Hier kommt mein Test, der etwas länger ausfällt. Trotzdem viel Spaß beim Lesen.
Ich bewerte alle Aspekte gleich stark, pro Aspekt kann man einen Punkt bekommen. Es gibt also insgesamt 14 Punkte.
Die Hauptquests der Spiele werde ich nicht vergleichen, einfach weil ich den aus G3 noch nicht kenne. Wenn ich das Spiel durch habe, werde ich also einen fünfzehnten Aspekt hinzufügen.
Edit: Punkt 15 und 16 hinzugefügt; Wertung überarbeitet.
1. Die Quests in G3 sind für mich der große Nachteil, zumindest die Nebenquests. Zwar bekommt man immer eine logische Erklärung, doch im Grunde läuft es meistens auf Hole-, Bringe- oder Töte-Aufträge hinaus. Gerade bei den Nebenquests liegt die Qualität bei Oblivion vor Gothic 3. Aber auch bei Oblivion ist da nicht alles super, die Gildenaufträge der Krieger- und insbesondere der Magiergilde sind ziemlich schwach. Dabei kann man an den Nebenquests oder der Dunklen Bruderschaft sehen, was man alles hätte machen können.
Oblivion: 0,7
Gothic 3: 0,4
2. Das Kampfsystem finde ich in beiden Teilen gelungen. Für einen Grobmotoriker wie mich sind diese doch eher simplen System genau richtig. Aber hier gefällt mir Gothic 3 doch etwas besser, denn die Talente sind sehr umfangreich und liebgewordene Features aus dem Vorgänger wurden nicht einfach über Bord geworfen, wie das bei Oblivion der Fall ist.
Oblivion: 0,8
Gothic 3: 0,9
3. Die Bücher sind in Oblivion sehr schlecht geschrieben und äußerst unrealistisch verteilt. Aber da Gothic 3 überhaupt keine Bücher hat und der Held höchstens mal einen Satz sagt, geht dieser Punkt an Oblivion.
Oblivion: 0,4
Gothic 3: 0,1
4. Die Gegnerarten sind in beiden Spielen sehr umfangreich, allerdings ist das Levelsystem aus Oblivion grauenhaft. Da lobe ich mir doch die Gegner aus G3, deren Stärke beeinflusst, was ich schon schaffe und wo ich später zurückkommen kann. Außerdem hebt es den Realismus hervor, wenn ich einen Troll auch später an einer Burgruine finde. In Oblivion kommt es leider häufig vor, dass ich zuerst einen Wolf und wenn ich stärker geworden bin einen Daedra antreffe. Dennoch wirken die Gegner manchmal wie in die Welt geworfen. Wenn eine einfach Höhle mit 7 Trollen bewacht wird, dann ist das nicht sehr realistisch. In den Vorgängern wurde mit der Gegnerverteilung viel behutsamer umgegangen.
Oblivion: 0,4
Gothic 3: 0,7
5. Die KI bei beiden Spielen ist gut, auch wenn die aus G3 erst gepatcht werden musste.
Oblivion: 1,0
Gothic 3: 0,9
6. Was die Dialoge angeht, die sind in beiden Spielen top. Gothic 3 hat hier aber einen Bonus, weil altbekannte NPCs auch meist wieder die alte Stimme haben. Außerdem sprechen alle Rassenarten auch nicht mit der gleichen Stimme, in Oblivion haben zum Beispiel alle Bosmer, Dunmer und Altmer die gleiche Stimme, was nicht sehr atmosphärisch wirkt.
Oblivion: 0,8
Gothic 3: 1,0
7. Die Musik ist in beiden Spielen der Oberhammer. Oblivion hat ein eingängiges Thema. Die Qualität der Musik von Gothic ist aber hochwertiger, was man an den unterschiedlichen Bands und der Mitgestaltung durch ein Orchesters erkennen kann. Außerdem ist es ein Vorteil, dass Musikstücke nicht zufällig abgespielt werden, sondern auf die Umgebung abgestimmt sind. Aber man muss zugeben, dass Oblivion hier im Vergleich zu Morrowind schon Fortschritte gemacht hat.
Oblivion: 0,8
Gothic 3: 1,0
8. Die Grafik ist für mich in beiden Spielen gleich gut. Ich kenne mich nicht genug aus, um hier detailierte Vor- und Nachteile auszuarbeiten. Außerdem ist die Grafik ein nebensächlicher Faktor in einem Rollenspiel.
Oblivion: 1,0
Gothic 3: 1,0
9. Die Städte sind in beiden Spielen sehr schön gestaltet. Manche sagen, dass die Kaiserstadt aus Oblivion langweilig wäre, aber mir gefällt der symetrische Baustil, der die Kultur einfach wiederspiegelt. Die anderen Städte sind sehr schön idyllisch, man fühlt sich einfach heimisch.
G3 schlägt hier in eine andere Kerbe. Viel Dreck und Gerümpel liegt rum, es gibt wenige intakte Gebäude und man spürt, dass hier ein Krieg gewütet hat.
Oblivion: 1,0
Gothic 3: 1,0
10. Die Landschaft in G3 ist toll. Die Wasserfälle um Silden, die eisigen Schluchten von Nordmar, die langen Wüstenfelder von Varant, alles macht einen wundervollen Eindruck.
Die Landschaften von Oblivion dagegen lassen sich mit einem Wort beschreiben: Stinklangweilig. Nicht nur, dass es keine richtigen Berge gibt, es sieht alles gleich aus, ohne wiedererkennbare Felsformationen oder ähnliches. Zwischendurch gibt es ein paar Ruinen, die ebenfalls total langweilig sind. Alles sieht sehr hübsch aus, aber überall gleich, ohne Grundkonzept, das der Welt einen eigenen Stil gibt.
Oblivion: 0,3
Gothic 3: 0,9
11. Das Reisen in G3 ist sehr angenehm. Man kann sich von Stadt zu Stadt teleportieren, wenn man die passenden Steine hat (die man aber leicht findet). Somit ist man nicht unbedingt mit einem Klick am Ziel, aber es gibt dennoch keine ellenlangen Tagesmärsche. Ich finde, damit wurde ein gutes Gleichgewicht geschaffen.
Oblivion hat das unsägliche Schnellreisesystem, welches jeglichen Spielspaß an Erkundungen nimmt. (Es käme aber eh nichts interessantes dabei rum). Man kann zwar auch per Pferd reisen, aber man muss ewig ab- und aufsteigen, weil man nicht auf dem Pferd kämpfen kann. Hier wäre es besser gewesen, wenn man das Schnellreisesystem auf die Städte beschränkt hätte.
Oblivion: 0,2
Gothic 3: 0,9
12. Die Erbeutung von Gegenständen macht in beiden Spielen wenig Spaß. Zufallsgenerierte Beute in Truhen sind so ungefähr das tödlichste, denn es lässt keinen Raum für gutes Balancing. So hätte man auch gleich Gold in die Truhen packen können, denn das meiste ist nur Plunder. Es wirkt einfach besser, wenn in einer schwer bewachten Truhe auch wertvolle Schätze sind, wie z.B. tolle Waffen oder Artefakte. An denen mangelt es nämlich in beiden Spielen.
Desweiteren sind die Menüs in Oblivion ziemlich unhandlich. Zu viele Klicks und Mausradgeschiebe, nur um Gegenstände zu verkaufen, das muss nicht sein. Wäre es zuviel verlangt gewesen, das Inventar für die PC-Version anzupassen? In Gothic 3 ist das Inventarsystem meiner Meinung nach sehr gelungen. Auch das Handelsfenster wurde überarbeitet, sodass es wieder mehr wie in Gothic 1 wirkt. Und der Gold-Ausgleich-Knopf ist wirklich Gold wert.
Oblivion: 0,2
Gothic 3: 0,2
13. Besondere Features:
- Es macht Spaß, in Oblivion seine eigenen Zauber zu erstellen und Gegenstände zu verzaubern. Das ist ein Feature, welches in Gothic 3 noch nie vorgekommen ist. Doch im Gegensatz zum detailierten und vollkommenen System aus Morrowind, welchem ich immer noch nachtrauere, hat Oblivion ganz schön nachgelassen.
- Dann gibt es noch diese Bezahl-PIs und ein lächerliches Addon, welches bald erscheint. Absolut keine Glanzleistung für Bethesda. Zwar muss man sich diese Dinge nicht holen, aber ein schaler Beigeschmack bleibt.
- Gothic 3 hat etwas, dass es in TES noch nie gab: Die Möglichkeit, sich in Tiere zu verwandeln. Das ist gut umgesetzt und es macht einfach Spaß als Löwe durch die Wüste zu ziehen oder sich als Fleischwanze durch die Gegnerhorden zu schleichen.
Oblivion: 0,6
Gothic 3: 0,8
14. Zur Atmosphäre allgemein: Gothic 3 hätten zwei bis drei Monate Entwicklungszeit sehr gut getan. Allein wenn man mal die Anzahl der Frauen berechnet, müsste man meinen, dass sich die Männer irgendwie von allein fortpflanzen. Außerdem haben die Damen kaum etwas zu sagen. Das ist eines der Dinge, die überhastet ins Spiel eingebaut werden mussten. Ein anderes Beispiel sind z.B. die Frisuren der Personen. Kaum zu Glauben, aber die Glatze muss wohl DER modische Trend dieser Zeit sein. Auch hätte es gerne noch mehr interessante Orte abseits der Wege geben können, wo man etwas tolles holen kann. Es macht einfach keinen Spaß, wenn man eine Höhle mit viel Mühe freiräumt und dafür nix bekommt. Dafür sind die Städte realistisch umgesetzt, die Leute sind liebenswürdig misstrauisch und es herrschen klare Hirachien. Das gibt dem Spiel eine realistische Note.
Oblivion dagegen ist ziemich unrealistisch. Was da an Banditen in Glasrüstungen rumrennen, da soll noch einer sagen, Verbrechen lohne sich nicht. Auch gibt es sonst wenig zu tun und wenige charakteristischen Orte. Jenseits der Städte oder in der Oblivion-Ebene herrscht die große Langeweile. Dafür sind die Städte sehr atmosphärisch. Außerdem kann man wirklich alles mitgehen lassen, die Bücher sind alle echt, ebenso wie Besteck und ähnliches.
Oblivion: 0,5
Gothic 3: 0,5
15. Der Hauptquest ist in Gothic 3 leider nicht so ganz das wahre. Man wünscht sich so sehr, dass die Story endlich anzieht, aber sie dümpelt immer so vor sich hin. Es gelingt einfach nicht die notwendigen Entscheidungen mit einer gewissen Dramaturgie zu verbinden. Also, warum sollte ich so oder so handeln? Im Grunde ist es völlig egal. Auch stößt es dermaßen übel auf, dass die Charaktere wirklich nichts interessantes zu sagen haben. Wie gerne hätte ich Saturas, Xardas oder König Rhobar ein paar Löcher in den Bauch gefragt, aber die Dialoge geben einfach nichts her. Sehr schade.
Der Hauptquest von Oblivion bietet da schon mehr. Zwar muss man hier sehr viele Obliviontore schließen, was äußerst eintönig ist, aber ansonsten hat gibt es reichlich Abwechslung. Und das fulminante Ende entschädigt meiner nach für alles. Ich glaube den Charakteren sofort, dass hier eine wirkliche Gefahr droht.
Oblivion: 0,9
Gothic 3: 0,2
16. Oblivion bietet ein wirklich schönes Feature: Das Construction Set. Dadurch kann man wirklich nahezu alles den eigenen Wünschen anpassen, was ich auch gnadenlos gemacht habe. Ich kann gut auf Schnellreise- und Levelsystem der Gegenstände/Gegner verzichten und das Inventar bedurfte auch dringend einer Überarbeitung. Selbstverständlich mussten auch die Übersetzungsbugs verschwinden. Dann noch ein paar grafische Updates für die Texturen in der Ferne und die NPCs und schon wird durch die PIs aus Oblivion ein richtiges Goldstück. Nur schade, dass es nicht so viele Möglichkeiten bietet, wie der Morrowind-Editor.
Die Modifizierbarkeit ist in Gothic leider nicht vorhanden. Ein Editor ist versprochen, aber nur Adanos weiß, ob der jemals kommen wird. Aber selbst wenn doch, so dürfte es bei weitem nicht so handlich werden, wie das CS von Oblivion.
Oblivion: 1,0
Gothic 3: 0,0
Fazit:
Oblivion hat 10,6 von 16 Punkten
Gothic 3 hat 10,4 von 16 Punkten
Sieger ist somit Oblivion, wenn auch nur ziemlich knapp.