Schulsystem

@derd: Ich habe deinen Beitrag editiert und ein list mit einem quote vertauscht, da der BB-Code vorher die Seite zerschossen hat.

Anscheinend ist es eine schlechte Idee folgendes Konstrukt zu basteln:

[noparse]
[/noparse]

;)


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Ich denke, hier muss stärker vorgegeben werden, wie die Lehrer was zu unterrichten haben

Das sehe ich nicht so. Nach den Berichten von meinen Nachhilfeschülern hat sich die Lehrqualität seit Zentralabi deutlich verschlechtert, da Lehrer nun sklavisch einem engen Lehrplan folgen müssen. In meinem LK konnten die Lehrer noch relativ frei entscheiden, wie tief sie in einzelne Themen eingestiegen sind. Ggf. auch abhängig vom Interesse der Schüler.

So wie ich das Studium kenne, ist es dort bspw. viel schwerer für den Dozenten, einem Studierenden schelchte Noten zu geben, weil er ihm gegenüber abgeneigt ist (und wenn's unterbewusst geschieht), da sie nur ihre Martrikelnummern auf die Klausuren schreiben. Damit ist eine persönliche Zuordnung nicht mehr so leicht übrig.

Also ich habe in der Uni immer Name und Matrikelnummer angeben müssen. Trotzdem ist es natürlich nicht so persönlich, da die meisten Dozenten den Hörsaal überhaupt nicht namentlich kennen. Kein Wunder wenn man zum Beispiel in einer Mathegrundvorlesung mit 400 Leuten sitzt. Das funktioniert dann aber auch nicht mehr, wenn man im Master einen Vertiefungskurs hat, in dem noch 10 Leute sitzen ;)

Ansonsten habe ich in der Uni immer das Gefühl gehabt, dass es einige Lehrende gibt, die grundsätzlich alle Leute schlecht benoten wollen, ob das dann zielführend ist :lol:

Fremdsprachen: Diese müssen in Deutschland definitiv verstärkt gefördert werden! Teilweise ist's einfach nur grausig, wie die englische Sprache in den Mündern vieler teilweise auch erstaunlich gebildeter Menschen vergewaltigt wird ... nicht schön.
Ich bin mir aber auch nicht sicher, wie man das in der Schule ändern kann. Dazu ist viel Eigeninitiative nötig.

Gerade bei Fremdsprachen ist es meiner Erfahrung nach extrem lehrerabhängig. Ich war immer sehr gut in Englisch, dann bekam ich eine neue Lehrerin und habe in den folgenden 2 Jahren so sehr abgebaut (nicht an Noten, die waren gut, ich habe nur nichts gelernt), dass ich beim nächsten Lehrerwechsel plötzlich statt 1 auf 4 stand (wie übrigens ganz viele andere auch). Mein Englisch ist vor allem dank dem Internet gut geworden. Es hilft ungemein, wenn man fast nur noch englische Bücher liest und in englischen Foren mitschreibt. Auf jeden Fall wurde ich bereits einmal von einem Amerikaner direkt als Deutscher enttarnt. Auf meine Frage, ob mein Dialket so schlimm wäre, hat er geantwortet, dass nur die Deutschen die englische Grammatik richtig könnten :lol:

Geschichte: Schwierig. Im Prinzip im Beruf (meistens) eher unwichtig, aber kulturell gesehen nicht unwichtig und oftmals auch sehr interessant.

Ich finde Geschichte einerseits interessant und andererseits ist Geschichte ein absolut prädesitniertes Fach für Methodenlernen. In keinem anderen Fach kann man so gut Quellenrecherche betreiben oder Referate halten. Beides sind wichtige Fähigkeiten im Beruf.

Politische Bildung: Schlecht. Die Hampelmänner, die da teilweise in den Schulen rumlaufen und meinen, den Schülern politische Bildung näher zu bringen, sind oftmals nur ein Albtraum! Wäre es nicht reizvoll, im Politikunterricht nicht nur herauszustellen wo die Stärken der Demokratie gegenüber anderen Systemen liegen, sondern auch, was ihre Nachteile sind? Nicht nur erklären, wie unser System funktioniert, sondern auch, wofür die verschiedenen (wichtigen) Parteien stehen? Über einige aktuelle Themen diskutieren?

Das kommt wohl wieder sehr auf die Lehrer an. Zumindest ich habe genau die von dir angesprochenen Sachen eigentlich ständig in PoWi gemacht.


Zu deinem radikalen Vorschlag äußere ich mich nun mal nicht. Ich bin schon so ein Gegner von Internaten, da muss ich nicht noch eine Internatspflicht haben.
 
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Ich würde wieder G9 für Gymnasien einführen, da es einfach nervig ist zwei mal in der Woche nachmittags Schule zu haben und dann im G8 auch noch mehr Stoff lernen muss als im G9.
 
Nachdem was du geschrieben hast, ist das meiste was ich gesagt habe ja sehr vom Lehrer abhängig. Ich halte es für eine schlechte Sache, wenn nicht einmal die Schulen in einem Bundesland, geschweige denn Bundesweit vergleichbar sind. Und dagegen muss vorgegangen werden, indem man die stärker reguliert. Dass der Unterricht durch verschiedene Niveaustufen angepasst werden kann soll und muss, stimmt allerdings. Ich habe es ja im englischunterricht gesehen: Manche sprachen, als hätten sie noch nie auch nur ein englisches Wort gehört, andere fast fließend. Die eine Hälfte hat die andere gar nicht verstanden und die andere ging regelmäßig mit schlechter Laune aus dem Unterricht. Die Dozentin hat ihr Bestes gegeben, das einigermaßen in den Griff zu kriegen (getrennte Gruppenarbeit oder Partnerarbeiten), aber das Problem blieb natürlich in gewissem Maße.

Internate wären da mein Mittel der Wahl. Und weil die Kinder schwerer von ihren Eltern verzogen werden können sowie Schüler mti Migrationshintergrund viel besser integriert würden (in Verbindung mit meiner Idee bezüglich der Gruppenbildung).


Deine Punkte zum Thema Geschichtsunterricht stimmen natürlich. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Quellenarbeit IST wichtig, guter Einwand.
 
Ich würde wieder G9 für Gymnasien einführen, da es einfach nervig ist zwei mal in der Woche nachmittags Schule zu haben und dann im G8 auch noch mehr Stoff lernen muss als im G9.

Ich weiß ja nicht, in welcher Klassenstufe du bist, aber ich habe G9 gemacht und hatte trotzdem ab der 5. Klasse zweimal Nachmittagsunterricht. Das hat sich dann gesteigert bis es in der 11./12. halt 4-5mal die Woche war.
 
Tja das ist so eine Sache ... ich selber wohnte in einem Bundesland in dem es jahrzehnte lang schon G8 gab. Ich war damals in einem der ersten Jahrgänge in dem G9 eingeführt wurde (bzw. jede Schule konnte damals entscheiden ob sie 12,5 oder 13 Schuljahre anbietet ... meine hatte dann halt 13 Jahre aka G9 ... inzwischen sind aber alle Schulen wieder auf G8 zurück gewechselt). Da sah es dann ähnlich katastrophal aus, nur im umgekehrten Sinne. Die Lehrpläne enthielten zwar die ein oder andere Erweiterung, so wurde etwa in Mathe das Thema Stochastik etwas ausgebaut und in Physik hat man Quantenphysik etwas detailierter angegangen, in den meisten Fächern wurden das zusätzliche Jahr aber einfach nur mit dem ausgedehnten Stoff der 11-12. Klasse bzw. im ungünstigsten Fall mit sinnlosen Wiederholungen gefüllt.

Was bedeutet eigentlich bei euch "Nachmittagsunterricht"? Ist das im Sinne von Ganztagsschulen gemeint oder einfach Unterricht über die grobe Mittagszeit hinaus?
 
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Was bedeutet eigentlich bei euch "Nachmittagsunterricht"? Ist das im Sinne von Ganztagsschulen gemeint oder einfach Unterricht über die grobe Mittagszeit hinaus?

In meinem Beitrag habe ich es im Sinn von "über die Mittagszeit" (also nach der 6. Stunde, nach der ist zumindest in Hessen traditionell die Mittagspause) gebraucht. Also 7. Stunde oder später. Während es in der 5./6. Klasse dann halt die 7. Stunde war (also bis 14:10 Uhr an der Schule, in der ich zu der Zeit war), war es in der Oberstufe dann normalerweise bis zu 9. (15:45 Uhr) oder sogar bis zur 11. (17:55 Uhr).

Dabei hatte ich so Wochenstunden von ~28 in der 5. Klasse bis zu ~37 in der 9./10./11. Da man danach ja Fächer abwählt, wird es dann ja deutlich weniger. Ich glaube in der 13. hatte ich dann noch so 25 Wochenstunden ;)
 
28 Schulstunden oder 28 richtige Stunden? Wenn's 28 richtige Stunden gewesen wären kann ich mir nur vorstellen, dass du auch Freistunden gehabt hast. ;D
 
28 Schulstunden oder 28 richtige Stunden? Wenn's 28 richtige Stunden gewesen wären kann ich mir nur vorstellen, dass du auch Freistunden gehabt hast. ;D

Natürlich Schulstunden. Seit wann rechnet man in der Schule mit vollen Stunden?

Und zum Thema Freistunden: Ja, ich glaube in der 8. Klasse hatte ich jede Woche eine Freistunde. Danach hatte ich erst in der Qualifikationsphase (also 12./13.) regelmäßig Freistunden. An einem Tag dann planmäßig 5 Freistunden (1./2. und dann erst wieder 8./9.) das ist ganz schön nervig. Immerhin hatte man dann Zeit alle Hausaufgaben der Woche abzuhandeln. Diese Freistunden habe ich übrigens nicht mit einberechnet oben. Das waren tatsächlich nur die Unterrichtsstunden.
 
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In meinem Beitrag habe ich es im Sinn von "über die Mittagszeit" (also nach der 6. Stunde, nach der ist zumindest in Hessen traditionell die Mittagspause) gebraucht. Also 7. Stunde oder später. Während es in der 5./6. Klasse dann halt die 7. Stunde war (also bis 14:10 Uhr an der Schule, in der ich zu der Zeit war), war es in der Oberstufe dann normalerweise bis zu 9. (15:45 Uhr) oder sogar bis zur 11. (17:55 Uhr).

Dabei hatte ich so Wochenstunden von ~28 in der 5. Klasse bis zu ~37 in der 9./10./11. Da man danach ja Fächer abwählt, wird es dann ja deutlich weniger. Ich glaube in der 13. hatte ich dann noch so 25 Wochenstunden ;)

ich hab ab dem nächsten jahr 34 wochenstunden (45 min;)) wobei ich natürlich fächer abwählen konnte (immerhin ganze 2:D)
bei uns geht die mittagschule 7./8. bis 15.30 und 9./10. bis 17.10 ....
wenn man da den ganzen tag schule hat is klar dass man daheim nicht wirklich bock hat noch irgendwas für die schule zu machen...
 
Ich würde wieder G9 für Gymnasien einführen, da es einfach nervig ist zwei mal in der Woche nachmittags Schule zu haben und dann im G8 auch noch mehr Stoff lernen muss als im G9.
Als ich noch nur zwei Nachmittage Unterricht hatte, konnte ich mich glücklich schätzen. In welcher Jahrgangsstufe bist du? - Ich habe in der 11. Klasse (in Bayern) viermal Nachmittagsunterricht und mittwochs auch bis 16:00 (wobei ich wegen der grandiosen Busverbindungen immer erst gegen 17:00 daheim ankomme).

Zu den anderen Punkten kann ich nur sagen, dass in der Schule absolut alles vom Lehrer abhängig, mit den entsprechenden Lehrkräften kann alles interessant oder uninteressant gestaltet werden. Was Sozialkunde betrifft, da haben wir sogar einen Lehrer, der nicht nur kritisch an der Lehrplan und die darin gelehrte allgemeine Lobhudelei unserer Zustände heran geht, sondern fast schon Verschwörungstheorien unterrichtet.

Ich bin ja auch mal gespannt wie mein Abitur nächstes Jahr aussehen wird, da dann erstmals einige Bundesländer zusammen eine Art Zentralabitur "testen".
 
Ich bin in der 9. Klasse und habe 36 Schulstunden pro Woche (Freistunden haben wir noch keine). >.<
Da haben wir drei mal pro Woche sechs Stunden, ein mal acht Stunden (ohne Mittagspause) und ein mal zehn Stunden (auch ohne Mittagspause).
 
Ich kenne das auch so, dass man Nachmittags eher in der Ausnahme gar keinen Unterricht hat.

Im Übrigen ist es eine super Sache, in 12 Jahren das Abitur zu machen. Das eine Jahr mehr wurde oft sowieso nur behelfsmäßig gefüllt (weil für die meisten Fächer einfach kein Bedarf besteht, ein weiteres Jahr einzuführen). Das einzige was daran prinzipiell schlecht sein kann, ist wenn die Politik das schlecht organisiert: Zu wenig Lehrer, Klassenräume, Stoff nicht angepasst, zu wenig Studiumsplätze (im Jahr der Einführung) etc. pp.
 
G8 befürworte ich, denke aber, dass es oft die Lehrer sind, welche sich dafür nicht eignen (unten schlecht geschriebene Beispiele). Ob G8 oder G9, mit ihnen hätte man wohl immer seine Probleme. Übrigens, Schüler, welche immer in der hintersten Reihe sitzen und auf ihr Ih-Tatsch starren wird es immer geben und mit G8 nicht mehr oder weniger als mit G9. Weniger von ihnen gäbe es am ehesten noch, wenn einige Lehrer a) konsequenter im Umgang mit unterrichtsfremden Beschäftigungen während des Unterrichts wären und b) die Schüler von den Lehrern bereits beim Start in die weiterführende Schule motiviert werden würden. Aber bitte nicht mit den alternativen Modellen übertreiben. Es ist nicht motivierend, förderlich für das Gemeinschaftsgefühl und den Klassenzusammenhalt oder die Beziehung zum Lehrerberuf, wenn man als sogenannte Theaterklasse Stücke aufführt, in denen es einen Helden, einen Antihelden und 25 Bäume/Schweine gibt.

Weiterhin habe ich die Fehlverknüpfung von G8 mit fehlender Freizeit schon recht oft gehört. Wenn jemand wegen G8 zu wenig Freizeit hat, so ist in meinen Augen oft nicht G8 schuld, sondern das Elternhaus, das den Schüler nebenbei noch in drei Sportvereinen hält, es zwei Instrumente mit Unterricht lernen und somit zeitlich dauerbeanspruchen lässt. Da würde ich mich beim Lernen auch nicht mehr konzentrieren können und über fehlende Freizeit klagen.

Um zurück zu den Lehrern zu kommen: Leider habe ich viele Lehrer eher negativ erleben müssen. Ich versuche nun im Folgenden subjektiv und wertend die Situation in verschiedenen Kursen zu beschreiben. G8, Kursstufe 1.

Lehrer 1, Geschichts-Grundkurs: Jedes zweite Mal Unterricht eine halbe Seite Aufschrieb, keine Arbeitsblätter, keine Hausaufgaben (nichteinmal lesen Sie von Seite ... bis ...), kein richtiger Unterricht und keine Antworten auf Nachfragen der Schüler. Themen werden nur oberflächlich behandelt. Die Stunden werden oft mit einem Film der Sorte Slideshow verbracht - oder fallen spontan aus. Auf eine Klausur waren keine fünf Seiten zu lernen.
Ein Grundkurs, der so viel macht wie dieser, kann genau so gut ausschlafen und hat davon mehr. Ein Parallelkurs hatte über 100 Seiten zu lernen, ich beneide diese meine Mitschüler.
Eine Besserung gegenüber dem Vorjahr war es jedoch, denn da hatten wir keine Aufschriebe sondern erhielten Arbeitsblätter mit Aufträgen wie: "Such dir deinen Schauspieler für den Achilles aus", "Welche Musik wählst du bei dieser Szene", "Welches Kostüm ziehst du Achilles bei dieser Szene an".

Lehrer 2, Geographie-Grundkurs: Unterrichtet nichts, gibt keine Blätter raus, keine Aufschriebe, beschwert sich immer über die schlimmen Schüler. Wir sollten also aus Büchern, welche wir nicht bekommen hatten, für die Klausur lernen. Wer niemanden fand, dem er das Buch abnehmen konnte, schrieb einen Unterkurs. Wunderbar.

Lehrer 3, Mathematik-Leistungskurs (Tutor): Mit hochkonzentrierter Fachkompetenz schaffte es Lehrer 3, bei gefühlt jeder Rechnung mehrere Fehler zu machen: Rechenfehler, fehlende Klammern, usw.. Wenn ein Schüler sie auf Fehler hinwies nahm die folgende Diskussion, wo der Fehler denn sei, bis zu einer halben Zeitstunde in Anspruch. Bei Klammern auf eine gerade und ungerade Zahl zu zählen ist einem Studierten aber auch nicht zuzumuten.

Lehrer 4, Latein-Leistungskurs: Oft gingen alle in die Schulkantine und aßen etwas. Einmal brachte Lehrer 4 uns Fladenbrot, Oliven und Ziegenkäse mit, das hat gut geschmeckt.

Lehrer 5, Religionskurs (zufolge Berichten): Es wurden vornehmlich Themen behandelt wie "die Hamburgeritis". Später kamen Themen aus dem Ethikkurs auf einem derart flachen Niveau, dass man sie nicht hätte behandeln brauchen.

Nundenn, es gab fairerweise auch gute Lehrer. Einer sollte genannt sein:

Lehrer 6, Physik-Grundkurs: Unterrichtete uns mit dem Leistungskursskript eines anderen Lehrers, da all seine Unterlagen bei Umbauten in der Schule verlorengegangen sind. Zudem wusste er meist besser über Chemie und Biologie bescheid als unsere dafür zuständigen Lehrer. Und er gab uns Anleitungen, wie wir uns selbst Drogen herstellen können, ein berauschender Unterricht.
 
Ich möchte mich nun auch mal zu dem Thema äußern.
Ich bin selbst Lehrer und kenne sowohl den G8- als auch den G9-Unterricht. Die Beweggründe für G8 (schnellerer Einstieg in den Beruf, Anpassung für internationalen Wettbewerb etc.) kann ich durchaus nachvollziehen. Meiner Meinung nach liegt das Problem in der Umsetzung in den Lehrplänen. In 8 Schuljahren soll der gleiche Stoff wie in 9 Schuljahren vermittelt werden. Wenn man dies über die gesamten, nun 8 Schuljahre verteilen würde, wäre dies noch machbar. Allerdings wird es, zumindest im Fach Mathematik, katastrophal, wenn dies nur in der Mittelstufe erfolgt, sprich was vorher von Klasse 5 bis 10 vermittelt wurde, nun in Klasse 5 bis 9 vermittelt wird. Und es geht erst recht schief, wenn Schüler nun vorgezogenen Schulstoff bearbeiten sollen, von der rein kognitiven Entwicklung jedoch gar nicht in der Lage sind, diesen kapieren zu können. Da kann der Lehrer noch so motiviert sein, bestimmte Themen lassen sich halt nicht soweit runterbrechen, dass es auch jüngere Schüler verstehen. Klar wird es auch da Ausnahmen bei den Schülern geben, und für die ist G8 klar von Vorteil. Der Großteil ist aus eigener Erfahrung jedoch oft hoffnungslos überfordert. Und was passiert dann? Der Stoff wird so oberflächlich bzw. auf so einem niedrigen Niveau behandelt, dass die meisten Schüler dennoch ein Erfolgserlebnis erreichen können. Das tiefere Verständnis, was jedoch für eine spätere, erfolgreiche Behandlung komplexerer Themen nötig ist, bleibt dabei auf der Strecke. Das haben mittlerweile auch die Betriebe festgestellt, die sich immer öfters über fehlende Grundlagen beschweren.
Als Abschluss meines Beitrages, wenn ich schon in die Betriebe gehe, möchte ich noch auf ein, von der Didaktik angepriesenes, Unterrichtsprinzip eingehen. Entdeckendes Lernen, bei denen die SuS im Try-und-Error-Prinzip sich Sachverhalte selbst erarbeiten, ist ja manchmal schön und gut. Aber eben nicht immer. Schüler müssen auch in der Lage sein, etwas zu kapieren, wenn es vorgegeben bzw. frontal unterrichtet wird. Dies entspricht auch der späteren Realität. Ich kann mir nicht vorstellen, dass z.B. ein Schreinermeister hingeht und seinem neuem Azubi mehrere Kubikmeter Holz hinstellt nach dem Motto „Jetzt schreinere mal los, irgendwann wirst du schon den Stuhl hinbekommen, die richtige Vorgehensweise wirst du dir schon selbst aneignen“.
 
Die Beweggründe für G8 (schnellerer Einstieg in den Beruf, Anpassung für internationalen Wettbewerb etc.) kann ich durchaus nachvollziehen.
Wie verträgt sich diese Aussage mit a) den Klagen der Betriebe und Unis, den Bewerbern würde es oftmals schlicht an der nötigen Reifen fehlen b) dem Trend nach der Schule 1 Jahr frei zu machen (egal ob in Form von Reisen, jobben oder nichts tun) und c) der weggefallenen Wehrpflicht?
 
Und es geht erst recht schief, wenn Schüler nun vorgezogenen Schulstoff bearbeiten sollen, von der rein kognitiven Entwicklung jedoch gar nicht in der Lage sind, diesen kapieren zu können. Da kann der Lehrer noch so motiviert sein, bestimmte Themen lassen sich halt nicht soweit runterbrechen, dass es auch jüngere Schüler verstehen.

Wie zum Beispiel die Vorverlegung der Stochastik von der 13 in die 6. Zumindest hatte ich mehrere Nachhilfeschüler, die in der 6. Klasse plötzlich mit der Bernoulli-Formel ankamen. Die kann man dann natürlich super erklären, wenn die nicht mal wissen was eine Potenz ist...
 
@Killfetzer: man kann hier aber abgesehen von der Matrix-Rechnung für die Binominalverteilung auch ein "Baumdiagramm" oder aber den "Würfelbecher" verwenden! *grins* (wollt mich nur mal zurückmelden) lG.HRW
 
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Wie verträgt sich diese Aussage mit a) den Klagen der Betriebe und Unis, den Bewerbern würde es oftmals schlicht an der nötigen Reifen fehlen b) dem Trend nach der Schule 1 Jahr frei zu machen (egal ob in Form von Reisen, jobben oder nichts tun) und c) der weggefallenen Wehrpflicht?
Vielleicht habe ich mich da etwas unklar ausgedrückt. Dies "waren" unter anderem mit die Beweggründe für die Einführung von G8 und sind, so bescheuert das auch ist, noch häufig ein Grund für das Festhalten an G8. Dass diese, wie du bereits erwähnt hast, nicht mehr mit der Realität zusammen passen, ist ja ein Grund, warum so viele Schulen von G8 wieder zurück zu G9 wollen. Und die Abschaffung der Wehrpflicht war zu Einführungszeiten von G8 noch kein Thema. Deshalb kann es nun durchaus passieren, dass einer bereits mit 17 Jahren regulär an der Uni studieren kann. Und ob dann ein erfolgreiches Studium in der Regelzeit erfolgt oder ob er erst mal zwei Semester benötigt, um sich von der Schule auf die Uni umzustellen, ist auch noch nicht klar.
 
Zu diesem Thema habe ich gestern zufällig mit einem Prof geredet. Laut seiner Aussage sind derzeit mindestens 25% der Studienanfänger noch nicht reif genug für ein Studium. Nur so als kleine Annekdote am Rande, ich will mir dazu selbst kein Urteil erlauben.