2. Ich hab nichts gegen die Musik, ich versteh' nur nicht warum sie Standard ist im Genre.
Man muss immer bedenken, dass die Epoche, in der die Welt gewesen ist, kurz bevor USA und China beschlossen, Bomben zu werfen, in etwa mit der der 50'er und 60'er Jahre gleichzusetzen ist. Die 50'er und 60'er bargen den Auftakt und erste Höhepunkte des Kalten Krieges, in welchem ein Atomkrieg zu vielen Zeitpunkten wirklich wahrscheinlich war. Gleichzeitig lief zu dieser Zeit meistens eben Jazz und Swing im Radio. Fallout stellt also damit durch das relativ "retro" erscheinende Städte- und Menschenbild der Vorkriegs-Falloutwelt mit der realen Welt der 50'er und 60'er auf eine Stufe, nur mit dem Unterschied, dass der Krieg stattgefunden hat und wir somit nur die verwüsteten Überreste zu sehen bekommen. Die Musik dient imho dazu, zu vergegenwärtigen, dass der Krieg auch hätte in den realen Sechzigern stattfinden können. Und die Musik passt sehr gut dazu, finde ich.
Die Musik von GNR lässt sich grob in zwei Teile teilen, die jeweils ihren Teil der Atmosphäre des Spiels nicht nur unterstützen, sondern verstärken.
Eine der Gruppen - die fröhlichen, optimistischen, Stimmung machenden Titel (als Beispiele nenne ich da mal 1.
Cole Porter - Anything Goes, 2.
Let's Go Sunning und 3.
Danny Kaye & The Andrews Sisters - Civilization) - dient dazu, einen Kontrast zur Realität herzustellen. Wer käme auf so eine Idee? Jemand, der für Swing, Boogie, Jazz usw. zu begeistern ist, bekäme da bestimmt nicht übel Lust, eine Runde mitzupfeifen oder loszutanzen. Wenn da die Landschaft nicht wäre, die durch Zerstörung und Verderben und Einöde geprägt ist. Die Musik verstärkt also sozusagen den Eindruck der Landschaft. Dadurch, dass die Musik so fröhlich ist, bekommt man erst richtig mit, wie
****ed up die Welt wirklich ist. Und dass man lieber an jedem anderen Zeitpunkt vor 2077 geboren sein möchte, als jetzt.
Die andere Gruppe - ich kann sie schwer beschreiben. Es sind Titel, die trist klingen und doch irgendwie eine Art Motivation rüberbringen, weiterzumachen. Die Message, die ich von Titeln wie
Billie Holiday - Easy Living oder
The Ink Spots - I Don't Want To Set The World On Fire beim Spielen erhalten hab, war: "
Die Welt ist im *****. Jo, das ist sie. Aber du kannst was dran ändern und vor allem, du kannst drin leben. Besser als nix." Ein Art nüchterner, aber vorwärts blickender Realismus, von der ich glaube, dass sie so gewollt ist und die ich für einen Geniestreich bei der Musikzusammenstellung in Fallout 3 halte, genau wie der starke Kontrast bei der ersten Gruppe gewollt scheint und genauso gelungen ist.
Darum gehört sie zu Fallout, Nilez ^^
(Hat das hier jemand eigentlich auch so empfunden wie ich oder hab ich nur wieder einmal den Beweis, dass ich dazu neige, in atmosphärisch herausragenden RPGs gleichsam zu versinken? T-T)
* Eternus is now playing: The Ink Spots - My Prayer