So, dann will ich mal zumindest die Flucht zu ende bringen. Zum Glück arbeitet Ash noch nicht lange für mich, da gibt es noch nicht so viel zu erzählen.
TAG 1 (Fortsetzung):
"Wir sind aber ganz schön weit weg von Hammerfell, nicht wahr?", bemerkte der Soldat ein wenig misstrauisch, ehe er sich seiner Vorgesetzten zuwandte:
"Was sollen wir mit ihr machen? Sie steht nicht auf der Liste."
"Sie saß auf den Wagen, also kommt sie unter die Axt. Liste hin oder her."
"Zu Befehl, Frau Hauptmann!", salutierte der Soldat zerknirscht. Fast tat er mir leid. Wir sollten also hingerichtet werden? Na, der Tag fing ja gut an.
Nach der Anwesenheitskontrolle standen wir also hintereinander aufgestellt vor dem Henker, sein riesiges Beil glänzte in der Morgensonne. Ich bekam gerade noch mit, wie sich ein Offizier in goldener Rüstung mit diesem Ulfric unterhielt, wobei es wohl eher ein Selbstgespräch war, hatte der ehemalige Jarl schließlich immer noch den Knebel im Mund, damit auch ja nicht widersprechen könne. Doch dann wurde der erste Todeskandidat aufgerufen. Selbstbewusst lächelnd ließ er sich auf den Block trappieren. Er konnte gerade ein letztes Gebet an Talos richten, da war es auch schon vorbei. Ich musste den Blick abwenden, soviel Gewalt hätte ich den Kaiserlichen nicht zugetraut. Ich kannte sie aus den alten Geschichten, in denen sie immer als Helden in schillernder Rüstung auftraten, nicht als gnadenlose Schlächter. Aber anscheinend galten in dieser Welt andere Regeln.
"Rothwadone, du bist dran!" holte mich die Stimme des Hauptmanns in die Realität zurück. In dem Moment ertönt aus der Ferne ein Geräusch. Irgendeine Art Schrei. Wir sahen uns um, aber nichts war zu sehen.
"Hast du nicht gehört? Du bist dran, Rothwadone!"
Das war es dann also. Eben noch auf der Flucht vor einem Krieg, sollte ich nun also unter der Axt eines kaiserlichen Henkers sterben, nur weil ich überleben wollte. Das konnte doch wohl nur ein Scherz sein, sein ganz schlechter, grausamer Scherz.
Ich kniete mich vor den Block und legte meinen Kopf zurecht. In der Schale rollte immer noch der Kopf meines Vorgängers herum. Den hätten sie ja zumindest vorher wegräumen können, die Schweine. Dann würde ich jetzt wohl gleich meine Eltern wiedersehen. Was sie wohl davon dazu sagen würden, dass ihre einzige Tochter auf so eine billige Art und Weise ihr Leben lassen musste?
Der Henker erhob seine Axt und holte zum Schlag aus ...
Plötzlich ertönte erneut der Schrei, diesmal klang es deutlich näher. Dann bebte die Erde. Und schließlich sahen wir ihn - den Drachen!
Eine gewaltige schwarze Gestalt setzte sich auf das hinter uns und schrie so laut, dass selbst der riesige Henker ins Taumeln geriet. Statt mich also ins Reich meiner Ahnen zu schicken, zog er es stattdessen vor, mit den anderen aufgeschreckt im Dorf herumzurennen. Das änderte meine leider nur geringfügig. Statt enthauptet würde ich meinen Eltern dann wohl gegrillt gegenüberstehen - gegrillt von einer Bestie alter Tage, die bis eben noch als ausgestorben galt. Der Tag wurde immer verrückter.
"Na komm schon, Mädchen!", erkannte ich Ralofs Stimme, der auf mich zu rannte und mir beim Aufstehen half, "So eine Chance bekommen wir nie wieder."
Ich folgte dem Nord zu einem Wachturm, in dem noch ein paar andere Flüchtlinge warteten und ihre Wunden versorgten - zusammen mit Ulfric Sturmmantel höchstpersönlich. Er konnte sich inzwischen von seinen Fesseln befreien und blickte hinaus ins Freie, wo inzwischen das reinste Chaos herrschte. Wer sich nicht retten konnte, wurde gnadenlos verbrannt. In den Augen des Jarl erkannte ich eine gewisse bitte Genugtuung. Dieser Mann war auch nicht viel besser als dieser goldschimmernde General von vorhin, das war jetzt klar. Da stritten sich zwei Wölfe um ein erlegtes Reh.
Es blieb nicht viel Zeit, um über die Sinnlosigkeit des Krieges zu philosophieren. Zusammen mit Ralof stürmten wir die Treppe hinauf, als schon wieder die Erde bebte. Noch weiter hinauf kamen wir nicht, weil Geröll den Weg versperrte. Als ich aus dem Fenster sah, blickte ich dem Drachen genau in seine garstige Visage. Ich konnte gerade noch zur Seite springen, sonst wäre ich von seinem Feueratem in Asche verwandelt worden.
Der Drache flog weiter und gab den Blicke auf die brennenden Überreste eines Gasthauses wieder, etwa ein bis zwei Meter entfernt. Mit einem ordentlichen Sprung konnte ich vielleicht hinüberkommen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, nahm Anlauf ...
und sprang. Um ein Haar hätte ich mein Ziel verfehlt, aber ich konnte mich gerade noch an einem Querbalken festhalten und hochziehen. Ich kämpfte mich durch Feuer und Qualm ins Erdgeschoss und rannte über den zerstörten Dorfplatz auf den nächsten Unterstand zu, wo gerade der Soldat von vorhin dabei war, einen kleinen Jungen in Sicherheit zu bringen. Das arme Kind war völlig verängstigt. Was musste die Armee auch ausgerechnet in einem Dorf voller unschuldiger Menschen kampieren, von dem Drachenmonster mal ganz zu schweigen.
"Wie ich sehe, sitzt der Kopf noch auf deinen Schultern.", witzelte der Soldat, als er mich bemerkte, "Gut für dich!"
"Dafür werde ich jetzt vermutlich zusammen mit allen anderen als Drachenhäppchen enden.", erwiderte ich wenig erheitert. Der Soldat lächelte bitter.
"Bleib in meiner Nähe, dann passiert dir schon nichts !", versprach er nicht wenig überzeugend, aber ich hatte ohnehin kaum eine andere Wahl.
Das Dorf war längst kaum noch mehr als solches zu erkennen. Herumliegende Geröllhaufen und Überreste verbrannter Holzhütten machten unsere Flucht zur Festung zu einem Spießrutenlauf. Alle paar Meter mussten wir uns hinkauern, um nicht von dem Drachen erwischt zu werden. Wie konnte man nur so verdammt wütend sein?
Endlich an der Festung angelangt stellte sich uns Ralof entgegen, der sich von irgendwoher eine Kriegsaxt besorgt hatte und nun mit dem Soldaten stritt. Danach liefen sie jeweils in eine andere Richtung und hießen mich beiden, ihnen zu folgen. Ralof schien ein netter Kerl, doch sein Anführer - dieser Ulfric - war mir nicht geheuer. Der Soldat widerum, der sich mir zwischenzeitlich als Hadvar vorgestellt hatte, hatte mich einerseits heil zur Festung gebracht, gehörte andererseits aber zur Kaiserlichen Armee, die mir um ein Haar den Kopf abgehackt hätte. Und wer sagte, dass man das nicht später nachholen würde. Aber dennoch, dieser Ulfric ... .
Ach, was soll's, sterben müssen wir alle irgendwann. In der Gewissheit, es später noch einmal zu bereuen, folgte ich Hadvar ins Innere der Festung.
"So, fürs Erste sind wir wohl sicher.", bemerkte Hadvar erleichtert und zog sein Schwert, "So, und jetzt befreien wir dich erst einmal von deinen Fesseln. Du wirst deine Hände noch brauchen. In der Kiste da vorne müsste sich Ausrüstung befinden. Zieh dich um und schnapp dir eines der Schwerter. Inzwischen versuch ich, das Gitter da hinten zu öffnen."
In der Truhe lag tatsächlich eine komplette Rüstung nebst Schwert. Ich dachte nicht lange darüber nach, ob mich der Soldat beim Umziehen beobachtete - sollte er mir doch auf den nackten Hintern starren, wenn er nichts Besseres zu tun hatte, und wechselte die die stinkenden Gefängnisklamotten gegen die nicht unbedingt hübschere Soldatentracht. Danach wog ich noch einmal das Kurzschwert in meiner Hand. Ich war mit diesen Dingern nicht wirklich vertraut, aber fürs Erste musste es wohl gehen.
Hadvar hatte inzwischen das Gatter hochgezogen und führte mich nun einen kurzen Gang entlang, an dessen Ende ein weiteres Gitter den Weg versperrte. Auf der anderen Seiten hörten wir Stimmen.
"Sturmmäntel!", flüsterte mir Hadvar zu und hieß mich, mein Schwert zu ziehen. Kaum war das Gitter offen, stürmten wir auch schon los. Ich geriet an einen Kämpfer mit einem Streithammer, der aber zum Glück nicht besonders schnell. Mit einem kleinen Feuerzauber, der mir mal ein alter Magier beigebracht hatte, und den ich sonst nur verwendete, um ein Lagerfeuer zu entfachen, blendete ich den Kerl und rammte ihn dann mit meiner Rechten das Schwert in die Brust. Das ging leichter, als ich gedacht hätte. Ich hatte tatsächlich gerade meinen ersten Menschen getötet, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Instinktiv wusste ich sogleich, dass dies nicht der letzte sein würde.
Im nächsten Gang standen wir wieder einer Gruppe Feinde gegenüber, doch ehe sie uns angreifen konnte, wurden sie unter einem Haufen Geröll begraben. Offensichtlich hatte der Drache immer noch nicht genug.
Durch eine Tür gelangten wir in einen Lagerraum, doch waren wir nicht die Ersten. Langsam wurde ich wütend. Hatten wir denn nichts Besseres zu tun, uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Da draussen wütete ein Drache, verdammt nochmal. Dem war es egal, welche Rüstung wir trugen. Aber erklär das mal diesen Narren.
Nachdem wir auch diese Gruppe nach Sovngarde geschickt hatten, sammelten wir noch schnell alle Heiltränke ein und hetzten eine Treppe hinunter.
"Dort geht es zur Folterkammer", erklärte mein Begleiter, "Nicht gerade etwas, worauf es sich stolz zu sein lohnt." Nachdem, was ich bis dahin erlebt hatte, konnte mich gar nichts mehr erschüttern. Schon jetzt war mir klar, dass mich dieser Albtraum bis ans Ende meiner Tage verfolgen würde. Wenn ich überhaupt so lange warten müsste.
In der Folterkammer angekommen, gerieten wir abermals in einen Kampf. Der Folterknecht und sein Gehilfe schienen aber keine echten Schwierigkeiten mit ihnen zu haben, so dass das Spektakel schnell vorbei war. Während Hadvar noch mit dem Alten redete, schaute ich mich um. Bei einer Leiche fand ich einen Pelzschild, den ich mir gleich anlegte. Auch ein paar Dietriche, Goldmünzen sonstige Wertsachen landeten in meiner Tasche. Dann war noch ein Buch, irgendwas von einem Drachenblut. Ich wusste nicht warum, aber es klang interessant. Also steckte ich auch dieses ein. Vielleicht bekam ich ja noch die Gelegenheit, es zu lesen.
In einem der Folterkäfige lag neben der Leiche eines Magiers, der laut des Folterers "die ganze Nacht geschrien hatte", noch weiterer Krempel. Also versuchte ich mich gleich mal im Schlossknacken. Und tatsächlich gelang es mir sogar auf Anhieb. Ich entwendete dem Toten also sein Hab und Gut - womit ich nun auch Leichenschändung von der Liste der Unsäglichen Dinge streichen konnte, die ich heute noch tun würde - und folgte Hadvar und dem Gehilfen des Folterers in den nächsten Gang vorbei an leeren Käfigen und solchen mit weiteren Folteropfern darin. In einer Zisterne angekommen erwarteten uns weitere Sturmmäntel, und diesmal waren auch ein paar Bogenschützen dabei. Ich beschloss, diese den beiden Soldaten zu überlassen und sprang stattdessen hinunter ins Wasser, um mich dort einem weiteren Hammerschwinger zu stellen. Da ich mit dem Schild keine Hand zum Zaubern übrig hatte, versuchte ich ihn eben zu zermürben, indem ich so viele seiner Schläge wie möglich abblockte, was mangels Ausdauer und Erfahrung aber nicht so einfach war. Doch dann gelang mir, durchzubrechen, und meine Klinge schnitt in sein Fleisch. Ich schöpfte kurz Luft und kam dann den anderen Beiden zu Hilfe.
Nachdem es endlich vorbei war, verabschiedete sich der Gehilfe von uns. Ihm war die ganze Aufregung wohl doch zu viel. Mal wieder typisch. So, wo lagen denn jetzt gleich die Bogenschützen herum?
Lächelnd erblickte ich das Objekt meiner Begierde und griff zu. Es war nur ein sehr einfaches Modell, aber immerhin Bogen. Endlich eine Waffe, mit der ich umgehen konnte. Ich steckte noch so viele Pfeile wie möglich ein und lief dann Hadvar hinterher, der an einer Zugbrücke wartete, die er daraufhin mit einem Hebel herunterließ.
Kaum waren wir auf der anderen Seite angelangt, löste sich unter lautem Grollen ein großer Felsbrocken von der Decke und zerstörte die Brücke. Unter der Brücke entdeckte ich kleinen Durchgang. Neugierig, wie ich war, ließ ich Hadvar stehen und sprang stattdessen hinunter und krabbelte durch das Loch. Ich stieß auf ein Skelett, dass hier wohl schon länger vor sich hinfaulte, und auf ein Säckchen Gold. Zumindest würde ich mit Geld in der Tasche sterben.
Die Katakomben der Festung waren nun endgültig in eine natürliche Höhle gegangen. Unter uns ergoss sich ein kleiner Rinnsal, und überall hingen riesige Spinnweben. Leider waren auch ihre Besitzerinnen nicht weit, wie wir schon bald erkannten.
Doch Riesenspinnen gab es auch in Hammerfell, und da waren sie kein allzu großes Problem für mich. Selbstsicher nahm ich also meinen Bogen, um Hadvar, der sich mit seinem Schwert auf die Viecher stürzte, den Rücken freizuhalten. Tatsächlich lagen die fleissigen Weberinnen kurz darauf in ihrem eigenen Dreck.
"Hoffentlich sind wir hier bald draussen.", seufzte der Soldat, "So langsam hab ich die Schnauze voll."
Doch leider war es noch nicht vorbei. Direkt vor uns hielt eine Bärin ihr Verdauungsschläfchen, was wir nicht unbedingt stören sollten. Hadvar war zwar dafür, sich einfach an ihr vorbei zu schleichen, aber das Risiko war mir zu groß. Am Ende würde sie doch noch erwachen, und dann hätten wir sie im Rücken. Nein, stattdessen griff ich erneut nach meinem Bogen und legte einen Pfeil auf. So weh es mir auch tat, aber ich wollte heute einfach kein Risiko mehr eingehen. Ich schoss.
Leider vergaß ich, dass Bären ein deutlich dickeres Fell als Frostspinnen hatten, so dass ihn der erste Schuss lediglich verwundete - und aufweckte. Zum Glück war das Tier recht langsam, so dass ich noch genug Zeit für zwei weitere Versuche hatte. Das war gerade nochmal gutgegangen. Und so konnten wir endlich die verdammte Höhle verlassen. Draussen war es bereits später Nachmittag. Nicht mehr lange, bis es dunkel wurde, aber immerhin sahen wir nochmal Tageslicht - und den Drachen, dem wohl endlich die Lust vergangen war. Ohne sich weiter um uns oder sonst irgendwas zu kümmern, flog er dem Horizont entgegen, hinter dem er schließlich verschwand. Wir hatten es geschafft.
"Endlich wieder frische Luft.", bemerkte Hadvar erleichtert, "Ich dachte schon, wir kämen aus diesem stickigen Loch nie wieder heraus. Wenn ich mich hier so umsehe, sind wir nicht weit von Flusswald entfernt, meinem Heimatdorf. Mein Onkel ist dort Schmied. Bei ihm können wir uns ausruhen und unsere Vorräte aufstocken. Du kannst meinetwegen natürlich hingehen, wohin du willst. Ich hab keinerlei Interesse daran, dich weiter als Gefangenen zu betrachten, zumal ich ohne deine Hilfe jetzt vermutlich tot wäre. Aber wenn du mit mir kommen willst, hätte ich auch nichts dagegen."
Natürlich begleitete ich ihn auch weiterhin. Es war ja ohnehin der einzige sichere Weg weit und breit, und gegen eine bessere Rüstung hätte ich auch nichts einzuwenden.
"Sag mal, was ist hier eigentlich los?", fragte ich den Soldaten unterwegs, "Warum schlagen sich die Nord und das Kaiserreich hier die Schädel ein?"
"Im weitesten Sinne sind wohl die Thalmor schuld. Der Krieg in Cyrodiil war grauenvoll und hätte uns wohl alle vernichtet. Das Weißgoldkonkordat - der Vertrag mit dem Altmeribund - war unsere einzige Rettung. Allerdings beinhaltet dieser Vertrag auch das strikte Verbot, weiterhin Talos anzubeten, der in den Augen der Hochelfen eine Beleidigung ist. Ausgerechnet ein Mensch, der zum Gott wurde.
Jedenfalls akzeptierte der Kaiser die Bedingungen, und Großkönig Torryg hatte keine andere Wahl, als mitzuziehen. Das wiederum passte einigen Nord natürlich überhaupt nicht, allen voran Ulfric Sturmmantel, der sofort eine Rebellion anzetteln wollte. Da er allerdings nicht wirklich viele Fürsprecher fand, wollte er ein Exempel statuieren. Darum reiste spontan nach Einsamkeit und schrie den Großkönig zu Tode. Und das ist durchaus wörtlich gemeint. Und plötzlich hatte Ulfric die Aufmerksamkeit, die er wollte. Zum Glück gelang General Tullius irgendwann, Ulfric festzunehmen. Und den Rest der Geschichte kennst du ja."
"Meinst du, dieser Drache hat etwas mit diesem Ulfric zu tun?", fragte ich weiter, doch Hadvar zuckte nur mit den Schultern.
"Wundern würde es mich nicht. Immerhin ist er ja rechtzeitig genug aufgetaucht, um ihn vor seiner Enthauptung zu bewahren. Ich schätze mal, Tullius wird dieses Geheimnis auch gerne lüften wollen, und er hat deutlich bessere Möglichkeiten als wir. Vielleicht solltest du dich ihm anschließen. Fähig genug scheinst du ja zu sein."
"Ich? Ein kaiserlicher Soldat? Soweit ich weiß, wollten deine Kumpels mich eben noch einen Kopf kürzer machen, und jetzt wollt ihr mir sogar einen Helm draufsetzen?"
"Ich gebe zu, wir haben uns heute nicht gerade von der besten Seite gezeigt, aber du sollst zumindest darüber nachdenken. Im Moment können wir jeden Mann und jede Frau brauchen, die wir kriegen können. Besonders jetzt, wo jetzt schon Drachen auf uns losgehen, die es eigentlich gar nicht mehr geben sollte. Aber lass uns erst einmal weitergehen. Wir müssten bald da sein."
Unterwegs erspähten wir noch die gewaltigen Zinnen des Ödstürzhügelgrabes, in dem angeblich die Untoten umgingen. Mich schüttelte es am ganzen Körper.
Ansonsten war es allerdings eine sehr hübsche Gegend. Gemächlich wanderten wir an einem in der Abendsonne glitzernden Bach entlang, als hätte es den Drachenangriff auf Helgen und unsere spätere Flucht nie gegeben. Bei einer kleinen Ansammlung seltsamer Steine mit leuchtenden Gravuren und je einem etwa kopfgroßen Loch am oberen Ende legten wir eine kurze Rast ein.
"Dies sind die Wächtersteine. Sie sind überall im Himmelsrand finden sollen angeblich Glück bringen."
Vorsichtig näherte ich mich ihnen und las die Schrifttafeln zu ihren Füßen: Die Diebin, der Magier und der Krieger. Nach alldem, was ich bisher erlebt hatte, könnte man mich wohl am ehesten als Krieger bezeichnen, obwohl ich eigentlich keine große Lust verspürte, in diesen wahnsinnigen Krieg mit hineingezogen zu werden, aber wahrscheinlich war es ohnehin schon zu spät.
Ich legte meine Hand langsam auf den Kriegerstein und fuhr mit den Fingern über die Gravur, als der kalte Stein plötzlich aufleuchtete und einen bläulichen Lichtstrahl gen Himmel schickte. Unglaublich!
Unterwegs erledigten wir noch ein paar Wölfe, denen ich als Jägerin aus Leidenschaft natürlich noch eben das Fell abzog, und kurz darauf erreichten wir auch schon das malerische kleine Dorf Flusswald. Für einen kurzen Moment hatte ich Angst, dass dieser Drache auch hier gewütet hätte, aber zum Glück irrte ich mich.
Hadvar stellte mich seinem Onkel Alvor und dessen Familie vor, die uns dann freundlich bei sich willkommen hießen. Während Hadvar seinem Oheim von den Ereignissen in Helgen berichtete, brachte uns seine Frau Brot, Käse und ein paar Flaschen Met. Normalerweise hielt ich nichts von dem Zeug, aber zur Feier des Tages wollte ich mal nicht so sein. Wer eine Enthauptung und einen riesigen Drachen überlebt, kommt auch mit einem Kater zurecht.
"Wie ich höre, habt Ihr meinem Neffen das Leben gerettet.", spracht Alvor schließlich zu mir, "Dafür bin ich Euch sehr dankbar, junge Frau."
"Ich würde eher behaupten, dass wir uns gegenseitig beschützt haben. Ich bin definitiv nicht der schillernde Held, als den ich hier dargestellt werde."
"Und dennoch habt Ihr Eure Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Von daher möchte ich Euch um einen Gefallen bitten."
"Was für einen Gefallen?", fragte ich misstrauisch.
"Wenn wir neben den Rebellen nun auch noch Drachen und wer weiß was sonst noch am Hals haben, stecken wir in großer Gefahr. Flußwald ist völlig schutzlos. Jemand muss nach Weißlauf reisen und dem Jarl Bericht erstatten. Er soll uns ein paar Wachen schicken, ohne sind wir verloren."
Und so wurde ich also doch noch zu einer Schachfigur in diesem gewaltigen Schicksalsspiel, dass für mich noch eine Menge Aufgaben bereithalten sollte. Ich ließ mir von Alvor noch die aktuelle Lage in Himmelsrand erklären, ehe ich mich völlig erschöpft zum Schlafen zurückzog. Natürlich würde ich diesen armen Leuten helfen, wenn es in meiner Macht stand, aber dies würde ich keineswegs unvorbreitet tun.