Also mein Leben wird nicht besser, wenn ich jemandem z.B. etwas spende, ganz im Gegenteil. In dem ich etwas von meinem Geld abgebe, wird es schlechter, weil ich etwas mindere, wenn ich egoistisch/egozentrisch wäre.
Naja, siehst du den Egoismus als wertneutrale Bezeichnung, die die Ich-Handlung des Menschen bezeichnet, oder als etwas Negatives, weil solche Menschen nur Ichbezogen, ohne Verständnis für das Leid anderer sind?
Bin ich allerdings nicht.
Warum sagst du, du seiest nicht egoistisch? Du kannst die wertneutrale Definition schwerlich leugnen. Und selbst wenn du leugnest, würde gerade dies wiederum ein weiterer Beweis dafür sein. Wenn dich der wertneutrale Begriff des Egoismus als "Wahrheit" verletzen würde, würdest du ihn ganz klar verleugnen, weil diese "Wahrheit" DIR weh tun würde. So entkommst du dem nicht.
Es ist gut, wenn du sagst, du seist nicht egozentrisch, aber egoistisch ist ein jeder Mensch, denn jede Handlung eines Menschen kann von einem anderen auf dessen Egoismus zurückgeführt werden.
Dennoch..., wenn ich sogesehen etwas "spende", dann erwarte ich etwas dafür.
Was ist daran falsch? Ein fairer Deal in meinen Augen. Häufig genug wird genommen, ohne das man etwas gegenleistet.
Ein Beispiel:
Ich kaufe regelmäßig Zeitungen wie UHU (Obdachlosenzeitung) oder ähnlich finanzierte. Ich 'bezahle' damit einen Menschen, der arbeitet und sonst auf der Straße stehen würde. Also gebe ich ihm einen Teil von mir, und erwarte einen Teil von ihm. Warum sollte ich mich da besser fühlen.
Da hast du doch etwas von. Du gibst Geld und erwartest eine Gegenleistung. Nur du selbst zwingst dich dazu, so zu handeln. Wenn du dich dabei für dich selbst schlecht fühlst, warum hörst du damit nicht auf? Was zwingt dich dazu, so zu handeln?
Wegen der Unterstützung? Was habe ich davon? Nichts. Was hat der Mensch, der es verkauft davon? Einen Grund weiterzumachen? Vermutlich hat er ein mieses Gefühl, denn er hat nun ein wenig Geld mehr, um sein chancenloses Dasein hoffnungsvoll weiter zu fristen. Was ist daran toll? Wo ist da eine Handlung, die zu meinen Gunsten ausgelegt werden könnte, oder mein gutes Gefühl?
Ich gebe ihm nur eine Chance... mehr nicht. Auf alles weitere, habe ich keinen Einfluss. Also würde ich es für mich als selbstlos bezeichnen, denn oft genug gehe ich auch einfach dran vorbei.
In deinen Sätzen kommt recht häufig das Wort "Ich" vor. Kein Egoismus? Ego heißt nichts anderes als "Ich". Und das völlig wertfrei. Selbstlosigkeit ist, zumindest in meinen Augen, ein Mythos, geschaffen von religiösen Konstrukten, um sich als bewusster Egoist bzw. vielmehr als Egozentriker schlecht zu fühlen. Ich glaube nicht, dass man sich schlecht fühlen muss, bloß weil man sich der Tatsache bewusst ist, dass man ein Egoist ist. Ganz im Gegenteil.
Ein egozentrischer Mensch würde seinen Egoismus vielleicht eher noch verleugnen als ein "bewusster Egoist", wie ich es ja nun nenne. Weil ihm die Wahrheit nicht gut täte. Der Egoist hat damit wenig Probleme. Er weiß, dass er so ist, wie er ist. Wenn er altruistisch ist, ist er zugleich egoistisch.
Man muss sich nicht schlecht fühlen, bloß weil man egoistisch ist. Würde man so denken, könnte man das quasi damit umschreiben: "Die Sünde, ein Mensch zu sein." Und nunja, wir sind nunmal Menschen, aber sind wir deswegen schlecht und gehören bestraft?
Schlecht fühlen könnte und sollte man sich, wenn man absolut egozentrisch ist und keinerlei Handlung beginge, die vielleicht auch anderen nützen könnte. Aber selbst diese Wertigkeit mag ich nicht als gültig ansehen, dass ist Sache der jeweiligen moralischen Einstellung.
Man könnte auch zwischen einem intellektuell-bewussten Egoismus unterscheiden und einem emotional-instinktiv-unterbewussten Egoismus, einer Art Subegoismus. In diesem Fall hast du vielleicht aus einem Subegoismus gehandelt, den du dir selbst nicht eingestehen möchtest, der aber dennoch vorhanden ist.
Handlungen, die offenkundig, "objektiv" betrachtet, dir mehr Schaden zufügen als Nutzen bringen, können im Subegoismus, durchaus als egoistisch angesehen werden.
Wenn sich ein Mensch ritzt, könnte dies vielleicht daher kommen, dass sein Subegoismus gerade dieses wünscht, dass er genau dieses Gefühl braucht. Wenn ich manchmal wütend bin, und deshalb besonders grauenvolle Musik höre und das besonders laut, denke ich mir vielleicht auch, oh, das ist bestimmt nicht gut für mich. Aber im nächsten Augenblick denke ich mir, hm, tue ich dieses nicht, weil es mein Subegoismus verlangt?
Das muss nicht heißen, dass es nun tatsächlich gut oder schlecht ist und das man daher immer auf den Subegoismus hören sollte, aber das heißt vor allem, dass man dem Egoismus selbst durch noch soviel Ausrede nicht entkommen kann. Zumindest ist das meine Ansicht. Letztenendes ist es nur eine Frage der Sprache und des subjektiven Gefühls.