Vivecs eigene Göttlichkeit bleibt davon letzendlich unberührt,
obwohl er durch das Herz ebenso seine gestohlene Göttlichkeit verliert wie Almalexia und Sil;
"Understand that I am a Master and make my own way." (-
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Die Definition von Göttlichkeit in der Aurbis ist natürlich nicht weniger kompliziert als in unseren Mythologien und Religionen, nicht ein bloßes Power-Upgrade mit ein paar netten Spezialfertigkeiten. Divayth Fy fragt immer weiter, ob die Tribunen nun wirklich Götter sind, Sotha Sil der Weise
antwortet: “Am I a god? A surely as any are.” Unsterblichkeit ist auch kein Skill von Göttlichkeit. Du kannst Vivec physisch jederzeit töten. Der wichtigste Gott von allen ist physisch
tot, verschwunden und wandelt doch in Inkarnationen und am Nachthimmel einher. Die Acht, die in die Schöpfung eingegangen sind, sind auf ihre Weise ebenso “tot, schlafend, komatös” und aus ihrer “
Substanz” können ganz lebendige, neue Göttermythen geschaffen werden. Und natürlich der Sharmat: Nibani Maesa sagt, dass er tot sei, aber zu leben träumt. Hassour Zainsubani fragt sich, nachdem der Hortator den Sharmat ein zweites Mal erschlagen hat, ob
ein toter Gott träumen kann?
Vivec beschreibt es auch auf diese Weise:
“[Being a god] is a bit like being at once awake and asleep. Awake, I am here with you, thinking and talking. Asleep, I am very, very busy. Perhaps for other gods, the completely immortal ones, it is only like that being asleep. Out of time… It's nice never being dead, too. When I die in the world of time, then I'm completely asleep. I'm very much aware that all I have to do is choose to wake. And I'm alive again... That is the god place. The place out of time, where everything is always happening, all at once."
Das Leben ein Traum - was sonst? Vivecs Göttlichkeit geht eben sehr eng mit der Erkenntnis des Traumzustands der Aurbis einher, die CHIM genannt wird, wenn dem Erkennenden zugleich seine Selbstbehauptung darin gelingt. Vivecs Weg dahin beginnt lange vor dem Roten Moment. Das Re-enactment monomythischer Vorlagen mit
Keening, Sunder und Wraithguard in der drachengebrochenen Gotteszeit der Dämmerung, in die sich die Tribunen damit selbst einschreiben, ist nur Mittel zum Zweck - für Vivec nur ein, wenn auch sehr wichtiges, Ritual auf dem Weg, nicht das letzte Ziel seiner Göttlichkeit, die natürlich viel weiter reicht und Lorkhans Absicht folgt, aus diesem
traurigen Traum und Weltenlauf endgültig in eine freie, neue (Traum)wirklichkeit
zu entkommen. Vivec folgt nicht Akas Muster wie Almalexia, die über den Verlust ihrer Göttlichkeit durch das Herz dem Wahnsinn verfällt oder Magnus wie Sotha Sil, der immer beobachtet und sich zurückzieht. Vergessen wir auch nicht, dass die Tribunen immer wieder zum Berg zurückgekehrt sind, um dieses Ritual (in abgeschwächten Formen) zu erneuern, bis der Träumer unter dem Roten Berg wiedererwacht ist, ihnen die Artefakte genommen und den Zugang zu der Höhle verwehrt hat. Aber der Rote Berg ist erst Lektion 36, 35 Lehren vorher behandeln seinen Weg. CHIM lernt er durch Molag Bal, nicht am Roten Berg. Und die Übermantelung Mephalas ist auch unabhängig davon angelegt: In “
What my beloved taught me”, dem einzigen Text über den sterblichen Vehk vor den Lektionen, wird er schon, ganz wie seine Antizipation Mephala, als Hermaphrodit beschrieben, Dualismus von Mann und Frau in einem. Und Mephalas Sphäre entsprechend wird er Nerevar schließlich verraten und
ermorden. Vehk, Mphaals Tochter, in der Tat.
Was aber von Vehk dem Sterblichen bleibt ist eine gute Frage. Nerevar, den er ermordet, war sein Geliebter. Das Bewusstsein um seinen Verrat als Sterblicher quält ihn trotz seiner Überwindung sterblicher Kategorien durch Göttlichkeit noch immer, denn er ist beides. Götter aus Sterblichen, Sterbliche aus Göttern. "How black my heart, roasting fiercely?", heißt es in einem Vers im
Book of Dusk and Dawn, den ich nur dem Kriegerpoeten zuschreiben würde. Vehk der Sterbliche hat den Hortator ermordet, Vehk der Gott hat es nicht. Und doch sind beide ein und dasselbe und sind es doch nicht. Er ist ein einziger Dualismus.
Er behauptet schließlich:
"But death comes to all mortals - and we are all mortal now" und
"I will be quite content to be a mere mortal again, dedicated to my own amusements." (- Dialog)
Was daraus spricht ist, denke ich, eine Art Erlösung durch den Nerevarine, der die Gefahr von seinem Volk abgewendet und ihn von dieser Bürde - sowohl, implizit, seines Verrats als auch der Herausforderung durch Ur befreit hat. Aber Vivecs Göttlichkeit war von Beginn an nicht dazu ausgelegt, mit der Apotheose am Roten Berg zu enden und dann durch die Entrückung des Herzens zu versagen. Interessant ist natürlich, das Lorkhan mit seinem ersten Schöpfungsplan der Welt ebenso scheitert (er wird sterblich/stirbt, das Herz entfernt) wie Vivecs Göttlichkeit durch Lorkhans “Herz der Welt” (das wieder entrückt wird) scheitert. Ich nehme an, dafür gibt es einen sehr guten Grund:
“The world you stand on is said to be the first attempt at chim. It is also admittedly the most famous. That it was choreographed by Lorkhan and ultimately failed is well-documented [... but why] would he crumble that which he esteems? Perhaps he failed so you might know how not to.” (-
Vehk's teaching)
Es heißt später ganz einfach, dass Vivec verschwunden ist (Oblivion-Dialoge etc). Dazu passt auch MKs
Kommentar über Vivec nach Morrowind:
“Vivec is safe and sound, at least that's what I gather from the postcards. He will trouble the Mundus no more...he's having too much fun in planes unrecorded, thieving from them as is his wont. And by "no more" I really mean "until the new Threat! To! Empire! Aurbis!" is put down.” Der Dieb kennt natürlich immer einen Ausweg