Al-Gemha
Die Wiederentdeckung von Aldmeris
[Transkripte von einer ganzen Reihe vermeintlicher „Entdeckungen“ des verschollenen Kontinents Aldmeris, zusammengetragen von Allunarimil Jillbeäugt und Feldforscher Äh-Hem.]
Ri'Renrij, alias Baan Dar der Bruchzahn, alias „Elender Wadarkhu“, alias St. Claudandus, alias Präfekt Gaius Tullentius von den Fünften Legion, alias Wehrf'Raht, alias Nhad-Hatta, alias Schwarzpfote, Kapitän der Gebrochener Mondstrang und früherer Kapitän der Skainsmaat.
Sicher, der Zucker hatte uns weit vor die Küste gebracht, oder vielleicht die Legion, die uns an der Schwanzspitze war, oder vielleicht ein ganz mieses Gefühl in Ri'Renrij Bauch. Ri'Renrij hat auf leeren Magen kein so gutes Gedächtnis, klar? Aber Ri'renrij ist nett und klug und sieht, dass Ihr ebenfalls nett und klug seid, also wird er Euch von Aldmeris erzählen, das Ri'Renrij, zugibt, selbst gesehen zu haben. In irgendeinem Fiebertraum, mit seinen eigenen Augen ... spielt das eine Rolle? Ist für Ri'renrij alles dasselbe.
Wir waren nasse Katzen und auf dem Meer verloren. Wir haben viele Dinge gesehen; Inseln auf den Schalen von Krabben, Inseln, die aus Stürmen bestehen, Inseln die die da waren und doch nicht ... aber keine wie Aldmeris. Sie hob sich tief aus dem Wasser wie etwas das Ri'renrij bei prüden Menschen nicht sagen wird, und tänzelte wie verrückt im Wind, wie ein dummes Kätzchen, das nicht schwimmen kann. Sie bestand jede Spitze und jedes Fenster aus Zucker, sagt Euch Ri'Renrij, das Stück für Stück abgenagt wurde, seit die Mer davon verschwunden sind, und so war das Wasser darum weiß vor Zucker, Zucker und nochmal Zucker, der in jeder Farbe glänzte, die Ri'renrij sich unter der Sonne erkennen könnte. Und der Wind trug sie zu uns heran, noch mehr Zucker als in ganz Torval, Tenmar und dem fetten Wanst der Mähne, und wir brachten es zurück nach Hause in Elsweyr und gaben es dem Volk, den süßesten Zucker, den Ri'Renrij je geschmackt hat, und jetzt wir Ri'renrij Held seines Volkes genannt, Retter von Senchal, und ist in vier Provinzen wegen Schmuggel von illegalem Rauschgift gesucht.
Woher Ri'Renrij weiß, dass dieses Paradies, dass er einst fand (und nie wieder gesehen hat, weil gute Dinge nie zweimal pasieren, und „jeder der was anderes sagt etwas verkaufen will“, wie die Clanmütter sagen), Aldmeris war, fragt Ihr? Aber lasst Ri'Renrij eine Gegenfrage stellen: Was sonst würde die staksigen Elfen die Dinge denken lassen, die sie denken, wenn nicht zu viel Zucker und zu wenig Fell?
Tantus „Mottenspinner“ Aquilarios, zurückgezogener Klingenagent und bekannter Bettler im Hafenviertel von Groß-Nibennium
Natürlich ist Aldmeris wirklich, Ihr Colovi-Inzüchtling. Leise jetzt. Die Thalmor beobachten den ganzen Distrikt. Die meisten Insekten arbeiten mit ihnen zusammen; dasselbe bei den Vögeln und der alten Dibellischen die Straße hinunter. Die Motten und Flussdrachen sind noch auf unserer Seite. Für den Augenblick.
Kurz vor dem Vertrag haben mich die Thalmor in Rihad erwischt. Haben mich tagelang gefoltert, während wir nach Süden gesegelt sind – Sommersend, dachte ich, bevor das Schiff seine Flügel ausbereitete und begann abzuheben. Innerhalb von Minuten brachen wir durch die Leere, an den Monden vorbei und tief in die Wasser. Ich sang den ganzen Weg rauf Gebete an Mor-Atem-der-Kyne und die sternäugige Al-Esh und selbst den alten Tiber, aber sie nahmen kaum Notiz davon. Aldmeris selbst war ein Anblick, den ich nie zu sehen geglaubt hätte; ein Sonnenvogel, der größer als Weißgold war, mit so hellen Schwingen, dass sie die Sterne ausblendeten. Über seine ganze Körperlänge hatten sie ein kristallines Labyrinth errichtet, eine endlose Metropole, die von einer Millionen namenloser Farbtöne beleuchtet wurde. Sie war von einem Friedhof aus Mottenschiffen umgeben, die in der Leere um sie herum zerfielen, die Mannschaften nicht mehr als Staub und Knochen. Die Hülle war mit alten Narben und Dellen überzogen; vielleicht von Reman oder Hestra oder irgendeinem Krieg, der weiter zurückreicht als Cyrods Erinnerung. Danach verschwamm alles in Übelkeit und Licht und einer Stimme, die immer und immer wieder dieselben Worte wiederholte: „Menschen zu töten bedeutet, den Himmel zu erreichen, woher wir kamen ...“
In den alten Geschichte, die sie uns als Kindern erzählen, würden sie sagen, „dass es dort kein Leben gab außer den Aldmern selbst“. Scheint, dass es wieder so ist. Ich weiß nicht, warum sie mich gehen ließen und hierher zurückbrachten. Ich könnte sagen, dass mich eine Nachricht weiterlassen wollten, euch sagen, dass jetzt nichts mehr übrig ist, um sie aufzuhalten. Aber es sieht ihnen gar nicht ähnlich, die Hand so auszuspielen; das ist alles Teil eines größeren Spiel, wie es immer ist. Schmeißt das Kartenspiel, um im Schach zu gewinnen. Vielleicht ist das Teil des Plans, dass ich es Euch erzähle, damit Ihr es Euren Freunden erzählen könnt, die es genau der Person erzählen, die es wissen muss. An einem Faden zu ziehen, so dass Ihr an einem anderen ziehen könnt, was sie glauben lässt, dass Ihr an einem anderen Faden zieht während Ihr in Wirklichkeit den durchschneidet, der diesen beginnt, also ..
Niy’Imtityiya, Erinnerungshüterin-von-Leki und Letzte Tochter von Samara
Ich erinnere mich gut an Aldmeris. Vierzig Nächte bin ich dahin gesegelt, nachdem ich Alt-Yoku verlassen hatte. Ich war blind (wie die Dinge nun einmal sind), aber ich hörte der tosenden Tava gut zu. Obwohl, wenn ich jetzt darüber nachdenke, vielleicht nicht gut genug, denn meine Dhau zerschellte, als sie das Ufer traf. Ein paar Minuten lang, an die ich mich nicht sehr gut erinnere, war ich so gut wie tot.
Als ich wieder aufwachte folgte ich dem Geräusch des Windes, kroch bis ich stolpern konnte, stolperte bis ich gehen konnte. Der Boden war kalt und glatt, überall scharfe Rundungen und seltsame Winkel. Der Boden, an den ich gewohnt war, bestand aus vielem – infinitesimalem Sand, der sich teilte, wenn man darüber schritt. Aber die Oberfläche dort war ein einziges Ding, so weit wie in meinen Augen (die, zugegeben, blind waren) das Meer. Der Gedanke machte mich wahnsinnig und ich verdrängte ihn.
Kurze Zeit darauf stimmte ein anders Geräusch in Tavas Winde und mein Fußstapfen ein. Es war ein Lied etwa in der Art, wie es merrische Seefahrer singen; eine einzige lange Note, die durchgängig gehalten wird. Der Wind führte mich dahin, weiter landeinwärts (nehme ich an), über längere und noch längere Glattflächen. Je länger ich ging, desto trockener wurde meine Kehle, meine Ohren stumpften ab und meine Schritte wurden müde. Es schien manchmal, als ob das Ödland aus Einzigkeit niemals enden würde, obwohl das merrische Lied mit jedem Schritt lauter wurde.
Nicht sehr kurze Zeit darauf flauten Tavas Winde ab, und ich wusste, dass ich den Ursprung des Liedes erreicht hatte. Ich fühlte es einige Zeit und erkannte, dass ich zu einem großen Kristallturm gekommen war (in der Form von etwas wie einem Schwert, wovon ich unter prüden Nudrimenschen wohl nicht sprechen sollte). Das Lied kam von der Turmspitze. Ich glaubte eine Sekunde, Tava würde wollen, dass ich den Turm hinaufkletterte, als ich plötzlich erkannte, wie fragil diese Glattheit sein musste. Es war Glas oder Kristall, alles andere als hart und von Sand gar nicht so verschieden.
Mit einem kleinen Dankgebet an Tava für ihre Winde hob ich also die Hände und machte mich an die Arbeit. Der Turm brach zuerst, fiel überall um mich herum, zerschmettert in eine Millionen Körner summenden Kristallstands (jedes spielte eine eigene Note, keine davon im Konzert). Tage oder Wochen später schwamm ich zu Samara nach Hause und ließ eine Wüste von Glas und Lied hinter mir zurück. Als die Älteren sahen, wie ich aus dem Ozean stieg, nackt und mit Schnitten überzogen, wussten sie, was geschehen war, und sagten mir dass mein Tun vielleicht falsch gewesen wäre, so dass ich ins Exil gehen müsste, aber vielleicht auch ganz lustig, so dass es ein gutes Exil wurde.
Uupse Fyr, Morphologin des Hauses Telvanni
Ich habe keinen Zweifel daran, dass Aldmeris nichts anderes ist als ein weit entferntes Traumbild der Dämmerung, das die törichten Altmern als Symbol ihrer immerwährenden Nostalgie beschworen haben. Recht witzig: es existiert nicht, aber wir haben es trotzdem entdeckt.
Aldmeris ist eine kleine Insel am südlichen Rand des Llothischen Ozeans, die derzeit sehr ernstem mythopoeischen Zerfall anheimfällt. Vor dem Roten Jahr pflegte meine Familie einmal Jahr dort zu picknicken; nahm sich Zeit, die Ruinen zu erkunden und die Umgebung nach mythischer Inferferenz zu prüfen. Kein Mythos wird der Insel gerecht; jeder ist eine zusammengeflickte Erinnerung, eine fehlerhafte Wiederverbildlichung unserer verlorenen Heimat. Die Mer von einst sind nicht die Mer von jetzt; obwohl ich nicht sagen kann, wer sie genau waren.
Meine stärkste Erinnerung an die Insel ist die Hitze. Verbrannte den Boden zu unseren Füßen und kochte die See um uns herum (ein Anblick, den ich Jahre später in Vivec wiedersehen sollte). Die seltsamen, kruden Statuen der Aldmer (die aussehen, als währen sie nicht dafür geschaffen worden, eine Form zu behalten) reichen in Sehnsucht erstarrt bis zur Sonne und den Sterne hinauf.
Ich bin seit vielen, vielen Jahren nicht zurückgekehrt. Vielleicht sind die Aldmer zu ihrer Insel zurückgekehrt oder vielleicht ist die Insel schon seit langem im Meer verschwunden. Vielleicht ist mein Aldmeris nur eins von vielen. Vielleicht ist es das einzige. Vielleicht ist es eine Lüge, während das wahre Aldmeris noch immer unentdeckt in den Meeren oder zwischen den Sternen liegt. Ich weiß es nicht.