RPG Die Gilde des Roten Stiers

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Für einen kurzen Moment hatte Fynn sich gestattet, die Augen zu schliessen und den Tavernenlärm einige Augenblicke auszublenden. Die ganze Beobachterei war anstrengend, vor allem, da dabei eigentlich nichts Interessantes herauskam. Er bemerkte, wie sich seine alte Freundin namens Müdigkeit wieder zurückmeldete. Die gehetzte Reise von Athkatla nach Tiefwasser forderte immernoch ihren Tribut, obwohl er es sich nach seiner Ankunft in Tiefwasser vor zwei Tagen das erste Mal erlaubt hatte, einen ganzen Tag durchzuschlafen.
Ein sachtes, unbeabsichtigtes Anstubsen von links sagte ihm, dass Rhonin wieder neben ihm Platz genommen hatte. Fynn riss sich zusammen und musterte den Magier kurz. An seiner Miene gab es nichts, was darauf hindeutete, wie das Gespräch verlaufen war. Der Halbelf erwiderte den genickten Gruss und stütze dann den Kopf wieder auf seine rechte Hand. Rhonin schwieg, abgesehen davon dass er sich ebenfalls erneut etwas zu Trinken bestellte. Bei dem hartnäckigen Nachfragen nach Trauben wurde Fynn jedoch kurz stutzig. Schweigend hörte er dem kurzen Gespräch zwischen Magier und Wirt zu und hob dann, Rhonin ansehend, fragend eine Augenbraue.
"Trauben? Warum ausgerechnet Trauben? Und jetzt sagt nicht, weil die euch so gut schmecken oder so. Und ausserdem... das müssen ja ganz besondere Trauben sein, falls ihr vorhabt, damit" er deutete auf den farbig schimmernden Klumpen in Rhonins Hand, "zu bezahlen. Ist das das, was ich denke, das es ist?"
Spitzbubensteine waren äusserst selten. Wie kam es dazu, dass Rhonin einen besass, sofern das gute Stück denn echt war? Bei dem schummrigen Licht und der fehlenden Möglichkeit, den Stein selbst in der Hand zu halten, war es unmöglich zu sagen, ob es sich um eine Fälschung handelte oder nicht. Fynns Interesse war jedoch geweckt und jegliche Anzeichen von Müdigkeit verflogen.
 
Rhonin war noch etwas damit beschäftigt das ehemalige Kupferstück zu betrachten und es dauerte einen Moment, bis er überhaupt reagierte. Geschweige denn zeigte, dass er Fynn überhaupt zugehört hatte. „Was ihr denkt das…“ Rhonin wechselte kurz Blicke mit dem Stein und Fynn. Dann bemerkte er, was der Halbelf eigentlich damit andeuten wollte. „Achso, nein!“ Er lachte kurz auf und legte dem Halbelfen den vermeintlichen Spitzbubenstein vor die Nase. „Wäre es ein Spitzbubenstein, wäre ich ganz bestimmt nicht hier. Ich würde mir wohl von dem Geld einfach eine Expedition finanzieren. Ach und ganz bestimmt würde ich niemandem zeigen, dass ich einen besitze.“ Rhonin beobachtete, was Fynn mit dem Metallklumpen machte und nippte ein weiteres Mal an seinem Bier. „Vielleicht hat das Ding ja Sammlerwert. Hässlich ist es schließlich nicht.“ Der Magier zupfte sinnierend an seinem Bart und starrte gen Decke. „Oder man versucht wirklich das Teil etwas runder zu schleifen und ihm den metallenen Glanz zu nehmen. Vielleicht kann man es dann einem Idioten als Spitzbubenstein verkaufen.“ Ein Schmunzeln durchfuhr Rhonin, gefolgt von einer plötzlichen Wesensänderung. Es schien, als würde etwas in ihm hochkochen. Weitere Gedanken bezüglich eines Spitzbubensteins kamen ihm in den Sinn und ließen ihn förmlich in eine Raserei verfallen. „Wisst ihr was Spitzbubensteine so besonders wertvoll machen? Sie sind nicht nur selten, sondern auch äußerst begehrt bei Magiern, da sie die Schlüsselkomponente für einen mächtigen Teleport-Zauber darstellen. Man präpariert zuvor einen Edelstein und legt ihn an einem Ort ab. Dann verbindet man den Spitzbubenstein magisch mit dem Edelstein. Der Spitzbubenstein dient ab dem Zeitpunkt als Magischer-Auslöser. Man kann prinzipiell von jedem Punkt Abeir Torils, alleine durch die Nennung eines magischen Wortes und der Berührung des Steins, zu dem verbundenen Edelstein teleportieren. Dabei sogar Personen und Objekte mitnehmen mit einem Gewicht von mehr als 700 Pfund!“ Der Magier schien etwas verträumt. „Denkt nur mal an die Möglichkeiten… Allein was ein normaler Teleportzauber für Komponenten und Aufwand zum Weben benötigte. Dagegen benötigt man bei einem Spitzbubenstein nur ein einfaches Wort. Sogar ihr, ein Magieunbegabter Laie, könntet euch damit teleportieren. Fantastisch…“ Rhonin war so in der Vorstellung aufgegangen, dass er völlig die Frage nach den Trauben vergessen hatte, die ihm der Halbelf zuvor stellte. War wahrscheinlich auch besser so.
 
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Belustigt über seinen Erfolg angelte Kasheek die ersten Weinflasche aus der Kiste. Fynn schien das kleine Schauspiel nicht sonderlich gefallen zu haben, doch das war dem Barden mehr als egal. Von dem Halbelf hatte er sowieso keinen Applaus erwartet. Er schien ihm ein wenig spröde zu sein. Wie auch immer, nun wollte Kasheek den Wein genießen. Gekonnt entkorkte er die Flasche und goß sich die dunkelrote Flüssigkeit in den Kelch ein. Zunächst nahm der Tiefling eine tiefe Nase. Das Getränk roch wirklich betöhrent, ein Anzeichen dafür, dass es wahrlich ein äußerst exquisiter Wein war. Kasheek schwenkte den Kelch und verlor sich in der tiefroten Farbe. "Herrlich...", flüsterte er, bevor er einen vorsichtigen Schluck nahm. Unverzüglich breiteten sich die verschiedensten Aromen im Gaumen des Barden aus. Auf seinem Antlitz erschien ein zufriedenes Lächeln, woraufhin der Wirt dem unverschämten Barden einen giftigen Blick zuwarf. Kasheek bemerkte dies natürlich und prostete dem Mann fröhlich zu. Sofort stieg dem geleimten Wirt die Zörnesröte ins Gesicht und er wischte den Tresen energischer ab als zuvor. Fast glaubte der Tiefling, dass sich das Holz unter dem festen Druck abzulösen begann.
"Nun steht also das nächste Verhör an", kommentierte Kasheek das Verschwinden der Drow, ohnen jemanden direkt anzusprechen. "Ich frage mich wohl, was der Herr Schattentänzer aus den Anwärtern rausquetscht." Nun richtet der Tiefling seinen Blick auf Rhonin, der Erics erstes Opfer gewesen war. "Erzählt uns doch, auf was wir uns einstellen müssen. Wisset, dass ich nicht gerne unvorbereitet erscheine."
 
"Achja..."
Fynn griff nach dem vermeintlich wertlosen Klumpen und drehte ihn ein paar mal hin und her. Das irisiernde Farbenspiel selbst im schwachen Tavernenlicht hatte etwas Faszinierendes. Ein bisschen geschickt bearbeitet könnte man durchaus eine glaubhafte Fälschung daraus fertigen, zumindest für Leute, die sich nicht näher damit auskannten.
"Wäre ja auch ganz schön fahrlässig gewesen, den ausgerechnet mir zu zeigen, wenn er echt gewesen wäre." meinte er augenzwinkernd und legte Rhonin das Stück Metall zurück neben dessen Bierkrug. Abgesehen davon dass es fahrlässig gewesen wäre, den Stein überhaupt irgendjemandem zu zeigen, da hatte der Magier recht. Dieser war derweil in einen Monolog über den magischen Nutzen der seltenen Spitzbubensteine verfallen und erzählte begeistert, was er darüber wusste. Fynn konnte nicht leugnen, dass das, was sein Sitznachbar erzählte, durchaus interessant war, auch wenn er nicht viel damit anfangen konnte.
Rhonins kurze Sprechpause wurde vom Tieflingsbarden genutzt, um sich nach dem Gespräch mit Eric zu erkunden. Ja, was dort womöglich gefragt wurde, war schliesslich etwas, worüber Fynn sich auch bereits zur Genüge Gedanken gemacht hatte. Gespannt wartete er darauf, was Rhonin antworten würde.
 
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"Viel zu dick aufgetragen, wenn ihr mich fragt. Die Menge macht das Gift, müsst ihr wissen." Erwiderte Darion ungerührt auf Kasheeks Frage, ohne durchblicken zu lassen, ob hinter dem Vergleich eine Drohung stand oder ob er ihm einfach so eingefallen war - Kasheeks Weinbeschaffungsaktion war zwar imposant gewesen, was die schwindlerischen Fertigkeiten des Barden anging, aber sie fasste auch zusammen, was er an diesem neuen Bekannten nicht schätzte: Eine fast schon verspielt wirkende Lust an Chaos, Betrug und Irreführung. Das waren alles gute und brauchbare Waffen, wenn die Zeit dafür die richtige war, aber Kasheek schien sie allein zu seiner Unterhaltung zu betreiben - und an diesem Punkt wurde es schlicht gefährlich. Man verlor zu leicht ein höheres Ziel aus den Augen, wenn schon der Weg dahin der tollste Spaß war. Bei einer längerfristigen Strategie würde er sich niemals auf den Tiefling verlassen. Kein Wunder, dass Fynn auch schon zu Seufzen anfing.

"Eine wunderbare Möglichkeit sich aus der Affäre zu ziehen, wenn man einen Magier zum Freund hat, wollt ihr also sagen." Fasste Darion ein wenig später die Schilderungen des Magiers eher prosaisch zusammen und inspizierte kurz den sonderbaren Stein, bevor er ihn wieder an seinen ursprünglichen Ort zurücklegte und den Hasardeur in Erwartung einer Reaktion ansah. Rhonin hatte seine Anwesenheit bisher nicht sonderlich zur Kenntnis genommen, und der Talonit war neugierig, wie der Magier sich wohl stellen würde - er hatte einen gewissen Respekt vor Arkanisten, aber sie waren auch nicht unbedingt so erleuchtet waren, wie ihre vielgerühmte Gelehrsamkeit vermuten ließe - die führte nur dazu, dass sie meistens zu beschäftigt waren, um sich viel um Politik und Pogrome zu kümmern. Immerhin fiel er bis jetzt noch nicht dadurch auf, dass er bei jeder Gelegenheit versuchte, die anderen Gäste oder den Wirt übers Ohr zu hauen, so wie es die Hexenmeisterin und Kasheek praktizierten .. auch wenn der Barde dabei deutlich professioneller vorging. Immerhin schien er zumindest soviel Vernunft zu haben, keine offene Gewalt mehr anzuzetteln. Auch wenn das vielleicht einfach nur daran lag, dass er sich langweilte oder mehr dafür interessierte, wie er im folgenden Gespräch einen möglichst nützlichen Eindruck machen konnte. Nützlich war vermutlich das Optimum für den Barden - in Sachen Sympathie hatte er als Tiefling ohnehin schon verloren, also war es kaum verwunderlich, dass er sich keine Mühe machte, gegen die Vorurteile in dieser Hinsicht anzukämpfen. Leider war das für ihn selbst wohl auch die beste Strategie, dachte Darion bitter - beim nächsten Mal würde er sich irgendeine Lüge ausdenken müssen.

"Ich glaube, da vorne kommen gerade eure Trauben." Bemerkte er, als der Kellnerjunge hastig zurückgeflitzt kam. Ob er Trauben dabei hatte, war von hier allerdings nicht so genau zu erkennen. Über den Zweck der süßen Früchte konnte er ebenfalls nur spekulieren - man konnte Trauben als Ersatzlösung für ein paar üblichere Hilfsmittel beim Gifte- und Arzneimischen verwenden, soweit er wusste - es war eines dieser kuriosen Details, die er von den handwerklich begabteren Priestern aufgeschnappt hatte - aber da endete Darions Expertise bereits. Naja, abgesehen von ein bisschen Weinkennerei.
 
Cyra hatte sich wieder in der Tasche versteckt, als die Schritte Ferryanis auf der Treppe erklangen. Scheinbar verließ sie sich bei jedem der Anwärter zunächst auf ihr Gehör. Casta war erstaunt. Obwohl sie Cyra schon lange kannte, entdeckte sie doch immer noch etwas Neues in ihrem Verhalten. Nun ja, sie selber hielt sich ja zurzeit auch eher im Hintergrund, warum sollte Cyra es ihr nicht gleich tun.
Casta konnte nachempfinden, dass Ria keine Fragen stellen mochte. Als neues Mitglied war sie selbst ja scheinbar davor gefeit. Sie vermutete allerdings auch, dass Eric ohnehin Fragen an jeden Anwärter hatte. Und diese zu erahnen, dazu kannte sie ihn definitiv nicht gut genug. Es verwunderte Casta allerdings, dass er Ria nicht besser zu kennen schien. Sonst hätte ihm doch bewusst sein müssen, dass sie diese Position nicht einnehmen wollte. Oder aber, auch Ria war im Augenblick zurückhaltender als sonst. Ihr Erröten allerdings war echt gewesen. Nun ja, das war im Augenblick nicht das Thema.
Casta hörte mit Erstaunen Rias Frage an Ferryani. Sie bezweifelte, dass es tatsächlich eine eindeutige Antwort hierauf gab und schaute interessiert zu der Dunkelelfe hinüber.
 
„... natürlich, müsste man erst einmal, an einen dieser Edelsteine kommen. Juweliere handeln sie sehr hoch. Ja, an die 5000 Goldmünzen hoch um genauer zu werden. Man kann wirklich von Glück reden, wenn man... Also...“ Rhonin ereilte Just die Erkenntnis, das er seine Sitznachbarn mit diesem Gewäsch wohl langweilen musste und er hörte Abrubt auf zu sprechen. Nahm lieber noch einen Schluck von seinem Bier. Der Stein, welchen er von Fynn zurück erhielt, ließ er in der quadratischen Seitentasche verschwinden, in der sich Andar befand. Dank der empathischen Verbindung zwischen Rhonin und dem kleinen Drachen, konnte der Magier spüren, dass sein Begleiter ebenfalls Gefallen an dem schönen, wenn auch eigentlich wertlosen, Stein fand. Es hatte wohl jeder Drache, egal von welcher Größe, irgendwo eine Schwäche für schöne und funkelnde Dinge.

Auf den Kommentar des Halbelfen hob Rhonin verwundert eine Braue. „Habe ich das?“ Er musterte Fynn etwas abschätzig und erwiderte dann: „Ihr gehört also zu der langfingrigen Sorte? Wollt ihr das damit sagen? Obwohl...“ Rhonin grinste etwas verlegen. „...Wahrscheinlich sagtet ihr es bereits, sonst wäret ihr jetzt wohl nicht so offen. Wahrscheinlich zuvor in den oberen Räumlichkeiten und ich hatte wohl nur wieder nicht zugehört. Ihr müsst mir verzeihen.“ Nun, er hatte nicht unbedingt etwas gegen Leute von Fynns Schlag; Zumindest so lange sie keine kleptomanischen Neigungen hatten und ihre Finger von den Habseligkeiten derer ließen, mit denen sie verbündet waren. Ihm war bewusst, dass eine Profession wie die des Halbelfen, in vielerlei Hinsicht nützlich seien konnte. Selbst wenn es sich nur darum handelte, dass man immer den passenden Schlüssel bei sich hatte. Davon abgesehen bevorzugte Rhonin ohnehin magische Schließmechanismen und Verzauberungen, die einem Dietrich standhielten und bei der ersten Berührung den Langfinger in Fetzen sprengten. Leider konnte er aber keinen Ort sein Eigen nennen, der solcher Vorkehrungen bedarf.

Rhonins Blick wanderte rüber zu dem Seuchenpriester und antwortete diesem als nächste: „Nein, das wollte ich nicht sagen.“ Ein Hauch von Härte und Missfallen schwang in der Stimme des Magiers mit. Man könnte fast meinen, dass er dem Talona Priester nicht sehr wohlgesonnen gegenüber stand. Vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass der Mann ihn seiner Meinung nach über einen Kamm schor, der dem Magier nicht sonderlich gefiel. Sehr wahrscheinlich, war es Beides. Rhonin ging es bei seinen Erzählungen hauptsächlich um den praktischen Nutzen, auch wenn ihm natürlich bewusst war, wie viele unlautere Pfade sich ebenfalls öffneten und mit vielversprechenden reizen lockten. Als der Seuchenpriester den Kellnerjungen erwähnte und dieser eiligen Schrittes, mit einer großen Rebe grüner Trauben in den Händen, auf Rhonin zueilte, richtete er sich kurz auf und zückte erneut seinen Geldbeutel. Er bezahlte dem Knaben das Doppelte, was dieser für die Trauben ausgab. Sofern der Junge nicht log, was den Preis der begehrten Früchte anging. Rhonin konnte sich nämlich kaum vorstellen, dass die späte Stunde den Preis derart in die Höhe stiegen ließ. Sei es drum. Der Magier wollte es ja so und hatte kein Recht sich zu beschweren. Er legte die Trauben auf die Theke und setzte sich wieder.

Der Blick wanderte weiter zu dem Tiefling. Rhonin wunderte sich, wo dieser plötzlich die Kiste mit dem Wein aufgetrieben hatte und warum der Wirt so feindselig ihm gegenüber schien. Offensichtlich hatte der Magier etwas verpasst, während der kurzen Zeit im Separee. Die Zeit, über die er jetzt berichten sollte. Er fand es war nur fair seinen zukünftigen 'Gefährten', der Gedanke fühlte sich bereits falsch an, die Sache zu erleichtern. So berichtete er von den Fragen, ohne die Antworten preis zu geben, die er auf diese fand. Auch die Situation im Separee erklärte er detailliert. „Ich nehme aber an, es wird auf jeden etwas individueller abgestimmt sein. Ich empfand die Fragen zumindest ziemlich gut auf meine Person geschneidert. Versteht mich nicht falsch, ich möchte euch nur ungern den Wind aus den Segeln nehmen.“ Das war nicht ganz richtig. Er würde genau genommen eine Flaute bei Tiefling und Drow begrüßen. Er kann wohl nicht ganz von seinen Vorurteilen ablassen. Wenn er wüsste wie der Tiefling an den Wein gekommen war, müsste er sich nicht einmal für seine Meinung schämen.
 
"langfingrige Sorte... in der Tat..."
Nachdenklich betrachtete Fynn beiläufig seine linke Hand. Wie unglaublich witzig die Bemerkung doch eigentlich war, da er als Halbelf tatsächlich etwas längere Finger besass. Innerlich genervt aufseufzend, äusserlich das Grinsen des Magiers erwidernd, rutschte Fynn auf seinem Hocker in eine etwas aufrechtere Position und streckte die Arme dehnend nach vorne, um die aufkommende Steifheit darin zu vertreiben. Sein linkes Schultergelenk quitierte dies mit einem hörbaren Knacksen.
Rhonin schien offenbar schon wieder die Hälfte von dem vergessen zu haben, was er ihm zuvor über sich erzählt hatte. Entweder seine verbalen Fähigkeiten waren tatsächlich eingerostet, oder...
Bei einem weiteren Schluck Bier und mit einem gewissen Grad an Genugtuung beobachtete Fynn, wie Rhonin einen horrenden, viel zu hohen Preis für den Bund Trauben bezahlte, den der Kellnerjunge ihm brachte. Immerhin etwas Gerechtigkeit.

Was der Magier anschliessend über sein Einzelgespräch erzählte, bestätigte Fynns Vermutungen. Ja, er selbst war soweit gut genug vorbereitet. Alles andere würde sich ergeben. Oder auch nicht.
Rhonins Aufmerksamkeit galt im Moment noch Darion und Kasheek. Letzterer war immernoch verzückt mit seinem Wein beschäftigt. Der Blick des Halbelfen glitt zu den Trauben, die vor seiner Nase auf der Theke lagen. Zurück zu Rohnin. Wieder zu den Trauben. Ach was soll's. Er war ja schliesslich einer von der "langfingrigen Sorte". Unauffällig brach er sich eine kleine Verästelung der Rebe ab, steckte sich eine Traube in den Mund und liess den Rest seiner "Beute" zusammen mit seiner linken Hand unter dem Tresen verschwinden.
 
"ich sage es jetzt zum letzten Mal. DAS ist ein ANSTÄNDIGES Haus und IHR habt hier nichts zu suchen, also trollt Euch!!!"

In äußerst angespannter Haltung stand Ayu ve Nerva vor dem Eingang des Badehauses. Kampfbereit um es genauer zu sagen und - pitsch nass. Ihr Versuch, einfach so ins örtliche Badehaus zu maschieren und ein Bad zu genießen, wie sie es immer entspannenderweise im ehemaligen Anwesen tun konnte, war kläglich gescheitert. Der Bademeister hatte sie im verzweifelten Versuch davon abzuhalten das Haus zu auch nur annähernd zu betreten und seine Gäste zu verunsichern einfach mit einem kalten Eimer Wasser beworfen, bis die örtlichen Wachen eintrafen und ihr nun letztendlich wirklich den Weg versperrten. Sein Blick war von Todesangst erfüllt. Er hatte eine Drow mit Wasser beworfen und rechnete nun fest damit, von ihr aufgeschlitzt zu werden.

Und in der Tat, verriet Ayu's Blick genau das. Doch zwischen ihr und ihm standen jetzt nunmal knapp fünf Wachen und sie war sich sicher, wenn sie auch nur eine Bewegung machte, war sie schneller von Pfeilen druchbohrt als sie gucken konnte. Vor ihr, drei Lanzenträger und hinter ihr zwei Bogenschützen.

Das Wasser perlte von ihrem zarten Gesicht hinunter zum Kinn und tropfte fast in Zeitlupe von dort zu Boden. Ihr Umhang legte sich beengend wie ihre nassen Haare ebenso um ihre Schultern und ihr Hemd, unter dem Wams klebte auf ihrer Haut, sodass das dunkelgrau sich gut durchzeichnete, sofern man das im schummrigen Licht überhaupt sehen konnte. Auf ihren Oberarmen bildete sich eine Gänsehaut, aber nicht weil sie fror sondern weil sie so wütend war. Ein Trost blieb: die Lederhose mit eng gezogenem Gürtel verhinderte, dass das Wasser ihr auch noch zwischen die Beine lief.

Dennoch...

Ayu atmete und starrte den Bademeister immer noch wütend funkelnd in die Augen. Dann jedoch schloss sie sie für einen Augenblick und seufzte resigniert die Schultern und Arme im gleichen Atemzug entspannt hängen lassend:

„Entschuldigt mein Fehler!“ kam es ihr mehr schlecht und zerknirscht als Recht über die Lippen. „Ich werde dann jetzt einfach gehen!“ als sie die Augen wieder öffnete und den Bademeister erneut fixierte, hatte sich dieser vor Angst hinter einer der Wachen verkrochen und lugte fast nur noch seitlich an dessen Schulter vorbei.

"Das Rate ich Euch!", brummte es mürrisch von anderer Seite mit misstrauischem Blick von dem Redeführer der Wachen.

Sie wusste sie wäre in der Lage gewesen die drei vor ihr stehenden Wachen sowie den Bademeister auszuschalten noch bevor sie die Pfeile letztendlich treffen und vermutlich töten würden. Doch was sollte das bringen? Vier weitere Unschuldige wären mit ihr tot. So gab sie schließlich nach, indem sie rückwärts sich vom Eingang des Badehauses entfernte, bis sie die Bogenschützen ebenfalls vor sich sah und diese endlich ihre Bögen senkten. Dennnoch sicherten sie die Lage, indem sie kampfbereit blieben und während sich die beiden anderen Möchtegernlanzenschwinger patroulilierend auf machten, sprach der Redeführer beruhigend auf den Meister des Bades ein und bewegte ihn dazu mit ihm hinein zu gehen. Ayu währendessen verschwand letztendlich wirklich in den Schatten.

Einen Vorteil hatte das Ganze aber. Sie war wieder wach und nüchtern.

Gedemütigt, nass und verzweifelt verwirrt, ließ sie sich in der Nähe einer geschützten Ecke eines verwinkelten Hauses an der Wand hinabgleiten und fing an bitterlich zu weinen. Nichts war mehr normal, seit sie Estarine nicht mehr an ihrer Seite hatte. Kein Halt mehr, keine Führung mehr, niemand mehr der sie von solch dummen Fehlern abhielt oder darüber lachte, wenn sie von solchen Geschehnissen erzählte und ihr somit die Spannung nahm, etwas Falsches getan zu haben. Niemand, der sie so nahm wie sie war: als eine junge Frau, die auch einfach mal gern wieder angenehm Baden wollte.

Er hätte es ihr möglich gemacht. Mit Illusionsmagie oder einfach nur durch sein Auftreten. Der Bademeister wäre beruhigt gewesen und hätte sie geduldet und so festgestellt, dass sie kein Monster war, sondern eine 'Andere ihrer Art'.

Doch so starrte Ayu auf ihre tropfnassen Hände die von Tränen bedeckt waren, als könne sie sich darin spiegeln oder etwas Tröstendes entdecken bevor sie mit tränenüberströmten Gesicht hinauf zum Himmel und zu den Sternen sah, sofern sie nicht von den Wolken oder dem Hausdach verdeckt waren.
 
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Corvax schreckte aus seinen Gedanken auf. Lärm drang von Richtung der Vorhalle und damit des Eingangs in die heiligen Hallen der Entspannung. Der Paladin seufzte; nicht einmal in einem Badehaus hatte man Ruhe vor unliebsamen und störendnen Ereignissen. Auch, wenn die Wachen es sicherlich alleine schaffen würden: als Diener Tyrs hatte man die manchmal lästige Pflicht, Präsenz zu zeigen. Er erhob sich aus dem heißen Wasser, schlug sich ein großes Handtuch um die Lenden und machte sich dann auf, der Ursache des Aufruhrs auf den Grund zu gehen.

Als Corvax die Vorhalle erreichte, fröstelte er. Nasse Haut und Abendwind vertrugen sich nicht besonders. Aber abseits davon hatte sich die Lage wieder beruhigt. Auf nachfrage wurde ihm geschildert, was passiert war. Scheinbar scheint hier ein Drownest zu sein. Und alles was sie können, ist Ärger machen. Erst die Falschspielerin in der Taverne und jetzt das. Das hat man davon, wenn man seine Stadt unbedingt über einem Eingang zu Unterreich errichten muss. Der junge Paladin schnalzte abfällig mit der Zunge und machte sich daran, in die Umkleidekammern zurückzukehren. Die Lust auf weiteres Baden war ihm vergangen. Er würde sich jetzt noch massieren lassen und dann schlafen gehen. Schliesslich hatte er morgen noch eine mehr oder minder wichtige Verabredung.
 
Eric hing seinen Gedanken nach, als Ferryani auf Rias Frage einging. Schließlich begann sein Part. "Werte Ferryani, ihr wisst nur allzu gut, was an der Oberfläche eine Drow erdulden muss. Auch wenn ich das missbillige, ist dieser Ruf nicht unverschuldet. Daher würde ich gerne wissen, wie ihr zu Fremden Oberflächenbewohnern steht? Es wird nicht selten der Punkt kommen, wo wir uns Solchen näher und sie von unserer guten Absicht überzeugen müssen. Die andere Drow die ihr vielleicht schon bemerkt habt ist kein typisches Beispiel für euer Volk, dennoch ist die Reaktion auf sie wie die Eure. Könntet ihr euch vorstellen Zurückhaltung bei solchen Begegnungen zu üben, oder sollte man euch lieber aus Gesprächen heraushalten?" Er wartete, bis Ferryani geantwortet hatte. "Verstehe, nun, was mich zudem interessieren würde ist eure Fähigkeit zur Magie. Als Hexenmeisterin ist es euch anders als Rhonin vergönnt eine gewisse Leidenschaft ausreichend für Zauber zu machen. Seid ihr auf einem Gebiet besonders ungeschickt? Schwäche zeigen ist ein wichtiger Punkt der über eure Aufnahme entscheiden könnte Welche habt ihr noch? Loyalität? Sollte ich vielleicht lieber nicht auf eure Unterstützung zählen?" Er beäugte sie argwöhnisch. Natürlich entsprach dieses Verhalten nicht seiner Haltung zu den Drow, aber als Spion konnte er auf ein gewisses Maß an Schauspielkunst zurückgreifen. So wurden schon viel höhere Herrschaften getäuscht, doch das nur am Rande. Es gilt hier Ferryanis Reaktion auf die Fragen zu begutachten. Letztlich blieb nur noch eine Frage: "Gibt es euerseits noch Unklarheiten? Möchtet ihr noch etwas wissen?"
 
wenn ein Gegenstand, der mit Magie herbeigeholt wurde, sich weigert seine ursprüngliche Form wieder anzunehmen... Ferryani war sich nicht sicher was diese Frage zu bedeuten hatte oder was sie gar mit ihrer Aufnahme zu tun hatte. Die junge Drow überlegt und vergrub ihr Gesicht in einer Hand. „Vielleicht... nein zu abwegig...“ sie ging im Kopf nochmal alles durch was ihr der alte Magier gelehrt hatte doch nichts schien so recht zu passen. „Ich fürchte ich muss passen. Ich muss auch zugeben mein Wissen über Magie ist etwas... begrenzt und selbst dann beherrsche ich nur Magie aus der Schule der Zerstörung. Tut mir leid... ich kann mir keinen Reim darauf machen...“ Kurz darauf folgten auch schon die Fragen von Eric. Was sie von den restlichen Oberflächenbewohnern hielt wollte er also wissen. „Wisst ihr, von der Boshaftigkeit meines Volkes von der jeder redet weiß ich nicht viel... höchstens aus Büchern. Ich beherrsche nichteinmal diese Zeichensprache die mein leiblicher Vater immer anderen Drow gegenüber benutzt hat. Und ist es verwunderlich wenn einem nur mit Hass begegnet wird das man da verbittert wird? Aber wie gesagt ich bin ein recht umgängliches Wesen... ich lebe nach dem Motto 'So wie du mir, so ich dir'“
„Seid ihr auf einem Gebiet besonders ungeschickt?“ das war also die nächste Frage. „Ich weiß nicht... darüber hab ich mir nie so recht Gedanken gemacht... Was meine Magischen Fähigkeiten betrifft beherrsche ich wie eben erwähnt nur Magie aus der Schule der Zerstörung. Ansonsten wurde mir schon oft gesagt ich sei eine ziemlich aufbrausende Person wenn ich wütend bin und“, sie errötete ein wenig, ihrem Gesichtsausdruck nach konnte man nicht genau sagen ob es aus Scham oder Wut war, „das ich ein ziemlicher Tollpatsch bin.... oft mehr Ärger als Nutzen bringe.“ Ihre Spielsucht verschwieg sie.
In der selben Frage verpackt fragte Eric auch noch nach Loyalität... Ferryani versuchte der Frage etwas auszuweichen „Ich habe nie wirklich irgendwo dazugehört, deswegen kann ich nicht wirklich sagen wie Loyal ich bin oder nicht. Ich kann nicht mit Lebenslanger Treue zu irgendeinem Gott oder Gemeinschaft prahlen... aber es kommt wohl drauf an ob man mir eine Chance gibt.“ Hier verheimlichte sie das sie schön öfters die Seiten gewechselt hat wenn ihr es in den Kram gepasst hat aber sie hat auch nicht gelogen. Sie blickte etwas bedrückt zu Boden, lächelte aber dann wieder über beide Ohren als sie bemerkte wie sie Eric musterte.
„Fragen.... Fragen habe ich keine....“
 
Eric nickte. Sein Blick ließ von der Hexenmeisterin ab. Es überraschte ihn schon gar nicht mehr, dass auch diese Drow nicht dem normalen Bild ihren Volkes entsprach. Diese Gilde scheint ein Magnet für außergewöhnliche Charaktere zu sein. Fehlte nur noch, dass ein Werwolf zur Tür rein kam und eine Parodie der alten Truppe hätte sich in der Neuen manifestiert. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, drehte sich ein kleines Stück und sah Casta an. "Was meint ihr? Wollt ihr sie noch etwas fragen?"
 
Das Traubenattentat blieb für Rhonin unentdeckt, wodurch Fynn wohl das Glück hatte, seine langen Fingerchen noch etwas länger behalten zu dürfen. Er hätte auch einfach fragen können. Rhonin wäre in seinem grenzenlosen Großmut und dank der Tatsache, dass er Trauben nicht sonderlich mochte, gerne bereit gewesen diese gerecht zu teilen. Wobei gerecht heißen würde, dass er sich so wenige wie möglich davon reinzwingen musste. Andar war ja wohl kaum in der Lage mehr als zwei Trauben zu essen. Der Rest würde wohl oder übel an Rhonin hängen bleiben.

Innerlich seufzte Rhonin, was sich äußerlich wohl in einem leicht betretenen Ausdruck zeigte, in den man aber nicht viel reininterpretieren konnte. Die Rebe Trauben war wirklich… beachtlich. Sicher nicht das bezahlte Geld wert, aber dennoch sehr großzügig. Der Magier nahm einen Schluck Bier, welches sich dadurch auch leerte und an den Rand der Theke geschoben wurde, dass der Wirt diesen unerfreulichen Zustand doch bitte korrigieren sollte. Dann ging es an die Trauben. Rhonin zwackte ein paar Beeren von der Rebe ab und schnippte sich eine davon in den Mund, die er mit der Zunge sehr vorsichtig zwischen seine Zähne taktierte. Er biss zu, wodurch sich ihr leicht grünlicher Lebenssaft in seinem Mundraum verteilte und einen äußerst rücksichtslosen Angriff auf seine Geschmacksnerven wagte, welcher für einen kurzen, unscheinbaren Moment, einen leicht säuerlicher Ausdruck auf Rhonins Gesicht zauberte. Wäre er doch nur in der Lage den Geschmack magisch zu beeinflussen oder seinen Mund taub zu machen. Vielleicht half der Krug Bier ja dabei, den ihm der Wirt gerade frisch servierte.
Es landete eine weitere Traube in seinem Mund. Dann wurde schließlich ein großzügiger Schluck Bier dazu genutzt, die Hand mit den Trauben heimlich zu Andars Unterkunft zu führen und zwei der süßen Beeren reinfallen zu lassen.

Immerhin freute sich Andar und musste ein nicht sehr würdevolles, entzücktes Quietschen unterdrücken, als er seinem Glück gewahr wurde. Wirklich nicht sehr schicklich für einen mehr als 180 Jahre alten Drachen; Unabhängig von seiner Größe, versteht sich. Da dies nun auch von der Liste der Erledigungen gestrichen war, blieb nur noch die angebrochene Traubenrebe. Rhonins Blick wanderte zum Halbelfen rüber und heckte einen niederträchtigen Plan aus. „Bedient euch ruhig.“ Die Mundwinkel des Magiers erhoben sich zu einem aufgesetztem, höflichen Lächeln und seine Hand schob die Rebe einladend in Fynns Richtung.
 
Während Rhonin damit beschäftigt gewesen war, seine ersten zwei Trauben mit einer beachtlichen Menge Bier hinunterzuspühlen, hatte Fynn die seinen bereits erfolgreich vernichtet. Es waren ja auch nur etwa fünf Stück gewesen. Das übrig gebliebene Gerippe verschwand in einem vom Wirt unbeobachteten Moment irgendwo auf dessen Seite der Theke. Dieser putzte ja schliesslich sehr gern. Nachschub für ihn.

"Oh... zu freundlich!", meinte Fynn mit Unschuldsmiene und brach sich diesmal eine etwas grössere Verästelung ab. Mit einem dankenden Nicken schob er den übrigen Bund Trauben wieder zurück zu Rhonin. Es war eine merkwürdige Situation und etwas passte für den Halbelfen nicht ins Bild. Warum hatte der Magier so auf die Trauben insistiert und viel zu viel Geld dafür bezahlt, wenn er nach nur wenigen Beeren bereits genug davon zu haben schien? Fynn konnte sich keinen Reim darauf machen.
"Das erinnert mich an die Frage, die ich euch zuvor stellte und auf die ihr mir im Eifer eures Auszugs über Spitzbubensteine wohl versehenlich keine Antwort gegeben habt. Warum ausgerechnet Trauben?" Fynn versuchte betont lässig zu wirken, also immitierte er Rhonins Art, Trauben zu essen und schnippte eine Beere in die Luft. Es blieb bei dem Versuch. Die Traube landete irgendwo, nur nicht in seinem Mund. Fynn übrging den warndenden Blick und das dazugehörige missbilligende Schnauben des Wirts mit einem gleichgültigen Schulterzucken. Er liess sich äusserlich nicht anmerken, ob ihn sein kleines Missgeschick irgendwie berührte und ass seine nächste Traube auf etwas konventionellere Art und Weise. Präzision hin oder her, Trauben waren nunmal keine Wurmesser. Ausserdem machte sich das Bier langsam bemerkbar. Wenn er bis zu seinem Einzelgespräch noch brauchbar bleiben wollte, war jetzt der beste Moment, mit dem Trinken aufzuhören. Mit einem beiläufigen Blick auf den Barden und den Talona-Priester überprüfte Fynn, wie diese auf seine eben misslungene Aktion reagierten, sofern sie sie überhaupt mitbekommen hatten.
 
Rhonin vernichtete selbst noch eine Hand voll Trauben und spülte sie überraschend schnell mit Bier hinunter. Auch wirkte es nicht, als hätte er sehr viel gekaut. Doch wer achtete schon auf solche Details? Sein Blick fiel wieder rüber zu Fynn und sah gerade noch den fehlgeschlagenen Versuch, sich eine Traube in den Mund zu schnipsen. Rhonin schmunzelte und sah der Beere nach, die über die Dielen rollte und wenige Momente später von einem achtlosen Kneipengast im Vorbeigehen zertreten wurde. Der Magier verzog einen Mundwinkel und hoffte, die Frucht würde in ihrem nächsten Leben an jemanden geraten, der sie mehr zu schätzen wusste. Doch genug von Trauben. Fast zumindest. Eine Traubenbezogene Frage stand noch im Raum und das nicht zum ersten Mal, wie Fynn ihm mitteilte. „Hatte ich das?“ Wieder dieses verlegene Grinsen. Natürlich hatte er. Er blickte zu Fynn rüber und seine kastanienbraunen Augen gewannen plötzlich deutlich an Ernst „Was interessiert ihr euch so dafür? Muss ich mich vor euch rechtfertigen, wenn ich mir Trauben kaufen will?“ Er lachte kurz auf „Ich werde im Verlauf des Abends mit Sicherheit auch noch anderen Bedürfnissen nachkommen müssen, wenn ich weiterhin so viel trinke. Soll ich euch dann darüber unterrichten, wenn es soweit ist?“ Rhonin brachte das Gesagte, trotz der mittlerweile gut geölten Zunge, irgendwie humorlos rüber. Fast schon drohend auf einer sehr tiefen subtilen, jedoch nicht unbedingt unfreundlichen, Ebene der Konversation. Er nahm an, dass Fynn den Satz zwischen den Zeilen sehr wohl verstand. Der Magier hatte nicht vor sich vor ihm zu rechtfertigen und Fynn sollte einfach seine Trauben essen und es damit auf sich beruhen lassen. Rhonin hatte die Frage zuvor nicht überhört oder vergessen. Er hatte sie ganz einfach übergangen.
 
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Fynn war nicht sicher, was er darauf noch anworten sollte. Also sagte er einfach gar nichts und warf Rhonin stattdessen einen leicht irritierten Blick zu. Langsam kaute er auf seiner letzten Traube herum. Gut. Der Magier hatte ihm gerade deutlich zu verstehen gegeben, dass er irgendetwas verheimlichte. Und er hatte noch deutlicher klar gemacht, dass ihn das nicht das Geringste anging. Wie dem auch war, der Magier würde sein Geheimnis wohl kaum auf ewig für sich behalten können. Genausowenig wie Fynn das Seine. Der Halbelf beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen und zuckte erneut mit den Schultern, Rhonin damit signalisierend, dass er verstanden hatte.
 
Astrid musste an Mäuse denken als sie das erste Mal durch die Tore Tiefwassers schritt. An solche Mäuse die sich auf das saftige Käsestück stürzten obwohl sie wussten, dass die Falle dahinter sie wahrscheinlich erwischen würde. Wäre es nicht um Doreahs Willen, wäre sie niemals in diese Stadt gereist, um keinen Preis der Welt. Sie hasste die beklemmende Atmosphäre in diesen großen Siedlungen. Die hohen Wände der Häuser, Tempel und Tavernen zwangen die Bewohner zu festen Wegen, hielt man sich nicht daran brach man gleich ein paar Gesetzte. Mauern und Wachen regulierten alles was die Stadt betrat oder verließ. Die Menschen hier, die Elfen und Zwerge die in Städten lebten, waren in Astrids Augen verrückt. Wie konnte man sich freiwillig einsperren lassen, in ein Gefängnis das vor Kriminellen und Betrügern überquillt, in dem Frauen ihre Sexualität für Gold verkaufen und das an jeder Ecke nach Tod und Fäkalien riecht. Der Wilden überkam ein Schauer, als ihr all die Dinge wieder einfielen, die sie an den Befestigungen der Zivilisation nicht leiden konnte. Und wie sie über sie nachdachte, musste sie sie wieder erleben.
Das Schlimmste war jedoch, wie die unterschiedlichsten Gerüche die Luft überlagerten. Viele ihrer tierischen Instinkte wurden fehlgeleitet und spielten völlig verrückt; der Rüde in ihr wollte sein Revier verteidigen, die Hündin wurde an jeder zweiten Ecke läufig, der Falke wollte nichts wie weg und der Fuchs hätte sich unter dem nächsten Haus vergraben. Einzig auf ihren menschlichen Verstand konnte sie sich verlassen, eine Facette ihres Seins, das weder sonderlich trainiert noch erfahren war. Und so streifte sie einsam durch die Gassen Tiefwassers, ohne die geringste Ahnung wie sie diesen Typ finden sollte, den sie zu finden aufgetragen worden war, oder ob er sie um diese Uhrzeit überhaupt noch empfing. Immerhin wusste sie von den Elfen, dass die meisten tagsüber arbeiteten und nachts schliefen. Warum auch immer.

Bald musste Astrid feststellen, dass sie weder wusste wo sie war, noch wo sie her kam. Ein Zustand, der ihr neu war und den sie sofort in die "Dinge die ich an Städten hasse"-Liste einsortierte. Sie hatte sich verlaufen. Bald hatte die Wilde realisiert, dass sie Hilfe brauchen würde, sich hier zurechtzufinden, sie bräuchte jemanden, der sich hier auskannte, oder zumindest weniger Probleme mit der Zivilisation hatte, jemanden der sie vielleicht verstand und nicht gleich als verrückte Nordling abtat. Und vielleicht jemanden der wusste, wie man eine Nacht in diesem Gefängnis überlebte.
Astrid fühlte sich bedroht von ihrer Umgebung, von der einengenden Atmosphäre der Stadt, und sah ein, dass sie hier als Mensch nicht weiter kam. So öffnete sie ihre Wahrnehmung ihren animalischen Instinken in der Hoffnung einen Ausweg aus ihrer prekären Situation zu finden.
Doch es dauerte nicht lange, da war sie schon völlig verloren, hastete ziellos durch enge Straßen und dunkle Ecken, verfolgte ohne Plan Gerüche anderer Kreaturen, verscheuchte Katzen und trieb einen Straßenköter aus seinem Revier. Die Angst vor dem Unbekannten der Stadt nahm Astrid zunehmend die Kontrolle über ihre animalische Seite und bald schon fand sie sich wieder, wie sie mit der Neugier eines Welpen einem sehr markanten Pheromon hinterher hetzte. Es war ein äußerst verlockend riechender Rüde, er musste gigantisch groß sein, stark, mächtig … Astrid wurde von ihm angezogen wie eine Fliege vom Licht.

Sámur irrte noch immer im Dunklen der Stadt umher, auf der Suche nach der Taverne, die er zuvor verlassen hatte. Als er gerade das Ende einer Straße erreicht hatte, versperrte ihm ein Straßenhund den Weg. Es war ein Weibchen, dass dort saß und ihn mit Spitzen Ohren und roten Augen anstarrte. Sie wirkte verwirrt und neugierig, bewegte sich aber nicht. Sie saß nur da und schaute.
 
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Würde man Sámur fragen, wo er war, so könnte man vielleicht denken, dass er zu stolz war, sich seinen Irrweg einzugestehen. Dem war jedoch nicht so. Er hatte jenen Stolz schon vor langer Zeit abgelegt und sich seine Schwäche eingestanden, denn hatte er sich ersteinmal verlaufen, so war er entweder auf die Macht des Zufalls, oder auf andere Menschen angewiesen, die ihm halfen. Spätestens wenn er das vierte Mal an einer Ecke vorbei kam, die er schon ganz bestimmt einmal gesehen hatte, baute sich der Frust in ihm auf, und das war in seinem 'Zustand' offen gestanden ziemlich fehl am Platz. Deswegen setzte er sich ab und an mal hin, um sein Gemüt abzukühlen, wenn dies nicht bereits die kalte Nachtluft tat. Sein Mantel. Hätte er ihn doch nicht in der Taverne 'vergessen', nun bereute er es zutiefst, denn die Nachtluft war kälter als erwartet und er selbst hatte auch nicht gedacht, zu solch später Stunde noch draußen herum zu irren.
Irgendwann stand er vor dem besagten Straßenhund und er hielt inne, als dieser seinem Schritt nicht wich. Da Sam auch auf eine einwandfreie Nase zurückgreifen konnte, erkannte er, dass es sich hierbei um ein Weibchen handeln musste. Er hatte noch nie so genau darüber nachgedacht, wie seine Beziehung zu jener vierbeinigen Spezies war, seitdem er mit Lykantrophie infiziert worden war. Er erinnerte sich nur daran, dass eine Bewohnerin seines Dorfes, eine ältere Dame, immer einen kleinen Mischlingshund hatte, der Sámur vor seiner Infektion nie besonders gut leiden konnte, was sich jedoch danach änderte. Sam war sich jedoch nie sicher, ob es tatsächlich in Zusammenhang mit seinem Dasein als Werwolf stand.
Sam näherte sich dem Tier, sollte es nicht weichen, und hockte sich hin. Die meisten Hunde hier waren nicht besonders zahm, sie liefen zumeist weg, wenn man ihnen über den Weg lief. Er fasste jedoch nicht den Mut, seine Hand durch das Fell zu streifen, denn besonders gesund schien das Leben der hiesigen Vierbeiner nicht zu sein, außerdem hatte er keine Garantie dafür, nicht gebissen zu werden. Mit ruhiger Stimme sprach der Mensch nun: "Du kannst mir sicherlich auch nicht sagen, wo ich lang muss, oder?" und seufzte dabei leise auf, bevor er sich wieder erhob und im Begriff war, weiter durch die - für seinen Geschmack - viel zu große Stadt zu laufen.
 
Wäre es das 'Zwanzig Münzen' hätte sich Yuli sicherlich gefreut. Aber es war nicht das 'Zwanzig Münzen'. Es war jene kleine Taverne, die Ayu ve Nerva zuvor so ruhig verlassen hatte und jetzt so wütend wie Yuli zuvor das 'Zwanzig Münzen' betrat.
Ismail schaute nur erschrocken zusammengezuckt auf und lächelte verlegen als er das nasse Geschöpf sah, was auf seinen Tresen zustapfte. Sámurs hängengelassenen Mantel in der rechten, den nassen Mantel samt Wanderstab in der linken Hand, wurde dieser auf den Tresen geknallt - abermals samt Stab und der trockene, um die Schultern geschlungen, bevor ein bibbernd zitternd und frierendes Wesen den Wirt anstarrte.

"Ich glaube, ich hab da was, was dich aufwärmt Ayu..."

Die Dunkle nickte nur und schnürte unter dem trockenen alles verdeckendem Mantel in der abermals leeren Kneipe ihr Mieder auf und streifte ihr Hemd darunter ab, welches ebenfalls auf der Theke landete.
„Wie gut, dass er ihn vergessen hat, nicht wahr?!“ "Woher wusstest du das?" „Er ist im "Zwanzig Münzen" nicht aufgetaucht!“ "Ah... soll ich die..." Ismail blickte zu dem nassen Thekenhaufen "...ans Feuer hängen." Ayus Nicken blieb nicht ohne Folgen und der Kleiderhaufen wurde gepackt und dementsprechend ans Feuer zum Trocknen gehängt.
„Warum sind nicht alle so, wie du?!“ "Was ist passiert?" „Ich wollte Baden??“

Ein Lachen seiten Ismails unterbrach kurzzeitig das Gespräch zwischen Wirt und Drow. "Ich lass dir Wasser ein ... Schätzchen!" „Warum kann man als Drow nicht wie alle im Badehaus baden???“ "Hier ist nicht Silbrigmond..." „Ich finde, dass ist keine Entschuldigung, Ismail!!“ entrüstete sich Ayu, als Ismail kurzzeitig im Hinterzimmer verschwand und schluckte das Getränk vor ihr. Ein kleines Pinnchen rötlichen Schnapses, welches mit einem lauten 'AAHHH' der Wohligkeit sein wärmendes Feuer im Magen ausbreitete und anfing, dort ebenso zu brennen, wie in der Kehle.
 
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