärgert. Also komm, mein Großer. Und denk dran: Nicht zu nahe am Gasthaus und nicht dort, wo jemand reintreten könnte."
Ria ging mit Eric nach unten, doch begleiten würde sie ihn in dieser Nacht nicht. Sie war zu müde, und auch Rigo wirkte schon etwas schläfrig. Es wurde Zeit, dass sei sich ausruhten. Nach dem kurzen Gang an die frische Luft würde sie den Wirt um ihren Zimmerschlüssel bitten. Es war reichlich spät geworden. Vielleicht sollte sie den Anwärtern unten raten, es ihr auf Kosten der Gilde gleich zu tun.
 
Der Vampir sah sich im Schankraum um. Da war Kasheek neben einem kaputten Tisch. Hier und da gab es Löcher im Mobiliar und der Wirt sah auch schon mal entspannter aus. Was war hier nur vorgefallen, als er da oben war? Kasheek wurde anscheint gut vom Dieb versorgt. Casta machte sich daran Fynn für ihre Aufgabe zu begeistern und Ferryani war wieder mit ihren Karten beschäftigt. Es waren alle Anwesenden gut versorgt. Die Seefahrerin fehlte. Weiter kam Eric mit seiner Beobachtung nicht, denn zwei neue Gesichter am Eingang erhaschten seine Aufmerksamkeit. Ein stämmiger Mann und eine rothaarige Frau standen in der Tür. Eric sah sich nach dem Rausschmeißer um. Dieser hatte seine Arbeitsstätte anscheinend längst verlassen. Nun denn. So blieb es am Gildenführer hängen herauszufinden, was die beiden hier wollten. Der Schattentänzer atmete einmal tief durch und ging dann auf die beiden zu. Er betrachtete sie kurz und meinte dann in freundlichem Ton: "Seid willkommen Reisende. Wir haben heute eine geschlossene Gesellschaft. Die Gilde des Roten Stier hat heute hier Einzug." Er nickte beiden zur Begrüßung kurz zu. "Darf ich daher erfahren was euch hierher führt zu dieser späten Stunde?"
 
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Die Drow stand schäumend vor Wut in der Gasse mit geballten Fäusten. Genau da, wo Rhonin sie einfach hat stehen lassen nachdem er einfach einen Durchgang in der Größe eines Tores aufgetan hatte. Wäre er noch bei ihr, hätte sie ihn zu Mus verarbeitet. Sie schnaufte nur verächtlich und sah zu, wie Astrid mit Sámur in Richtung Taverne verschwanden und Yuli wutschnaubend herausgestürmt kam.
Doch etwas merkwürdiges passierte mit ihr, als sie so dastand und den Eingang betrachtete.

Eric!

Sie beobachtete den Vampir genauestens wie er die beiden in der Tür abfing. Er wurde sorgfältig aus der Ferne fast schon begutachtet – einen Augenblick lang zumindest, dann sah sie wieder auf den Torbogen. Sie lächelte als sie an Ria dachte, kein Wunder dass diese dem Vampir so bedingungslos folgte. Mit ihm einen Bund einging. Doch sie lächelte nicht mehr, als sie Eric wieder in ihr Blickfeld rückte. Sie seine Haltung, Körpersprache... Bewegung aufnahm. Er hatte etwas, was ihrer Aufmerksamkeit bedurfte und darüber war sie nicht gerade sonderlich ... erfreut. Er schien etwas in ihr zu wecken, je länger sie ihn so aus der Ferne betrachtete. Es fühlte sich an, als entfachte er in ihr einen uralten Trieb, den sie lange unterdrückt wusste. Oder war es Rhonin der das getan hatte?

Wer es auch war, es ärgerte sie und so lehnte sie sich mit verschränkten Armen an die Wand jener schummrigen Gasse und sah hinüber zur Taverne und den offenstehenden Schankraum soweit sie ihn erblicken konnte.

Ob Eric ihren Blick bemerkte?

Sie schüttelte den Gedanken beiseite. Wieso kam sie sich vor, wie ein Raubtier das sich in den Schatten verbergen sollte, bevor es seine Beute erlegt, bevor es gnadenlos zuschlägt. Ein letzter Blick zur Taverne und sie verschwand in der Dunkelheit alleine.
 
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Kasheeks Kopf sollte an diesem Abend nicht der Letzte gewesen sein, welcher einer groben Behandlung unterzogen wird. Rhonin schritt bereits durch den nagelneuen Torbogen in der Mauer, als dieser noch dabei war sich zu bilden und überquerte anschließend die Straße. Er war kaum zwei Schritte vom '20 Münzen' entfernt, als die Tür zum Gasthaus sich plötzlich öffnete und das Mannsweib namens Yuli heraus preschte. Rhonin wollte eigentlich stehen bleiben und sie zum Ausweichen zwingen, doch ein kurzer Blick in ihr Gesicht verriet ihm, dass diese Person sicher nicht gewillt war auszuweichen. Eher erweckte sie den Eindruck den Magier einfach niederzuwalzen, wenn er keinen Platz machte. Darum entschied sich Rhonin für eine Drehung auf der Ferse und ein paar taumelnden Schritten zur Seite, womit er wohl gerade noch seinem tragischen Schicksal entging und somit die Würde seines Auftretens wahrte. Ein kurzer irritierter Blick fiel auf den Rücken des Mannsweibs und glitt dann wieder rüber zur Tavernentür. Yuli hatte die Tür mit solcher Wucht zugeknallt, dass sie aus dem Schloss gefallen war und sich mit einem gequälten Seufzen der Scharniere wieder halb öffnete. Der Magier trat durch den Spalt, schubste die Tür mit den Fingerspitzen wieder ins Schloss und schritt eilig zur Theke, ohne dem Rest des Raumes irgendeine Beachtung zu schenken. Gunnar war nicht dort. Nur der kleine San stand am Tresen und polierte Krüge. Wohl hauptsächlich um den Drang der Gäste zu unterdrücken, sich einfach selbst zu bedienen.

Rhonins Blick fiel auf den Gang hinter der Theke, der wohl zu den Lagerräumen führte. Er würde Gunnar wohl dort finden. San versuchte garnicht erst ihn aufzuhalten, sondern reagierte nur mit einem entsetzten Blick, als Rhonin in den Gang eilte. Die Hinterräume hatten mehr zu bieten als der Magier erwartete. Die ersten Beiden waren eine Küche und ein dunkler Raum, aus dem ein hefeähnlicher, gäriger Geruch drang. Dann kam wohl das Weinlager in dem auch Gunnar zu finden war, der gerade an einem Regal stand und mit Pergament und Stift seine Bestände überprüfte. „Du schmieriges kleines Wiesel!“ Begrüßte ihn Rhonin und stapfte geladen auf ihn zu. Gunnar konnte die Situation nicht so wirklich fassen und wechselte mehrfach verunsichert die Mimik, bis er schließlich bei einem krummen Lächeln ankam. „Ohh ihr seid zurück? Wie ist es gel…“ Ein fleischiges Knacken, welches von seiner Nase ausging, unterbrach ihn unhöflich und das Blickfeld des Wirtes füllte sich mit schwarzen Flecken, die sich wie Tinte auf Papier ausbreiteten, bis schließlich alles schwarz war. Er taumelte zurück und kollidierte dabei lautstark mit einem Wandregal voller Weinflaschen in Karo-Artigen Fächern. Das Regal bebte, das Glas klimperte empört und zwei der Flaschen stürzten scheppernd in ihren Tot. Verteilten ihren Inhalt über den ganzen Boden und verbreiteten einen süßlich, säuerliches Aroma. Glücklicherweise nur billiger Fusel.

Es war seltsam, wie so eine kurze Aktion so viel Befriedigung in Rhonin hervorrufen konnte. Er grinste selbstgefällig und rieb sich die leicht schmerzenden Knöchel seiner Rechten, als er wartete, dass Gunnar wieder zu sich kam. Der Wirt hatte sich an die Fächer des Regals geklammert um nicht zu Boden zu rutschen, da sich seine Beine wie Pudding anfühlten und ein wenig ungelenk seinen Stand stabilisierten. „Uhhhh….“ Stöhnte der Mann schmerzerfüllt und griff sich vorsichtig an die Nase, welche bei der kleinsten Berührung wie Feuer brannte. „Uhhh… was bei Waukeen ist denn in euch gefahren!? Meine Nase…” Rhonin zog die Brauen zornig zusammen und packte den Wirt am Kragen, was ihm ein erschrockenes Schnappen nach Luft entlockte. „Hört mit mal genau zu. Ich lasse mich nicht zum Narren halten! Ich soll gegen die reichste Familie der Stadt angehen, was? Hattest wohl vergessen mir das zu sagen? Hmm?“ Rhonin rüttelte den Wirt und Stoß ihn gegen das Weinregal, sodass sich ein paar Flaschen in seinen Rücken bohrten. „Die Abmachung ist hiermit hinfällig.“ Der Griff um den Kragen des Wirtes lockerte sich und der Mann rutschte am Weinregal zu Boden. War wohl zu Fassungslos um noch irgendetwas zu antworte, auch wenn seine Lippen mehrfach zu einer Reaktion ansetzten. Rhonin betrachtete den Mann noch einen Moment abfällig und verließ dann wieder das Weinlager. Plötzlich mit blendend guter Laune.
 
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Ayu irrte ein wenig planlos durch Tiefwassers Gassen, bevor sie einen Platz für die Nacht fand, an dem sie ruhen konnte ohne Gefahr zu laufen, gemeuchelt zu werden. Sie war irritiert und zuckte fast bei jedem Geräusch zusammen und rief sich innerlich jedes Mal harsch zur Ruhe. Was zum Donner hatte sie geritten, was war mit ihr los?

War sie doch zuvor noch nie so. Sie verbarg sich immer noch in den Schatten und starrte fast schon unbeholfen hinauf zu ihrem Schlafplatz. Es war das durchhängende Zeltdach eines Ablageplatzes neben einem Haus in einer unbedeutend verrottenden Gasse. Niemand war hier, sie war völlig alleine. Die zerbrochenen teilweise eingefallenen Kisten und vermoosten Fässer mit rostigen Fassringen zeugten davon. Niemand hier, außer ihr. Der Schlafplatz schien auch sicher genug, um sie zu halten – wog sie doch nicht viel. Und dennoch hatte sie keine Ruhe. Irgend etwas war da draußen.

Ayu war müde und fand doch keinen Schlaf, als sie sich endlich dazu durchgerungen hatte, es sich in ihrer provisorischen Hängematte für die Nacht bequem zu machen. Es war hier sogar angenehm still und die Nacht sternenklar. Der Mond schien hell herab und tauchte alles in silbriges Licht, wie sie es so liebte. Und wie Eilistraee es liebte. Doch Ayu vernahm einen Stich im Herzen, als sie so dachte und erinnerte sich unweigerlich an die Taverne und... an Eric. Was war das, was sie so sehr spürte, als sie ihn beobachtete?

In einem nachdenklichen Blick mit zusammengezogenen Augenbrauen und hinter dem Kopf verschränkten Armen, starrte sie gemütlich liegend den Mond an.
War er vielleicht sogar der ... Auslöser für ihre ganze bisherige Handlungsweise?
Sie verwarf den absurden Gedanken so schnell wieder wie er aufkam und stolperte dennoch noch einmal darüber. Denn jetzt wo es still war, hörte sie ihr Herz schlagen.
Sie wurde unruhig, ja fast nervös. Jetzt, wo sie alleine mit sich war, konnte sie spüren wie ihr Herzschlag war, ihr Atem. Ihr ganzes Bewusstsein. Und sie erschrak zutiefst, als sie merkte das alles, auf ... ihn ausgerichtet war – auf ... ihn allein.

Es war lange her, dass sie sich einem Männchen anbot, einfach nur weil es Macht demonstrierte. Doch damals war sie nicht so, wie heute. Heute würde sie nicht einfach mehr vor einem niederknien. Heute, ja heute weckte nur noch eines Ayus Interesse an einem Männchen. Das Spiel seiner Begehrlichkeiten. Das Spiel seiner Beherrschung. Ihr Spiel der Macht.

Ihr Spiel der machtvollen Jagd.

Ayu schloss die Augen und wollte nicht darüber nachdenken, ja, sie verbot es sich sogar. Doch sie konnte nicht aufhören an ihn zu denken.
Was war bloß passiert?

Ayu wollte sich nicht eingestehen, dass sie zum spielen geboren war, bereit im Feuer der Leidenschaft zu vergehen und sich auch gerne die Finger verbrannte, wenn die Flammen jenes Feuers sich dann anschickten sie zu mit Haut und Haar zu verschlingen und als Asche wieder auszuspeien, aus der sie dann als neuer Phoenix wiedergeboren werden würde.
Nein, das wollte sie nicht – und trotzdem tat sie es.

Hatte das Spiel nicht bei Sámur schon begonnen? Rhonin war da doch dann schon eher eine Herausforderung, doch Eric ihr...

Nein, das durfte nicht sein. Verbittert schloss sie die Augen. Er gehört Ria. Ria alleine. Und nur ihr. Sie war müde, wollte schlafen, doch ihre Gedanken ließen sie nicht ruhen. Ihr Herz raste immer noch und machte sie unruhig nervös, je eher sie schlafen wollte. Denn, was sich Ayu ve Nerva noch nicht eingestehen wollte, war:

Eric, war ihre größte Leidenschaft. Er war ihr mindestens ebenbürtig und das... prädestinierte ihn für sie und machte ihn sehr begehrenswert.

>NEIN!<,

brachte sie sich harsch gedanklich zur Vernunft! Doch Eric, war in der Lage gewesen, sie mit einem Griff zu stoppen und vielleicht reichte sogar ein Blick, um sie...

>NEIN AYU!!<

Erneut versuchte sie sich dagegen zu wehren. Doch es war so und auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, er hatte die Macht.

Oder etwa nicht?

Ayu zog eine Braue hoch und starrte erschrocken den Mond an, wenn sie hätte kreidebleich werden können, wäre sie es geworden. Weckte er in ihr einen uralten Trieb?

>Oh nein! Nein, nein, nein! Nein...<

Je länger sie darüber nachdachte, umso eindeutiger wurde es jedoch für sie. Es war gar nicht der Ärger über Gunnar und Rhonin der sie zu dieser Wut verleitete, obwohl sie sich wahrlich um Beherrschung bemüht hatte. Es war Eric gewesen!
Erneut rief sie sich ins Gedächtnis, das es lange her war, dass sie vor einem Männchen kniete, weil sie sich ihm anbot. Einfach nur weil er Macht demonstrierte.

Es war nur ein kurzer Moment gewesen, doch ganz genau dieser Moment, wo sich seine starke Hand festen Griffes um ihr Handgelenk unten im Schankraum legte, war ihr Verhängnis geworden. Ein Griff, der sie unten am Boden hinter dem Tisch hielt – vor ihm und auf den Knien. Sein Moment der Beherrschung über sie, in der er einem fremden Weibchen erlaubte sie sogar erniedrigend zu treten.
Ayu konnte es nicht mehr leugnen und sie erstarrte vor der Erkenntnis darüber.

Sie war sich nicht sicher was sie mehr ärgerte, sein fester Griff oder die Tatsache, das der Griff so fest war, das sie sich nicht wehren wollte. Und dann ging alles Schlag auf Schlag, sie ging nach oben und da war Ria, Eric betrat den Raum und sie verließ diesen wieder. Ihr war es nicht bewusst das er Macht über sie hatte, denn sie hatte es verdrängt, bis ...

bis zur verhängnisvollen Begegnung mit Sámur. Er hatte keine Chance. Sie forderte ihn unbewusst heraus und dieses primitive Männchen war zu ungeschickt sich gegen sie zu behaupten! War er nicht so unterwürfig, wie sie es erwartet hatte, als eine Drow?
Ayu schluckte hart. Und Rhonin? Wollte sie ihn nicht auf die gleiche Weise dominieren? Als reine Drow? Macht über ihn ausüben, so, wie bei Sámur? War sie nicht an Astrid nur so interessiert, weil sie in ihr Konkurrenz sah in diesem einen Augenblick? Hatte sie nicht gelogen - Rhonin eiskalt belogen - als sie ihm sagte, er legte sich mit der gröößten Familie Tiefwassers an, um ihn an sie zu binden – als kleines durch sie beherrschtes Männchen?

Ayu schluckte hart und Tränen liefen ihre Wangen hinab, als sie mit blutendem Herzen den Mond um Verzeihung anflehte und somit ihre Göttin. Sie hatte sich versündigt! In diesem schwachen Momenten vollkommen versagt! Es war die Tatsache, dass sie spürte, Eric hatte Macht über sie. Könne sie beherrschen, denn er hatte es ja schon getan. Sie war irritiert, ja sogar hilflos über diese Erkenntnis und sich nicht sicher, ob das was er in ihr ausgelöst hatte, gut war. Sie rang immer noch, auch jetzt noch wo schon alles vergebens war um Beherrschung und spürte immer noch den bebenden Herzschlag. Wie konnte das sein? Ihr wurde Beherrschung beigebracht, absolute Beherrschung und nun?

Nun war etwas in ihr, was verlangte bedingungslos anerkannt zu werden. Es brach einfach so durch, entkam aus uralter Gefangenschaft und zum ungünstigsten Zeitpunkt. Es war verboten und doch so zuckersüß verlockend, dass es sie fast um den Verstand brachte.

Was war mit ihr los?

Ihr Herz raste jetzt förmlich, es war kaum zum aushalten. Er krabbelte in ihr hoch, der uralter Trieb. Der, den sie lange unterdrücken konnte, doch jetzt... nein, das konnte doch gar nicht sein, das durfte nicht sein. Ihre Blicke aus den funkelnd roten Augen krallten sich förmlich hilflos in den Mond über ihr und sahen doch nur ein einziges Bild vor Augen. Begehrliches, Verbotenenes, Situationen von Dominanz und ... Schmerz geprägt.

Die Blicke einer wahren Drow!
 
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Ria ging gerade mit Rigo die Treppe hinunter, als die beiden Neuankömmlinge in der Tür erschienen. Rigo reagierte auf eine seltsame Art, die er noch nie gezeigt hatte. Er sprang die restlichen Stufen hinunter, baute sich einige Schritte entfernt vor den beiden auf und starrte sie verwundert an. Seine zuckende Rute verriet seine Unsicherheit, dann sah er sich um und suchte scheinbar irgendwo nach Deckung, ehe er sich unter einem der Tische versteckte, wo er abwechsend fiepte und knurrte.
Verwundert sah Ria zu den beiden Menschen in der Tür, dann zu dem jungen Wolf und dann wieder zu den Menschen, nur um dann wieder Rigo anzusehen.
"Was hast du denn auf einmal? Du hast doch nicht etwa Angst vor den beiden? Die tun doch gar nichts." fragte sie erstaunt und musterte wieder den Mann und die Frau. Reagierte ihr Schützling auf einen oder oder auf beide so? Und warum? Sie beschloss, erstmal Eric das Reden zu überlassen und ließ vorsorglich ihren Bogen von ihrer Schulter gleiten.
 
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