Ich finde die beiden letzten Beiträge von Ragner und Nihilius ziemlich gut, vor Allem die Gedanken von Nihilius. Denn genau das ist das Thema, dass wir erst einmal für uns, aber auch allgemein so gut es geht philisophisch zerlegen sollten, bevor wir uns auf die Suche nach tieferen Lebenssinnen machen.
Somit wären wir, wie schon im Mobbings- und Agressionsthread wieder bei dem schönen Thema "Die Anderen" gelandet.
Gothics und Punks sind, wie Nihilius ganz richtig gesagt hat, auch eine Gruppe für sich, die eben untereinander ihre Regeln hat, genauso wie "Die Anderen", die man auch wieder in tausende kleine Untergruppen zersplittern kann. Wer sich als etwas bezeichnet, sei es nun "Dörfler", "Metaller" oder "Punk", der gehört zu einer Gruppe dazu, der er sich anpasst und unterordnet.
Ragnar hat ganz richtig erkannt, dass das höchste Ziel im Leben es ist, seine Individualität zu finden und sich so von der breiten Masse oder irgendeiner Gruppe abzuheben, ohne dadurch asspzial zu werden. Dies steht natürlich dann wieder gegensätzlichen zu Dingen wie Ehe und Partnerwahl, bei der man ja mit jemandem zusammen eine Gruppe bildet, oder sich für diese Person einer Gruppe unterordnen muss. Ich denke es geht darum, auch ein gutes Stück Toleranz zu finden, oder eben den richtigen Partner, der Individualität akzeptiert. Nur gibt es viel zu wenig gruppenunabhängige Menschen auf dieser Welt.
Nihilius hat schon gesagt, die meisten Leute werden schon von klein auf dazu getrimmt, zu einer Gruppe zu gehören. Das fängt schon an, wenn die Eltern ein Schaukelpferd kaufen für ihr Kind, aus dem einen Grund, weil "alle" Eltern ihren Kindern ein Schaukelpferd kaufen und weil "Kinder" ihrer Meinung nach sowas einfach haben müssen. Die Kinder werden in den Kindergarten gesteckt, zu allen "normalen" Kindern, sie spielen mit Kindern, die genauso sind wie sie und sie lernen schon von frühster Kindheit an, dass jede Abweichung gegen das vorgegebene Lebensmuster harte Sanktionern von Seiten der anderen bedeutet. Ganz wichtig ist auch, dass sie lernen, dass es ein "Muss" ist, mit den anderen klarzukommen. Warum das aber alle einfach so akzeptieren- denn Kinder sind ja bekanntlich am grausamsten und rücksichtslosten was ihr Sozialleben betrifft- zu einer Gruppe dazugehören zu wollen, ist mir auch nicht so ganz klar.
Vielleicht wundert ihr euch, dass ich das"Leben" eines Menschen und seine Entwicklung und Erziehung im frühen Kindesalter so abwertend beschreibe. Das kommt daher, dass ich selbst eben niemals zu "Den Anderen" dazugehörte. Meine Eltern haben mir kein Schaukelpferd gekauft und meine Mutter hat mich nicht so angezogen wie die Nachbarskinder. Sie hat mir beigebracht, mich niemand unterzuordnen, noch nicht einmal meiner Familie, weshalb ich diese schon oft fast in den Wahnsinn getrieben habe. Ich wurde schon im Kindergarten immer verprügelt, hatte keine Freunde, eben weil ich anders war als alle anderen Kinder. Als ich in die Schule kam ging es weiter. Keiner der kleinkarierten Dörfler hat je verstanden, was eigentlich mit mir los ist. Der Einzige, der das je erkannt hat, war der Psychologe, zu dem mich ein irrer Lehrer mal geschickt hatte, weil er meinte ich wäre hochgradig gestört. Dieser sagt nur: "Sie ist nicht gestört, sie ist nur anders als alle anderen, in ihrem Denken und Handeln. Diese müssen lernen, das zu aktzeptieren." Jedenfalls habe ich auf diese Weise eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Ich habe nie irgendwo dazugehören wollen, mich niemals untergeordnet, deswegen bin ich zu dem geworden was ich jetzt bin, im positiven wie im negativen Sinne.
Aber ich glaube nicht, dass mein Leben anderen als Vorbild dienen kann und ich glaube auch nicht, dass diese Welt bestehen könnte, wenn alle so erzogen worden wären. Dann wäre die Welt voll von Egozentrikern und nichts mehr würde funktionieren. Damit überhaupt ein Staat funktionieren kann, braucht man auch verschiedene Menschengruppen, die sich eben gleichen, das ist dann, wie Nihilius schon sagte, wie der Überlebenstrieb in der Steinzeit.
Viele Leute, so wie unser Ragnar, träumen davon anders zu sein, sich selbst zu leben, zu sich selbst zu werden, allerdings stehen Vergangenheit, Freunde und Zukunftsträume wie Ehe und Familie im Weg, sie stehen sozusagen zwischen ihrem sozialen Umfeld und ihrem Wunsch nach der Freiheit. Allerdings ist meist das erstere dann doch stärker, vor allem wenn man nach den ersten "Befreiungsversuchen" aus dem Gefängnis aus Freundschaften, Enttäuschung und Missachtung erleidet, gesellschaftliche Sanktionen eben.
Es ist auch durchaus nichts Schlechtes, in einem vorgegebenen Gesellschaftsmuster zu leben, ein Durchschnittsbürger zu sein, glücklich mit Familie, "Häusle" und Auto, auch auf diese Weise kann man einen Sinn im Leben finden. Man ist dann meiner Meinung nach nicht wirklich frei, doch das realisiert man dann auch gar nicht mehr, somit ist es nicht schlimm.
Hui jetzt hab ich viel geschrieben, aber die "Gesellschaft" und die Einkerkerung der Individualität sind nunmal zwei meiner Lieblingsthemen^^^