Hilflosigkeit im Angesicht der Katastrophe

Sidoran

Mrs. Oblivion 2006
Gestern hat es in unserem kleinen beschaulichen Dorf eine große Katastrophe gegeben.
Es gab eine große Gasexplosion, es sind mehrere Häuser komplett eingestürzt, einige wahrscheinlich einsturzgefährdet, und es gibt wahrschein mindestens 6 Tote.
Nun ist es so das ich die Leute kannte, die da betroffen sind, nicht gut, aber ich kannte sie, es geht um eine Bäckerei, in der ich oft eingekauft und in der ich auch, wie es in einem Dorf so üblich ist einen Plausch gehalten habe.
Das ist nun ein ganz anderes Gefühl so etwas praktisch genau vor der Haustür zu haben, oder nur mal in den Nachrichten darüber zu hören. Wobei ich sowieso sehr wenig Nachrichten schau, da es meist ja nur schlimme Meldungen sind die da gebracht werden, und ich möchte garnicht immer alles wissen was so passiert.

Was mich sehr betroffen macht, ist die Hilflosigkeit die einen bzw mich befällt, da man eigentlich wirklich nicht gerade viel tun kann, um das Leid und den Schock der hier im Dorf herrscht zu mildern, da man auch erstmal genug damit zu tun hat mit seinem eigenen Schock zurecht zu kommen.

Ich bewundere und bedaure die Helfer an der Unglückstelle, in gewisser Weise beneide ich sie auch, sie können etwas tun, obwohl auch das zwiespältig ist.

Dann ist da ja auch gestern noch das Unglück mit dem Transrapid passiert, auch wieder mit sehr vielen Toten, das sollte auch nicht vergessen werden.

Irgendwie fühlte ich mich gestern so wie ich mich am 11 September gefühlt habe. Genauso fassungslos, geschockt und hilflos.

Ich möchte mich noch bei denen bedanken, die sich gestern bei uns, Argoni und mir, erkundigt haben ob wir in Ordnung sind, und mit denen wir dann auch reden bzw schreiben konnten.

PapaRoach, Jubidu, Baal, Kashinju, Nihilus
 
Fast das gleiche ist gestern in der Nähe von München passiert: Eine Metzgerei hat gebrannt und als die Feuerwehrleute den Gastank überprüfen wollten, ist er explodiert. Die Explosion war so stark, dass die Metzgerei komplett eingestürzt ist.
 
Ich wüsste nicht, wie ich mich fühlen sollte, würde soetwas bei uns in der Stadt passieren, Sido. Und ich bin froh darüber, dass ich es noch nicht in dem Maße erleben musste. Hier ist einmal ein Haus abgebrannt, wobei zwei Leute starben, aber das ist wohl nicht vergleichbar.

Erst Dienstag war mein Bruder mit seiner Abteilung an der Transrapidstrecke und fuhr auch selbst die Teststrecke. Und jetzt, ein paar Tage später, passiert das Unglück. Ob man da von Glück, Zufall oder irgendetwas anderem sprechen kann...
 
Also gesehen habe ich es gestern auch, aber das du und Argoni dort wohnen wusste ich ehrlich nicht =/ Ersteinmal gut das euch nichts passiert ist. Ich kenne das Gefühl leute zu verlieren bei uns war vor 4 Jahren (an meinem Geburtstag) die sogenannte Jahrhundertflut. Auch ich verlor Freunde.

Also weiß nicht was man da machen kann, vllt. ist es erstmal richtig sich die ganze Katastrophe anzuschauen. Ja ich konnte die Krise überwinden indem ich mit den Eltern meiner Freunde redete und Trost spendete.

(imho war der 11.September nicht so der Schock für mich, hat mit meiner persönlichen einstellung zu tun aber b.w. tut hier nichts zur Sache)
 
Mein Vater ist auch erst vor kurzem mit dem Zug gefahren, auch eine Testfahrt, er war früher Lokführer, sie sind da fast 400km/h schnell gewesen.
Ihm ist jetzt auch recht mulmig geworden, wegen dem Unglück.
Bei uns haben sie in der Nacht 2 weitere Tote gefunden. Und vorhin haben die Rettungshunde noch mal eine zeitlang gebellt, ich weiß aber nicht ob sie noch eine Person gefunden haben.
Bei mir ist immer noch die Hoffnung auf ein Wunder.
Und ich freue mich über die Begnung mit einer Frau, die ihr geschäft ganz in der Nähe hat. Ich habe sie getroffen, und wäre ihr am liebsten um den Hals gefallen, so froh war ich sie lebend und gesund wieder zusehen.
Es ist echt grauenhaft, da man die Leute kennt.
Die Anonymität der Nachrichten ist in diesem Fall für mich nicht gegeben.
Und ich wünschte mir es wäre nicht bei uns passiert, obwohl auch das sollte ich mir nicht wünschen.
Ich habe gestern noch jemanden im Dorf gesehen, der hat seinen Gartenzaun gestrichen.
Es war irgendwie seltsam, so eine profane Tätigkeit, an so einem Tag.
Aber es hat wohl jeder seine Art damit umzugehen, und so etwas zu bewältigen.
Auch ich muß nachher noch zur Arbeit gehen, und auch ich tu eigentlich die gleichen Dinge die ich auch sonst tue.
Das Leben geht weiter, und man sollte es geniessen. Denn es kann auf einmal ein Knall kommen, und alles ist vorbei.
 
Diese Explosion, die in den Nachrichten gezeigt wurde, war in eurem Dorf? Das ist ja erschreckend, gut dass euch nichts passiert ist. Aber für die Rettungskräfte und Betroffenen ist das natürlich nicht leicht. Und am schlimmsten sind die Folgeschäden, nicht nur die matierellen, sondern auch die seelischen. Ich kenne das, vor drei Wochen gab es bei uns nebenan auch eine Explosion, allerdings eine kleine im Gegensatz zu dieser Bäckerei. Dennoch nimmt einen das ganz schön mit, noch Tage danach bin ich bei jedem Mülleimerdeckel, der runtergeklappt wird, zusammengezuckt.

Ich hoffe für euch und die Betroffenen, dass ihr diese Situation gut überstehen werdet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich dachte ich sei abgehärtet... aber es ist doch etwas anderes wenn man direkt oder indirekt(also wenn man jemanden kennt) betroffen ist.
Als ich getsern von der Schule bin hab ich erstmal gewohnheitsmäßig die Nachrichten eingeschaltet...das erste was ich hörte war, dass es in Lehrberg diese Explosion gab.
Die Superprogrammdirektoren von N24 haben aber lieber erstmal zu Frau Merkel geschalten...
Auf RTL das selbe Bild:
die lustige Moderatorin von Punkt 12 moderiert lieber erstmal grinsend das Gewinnspiel und hüpft blöd auf einem Bauernhof rum als das wirklich wichtige zu zeigen.:roll:

Ich bin jedenfalls erstmal froh, dass dir und Argoni nichts passiert ist.
Ich hoffe mal, dass sich das Leben (also nicht nur der Alltag) bald wieder normalisiert
 
Für die, die es interessiert: Sicher ist, dass es 5 Tote sind...2 Männer und drei Frauen...wahrscheinlich die Bäckerfamilie...und noch ein paar andere...

Hm...ich hab das ganze in der Schule erfahren...da hat man nach mir gefragt, also ob ich anwesend sei, da Sido angerufen hatte...weil sie sich Sorgen gemacht hat...
Wär die Explosion 45 Minuten früher passiert, hätte es auch gut sein können, dass mein Schulbus genau dann an der Bäckerei vorbeigefahren wäre...
Oder noch ein (glücklicher) Zufall: 10 Minuten bevor der Gastank in die Luft flog, ist eine Grundschulklasse (Wandertag) an der Bäckerei vorbeigelaufen...ich will mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn die Klasse etwas langsamer gelaufen wäre ...

Trotzdem...das ganze...ist alles so unwirklich...ich kann mir das garned richtig vorstellen...der Tag hat so normal angefangen...dann das...

Und nochmal ein Danke von mir an Jubi und Jonas (samt seiner Mutter), die sich Sorgen gemacht und mit uns/mir gesprochen haben...die Gespräche...haben sehr geholfen... Danke! =)
 
Wie ich von der Katastrophe erfahren hab hab ich auch sofort an euch gedacht...
Ich war doch erleichtert, als ich dann am nachmittag endlich von euch gehört hab, dass euch nichts passiert ist...

Aber dem Radio-Moderator gestern, der die Frechheit besaß, während der Bergungsarbeiten eine der BRK-Hundeführerinnen per telefon zu interviewen, und sie somit von ihrer Aufgabe abgehalten hat, dem wär ich am liebsten an die Gurgel... als ob eine Katastrophe nur dazu gut ist, Einschaltquoten zu erhöhen... und für heut mittag haben sie live eine talksendung angekündigt... ich habs mir nicht angetan, hätte mich nur wieder drüber aufgeregt...
 
Da kann ich Jubidu nur vollstens zustimmen. Ich hasse es wenn so Leute am Unglück anderer weiden. Berichterstattung ist ja ok, sie sollte aber nicht behindern.Und vorallem nicht so reißerisch sein. Auch ich bin froh, das euch nicht passiert ist.
Auch ich kenne einiges an "Unglücksfällen", als ich noch bei meinem Eltern in unserem Dorf gelebt habe, gab es auch eine Gasexplosion (zwar eine kleine im Gegensatz zu der bei euch, aber den Knall habe ich heute nicht vergessen, es gab auch dort einen Toten zu beklagen)Oder das Haus, das neben dem Auto meines Mannes explodierte(wiederum aufgrund von Gas, aber in dem Fall wollte sich jemand umbringen)Oder als wir den Tagesbruch in Wattenscheid hatten, war eine Bekannte direkt betroffen (ihr Auto lag etwa 300m tiefer)

Solche Dingen sind wirklich schlimm und sie bleiben einem immer im Gedachtnis haften, aber man lernt gottseidank damit zu leben. Am schlimmsten ist wirklich dieses Gefühl nichts tun zu können.

Aber wie gesagt ich bin ausserordentlich froh, das euch nichts passiert ist und auch ich hoffe das alle diese Geschnisse einigermassen verarbeiten können.
 
Hab bis jetzt noch nichts davon gehört. Kommt aber sicher am abend in den Nachrichten.
Ich hoffe, euch, Sido und Argoni, geht es bald wieder gut. Es ist wirklich hart jemanden zu verlieren den man fast Täglich gesehen hat.
Mir selber ist nichts vergleichbares wiederfahren, aber ich kann mir vorstellen, wie es ist.

ich finde man sollte Gastanks jeden 2. monat inspizieren, nach lechs ausschau halten etc.

Die Schulklasse hatte wirklich glück. So eine Klasse umfastt ja mehr als 20 kinder, die wären wahrscheinlich alle tot gewesen.

Edit: Das beste was man machen kann, wäre mit Leuten sprechen und dem Mediengehacke entfliehen.
 
Sidoran, Argoni, ich wünsche euch auch dass ihr möglichst schnell darüber hinwegkommt.

Das mit der Medienberichterstattung ist immer so ein Problem. Die Sender SIND nur auf Einschaltquoten aus. Und deswegen sind viele Beiträge möglichst reißerisch aufgemacht (vor allem in den Privatsendern). Aber gestern hat mich auch wieder mal das ZDF enttäuscht, da auch der dortige Bericht (um 14:00 Uhr) sehr reißisch war. Es wurde zum Beispiel von bis zu 11 Toten gesprochen und dass noch immer Explosionsgefahr bestehe. Allerdings sind neben der Bäckerei schon Feuerwehrleute ohne Schutzkleidung rumgelaufen und das hätten die nicht gemacht, wenn Ex-Gefahr bestehen würde.
 
Es sind jetzt 5 Tote, die Bäckerfamilie und 3 Angestellte.
Es bestand tatsächlich die Gefahr einer weiteren Explosion, da der Tanklastwagen, der zur Untersuchung des Gastanks gekommen war, noch voll befüllt mit Flüssiggas in den Trümmern der Unglückstelle lag.
Er würde den ganzen Tag über mit Wasser gekühlt, allerdings war die Gefahr nicht sehr groß. Es spricht für die Konstrukteure solcher Tanklaster, das er neben der Explosion stand und nicht gleich mit explodiert ist.

Ich verfolge hin und wieder die Berichterstattung auf Antenne Bayern, im Radio, und die ist eigentlich recht informativ gehalten.

@ Jubidu: Die Hundeführer haben die meiste Zeit nichts zu tun, sie müssen meist erst darauf warten das etwas freigeräumt ist, und alle Helfer die abzusuchende Stelle geräumt haben, es müssen dann auch noch die Maschinen und Geräte abgeschaltet werden, bevor die Hunde mit ihren Führern zum Einsatz kommen. Auch können die Hunde nicht ständig im Einsatz sein.
Insofern, jkann so eine Hundeführerin durchaus mal interwiet werden.

Für alle die es interesiert, Berichterstattung Antenne Bayern

http://www.antenne.de/antenne/news/bayernnews1/index.php
 
Oh, ich wusste garnicht, dass du dort wohnst...

Ich kann mir gut vorstellen, wie ihr euch fühlt, da vor ein paar Wochen einer aus unserer Nachbarschaft gestorben ist, den ich vom Zeitungaustragen her kenne.

Es tut mir leid und ich hoffe ihr werdet darüber hinwegkommen... :sorry:
 
dem kann ich mich nur anschließen....ich hatte mal in meiner alten nachbarschaft(da war ich 10)einen freund(13)mit dem ich oft fußball gespielt habe, der sich dann allerdings erschossen hat...wir waren nicht die engsten freunde aberhin haben wir oft zeit miteinander verbracht....ich kann also in etwa anchvollziehen wie ihr euch fühlt.......
 
Ich kann das auch nachvollziehen. Gerade, weil ich sehr schreckhaft bin und mich so eine Gasexplosion, wenn ich nicht gerade im Explosionsherd stehen würde, auch in 1 Kilometer Entfernung panisch gemacht hätte.
Ich hätte mir Sachen ausgemalt wie mehrere dutzend Tote. Furchtbar verstümmelte Schulkinder und noch Schlimmeres.
Ich sehe seitdem eine Lack- und Cockpitsprayfabrik bei uns mit GANZ anderen Augen. Und das auch wegen eines Gastanks davor.

Cherubion
 
Es sind nun einige Tage vergangen, und es stellt sich langsam wieder so eine Art Normalität hier ein.
Es kommt ja auch nichts mehr in den Medien, zum Glück.
Aber hier in Lehrberg ist das Ganze sicher noch nicht vergessen.
Einige Tage hat hier wirklich die Trauer und der Schock wie eine Glocke über dem Ort gelegen.
Viele haben ihrer Trauer dadurch Ausdruck verliehen, indem sie Blumen, Kerzen und Briefe an die Unglücksstelle gebracht haben, auch Argoni und ich.
Einer dieser Zettel wird mir wohl ewig in Erinnerung bleiben.
Darauf steht,

Die Engel haben wohl gerade Pause gemacht.
 
Ja. Mit dem Trauergottesdienst wurde erst einmal das "Trara" darum beendet. Selbstverständlich bete ich für die Opfer und das das Thema endgültig geklärt ist, so dass es für längere Zeit aus den Nachrichten verschwinden kann.

Na ja. Bis der Prozess gegen die Betreibergesellschaft wg. "Fahrlässiger Tötung in 23 Fällen" ansteht.


Cherubion
 
Vielleicht haben es einige von euch mitbekommen: In Emsdetten gab es einen Amoklauf an einer Schule. Es ist züm Glück niemand bis auf den Amokläufer bestorben. (Infos hier)

Tja, das ist der Grund, warum ich diesen Thread wieder ausgrabe. Emsdetten liegt 5 Kilometer von meiner Arbeiststelle entfernt, 14 km von meinem Haus. Zwar kenne ich niemanden dort persönlich, aber ich bin noch immer geschockt. Ich weiß natürlich, dass niemand davor sicher ist, aber dennoch glaubt man nie so recht daran, dass es auch mal in der Nähe sein kann. Klar, in Amerika passiert so etwas. Tja, und Erfurt, das muss wohl eine Ausnahme sein. Aber das ein Amoklauf hier statt findet, das nimmt mich ziemlich mit. Mal schauen, was ich in den nächsten Tagen erfahre.
 
Das schockt schon ziemlich. Hat jetzt zwar nichts mit Toten zu tun, aber ich denke da fühlt man sich ähnlich:
Ich hatte auf der Grundschule einen Kumpel, der immer total nett war und ich fand ihn halt auch sehr nett. Wir haben uns dann aber leider aus den Augen verloren, weil wir auf verschiedene Schulen gewechselt sind.

Jetzt vor einiger Zeit war ich nochmal in meiner alten Schule und habe Neuigkeiten über ihn gehört: Er hat ein Mädchen vergewaltigt, und sitzt im Jugendgefängnis.

Ich war so geschockt! Ein Junge den ich schon so lange kannte. Ich denke das war ein ähnliches Gefühl, wie wenn man erfährt das so etwas passiert.