- Der Dungeon vom Kloster aus zur Zwergenstadt ist richtig toll. Aber als ich Zwergenstadt gelesen habe, hab ich ein bisschen mehr erwartet. Nämlich eine richtige Stadt mit Bewohnern und zwar mit Wow-Effekt. Also von der Architektur her usw. was völlig anderes als die überirdischen Städte, auch mit den Technologien usw.
- Der Aufenthalt in der Zwergenstadt war auch etwas kurz. Klar kann man das an dieser Stelle in der Geschichte auch nicht übermäßig lang dehnen, aber man ist gefühlte 2 Minuten da, wechselt drei Worte und schwups ist man wieder weg.
- Das bringt mich zu dem Punkt, dass der Plot am Anfang etwas braucht, um in die Gänge zu kommen (was okay ist), dann aber (so etwa ab dem Kloster, glaube ich) rennt man eine ganze Weile von einem Schauplatz zum anderen, wo man oft nur ganz kurz ist ... Also, es wirkte auf mich manchmal erzählerisch etwas gehetzt.
- Erothin ist die Hauptstadt, wirkt aber wie ausgestorben. Nicht nur, weil da ziemlich wenige NPCs leben, sondern auch, weil es ja kaum echte Wohnhäuser gibt. Die Kunstgalerie, die Bank usw. - alles coole Ideen, aber ich hätte mir noch mehr normale Häuser gewünscht. Ich mag auch nicht diese lange Brücke, weil die etwas... langweilig ist. Wenn es links und rechts was zu sehen gäbe, z.B. Gebäude, Häuser etc., die auf der Brücke errichtet worden wären (so wie in manchen europäischen Städten), wäre es architektonisch ziemlich cool. (Überhaupt finde ich Erothin architektonisch und landschaftlich ein bisschen fade. Auch der Palast ist so weitläufig und unübersichtlich, aber eigentlich gibt es da gar nix zu sehen.)
- Die Schauplätze finde ich zu einem großen Teil originell und interessant (obwohl ich persönlich es mir etwas "freakiger" und ausgefallener gewünscht hätte, also einen Mix aus klassischen Fantasywelten und mehr Morrowind- oder Shivering Isles-Style - aber das passt bei Nehrim vllt. auch nicht so rein...). Nur dadurch, dass der World Space nicht sooo groß ist, finde ich die verschiedenartigen "Welten" etwas gedrängt, also eben war man noch im beschaulichen Dorf vor Erothin, dann plötzlich ist alles magisch verseucht, oder man steht vor den unheimlichen Ruinen von Treomar. Aber ich weiß nicht, wieviel da technisch möglich ist, schlimm ist es natürlich nicht.
- Die Namen der Figuren finde ich zu einem großen Teil gut gewählt, Arkt, Irlanda, Zelara --> Toll. Unpassend scheinen mir manche anderen Namen, vor allem von Nebenfiguren. Ich hab's jetzt nicht mehr genau im Kopf, aber sowas wie Markus oder Hilde. Das wirkt merkwürdig, wo doch die Hauptcharaktere (nicht nur die Götter oder Aeterna) Fantasienamen haben. Auch die Namen Kim und Nici finde ich nicht so gut gewählt. Okay, Kevin und Chantal wären noch deutlich unpassender...
- Die Story hat ein paar erzählerische Schwächen: Einmal, wie oben erwähnt, das für meinen Geschmack teils zu hohe Tempo über lange Strecken hinweg. An vielen Stellen hätte ich mir auch mehr Dialog gewünscht (wobei mir klar ist, warum ihr da nicht so viel machen könnt), eben weil ihr ja auch viel auf Figurenpsychologie usw. setzt. Dann erscheint auch etwas zu oft der berühmte deus ex machina (meistens im wahrsten Sinne des Wortes). Ich hätte mir mehr Aktion der / Interaktion mit den Götter(n) und anderen wichtigen Figuren gewünscht, anstatt dass ich die meisten einfach nur umniete. D.h. die hätten ohnehin mehr Profil gebraucht und auch ein paar andere der Figuren. Die tauchen teilweise nur so kurz auf und dann sterben sie, weil sie von mir oder jemand anders getötet werden. Oder sie sind zwar von essentieller Wichtigkeit, aber trotzdem rede ich nur 2 Minuten mit ihnen und bin dann schon wieder weg. Den Tod von Calisto fand ich zu beiläufig und "unspektakulär" und zu erzwungen, der "musste halt sterben". Selbiges gilt für die Gefühle von Kim zum Spieler und für ihren Tod. Das hätte man mehr motivieren sollen. Wäre cool gewesen, wenn es auch noch ein paar Zwischensequenzen gegeben hätte, so wie bei Adash. Das ist bestimmt viel Arbeit, aber das hätte zu Nehrim super gepasst, dann hätte man die erzählerische Seite von Nehrim noch toller darstellen können.
- Die Religionskritik (oder -darstellung) find ich z.T. etwas zu platt, einmal in den Äußerungen der Figuren (vor allem von Calisto hätte ich mehr erwartet ^^) und einmal in der Darstellung des Schöpferkultes. Letzterer hätte deutlich mehr Potential. (Wobei ich die kurzen Geschichten auf den Tafeln erstaunlich gut fand.)
- Zu den Figuren: Calisto hat ja gelegentlich mal comic relief geboten, aber diese Funktion hätte ich noch mehr ausgenutzt. Kim finde ich ein bisschen zu... na ja... zu süß und harmlos. (Ist der männliche Kim auch so?) Wegen der Liebesgeschichte mit ihr hätte ich mir auch mehr Interaktion mit ihr gewünscht. (Nicht was ihr jetzt denkt.) Sie sagt einmal "******e". Sorry, aber das passt gar nicht zu ihr und zu dem Spiel. Da war ich kurz mal verdattert. ^^Den Streit zwischen ihr und Calisto finde ich völlig fehl am Platz, weil sich beide, vor allem aber Calisto, kindisch und albern benehmen und es ist zum einen generell unglaubwürdig, gerade in Bezug auf Calisto, aber im Speziellen in dieser Situation. Wenn Calisto eine schwierige Persönlichkeit haben soll, ist das in Ordnung, aber ein bockiger Kindskopf, der mit seinen Launen eine wichtige Mission gefährdet? Naratzul Arantheal (2 Silben weniger wären auch okay gewesen ^^) ist sicher am interessantesten, aber sein Tagebuch fand ich stilistisch nicht so passend. (Ungewöhnliche, aber passende Synchronstimme übrigens.)
- Die In-Game-Texte sind sowieso zum Teil gut und passend, zum Teil aber unpassend gewesen, also stilistisch. (Kann jetzt leider keine Kostproben geben, weil ich mir das nicht notiert habe.)
- Diese Seraphim-Geister watscheln. (Ich hätte die auch anders genannt.)
- Manche Kampf-Kommentare sind auch unpassend (z.B. von dem Lichtwesen über die Hühner.)
- Richtig gut finde ich den Abschnitt im Seelenschinder-Tempel, den man gemeinsam mit Arantheal bestreitet. Davon hätte ich mir noch mehr gewünscht, denn die Abschnitte, wo man nur mit ein paar Begleitern durch die Landschaft rennt, sind dann doch nicht so spannend.
- Überhaupt hätte ich mir noch mehr Interaktion mit Arantheal gewünscht, so ein paar Streitgespräche oder so, wo der Player auch mal mehr zu sagen hat... Eben weil die Szenen mit ihm immer am interessantesten waren.
- Mehr fällt mir jetzt nicht ein, hab bestimmt was vergessen. Schauplätze, Dungeons usw. --> Fast ausnahmslos toll, fantasievoll, nicht aus dem Baukasten usw.
- Ach so: Ich hätte Arantheal den Faust vielleicht nicht gerade wortwörtlich zitieren lassen, aber es zeigt, dass er sich für deutsche Literatur interessiert. ^^
PS: Ja, ich weiß, dass Nehrim kein Roman ist, sondern ein Spiel, aber ich schraube die Ansprüche so hoch, weil ich den Eindruck hatte, dass ihr euch selbst auch hohe Ansprüche an das Story-Telling, die Figurendarstellung usw. gesetzt habt. Ich hab einfach mal alles, was mir eingefallen ist, notiert, unabhängig davon, inwiefern das technisch überhaupt machbar ist oder inwiefern das mit euren eigenen Vorstellungen überhaupt vereinbar gewesen wäre.