Danke für deine Meinung.
Ich frage deshalb nach Parodie, weil ich Teile von C0DA (ab Seite 24) nicht wirklich ernst nehmen kann im Sinne des "Zweitschöpfung"-Gedankens.
Mmh, das ist ein guter Punkt. In der Tat scheint diese C0DA-Stelle den Gedanken einer, sagen wir, 'stilistisch kohärenten' tolkienesken Zweitschöpfung zu brechen, das in einer Weise, die noch drastischer ist als alle SciFi-Anteile, die ja Inworld durch Battlespires, Mananauten und dergleichen ziemlich fest verankert sind. Aber es gibt Gründe, warum diese so unpassend anmutende Stelle gewählt wurde. In C0DA wird die Geschichte Vivecs mit Alma, Bal und Ur mehrfach erzählt und das hier auf die vermeintlich unwahrscheinlichste Art und Weise. Es ist allerdings für Jubal 5Ä 911 auf dem Mond ebenfalls eine Geschichte, daher spielt Almalexias Tod 3Ä 427 und Vivecs Verschwinden etwas später hier auch keine Rolle, davon abgesehen, dass diese Geschichte selbst wohl vor ihrem Tod spielen wird. Für uns ist das eine Binnenerzählung, eine weitere separate Wirklichkeit, eine Fiktion in der Fiktion.
Ich sehe allerdings auch, dass C0DA von allen ElderScrolls-Texten, die ich kenne, die meisten Brüche der
Vierten Wand aufweist. Es gibt so etwas womöglich auch in den Lektionen, aber dann weniger offensichtlich. Und ich teile deine Meinung insofern, dass man diesen bestimmten C0DA-Abschnitt sicher auch als Parodie etwa auf RL-Konsumismus, Werbung etc lesen kann.
Wenn man C0DAs Kritik an Kanonkonsumismus dazunimmt... ich lese die Erzählung als eine Art Erklärung für freies Geschichtenerzählen, in dem keine Variante durch ihre Herkunft höherwertig als die andere ist (wie mündlich weitergegebene, kollektiv geformte Mythenerzählungen), die keinem vorgegebenen Kanon mehr folgen muss, den eine notwendigerweise profitorientierte Firma etabliert hat, um sich ein Exklusivrecht auf das Erzählen einer Geschichte vorzubehalten. Dagegen dieser OpenSource-Ansatz, der in der englischen Community allerdings schon lange vor C0DA von vielen praktiziert und meines Wissens nach auch von den Entwicklern selbst nie ernsthaft bestritten wurde. Sicher ist C0DAs Beendigung der "Canon Wars" eine idealistische Vorstellung, an die sich dann ganz viele praktische Fragen anschließen. Allein de iure gibt es RL, denke ich, gewisse Gründe für Copyright und geistiges Eigentum (Deep, wenn du das liest, der geht an dich
) und natürlich müssen wir uns, wenn wir in Forum über ES-Lore diskutieren, auch auf einen gewissen Rahmen einlassen, um einander überhaupt verstehen und argumentieren zu können. Trotzdem gelingt es C0DA, einen über die Grundannahmen des Erzählens von, in, über Tamriel nachdenken zu lassen.
Darin könnte man eine Verbindung zwischen dieser Binnenerzählung und C0DA insgesamt sehen. Es könnte eine Parodie auf festgefahrene RL-Vorstellungen sein, dass ES-Lore gleich so und so sein muss. Vielleicht auch die Frage, ob man ES-Lore immer noch konsumieren würde, wenn sie wie in der Gangsterrap-Erzählung von Vivec wäre? Und eben die Möglichkeit, diese Erzählfiktion von Tamriel auch als extrem RL-beeinflussten Gangsterrap zu gestalten, wenn nun einmal jemand seine Freude daran hat. Wer würde in dieser Geschichte Nein dazu sagen außer Numidium?
Dein Punkt, dass diese Episode ein stilistischer Bruch ist, bleibt auch meiner Meinung nach bestehen und ich kann es auch gut nachvollziehen, wenn man darin eine Gefährdung der mühsam aufgebauten fiktiven Welt sieht. Du hast ja bemerkt, wie gerne ich mit Tolkiens Zweitschöpfung - danke für den Link! - argumentiere (wenn auch hier natürlich auf den Aspekt einer Fiktionalitätstheorie reduziert). Meine Befürchtung war in dieser Hinsicht nun, dass diese beliebten, unterhaltsamen Filme allein durch medial vorherrschende Bildgewalt etwas von dieser wundervollen Sub-Creation für immer "überschreiben" und dadurch die eigene Lesart und Imagination zerstören würden. Es ist nun einmal so, dass sich
Intertexte eigentlich immer in andere einschreiben, aber ich glaube inzwischen, man sollte das eher als Herausforderung zur Schärfung der eigenen Interpretation sehen statt von einer existentiellen Bedrohung dieser fiktiven Welt auszugehen. Sobald man für sich souverän sagen kann, was diese Zweitschöpfungen eigentlich ausmacht, können sie denke ich auch nicht mehr ohne weiteres "verdorben" werden. Weder ElderScrolls durch Gangsterrap noch Mittelerde durch ... aber das ist ein anderes Thema
Ebenfalls nett: Der Verweis auf den Oruburus ("Akatosh begins to eat his tail.")
Meinst du den ESO-Ouroboros, das Symbol allgemein oder beides?
Was ich nicht verstanden habe: Warum Jubal Hir umbringt.
Ich auch noch nicht, aber ich vermute, das wir Erklärungen aus den Lektionen und dem "Loveletter from the Fifth Era" herleiten könnten. Vermutlich ist Hlaalu Hir eine Form von Vivec - "Hir" liegt zwischen "His" und "Her", seinen beiden Aspekten.