Obscure Thread für Kirkbride-Texte / obskure Lore

Fiktives Fantasy-RP-Universum, eigenständige Erzählung, eigene Regeln. Erdacht im RL, - wie sonst ? - in einer Kontinuität dazu stehend, aber ein souveränes Universum. Daher besteht für mich hier keine Notwendigkeit, es zwingend mit RL-Physik zu erklären, wenn es der Erzählung naheliegendere Erklärungen, in diesem Fall eben den Monomythos mit seinen vielen Variationen, gibt. Eine physikalische Entstehung a la RL ergibt sich nicht zwangsläufig, es muss in der Aurbis wirklich nicht so sein. Aber klar, Dreh- und Angelpunkt für alles weitere ist die Ausgangsfrage nach der aurbischen Mythenrelevanz.

Wie würdest du eigentlich die Entstehung von Religionen erklären? Zuerst habe ich sie noch rein auf die Existenz von übernatürlichen Wesen bzw. Kräften zurückgeführt, die sich den Sterblichen offenbarten oder ohne deren Zutun erkannt und somit zum Objekt der Verehrung wurden. Nach einiger Recherche bin ich aber zum Schluss gekommen, dass es Vorläufersysteme gab, wie zum beispiel den Ahnenkult von Aldmeris, die nicht unbedingt mit den et'Ada in Verbindung stehen und erst durch profane, historische Entwicklungen zur heutigen Religion wurden (KRK 3). Solche Entwicklungen (Ahnenkult-> Verehrung der Ahnen der Höherrangigen-> Theismus, Gruppen- Totemismus -> Drachenkult -> Theismus) zeigen doch wie relativ die Inhalte der tamrielischen Mythen sind, da sie ein Produkt der Geschichte darstellen.


Sehr spannend, diese Diskussion. Numenoreans Sicht erinnert mich an Tolkiens Konzept der Zweitschöpfung (vgl. http://www.polyoinos.de/tolk_stuff/fairystories.htm, v.a. Abschnitt II), bei der eine Fantasy-Geschichte nur dann gut ist, wenn sie sich selbst so ernst nimmt, dass ihre eigene Welt komplett unabhängig von Wahrheitsansprüchen der realen Welt ist (d.h. wenn Tiber Septim zum Gott Talos aufgestiegen ist, dann ist er das zweifellos, und jeder Versuch, das im realweltlichen Sinne zu relativieren, würde die Geschichte weniger gut werden lassen).

Vedams Sicht wiederum führt mich zu der (imo ebenso spannenden) Frage, ob die Nirn-Bewohner eines Tages den Weg gehen wie ein Teil der realen Menschheit und jegliche Form von Göttern, Geistern etc. hinter sich lassen -- bzw. ob das überhaupt möglich ist, oder ob dadurch die "Zweitschöpfung" oder "Sekundärwelt" Mundus zerstört würde, weil sie ihre eigenen Grundlagen dann nicht mehr ernst nehmen würde.
 
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Wie gesagt, Götter existieren auf Tamriel bewiesenermaßen. Insofern ist es schwer diese "hinter sich zu lassen". Ich wollte nur ausdrücken, dass viele Glaubensinhalte Produkte der Geschichte sind.

d.h. wenn Tiber Septim zum Gott Talos aufgestiegen ist, dann ist er das zweifellos, und jeder Versuch, das im realweltlichen Sinne zu relativieren, würde die Geschichte weniger gut werden lassen

Ich würde nicht versuchen das im realweltlichen Sinne zu relativieren, sondern, so ich es denn wollte, versuchen es aus der Sicht eines Bewohners Tamriels zu widerlegen. Und dort gibt es bekanntlich viele unterschiedliche Sichtweisen auf dieses Thema.
 
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Edit: sry, Vedam, wenn ich deinen letzten Post hier nicht mehr eingearbeitet habe, ist eher eine Antwort auf den letzten. Du warst zu schnell ;)

Da fehlt mir dann erstens die Fantasie, zweitens bin ich wohl zu sehr von modernem, naturwissenschaftlichem Gedankengut beeinflusst.

Für mich macht gerade das die erzählerische Qualität dieser Welt aus. Mittelerde, Tamriel etc - das sind neue Mythenschöpfungen durch Fantasiewelten. Ich meine, was bleibt von Tamriel, wenn wir die Magie, echten Mythen und wandelnden Götter rationalisieren außer einem konventionellen RL in kurioser Verkleidung? Selbst wenn wir angesichts der ganzen Space-Lore von SciFi-Fantasy sprechen und annehmen, dass damit wissenschaftliche Erklärungen einhergehen müssten, können diese für meine Begriffe nur in-universe gelten. Raumfahrten funkionieren in dieser Welt, im Gegensatz zu unserer, mittels Magie, selbst eine wissenschaftliche Erklärung dafür, wie die Mananauten beim Versuch, Aetherius zu erreichen, durch die Leere des Reichs des Vergessens gekommen sind, müsste genau daran die Analyse knüpfen statt die im Narrativ angelegte Existenz von Magie abzutun. Ich bezweifle auch gar nicht, dass man Mythen und Magie "physikalisch" in Tamriel erklären kann, aber nicht auf dieselbe Weise wie im RL. Denn Tamriels Mythen sind im Gegensatz zum RL hier physikalisch meist ziemlich real - "manifestierte Metaphern" eben - und Magie nicht minder. Wenn man also nach einem guten Anknüpfungspunkt zur ausgiebigen "wissenschaftlichen" Analyse (nicht nur im Sinne einer naturwissenschaftlichen Arbeit, sondern auch der Methode - quellenkritisch, hinterfragend, alle relevanten Texte einbeziehend) sucht, ist es imo nutzbringender, diesen im Rahmen unseres fiktiven Universums auszumachen und sich auf die nun einmal bewusst anders konzipierten Umstände dieses Erzählwerks einlassen statt sich verpflichtet zu fühlen, es unbedingt mit unserem RL zu konformieren. 8)

Trotzdem will ich gar nicht bestreiten, dass solche Erklärungen gute Hinweise von außen geben können:

Bei dem "Rad" muss ich immer an eine Spiralgalaxie denken, deren Arme die Speichen bilden, von mir aus auch mit Nirn im Zentrum: http://de.wikipedia.org/wiki/Galaxie#mediaviewer/File:Hubble_sequence_photo.png

Hat zwar im Detail Nachteile, aber wie sieht eine Galaxie von der Seite aus? Richtig, wie ein Turm, bzw. das Ich .


Das ist wirklich interessiert, ich hatte bei dem Bild gar nicht daran gedacht, dass man diesen Trick auch mit unserer Galaxis machen kann, aber es stimmt. Genauso, wie ich manchmal RL-Mythologien oder -Literatur zum Vergleich mit Tamriel heranziehe. So eine Herangehensweise hat ihren Nutzen, aber man sollte sie nur vorsichtig einsetzen, denke ich - aus demselben Grund, warum Formulierungen wie "Die Kaiserlichen sind Römer" immer scheitern. Die Eigenständigkeit des Universums bedingt, dass sie es nicht sind, lediglich in Teilen davon inspiriert und in etwas neues verwandelt.

Wie würdest du eigentlich die Entstehung von Religionen erklären? Zuerst habe ich sie noch rein auf die Existenz von übernatürlichen Wesen bzw. Kräften zurückgeführt, die sich den Sterblichen offenbarten oder ohne deren Zutun erkannt und somit zum Objekt der Verehrung wurden. Nach einiger Recherche bin ich aber zum Schluss gekommen, dass es Vorläufersysteme gab, wie zum beispiel den Ahnenkult von Aldmeris, die nicht unbedingt mit den et'Ada in Verbindung stehen und erst durch profane, historische Entwicklungen zur heutigen Religion wurden (KRK 3). Solche Entwicklungen (Ahnenkult-> Verehrung der Ahnen der Höherrangigen-> Theismus, Gruppen- Totemismus -> Drachenkult -> Theismus) zeigen doch wie relativ die Inhalte der tamrielischen Mythen sind, da sie ein Produkt der Geschichte darstellen.

Die großen Mythenerzählungen stellen ein Produkt der Dämmerung dar. Natürlich sind sie relativ, wenn du nach absoluter Wahrheit darin suchst. Ob nun die Sterblichen direkt von den et'Ada abstammen, die in die Schöpfung eingegangen sind, oder ihnen durch sie Leben eingehaucht wurde wird unterschiedlich beantwortet. Aber es ist jedenfalls eine chaotische Unzeit, in der die Sterblichen mit den Göttern zusammen kämpfen. Wandernde Ehlnofey (Menschen) gegen Alt-Ehlnofey (Aldmer), wie die Anuade erzählt, aber es gibt eben unzählige weitere Variationen. Shors Heere gegen Auri-El und so fort, jede Kultur erinnert sich anders daran und alle haben Recht, genauso wie jeder einzelne Bericht innerhalb eines Drachenbruchs, mag er anderen noch so sehr widersprechen, auch zutrifft. Es gibt diesen MK-Text über das "Fehlen eines nordischen Schöpfungsmythos", darin macht es dem nordischen Erzähler überhaupt nichts aus, den Wahrheitsgehalt der Elfentraditionen anzuerkennen - "genauso wahr wie unsere". Warum heißt Tamriel wohl "Schönheit der Dämmerung"? ;)

Das ist die Grundlage für die Existenz von verschiedenen Arten des Glaubens. Darüber hinaus spielen die merethischen Schismen sicher noch eine große Rolle. Die Elfen - das ist das Schisma von Aldmeris - spalten sich aus Uneinigkeit über metaphysische Ziele auf, errichten oder suchen jeweils ihren eigenen wirklichkeitsformenden Turm. Der Westen bleibt dabei allgemein eher anuischen Prinzipien verpflichtet, der Osten strebt tendeziell dem padomayischen Aspekt zu. Die Nord sind nach dem Krieg in der Dämmerung, der das Land verheert hat, sozusagen in Atmora gestrandet und kehren erst unter Ysgramor zurück. Die einheimischen Nedik von Tamriel haben natürlich in der Zwischenzeit andere Glaubensvorstellungen angenommen. Die versklavten Menschen von Cyrod etwa ein ayleidisiertes Pantheon, was dann Alessia in der frühen Ersten Ära vor eine gewisse Herausforderung stellt. Gar keine Frage, dass sich religiöse Systeme entwickelt haben und sicher auch einem sozialgeschichtlichen Wandel unterworfen waren, aber Mythen sind in Tamriel untrennbar mit historischer Entwicklung verbunden, siehe etwa die Bedeutung dreier Daedra für den Velothi-Exodus und der Konstituierung des politischen und gesellschaftlichen Systems von Morrowind.

Es gibt aber tatsächlich auch einen In-universe-Begriff für die Formung der realen tamrielischen Glaubensinhalte durch ihre Anhänger, Mythopoeia. So können gesellschaftliche Veränderungen natürlich indirekt dazu führen, dass sich Götterstrukturen und -ränge verändern. Ich muss mich erst wieder in die Feinheiten und Bedingungen einlesen, aber so etwas existiert definitiv auch als Meta-Konzept. Oder nimm nur die Marukhati-Auserwählten. Menschen und Mer, die zur Gottheit aufsteigen. Selbstverständlich versuchen Sterbliche, das Mythische zu beeinflussen, das funktioniert nicht einseitig, sondern liegt in ein und derselbe Raum. Die Beschreibung im KRK III ist durch die Neigung der Verfasser sicher profaner gehalten, aber das würde imo nichts daran ändern, dass sich bei diesem Wandel in der altmerischen Gesellschaft auch reale Mythenstrukturen verändert haben mögen. Diese KRK-Formulierung im besonderen drückt die Theorie einer bestimmten Gelehrtenschule aus, sicher gibt es für diesen Wandel in der altmerischen Gesellschaft auch eine mythische Theorie (vermute stark, dass es mit altmerischen Versuchen in Dracochrysalis und dem Kristallturm zusammenhängt), die nicht weniger relevant wäre. Aber wie soll der Ahnenkult von Aldmeris nicht mit den et'Ada in Verbindung stehen, wenn die Aldmer selbst die et'Ada als Ahnen beanspruchen?

Der KRK III ist btw ein wertvolles Dokument, aber allein der Nedic-Out-of-Atmora-Theorie wird in- und out-of-Game (MK-Quote ->) widersprochen. Gelehrtendispute. ;) Und verschiedene Theorien, wie sie es auch in-Universe zum Drachenbruch gibt. Derselbe Fal Droon, der im "Lunar Lorkhan" vom "Krieg der Manifestierten Metaphern" spricht, erklärt den Drachenbruch zum Transkriptionsfehler. Theoretische Vielfalt, so, wie es sein sollte. ;)

Hier noch dieses MK-Fragment:

Aus "Totemtraditionen in atmorischer Kultur":

… die Berichte über den Ursprung der Menschen unterscheiden sich von Kultur zu Kultur. Beachtet, wie das recht zweifelhafte Gelehrtentum der dritten Auflage des Kleinen Reiseführers durch das Kaiserreich vorgibt, dass die Nediker die Vorfahren der Nord waren und irgendwann in der Merethischen (Mythischen) Ära aus den kalten, bitteren Einöden des atmorischen Kontinents nach Tamriel gekommen seien, was allen bisherigen Studien zuwiderläuft. Die bekannteste unter diesen ist natürlich das eigene “Neuland, Eroberung und Besiedlung" des Gwiym-Verlages, das die Nediker als in Tamriel einheimisches Menschenvolk zeichnet, welches lange vor der Ankunft von Ysgramors Ahnen lebte und gedieh. In jedem Fall ist die Wahrheit der prähistorischen Menschen höchstwahrscheinlich in den Gotteszeit-Unmöglichkeiten der Dämmerung verloren, woraus zu keinem Thema jemals absolute Antworten hervorgehen werden.


Sehr spannend, diese Diskussion. Numenoreans Sicht erinnert mich an Tolkiens Konzept der Zweitschöpfung (vgl. http://www.polyoinos.de/tolk_stuff/fairystories.htm, v.a. Abschnitt II), bei der eine Fantasy-Geschichte nur dann gut ist, wenn sie sich selbst so ernst nimmt, dass ihre eigene Welt komplett unabhängig von Wahrheitsansprüchen der realen Welt ist (d.h. wenn Tiber Septim zum Gott Talos aufgestiegen ist, dann ist er das zweifellos, und jeder Versuch, das im realweltlichen Sinne zu relativieren, würde die Geschichte weniger gut werden lassen).

Ja, das ist der Kern des Ganzen. Ich begreife die Aurbis als eigenständige Erzählung, als Mythenschöpfung im Sinne Tolkiens ("On Fairy-Stories", Newingers Link fasst das sehr gut zusammen). Seine Überlegungen dazu waren wegweisend für die Theorie fiktiver Universen, ohne den Professor würden wir jetzt hier wohl kaum über Tamriel schreiben. Auch wenn ich für wesentliche konzeptionelle und inhaltliche Eigenarten der Aurbis selbst eher Joyce, Nabokov und Borges heranziehen würde, also Vertreter literarischer Moderne, insbesondere in Mks Schriften, bildet Tolkiens Mythopoeia die Grundlage, was die Eigenständigkeit des fiktiven Universums der Aurbis angeht.. :)

Vedams Sicht wiederum führt mich zu der (imo ebenso spannenden) Frage, ob die Nirn-Bewohner eines Tages den Weg gehen wie ein Teil der realen Menschheit und jegliche Form von Göttern, Geistern etc. hinter sich lassen -- bzw. ob das überhaupt möglich ist, oder ob dadurch die "Zweitschöpfung" oder "Sekundärwelt" Mundus zerstört würde, weil sie ihre eigenen Grundlagen dann nicht mehr ernst nehmen würde.

Verdammt gute Frage ... ich hätte da ein paar Ideen, aber eins nach dem anderen :)
 
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Ich meine, was bleibt von Tamriel, wenn wir die Magie, echten Mythen und wandelnden Götter rationalisieren außer einem konventionellen RL in kurioser Verkleidung?

Nein, du müsstetst fragen: Was bleibt von Tamriel, wenn ein Bewohner Tamriels rationalisiert? Mit den Augen eines solchen schreibe ich auch für den Almanach.
 
Wie gesagt, Götter existieren auf Tamriel bewiesenermaßen. Insofern ist es schwer diese "hinter sich zu lassen". Ich wollte nur ausdrücken, dass viele Glaubensinhalte Produkte der Geschichte sind.

Ich würde nicht versuchen das im realweltlichen Sinne zu relativieren, sondern, so ich es denn wollte, versuchen es aus der Sicht eines Bewohners Tamriels zu widerlegen. Und dort gibt es bekanntlich viele unterschiedliche Sichtweisen auf dieses Thema.

Aha, ich hatte nämlich das hier:

Ahnenkult von Aldmeris, die nicht unbedingt mit den et'Ada in Verbindung stehen und erst durch profane, historische Entwicklungen zur heutigen Religion wurden (KRK 3). Solche Entwicklungen (Ahnenkult-> Verehrung der Ahnen der Höherrangigen-> Theismus, Gruppen- Totemismus -> Drachenkult -> Theismus

als eine sehr "weltliche" Erklärung gelesen, die im Extremfall darauf hinaus laufen könnte, dass es eigentlich gar keine "echten" Götter gibt, sondern dass das alles Übernatürliche, das man sehen kann, "nur" eine irgendwie zustande kommende Manifestation eines immer komplexer gewordenen und sich veränderten Ahnenkults war, der aber nicht mehr als Aberglaube war.

Davon abgesehen stimme ich natürlich zu, dass es sehr viele innertamrielsche Sichtweisen auf das Thema gibt. Eigentlich muss man auch unterscheiden zwischen Religion als Organisation und Religion als persönlicher Glaubensinhalt.
 
Aha, ich hatte nämlich das hier:



als eine sehr "weltliche" Erklärung gelesen, die im Extremfall darauf hinaus laufen könnte, dass es eigentlich gar keine "echten" Götter gibt, sondern dass das alles Übernatürliche, das man sehen kann, "nur" eine irgendwie zustande kommende Manifestation eines immer komplexer gewordenen und sich veränderten Ahnenkults war, der aber nicht mehr als Aberglaube war.

Davon abgesehen stimme ich natürlich zu, dass es sehr viele innertamrielsche Sichtweisen auf das Thema gibt. Eigentlich muss man auch unterscheiden zwischen Religion als Organisation und Religion als persönlicher Glaubensinhalt.

Es ist halt ein Dilemma:

Im Artikel schreibe ich an einer Stelle:

Der Ursprung der Religionen liegt im Dunkeln. Ihren heutigen Erscheinungsformen gingen Vorläufersysteme voraus, die sich erst nach und nach, und immer wieder mit Einschnitten, zu dem entwickelten, was wir heute Religion der Acht Göttlichen, den Neuen Tempel, Hist- oder Daedrakult nennen. Unter den frühen Formen sind beispielsweise der Totemismus von Atmora und der Ahnenkult von Aldmeris. Die Entstehung der meisten heutigen Religionen geht aber nur zum Teil aus früheren Formen der Religion hervor, vielmehr geht sie im Kern auf die Existenz von übernatürlichen Wesen oder Kräften zurück, deren Dasein bewiesen ist. Ausgang der Entstehung dieser Kräfte, die heute in Form von übernatürlichen Wesen verehrt werden und in Erscheinung treten, soll nach weitverbreiteter Auffassung das Zusammenspiel zweier gegensätzlicher Energien gewesen sein, die in ihrem Wechselspiel den Kosmos, also die Aurbis, geschaffen haben. Da diese Vorgänge ob ihrer metaphysischen Natur jedoch nicht mit den Methoden der Geschichtsschreibung aufgearbeitet werden können, soll auf derlei Thematiken im Abschnitt Kosmologie eingegangen werden.


 
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Es ist halt ein Dilemma:
Der Ursprung der Religionen liegt im Dunkeln. Ihren heutigen Erscheinungsformen gingen Vorläufersysteme voraus, die sich erst nach und nach, und immer wieder mit Einschnitten, zu dem entwickelten, was wir heute Religion der Acht Göttlichen, den Neuen Tempel, Hist- oder Daedrakult nennen. Unter den frühen Formen sind beispielsweise der Totemismus von Atmora und der Ahnenkult von Aldmeris. Die Entstehung der meisten heutigen Religionen geht aber nur zum Teil aus früheren Formen der Religion hervor, vielmehr geht sie im Kern auf die Existenz von übernatürlichen Wesen oder Kräften zurück, deren Dasein bewiesen ist. Ausgang der Entstehung dieser Kräfte, die heute in Form von übernatürlichen Wesen verehrt werden und in Erscheinung treten, soll nach weitverbreiteter Auffassung das Zusammenspiel zweier gegensätzlicher Energien gewesen sein, die in ihrem Wechselspiel den Kosmos, also die Aurbis, geschaffen haben. Da diese Vorgänge ob ihrer metaphysischen Natur jedoch nicht mit den Methoden der Geschichtsschreibung aufgearbeitet werden können, soll auf derlei Thematiken im Abschnitt Kosmologie eingegangen werden.

Ich verstehe dein Dilemma. Als Kommunikationssoziologie und Zweitfachhistoriker 8) würde ich eine ähnliche Trennung vornehmen wie du sie in dem zitierten Absatz beschreibst, wobei ich wahrscheinlich sogar drei Unterscheidungen machen würde:

1. Religion als Organisationsform
2. Formen religiöser Tradierung
3. Metaphysische Grundlagen der Religionen

In (1) würde ich die bestehenden Religionen (also z.B. kaiserlicher Kult oder Tribunal) in ihrer Gemeinschaftsstruktur erklären sowie das Entstehen dieser Strukturen darstellen.

In (2) würde ich auf Artefakte eingehen, die zu Genese und Konstruktion von Religion genutzt wurden, also z.B. Texte, Lieder, in der Landschaft rumstehende Runensteine, Gebäude usw.

In (3) würde ich das machen, was du vermutlich unter Kosmologie machst, wobei ich aber den Begriff Kosmologie zu eng finde; es geht ja nicht nur darum, wie die Welt entstanden und strukturiert ist (= Kosmologie), sondern auch um die Götter, Daedra usw. -- eben alles, was du vom geschichtlich Aufarbeitbaren trennen willst.

Die drei Punkte kann man natürlich nur für den Zweck der Analyse trennen; für den einzelnen tamrielischen Gläubigen werden die alle aneinander gekoppelt sein und füreinander bestimmte Leistungen erbringen (z.B. keine religiöse Gruppe ohne die Tradierung metaphysischer Ereignisse).
 
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Nein, du müsstetst fragen: Was bleibt von Tamriel, wenn ein Bewohner Tamriels rationalisiert? Mit den Augen eines solchen schreibe ich auch für den Almanach.

Nun, die Frage hatte sich eher rhetorisch auf RL-Faszination an Tamriel bezogen, aber vielleicht war sie anmaßend, dann entschuldige ich mich. Wie könne irgendjemand vorgeben, was uns an Tamriel zu interessieren hat, dafür ist der Leser sicher souverän genug. Nur kann ich persönlich mit einem "konventionellen RL in kurioser Verkleidung" als Tamriel nichts anfangen, das ist alles. Aber jeder ist frei, sich sein eigenes Tamriel - oder sollte ich sagen, C0DA ? - zu schreiben. :)

Nein, du müsstetst fragen: Was bleibt von Tamriel, wenn ein Bewohner Tamriels rationalisiert? Mit den Augen eines solchen schreibe ich auch für den Almanach.

Das ist imo kein unlösbares Dilemma, wohl aber eines der großen Probleme des Almanachs, wenn du mich fragst - er legt sich selbst meinem Eindruck nach auf eine ganz und gar nicht unumstrittene Gelehrtenrichtung fest und ignoriert dabei weitestgehend die Betrachtung relevanter, realer, tatsächlicher Mythen aus einer Richtung, die über Sozialgeschichte und Transkriptionsfehler hinausgeht. Sie werden als Nebenaspekt abgehandelt und nicht als entscheidender Bestandteil der Aurbis, als von imminenter Wichtigkeit für dieses Universum thematisiert. Dabei könnte man nutzbringendes Gelehrtentum für den Almanach gerade auch mit ernsthafter Betrachtung von Mythentexten betreiben, OOGs einschließend - wie eben der Genesis-Artikel der IL zum Monomythos, ohne ständig einer den Aufbau der Aurbis als Mythenschöpfung vernachlässigenden, implizierten Notwendigkeit ausgesetzt zu sein, jeden Mythos auf einen Logos herunterzubrechen. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass man im Almanach irgendwann einmal beide Darstellungsarten zusammenführen kann, dass er genug Platz für beide Herangehensweisen bietet, wie es auch innertamrielisch genug verschiedene Sichtweisen gibt. Aber das steht in den Sternen :roll:
 
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​Und was sagt ihr hierzu? (Wie ihr seht, kann auch ich nicht umhin die Schaffung von Mundus durch die Aedra im geschichtlichen Abschnitt kurz zu erwähnen, das Konzept ist in der Tat zu grundlegend.)

[...] Um die Anfänge der Religionen Tamriels zu finden muss daher an einem besser fassbaren Zeitraum angesetzt werden: Die Merethische Ära, aus der erste, wenn auch unpräzise, Quellen vorhanden sind. Zur Zeit der Merethischen Ära war Mundus, die Ebene der Sterblichen, bereits durch die Aedra geschaffen worden. Die Urvölker Ehlnofey und Hist, die diese Dimension bewohnten standen am unteren Ende des Machtgefälles zwischen Et‘ada und Sterblichen. Aus dem Urvolk Tamriels, den Ehlnofey, entwickelten sich Mensch und Mer. Die übernatürlichen Wesen wurden in Form von Wirkkräften bemerkt oder offenbarten sich und traten in Verbindung mit den Bewohnern Nirns, sodass sich Vorstellungen von Göttern, Dämonen und ähnlichen Wesen entwickelten.[1] Das Machtgefälle begünstigte hierbei alle Formen der Verehrung. Der Grundstein der Religionen war somit gelegt.
Da die Völker während der Merethischen Ära überwiegend isoliert voneinander lebten, entwickelten sich überall verschiedene Gottesvorstellungen. Trotzdem lässt sich unter diesen eine große Homogenität erkennen, schließlich beruhten die religiösen Vorstellungen auf der Existenz derselben übernatürlichen Kräfte, welche sich durch bestimmte konstante Eigenschaften auszeichnen. [...]

[1] Vermutung
 
​Und was sagt ihr hierzu? (Wie ihr seht, kann auch ich nicht umhin die Schaffung von Mundus durch die Aedra im geschichtlichen Abschnitt kurz zu erwähnen, das Konzept ist in der Tat zu grundlegend.)

[...] Um die Anfänge der Religionen Tamriels zu finden muss daher an einem besser fassbaren Zeitraum angesetzt werden: Die Merethische Ära, aus der erste, wenn auch unpräzise, Quellen vorhanden sind. Zur Zeit der Merethischen Ära war Mundus, die Ebene der Sterblichen, bereits durch die Aedra geschaffen worden. Die Urvölker Ehlnofey und Hist, die diese Dimension bewohnten standen am unteren Ende des Machtgefälles zwischen Et‘ada und Sterblichen. Aus dem Urvolk Tamriels, den Ehlnofey, entwickelten sich Mensch und Mer. Die übernatürlichen Wesen wurden in Form von Wirkkräften bemerkt oder offenbarten sich und traten in Verbindung mit den Bewohnern Nirns, sodass sich Vorstellungen von Göttern, Dämonen und ähnlichen Wesen entwickelten.[1] Das Machtgefälle begünstigte hierbei alle Formen der Verehrung. Der Grundstein der Religionen war somit gelegt.
Da die Völker während der Merethischen Ära überwiegend isoliert voneinander lebten, entwickelten sich überall verschiedene Gottesvorstellungen. Trotzdem lässt sich unter diesen eine große Homogenität erkennen, schließlich beruhten die religiösen Vorstellungen auf der Existenz derselben übernatürlichen Kräfte, welche sich durch bestimmte konstante Eigenschaften auszeichnen. [...]

[1] Vermutung

Ich finde, das ist ein guter Beginn von dem Teil, den ich mit (1) nummeriert habe. Denn daran können sich nun Abschnitte anschließen, die die jeweiligen Religionsformen beschreiben. Es macht nur Sinn, sowas mit den verfügbaren Quellen zu beginnen.

Nur der Satz "Das Machtgefälle ... gelegt" passt irgendwie nicht ganz rein an der Stelle; es würde sich besser lesen, wenn es direkt mit "Da die Völker..." weiterginge. Aber das sind Feinheiten, denen man sich auch später noch widmen kann. ;)


Mal eine generelle Frage, die hier nicht direkt zugehört: C0DA und andere Zukunftstexte -- meint Michael Kirkbride die eigentlich ernst, oder als Parodie?
 
Mal eine generelle Frage, die hier nicht direkt zugehört: C0DA und andere Zukunftstexte -- meint Michael Kirkbride die eigentlich ernst, oder als Parodie?

Er beweist denke ich ganz gerne, dass in dieser Fiktion selbst die langweiligste, generischste, uninspirierteste, 28-jährige 0815-Elfenkönigin ("Queen Aryenn, stepping out of an airport bookstore near you." - ich weiß nicht, wie sie in ESO jetzt wirklich umgesetzt wurde, aber vorab repräsentierte sie eben das Klischee schlechthin) eigentlich eine aus multiplen Persönlichkeiten bestehende "Kinetisch interlinkte nirnische Multibenutzer -Nth-Gen-Exoform", kurz "Kinmune", aus aus der Neunten Ära sein kann. Es gibt in den Texten sicher einige satirische Stellen - irgendwo in den Lektionen z.B. diesen Witz über die Grafik-Engine von Redguard etc - aber allgemein sollte man die Texte imo nicht darauf reduzieren. Im Reddit-AMA gibt es einen Kommentar zu den SciFi-Elementen:

Mir ist aufgefallen, dass eine Menge deiner Werke SciFi-Untertöne hat. Ich meine nicht in Sinne von Star Wars, was Fantasy in einem SciFi-artigen Setting ist, sondern eher wie ein SciFi-Zugriff auf Fantasy. Was denkst du darüber, Fantasy und SciFI zu vermischen? Betrachtest du beide Genres als getrennt oder mehr wie zwei Seiten ein und derselben Medaille?
MK: Morrowind war geradewegs SciFi-Fantasy. Ich dachte, das war offensichtlich :)


MKs C0DA hingegen ist die letzte Geschichte der Dunmer, eine Art Finale der Lektionen, ein Sequel zu Morrowind und ElderScrolls insgesamt sowie eine Metapher über die Überwindung restriktivem, verneinendem Kanonismus zugunsten freien Erzählens in einem OpenSource-Universum. Verdammt, ja, wir müssen es übersetzen. :)

@ Vedam: Interessant formuliert! Hätte noch ein paar Details, aber das später :)
 
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Danke für deine Meinung. :)

Ich frage deshalb nach Parodie, weil ich Teile von C0DA (ab Seite 24) nicht wirklich ernst nehmen kann im Sinne des "Zweitschöpfung"-Gedankens.


Klar, das ist letztlich das Skript für einen Comic (das sieht man an den ganzen Kommentaren und Einfügungen, die die Platzierung von Panels und Sprechblasen und Schriftarten angeben), und ein bisschen Humor schadet da nicht. Und ich hätte auch nichts dagegen, dass sich im Mundus eine eigene Art von Fernsehen entwickelt hat. Ich habe nichtmal was dagegen, dass Vivec, Almalexia (war die nicht "tot"?), Molag Bal (!) und Dagoth Ur (!) in offensichtlicher Superhelden-Manier gemeinsam gegen das Fernsehen kämpfen.


Aber dass die Erde (als Eigenname!) genannt wird, dass von "Dollar" die Rede ist ("19,95$"), dass "Gangsta Rap" erwähnt wird (als etwas, aus dem das Fernsehen Abwehrraketen herstellt), und "Popup Blocker" und Werbeblocker ("Info-Virals Protex") -- dass also das Tribunal und seine Kumpels in "unsere" Dimension eindringen, um gegen das Fernsehen zu kämpfen und damit die Grenzen der Zweitschöpfung verlassen ... finde ich zu viel des Guten, wenn es NICHT eine Parodie sein sollte.




Nun ist das aber alles so offensichtlich auf "komisch" gemacht, dass es eine Parodie sein muss... Und wenn ich es mal losgelöst von "seriöser" Lore betrachte, finde ich das äußerst unterhaltsam, und es gibt mindestens ein Zitat, das sehr denkwürdig ist:


"KEIN VERLIERER-GEREDE! WIR HABEN THALMOR SUPER-WISSENSCHAFTLER, HIST-PSYCHOPATHEN, TAL(OS) MASTERMINDS UND GIGANTISCHE PLANETEN-ATMENDE DÄMONEN GESTOPPT, LEUTE! SAGT MIR NICHT WIR KÖNNEN KEINEN WEG FINDEN, DAS FERNSEHEN ZU BESIEGEN!"


(Original: "NO LOSER TALK! WE'VE STOPPED THALMOR SUPER-SCIENTISTS, HIST PSYCHOPATHS, TAL(OS) MASTERMINDS, AND GIANT PLANET-BREATHING DEMONS, PEOPLE! DON'T TELL ME WE CAN'T FIND A WAY TO BEAT UP TELEVISION!")

Dann Jubals Junggesellenparty, bei der diverse Götter zu Gast sind. Auch da gibt es coole Dialoge, wie:


Jubal: Wie geht's dir, Wurm?


Akatosh: Nicht gut. Ich habe euch enttäuscht.


Jubal: Du bist der Gott der Zeit. Du warst immer pünktlich, aber die Uhr ist kaputt. Bist du sicher, dass das hier keine selbstverschuldeten Schuldgefühle sind?


Akatosh: Vielleicht ist das so.


(Original:

Jubal: How are you doing, Worm?

Akatosh: Not well. I failed you.

Jubal: You're the god of time. You've always been on the clock. Clock's broken. Are you sure this isn't a self-imposed guilt trip?

Akatosh: Maybe it is.)



Was mir auch sehr gut gefällt, ist der "Dialog" mit Numidium.


Ebenfalls nett: Der Verweis auf den Oruburus ("Akatosh begins to eat his tail.")


Was ich nicht verstanden habe: Warum Jubal Hir umbringt.




Fazit: Insgesamt finde ich das alles ganz spannend. Ich verstehe auch, dass es hier um das Reparieren der kaputten Zeitlinien geht. Das ist cool. Aber egal, ob die Zeitlinien kaputt sind ("Timeslines are broken") -- Zeitlinien _unseres_ Universums / der Erde haben da einfach nichts drin zu suchen, wenn es nicht doch "nur" eine Parodie sein soll.


Am Ende der Geschichte ist das zwar eh egal, weil ja mit der Heirat von Jubal und der weiblichen Form Vivecs die ganze Geschichte wieder auf Anfang gestellt wird (Akatosh beißt sich in den Schwanz, der erste Absatz von C0DA wird am Ende wiederholt, aber durchgestrichen dargestellt), aber trotzdem hätte man das Zeitlinienchaos mittendrin (d.h. Kampf gegen Fernsehen; Junggesellenparty) auch auf andere Weise darstellen können. Auf eine Weise, die nicht Sekundärwelt und Primärwelt vermischt, sondern vielleicht einfach mehrere Versionen der Sekundärwelt zeigt.
 
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Danke für deine Meinung. :)

Ich frage deshalb nach Parodie, weil ich Teile von C0DA (ab Seite 24) nicht wirklich ernst nehmen kann im Sinne des "Zweitschöpfung"-Gedankens.

Mmh, das ist ein guter Punkt. In der Tat scheint diese C0DA-Stelle den Gedanken einer, sagen wir, 'stilistisch kohärenten' tolkienesken Zweitschöpfung zu brechen, das in einer Weise, die noch drastischer ist als alle SciFi-Anteile, die ja Inworld durch Battlespires, Mananauten und dergleichen ziemlich fest verankert sind. Aber es gibt Gründe, warum diese so unpassend anmutende Stelle gewählt wurde. In C0DA wird die Geschichte Vivecs mit Alma, Bal und Ur mehrfach erzählt und das hier auf die vermeintlich unwahrscheinlichste Art und Weise. Es ist allerdings für Jubal 5Ä 911 auf dem Mond ebenfalls eine Geschichte, daher spielt Almalexias Tod 3Ä 427 und Vivecs Verschwinden etwas später hier auch keine Rolle, davon abgesehen, dass diese Geschichte selbst wohl vor ihrem Tod spielen wird. Für uns ist das eine Binnenerzählung, eine weitere separate Wirklichkeit, eine Fiktion in der Fiktion.

Ich sehe allerdings auch, dass C0DA von allen ElderScrolls-Texten, die ich kenne, die meisten Brüche der Vierten Wand aufweist. Es gibt so etwas womöglich auch in den Lektionen, aber dann weniger offensichtlich. Und ich teile deine Meinung insofern, dass man diesen bestimmten C0DA-Abschnitt sicher auch als Parodie etwa auf RL-Konsumismus, Werbung etc lesen kann.
Wenn man C0DAs Kritik an Kanonkonsumismus dazunimmt... ich lese die Erzählung als eine Art Erklärung für freies Geschichtenerzählen, in dem keine Variante durch ihre Herkunft höherwertig als die andere ist (wie mündlich weitergegebene, kollektiv geformte Mythenerzählungen), die keinem vorgegebenen Kanon mehr folgen muss, den eine notwendigerweise profitorientierte Firma etabliert hat, um sich ein Exklusivrecht auf das Erzählen einer Geschichte vorzubehalten. Dagegen dieser OpenSource-Ansatz, der in der englischen Community allerdings schon lange vor C0DA von vielen praktiziert und meines Wissens nach auch von den Entwicklern selbst nie ernsthaft bestritten wurde. Sicher ist C0DAs Beendigung der "Canon Wars" eine idealistische Vorstellung, an die sich dann ganz viele praktische Fragen anschließen. Allein de iure gibt es RL, denke ich, gewisse Gründe für Copyright und geistiges Eigentum (Deep, wenn du das liest, der geht an dich :) ) und natürlich müssen wir uns, wenn wir in Forum über ES-Lore diskutieren, auch auf einen gewissen Rahmen einlassen, um einander überhaupt verstehen und argumentieren zu können. Trotzdem gelingt es C0DA, einen über die Grundannahmen des Erzählens von, in, über Tamriel nachdenken zu lassen.

Darin könnte man eine Verbindung zwischen dieser Binnenerzählung und C0DA insgesamt sehen. Es könnte eine Parodie auf festgefahrene RL-Vorstellungen sein, dass ES-Lore gleich so und so sein muss. Vielleicht auch die Frage, ob man ES-Lore immer noch konsumieren würde, wenn sie wie in der Gangsterrap-Erzählung von Vivec wäre? Und eben die Möglichkeit, diese Erzählfiktion von Tamriel auch als extrem RL-beeinflussten Gangsterrap zu gestalten, wenn nun einmal jemand seine Freude daran hat. Wer würde in dieser Geschichte Nein dazu sagen außer Numidium? ;)

Dein Punkt, dass diese Episode ein stilistischer Bruch ist, bleibt auch meiner Meinung nach bestehen und ich kann es auch gut nachvollziehen, wenn man darin eine Gefährdung der mühsam aufgebauten fiktiven Welt sieht. Du hast ja bemerkt, wie gerne ich mit Tolkiens Zweitschöpfung - danke für den Link! - argumentiere (wenn auch hier natürlich auf den Aspekt einer Fiktionalitätstheorie reduziert). Meine Befürchtung war in dieser Hinsicht nun, dass diese beliebten, unterhaltsamen Filme allein durch medial vorherrschende Bildgewalt etwas von dieser wundervollen Sub-Creation für immer "überschreiben" und dadurch die eigene Lesart und Imagination zerstören würden. Es ist nun einmal so, dass sich Intertexte eigentlich immer in andere einschreiben, aber ich glaube inzwischen, man sollte das eher als Herausforderung zur Schärfung der eigenen Interpretation sehen statt von einer existentiellen Bedrohung dieser fiktiven Welt auszugehen. Sobald man für sich souverän sagen kann, was diese Zweitschöpfungen eigentlich ausmacht, können sie denke ich auch nicht mehr ohne weiteres "verdorben" werden. Weder ElderScrolls durch Gangsterrap noch Mittelerde durch ... aber das ist ein anderes Thema ;)

Ebenfalls nett: Der Verweis auf den Oruburus ("Akatosh begins to eat his tail.")

Meinst du den ESO-Ouroboros, das Symbol allgemein oder beides?

Was ich nicht verstanden habe: Warum Jubal Hir umbringt.

Ich auch noch nicht, aber ich vermute, das wir Erklärungen aus den Lektionen und dem "Loveletter from the Fifth Era" herleiten könnten. Vermutlich ist Hlaalu Hir eine Form von Vivec - "Hir" liegt zwischen "His" und "Her", seinen beiden Aspekten.
 
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@ Vedam: Welche Seite hast du dir jetzt herausgesucht und was hältst du allgemein vom Spiel und seinen Inhalten, nachdem du es ausprobiert hast? Würde mich interessieren, wie du das siehst.

Dominion. Und nein, ich halte nicht besonders viel davon. Für ein ausführlicheres Fazit brauche ich allerdings noch ein paar mehr Spielstunden. Trotzdem gibt es auch interessante Aspekte:

Die Sterne sind die Brücken nach Aetherius, der magischen Ebene. Sie werden als Löcher in der Innenfläche des Raums wahrgenommen. Da sie sich auf der Innenseite einer Sphäre befinden, sind alle Sterne gleichweit von Nirn entfernt. Größere Sterne liegen darum nicht näher an der sterblichen Ebene, sie sind bloß größere Risse im Reich des Vergessens.

Hier ein nettes Detail aus ESO, Kalthafen. Die aetherischen Strahlen sind im Spiel berechnete Lichtquellen und nicht nur reine Textur. Gerade ingame machen sie den Eindruck durchbrechenden Lichts.

EDIT: Überhaupt machen die Sterne in ESO einen "magischeren" bzw. "aetherischeren" Eindruck, da sie, zumidest nach dem was ich in wenigen Stunden Spielzeit gesehen habe, dezent funkeln und glitzern, als ob sich dahinter in der Tat Aetherius verbergen würde.





 
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Meinst du den ESO-Ouroboros, das Symbol allgemein oder beides?

Das Symbol allgemein; dem bin ich das erste Mal Ende der 1990er begegnet (falls noch jemand die Fernsehserie "Millennium" kennt ...), und musste da gleich dran denken.

Dass eine Art Ouroboros auch als ESO-Logo verwendet wird, finde ich ganz interessant, habe aber bisher nicht ganz verstanden, warum. Was genau will man damit ausdrücken? Warum beißt sich der Drachen in ESO in den Schwanz? Gut, es sind drei Drachen -- die stehen dann wohl für die Bündnisse, die sich bekämpfen -- quasi 3 Sichtweisen auf das "Richtige" (den richtigen Weg für Cyrodiil/Tamriel), die sich bestimmt auch alle irgendwie auf Akatosh berufen und so miteinander verbunden sind. Indem sie sich gegenseitig in den Schwanz beißen (sich bekämpfen), halten sie Tamriel aufrecht. Die Stabilität braucht den Konflikt. Oder so.

Für ESO als Spiel muss so ein Gleichgewicht ja auf jeden Fall vorhanden sein, damit nicht irgendwann die eine Seite die andere komplett dominiert.


Ich auch noch nicht, aber ich vermute, das wir Erklärungen aus den Lektionen und dem "Loveletter from the Fifth Era" herleiten könnten. Vermutlich ist Hlaalu Hir eine Form von Vivec - "Hir" liegt zwischen "His" und "Her", seinen beiden Aspekten.

Hm, das wäre eine Möglichkeit. Den Loveletter habe ich jetzt gar nicht berücksichtigt (und anders als C0DA noch gar nicht so genau gelesen). Ich habe aber hier noch eine Interpretation gefunden:

What comes after Jubal's victory over Numidium is Hlaalu Hir's betrayal. Jubal, in my eyes, is transgressing his society's rigid system, which Hir upholds. Thus, when Jubal actually doesn't die from Numidium, Hir hastily hires a horde of Morag Tong to finish the job. It doesn't work, and Hir is killed by his friend Jubal. Jubal makes a speech denigrating House Hlaalu, and then leaves for his marriage ceremony.

(http://www.imperial-library.info/content/c0da?page=2)

Das geht davon aus, dass Jubal für eine visionäre, fortschrittsgewandte Sicht steht, während Hir das Althergebrachte bewahren will.
 
Hier ein nettes Detail aus ESO, Kalthafen. Die aetherischen Strahlen sind im Spiel berechnete Lichtquellen und nicht nur reine Textur. Gerade ingame machen sie den Eindruck durchbrechenden Lichts.

EDIT: Überhaupt machen die Sterne in ESO einen "magischeren" bzw. "aetherischeren" Eindruck, da sie, zumidest nach dem was ich in wenigen Stunden Spielzeit gesehen habe, dezent funkeln und glitzern, als ob sich dahinter in der Tat Aetherius verbergen würde.

Meridia scheint ja auch keine ganz so unbedeutende Rolle in ESO einzunehmen. Merid-nunda (Traktat von Merid-nunda - der Titel kommt aus dem Zensus der Daedrafürsten und wurde dann in ESO als eigenes Buch eingearbeitet) oder die große Merid (Pantheon der Magne-Ge) - eine "eigensinnige Sonnentochter [...] die aus den Himmeln verstoßen wurde, weil sie sich mit unerlaubten Spektren einließ", als Daedrafürstin die "Herrin der unendlichen Energien". Eine dieser et'ada, die unter verschiedenen Umständen erst zu Daedrafürsten im Reich des Vergessens wurden, wie Malacath (Korrumpierung Trinimacs durch Boethiah) oder Dagon (in den nordischen Aldudaggas).

Dass eine Art Ouroboros auch als ESO-Logo verwendet wird, finde ich ganz interessant, habe aber bisher nicht ganz verstanden, warum. Was genau will man damit ausdrücken? Warum beißt sich der Drachen in ESO in den Schwanz? Gut, es sind drei Drachen -- die stehen dann wohl für die Bündnisse, die sich bekämpfen -- quasi 3 Sichtweisen auf das "Richtige" (den richtigen Weg für Cyrodiil/Tamriel), die sich bestimmt auch alle irgendwie auf Akatosh berufen und so miteinander verbunden sind. Indem sie sich gegenseitig in den Schwanz beißen (sich bekämpfen), halten sie Tamriel aufrecht. Die Stabilität braucht den Konflikt. Oder so..

In ESO vermutlich, weil es ein Endlosspiel aus drei Bündnissen ist, von denen sich keins langfristig durchsetzen wird. Die Drachengarde und andere Mächte werden dann ein paar Jahrhunderte später für den Aufstieg von Cuhlecains unbesiegbarem General sorgen. ;)

Der Ouroboros, also Schlangen oder Drachen, die sich in den eigenen Schwanz beißen - da es hier Akatosh meint, beginnt der zeitliche Kreislauf wieder von vorne. Allerdings wohl nicht in immergleicher Form, sondern ein neuer Traum (nicht mehr der von Anu, in dem wir uns bislang bewegt haben), neue Welten, vielleicht ein neuer Monomythos (nun ohne die Konstante des verlorenen Herzens von Padomay / Lorkhan, denn die Herzwunde ist verheilt). Aber den Ouroboros selbst finden wir auch noch in Satakals Hunger (Artwork von Lutemoth), der sich selbst verschlingt. Solche Zyklen gibt es auch in der nordischen Kalpa-Konzeption und der Vorstellung des "Seelen-Recycling" durch die Traumhülle. Arkay, Gott des Kreislaufs von Geburt und Tod. Oder in einer Prophezeiung: "und das Rad dreht sich auf das letzte Drachenblut".

Was Jubal und Hir angeht: Hir schickt Assassinen nach Jubal aus ... Morag Tong, Mephalas Meuchelmörder, vermutlich gerade auch der mit Mephala verbundene Aspekt des Verrats an vertrauten, geliebten: Vivec hat Nerevar am Roten Berg verraten (in Skyrim finden wir das Motiv noch während Mephalas Ebenerzklingen-Quest). Hir will Jubals Hochzeit mit "the High Alma's daughter" verhindern, damit diese neue, nächste Wirklichkeit verhindern. Oder ihn prüfen, so wie Vivec in den Lektionen wohl den Hortator geprüft hat? Aber ich bin leider echt kein Experte für die Lektionen :roll:
 
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Thx für die Erinnerung, ich habe es nicht vergessen. Wollte auch noch die letzten Aldudaggas abschließen und die Überarbeitungen der alten einstellen, habe aber wegen Uni die letzten Tage kaum etwas fertigbekommen. Trotzdem, ich schreibe weiter an "Mythen der Aurbis". Es geht eben auch ganz grundsätzlich um Worldbuilding a la Morrowind und das, was für mich die Essenz von ElderScrolls nach Daggerfall ausmacht, um Mythopoesis im 20. Jhdt., Tolkien und Borges, daher habe ich es nicht schnell in einer Nacht heruntergeschrieben bekommen - das wäre möglich gewesen, wenn es nur um die leicht zu beweisende Relevanz einzelner Mythen ginge, aber das Thema umfasst mehr. Tut mir leid, dass es nicht ganz so schnell geht, aber ich weiß auch, dass der Text wirklich geschrieben und veröffentlicht werden muss, er ist mir nicht weniger teuer wie Xarxes sein Mysterium oder dir der Religionsartikel ;)
 
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Die Königlich-Kaiserlichen Mananauten des Ältestenrats waren ja "Im all" wo genau waren die? Nur etwas über Nirn? Gar Aetherius oder in der Leere? Und wie geau verhält es sich dort wo sie waren? Ist s vergleichbar mit dem Weltall, also Kalt, leer, ohne schwerkraft und luft etc?

Na ja, für mehr als den kleinen Abschnitt in der 3. Auflage des kleinen Tamriel-Almanachs müssten wir wahrscheinlich Obscure-Lore heranziehen.

Hat noch jemand (wenn möglich deutsche) Infos dazu in der obskure Lore? :)
 
Ich glaube Quelle Nummer Eins wäre "Tiber Septim's Sword- Meeting with Cyrus the Restless", einzusehen hier. Ich habe allerdings gerade wenig Lust mich durch diesen ellenlangen Text zu quälen, auch wenn er sehr interessant erscheint. Falls nötig, kann ich aber die deutsche Version von Tohawks Post hier reinschreiben...

Was sind denn deine Gedanken zur "Raumfahrt"? Neben den offiziellen und obskuren Quellen ist, denke ich, wieder viel Spekulation und Fantasie gefragt.