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"Versperrt den Vertretern des Kaisers nicht den Weg Wanderer!" Die Wache war ungehalten, ob der Gestalt, welche dort mitten auf dem Weg rastete und sich auf einen ungewöhnlichen Stab stütze. Es war fast nichts zu erkennen, bis auf einen blauen Umhang samt Kapuze, die sich der Störenfried weit ins Gesicht gezogen hatte. Darunter blitze ein blonder langer Bart hervor. Der Stab wurde von zwei Händen in blauen Handschuhen gehalten und hatte am oberen Ende eine Art verdickten Knauf, der an eine Schlange, Echse, vielleicht sogar Drache erinnerte, welcher sich aus einem Wirrwarr von Windungen heraus kristallisierte. Die Gestalt stand leicht gebeugt, als wäre sie konstitutionell fast am Ende. "Aus dem Weg!" Der Ton des Wachmanns wurde ruppigerer. Die drei Anderen schienen davon so aufgeschreckt, dass sie ihre Hände an die Schwertgriffe legten. "Da habt ihr ja einen fetten Fang gemacht, was?" grinste es unter der Kapuze, bevor es hustete. Der Ton war freundlich und etwas gebrechlich. Der Wanderer musste schon einige Jahre auf dem Buckel haben. "Was geht euch das an alter Mann? Kümmert euch um euren Kram. Die Wachen Elends tun das auch und nun aus dem Weg!" Er ging auf den Alten zu, um ihn bedächtig, aber bestimmt von der Straße zu schieben. Just in diesem Moment wachte der Banditenanführer aus seiner vorübergehenden Ohnmacht auf und erspähte wer dem Gefangenentrott dort den Weg versperrte. Es trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und er zappelte ganz unruhig hin und her. "Hey, Ruhe da!", sprach die Wache neben ihm streng und gab ihm einen Stoß gegen den Kopf.
Nur einen Augenblick später überschlugen sich die Ereignisse.
Kampflärm. Das Gebrüll der Wachen, das Geschepper von Metall und das Surren von Magie vermischten sich. Es war ein einheitliches Orchester aus Schmerz und Tod, was eine Arie aus Gewalt und Panik schrie. Einen weiteren Augenblick später war alles wieder verstummt. Nur ein Schwarm aufgescheuchter Waldvögel flatterte hastig lauthals mit empörten Rufen empor und rettete sich in die Wolken. Die vier Wachen lagen um die Pferde verstreut. Das Schauerliche war, dass ihre Körper bis auf das Skelett verschwunden war. Die Totenschädel waren hier und da ein Stück davon gerollt, jedoch nicht vom Rumpf getrennt worden. Einer der Wachen hatte sein Schwert im Torso. Nirgendwo lag Blut, oder ein Fleischfetzen. Auch die Rüstungen waren völlig intakt, als hätten die Kaiserlichen sie gerade erst übergestreift. Die beiden Gefangenen ereilte ebenfalls dieses Schicksal. Sie lagen samt Kleidung und Fesseln am selben Fleck. Nur die Pferde waren seltsamer Weise verschont worden. Oder nicht? Von ihnen gab es jedenfalls kein Skelett. Sie waren ganz einfach spurlos verschwunden.