Meine Haltung zu den Steuern wird sehr stark von der Tatsache beeinflußt, dass jetzt so viel Geld für Konjunkturpakete, Bankenrettungen und einige andere Projekte ausgegeben wurden. Wir brauchen noch mehr Geld, weil wir es 'einigen wenigen' in den Popo geschoben haben. Der einzige Skrupel, den ich ob höherer Steuern habe für Besserverdienende habe, ist die pragmatische Rechnung, dass die abdrückenden Steuerzahler noch eher geneigt sind, abzuwandern, und langfristig vielleicht die Steuern sinken könnten.
Also: Ich habe keine Skrupel, einem Reichen oder Börsianer etwas wegzunehmen, wenn es gebraucht wird und bei ihm nur 'vergammelt' (da es ausgleichende Gerechtigkeit ist; der baut seinen Reichtum trotz allem auf dem Rücken anderer auf); ich sehe nur das Problem, dass bald danach kaum noch einer da ist, dem man etwas wegnehmen könnte.
Denkst du es sollte mehr Regeln für Manager und Banker geben?
Es sollte sie im Interesse ihrer Mitarbeiter bzw. unter ihnen Arbeitenden geben, die eher wenig für die Idiotie ihrer Bosse können und unter abgebauten Arbeitsplätzen leiden. Im mindesten sollten deren Gehälter Beschränkungen unterliegen, denn die Leistungen ihrer Firmen basieren auf wesentlich mehr als ihren hübschen Gesichtern auf der ersten Seite der BILD. Der Bundespräsident als Vorstandsvorsitzender verdient auch nicht Milliarden, obwohl die Firma BRD soviele Gelder abwirft :ugly:
Andererseits hätte ich die Banken schonungslos gegen die Wand fahren lassen, damit die Leute da oben auch mal den Denkzettel kriegen, den die Hilfsmilliarden ihnen verwehrten. Es wäre nur schade und ein bisschen rücksichtslos eben wegen jener Arbeitnehmer gewesen, und denen muss es recht gemacht werden, denn sie sind das Volk, weswegen sich unser Land Demokratie schimpft, so pathetisch das auch klingt.
Meine Meinung dazu ist aber eher ambivalent. Ich tendiere zu mehr Regeln; wer einen Fehler macht, muss dafür büßen, um daraus zu lernen. Wer straffrei ausgeht, hat keinen Grund, den Fehler nicht wieder zu begehen. Vor dem Hintergrund sind auch die Hilfsgelder ein falsches Signal, sie belohnen das Fehlverhalten ja geradezu.
Wie ist deine Meinung zu einer Vermögenssteuer
Sie ist eine Möglichkeit. Die Idee eines "Krisensolis" ist ja nicht ganz neu. Ich würde die Vermögenssteuer zeitlich begrenzen ohne sofortige Verlängerungsmöglichkeit oder eine einmalige Krisensoli-Abgabe einfordern.
Immer aber unter Prämisse, dass sie mit dem 'pragmatischen Argument', der Effizienz und der Notwendigkeit vereinbar ist. Und frei unter dem Motto: 'Die Reichen habens verbockt, sollen sie es ein wenig mit ausbügeln'´ist sie moralisch nicht wirklich verwerflich.
wie zu einer "Ausbürgerungssteuer" (gegebenfalls mit Freibetrag)?
Eine Ausbürgerungssteuer für Schwerreiche, die sich nach Cayman Island absetzen wollen, um dort ihre Kohle 'in Sicherheit' zu bringen, oder eine Ausbürgerungssteuer, um die Auswanderung deutscher Staatsbürger (wie es die schrecklichen RTL2-Sendungen vorspielen) zu begrenzen?
Ich verspreche mir, von einmaligen mickrigen Geldboni für die Staatskasse einmal abgsehen, nicht viel davon. Ich glaube, auf Dauer würde es nur zu noch mehr Unzufriedenheit führen, davon abgesehen, dass ich aus Prinzip gegen eine solche Steuer bin. Bildlich gesprochen macht man aus der BRD ein Gefängnis, in das man auch mal hineingeboren wurde und nur gegen Kaution rauskommt, wenn man es wirklich nicht mehr aushält. Man soll niemanden bestrafen, weil er es nervlich in diesem Land nicht mehr aushält.
-----------------------------------------------------------
Ich halte grundsätzlich nichts von
zu hohen Steuern. Ich würde sie am liebsten senken, aber leider hat die Krise und der marode Haushalt dem ganzen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich glaube aber nicht, dass es simple Erhöhungen tun, um die Finanzlage zu verbessern. Das ganze Steuersystem müsste von Grund auf neu aufgebaut werden, auch weil es hier eine Menge Bürokratie und Fallen gibt, die Geld kostet, den Steuerzahler frustriert und umgekehrt gewieften 'Betrügern' genug Ausweichmöglichkeiten bietet. Im übrigen kann auch eine einfachere, übersichtlichere Steuersystematik den Zahlungen dienlich sein (das ist zumindest der Eindruck, den das FDP-System suggeriert). Momentan gibt es Dank Subventionen und Verlustabschreibungen eine Menge Möglichkeiten für die 'Reichen', weniger Steuern zu zahlen als sie eigentlich nach gültigem Steuersatz sollten.
-----------------------------------------------------------
Gerade Bürokratiereduzierung ist essentiell für eine gut funktionierende Wirtschaft, da stimme ich dir zu, aber ich denke, dass man den öffentlichen Dienst in Deutschland vergrößern sollte. Vor allem was Lehrer, Sozialarbeiter, Richter und Polizisten angeht. Also geringere Arbeitswege, aber dafür mehr Arbeiter im öffentlichen Dienst.
Stimme zu. Auf engen Straßen kommt man nicht vorwärts :ugly:
Den Staat auf das Minimum reduzieren, der Gesellschaft mehr Verantwortung übertragen, ganz meine Meinung
Ich denke nur, dass man an einigen Stellen der Gesellschaft
noch nicht die Verantwortung übertragen kann, da das einige Leute schamlos ausnutzen würden.
Bestimmte Dinge hätte man einfach noch nicht privatisieren dürfen, bzw. jetzt merken wir erst, wie hoch der Schaden des Ganzen ist. Gesundheitswesen und Bahn sind da die großen Beispiele, die ich vor Augen habe.
Das Schlimme ist: Wir zahlen jetzt hohe Steuern an den Staat wegen der maroden Situation UND hohe Privatbeiträge für privatisierte Leistung wie Medizin, Transport und Post.
Das Grundkonzept des Steuerpotts ist es ja, dass alle einzahlen, um Leistungen in Empfang zu nehmen, die der Staat bereitstellt. Je weniger der Staat bereitstellt, desto weniger sollte er verlangen müssen, da er das ganze nicht finanziert. Das Privatgeld soll frei werden, damit man es an die Privaten, die den Dienst liefern geben kann.
Die Leistungen werden nun nicht mehr von dieser Quelle bereitgestellt, wir zahlen die Steuern trotzdem (um die Misswirtschaft mitzufinanzieren) UND andere Gebühren.
Wir haben zu früh privatisiert, oder haben wir vielleicht sogar Dinge privatisiert, die man besser nie privatisieren sollte? Ich glaube, Bildung, Gesundheitswesen und einige andere verlieren durch die Privatisierung automatisch an Qualität. Aber das ist in jeder Kategorie einzeln durchzudiskutieren, ich stelle es nur mal als generelle Empfindung meinerseits da.
Deswegen zum Beispiel eine Ausbürgerungssteuer.
Wen willst du damit
wovon abhalten?
Herbeigesehnt wird ein Wirtschaftswachstum, dass zwei Bedingungen zugleich erfüllt:
a) mehr Arbeitsplätze
b) Umweltneutralität
Schön und gut. Nur irgendwann ist die Umweltneutralität nicht mehr mit dem Wachstum in Einklang zu bringen (das ist schon eine alte Lehre der Industriellen Revolution). Irgendwann haben wir mehr Arbeitslose, die arbeiten wollen, als umweltneutrale Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, und dann geraten wir in den Schlamassel. All die Mühen können den Schaden nur begrenzen, nicht aufhalten. Und der Schaden ist eng verknüpft mit einfach zu vielen Bewohnern.
Umweltpolitik auf 'nationaler' wie auch globaler Ebene ist auch eine Frage von Bevölkerungspolitik. Aber natürlich nicht nur.
vertrete ich die Meinung das sehr verstärkt in neue Technologien investiert werden muss.
WER soll investieren? Soll der Staat mit Steuergeldern Firmen gründen? Grüne VEBs? :ugly:
Da wir im Kapitalismus leben (und ich von Sozialismus noch weniger halte als vom Kapitalismus), müssen diese Investitionen durch Firmen erfolgen, die ein entsprechendes wirtschaftliches Interesse daran haben. Und die brauchen halt Anreize, wie du feststellst.
Aber nicht nur in staatlichen Instituten sondern mehr durch Anreize bei Konzernen und zur Not auch mit Druck bei anderen Ländern.
Die Frage ist, wie man solche Anreize zu schaffen versucht. Ich habe etwas gegen Subventionen, da sie häufig mehr kosten als sie Nutzen bringen, und Subventionen allein (die in DE fast der einzige Investitionsanreiz überhaupt sind) schaffen nicht wirklich ein besseres Investitionsklima.
Je weniger man das ganze reguliert, desto eher ist der Wunsch da, zu investieren. Aber irgendwann stößt das System an seine Grenzen. In Deutschland regnet es nunmal ständig, wir haben hier keine Wüsten, wo man hocheffiziente Solarkraftwerke aufstellen kann. Natürlich müssen wir ausreizen, was wir haben, und die Offshore-Kraftwerke sind ein erster Schritt dahin.
Desweiteren: Wie kann man alles Druck auf die anderen Länder ausüben. Doch nur, indem man zeigt, dass alle ein gemeinsames Interesse daran haben. Aber ich stelle fest: Die Industrieländer leiden einfach noch nicht genug unter der kaputten Umwelt. So sehr man die Änderung der Mentalität herbeisehnt, sie wird noch ihre Zeit brauchen. Leider.
---------------------------------------------------------------
Ich sehe den Atomausstieg kritisch. Wenn wir die Atomkraft nicht mehr zur Verfügung haben und gleichzeitig der Strombedarf auf gleichem Niveau bleibt, muss der Strom von woanders her kommen, und Deutschlands Möglichkeiten für erneuerbare Energien wie Windkraft, Wasserkraft und Sonnenkraft sind begrenzt. Wenn wir unsere Kraftwerke abschalten, muss der Strom 'zunächst' von woanders her kommen, zum Bleistift aus Atomkraftwerken im Elsass. Und dann "Ja toll gelaufen, ey!":
- der Strom kommt trotzdem aus Atomkraft (mit all den Implikationen wie Giftmüll, Ih pfui deibel Uran, usw.)
- wir unterwerfen uns einem anderen, möglicherweise noch gnadenloserem Preisdiktat
- die Kraftwerke, aus denen der Strom kommen müsste, sind noch unsicherer. Trotz der Schreckensmeldungen von Vor- und Unfällen in deutschen AKWs: Unsere Kraftwerke gehören noch zu den sichersten.
Ergo: Bevor wir die AKWs abschalten, müssen wir weniger abhängig vom Strom anderer werden und auch weniger abhängig von Strom überhaupt. Jeder einzelne muss mal anfangen, weniger Strom zu verbrauchen ... was leichter gesagt als getan ist. Aber: Weitere AKWs zu bauen, ist ein Schritt in die falsche Richtung.
Die AKW-Zeiten auslaufen lassen; die AKWs nur notfalls weiterlaufen lassen; niemals nicht noch mehr davon bauen.
--------------------------------------------------------------
Außerdem muss auch hier der Gesellschaft mehr Verantwortung beigebracht werden. Wer morgens schnell mim Auto zum Bäcker fährt, im September schon die Heizung auf Anschlag aufdreht und überall seinen Müll rumliegen lässt ist für mich kein mündiger Bürger.
Indeed muss mehr Verantwortung beigebracht werden. Diese Bürger deshalb aber als nicht mündig zu bezeichnen, ist rhetorischer Unsinn.
Ps.: Und noch eine persönliche Frage: Gibt es einen Politiker der deiner Meinung nach besonders (im Vergleich zu anderen Politikern) fähig ist?
Nein. Ein paar bemühen sich redlich, ein paar liefern ein paar gute Vorschläge oder erkennen große Probleme, aber die meisten davon kommen nicht durch. Die Fähigkeit derjenigen, die die eigentliche Arbeit machen, geht häufig unter im Sumpf der Berichterstattung über 'schillernde Figuren' wie das Merkel.
Speziell Frau Merkels einziger Erfolg bzw. ihre einzige Fähigkeit scheint es zu sein, die Leute von den Tatsachen abzulenken oder durch hypnotisches "Es gübt käine Alternahhtive" und "Wir müssön darübör reden." von einer pathetischen Sicht der Dinge zu überzeugen. Davon abgesehen, dass sie in der Welt herumtingelt, kaum wirklich etwas Bedeutsames
tut und sich ansonsten als angeblich große Staatsmännin inszeniert oder inszenieren lässt.
Zugeständnis: Ich finde Herrn zu Guttenberg auf eine nicht-homoerotische Art und Weise 'voll geil', ohne aber wirklich von dessen Kompetenz überzeugt zu sein :ugly:.
??? Warum denkst du denn das ich sie für die richtige Partei halte ???
scheinst es ja besser zu wissen als ich selbst.
Ich kann nicht wissen, WAS DU DENKST. Gerade deshalb frage ich dich, weil ich es von DIR hören will. -.-*