Immerhin Kontenance gewahrt... ein Fortschritt zum seltsamen Dunmer. Bei diesem Gedanken lächelte er höflich zu Ulwaen und Ravos. Wenigstens ein Dunmer, der keine Vorurteile gegen Argonier zu haben scheint. Die Zahl derer die Keer-Mah mit Zurückhaltung oder gar offener Abneigung begegneten, schien hier ziemlich hoch zu sein. "Vielen Dank." verabschiedete er sich, aber Ulwaen ignorierte die Echse schon wieder. So machte er sich gleich daran zum Turm hinüber zu stiefeln. Er musste eine kleine Treppe emporsteigen um zur Tür zu kommen. Außerdem war der Stall gleich in der Nähe, was zweifelsohne eine Geruchsbelästigung dargeboten hätte, wären seine Ahnen nicht in Sümpfen aufgewachsen. Auch Keer-Mah teilte die Liebe und Leidenschaft zum feucht, stinkenden Klima. Ohne Umschweife öffnete er die Tür.. und lief prompt davor. Er rüttelte an der Klinke. Angesichts des Alters und Zustands dieser Burg war diese Tür sehr gut in Schuss. Sie schrie geradezu 'Sicherheit und Stabilität'. Ein Pluspunkt für die potenzielle Wohlfühlatmosphäre. Allerdings musste er erst einmal hinein in die Wohlfühlatmosphäre. Er formte seine Augen missmutig zu Schlitzen und zischte leicht. Keer-Mah sah sich um. Der Turm war rundherum ein Turm wie man ihn sich vorstellte: hoch, massiv, keine Besonderheiten. Seine Karten sahen schlecht aus. Ob jemand einen Schlüssel hatte? Oder vielleicht... steckte der Schlüssel noch von innen im Schloss. Der Argonier spitze die Finger und steckte von außen seine Krallen in die Schlossöffnung.
Tatsächlich! der Schlüssel steckte von innen. Natürlich so verkantet, dass man ihn nicht einfach hinausschieben konnte. Wäre ja auch zu einfach. Immerhin wusste er wo der Schlüssel war. Helfen tat ihm dieser Umstand im Moment jedoch noch nicht. Der Turm stach etwas gegenüber der Mauer nach außen vor. So konnte Keer-Mah nicht den ganzen Umfang betrachten. Also schnurstracks die Treppe hinunter, am Stall vorbei, links herum durch das Tor, was anscheinend immer offen stand, wieder ein Schwenk nach links und schon stand er vor der Außenseite des Turm. Nun, nicht ganz der Außenseite des Turms. Vielmehr waren noch einige Felsen eines Hangs im Weg. Sie stachen spitz und scharfkantig wild in alle Richtungen. Würde sich jemand vom Turm in den Tod stürzen wollen, wäre die Außenseite dafür prädestiniert. Wenn ihn unwahrscheinlicher Weise nicht der Aufprall töten würde, erledigten die Felsen dieses Versäumnis indem sie den Körper ohne Probleme zerschlitzen und aufspießen würden. Keer-Mah behielt diese Tatsache im Hinterkopf und schaute, wie schon vom Hof aus, an der Mauer des Turms empor. Auch hier war diese tatenlos. Der Magier fragte sich, wie über so eine lange Zeit im Land der kampfhungrigen Nord überhaupt etwas so gut in Schuss bleiben konnte, ohne das man es pflegt. Bei diesem Gedanken entdeckte er einen langen Strang Hängemoos, welcher fast bis zum Ende des Turm gewachsen ist. Eine Chance!
Sogleich wurde diese genutzt. Vorsichtig tastete er sich zwischen den Felsen auf seinen nackten Füßen den Hang empor. Oben angekommen, und mit kleineren Schnittwunden am Körper streckte er seine Arme zum Hängemoos hin. Er war arttypisch ziemlich groß, aber reichte nicht bis zum Moos. Es fehlte ein gutes Stück nach oben. Wäre er Jar'ir, oder Ravos wäre ein Sprung gegen einen nahen Felsen kein Problem für ihn, von welchem er sich im Sprung abstoßen würde und so an das Moos gelangen könnte. Doch er war keiner von beiden und hatte auch nicht die Koordination eines Kriegers. Er war ein Vollblutmagier. Keer-Mah ging im Kopf alle ihm bekannten Zauber durch, aber keiner konnte ihn größer werden lassen, oder zu bessere Koordination verhelfen. Allerdings konnte er ziemlich gut und facettenreich zerstören. Auch dieser Felsen würde in die Knie gehen können. Ihm kam eine Idee. Behutsam ging er ein Stück wieder den Hang hinunter und stellte sich so auf, dass zwischen ihm und Turmwand genau eine Felsspitze war. Dann peilte er eine Stellte etwas unterhalb dieser an und schloss die Augen. Dieser Spruch war kompliziert, selbst für ihn. Beide Hände wurden zur Klauen vor der Brust gehalten. Er griff nach der Magicka. Die Luft um seine Hände wurde kalt... regelrecht eisig. Dann erschien eine kleine Kugel aus Eis, die wie wild um die eigene Achse rotierte. Keer-Mah korrigierte die Haltung der Hände, bis die Umdrehung maximal war, dann zog er den Abstand seiner Hände vorsichtig auseinander, wobei er gleichzeitig die Verbindung zur Magicka verstärkte. Die rotierende Eiskugel begann sich zu dehnen, immer weiter, bis sie schließlich zu einer flachen Scheibe wurde. Dann öffnete der Magier die Augen schlagartig, holte über seinem Kopf aus und schmetterte den Eisdiskus gegen den Felsen. Dieser flog ohne Mühe durch ihn hindurch. Kaum hatte der Eiszauber seine Hände verlassen, formte er seine Handflächen von der Klaue zur flachen Hand und schoss zwei Feuerbälle hinterher. Der einer war absichtlich schneller als der andere, und erwischte den Eisdiskus, bevor sich dieser in den Turm sägen konnte. Der Zweite traf, durch eine Flugbahn etwas oberhalb, volle Wucht den abgetrennten Felsen und schob ihn gegen die Mauer.
Ein lauter Knall legte nahe, dass er dicht an der Mauer zum Stillstand kam. Keer-Mah atmete erleichtert aus. Der Spruch kostete ihm einiges an Kraft und er brauchte eine kurze Weile um nicht mehr laut durchatmen zu müssen. Dann stieg er wieder das letzte Stück Hang empor und kletterte auf den Felsen. Er war noch ganz warm vom Feuerball. Doch Keer-Mah hatte seine Magie wohl etwas unterschätzt, denn kaum hatte er festen Stand auf dem Stein gefunden, hörte und vor allem fühlte er ein verdächtige Knacken unter seinen Füßen. Der Argonier verlor fast das Gleichgewicht als sich tiefe Risse durch den Felsen zogen. Sollte alles umsonst gewesen sein? Oh nein! Geschwind packte er das Hängemoos mit einer Hand und sprang vom sterbenden Felsen ab. Dieser zerbröselte endgültig durch den Sprung. Die freie Hand griff nervös nach einem höheren Strang der Pflanze. Seine Füße stemmte er gegen die Turmwand. Ein kurzer Blick nach unten sagte ihm, dass es nun kein Weg zurück gab. Der Gedanke der aufspießenden Felsen kam ihm wieder in den Sinn. So konzentrierte er sich wieder nach oben und begann zu klettern. Einige Mal riss ein Stück des Hängemoos unter seinem Gewicht, doch das Gestrüpp war hier so zahlreich und dicht, dass es kein Problem war einen anderen Strang zu erwischen. Das Moos ging wahrlich bis ganz nach oben zu den Zinnen Mit letzter Kraft zog sich Keer-Mah über diese und plumpste auf der anderen Seite ungalant in den Turm. Keuchend blieb er mit Kopf und Schultern gegen die Zinnen gelehnt liegen und rang um Luft. Dies war wirklich ein anstrengendes Stück Arbeit. Viel höher hätte der Turm nicht sein dürfen. Seine Hände und Knie schmerzten vom Klettern, doch das ging vorbei. Er schleppte sich zur Hofseite des Turms und zog sich an den Zinnen hoch. Dort verweilte er eine Weile und ließ den Blick über die Burg schweifen, während er wieder zu Kräften und Luft in den Lungen kam.