Was passiert mit unserem TV?

zum Glück ist jetzt die EM, damit steigt das iveau von einigen Fernsehsendern auch wieder sehr, obwohl das eigentlich echt ein Armutszeugnis ist, aber ein Grund für mich in den nächsten Wochen viel mehr TV zu sehen als sonst! :-D
Was sagt ihr dazu??

Niveau != Unterhaltungswert des Programmes
 
Der Unterhaltungswert eines Programms sagt nichts über das Niveau aus. Nur wenn der Wahrheitsgehalt der Aussagen in so Sendungen wie "Welt der Wunder" oder "Galileo" stets von "Drittexperten" bestätigt werden kann, dann hat die Sendung Niveau.


Cherubion
 
Sicherlich haben sich einige von euch grade die 'Diskussion' zwischen Marcel Reich-Ranicki und Thomas Gottschalk bezüglich des deutschen Fernsehens angetan... hier mal meine Meinung dazu (aus meinem Blog)

Deutsches Fernsehen - Der Verfall, neuer Katastrophenfilm von und mit Thomas Gottschalk

Ach nein… stimmt ja gar nicht, es war ja eine ‘intellektuelle Diskussion’.
Arm.
Die ‘Diskussion’ zwischen Reich-Ranicki und Gottschalk, die diesen Titel nicht verdient hat, war einfach arm. Ranicki hat in einer bei weitem zu kurzen Zeit vergeblich versucht gegen Gottschalks leere Worte anzureden.
Schöne Worte ohne jeglichen Inhalt - Gottschalk hat damit verkörpert, was das deutsche Fernsehen mittlerweile ausmacht.
Ranicki hat recht, in allen Punkten. Aber keiner sieht das ein, will das einsehen.
Es ist schade, dass selbst die letzten intelligenten Menschen wie Ranicki sich mit solch hohlen Menschen wie Gottschalk rumschlagen müssen. Ich will nicht behaupten, dass er dumm ist - Gottschalk ist mit Sicherheit recht gebildet und über dem Durchschnitt des Großteils restlicher deutscher Moderatoren, aber verglichen mit den letzten aussterbenden Menschen, die noch wirklich was draufhaben ist Gottschalk lachhaft.
Und jeder, der sich noch nicht gänzlich verdummen ließ, muss eingesehen haben, dass die ‘Argumente’ (denn auch diese haben ihren Titel nicht verdient) der Unterhalter niemals auch nur annähernd mit den Gegenargumenten der (halbwegs) Intellektuellen mithalten können.

Aber wir sind ja alle jetzt plötzlich so gegen das Fernsehen und Ranicki hat ja auch so recht und er ist ja so mutig…
-> Wie bitte?! Er hat es selbst gesagt: Es gehört kein Mut dazu, das auszusprechen was JEDER Mensch aussprechen darf und sollte!
Wieso ist er jetzt mutig, weil er es endlich mal gewagt hat, das deutsche Fernsehen als blödsinnig, abscheulich, scheußlich und schrecklich zu bezeichnen? Warum stellen sich all die Menschen, die ihm jetzt recht geben und ja sowieso schon immer seiner Meinung waren nicht längst ins Fernsehen und sagen genau das?!
Weil es schlichtweg nicht so ist! Momentan lassen sich die Quoten nunmal dadurch steigern, dass man Ranicki recht gibt, also macht man das. Wer von diesen ganzen Idioten von Sendern und Zeitungen, etc. würde in einem halben Jahr noch behaupten, er würde Ranicki für seine Rede bewundern und ihm recht geben? Niemand! Ganz sicher niemand!
Es ist nur noch traurig, was das Fernsehen uns heutzutage noch zu bieten hat. Auch diese ‘Diskussion’ - Was sollte der ******? Eine Werbeveranstaltung von, mit und für Gottschalk und seine viertklassigen Unterhaltungssendungen, die spätestens seit den 90ern überholt sind? Wo sind denn diese guten Dokumentationen, ordentlichen Biografien und Geschichtsinterpretationen? Wann gab es im deutschen Fernsehen je eine Geschichtsinterpretation? Es gibt vielleicht mittelmäßige Dokus über längst bekannte Fakten, aber mit Sicherheit keine anständigen Interpretationen von geschichtlichen Quellen.
Was sollen so Sendungen wie Galileo Mystery darstellen? Bildendes Fernsehen? Wo senden die öffentlich Rechtlichen (ohne die zusätzlichen Sender wie ZDFDoku/etc. einzubeziehen) regelmäßig zu halbwegs vernünftigen Sendezeiten brauchbares Fernsehen? Hm, Gottschalk?
Dieser Mann hat sich lächerlich gemacht wie immer und mit Ranicki in einem Ton gesprochen, als hätte er ein kleines Kind vor sich… und er möchte mir erzählen, dass das Fernsehen sich Mühe gibt?
Was soll das überhaupt? ‘Das Fernsehen gibt sich Mühe, alle zu unterhalten’ - Das soll es aber gar nicht! Es soll versuchen, intelligent zu sein und zu bilden. Ob das jetzt 90% der tollen, schlauen und hochintelligenten deutschen Bürger nicht verstehen, hat dem Fernsehen EGAL zu sein.
Es ist traurig das Aussterben und Veralbern der letzten intelligenten Menschen wie Ranicki, die noch selten im Fernsehen zu sehen, miterleben zu müssen.

Ich bin froh, schon lange kein Fernsehen auf unterstem Niveau mehr gesehen zu haben. Das Einzige, was ich mir in den letzten Wochen und Monaten angetan habe, waren die Presidential Debates und ‘The Office’ in Amerika und in Deutschland habe ich sowieso schon lange kein Fernsehen mehr gesehen.
Und nein, ich bin keiner von den ‘Ranicki-Fanboys’, sondern das ist meine Meinung und Einstellung, war es auch schon vorher und wird es auch noch bleiben.
 
Seid gegrüßt,

Solange es noch Gebührenzahler (ich bin übrigens keiner :p) gibt, wird es wohl auch Intendaten geben, die unter dem Deckmantel der öffentlich-rechtlichen Allgemeinversorgung lockenstabgeschönte Gummibärchenrentner einfliegen.

1. Die große Aufregung zeigt allerdings, dass offensichtlich doch viele Leute dieses Zeug gesehen haben - kann man ja auch mal drüber nachdenken.

2. Reich-Ranicki halte ich schon länger aus verschiedenen Gründen für eine Niete. Wenn Ihm an dem ganzen Krempel nichts liegt, warum ist der dann nicht einfach mit seinem ***** Zuhause geblieben und hat so dem Rest der Welt seine Missachtung kundgetan? Jetzt hat sich der nörgelige Greis jedenfalls mal wieder in den Vordergrund geschoben :pfeif:. Ich bin froh, dass ich den Kram erst aus der Zeitung erfahren habe.

3. Nicht nur Fußball ist ein Volkssport. In den größten Arenen der Welt finden Sportarten in ausverkauften Häusern statt, die so richtig blutig sind: Boxen, Football. Bei Takeshi gibt es höchstens mal Nasenbluten. Wird aber beides im Fernsehen übertragen. Genauso wie diese merkwürdigen "Reality"-Shows. Es gibt eine Menge verschiedener Möglichkeiten, sich vom TV berieseln zu lassen. Wenn man sich nicht mit der völligen Ahnungslosigkeit deutscher Politiker herumärgern müsste, könnte - wie durch GIGA bewiesen - sogar E-Sports eine feste Nische im deutschen Fernsehen finden.
Andererseits gibt es halt Leute, die noch nicht hirntot genug sind, die Glotze auszulassen, aber schon so weit, eine ganze Gottschalk-Sendung durchzuhalten. Na und? Seit Mitte letzten Jahrhunderts dürfen die das halt wieder!
Intern ist das sog. "Problem" sinkender Zuschauerquoten schon länger bekannt, aber solange der Gesetzgeber Gebührenerhöhungen nur abnickt und nicht an Begriffe wie Bildung, Qualität, Niveau etc knüpft, werden die Verantwortlichen auch weiter versuchen den Boden der Niveaulosigkeit zu finden, mit der man tagtäglich traktiert wird. Dann käme allerdings auch gleich die Frage, was Qualität etc. eigentlich ist und wer das bestimmen darf. Wollen wir ein Informationsministerium? Zensur? Die Überwachung aller Anschlüsse, um zu sehen was die Leute interessiert? Oder reicht "Abstimmung mit den Füßen"? Warum meckert nicht einfach mal jemand bei seinen Abgeordneten?

4. Wie bitteschön sollte denn ein deutsches Fernsehen aussehen? Was ist eigentlich deutsch? Warum meldet keiner sein TV ab?

mfg
rentner
 
Ich habs mir auch angetan und komm zu nem ganz anderen Ergebnis - was der Ranicki da verzapft kann ich einfach nich nachvollziehen ... sicher hat er teilweise irgendwo Recht was die Qualität anbelangt und von Gottschalk kann man meinetwegen auch denken was man will, aber mit welcher sturren Arroganz er sich aufschwingt entscheiden zu wollen was die Leute sehen dürfen is ja nicht mehr feierlich. Alles was ihm nicht in den Kram passt oder was er nicht versteht wird als Dreck bezeichnet und dann kommt er mit mit seinen "früher war alles besser"-Reden ... von Kompromissbereitschaft, trotz kleiner zaghafter Anflüge davon, insgesamt keine Spur.

Falls jemand das nochmal sehen will: http://de.youtube.com/watch?v=6g3ALjSSxhc&fmt=16
 
Ich hab mir überlegt ob ich dieses Thema mal pushen sollte, angesichts des auftrittes von meinem alten lieblings Juden.

Er hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass das Vernsehen ein Haufen Blödsinn ist. Er hat auch vollkommen Recht mit seinem Verweiß, auf das Arte Abendprogramm, indem wirklich sehr intressante Sachen laufen können.

sturren Arroganz er sich aufschwingt entscheiden zu wollen was die Leute sehen dürfen is ja nicht mehr feierlich.
Ranicki ist Berufskritiker. Dass sowas nicht allen schmeckt ist nur zu natürlich.

von Kompromissbereitschaft, trotz kleiner zaghafter Anflüge davon, insgesamt keine Spur.
Wir haben hier den Berufskritiker Ranicki, der wirklich einiges erlebt hat und sich sonst nur mit Hochgeistigen Dingen auseinander setzt. Wie soll so jemand mit dem Schwachsinn, der in unserer Kiste läuft, einen Kompromiss aushandeln? Kannst du dir vorstellen, dass er einen Kompromiss zu Richterin Barbara Salesch(Deutscher Fernsehpreis 2005) findet?
Ich kann das beim besten Willen nicht.

Ich schalte schon überhaupt nichtmehr ein, da einem ja das Hirn aufweicht. Ich hoffe auch, Ranicki bleibt uns noch für ein paar Jährchen erhalten und sorgt für mehrere dieser Auftritte. Vielleicht der nächste Howard Beale? :-D
 
Gut ein Kompromiss wär zuviel verlangt ... da er selber kein Fernsehen sieht - außer ab und zu Arte - ist er für sowas nicht qualifiziert, dazu müsste man sich schon mit dem Thema beschäftigen bzw. zumindest den Willen dazu zeigen.

Bleibt also noch die vorgefasste intellektuell-elitäre Meinung eines alten Mannes ... der gänzlich abgeschottet von der Kultur der Gegenwart lebt und dann entsetzt ist was es da draußen alles gibt ... der sich an alte Zeiten klammert und den medialen Stillstand propagandiert ... der Unterhaltung zwar in Form von Büchern zulässt aber dem Fernsehen dies verbieten will ... und bald wird alles dazu wieder in der absoluten Bedeutungslosigkeit verschwindet.
 
der gänzlich abgeschottet von der Kultur der Gegenwart lebt
Das nennst du wirklich Kultur? Für mich ist das DER kulturelle Niedergang par excellence.
Ich glaube du hast dir noch nie eine Talkshow angesehen, ansonsten würdest du darüber wirklich anders denken.

Ich denke gerade um ein objektives Urteil fällen zu können muss man davon abgeschottet sein.
Wie soll jemand, der jeden Tag diese im Kern nihilistische Sendungen konsumiert objektiv von ihnen reden können?
Nur jemand der außerhalb steht kann die Auswirkungen solcher Dinge beurteilen.
 
Also mich interessieren Talkshows genau aus diesem Grund nicht. Es sei denn, es geht so lustig zu wie bei Jerry Springer. Aber der kommt offenbar nur in den USA in "voller Länge".

Ansonsten meine ich auch, dass das Fernsehen stets "nihilistischer" wird.


Cherubion
 
Gut ein Kompromiss wär zuviel verlangt ... da er selber kein Fernsehen sieht - außer ab und zu Arte - ist er für sowas nicht qualifiziert
Ein Kompromiss war es in gewisser Weiße, als er sich eben positiv über Arte geäußert hat. Leider ist das der einzige Sender indem ich noch etwas von einem Kulturellen Wert erkennen kann. Aber es ist eben Deutsch-Französisches Fernsehen, wahrscheinlich brauchen wir schon die Französischen Kultursender, weil die Deutschen selbst schon zu verblödet sind.

Bleibt also noch die vorgefasste intellektuell-elitäre Meinung eines alten Mannes ... der gänzlich abgeschottet von der Kultur der Gegenwart lebt und dann entsetzt ist was es da draußen alles gibt ...
Also unsere Fernsehlandschaft als Kultur zu betiteln ist absurd. Von deutscher Kultur, an der selbst beim aussprechen ein brauner beigeschmackt klebt durch jahrelange Umerziehung, ist so gut wie nichts übrig geblieben. Das einzige was noch einigermaßen erhalten ist, ist die Bierkultur. Das finde ich erbärmlich.

... der sich an alte Zeiten klammert und den medialen Stillstand propagandiert ...
Medialer Stillstand? Soweit ich weiß, ist es die Aufgabe der Medien zu medialisieren, zu reflextieren. Das deutsche Fernsehen tut garnichts davon.

Fernsehen ist nicht die Wahrheit. Fernsehen ist ein Freizeitpark. Wir sind im Langeweiletötungsgeschäft. Ihr werdet nie die Wahrheit von uns hören. Wir erzählen euch jeden ******* den ihr wollt. Wir lügen wie gedruckt. Wir handeln mit Illusionen, nichts davon ist wahr. Ihr glaubt tatsächlich Fernsehen ist Realität? Das ist Irrsinn. Schaut euch an, ihr macht was die Kiste sagt, ihr sprecht wie die Kiste, ihr kleidet euch wie die Kiste, ihr esst wie die Kiste, ja ihr erzieht eure Kinder wie die Kiste und denkt wie die Kiste. Das ganze ist eine Massenverrücktheit! Deshalb, schaltet diese Kiste sofort aus. Jetzt...sofort!!!
Howard Beale - Network


der Unterhaltung zwar in Form von Büchern zulässt aber dem Fernsehen dies verbieten will ...
Er hat sich weder gegen das Fernsehen ansich ausgesprochen, noch gegen dessen Unterhaltungswert. Er hat es lediglich als Blödsinn betitelt, was dort gesendet wird.

TheProgrammer schrieb:
Ich denke gerade um ein objektives Urteil fällen zu können muss man davon abgeschottet sein.
Die Linie auf der man steht wird erst sichtbar, wenn man weit genug davon entfernt ist.
 
Also unsere Fernsehlandschaft als Kultur zu betiteln ist absurd. Von deutscher Kultur, an der selbst beim aussprechen ein brauner beigeschmackt klebt durch jahrelange Umerziehung, ist so gut wie nichts übrig geblieben. Das einzige was noch einigermaßen erhalten ist, ist die Bierkultur. Das finde ich erbärmlich.

Ganz zu schweigen davon, dass kaum etwas dieser sogenannten Kultur von heute noch originär deutschen Ursprungs ist, sondern vielmehr durch amerikanischen Kulturimperialismus hier rüber geschwappt ist. Wenn man mir auch nur eine einzige Sache nennen kann aus dem heutigen deutschen Fernsehen, dass es so nicht schon vorher in Amerika gegeben hat, dann wäre ich schon mehr als glücklich.
 
Ja, Hauptsache, wir erhalten so etwas wieder wie "Kultur". Unsere "Kultur", so wie wir sie kennen ist doch im Niedergang inbegriffen. Aber ich denke, in Wirklichkeit ist das nur ein "Reinwaschen" der Kultur.


Cherubion
 
das einzige was ich noch im fernseh gucke sind simpsons auf pro sieben^^
der rest , auch nur fußball und lost läuft auf premiere..

das ganze hat irgendwie nix mehr mit kultur zu tun, eher geld abscheffeln für serien, die die welt nicht braucht^^
 
Ganz genau. Wobei man auch bei Lost streiten kann, ob das eine Serie ist, die die Welt nicht braucht. Bei den anderen US-Serien, außer Dr. House, Monk oder CSI (bitte schön nur das Original!) finde ich nicht, dass es leider so ist. Erst recht bei den Serien aus Deutschland.

Cherubion
 
ui was hab ich da wieder losgetreten ... Kultur war eventuell die etwas falsche Wortwahl, naja egal wer sich das Interview anschaut wird sicher wissen worauf ich hinaus wollte (oder auch nicht).

Wikinger schrieb:
Er hat sich weder gegen das Fernsehen ansich ausgesprochen, noch gegen dessen Unterhaltungswert. Er hat es lediglich als Blödsinn betitelt, was dort gesendet wird.
is schwierig zu beurteilen, da sich Ranizki immer wieder selber widerspricht ... ich bezog mich auf die Stelle ziemlich am Anfang

Was mich an dem Mann stört ist dass er pauschalisiert - und zwar auf beiden Seiten. Bei Büchern akzeptiert er die ganze Palette an Themen mit der Begründung, dass für jeden was dabei ist ... also toleriert er auch Dieter-Bohlen-Bücher & Co. Beim Fernsehen hingegen sagt er, dass alles schlecht bzw. Dreck ist ... sicher hat er zu einem Großteil Recht, jedoch tut er hier keine Einschränkung bzgl. der Vielfalt wie bei den Büchern zulassen (auch wenn er sich diesbezüglich öfter mal im Interview widerspricht). Alles was ihm nicht gefällt oder was er nicht versteht wird als schlecht abgetan und fertig - etwas anderes akzeptiert er nicht.

Ganz genau. Wobei man auch bei Lost streiten kann, ob das eine Serie ist, die die Welt nicht braucht. Bei den anderen US-Serien, außer Dr. House, Monk oder CSI (bitte schön nur das Original!) finde ich nicht, dass es leider so ist. Erst recht bei den Serien aus Deutschland.
die genannten Sendungen würde ich persönlich ausnahmslos zum sogenannten "Dreck" zuordnen ... aber gemäß der Meinungspluralität akzeptiere ich trotzdem, dass es sowas gibt und dass Leute das auch sehen wollen
 
Was mich an dem Mann stört ist dass er pauschalisiert - und zwar auf beiden Seiten. Bei Büchern akzeptiert er die ganze Palette an Themen mit der Begründung, dass für jeden was dabei ist ... also toleriert er auch Dieter-Bohlen-Bücher & Co. Beim Fernsehen hingegen sagt er, dass alles schlecht bzw. Dreck ist ... sicher hat er zu einem Großteil Recht, jedoch tut er hier keine Einschränkung bzgl. der Vielfalt wie bei den Büchern zulassen (auch wenn er sich diesbezüglich öfter mal im Interview widerspricht). Alles was ihm nicht gefällt oder was er nicht versteht wird als schlecht abgetan und fertig - etwas anderes akzeptiert er nicht.

Wenn man die Serien, die dort laufen miteinander vergleicht, dann wird sich alles als das selbe heraus stellen. Allein schon weil sich ein massiver Teil des Unterhaltungsprogrammes an Bullen-Serien fest macht. Entweder mit den Bullen Toto und Harry, mit den Bullen vom Großstadt revier oder mit den Autobahnbullen von Cobra*ExPlOSiON!*11. Auf der anderen Seite haben wir Heimwerker Sendungen, indenen meist schwer gebeudelte Familien vom "Heim im Glück" Team schnell eine neue Küche usw. gezaubert kriegen. Dazu gesellen sich dann Pseudoreportagen über saufende Kids. (Arzt- Gerichts und Talksshows sind glücklicherweiße zurück gegangen.)

Was haben sie alle gemeinsam? Sie sind extrem voyeuristisch. Das Hauptprogramm ist im Grunde überall das selbe.

Ranicki beurteilt ja nicht nur den Inhalt, sondern auch den daraus entstehenden Eindruck und den gesellschaftliche Einfluss. Allerdings geht er, meiner Meinung nach, zu sehr auf das äußerliche Wirken ein.(ich erinnere an seine Begeisterung als sich ein Schriftsteller bei einer Lesung in den Kopf geschnitten hat und sein Buch vollblutete)
Und Fernsehen im Gegensatz zum Buch, ein Massenhypnotiseur. Bei der Mischung kann nichts anderes als Dreck raus kommen.

Wobei ich es auch für nicht angebracht hielt, ihn als "elitär" zu betiteln. Die Eigenheit der Elitären ist es, ihren Status zu wahren indem sie das mittlere weiter herabsetzen und verdummen. Er ist für geistreichere Unterhaltung.
 
Also bei Toto und Harry ist im Gegensatz zu Alarm für Cobra 11 noch alles echt. Oder im Gegensatz zu "Alles in Ordnung". Gut, es mag sein, dass es "billig und krawallig" wirkt, weil so gut wie jede Straße, jedes Klingelschild, jedes Gesicht, jedes Firmenlogo; ja sogar die einzelnen Ortsschilder (gerade bei Orten unter 500 Einwohnern) unkenntlich gemacht wird. Aber das hat vielmehr mit dem Datenschutz und dem Willen der Bürger sich filmen zu lassen zu tun. Nicht mit der Sensationsgier.
Ja, ganz besonders im Trend scheinen diese "Mitleidssendungen" zu sein. Scheinbar, denn im Wirklichkeit ist im Fernsehen so gar nichts im Trend, weil dem ja - wie du fast schon sagst @Wikinger - dem die Zuschauer "weglaufen". Kehren wir aber wieder zu diesen Sendungen wie "Zuhause im Glück" zurück. Klar, dass da auf die Tränendrüse gedrückt wird, wenn es heißt, die kleine Emily braucht ´nen für viel Geld von RTL(2) gespendeten "Prinzessinnenpalast" als Zimmer, weil sie an "Hadaphibromystakatasomatose" leidet, einer Krankheit, die das Hirn austrocknet und somit zum Tode führt. Aber leider auch angeboren ist. (Da leiden wohl auch offenbar die Macher darunter. :evil:)
Also das mit den "saufenden Kids" ist leider wahr, wenn auch sehr mies dargestellt.

Ja, es ist der Voyeurismus, der uns einschalten lässt. Selbst bei US-Serien und da ganz besonders bei CSI und seinen "Klonen" oder 24, der ersten "Echtzeitserie" der Welt.

Na ja. Die "Notfallsendung" mit den Herrn Reich-Ranitzky habe ich leider verpasst. Gut, sie kam ja auch zu einer "ungünstigen" Sendezeit. So um 11 Uhr Abends meiner Meinung nach. Und die Geschichte mit dem Schriftsteller kenne ich nicht. Aber vielleicht war ja das Bluten und nicht das Vorlesen in einem großen Stadion, was die "Atmosphäre" ausgemacht hat. Hauptsache, "Sex and Crime" gibt es auch außerhalb des Buches.

Also ich empfinde Marcel Reich-Ranitzky auch eher als Menschen, der spitzfindig, aber dennoch intellektuell mit der "kulturellen Situation" umgeht.



Cherubion