Amy drückte sich erneut gegen die Wand des Südeingangs. Weiter oben im Gang hörte sie bereits Schüsse. "Das ist die Chance! Zugriff!", rief Bull und drückte den Türöffner.
Sie hatten eigentlich nur den Generator aktivieren sollen, während die anderen die Androiden am Nordeingang ablenkten.
Doch sie hatten sie erneut unterschätzt. Als Amy, Chris, Bull und einige andere Söldner mit Taschenlampen oder Nachtsichtgeräten in den stockdunklen Raum stürmten, ertönten hinter ihnen Schüsse und ein halbes Dutzend Männer ging zu Boden, Blut spritzte in dünnen Fontänen aus ihren Körpern. "DECKUNG!", schrie Amy und hechtete instinktiv hinter ein metallenes Pult. In ihrem Kopf rauschte das Blut. Vorsichtig lugte sie aus ihrem Versteck und feuerte ein paar Schüsse ab, war sich aber nicht sicher, ob sie getroffen hatte. <******e, wie konnten wir nur glauben, dass die auf so einen billigen Trick reinfallen?> Das Pult dellte sich unter dem Dauerfeuer der Maschinengewehre immer weiter ein. Wenn sie sich nicht bald etwas überlegte...
<Moment...> Die Generatoren in Stützpunkten funktionierten alle nach demselben System. Man aktivierte sie, indem man einen schweren Stecker von ca. 20 Zentimetern Durchmesser in die dazugehörige Buchse steckte und zwei Hebel gleichzeitig betätigte. Das setzte die Kernfusion im Reaktor in Gang und produzierte dann binnen einer Sekunde eine gewaltige Menge Strom.
Das Beste dabei war: Für einen kurzen Moment würde von den freiliegenden Kabeln eine solche elektromagnetische Kraft ausgehen, dass sämtliche Metallteile angezogen würden - Deshalb waren auch sämtliche Pulte in diesem Raum mit mehreren Dutzend schweren Schrauben im Boden verankert. Die Androiden aber...
"Chris?" "Amy?" "Ich werde gleich den Generator aktivieren. Er wird kurzzeitig alles aus Metall anziehen, wenn er aktiviert wird, das heißt, die Androiden werden gegen den Generator geschmettert oder zumindest zu Boden geworfen. Eure Gewehre wird es auch anziehen, aber das ist unsere einzige Chance! Haltet mir den Rücken frei!" "Roger. Stand by." Einige Sekunden war nur der Kampfeslärm ringsumher zu hören. Dann ertönte Chris' Stimme wieder: "Bereit."
Die nächsten Momente liefen wie in Zeitlupe ab. Amy hechtete aus ihrem Versteck, ringsumher krachten Schüsse, dellten Wände und Mobiliar ein, starben Menschen. Der Lichtkegel der Taschenlampe, die an der Railgun angebracht war, traf den Stecker, der auf dem Boden lag.
Wie in Trance ließ sie die Railgun fallen (sie würde sie sowieso nicht brauchen), packte den Stecker mit beiden Händen und rammte ihn in die Buchse, dann sprang sie auf, ergriff die beiden roten Hebel, die in Kopfhöhe in der Nische angebracht waren, und hängte sich mit ihrem ganzen Gewicht daran.
Ein lautes Summen, dessen Frequenz immer höher wurde, erfüllte den Raum. Die Leuchtstäbe an der Decke flackerten und warfen Licht auf das Chaos, das in der Halle herrschte. Das nächste, was passierte, war, dass sämtlichen Söldnern von einer unsichtbaren Kraft die Gewehre aus den Händen gerissen wurden und auf den Generator zuflogen. Den Androiden erging es nicht anders. Einige wurden zerschmettert, der Rest wurde mit voller Wucht zu Boden gerissen.
Fasziniert starrten sie die künstlichen Körper an, die da am Boden lagen, dann fielen die Gewehre, die am Generator geklebt hatten, mit lautem Scheppern zu Boden. "Los!", schrie Chris, jeder Söldner packte die nächstbeste Waffe und feuerte auf die am Boden liegenden Androiden.
Nur Amy starrte fassungslos auf die Bruchstücke ihrer Railgun.
Als es vorbei war, versammelten sie sich in der Halle, um eine Lagebesprechung durchzuführen. "Dieser Sektor ist frei", konstatierte Bull. "Jetzt müssen wir den Zugangsweg säubern. Die Androiden sind durch ein Abwasserrohr eingedrungen, das in den Innenhof des Stützpunkts mündet. Die ganze Schlacht da draußen war nur ein Ablenkungsmanöver für DAS hier." Er deutete auf die Leichen am Boden. "Wir werden die Situation also retten. Zuerst will ich wissen, wie viele Männer wir verloren haben." "Insgesamt elf Mann", bemerkte ein Söldner. Bull nickte düster. "Und wessen Waffe ist beschädigt worden?" Amy und drei andere Söldner hoben die Hand. "Habt ihr Ersatzwaffen?" "Wurfsterne", erklärte sie, während die drei anderen die Köpfe schüttelten. "Ihr könnt euch um Verletzte kümmern. Ms. Rose, wofür entscheiden Sie sich?" "Ich werde mitkommen, um den Kanal zu verteidigen." "Und Sie sind sich der Gefahr bewusst?" "Das bin ich." Bull musterte sie einen Moment, dann nickte er. "Na gut. Also los."