Obscure Thread für Kirkbride-Texte / obskure Lore

Dann poste ich direkt die Diskussion:

Talos schrieb:
https://www.reddit.com/r/teslore/comments/20vuww/akavir_says_to_the_otherkin_get_out/



Akavir ist demnach Sitz von Tosh Raka, der wiederum ein Subgradient von JubaVehk, und/oder selbst der nächste Amaranth ist.

Ich persönlich habe nur insofern etwas dagegen, dass es möglich sein soll, von einem Amaranth in den nächsten zu Segeln, dass also alle Amaranthe auf demselben Planeten residieren - Das ist dumm, stumpfsinnig und trivialisiert TES komplett.

Sieht man es hingegen so, dass Yokuda, welches als vier mal so groß wie Tamriel beschrieben wurde, Anu's Tamriel war und er es, wenn auch viel, viel kleiner und weniger wichtig, mit in seinen Traum genommen hat, dann macht das Ganze gleich mehr Sinn - Ähnlich wie Lyg manchmal durchsickert, sickert auch Akavir durch das Gotteshaupt durch;

Da jeder Amaranth ein Subgradient des Gotteshauptes ist, ist es auch gleichzeitig das verbindende Element aller. Wenn ein Amaranth seinen ursprünglichen Traum verlässt und seinen eigenen Traum träumt, bleibt trotzdem eine gewisse Verbindung bestehen, die nicht nur symbolisch ist.

Aus diesem Grund ist Akavir auch für Anu's Traum, das Setting von TES, zwar da, und man kann sogar dahin, aber dieses Akavir ist lediglich ein Schatten des "wahren" Akavir, welches im nächsten Traum, dem von JubaVehk/LorkVehk, wartet. Es ist also "präsent", da es mit Anu's Traum verbunden ist, aus ihm entsprang, aber weder sonderlich groß, noch wichtig - Im Gegensatz zum echten Akavir, das ist tatsächlich "normal" groß.

Da der Westen von Nirn traditionell Anuisch ist und mit der Vergangenheit assoziiert wird, während der Osten Padomayisch geprägt ist und für die Zukunft steht, kann man konkludieren:

Yokuda - Vergangenheit (Anu's alter Traum, klein, versunken)

Tamriel - Gegenwart

Akavir - Zukunft [JubaVekhs neuer Traum, klein, schwer erreichbar (Ionith)]

Dabei kann man noch berücksichtigen, dass Jubal womöglich ein Nerevarine war. Dabei macht es dann auch auf einmal mehr Sinn, dass der (Morrowind-)Nerevarine wohin gefahren ist?... Genau. Akavir! ;)

Ob man tatsächlich zwischen Amaranthen reisen kann, sei dahingestellt - Ich persönlich bin gegen die Theorie, dass man da einfach hinsegelt. So, wie es Uriel Septim V. versucht hat, der aber dann von sehr seltsamen Stürmen davon abgehalten wurde - Transamaranthale Barrieren? Klingt sinnvoll. Demnach ist das Anu-Akavir mehr symbolisch als alles andere, und stellt eher ein Portal und eine kleinere, insignifkante Nachbildung dar, als einen Kontinent. Dazu passt auch seine Darstellung, dass Tamriel im "Rückspiegel" des neuen Amaranth ist - daher gehe ich davon aus, dass es im Traum von JubaVehk auch Tamriel als kleinen Kontinent im Westen gibt, der es in etwa widerspiegelt.

Ideen?

Sawbones/Mathieu schrieb:
Wait, wait, wait:

Talos schrieb:

"Ich persönlich habe nur insofern etwas dagegen, dass es möglich sein soll, von einem Amaranth in den nächsten zu Segeln, dass also alle Amaranthe auf demselben Planeten residieren - Das ist dumm, stumpfsinnig und trivialisiert TES komplett."

Was genau ist damit gemeint? Sind amaranthe nicht einfach "Träume"? Also welten die IM Geist des Träumers stattfinden? Wie kann man mehrere betreten bzw von einem zum anderen gelangen? Und die sind dann auf Ninr drauf? Wenn alöso Jubal/VIvec ein neues Amaranth Träumen ist das Quasi ein kontinent auf Nirn, der nur ein schatten der wirklichen Prach tvon z.b Lyr ist?

Talos again:

"Akavir - Zukunft [JubaVekhs neuer Traum, klein, schwer erreichbar (Ionith)]"

Dann macht doch mein C0DA, welches von Vivec erträumt wird doch 0 sinn da es ein neues Universum mit über 20 Planeten ist oder?

Und jubal EIN nerevarine? Gab es nicht nur den einen aus Morrowind? Danach ist die Prophezeiung ja fertig oder nicht? Ist Jubal also DER Nerevarine? Oder ein Aspekt?

Klär mich auf Talos! Erfülle deine Aufgabe als Mentor. Ey...um diese Uhrzeit sowas zu lesen...das verkraftet mein geschundenes Herz nicht xD

Talos again schrieb:
Punkt für Punkt, Talos ist ja da. :D

Amaranthe sind Träume insofern, dass sie Träume von Göttern sind. Den jetzigen Traum, das heißt den Aurbis, träumt Anu. Anu ist der Amaranth von The Elder Scrolls, denn alles, was wir kennen, spielt in seinem "Traum" - Dieser Begriff ist ohnehin nur eine Metapher dafür, dass die Welt sich komplett im Gott befindet.

Und nein, ganz so einfach ist es nicht. Wie gesagt - Wenn Jubal und Vehk Amaranth erreichen, dann verschwinden sie aus dem Traum. POOF. Dann werden sie selbst zur Materie, aus der sich ein Universum formt - Rekapituliere nochmal die Entstehung des Aurbis: Am Anfang war Anu, dann kam Padomay und Dinge begannen. Anu war und ist das ALLES, aus dem der Aurbis besteht - Padomay hingegen war sein Erlangen von Amaranth. Als er Amaranth erreicht hat, begann der Aurbis, da in diesem Moment Padomay angefangen hat, zu sein. Padomay ist also eine Verkörperung seiner Transzendenz.

Und nein, "einfach" ist schon mal etwas, was ganz und gar nicht dazu passt, über Amaranth zu reden. Man kann nicht "einfach" von Amaranth zu Amaranth spazieren, das ist bescheuert, da das ne ziemlich große Sache ist, so ein Amaranth. Wenn man nicht weiß, was man da eigentlich tut, kommt man bestenfalls zu dem verkümmerten Stückchen Land, welches Akavir im Traum von Anu, im Aurbis, repräsentiert und wird womöglich sogar einfach weggepustet, wie Uriel Septim V.

Der Nerevarine hingegen, wo wir auch gleichzeitig beim nächsten Punkt sind, hat durch Jubal CHIM und auch Amaranth erreicht - Falls Jubal einer war. Bedenken muss man hierbei, dass ein Nerevarine am Ende auch nur ein -ine ist, wie ein Shezzarine. Wer sagt, dass es nur einen gab? Jubal wird von vielen, die ich kenne, als zweiter Nerevarine angesehen. Dementsprechend ist die Aussage in Oblivion, er wäre nach Akavir aufgebrochen, sogar gefährlich akkurat.

Dmentsprechend macht auch dein C0DA deswegen nicht keinen Sinn; Wenn ein neuer Traum beginnt, schafft man damit ein komplett neues Universum und verschwindet aus seinem alten. Dieses Universum kann alles sein, was man möchte. Im Falle von Lord Kirkbride war das Resultat der Vereinigung von Vehk und Jubal (Lorkhan) Tosh Raka und Akavir, welches im neuen Traum (Universum) die Rolle Tamriels übernimmt.

Da aber sowohl Vehk, als auch Jubal und Lorkhan aus dem Aurbis stammen, haben sie immer noch eine gewisse Verbindung dazu, und ebenso ihr Universum. Diese Verbindung zeigt sich darin, dass auf Nirn ein kleiner Kontinent namens "Akavir" existiert. Dieser ist für die Geschichte des Aurbis nicht sonderlich bedeutend, noch ist er groß oder so etwas - Er symbolisiert vielmehr die Verbindung zwischen Anu's Welt und der von Vehk und Jubal.

Das Akavir, das wir kennen, ist das Echo des richtigen Akavirs, das in unserer Welt widerhallt. Das richtige Akavir befindet sich in einem anderen Universum, aber an diesem Punkt überschneiden sich die beiden - Deshalb glaube ich, dass in der neuen Welt im Westen ein Kontinent, ein kleiner, namens Tamriel existiert, weil das die andere Seite der Schnittfläche ist. Dieser ist dann für die neue Welt nicht sonderlich bedeutsam, oder beeindruckend, doch er ist ein Nachhall und eine Verbindung zur Welt, aus der die jetzige entsprang.

Oder stell dir einfach vor, du machst eine Verknüpfung im Skyrim-Ordner zum Oblivion-Ordner und umgekehrt. Obwohl beide das Symbol des jeweils anderen Spiels im Spielordner zeigen, sind sie weder sonderlich groß, noch bedeutend - Trotzdem stellen beide Verbindungen dar, und repräsentieren die Verbindung, die beide dadurch teilen, dass sie zur Serie The Elder Scrolls gehören. Sie sind nicht das ganze Spiel, sondern repräsentieren nur mit ihrem Logo einen kleinen Teil dessen, was im anderen Ordner wartet. So ist das auch mit den Kontinenten.

Sawbones/Mathieu schrieb:
heißt es nicht dass so gesehen mein Lyr Akaviri sein müsste? und das es in Lyr irgendwo ein kleines Tamriel geben müsste? Wie wird es denn erklärt das theoretisch jedes nächste Amaranth (Also das was Vivec und Jubal träumen) anders aussieht, je nach dem wie der Autor es will? Bin zwar jetzt gleich schlafen, auf die Antwort bin ich aber jetzt schon gespannt.

Und gibt es sonst noch etwas das ich in beachten sollte bevor ich mit meinem C0DA anfange?

Talos der Mächtige! Talos der Unfehlbare! Talos der Unangreifbare! schrieb:
Nein, dein Lyr müsste nicht Akavir sein. In Michael Kirkbrides C0DA ist das "nächste Tamriel" Akavir, und Tosh Raka ein Subgradient von JubaVehk.

C0DA im Sinne von "deinem" oder "meinem" C0DA bedeutet übrigens nicht dasselbe, wie der Text oder dass du irgendwas schreiben musst, das damit zu tun hat - C0DA bedeutet, dass dein bisheriger "Kopfkanon", also deine Geschichten, seien es Fanfictions, die Hintergrundgeschichte deines Charakters oder aber auch alles andere, was du möchtest, der wahre Kanon sind - Für dich. Das bedeutet, dass es keinen "offiziellen Kanon" mehr gibt, dass jeder an seiner kleinen Elder-Scrolls-Welt arbeiten kann und alles gleich legitim ist. Ich zitiere mich mal selber, weil ich das schonmal geschrieben hab:

"
If you count C0DA as a story, then yeah, even I would be like "F*** THAT". It's just that it isnt, and isnt meant to be taken that way. It's a meta-text, not something that actually happened, because otherwise TES would be pretty much f'ed up.

It's actually supposed to make everything we love in TES canon, every of our characters, of our fanfictions and also, our headcanons. Which includes CHIM or Not-CHIM, point is, we're meant to have fun with it, not flame each other because of opinions. When Aka replaces Lorkhan's lost heart, time and space become one, allowing all of what we wish to happen to happen - For us, through an eternal Dragon Break. Basically, that hands over the writing of TES to us, so that it's not Bethesda who decide what's canon and what isnt, it's us that do it. This also means that games, for example, are suggestions and opportunities to expand our personal fantasy-universe of The Elder Scrolls, but if we don't want to do this guild or that quest, or the game at all, hey, if you're fine with skipping it and it's story, go ahead. It's your headcanon in the end, and the stories you want to tell are yours to tell - Whether they include the games, or certain quests, or even the most basic things, or not.

IMO it's a great addition to TES, and allows freedom to experience it the way we want, while still being "canon", because there is no "official canon". It makes everything "feel" better, and also more fun, really. Thus, again - Dont read it the way you would read a story - This is stupid, and then the whole text gets stupid as well, because "Tomorrowind" with Vivec, Dagoth Ur and Molag Bal fighting some weirdass television things overrunning Morrow... Sorry, Tomorrowind? No thanks, F*** that. Aight?

Anyways, I think C0DA was one of the greatest things to happen to TES, because it gives me the right to write my own story, like I, like everyone of us, always did, but in an official manner - It makes each of our TES stories true, if we want to. Basically, it's made Tamriel open source, where every story we wrote is "canon", thus belongs to it as anything does. It feels more like contributing now when I write my character's stories (I sometimes literally do, hope Im no weirdo for that) than it feels like filling gaps we were meant to fill, like it previously was the case. I now have an impact, and one that lasts at that.

The icing on the cake is that it's all validated in-universe, as said universe (now) exists in an eternal Dragon Break, the first brush of Anu and Padomay recreated through their myth-echos Aka and Lorkhan, resulting in the creation of innumerable TES universes - each of them filled with the love of their creators, as every one of us loves their little ES-world, and puts at least some effort into it.

That's why there's such strong symbolism of love in C0DA - Because it's there, actually. It's always been, but now, through it, through the Amaranth of Vivec and Jubal if talking in-universe, we have the means of expressing it and creating with it. It's not all that complicated, actually, if you know the intention MK wrote it with.

"
Erklärt wird es dadurch, dass durch die Vereinigung von Aka und Lorkhan am Ende von C0DA der Urzustand von Anu und Padomay als Einheit wiederhergestellt wird - Raum und Zeit sind eins, alles Mögliche, auch alles Unmögliche, passiert und passiert nicht zur selben Zeit; Es herrscht Allexistenz und Nichtexistenz gleichzeitig. Es herrscht also ein ewiger Drachenbruch, aber auch ein ewiger Schlangebruch, was so viel heißt, wie dass du alle Geschichten, die du gerne erzählen möchtest, erzählen kannst - Jede davon ist passiert und nicht passiert, das darfst du entscheiden. genauso darf ich meine Entscheidungen treffen, meine Geschichten schreiben, sodass jeder von uns ein ganz eigenes Elder-Scrolls-Universum hat, und beide sind gleich legitim.

Beachte einfach, dass du Spaß hast. Das war wirklich der ganze Sinn von C0DA: Spaß haben, nicht streiten. :)
 
Hehe, da hast du im anderen Thread gleich mal eines der kompliziertesten Themen angesprochen. 8)

@Mathieu: Leere mal deinen Posteingang, dir kann man nichts mehr zuschicken ;)
 
Ein weiterer Selectives Lorecast ist erschienen. Thema: Mankar Camoran.

[video=youtube;guaBSvu8Zrs]https://www.youtube.com/watch?v=guaBSvu8Zrs[/video]
 
Dort ist im Original (siehe Numenoreans Link) ein Apostroph; beziehungsweise sollte dort sein, denn dort findet sich stattdessen genau das Zeichen aus Numenoreans Beitrag.
 
Was hat es mit dem "¦" Aufsich?


Es geht selbst bei diesem kleinen Zeichen ganz essentiell um dwemerische Kultur, und ich hätte es fast übersehen, wenn Vedam mich nicht noch darauf aufmerksam gemacht hätte. ;) Beachte, wo es steht: es¦¡st ein neuer Tag / hier¦ist eine offizielle Daguerreotypie / hier¦ist eine Seite der Geschichte / ihr¦habt Zahlen zu ignorieren / es¦¡st Zeit zu gehen / es¦g¡bt noch immer ein paar Geister / morgen werd¦¡ch euch beiden das Meer kaufen.

Dieses Zeichen steht immer bei positiven Aussagen oder Absichten. Es gibt, hier ist, es ist, ihr habt, ich werde. Wo es nicht steht ist bezeichnenderweise dieser Vers: es gibt eine Art von Null, die noch zu entdecken ist, alle [Kritiker - ?] sind sich einig.

Ich versuche mal, ein paar Überlegungen der Lore-Community zu dwemerischer Kultur, darin weitestgehend von MK unterstützt, zusammenzufassen (besonders diese beiden hervorragenden Beiträge und einen Artikel). MK sagt in einem Kommentar über tamrielische Religionen, dass die Dwemer in ihrer Weltanschauung ganz eigen sind:

Man könnte den Namen ihrer Religion (es heißt, dass sie „fromm“ waren) als negalithisch refusatronischen Weltnabelgazinismus [EV: negalithic refusatronic world-navel gazinism] missinterpretieren.​


Wenn wir das auseinanderzunehmen - negalithisch erinnert an megalithisch – betont sowohl, um was für eine uralte Kultur es sich bei den Dwemern handelt als auch die Monumentalität ihres Anspruchs. Die Neg-Silbe macht daraus eine Verneinung (wie Negation oder negativ). Refusatronisch enthält zumindest to refuse, verweigern, ablehnen und Weltnabelgazinismus, vermute ich, to gaze, also starren, und natürlich eine Nabelschau als Begriff intensivster Selbst- oder in diesem Fall Weltbetrachtung. „Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“ auf Dwemerisch, was wiederum die Grundlage ihrer Weltverneinung bildet.

Die Dwemer treiben den Skeptizismus auf eine absurde Spitze. Ihre ganze Kultur dreht sich um das missinterpretieren. Sie setzen etwas und bestreiten es sofort wieder logisch, verneinen und deuten fehl, um damit zu experimentieren, eine extreme Philosophie und Methode, die anderen Kulturen weitestgehend unverständlich bleibt, insbesondere den mystischen Chimern (Vivec kommt auf anderen Wegen zu denselben Schlüssen über die Wirklichkeit, aber seine Antwort ist eine andere). In „Die Hängenden Gärten“, einer Art aldmerischen Reiseführer, gibt es am Ende noch diesen bezeichnenden Kommentar eines Dwemer:

"Legt Eure glühenden Schneidekugeln nieder, Nbthld. Euer Aldmerisch bedient sich der richtigen Worte, sie können aber nicht vernünftig missinterpretiert werden."​


Positive These + negative Antithese (die dwemerische „Missinterpretation“ aus Prinzip) ergibt Null. So haben die Dwemer wohl, logische Mittel anwendend, die Nichtbeweisbarkeit der Wirklichkeit erfasst, insofern sie immer nur im Zirkelschluss geführt werden kann. Ich weiß nicht, ob sie so weit gekommen sind, das Universum als synästhetischen Wachtraum eines fremden Gottes zu begreifen. In jedem Fall aber verstehen sie Wirklichkeit als logisches Paradox, das sie nicht losgelöst von außen betrachtend, beweisen können. Daher können sie Realität nur als die Illusion begreifen, die sie, wie wir wissen, wohl auch ist. Selbst andere Wirklichkeiten (wie Vehk und Vehk sie beispielsweise erfährt) können das Problem nicht grundsätzlich lösen, weil jede Realität vielleicht nur aus einer anderen hervorgegangen sein mag (subgradientell etwa). Letzen Endes gelangen die Dwemer im Besitz dieser Logik dazu, die Wirklichkeit nicht hinnehmen zu können. Man könnte theoretisch Selbstmord begehen, um durch Nichtexistenz den Beweis anzutreten, dass die Wirklichkeit besteht, aber der Tod erlaubt ihnen eben auch nicht aus der aurbischen Existenz zu entkommen, da die Seelen in die Traumhülle eingehen oder sogar als Zwergengeister zurückkehren. Es muss also einen anderen Weg geben, aus dieser Illusion zu entkommen. Daher sind sich die Kritiker (?) zumindest in einem Punkt einig: es gibt eine Art von Null, die noch zu entdecken ist, die ultimative Null. Das metaphysische Streben und Ziel dwemerischer Kultur der Verneinung, das sich schließlich in Numidium manifestiert.

Obwohl sie die Wirklichkeit logisch ablehnen, haben sich die Dwemer gerade durch ihr Studium der Natur derselben ein enormes Wissen angeeignet und das Wesen der Aurbis als Musik verstanden. Klangarchitektur ist ihre kulturelle Technik einer direkten Manipulation der aurbischen Musik. Als die Dwemer das Herz Lorkhans unter dem Roten Berg entdecken, ist Kagrenac, ihr Hohepriester und oberster Klangarchitekt, in der Lage, es mit seinen Werkzeugen zu traktieren. Weil das Herz des Gottes der Schöpfung durch Zerstörung, Veränderung, Entzweiung und allerhand padomayisches mehr (Lorkhan, das NICHT zu Akas ICH BIN) selbst nihilierend genug ist (ist Mundus für Lorkhan doch nur ein Trittstein zur Transdenz), ist Kagrenac davon überzeugt, das Herz zum Antrieb eines gewaltigen Projekts gebrauchen zu können, das die Dwemer aus der inakzeptablen Illusion der Wirklichkeit befreien soll, indem es diese vollkommen zerstört und alles ins reine, objektive Nichts stürzt. Das Undenkbare, unsagbare Nichts, "behind math, behind color, behind the active principle itself", um es mit Baladas zu sagen. Vielleicht war Numidium sogar als neuer Träumer konzipiert, die Kollektivität aller Dwemer in sich vereinend, die (im übertragenen Sinne) zu seiner Haut werden. In jedem Fall ist Numidium als letzter Schritt geplant, der metaphysische Anti-Turm der dwemerischen Kultur (Baladas ist daher wohl nahe dran, wenn er einen generationenlangen Negierungsprozess betont: I believe that generations of ritualistic 'anti-creations' resulted in their immediate, but foreseen removal from the Mundus.) Die Dwemer verschwinden tatsächlich, aber Numidium funktioniert wohl nicht ganz wie geplant. Der Anti-Gott singt Weltverneinungen, negiert die Zeit und ein Drachenbruch tritt ein. Eins geworden mit Numidium existieren die Dwemer nun in unendlicher Unzeit, die gar keine Logik mehr erlaubt. Sie sind nicht in reiner, logischer, objektiver Nichtexistenz befreit, sondern wurden bei dem Versuch im genauen Gegenteil gefangen.

Etwas von dem kulturellen Hintergrund zu diesem Unterfangen stellt dieses Dwemeri-Kinderlied dar. Die Dwemer können nicht einfach sagen, dass ein neuer Tag ist, und haben dementsprechend auch ihre Schrift/Sprache geformt und angepasst. Es¦¡st ein neuer Tag, das Gegenteil und alle Verneinungen eingeschlossen, NULL, der neue Tag ¦¡st erfolgreich missinterpretiert, kleine Dwemer. Das mag für unsere Ohren seltsam klingen, aber wir sollten die Fremdartigkeit dieser Kultur nicht unterschätzen (das größte Missverständnis wäre ohnehin, sie auf positivistische Steampunk-Atheisten zu reduzieren). And whatnot.

Es gibt eine Art von Null, die noch zu entdecken ist. Ich glaube nicht, dass sie sie gefunden haben oder überhaupt finden können. Denn diese erträumte Illusionsexistenz überwinden nicht die Dwemer durch Numidium, sondern letzten Endes mit Vivec und Jubal die Velothi, weil diese Befreiung nicht über Zerstörung möglich ist, nicht über logische Traumverneinungen, sondern durch Liebe in Vivecs Sinn und die Geburt des Nu-Amaranth, YES.
 
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Positive These + negative Antithese (die dwemerische „Missinterpretation“ aus Prinzip) ergibt Null. So haben die Dwemer wohl, logische Mittel anwendend, die Nichtbeweisbarkeit der Wirklichkeit erfasst, insofern sie immer nur im Zirkelschluss geführt werden kann. Ich weiß nicht, ob sie so weit gekommen sind, das Universum als synästhetischen Wachtraum eines fremden Gottes zu begreifen. In jedem Fall aber verstehen sie Wirklichkeit als logisches Paradox, das sie nicht losgelöst von außen betrachtend, beweisen können. Daher können sie Realität nur als die Illusion begreifen, die sie, wie wir wissen, wohl auch ist. Selbst andere Wirklichkeiten (wie Vehk und Vehk sie beispielsweise erfährt) können das Problem nicht grundsätzlich lösen, weil jede Realität vielleicht nur aus einer anderen hervorgegangen sein mag (subgradientell etwa). Letzen Endes gelangen die Dwemer im Besitz dieser Logik dazu, die Wirklichkeit nicht hinnehmen zu können. Man könnte theoretisch Selbstmord begehen, um durch Nichtexistenz den Beweis anzutreten, dass die Wirklichkeit besteht, aber der Tod erlaubt ihnen eben auch nicht aus der aurbischen Existenz zu entkommen, da die Seelen in die Traumhülle eingehen oder sogar als Zwergengeister zurückkehren. Es muss also einen anderen Weg geben, aus dieser Illusion zu entkommen. Daher sind sich die Kritiker (?) zumindest in einem Punkt einig: es gibt eine Art von Null, die noch zu entdecken ist, die ultimative Null. Das metaphysische Streben und Ziel dwemerischer Kultur der Verneinung, das sich schließlich in Numidium manifestiert.


Dieses These/Antithese-Konzept und die "Null" finde ich ja sehr interessant ...


Slightly Off-Topic:

... auch vor dem Hintergrund ganz nicht-tamriel'scher Ideen. Es gibt ja in unserer Welt nicht nur zweiwertige Logik, sondern noch andere Konzepte und leicht esoterisch angehauchte (aber insbesondere in der deutschsprachigen Soziologie in der Tradition Niklas Luhmanns ziemlich oft benutzte) Konzepte wie die "Laws of Form" von George Spencer-Brown. Der Soziologe Dirk Baecker hat daraus ein paar grundlegende Formen der "Kommunikation" gemacht, die dem Schema folgen: C = A ] B ] (wobei die eckige Klammer ] hier mal das grafische Häkchen der LoF sein soll). Das liest man (vereinfacht gesagt) so, dass A B impliziert und dass das Ergebnis dieser Implikatur wieder in A eingeführt wird ("Re-Entry"), womit ständig zwischen A und B hin- und hergesprungen bzw. "oszilliert" wird und sich damit auch ständig der "Wert" von C ändert. C ist etwas, was man nur verstehen kann, wenn man das Oszillieren von A und B versteht. Und A kann nur vor dem Hintergrund von B, B nur vor dem Hintergrund von A verstanden werden.

Naja, Spencer-Brown hat das ganz pragmatisch zum Rechnen benutzt; in der Soziologie wird das eher als Metapher verwendet, um aus einer bestimmten konstruktivistischen und selbst-referenziellen Sicht (Systemtheorie im Sinne Luhmanns) gesellschaftliche Prozesse zu beschreiben (und es ist nicht so, als wäre das nicht längst zerrissen worden), ...


Wieder On-Topic:

... aber ich überlege schon länger, ob man dieses Konzept nicht auch nutzen kann, Sachen wie CHIM oder das "Nullen" besser zu verstehen.

Erstmal ohne "Re-Entry":

0 = These ] Antithese

Die These impliziert ihre Antithese. Einfach.

Aber man könnte vielleicht auch mal probieren:

"Andere 0" = These ] Antithese ]

Hier wird dann das, was aus der Implikatur These -> Antithese entsteht, wieder in die ursprüngliche These eingebaut. Wenn ich das mal spaßeshalber als "andere 0" bezeichne, wäre das keine 0 des Auslöschens, sondern eine 0 im Sinne eines ewigen Schwebezustands zwischen zwei Seiten. Das ist ein Zustand, in dem man über "Wirklichkeit" und über "Wissen" keine definitiven oder objektiven Aussagen treffen kann.

Ganz gewagt könnte man nun behaupten, dass, wenn es den Dwemern (oder sonstwem) gelingt, diese "ewige Ungewissheit" zu akzeptieren, in einen Zustand zu gelangen, in dem man nicht mehr an der Welt "hängt". Man "hängt" nicht mehr an der Welt, da man "verstanden" hat, dass es gar nicht möglich ist, irgendetwas zu verstehen.

Rein intellektuell scheinen die Dwemer das nachvollzogen zu haben (wenn ich den zitierten Teil richtig verstehe, verstehen sie, dass Verstehen der Welt nicht möglich ist), aber sie haben noch nicht verstanden, dass der nächste Schritt wäre, das Streben nach Verstehen aufzugeben. Dann erführe man die "andere 0", aber die ist nicht zu "entdecken" in Begriffen von Wissen oder Technik. Leider versuchen die Dwemer mit Numidium das genaue Gegenteil. Mit noch mehr Intellekt bauen sie ihre Maschine und hoffen, dass das irgendwas besser macht, und dabei verankern sie sich damit nur noch mehr in der Welt.


(Bitte entschuldigt diese teilweise etwas spontanen und daher vielleicht nicht ganz zusammenhängenden oder zu Ende gedachten Anmerkungen. Ich bin noch ganz am Anfang meiner "CHIM"-Studien.)
 
... aber ich überlege schon länger, ob man dieses Konzept nicht auch nutzen kann, Sachen wie CHIM oder das "Nullen" besser zu verstehen.

Chim und Nullsummierung lassen sich über Zahlen durchaus fassbar machen. Unsere Grundannahme muss ein, dass die gesamte Welt, das TES- Universum, ein Traum ist. Wer das erkennt, läuft Gefahr zu denken er existiere nicht (-1), da er jedoch paradoxerweise existiert (+1) geht er vollkommen im Godhead auf, wird quasi aus der Existenz "gelöscht" (-1+1=0). Um das zu vermeiden muss ein erfolgreicher Chimster also folgendes rechnen: -1+1=1. Man realisiert, dass man Teil des Traumes ist, wahrt jedoch gleichzeitig mit genügend Selbstliebe bzw. Egoismus seine Individualität, um weiterhin zu existieren.
 
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Chim und Nullsummierung lassen sich über Zahlen durchaus fassbar machen. Unsere Grundannahme muss ein, dass die gesamte Welt, das TES- Universum, ein Traum ist. Wer das erkennt, läuft Gefahr zu denken er existiere nicht (-1), da er jedoch paradoxerweise existiert (+1) geht er vollkommen im Godhead auf, wird quasi aus der Existenz "gelöscht" (-1+1=0). Um das zu vermeiden muss ein erfolgreicher Chimster also folgendes rechnen: -1+1=1. Man realisiert, dass man Teil des Traumes ist, wahrt jedoch gleichzeitig mit genügend Selbstliebe bzw. Egoismus seine Individualität, um weiterhin zu existieren.

Genau, diese Darstellung hab ich bei reddit.com/r/teslore auch schon gelesen, und es drückt das Paradoxon gut aus. Aber mir zeigt es noch nicht deutlich genug den Prozess, der da hinführt. Es ist nicht nur eine einfache Addition, es ist ein Zustand, der nur durch das Oszillieren zwischen zwei Seiten stabil gehalten wird (hört das Oszillieren auf, dann wird man entweder wieder Teil des Traumes oder man wird ausgelöscht.

Mit den Laws of Form könnte man schreiben:

Existenz = Existenz ] Nichtexistenz ]

d.h. Existenz impliziert Nichtexistenz und umgekehrt, und das Erkennen des Unterschieds von Existenz und Nichtexistenz ist es, was fortgesetzte Existenz im Angesichts des Paradoxons erst ermöglicht.
 
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Ja, gute Ideen. Letztendlich bin ich aber skeptisch, ob man solch metaphysische Fragen mit Mathematik und Logik erklären kann. Wir sind ja nur auf dieses Thema gekommen, da das Welterklärungssystem der Dwemer in diese Richtung tendiert.

EDIT: Hatte gerade noch einen Abschnitt zu Nullsummierung in RL- Religionen hinzugefügt, aber es erschien mir dann doch etwas weit hergeholt. ;)
 
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Ja, gute Ideen. Letztendlich bin ich aber skeptisch, ob man solch metaphysische Fragen mit Mathematik und Logik erklären kann. Wir sind ja nur auf dieses Thema gekommen, da das Welterklärungssystem der Dwemer in diese Richtung tendiert.

EDIT: Hatte gerade noch einen Abschnitt zu Nullsummierung in RL- Religionen hinzugefügt, aber es erschien mir dann doch etwas weit hergeholt. ;)

Ich glaub, mir geht's gar nicht um Erklärung, sondern nur um die treffende Metapher zur Illustration. Muss aber auch sagen, dass ich mich lange beruflich mit diesem Kram beschäftigt habe und es mich daher sowieso interessiert.

Zu deinem EDIT: Schade -- das hätte ich gerne gelesen. Liegt ja vielleicht auch nahe bei einigen Religionen. Ggf. sogar bei allen.
 
Zu deinem EDIT: Schade -- das hätte ich gerne gelesen. Liegt ja vielleicht auch nahe bei einigen Religionen. Ggf. sogar bei allen.

Konzepte wie Chim und Amaranth, aber auch die Kalpa- Zyklen, sind sehr stark von hinduistischem und buddhistischem Gedankengut beeinflusst. Das ist relativ offensichtlich, wenn man sich einigermaßen mit den entsprechenden Religionen auskennt. Im Detail kann es zwar Unterschiede geben, z.B. ist die Bewertung des Göttlichen in der TES- Welt eine ganz andere als im RL, es wird nicht die Einheit mit Gott angestrebt, sondern man möchte sich von ihm absetzen („relentless alien terror that is God“), dennoch stimmen viele Grundkonzepte überein. Hier ein noch junger reddit- Beitrag zum Thema. Der Verfasser identifiziert den Godhead bspw. mit dem Brahman, was auch immer schon meine Idee war und mMn hervorragend funktioniert.

Aber nun zur Nullsummierung. Ich hatte meine Anmerkung wieder gelöscht, da ich es doch etwas weit hergeholt fand, aber wenn Interesse besteht, gerne:

Besonders in den mystischen Richtungen verschiedener Religionen wie z.B. Christentum und Islam, aber auch im Hinduismus werden mystische Erlebnisse wie Erleuchtung oder die persönliche Einheit mit Gott stark betont. Sich von Gott bzw. der letztgültigen Realität zu unterscheiden und abzugrenzen, wie es in TES angestrebt wird, ist nicht das Ziel. Trotzdem führt der Weg in beiden Fällen über eine Art Erleuchtungserlebnis, das Individuum erkennt die ultimative Realität, stirbt den „mystischen Tod“ und nimmt die Welt fortan ganz anders wahr, es bieten sich nun gewaltige Möglichkeiten, die es vorher nicht gab. In der TES- Welt ist das Erlangen von Chim eine gefährliche Angelegenheit. Wer hadert, läuft Gefahr nullsummiert, von der göttlichen Realität verschlungen zu werden. Etwas Ähnliches, aber das ist wie gesagt etwas weit hergeholt, findet sich auch in RL- Religionen. Durch Mystiker und Gelehrte verschiedentlich beschrieben, ist es der Zweifel oder eine Angst, die den beinahe „Erleuchteten“ ereilt kurz bevor er an sein Ziel gelangt. Es ist der unendliche Abgrund des Göttlichen Nichts, der sich vor ihm auftut. Besteht er diese „Probe“ nicht, kann es möglicherweise gefährlich werden. Bei Chim ist es wichtig sich vom „Abgrund des Göttlichen Nichts“ fernzuhalten, in RL- Religionen geht es hingegen meist darum auch diesen letzten Schritt noch zu gehen und loszulassen. Die Situation wird bspw. im Zen- Buddhismus der „Große Zweifel“ genannt und in verschiedenen Erzählungen geschildert. So heißt es nach dem Loslassen über dem Abgrund, also im unmittelbaren Moment der Erleuchtung: „Falls du danach wieder auflebst, triffst du auf das wahre Ich.“ Das „Ich“ ist sicherlich als Äquivalent zum gedrehten Rad der Aurbis eine interessante Sache, ich will jedoch auf das „Falls“ hinaus. Es wird als durchaus zweifelhaft erachtet, nachdem man einmal dem göttlichen Abgrund gegenübergestanden hat, wieder als geistig gesunder Mensch, wenn überhaupt, zurückzukehren. Für mich eine Ähnlichkeit zur Nullsummierung.

Bei Huang- Po heißt es: „Wen es zu ihr hinzieht, der wagt nicht in sie einzugehen, da er Angst hat, in die Leere hinabgeschleudert zu werden, ohne sich an etwas klammern zu können. So starren sie auf den Abgrund und ziehen sich zurück. […] Sie fürchten in die Leere zu fallen […]". Sicherlich hat Leere im buddhistischen Kontext ein ganz anderes Bedeutungsspektrum, ist sie doch ein Grundkonzept dieser Religion, aber eine ungefähre Entsprechung zur Nullsummierung kann ich hier über etwas Umdeutung durchaus feststellen, zumal sich dieses Zitat auf den Moment der Erleuchtung/ Chim bezieht. Ein Zitat des chinesischen Zen- Meisters Po- chan: „Man sollte sich keine Sorgen darüber machen, ob man fähig sein wird, nach dem mystischen Tod wieder ins Leben zurückzukehren […]“ Die Aussage meint sicherlich nicht das, was man in TES die Gefahr der Nullsummierung nennen würde, und es ist auch sehr aus dem Zusammenhang gerissen, dennoch schwingt hier ein wie auch immer geartetes Risiko im Moment von Chim/ Erleuchtung mit. Der Zen- Meister Hakuin schreibt über den Moment der Erleuchtung: "Vor ihm [die Person im Moment des Erwachens] gähnte jäh bodenlos der Abgrund. Seine Füße standen auf schlüpfrigem Felsmoos, kein sicherer Halt bot sich. Er konnte weder voranschreiten noch zurückweichen: da wartete nur allein der Tod. Wenig Hilfe bietet ihm ein Rebzweig, den er mit der linken Hand faßt, sein Leben hängt wie an einem Faden. Läßt er plötzlich los, so wird sein dürres Gebein ganz zunichte. [...] in der Brust steigt heiß die Angst auf. Da plötzlich zerbricht zugleich Geist und Leib." Während in dieser Erzählung der Heilsweg im Loslassen besteht (die positive, befreiende Wirkung des Loslassens habe ich rausgelassen, da für uns nicht weiter relevant), ist es bezüglich Chim wichtig, diesen Rebzweig, das eigene Ego, zu erfassen und sich daran festzuklammern, denn nur das bewahrt einen vor dem Abrutschen in das Nichts, dem Einswerden mit dem "Godhead", also der Nullsummierung. Das Ego muss unbedingt weiterhin bestehen, da es die Existenz garantiert, während es im (Zen-) Buddhismus soweit wie möglich zurückgenommen und letztendlich "zerschlagen" werden soll. Die drohende Szenerie des Nichts, mit der sich der Chimster/ Erleuchtete im entscheidenden Moment konfrontiert sieht, gilt jedoch für beide Seiten.

Um ein christliches Beispiel zu bringen, zitiere ich den Mystiker Gregor von Nyssa: „Stelle dir eine jäh abfallende, steile Klippe vor, mit einer vorspringenden Zacke an der Spitze, und dann stelle dir vor, was ein Mensch empfände, wenn er seinen Fuß an den Rand dieses Abgrundes stellte und- hinunterblickend ins Bodenlose- keinen festen Halt sähe, noch etwas, woran er sich halten könnte. […] Denn da ist nichts woran sie [die Seele] sich halten kann, nicht Ort, nicht Zeit, kein Maß noch sonst etwas […]. Darum ist die Seele geblendet- überall gleitet sie ab von dem, was sich nicht fassen läßt, sie ist verwirrt.“ Wieder das Bild des Göttlichen Nichts, der "leeren Traumlandschaft des Godheads“ in TES. Die Gefahr der Nullsummierung findet hier einen wunderbar bildlichen Ausdruck.

Wie bereits gesagt, besteht in RL- Religionen der letzte Schritt in der Hingabe an dieses Göttliche Nichts, die Gefahr liegt eher darin, dieses Nichts geschaut zu haben, aber den Absprung zu unterlassen und somit (geistig) verwirrt zurückzubleiben. Bezüglich Chim muss man der beinahe feindlich, aber zumindest fremdartig beschriebenen ultimativen Realität standhalten, sich von ihr unterscheiden, irgdendwie versuchen auf dem Felsvorsprung zu balancieren. Egoismus ist der Schlüssel zur Selbstwahrung. Für die Verwirklichung von Amaranth ist hingegen Selbstlosigkeit gefragt. Man opfert das eigene Selbst, gibt alle Macht auf, um den Nu- Amaranth aus sich selbst heraus zu schaffen. Über den neuen Traum hat der Träumer (Anu für die Aurbis) keine Macht mehr. Und hier schließe ich mit einem, bezüglich des Amaranths und des Göttlichen Nichts, überaus passenden Vers des islamischen Mystikers Al Ghazali:

„In die Nacht musst du dich stürzen,
in die tiefste deines Nichts,
wenn dir tagen soll ein Morgen
in dem Glanz des höchsten Lichts.“

:)
 
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Vers III der ersten aufgezeichneten Schwarzen Messe von 1968, abgehalten von Anton LaVey, musikalisch untermalt durch Wagner, und in Zusammenhang gesetzt mit Boethiah und dem Haus des Chaos. Der mit viel Pathos vorgetragene Text könnte das Wahlprogramm der fünf Daedra sein und passt perfekt in ihre Welt dramatischer Perfidität.

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Da ich die Zugangsdaten meines alten Kanals verloren habe, nun ein Neuer mit Reuploads der beiden alten Videos.