RPG Die Gilde des Roten Stiers

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Die Unterhaltung erreichte für Rhonin kurzzeitig einen Punkt, der dem Magier einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Der sonst so kalt und unantastbar anmutende Gildenleiter, zeigte eine greifbare Emotion; sogar eine Positive. In den meisten Unterhaltungen dieser Art wäre das wohl ein erfreulicher Umstand. Es wirkte allerdings ausgehend von Eric, einer vermummten Gestalt die scheinbar nur zwei rotglühende Sterne als Augen besaß, welche gerade in zwei fröhlichen Supernovae explodierten, verdammt gruselig. Es könnte aber auch sein, dass Rhonins Fantasie in diesem Moment einfach mit ihm durchging. Ruckartig wendete er seine Augen von Eric und nahm wieder vorlieb mit den bezaubernden, dunklen Holzdielen, während er die nächsten Fragen beantwortete.

Die Tatsache, dass Eric ihm in Bezug auf die Drow so ohne weiteres Recht gab, überraschte Rhonin und er zog verwundert die Augenbrauen hoch. Die Drow brauchte also Nachsicht und Geduld? Sicher war Rhonin dazu Fähig. Doch fand er nicht wirklich, dass die Drow es verdient hätte. Es ist nicht so, als wäre sie tollpatschig und hätte versehentlich gutes Porzellan zerbrochen oder wäre etwas schwer von Begriff und müsste Dinge drei Mal erklärt bekommen. Nein, sie hatte fast einen unschuldigen umgebracht und das einzig und alleine aus einer Überreaktion heraus. Da kann man wirklich viel verlangen, nur keine Nachsicht mehr. Geschweige denn Geduld. Doch Rhonin wird sie wohl aufbringen müssen und so entgegnet er etwas zerknirscht. „Ich denke…“ Was wohl ja bedeutete.

Als nächstes die Frage, wie Rhonin zum Thema Rassismus stand. Eine wirklich interessante Frage, die wohl äußerstes Fingerspitzengefühl verlangte. „Ich bin in Silbrigmond aufgewachsen und weiß die Vorteile von kultureller Vielfalt zu schätzen.“ Begann er. „Sicher ist Silbrigmond nicht ganz so farbenfroh wie Tiefwasser… Naja, aber um auf den Punkt zu kommen, nein ich bin nicht der Meinung, dass irgendein Geschöpf, Volk oder eine Rasse es verdient hätte ausgerottet zu werden.“ Ihm würde zumindest so auf die Schnelle keins einfallen „Aber ich kann gewisse Vorurteile, Denkweisen und Standpunkte sicher nicht ganz von mir Weisen und bin, zumindest was einige Kandidaten dieser Gilde angeht, vorsichtiger.“

Die letzte Frage. Das Spielchen erwies sich langsam als etwas ermüdend. „Der Grund warum ich mich anschließe? Ich dachte das hätte ich schon zu Genüge erwähnt.“ Rhonin unterdrückte ein gequältes seufzen. „Zusammengefasst. Mich reizt hauptsächlich das Reisen an Orte, die für mich sonst wohl unzugänglich wären. Damit verbunden dann natürlich das finden und studieren gewisser Phänomene und Artefakte magischer Natur. Warum ich mich gerade eurer Gruppe angeschlossen habe, ist euch wohl entgangen.“ Rhonin griff just in eine Seitentasche und angelte eine Kupfermünze heraus, die er Eric zuschnippste. „Ich hatte eine Münze geworfen. Sie hat für euch entschieden.“ Der Magier zuckte gleichgültig mit den Schultern und versuchte dieses Mal die Reaktion des Gildenleiters zu erkennen. Das Angebot, selber Fragen zu stellen, lehnte er mit den Worten „Ich lasse mich lieber überraschen“ ab. Überraschungen hatten etwas von kontrolliertem Chaos und Rhonin liebte das Chaos.
 
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Der Vampir nickte, als Rhonin über die Vorurteile und die Vorsicht sprach und schickte sich nicht an die Münze zu fangen, die er ihm zuschnippste. Sie viel laut zu Boden. Ein Blick darauf machte die Begründung nicht gerade sympathischer. "Eine Münze, also..." Er wandte sich wieder dem Anwärter zu. "Nun, von meinem Standpunkt aus sollte es das gewesen sein. Ich danke für die Zeit und die Offenheit, sofern dem so sein sollte." Ein Blick zu Casta und Ria. "Habt ihr noch Fragen an diesen hier?. Ansonsten würde ich ihn bitten uns Ferryani nach oben zu schicken." Der Übergang sollte keine Zeitverzögerung in Anspruch nehmen. Es gab noch einiges zu tun.
 
"Eine Frage habe ich noch." bemerkte Ria schnell. Als Ihr vorhin sagtet, Ihr wärt chaotisch, klang das als wäre das ein verlegenes Geständnis. Was also habt Ihr genau damit gemeint?" Irgendwie war sie nicht sicher, doch sie hatte das Gefühl, dass dieser Magier etwas vor ihnen verbarg. Und ihr wäre wohler, wenn sie wüsste, worum es sich dabei handelte.
Zwar wollte sie gern den nächsten anhören, die junge Drow wäre das dann wohl, auf die Ria besonders gespannt war, doch diese Frage bedurfte der Klärung. Sie konnte nur schwer jemandem vertrauen, der ihr das Gefühl gab, etwas Bedeutendes zu verschweigen. Nicht, dass es sich am Ende noch um etwas handelte, das das Leben einzelner Gruppenmitglieder gefährden konnte.
 
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Cyra war während der letzten Worte Rhonins ganz aus der Tasche heraus gekommen und sah neugierig der Münze nach, die durch die Luft flog und auf dem Boden landete. Es gab Zeiten, da wäre Cyra sofort losgestürmt und hätte sie Casta gebracht. Doch hier und jetzt war dies nicht angebracht. Cyra wusste dies auch ohne ein Wort Castas, die ohne eine Miene zu verziehen das Gespräch verfolgte. Eine Münze als Entscheidungshelfer. Vor ihr stand also ein chaotischer Magier, der gerne mit dem Zufall flirtete. Casta war zu lange Gaukler um sich nicht zu fragen, wie weit das Können Rhonins reichte, wenn er spontan etwas abliefern sollte. Außerdem störte es sie, dass das Geld dort einfach so unbeachtet herum lag. "Um mich der Frage Rias gleich anzuschließen und da es mir dazu zu passen scheint: Eine Bitte Rhonin", wandte sie sich deshalb direkt an ihn, "zeigt uns etwas von Eurer Kunst, das weniger Funkenflug veranstaltet als dort unten und holt die Münze zu Euch zurück, ohne Euch von der Stelle zu bewegen. Vielleicht benötigt Ihr sie ja auch noch für weitere Entscheidungen.", setzte sie mit einem leichten Lächeln hinzu.
 
Rhonin blickte der nicht gefangen Münze etwas wehleidig hinterher, als diese völlig ungeniert über die Holzdielen rollte und so ziemlich am anderen Ende des Raumes zum Erliegen kam. Immerhin war es nur eine Kupfermünze. Rhonin würde sich nicht soweit erniedrigen, quer durch den Raum zu gehen und das fast wertlose Stück Metall aufzulesen. Der Wirt wird sich wohl morgen darüber freuen. Oder jemand anderes. Wie dem auch sei. Die Fragerunde endet mit der Fragen nach Fragen seinerseits, die er zuvor bereits beantwortet hat und dies nun etwas aufgesetzt freundlich erneut tat. „Keine Fragen. Wie gesagt, ich lasse mich überraschen.“ Er wollte sich bereits auf dem Absatz drehen und zur Tür stolzieren, doch die Halbelfe namens Desideria verhinderte gerade noch sein äußerst unhöfliches Vorhaben. Rhonin wollte die beiden Frauen natürlich nicht übergehen.

Er drehte sich zu ihr und blickte sie aufrichtig an. Was deutlich angenehmer war, als Eric anzublicken. Ihre Frage gehörte aber wieder zu der unangenehmeren Sorte. Er schwieg, unsicher was er darauf antworten sollte. „Sag, es ist deine Lebenseinstellung.“ Sprach Andars Geisterhafte Stimme gerade noch rechtzeitig in seinen Gedanken. „Es ist meine Lebenseinstellung.“ Womit er das Schweigen brach. Bedrohlich nahe an dem Punkt, an dem es unhöflich oder peinlich geworden wäre. „Sag, du hast dein Leben dem Chaos und dem Zufall verschrieben und bist recht spontan und kurzsichtig.“ „Es ist halt so… ich habe mein Leben sprichwörtlich dem Chaos verschrieben. Meine Handlungen spielen oft dem Zufall in die Hände indem sie recht spontan oder kurzsichtig sind. Ich plane nicht viel im Voraus. Das meine ich mit ‚Chaotisch‘.“ „Sag, du bist unordentlich.“ „Das macht mich allerdings nicht unordentlich. Keine Sorge.“ Rhonin lächelte etwas verlegen und murmelt dann leise mehr zu sich selbst: „Ich glaub da hat sich jemand ein paar Trauben verdient…“

Die Frau mit dem Eichhörnchen, welches Rhonin etwas ungläubig erst jetzt registrierte, hatte auch etwas zu sagen. Immerhin war ihr Anliegen mehr als nur eine Frage. Sie wollte, dass er ihr ein Zauberkunststück vorführte. Dabei war Rhonin eher weniger für magische Tricks zu begeistern, die eher einen Unterhaltungswert, als einen praktischen Nutzen besaßen. Aber warum nicht? „Ich soll die Münze holen?“ Sein Blick viel auf das runde Stück Kupfer am anderen Ende des Raumes. „Wie ihr wünscht.“ Er murmelte ein kaum hörbares vielsilbiges Wort und seine rechte Hand streckte sich der Münze entgegen. Mit einer einfachen Wischbewegung verwandelte sich das Geldstück in weißen Dunst und verschwand. Vielleicht hätte Rhonin für ein paar mehr unterhaltsamere Effekte sorgen sollen. Applaus wird er damit wohl keinen ernten.

Der Magier drehte sich wieder zu Casta und hielt eine Handfläche offen vor ihr. Er murmelte ein weiteres vielsilbiges Wort in fremder Zunge, was dafür sorgte, dass über seiner Hand ein miniaturgroßer Nexus in der Luft entstand und sich zu einem wabernden schwarzen Schemen wandelte, der sich wohl noch etwas unsicher war, was seine endgültige Form anging. Ein Anblick der sogar Rhonin irgendwie faszinierte und ihn wohl etwas unbewusst zu der Versuchung nur ein wenig… „Rhonin! Eine Entladung! Die Münze!“ Andar schrie förmlich in seine Gedanken, wodurch der Magier kurz erschrak und erst dann bemerkte, wie der Schemen plötzlich begann unruhig zu pulsieren. Der Magier griff das Objekt aus der Luft und spürte in seiner Hand, wie das Teil sich für eine endgültige Form entschied. Er wagte keinen Blick, sondern ließ das nun wohl ehemalige Geldstück in seinem Geldbeutel verschwinden, ohne es den anderen zu zeigen. Alles in Einem brachte er die Sache noch recht glaubwürdig über die Bühne; Abgesehen davon, dass er niemandem die Münze zeigte. „Habt ihr sonst noch irgendwelche Wünsche?“ Bei dem obligatorischen Hasen aus dem Hut, müsste er passen. Er hatte schließlich keinen Hut.
 
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Kasheek strich seine Kleidung wieder glatt, die durch den groben Griff von Yuli zerknittert worden war. Er hatte die Piratin richtig eingeschätzt. Das war allerdings auch nicht sonderlich schwer, so wie sie sich vor wenigen Minuten wegen der Pfeil-Sache aufgeführt hatte. Gut, ein kleiner Teil in Kasheek hatte dies noch auf die Überraschung geschoben, doch spätestens als Yuli den Barden förmlich an die Wand genagelt hatte, war er sicher, dass sie eine recht aufbrausende Persönlichkeit war. Auch mit solchen Leuten konnte der Barde zurechtkommen, wenn er nur wollte. Da ihm seine Eingeweide aber recht ans Herz gewachsen waren, wollte Kasheek Yuli nicht weiter provozieren. Der Tiefling verbeugte sich vor der Piratin und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. "Ich danke Euch für Eure Gnade, werte Dame. Bitte verzeiht mir noch einmal meine vorlaute Zunge. Der Wein hat wahrscheinlich aus mir gesprochen." Mit einer weiteren Verbeugung zog sich der Tiefling-Barde an die Theke zurück.
Dort wurde er bereits von dem Wirt des Gasthauses erwartet, der ihm einen ärgerlichen Blick zuwarf. Anscheinend hatte der gute Mann bereits fest damit gerechnet, dass seine kostbaren Bodendielen mit dem Blut eines Höllenbewohners beschmutzt würden. >Was für eine Schande, dass ich ihn enttäuschen muss<, dachte Kasheek schmunzelnd. Sein eigener Blick lag noch immer auf Yuli. Die Frau gefiel ihm, sie hatte Feuer. Als Gildenkameradin würde sicher für einiges an Trubel sorgen. Und wie der Barde gerade mitbekam, hatten die Einzelgespräche begonnen. In Gedanken legte er sich bereits die passenden Worte zurecht, wie er den Anführer von sich überzeugen wollte.
 
Zwar hatte er sich ja fest vorgenommen gehabt, sich nicht einzumischen. Als Yuli jedoch Anstalten gemacht hatte, nach ihren Waffen greifen zu wollen, um dem Barden ein neues Luftventil oder Ähnliches in die Kehle zu ritzen, wäre auch Fynn kurz davor gewesen, etwas zu unternehmen. Wieder wurde ihm die Entscheidung zu Handeln abgenommen, diesmal von dem Talona-Priester. Mit ein paar gut gewählten, beschwichtigenden Worten gelang es jenem, den Konflikt zu entschärfen, bevor ernsthaft etwas passierte. Immerhin mal jemand, der Ruhe bewahren konnte, was ihm bei Fynn einen gewissen Pluspunkt einbrachte. Denn dieser wägte gerade ernsthaft den Gedanken ab, einfach aufzustehen und zu gehen. Wie sollte er mit so einem Haufen überhaupt anständig zusammenarbeiten? Eine Drow, die bei jedem Bisschen an die Decke zu gehen und völlig unberechenbar zu sein schien. Dann dieser geschwätzige Tieflingsbarde, der sich eines Tages womöglich in sein eigenes Grab reden würde. Und dann war da noch dieses aufbrausende Weib von Seefahrerin. Was die andere Drow betraf, die in einer einsamen Ecke gedankenverloren mit ihrem Kartendeck hantierte, war sich der Halb-Elf nicht sicher, was er von ihr halten sollte. Sie wirkte schusselig und stellenweise sogar etwas dämlich, aber das alles konnte sehr gut lediglich Maskerade sein.
Im selben Atemzug rief sich Fynn die Leute ins Gedächtnis, die auf ihn einen etwas seriöseren Eindruck gemacht hatten. Der Talona-Priester hatte sich gerade auf seiner "mit denen könnte ich klarkommen"-Liste ein Stück nach oben gearbeitet. Weiteres würde sich in Zukunft noch zeigen müssen. Dadurch, dass Fynn als Assassine mit diversen Giften zu tun gehabt hatte, war er der Seuchengöttin nicht unfreundlich gesinnt. Aber er betete sie auch nicht explizit an. Dieses Privileg genoss eine andere Gottheit im Pantheon Faerûns. Der Magier sowie die Gildenmitglieder selbst befanden sich ebenfalls auf dieser imaginären Liste. Besonders Eric mit seiner Schattentänzer-Fähigkeit faszinierte Fynn. Nein, im Moment stand es noch nicht schlecht genug für die Gilde, als dass er sich schon wieder von dannen machen wollte.

Während der Tiefling Yuli also mit geschwollenem, unterwürfigem Bardengesäusel um Verzeihung anflehte, befand Fynn, dass er sich nun gefahrlos wieder etwas zu Trinken bestellen konnte. Gerade, als Kasheek wieder neben ihm Platz genommen hatte, knallte der Wirt Fynn seinen neuen Krug vor die Nase und grunzte missgelaunt.
"Das war ja mal ne ganz fixe Idee..."
Fynn konnte sich einen Kommentar doch nicht ganz verkneifen und warf einen leicht spöttischen Blick auf Kasheeks nach wie vor leicht zerknitterten Hemdkragen.
 
Casta sah die Münze verschwinden, registrierte jedoch auch, dass Rhonin sie nicht wieder auftauchen ließ. Es wäre natürlich möglich, dass er als Magier derlei Zauberkunststückchen für unter seiner Würde hielt und deshalb auf einen entsprechend pompösen Abschluss verzichtete. Schließlich konnte man ihn nicht nach Maßstäben einer Gaukler-Aufführung messen. Doch er hatte ihr ungewollt das gezeigt, was sie vermutet hatte. Ob die anderen dies wohl auch bemerkt hatten? Sein kurzes Zusammenzucken, bevor er die Hand um etwas schloss und in den Geldbeutel steckte, sprach eher dafür, dass hinter diesem abrupten Ende mehr als Unmut steckte. Sie nahm an, dass sie soeben Zeugin des chaotischen Anteils, oder vielleicht würde Rhonin es auch zufälligen Anteil nennen, seiner Magie geworden war. Nun, es war keiner zu Schaden gekommen, außer vielleicht der Münze. Und als Halbdryade konnte sie sich dem Reiz von Naturgewalten nicht ganz verschließen. "Vielen Dank für diese interessante Vorstellung. Sie hat meinen bisherigen Eindruck bestätigt. Ich habe keine Fragen mehr." Sie sah von Rhonin zu Ria und Eric hinüber.
 
Corvax ließ sich ins heiße Wasser gleiten. Das war genau das, was er jetzt brauchte. Nach der langen Reise. Nach der Enttäuschung in der Taverne. Zum Glück hatte das Badehaus geöffnet und es herrschte noch immer reger Betrieb hier. Corvax hatte das Angebot gerne angenommen. Die Entspannung, das Klima, die Stimmen der Anwesenden hier.

Was dachten sich diese Leute nur dabei, solch zwielichtiges Pack in der Stadt frei herumlaufen zu lassen. Und überhaupt in Erwägung zu ziehen, diese...Kreaturen... in so etwas Noblem wie der Gilde mitwirken zulassen. Drow, Tieflinge, was sollte noch kommen? Dämonen? Unfassbar, diese Naivität. Spätestens, wenn sie nichts mehr aus der „Sache“ für sich gewinnen konnten, würden diese Wesen ihr wahres Gesicht zeigen.

Der junge Paladin seufzte leise, als neues heißes Wasser in seinem Zuber nachgegossen wurde und eine junge Bedienstete ihn nach seinen Wünschen fragte. Wünsche hatte er genug. Zur Ruhe kommen war einer davon. Aber Tyr hatte noch andere Pläne für ihn. Zum Beispiel, ihn des Nachts mit Visionen zu ärgern. Visionen von der Bedeutsamkeit der Gilde. Lange, bevor er hier in Tiefwasser ankam, träumte er von einem roten Stier, welcher lodernd durch die Dunkelheit trabte, seine Hörner nach ihr stoßend. Und jede verdammte Nacht bis zur Ankunft in der Gilde hatte er diese Vision. Ja, etwas Ruhe wäre wünschenswert.

„Ein Bisschen von dem Obst wäre schön. Trauben, ein Apfel. Und vielleicht etwas vom Hypokras. Danke.“

Er lächelte die junge Bedienstete an und widmete sich dann wieder seinen Gedanken.

Eric hatte eine Chance bekommen. Man würde sehen, ob er sie wahrnahm und der Gilde damit etwas Gutes täte. Man würde sehen.
 
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Darion behielt Yuli und Kasheek noch einen Moment im Auge, auch nachdem der Barde einen rosigen Wortschwall zu seiner Befreiung beigesteuert und die Piratin wohl entschieden hatte, dass er die Mühe nicht wert war. Kluge Entscheidung, auch wenn er fand, dass der Tiefling mehr als nur ein wenig zu dick auftrug - irgendwann würde er darüber einmal stolpern und sich den Schädel aufschlagen, aber das machte ihm vermutlich wenig aus. Es wäre sicher nicht das erste Mal, das jemand versuchte, ihn für seine Kommentare umzubringen.

Das wird noch heiter werden .. dachte der Priester sarkastisch, und sagte sich, dass er bei dieser Gruppenkonstellation immerhin gut zu tun bekommen würde - ganz ohne irgendwelche Gegner, die Eric ja ohnehin recht einfach ausschalten konnte, ohne auf ihre Hilfe zurückgreifen zu müssen. Die Feinde, von denen der Gildenanführer gesprochen hatte, mussten schon bemerkenswert sein, wenn er dafür bereit war, sich mit dieser bunt zusammengewürfelten Gruppe zu beschäftigen.
"Ich glaube, ich nehme doch noch ein Glas. Weniger sauer, wenn ihr habt." Bemerkte er, als er sich wieder an der Theke niederließ. Anstand hin oder her, allein das Warten war Aufwand genug, um dem Roten Stier zumindest über die Verpflegungskosten eine kleine Rechnung dafür zukommen zu lassen. Und da der Wirt selbst bei Kritik an seinem Angebot kein Freund von neunmalklugen Bemerkungen war, nahm er ihn einfach beim Wort und kümmerte sich um die Bestellung, gleichzeitig mit der, die Fynn kurz davor aufgegeben hatte. Gleich darauf kehrte Kasheek zurück - nicht ohne dem Alkohol die Schuld zu geben, so offensichtlich lächerlich das auch war.

"Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so nüchtern Krawall stiftet wie Kasheek. Und ich habe schon einen Kleriker des Cyric bei der Arbeit beobachtet. Nicht effektiver als er, wenn ich das anmerken darf."
Ergänzte Darion Fynns Anmerkung, und prostete dem Halbelfen - der dadurch positiv auffiel, dass er als einer von wenigen einfach nur mit seinem Getränk und Reden beschäftigt gewesen war - zu, bevor er einen vorsichtigen Schluck nahm. Wenn er recht überlegte, würde der Gott der Ränke und des Mordes an ihrem Barden vermutlich eine Freude haben. Nicht, dass er dessen Gefolgsleute sonderlich schätzen würde, aber er hatte schlicht nicht allzu viel Auswahl bei seinen Gesprächspartnern, wenn er in rechtschaffenen Gegenden verkehrte.
"Wenn eine einzelne Konversation eure Aufmerksamkeit nicht fesseln kann schlage ich vor, ihr unterhaltet euch für den Rest des abends mit uns beiden. Falls ihr nochmal ein Gespräch wie eben sucht, habe ich vermutlich doch weniger Arbeit damit, die Reste hinterher aufzukratzen anstatt einzuschreiten."
Schlug er dem Tiefling in scheinbar munterem Plauderton vor - darunter war er immer noch nicht unfreundlich, ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass ihm ein wenig Schmerz an der richtigen Stelle keine schlaflosen Nächte bereiten würde.
 
Desideria runzelte die Stirn, als der Schemen in Rhonins Hand versuchte, sich für eine Form zu entscheiden und dann schnell in den Geldbeutel geschoben wurde. Sie verstand nicht viel von Magie, eigentlich gar nichts, aber sie verstand etwas von Körpersprache, und Rhonins Körperhaltung schrie förmlich: "Ich habe ein Geheimnis, auf das ihr gerade gestoßen seid, von dem ihr aber hoffentlich nichts bemerkt habt."
"Danke, Rhonin, ich habe keine weiteren Fragen mehr an Euch. Aber ich habe einen Rat für Euch: Wenn Ihr Vertrauen wollt, müsst auch Ihr selbst welches haben. Was mich betrifft könnt Ihr gehen." seufzte sie.
Sie konnte ihm nicht vertrauen, solange er ein Geheimnis hütete, von dem er offenbar glaubte, es würde seine Aufnahme in Gefahr bringen. Womöglich war es etwas Gefährliches. Aber zwingen konnte sie ihn zu nichts. Leider.
 
Mit einem Grinsen setzte sich Kasheek zu Fynn und Darion. Die beiden nahmen ihm seine Vorstellung von eben anscheinend nicht sonderlich krumm, weshalb er dankend das Angebot von Darion annahm. "Ich denke, für heute hatte ich genug Spaß. Es ist wahrlich erfrischend, die Grenzen anderer und von sich selbst auszuloten, sie manchmal sogar ein wenig zu überschreiten. Zumindest weiß ich jetzt, dass ich bei der Piratin einen etwas anderen Ton anschlagen muss. Wisst Ihr, ich kann mich auf so ziemlich jede Persönlichkeit einstellen und entsprechend reagieren. Seht her." Der Tiefling drehte sich auf seinem Hocker Richtung Wirt, der die Theke abwischte. Die flache Hand des Barden schlug äußerst geräuschvoll auf das Holz. "Bei allen guten Göttern!", fluchte Kasheek so laut, dass ihn auch jeder hören konnte. "Ist mir da gerade eine Ratte um die Füße gelaufen? Was ist das nur für eine dreckige Kascheme, dass Ungeziefer so frei umherläuft? Oh, und ich hab auch noch von dem dreckigen Wein getrunken! Ich glaube mir wird schlecht..."
Das Gesicht des Wirtes hatte bereits ein bedrohliche rote Farbe angenommen, doch als sich Kasheek taumelnd erhob und sich dann den Magen hielt und auf der Theke abstützte, wurde aus dem Rot ein fahles Weiß. "G...geht es Euch nicht gut?", stammelte der Wirt, um seinen guten Ruf besorgt.
"Der Wein!", jammerte Kasheek theatralisch. "Ich spüre, wie er mir den Magen zerfrisst! Oh, ich muss mit den Lords von Tiefwasser sprechen. Ihnen wird es gar nicht gefallen, wenn man in den Tavernen der Stadt vergiftet wird. Wahrscheinlich werden sie den Laden dicht machen, bei den hygienischen Umständen."
Entsetzt sprang der Wirt an die Seite des Tieflings. "Aber mein Herr!", bat er den Barden inständig, "Wir müssen die hohen Lords doch nicht damit hineinziehen. Gibt es denn nicht, womit ich Euch davon überzeugen kann, dass mein Gasthaus rein ist?"
Auf diese Worte hatte der Tiefling gewartet. "Ah, ich denke, eine Kiste Eures allerbesten Weines, nicht dieses..." Der Barde zeigte auf seinen leeren Weinkrug. "...Gesöffes könnte mich umstimmen, die Sache dieses Mal auf sich beruhen zu lassen."
"Aber natürlich. Ihr sollt Euren Wein bekommen", versprach der Wirt, auch wenn sein Gesichtsausdruck recht säuerlich war. Schnell verschwand er in seinen Keller, um die Kiste zu holen.
Kasheek kehrte derweil zurück zu Fynn und Darion. Grinsend verbeugte sich der Barde. "Wie hat Euch die Vorstellung gefallen, werte Herren?"
 
Rhonin tauschte Blicke mit Halbdryade und Halbelfe, nachdem beide ihre abschließenden Worte gesprochen hatten. Etwas länger haftete sein Blick auf der Halbelfe. Unsicher ob er noch was auf ihr gesagtes reagieren sollte. Er kann sich schon denken, was sie versuchte mit diesem Wink anzudeuten. „Vertrauen...“ Sagte er, ohne dabei eine wirkliche Regung in der Stimme mitschwingen zu lassen. Die Halbelfe namens Desideria schien etwas dogmatisch. Ein Charakterzug, der Rhonin nie sonderlich gefiel. Wie alt sie wohl war? Vielleicht jünger als er selbst? Vielleicht älter? Der Magier war noch nie sonderlich gut darin das Alter von etwas zu schätzen, was nicht in irgendeiner Ruine unter Staub und Schutt begraben lag und die Bezeichnung 'Antik' und oder 'Magisch' verdiente. Sei es drum. Er hielt es zumindest für ziemlich naiv, Vertrauen in diesem Stadium ihrer Bekanntschaft zu verlangen. Warum sollte Rhonin jedes seiner Geheimnisse mit Leuten teilen, die er erst seit wenigen Stunden kannte? So schnell funktionierte sowas nicht. Vor allem, wenn derjenige, der Vertrauen verlangte, selbst nicht viel auf die Waage im Austausch dafür legte.


„Nun gut.“ Ist alles was er abschließend erwiderte, als sein Blick unweigerlich auf Eric viel. Er machte eine Drehung und ging ruhigen Schrittes aus dem Separee, dessen Tür er hinter sich schloss, als er sich wieder im Schankraum befand. Er beugte sich über das Geländer und ließ seine Augen über die Anwesenden schweifen. Scheinbar hatte sich nicht viel verändert und abgesehen von der Pfeilschuss-Drow, schienen noch alle bekannten Gesichter anwesend. Auch die andere Drow erspähte er, wie sie sich gerade mit ihren Karten beschäftigte. „Hey! Drow!“ Rief er ihr lautstark zu und wartete bis sie zu ihm hoch blickte; Sollte sie, würde er ihr mit einem Fingerzeig bedeuten, dass sie als nächstes ins Separee gehen sollte.
 
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Fynn schwante nichts Gutes, und der Tiefling setzte tatsächlich noch einen drauf. Ungläubig wurde er Zeuge dieses Theaters, was Kasheek da vollführte. Noch ungläubiger wurde der Halbelf, als der Wirt auch noch voll darauf hereinzufallen schien.
Ein etwas gemeiner Gedanke schlich sich in Fynns Kopf, als Kasheek theatralisch halb auf der Theke zusammenbrach und der armen Seele von Wirt das letzte bisschen Farbe in seinem Gesicht raubte, indem er etwas von "Gift" faselte. Gift... Ja, Gift wäre jetzt etwas Feines. Aber sich gedanklich selbst auf die Finger klopfend entschied Fynn, es bei einer arg hochgezogenen Augenbraue und einem leichten Kopfschütteln auf Kasheeks Frage zu belassen.

Wie lange dauerte das denn noch? Fynn warf einen kurzen Blick nach oben zum Geländer, von dem aus man einen Grossteil des Schankraums übersichtlich im Blick hatte. Dort stand Rhonin und spähte zu ihnen hinunter, nach irgendjemandem Ausschau haltend. Wenig später war auch klar, nach wem. Die Kartenspieler-Drow sollte es als nächstes also sein. Etwas enttäuscht liess sich Fynn zurück auf seinen Hocker sinken. Aber was beklagte er sich? Er war doch in dermassen gutgelaunter Gesellschaft!
Der Wirt war damit beschäftigt, übereifrig die Theke und Krüge sauber zu wischen, während der Tiefling immer noch ganz begeistert von seinem Streich zu sein schien. Darion hatte recht. Wenn der Barde sich schon so aufführte, wenn er nüchtern war, würde der Halbelf ihn niemals betrunken erleben wollen. Allerdings waren sie mit der vom Gasthaus grosszügigerweise gespendeten Kiste Wein auf dem besten Weg dazu.
Seinen Kopf auf der rechten Hand abstützend entfuhr Fynn ein resigniertes Seufzen.
 
Mit dem Kopf auf den Knien und an einem Seilpöller um den Taue gewickelt waren gelehnt, schaute die Drow aufs Hafengelände und die anliegende Schiffe. Um diese Zeit war es nicht ruhig hier und das war auch gut so. Ein Garant dafür, dass man sie in Ruhe lassen würde. Die Hafenhuren stolzierten wie Pfaue, die Matrosen gackerten ums sie herum wie Hühner und eine Messerstecherei mit einem leisen plumpsenden Wassergeräusch rundeten das Bild von Fischluft, Kotze und schummrigen Kerzenschein, indem allerlei finstere Gestalten lungerten, durchaus ab. HIer unten interessierten die Stadtwache es herzlich wenig, wer abgemurkst wird und wer am leben bleibt, ob Glücksspiel die Runde macht oder ob hier der ein oder andere geschmuggelte Gegenstand über die Theke geht. Hier unten regieren Gewalt, Korruption und die Diebesgilde. Hier unten sind selbst die Kinder nicht mehr unschuldig, wenn sie spielen und so mancher der sich hier herunter verirrte, hatte anstatt einer weißen Weste, eine blutige mit Messer im Rücken und einen Goldsack weniger.

Doch wenn man wusste, wie man sich hier zu verhalten hatte und das wusste Ayu ve Nerva, hatte man Nichts zu befürchten. Zugegeben, sie hatte noch den kleinen Vorteil, sie war Drow. Ein noch zusätzlicher Garant für ein Überleben hier unten. Sie schluckte ihren Wein hinunter und nahm den Krug somit von den Lippen. Ein billiger Fusel, aber einem geschenkten Gaul... und so weiter. Er lag neben der Leiche, der arme Kerl brauchte ihn wohl nicht mehr, ebensowenig wie seine Waffen mit der er sie bedrohte. Er starb noch bevor er seine Kumpels rufen konnte, wenn er überhaupt welche hatte. Herzlich klopfte sie ihm auf den Rücken und sprach ein wenig belallt zu dem Guten ein paar aufmunternde Worte.
„Entschuldige... Hascht dich auch wacka geschl... aghn!!“
Es tat gut sich ein wenig zuzusaufen. Den Mist, der in ihrem Kopf spukte ein wenig auszuknipsen. Dass sie dadurch noch unberechenbarer und gefährlicher wurde, tat für sie überhaupt nichts zur Sache. Sie war, solange sie in Ruhe gelassen wurde, ziemlich entspannt und säuselte leise in Gedanken ein Liedchen, welches sie nicht unfröhlich stimmte und nahm immer wieder einen kräftigen Schluck vom billigen Fusel, bevor sie die Flasche und Leiche versenkte und sich aufraffend auf dem Weg zum Badehaus machte. Sie fühlte sich auf einmal so ... schmutzig!
 
Vielleicht hätte Yuli dem Tiefling doch wenigstens die Zunge herausschneiden sollen. Dieses völlig übertriebene Entschuldigungsgeschwätz das Kasheek da von sich gab machte sie wahnsinnig. Er sollte einfach nur die Klappe halten. Mehr wollte sie gar nicht haben. Glücklicherweise befassten sich nun die anderen zwei an der Theke mit ihm, so könnte er zumindest sie selbst in Ruhe lassen. “Oh Mann!“ Noch bevor Yuli zu ihrem Platz zurückging, schleuderte sie den Dolch, den sie immer noch in der Hand hatte, dorthin, sodass er in der Tischplatte steckenblieb, ehe sie sich dann schließlich auch wieder auf ihren Platz fallen ließ. Schön weit weg von den Gesprächen der anderen. Auch weil sie sich sicher war, dass jetzt noch mehr Kommentare über sie durch den Raum schwebten, war sie froh, hier hinten einigermaßen außer Hörweite zu sein, Kasheeks Show derweil gekonnt ignorierend.
Vielleicht war die ganze Aktion hier eine schlechte Idee. Vielleicht sollte sie einfach versuchen, auf einem der Schiffe im Hafen – falls man diese plumpen Handelskähne hier denn überhaupt so nennen konnte – anheuern und einfach nur weg. So wie sie es immer getan hatte. Neue Küsten, ein neuer Anfang, und alles hier vergessen. Resigniert schlug Yuli die Hände vors Gesicht. Diesen Plan hatte sie schon unzählige Male gehabt, und jedesmal aufs Neue war er an der Realität gescheitert. >Ja, Ablenkung wäre gut. Wie kurz es auch immer dauern möge.<
Wieder viel gefasster und vor allem ruhiger sah sich Yuli noch einmal genauer in der Taverne um und musterte die anderen Anwesenden. Egal, sie hatte schon mit viel schlimmeren Leuten zu tun gehabt also würde das jetzt auch noch irgendwie gehen. Zumindest eine Zeit lang. Notfalls, Yuli würde sich sowieso durch nichts an die Gilde, oder irgendwas anderes gebunden fühlen. Tat sie nie. Wenn sie es nicht mehr aushielt, würde sie sich davonmachen, das war einfach ihre Art, schon immer und es schien unwahrscheinlich, dass sich daran je etwas ändern würde. >Und wohin hat es mich schlussendlich gebracht?<
Inzwischen hatte sie angefangen, sich scheinbar gelangweilt mit dem Dolch die Fingernägel zu säubern. Mal sehen wohin dieser Abend noch führen würde…
 
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„Hey! Drow!“, hallte es laustark durch den Schankraum. Ferryani blickte auf und bemerkte das Rhonin wohl mit seinem Teil des Einzelgesprächs fertig war da er jetzt der kleinen Dunkelelfe den Weg die Treppe hoch deutete. Sie war froh als nächste dranzukommen da sie die letzten Minuten damit verbracht hatte ihren Gleichgewichtssinn zu prüfen indem sie mit dem Stuhl schaukelte und ihn oftmals gefährlich nahe ans Kippen brachte. Einmal war es fast so weit und nur mit Armrudern und Gewichtsverlagerung konnte sie sich gerade noch 'retten'. Ein Dritter der ihr dabei zuschaute musste sie auch für dämlich halten.
Oben angekommen klopfte sie kurz an der Tür zum Separee. Als nicht sofort eine Antwort kam öffnete sie die Tür vorsichtig einen Spalt weit und lugte hinein...
 
"Ah Ferryani, bitte, kommt herein!" Eric wies sie neutral und ganz frei von den ihr wohl bekannten Vorurteilen den Raum zu betreten, indem er eine einladende Handbewegung machte. "Schön, dass ihr trotz euer Herkunft noch immer hier seid. Das ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit." Doch gleich darauf ließ er von ihr ab und ging zu Ria herüber. Er hatte schon bemerkt, dass die Hexenmeisterin ihr für die kurze Zeit viel bedeutete. "Was meint ihr? Wollt ihr dieses Mal das Gespräch führen? Ich würde mich einschalten, wenn ihr Hilfe braucht, oder für mich noch etwas unklar ist." Er lächelte Ria an und überließ ihr nun die Entscheidung. Es war ihm wichtig, das gerade die Mitglieder, die länger dabei waren, eng mit ihm zusammenarbeiteten und nicht eine Struktur von oben herab entstand. Danach lehnte er wieder entspannt an den Balken wo er vorhin schon stand und verschränkte die Arme. Sein Blick ruhte jedoch weiter auf der Waldläuferin, bis sie ihre Entscheidung kundtat.
 
Desideria errötete leicht und senkte verlegen den Blick.
"Danke, aber ich glaube, ich eigne mich besser als Zuhörerin als als Fragenstellerin. Eine Frage habe ich dennoch, auch wenn sie nichts mit Eurer Aufnahme zu tun hat, Ferryani: Ihr kennt Euch ja mit Magie aus. Was bedeutet es, wenn ein Gegenstand, der mit Magie herbeigeholt wurde, sich weigert seine ursprüngliche Form wieder anzunehmen? Hat das etwas zu sagen?"
Die Fragen überließ sie in der Tat lieber Eric, der eher wusste, worauf es ankam. Aber Rhonins Geheimnis ließ sie nicht los, und sie wollte unbedingt wissen, was es damit auf sich hatte. Vielleicht konnte die Drow ihr dabei helfen. Was schadete es denn, einen anderen Magiekundigen zu fragen? Wenn die es nicht wusste, würde sie später Ayu ve Nerva fragen, die lange mit ihrem Anführer Estarine zusammen gewesen war. Einmal mehr wünschte sie sich, Estarine oder wenigstens sein Bruder Turridar wäre noch bei ihnen. Dann hätte Rhonin ihnen vermutlich nicht so viel verschweigen können. Vielleicht täuschte sie sich ja auch in dem jungen Magier, aber ihr Gefühl trog sie nur selten. Und lieber einmal öfter geprüft als hinterher bereut, hatte ihre Lehrherrin Minerva immer gesagt.
 
Erfreulicherweise reagierte die Drow wie erhofft, sodass Rhonin kein zweites Mal rufen oder sogar zu ihr gehen musste. Ihre beiden Wege kreuzten sich auf der breiten Treppe. Eine Begegnung die der Magier ausnutzte um die junge Dunkelelfe von oben bis unten zu mustern. Er war selbstverständlich skeptisch. Die Sache mit dem Kartenspiel zuvor und dieser unheilvoll aussehende Stab, den sie mit sich führte, machten keinen sonderlich guten Eindruck. Dennoch war sie wohl ganz offensichtlich eine Hexenmeisterin; Was sie durch ihre Erzählungen, nur wenige Stunden zuvor, deutlich machte. Beneidenswert, wenn man einfach einen Hang für Magie in sich besaß und diese ganz intuitiv und selbstverständlich wirkte. Nicht wie Rhonin, der sich seine Fähigkeiten durch jahrelanges Studieren aneignen musste; Der jeden Zauber mühsam vorbereiten und auswendig lernen musste. Dennoch schien sie eine blutige Anfängerin zu sein, was ihre magischen Künste anging. Wer weiß? Vielleicht hatte sie damit ja auch schon die Grenze ihrer magischen Begabung erreicht? Es gab schließlich genug Berichte über Magisch-Begabte, deren Fähigkeiten oft nicht weit darüber hinausgingen, eine Kerze anzuzünden oder einen Stuhl schweben zu lassen.

Die Begegnung war nur von kurzer Natur und Rhonin schritt recht unspektakulär an der Drow vorbei, um dann ohne großes Zögern wieder zu seinem alten Platz an der Theke zu gehen und sich neben Fynn, der erfreulicherweise ebenfalls wieder auf seinem angestammten Hocker saß, nieder zu lassen.
Schweigen. Rhonin war sich nicht sicher, welche Regung jetzt angebracht war und so sagte er lieber gar nichts, sondern nickte dem Halbelfen nur knapp zu. Bemerkte dann auch im nächsten Moment etwas wehleidig, dass er sein Bier ja verschüttet hatte und die Sauerei gewissenhaft vom Wirt beseitigt wurde. Er winkte dem Wirt zu, registrierte mit verwundert hochgezogener Braue die leichte Blässe in dessen Gesicht und bestellte dann, ohne tiefgründiger über die Verfassung des Mannes zu sinnieren, wieder die Hausmarke. Als der Magier sein Getränk nach nur wenigen Momenten erhielt, kam er noch einmal auf die Sache mit den Trauben zu sprechen. „Und ihr habt wirklich keine Trauben? Könntet ihr welche besorgen?“ „Ich sag es nochmal: Trauben nur in flüssiger Form. Und außerdem, wisst ihr eigentlich wie spät es ist?“ „Ich bin bereit es mehr als großzügig zu entlohnen!“ Das war wohl das Argument, welches den Wirt doch umstimmte. Er bejahte schließlich in Form des gewohnten Brummens, welches etwas genervt wirkte und gab dem Kellnerjungen den Auftrag, Trauben… „Frische, wenn ich bitten darf!“ …frische Trauben aufzutreiben. Wie Rhonin extra nochmal betonte. Der Junge machte sich in Aussicht auf ein großzügiges Trinkgeld, im Eiltempo auf den Weg und verschwand in die Nacht.

Rhonin nahm einen Schluck von seinem Bier und prüfte dann vorsichtshalber mal seine Finanzen, um zu sehen, ob er sich eine solche Großzügigkeit überhaupt leisten konnte. Das war wohl der Moment, an dem ihm das ehemalige Kupferstück wieder einfiel. Ungläubig zog er es aus der Geldbörse und betrachtete es ausgiebig. Von der einstigen Kupfermünze ist weder Form noch Farbe geblieben. Sie hatte sich zu einem groben Klumpen verformt, den Rhonin nun zwischen Daumen und Zeigefinger vor sich hielt. Das faszinierende daran war aber, dass das ‚Ding‘ seinen matten Kupferton mit Spektralfarben getauscht hatte. Der kleine Klumpen erstrahlte förmlich in allen Farben des Regenbogens, ähnlich wie ein Spitzbubenstein. Ja, wäre es nicht so grob in seiner Form und metallisch, könnte man es wirklich mit einem äußerst wertvollen Spitzbubenstein verwechseln. Rhonin war ganz fasziniert, von dem Anblick. Vielleicht würde das Ding sogar Andar gefallen.
 
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