Die Hexe
Hellwach. Ich bin hellwach! Diese verdammte Hexe hat geschwindelt!! So hol mich doch der Gehörnte!!
Teuer war der Trank, teuer, blutgrün und schneeheiß. Er hat vorzüglich gemundet, oh ja, Großer Vollmond,
das hat er - aber statt der erhofften Toten am Lagerfeuer sehe ich nur ein verkohltes Eichhorn und ein paar
leere Weinbeutel.
Dieses verfluchte Weib!
Bezirzt hat sie mich, in der "Babylonischen Tafelrunde", wo man nachts lebt und lacht, wo niemand einem
Tagewerk nachgeht, wo alle Uhren anders schlagen und wo man neben hundert verschiedenen Dialekten
auch hundert wunderbare Getränkemischungen finden kann. Dort hat sie mich erwischt, die Hexe. Um
meinen Soldatenbart ist sie geschlichen und hat gelächelt, mir ist ganz schwindelig davon geworden. Wein
hat sie mir gegeben, aus kleinen gelben Beuteln. Glitzender, süß duftender, schwerer Wein aus den Bergen
von Susa, meiner alten Heimat. Sie hat gewußt, daß ich auf der Suche bin. Hat mich angeschnurrt, hat
eine Kerze auf dem wackeligen Tisch angezündet, hat mir ein paar Goldflocken in den Wein geworfen und
gelacht. Dieses Lachen! Es klang wie Schnurren und Murren und Liebreiz und, wenn ich jetzt voller
Kopfschmerz darüber nachdenke, dann klang es auch nach Tod.